13. Februar - 5. Maerz 2006
von Hue - DuongDong(Phu Quoc)/Vietnam

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Die Ausfluege in Hue machen wir bequem per Cyclo. Eine Stunde strampeln und sich durch den Verkehr schlaengeln kostet gerade mal US $ 1.- pro Vehikel. Wir lassen wir uns zur westlich der Stadt auf einem Huegel gelegenen Chua Thien Mu Pagode bringen. Der achteckige, 21 m hohe Phuoc-Duyen-Turm mit seinen 7 Stockwerden aus 1844 gilt als Wahrzeichen von Hue.
Ein weiteres lohnenswertes Ziel ist die Zitadelle. Durch das Ngo Mon Gate (Mittagstor) beim grossen Fahnenmast mit der leuchtenden Landesflagge beginnt unsere Besichtigung.

IIm ehemals kaiserlichen Palast endete am 30. August 1945 die Nguyen Dynastie als der letzte Kaiser (von Frankreich's Gnaden, Bao Dai, abdankte und die Regierungsgewalt dem Abgesandten von Ho Chi Minh uebergab. Bei der Zweiteilung Vietnams 1954 durch die Genfer Konferenz wurde Hue dem Sueden zugeschlagen, womit die franzoesische Herrschaft nur durch die amerikanische, vertreten durch die Marionette Diem, ausgewechselt wurde. Waehrend der Tet-Offensive 1968 wurde Hue von den Nordvietnamesen voruebergehen fuer nur gute 3 Wochen eingenommen. Suedvietnamesiche und amerikanische Artillerie und Luftwaffe legten die halbe Stadt in Asche, bevor sie wieder zurueckerobert wurde. Nur sieben Jahre spaeter, am 24. Maerz 1975, raeumten die Truppen des Saigoner Regimes die Stadt kampflos.

Kaum erstaunlich, dass von der einstigen Kaiserstadt sowie deren Kern, der den gewoehnlich Sterblichen verbotenen purpurnen Stadt mit ehemals privatem Bereich des Kaisers und seiner Familie, nur wenig uebrig blieb. Einzelne Bauten, wie die Halle der hoechsten Harmonie, die Hallen der Mandarine, der Ahnentempel The Dieu mit den neun grossen dynastischen Bronze-Urnen dahinter oder des Kaisers Lesepavillons wurden inzwischen wieder aufgebaut und vermitteln immerhin einen Eindruck der ehemaligen Grossartigkeit.
Unsere praktischen Anliegen lassen sich nur teilweise erledigen - Laundry und Internet sind nie ein Problem. Aber analog zur Erfahrung in Laos stellt sich auch hier, als wir endlich die Immigration Police in einem unscheinbar, komplett ueberlaufenen Gebaeude gefunden haben, heraus, dass man das Visum nicht vor dessen Ablauf im voraus verlaengern kann.
Also folgt ein weiterer Kulturtag, und d.h. wir bewegen uns auf touristischen Trampelpfaden zu den kaiserlichen Graebern. Deren sechs liegen zwischen 7 und 14 km entfernt suedlich von Hue. Wir beschraenken uns gedenk unseres gemaessigten Interesses auf drei davon. Der erste Besuch gilt dem Grab von Tu Duc, dem nachgesagt wird, dass er koerperlich selbst fuer vietnamesische Verhaeltnisse mit 153 cm kleingewachsen war und trotz 104 Ehefrauen keinen Nachwuchs zustandebrachte. Der zwischen 1864 und 1867 errichtete Komplex umfasste mehr als 50 Gebauede und liegt zwischen achteckigen Waellen. In der richtigen Jahreszeit, wenn nicht nur die Pinien gruen sind sondern auch die vielen Frangipani-Baeume bluehen, ist sie sicher beeindruckender als heute. Die Holz-Tempel und -Hallen wie auch die steinern Grabmaelernvon Kaiser und Frau leiden im hiesigen Klima mit staendig mind. 88 % Luftfeuchtigkeit enorm. Wegen ihrer vielen schwarzen Flecken, den Flechten und kaum restaurierten Bauten erscheinen sie eher vernachlaessigt. Leider sind die umliegenden Seen heute von durchfliessendem Wasser abgeschlossen und deren Fuellung entsprechend unattraktiv.
Zweiter Anlaufpunkt ist das Lang Khai Dinh. Dieses Grabmal stammt aus dem 20. Jht. und ist nicht mehr im traditionellen Stil sondern als Stahlbetonkonstruktion an einen Huegel erbaut. Man erklimmt die Treppenstufen an Betondrachen vorbei und landet zuoberst im innen kitschigen, bunt-ueberladenen Palast. Von der Decke schauen gemalte Drachen auf Mosaike aus Tausenden von Scherben aus Porzellan und Flaschen zusammengesetzt hinuntert. Den Raum mit dem Grab erkennt man an der bronzernen Kaiserstatue, die auf einem erhoehten Thron sitzt. Auch hier sind alle Elemente praktisch schwarz von den Umwelteinfluessen, dafuer geniesst man eine schoene Aussicht ueber die gruene Landschaft.
Der Abschluss bildet das Lang Minh Mang, unserer Ansicht nach die eigentlich schoenste Anlage. Sie liegt an der Stelle, wo sich zwei kleinere Flussarme zum Song Huong vereinen. Hier ist die Mehrheit der Gebaeude erhalten geblieben und einzelne gar mit finanzieller Hilfe von American Express wieder restauriert worden. Das wie einst wieder rot gemalte Holzwerk innen mit den goldenen Verzierungen ist geradezu eine Augenweide nach den bislang angetroffenen tristen Exemplaren. Ueber Mittelstege und einzelne Treppen gelangt man zwischen kuenstlichen Teichen hindurch zu den einzelnen Tempel und Pavillons.
Von diesem letzten Ausflug vom Dienstag, 14.2., kehren wir verschwitzt in ungewohnt schwuelen Wetter bei fast 30o C wir nach Hue zurueck, tanken, fuellen Wasser auf und spendieren dem Camper eine Wagenwaesche fuer 40'000.- D. Den Mittagshalt wollen wir an Hue's angeblich tollen Straenden an der 14 km entfernten, allerdings recht dicht besiedelten Landzunge machen. Erst etwa im dritten Anlauf finden wir in Thuan An,einen schmalen Zugang zum Meer ohne tiefhaengende Kabel, dafuer fahren wir erst mal durch die oertliche Kehrricht-Deponie. Bekannt ist diese Region fuer die vielen Grabmaeler, mal zwischen Wohnhaeusern, andere wiederum in den Duenen gelegen. Einige locken mich zum Fotographieren, derweil Fredy den Camper am Strand unten ideal stellen will. Zum Teil mal prunkvolle Erinnerungsmale finde ich vor, allerdings auch sie gesaeumt von Abfall und die kleinen Wege dazwischen als Toiletten missbraucht. Die Leute hier sind sehr misstrauisch und nicht nur die Kinder, sogar die Frauen betteln mich an, so dass ich bald zum Camper zurueckkehre. Der steht zwar wie wie versprochen am Strand, aber alles andere als ideal und eingesunken in tiefem Sand. Ein schwitzender rotgesichtiger Fredy hantiert mit den Sandblechen, schwingt die Schaufel und ist daran, eine Fahrspur zurueck auf festen Grund zu ebnen - gemuetliche Mittagspause gestrichen! Der Strand hier am suedchinesischen Meer waere an sich schoen flach und unter der Woche einsam, aber ebensoweit kilometerweit wie er reicht leider auch der Abfall. Heute windetes stark, das Meer rauh und das Wasser voll aufgewirbeltem Sand.

In buntem Gemisch stehen dicht gedraengt links und rechts der Strasse bis weit nach Phu Dien Wohnhaeuser, manchmal halbe Palaeste, riesige Grabmaeler, Tempel und reich verzierte Bauten, von denen wir nicht ausmachen koennen, zu was wir sie zaehlen sollen. Vor Vinh Hien wird die Halbinsel breiter, Reisfelder und viele Gemuesebeete tun sich auf. Wir sind froh, ueber eine dammartig angelegte kleine Strasse und Bruecken wieder aufs Festland zurueckkehren zu kommen. Erstmals sind wir hier seit unserer Einreise nach Vietnam auf recht unfreundliche Leute gestossen, wenn wir zum Fotographieren halten. Auch an der naechsten Zahlstelle, nunmehr wieder auf Route 1A, sind die Kassierinnen unfreundlich und haben das Gefuehl, kein Rueckgeld rausgeben zu muessen. Hoffentlich sind diese neuen Erfahrungen nicht typisch fuer das ehemalige Suedvietnam!

Bei Phu Loc baut sich eine graue Wolkenschicht an den Haengen auf. Zweimal steigt die Strasse an auf je etwa 65 m Hoehe, was einem nach der topfebenen Gegend wie Paesse vorkommt. Es geht gegen Abend. In einzelnen Orten sieht man von weitem ploetzlich eine verstopfte Strasse, so dass man unwillkuerlich erst an eine Demonstration denkt. Dann aber von Nahem erkennen wir die Hunderte von Schuelern und Schuelerinnen, die dem Schulhof zu Fuss, aber meist auf Fahrraedern entfliehen. Beeindruckend grazioes sind die aelteren Maedchen, die vielfach in traditioneller Landeskleidung als Schuluniform, dem Ao Dai - lange Hose und eine wadenlange Tunika mit langen Seitenschlitzen darueber, so dass die Rockschoesse beim Fahren wie Fahnen im Wind flattern. In solchen Situationen sehen wir die Wirklichkeit der statistischen Angaben, dass von den 80 Mio. Einwohnern Vietnams ueber die Haelfte juenger als 20 und fast ein Drittel (32%) noch nicht einmal 14 Jahre alt ist. Wir hoffen vergeblich, bei Lang Cho ans Meer gelangen zu koennen. Schliesslich muessen wir uns im letzten Tageslicht mit einem Standplatz an der dahinterliegenden Lagune zufriedengeben, leider aber immer noch in Hoerweite der seit Einnachten sich haeufenden schweren Laster mit ihren Fanfarenhoernern und lauten Rollgeraeuschen. Heute haben wir Vollmond, der sich im schwarzen naechtlichen Wasser spiegelt.
Wir haben auf die Uebernachtung auf dem famosen Wolkenpass (Hai Van) verzichtet - er verdient in dieser Jahreszeit seinen Namen vollends. Heute Mittwoch haben wir unerwartet schoenes, aber diesiges Wetter auf der 496m hohen Wetterscheide Vietnams. Kein Wunder, dass die beiden Australier nass vor Schweiss sind. Sie machen mit ihren Fahrraedern Halt am Strassenrand, und wir erkundigen uns, ob sie Hilfe brauchen. Vor enem Jahr haben sie London verlassen, haben uns schon in Laos gesehen und wollen in insgesamt 15 Monaten zurueck nach Hause in Australien radeln. Auf de Passhoehe werden wir von unzaehligen Verkaeufern und aufdringlichen Frauen erwartet, die uns was andrehen wollen, so dass wir uns rasch uns talwaerts fluechten. Da Nang mit 1,1 Mio. Einwohnern macht einen modernen Eindruck. Wir rollen auf der doppelspurigen Einfahrtsstrasse ins Zentrum. Fuer einmal haben wir Glueck, sie wechselt ein paar Mal den Namen und wird zur Th. Bien Phu, die wir suchen. An ihr soll sich laut Homepage eine Iveco Vertretung befinden, aber Nr. 256 ist nur ein kleiner Laden, also koennen wir uns naehere Abklaerungen gerade schon sparen.
Aufgrund der Beschreibung hatten wir eigentlich von einem Besuch der Ngju Hanh Son absehen wollen. Da wir sowieso auf der kuestennahen Strasse weiterfahren, sehen wir die Marble Mountains, 5 bis zu 100 m hohe bewaldete Felskegel, die aus der Landschaft ragen und aus Marmor bestehen, von Nahem und entscheiden uns anders. Wie zu erwarten ist die ganze Umgebung touristisch mehr als angehaucht, und die Bevoelkerung beschaeftigt sich fast ausschliesslich mit der Herstellung von Skulpturen in allen Groessen und Scheusslichkeiten, angefangen von Drachen und Loewen ueber den lachenden Buddha bis zum American Eagle. Und da sie sich nicht von alleine verkaufen, wird man staendig bedraengt und geradezu mit Offerten und von Einladungen, die einzelnen Shops zu betreten, verfolgt. Immerhin hat man inzwischen gemerkt, dass man vom Abbau des eigenen Marmors absehen muss, will man in Zukunft noch die Touristen-Attraktion Marmorberge "verkaufen" und importiert nun den Rohstoff nun von China.
Jeder der fuenf Berge stellt ein Natur-Element dar, sinngemaess der strandnaechste, Thuy Son, das Wasser. Schweisstreibende, zum Teil unangenehm hohe Stufen bringen uns erst zur Tam-Thai Pagode, die selbst im Innern auch noch an vielen marmornen Figuren vorbei erstiegen werden kann. Weiter an einem Pagoden und Moenchsquartieren vorbei steigen wir weiter hinauf. In die groesste Grotte, Huyen Khong, fallen aus 30 m Hoehe gebuendelte Lichtstrahlen durch Felsoeffnungen und lassen den Rauch der vielen Raeucherstaebchen, die vor dem Thich Ca, dem Buddha der Gegenwart, und der vielen Nebenschreine der Schutzgeister entzuendet werden, in ein mystisches Licht getaucht erscheinen. Waehrend des amerikanischen Kriegs diente die Hoehle den Viet Com als Feldlazarett. Unweit davon finden wir durch eine kleinere Grotte an einer Statue vorbei den Zugang, von dem aus wir (ich mit denkbar ungeeigneten Schuhen) ueber Felsen zum Aussichtspunkt Vong Giang Dai erklettern. Von da aus sieht man ein Panorama, einerseits bis nach Da Nang und weit ueber die direkt zu Fuessen liegende Kueste, andererseits suedlich die Landschaft, durch die wir als naechstes rollen werden. Ebenso erblicken wir eine Moeglichkeit, mit dem Camper nahe ans Meer zu gelangen fuer den anstehenden Mittagshalt. Kilometerlang ist die sogenannte China Beach, an der sich zu Kriegszeiten die GI von ihren Einsaetzen erholten. Heute ist die Brandung auch hier stark von Sand durchsetzt, weshalb wir auf ein Bad verzichten und in der herrlichen Brise uns erfrischen.
Auf der Weiterfahrt geniessen wir erst den Komfort einer doppelspurigen geteerten Strandstrasse. Dann erleben wir hautnah, wie deren Ausbau und Fortsetzung durch bewohntes Gebiet vor sich geht. Kilometerweit werden die Haeuser abgerissen und mit den gleichen Backsteinen in etwas geringer Distanz zur kommenden Strasse wieder aufgebaut. Irgendwann in naher Zukunft hoert dann die jetzt grausige Staubbelastung wieder auf und wird durch Abgase ersetzt, wenn dann mehr Verkehr praktisch vor der Haustuere vorbeirollt.
An der Kueste vor Hoi An unternimmt man grosse Anstrengungen, die Region touristisch zu entwickeln. Staendig kuenden grosse Anzeigetafeln von geplanten, aber bis jetzt nicht realisierten Ferienresorts und Hotels. Hoi An (frueher Haifo) war vom 17.-19. Jht. einer von Suedost-Asiens grossen internationalen Hafen. Die Stadt blieb vomVietnamkrieg praktisch unberuehrt, dafuer hat sie jedes Jahr waehrend der Regenmonate Oktober und November Hochwasser-Probleme.

Noch heute kann man durch die Strassen spazieren und sich Gebaeude und Holzkonstruktionen wie in einem Freilichtmuseum ansehen, die bis in die erste Haelfte des 19. Jht. zurueckdatieren. An die 800 signifikante Wohnhaeuser, Laeden, Tempel, Versammlungshallen chinesischer Gemeinden, Tempel und Bruecken soll man ausmachen koennen. Kein Wunder, dass der Ort in die Liste der Unesco Weltkulturerbe aufgenommen worden ist und entsprechend heute einen regen Touristenzustrom erlebt. Wir benutzen die Gelegenheit und kosten regionale Kueche im "Mermaid" und nach einem naechtlichen Bummel und einem Besuch des Internets Capuccinos in der Boulangerie, wo wir nur mit viel Glueck Sitzplaetze draussen an der Promenierstrecke ergattern. Fuer die Uebernachtung finden wir wider Erwarten einen tollen Platz auf der ueber eine kleine Bruecke ueber den Thu Bon River zu erreichende Cam Nam Insel und schlafen bei der Ruhe tief und fest.
Am Donnerstag kommen wir nicht sehr weit. Erst uebersehe ich eine Abzweigung, so dass wir in der falschen Richtung aus Hoi An herauskommen und umkehren muessen. Da herrscht schon dicke Luft zwischen uns. Dann endlich landen wir, bei Vinh Dien ueber die Route 1 gekreuzt, und via Ai Nghia nur etwa 7 km vor unserem Ziel, um als Kroenung des heutigen Tages feststellen zu muessen, dass die Bruecke ueber den Thu Bon Fluss nicht mehr existiert. Also krebsen wir zurueck und legen nochmals fast 50 km zurueck, bis wir endlich in die Naehe von My Son gelangen. Inzwischen ist es fast Mittag und sehr heiss geworden. Unbeirrt loese ich ein Eintrittsbillet, das einen Transport ueber die fuer den allg. Verkehr gesperrte 3km-Zufahrt miteinschliesst. Fredy entschliesst sich nachtraeglich doch auch noch, sich mir anzuschliessen, um - wie er veraechtlich sagt - die Steinhaufen anzusehen. Im Nachherein muss ich gestehen, dass wir gut ohne diesen Abstecher zu einem erneuten Weltkulturerbe haetten leben koennen. Dieser groesste Tempelkomplex der Champas, eines aus Indonesien eingewanderten Volks von Reisbauern, war zwischen dem 4. Jht. bis ins 13. Jht. ihr religioeses Zentrum. 1938 wurden einige der Ueberreste unter Fuehrung von franzoesischen Archeologen restauriert. Im Vietnamkrieg dann allerdings wurde das abgelegene Dschungelgebiet von der amerikanischen Luftwaffe zur "free fire zone" erklaert und avancierte folglich zu einem der meistbombardierten Ziele in Zentralvietman. Es braucht nicht nur Ausdauer, um den 2 km-Rundgang in bruetender Hitze zu Fuss zurueckzulegen sondern auch eine erstaunliche Fantasie, damit man sich die fruehere Groesse von My Son vorstellen kann.
Zurueck auf Route 1 passieren wir Tam Ky und Chau O, um nach Son Tinh auf einer kleineren Strasse zur Kueste zu gelangen. Wir wollen zwei Fliegen auf einen Schlag erwischen. Einmal die traurig beruehmte Oertlichkeit My Lai des amerikanischen Massakers vom Maerz 1968, waehrend dem GIs Frauen vergewaltigten und verstuemmelten, Babies, Kinder und Greise niedermetzelten und einen Teil der ueber 500 wehrlosen Opfer in Massenerschiessungen toeteten, aufzusuchen und gleichzeitig am Meer einen Uebernachtungplatz zu finden. Wir stehen in My Khé direkt am Strand auf einer vorsorglich angelegten, aber bis heute nicht fertiggestellten Uferpromenade. Zwischen uns und dem Meer zieht sich ein Band von Abfaellen dahin und beim Bad im erstaunlich warmen Meer muessen wir immer wieder schwimmenden Papiers und Plastikfetzen ausweichen. Wenn's troestet, das soll eine Frage der Jahreszeit und der damit verbundenen Stroemung und waehrend der "richtigen" Saison nicht der Fall sein. Dutzende von grossen Fischerbooten schaukeln ausserhalb der Bucht im Wasser. Sie haben nun im Dunkeln alle zum Fang von Fischen, vor allem aber auch Krabben, Crevetten und Tintenfische grelle Lampen angezuendet und vermitteln den Eindruck eines Lichterreigens.

Am Morgen erwachten wir in komplett nebligen, feuchten Wetter. Also packen wir unser Waerli rasch zusammen und rauschen an der Gedenkstaette My Lai, eine simple Stele und eine Anzahl Graeber, vorbei. In Quang Ngai fuellen wir unsern Tank und rollen ohne Unterbruch auf Route 1 ueber Duc Pho, Bong Son, Phu My bis nach Ngo May.
Da koennen wir einen von weither sichtbaren, auf einem Huegel stehenden Cham Turm, die bis zu 35 m hoch gebaut wurden, nicht widerstehen. Obwohl an der kleinen Abzweigung auf einer Tafel etwas von Cham erwaehnt ist, fuehrt uns die kleine Betonpiste nur um Reisfelder herum, dann durch ein kleines Dorf, ohne dass wir dem roten Backsteinturm naeher kommen. Das zweite Objekt im Nachbardorf entpuppt sich von Nahem in schlechtem Zustand und eingeruestet. Den Mittagshalt legen wir an einem Arm des Con Fluss ein und geniessen den herrlichen Wind, der durch den Camper weht, so dass die ueber 30o C ertraeglich sind. Wie heiss es an der prallen Sonne denn wirklich ist, merken wir anschliessend, als wir unsern letzten, zu Fredy's Erleichterung endlich erfolgreichen Versuch, einen Cham-Turm gegenueberzustehen, unternehmen.

Der Verkehr auf der Hauptverbindung hat zugenommen. An Quy Nhon vorbei geht es ueber den Cu Mong Pass, wo dann das grosse Sterben der schweren, untermotorisierten Laster einsetzt. An der Bergseite wachsen die vielen Ueberland- und Lokal-Busse dann ueber sich hinaus und ueberholen in optimistischer Ueberschaetzung ihrer Motorenleistung wie wild, ungeachtet ob Kurve oder nicht, und verursachen durch immer wieder kritische Situationen. Auf der Talseite danach wird gefahren wie die Feuerwehr, waehrend vorbei an den vor Angst vor Bremsversagen immer langsam kriechenden LKWs. Ich bin immer wieder froh, wenn sich die oft brenzlige Verkehrssituation bei unserm Naeherkommen, wenn auch manchmal erst in der letzten Sekunde und auf den letzten Metern, klaert und unsere Strassenseite frei wird.
Wir bewegen uns durch spuerbar waermere Gegend. Die Reisfelder, bereits mit gruen mit halbhohem oder gar schon gelblich mit bald reifen Reisrispen, wechseln sich hier mit Palmenhainen ab. Entlang der Strasse herrscht immer ein reges Treiben. Die Anzahl der obligaten Geschaefte und Laeden ist hier noch hoeher, da man mit Passanten rechnet, die bei den Zwischenhalten sich verpflegen. In kleineren Doerfern ist der Strassenraender sind Allgemeingut und rege genutzt. Wer immer Zusatzflaeche braucht, vor allem in kleineren Doerfern, trocknet auf Gestellen die papierduennen runden Reisfladen oder am Boden bereits geerntete Reiskoerner, die typischen gescheibelten Wurzeln, Schilfwedel fuer Besen, Holzstaebchen fuer Raeucherstaebchen, verschiedene Kraeuter und Lianen, Wurzel- oder Baststraenge.
Die Bucht um Song Cau ist sehr schoen heute im sonnigen Wetter. Hier ist die Fischindustrie stark vertreten mit Tausenden von Fischerbooten und den am Ufer angelegte Becken fuer die Zucht von Fischen und Crevetten. In flachen Lagunen stehen die grossen chinesischen Fischernetze, jetzt am hellichten Tag unbenutzt. Mit der Zunahme der Bewoelkung im Laufe des Tages wird dann der hier herrschende starke Fisch"duft" abgeloest durch den Abgas-Gestank der schlecht eingestellten Motoren der schweren Brummer und schwarz rauchenden Busse. Nach dem Dai Lanh-Pass kommen wir direkt ans Meer in einer sandigen Bucht, aber die Ortschaft Dai Lanh ist so dicht gebaut, dass an eine Gasse breit genug fuer unsern Camper als Zugang ans Meer nicht zu denken ist.

Wir entschliessen uns, auf die Halbinsel von Dam Mon hinauszufahren. Die Lagunenseite ist entweder bewohnt oder aber lueckenlos mit Becken zur Salzgewinnung bestueckt. Auf der Seite des offenen Meeres wird sie von riesigen Sandduenen geziert, die aber leider nie jemand je mit einem Vehikel zu ueberwinden versucht und damit fuer uns einen ueberwindbaren Zugang ans Wasser hinterlassen hat. Mit viel Glueck finden wir 2 km vor dem Dorf eine feste Sandebene, wo wir uns draufwagen koennen. Mutterseelenallein planschen wir im Meer und geniessen das herrlich erfrischende abendliche Bad nach einem verschwitzten Tag.

Hat sich mein Mann gestern Abend beim Einparken im Zaun gehalten, so saufen wir eben heute morgen beim Wenden ein. Untersetzung und Freilauf-Nabenentriegelung nuetzen nichts, die Sandbleche muessen runter und bringen uns schliesslich wieder zurueck auf die Strasse.
Wir sehen uns am naechsten Tag das nicht weit entfernte Dam Mon an. Das waere kein Aufenthaltsort fuer uns mit seinen dreckigen Wegen und Abfaellen, wohin man sieht, obwohl es an und fuer sich malerisch in einer eigenen Bucht steht. Als wir den Ort verlassen, hat eine geschaeftstuechtige Frau rasch eine Barriere geschlossen und die Besichtigung des Ortes kostet uns somit 10'000.- Dong.
Zurueck auf der Hauptstrasse ist es nur noch ein Katzensprung nach Van Gia und schon sind wir daran, die richtige Abzweigung in die Doc Let-Bucht zu suchen. Wir freuen uns auf einen kurzen Erholungs-Aufenthalt am Strand und rollen am Samstag, 18.2., gegen Mittag auf den Abstellplatz des Paradise Resorts, ca. 35 km noerdlich von Nha Thrang. Wir beziehen wir den hintersten Bungalow Z, von dem aus wir eine herrliche Sicht auf Strand und Meer haben. Die Einrichtung ist einfach und besteht fast nur aus einem grosses Doppelbett mit mehr oder weniger dichtem Moskitonetz, und einer separaten Dusche (allerdings nur kalt) mit WC. Kostenpunkt fuer Kost und Logis: US $ 11.- pro Kopf.
Wir geniessen es, mal wieder unter Leuten zu sein. Besitzer ist ein Kroate namens Vladimir. Junge Damen unter den Gaesten duerfen ihn aber mit "mon chérie" anreden. Dreimal am Tage gibt es Verpflegung: morgens bis 9.ooh Fruehstueck mit frischen Baguette, Butter und Marmelade, Peanut Butter, Bananen und Papayas und dazu einen Kaffee von einer Schwaerze, der selbst mich sofort weckt. Um 12.30h wird das warme Mittagessen und abends um 18.30h Abendessen serviert. Es wird mit einheimischen Produkten abwechslungsreich gekocht. Reichlich Salat kommt auf den Tisch, Suppe, mittags vielfach Fisch und Kartoffeln, abends mal Pasta, mal Tintenfisch, Kolonial-Stew mit Gemuese und Reis oder aber einheimische Kost ein Reisfladen eingerollt, zum Nachtisch frische Fruechte. Trinkwasser ist frei. Andere Getraenke holt man sich selbst und macht dazu fuer die Endabrechnung einen Strich auf die Tafel in der Kueche. Immer zu den Mahlzeiten trifft man die anwesenden Gaeste, deren Zusammensetzung laufend durch An- und Abreisen wechselt: Schweden, Franzosen, Franco-Canadier, Deutsche, Daenen, Amerikaner und wir.

Alle sind wir zum relaxen hier. Immer mal wieder ein erfrischendes Bad mit Blick auf den schoenen menschenleeren Strand - allerdings Vorsicht, die Sonne ist sehr stark und nichts zum Soennele. Ich bin fleissig am Bereitstellen von Fotos und Reisebericht, waehrend Fredy einige kleine pendente Arbeiten am Camper vornimmt, ansonsten sich mit Lesen und Velofahren in der Umgebung vergnuegt. Jeden Tag goennen wir uns beim bescheidenen Preis von 50'000.- Dong eine einstuendige entspannende Massage. Den ganzen Tag weht ein herrlicher Wind, der sich nur gegen Abend legt, was dann eine Unzahl Muecken dazu ermutigt, sich auf einem zu stuerzen.
Am Mittwoch, 22.2. sind wir in Nha Thrang wieder im Alltag zurueck. Die Stadt hat gute 300'000 Einwohner und bietet ihren Besuchern Einiges an Unterhaltung, Bars und Restaurants. Der Strand ist schoen, allerdings nicht so flach wie in Paradise Beach und weist vor allem eine betraechtliche Brandung auf, wird aber von einer grosszuegigen Strandpromenade gesaeumt. Rundum wird gebaut und unzaehlige Hotels sind geplant. Da duerfte kuenftig die jetzt eher gemuetliche Atmosphaere floeten gehen und einem Massentourismus weichen. Wir finden leicht einen Platz zum Stehen fuers Mittagsessen und werden ihn auch zum Uebernachten direkt am Meer wieder benutzen.
Wir kehren in einem der Strandcafés ein und spazieren nachher noch hin und her durch die belebten Strassen. In einem Internet Café setze ich mich nochmals vor einen Kasten und bringe die beiden Reiseberichte auch wirklich, mit Ausnahme einer einzigen Foto, auf die Homepage. Fredy relaxt indessen im gegenueberliegenden Restaurant "Why not", wo wir anschliessend essen. Als wir nach einem Cappuccino in der HungVuong zum Camper zurueckkommen, haben wir Gespraechspartner, Deutsche die lange mit dem Motorrad in Suedamerika gereist sind. Wir stehen mit ihnen entspannt neben dem Wagen und plaudern. Die langsam heranfahrenden beiden Toeffs fallen uns gar nicht gross auf. Ploetzlich gibt es einen Ruck und einer der Beifahrer versucht, mir meine Umhaengetasche von der Schulter zu reissen. Zum Glueck habe ich sie vorsichtshalber wie immer noch mit der rechten Hand zusaetzlich gesichert und reflexmaessig dann auch daran festgehalten, so dass der Versuch scheitert. Allerdings habe ich nun vom Reissen am breiten Traegerband einen richtigen rot-blauen Fleck am Innen-Oberarm als Erinnerung an unsere erste negative Erfahrung hier im Lande!

Wir stehen frueh auf und sind nach dem Tanken schon nach 8.ooh auf der Piste. Eigentlich hatten wir vorgehabt, mehr oder weniger direkt der Kueste entlang heute noch nach Ho Chi Minh City zu fahren, ueberlegen es uns aber auf der Fahrt anders und drehen bei Phan Rang landeinwaerts. Die Gegend ist huebscher, nicht das zweckmaessig verunstaltete Gesicht entlang einer Durchgangsstrasse, sondern viele Felder mit Tabak, mal wieder Baumwolle, Zuckerrohr, Mais und Gemuese. Erst folgen wir dem Cai Fluss durch ebenes Gebiet, dann steigt die Strasse stetig an. Auf dem Ngoun Mun Pass sind wir dann bereits auf gut 1'000 m Hoehe und geniessen eine herrliche Aussicht ueber das tiefer liegende Land bis zurueck an die Meereskueste.
Die Gegend um Da Lat ist wie die Hill Stations in Indien und Malaysia von den Kolonialisten entdeckt worden. Naturgemaess, da hierzulande die Franzosen und nicht die Englaender waren, gilt der Hauptanbau denn weniger dem Tee als dem Kaffee, der in der Hoehe hier oben jedoch erst blueht. Daneben wird hier Gemuese fuer das ganze suedliche Vietnam angebaut auf jedem einigermassen ebenen Fleck oder mangels dessen auf angelegten Terrassen. Da Lat selbst mit seinen 130'000 Einwohnern liegt auf 1'475 m Meereshoehe. Leider bietet der Ort keinen alten Kern resp. eine franzoesische Altstadt mehr. Einzelne Altbauten und Ferienvillen sind noch erhalten, stehen aber inzwischen inmitten vieler scheusslicher Neu- und Zweckbauten. Ferien machen wuerde ich da oben hoechstens mit einem dicken Portemonnaie damit ich dann gerade im herrlich ueber dem kuenstlich angelegten Xuan-Huoung-See gelegenen Luxushotel Sofitel Da Lat Palace residieren koennte. Man hat sich viel Muehe gegeben und herrliche Parkanlagen geschaffen, die aber alle unterhalten und wie die Gemueseplantagen gewaessert werden muessen. Eigentlich wollten wir zum Mittagessen auf die hoechste Erhebung der Provinz, den 2'167 m hohen Lang Bian Berg, der jedoch von einem Nationalpark umgeben ist, so dass wir auf Mietjeeps haetten umsteigen wollen. Also stellen wir uns neben den durstigen Flower Gardens auf einen Abstellplatz direkt an den Stausee in den Wind und geniessen den Zwischenhalt. Bereits sind wir auf der Suche nach unserm Weg kreuz und quer durch den Ort gekommen, so dass wir nur noch einen Abstecher zum alten Bahnhof machen wollen. Ab 1917 war der Ferienort mit einer Zahnradbahn mit Loks und Waggons aus der Schweiz von Phan Rang aus erschlossen, deren Betrieb dann aber 1970 eingestellt wurde. Angeblich sollen drei der aus der Schweiz importierten Lokomotiven 1989 wieder zurueckgeholt worden sein und heute bei Gstaad wieder eine Gebirgsbahn ziehen. Heute sind nur noch gerade nostalgische Fahrten zum 7 km entfernten Trai Mat sind moeglich. Wir allerdings haben schon bei der Herfahrt in diesem Ort einen Zwischenhalt eingelegt und uns die dortige, fast skurrile Linh Phuoc Pagode, 1949-1952 erbaut, angeschaut.
Auf Route 20 rollen wir zuerst durch Pinienwaelder, dann durch eher buschiges Gebiet wieder langsam talwaerts, nunmehr im Landesinnern ueber Lien Nghia. In Bao Loc am spaeten Nachmittag herrscht ein Gewuehl um den Markt herum. Die Schulen sind aus, die Seitenborde voller Schueler. Viel Volk ist unterwegs, als wollten sie alle noch etwas fuer Nachtessen einkaufen. Wie immer kurven Horden von Motorradfahrern gedankenkos in und auf der Strasse herum. Zusaetzlich sind viele LKWs mit Gemueseladungen unterwegs. Erst fahren wir im Gegenlicht gegen die sich senkende Sonne, dann aber schieben sich Regenwolken davor, die die unangenehmen Sichtverhaeltnisse verbessern. Ein Stueck weit ist die Strasse nass und hat Tuempel zu beiden Seiten, wir selbst erhalten aber nur einige Tropfen Regen. Bei Da M'Ri sind wir auf nur noch 240 m Hoehe und haben die Berge hinter uns gelassen. Eine kleine Abzweigung bringt uns an einen kleinen Fluss, wo wir eine leere Weide zum Ausstellen finden. Allerdings sind wir nicht lange allein. Waehrend ich mich beim Eindunkeln zum Kochen ins Auto verziehe, macht Fredy unverdrossen Konversation mit den Anwohnern. Eine Schuelerin der High School holt extra ihr Englisch Buch zuhause, uebt sich in der Fremdsprache und uebersetzt die Antworten von Fredy immer ins Vietnamesische fuer die Umstehenden. Um 21.ooh dann haben sich alle verabschiedet, nicht ohne uns in ihre Haeuser eingeladen oder nachgefragt zu haben, ob wir etwas brauchen. Etwas spaeter kam dann nochmals eine Partie angerauscht, die Lehrerin von der Dorf High School mit ihrem Vater im Schlepptau, und das Gefrage und hoefliche Antworten geht von Neuem los. Allerdings hat sie von ihren Mitbewohnern nicht die beste Meinung. Sie befindet es als viel zu gefaehrlich, da zu uebernachten und empfiehlt uns, doch das 7km entfernte Hotel aufzusuchen.

Je weiter suedlicher und je naeher wir Ho Chi Minh City kommen, desto dichter wird der Verkehr. Vermehrt fahren wir durch immer groessere Ortschaften wie Dinh Quan und Gia Kiêm, aber alle im gleichen, uns chinesisch anmutenden Stil mit der pfeifengeraden Hauptstrasse, Gewerbe und Laeden links und rechts und je nach Groesse der Stadt ein oder mehrere auffallende christliche Kirchen - immer mit immens hohen Kreuz oder Glockenturm, damit man jeweils den Betschopf schon von Weiten erkennen kann. Auf den teureren, gemauerten Haeuser finden sich auf ihren Balkonen oder Dachterrassen analoge Heiland- oder sonstige Heiligen-Statuen. Ansonsten rollen wir durch das Lehrbuch der Landwirtschaft. Ueberall wird Vieh gehalten, auf Feldern und in Gaerten angebaut und geerntet. Kaffeebohnen oder zerkruemmelte Teeblaetter liegen auf den Hauszufahrten ausgebreitet zum Trocknen. Kaffeeroestereien riecht man jeweils auf Kilometer zum voraus.
In Fikom vereint sich unsere Route wieder mit der von der Ostkueste herfuehrenden 1A. Bei Biên Hoà glauben wir erst, die Auffahrt auf den eingezeichneten Highway verpasst zu haben, bis wir herausfinden, dass wir bereits darauf fahren und dieser sich mit dem gleichen Gewimmel wie bisher, nur manchmal je 2spurig, praesentiert. Letztes grosses Hindernis ist der Saigon-River, denn wir auf einer modernen Bruecke ueberqueren. Dannach rollen wir von der Hauptverbindung her auf der Dien Bien Phu direkt ins Herz der Grossstadt Ho Chin Minh City, auch Saigon genannt, welche mit Ihren Aussenbezirken ueber 6 Mio. Einwohner zaehlt.
Mittlerweile geuebt im Kartenlesen finden wir schnurstracks zur Immigration Police, die sich fuer einmal noch an der in den Reisefuehrern verzeichneten Strasse befindet. Aber da ist persoenlich nichts zu machen. Unmissverstaendlich macht man uns klar, dass wir die "Sponsorship" eines Reisebueros brauchen, um unser Visum um einen Monat verlaengern zu koennen. (Wir werden spaeter unsere Paesse in einem kleinen Reisebuero im Traveller-Revier um Pham Ngu Lao abgeben, die ueblichen 25.- $ pro Kopf entrichten und sie am 3.3. dort wieder abholen koennen - hoffentlich auch wirklich mit der gewuenschten Visumserstreckung, sonst haben wir ein ernstes Problem). Zusaetzlich haben wir dann noch Theater mit einem eifrigen Polizisten, da wir den Iveco ungeachtet direkt vor dem Polizeiquartier auf dem Trottoir abgestellt hatten. Demonstrativ notiert sich Fredy den Namen sowie die Nummer des Trouble makers, der ueber Funk Instruktionen anfordert, da wir ihm partout nicht zu seinem Buero folgen wollen und auf den Beizug der Touristen-Polizei bestehen. Anscheinend erhaelt er ueber sein Sprechgeraet einen Anschiess, denn ploetzlich winkt er uns, dass wir weiterfahren koennen, will aber unbedingt die Seite aus unserem Notizblock mit seinen Angaben ausgehaendigt haben, damit ihm im Nachherein aus diesem Vorfall nicht noch Ungemach passieren kann.
In einer Seitenstrasse bei einem Autosattler unser Polster, das wir an der Ecke flicken mussten, wieder zuheften lassen. Der Arbeitsaufwand ist zwar nur klein, trotzdem sind wir erstaunt, dass die Reparatur kostenlos ist. Wir erkundigen uns nach der Iveco-Vertretung, die an der angegebenen Adresse nicht aufzufinden ist. Eilfertig schwint sich einer der Maenner auf sein Motorrad und faehrt uns die ganze Strecke, da die Werkstatt ausserhalb des Stadtplanes liegt, durchs Gewuehl voraus. Auch er ist nicht zu bewegen, eine Bezahlung anzunehmen. Da stehen wir dann wirklich mal wieder bei der Mekong Garage, deren Werkstattbetrieb mehr als flau. Das Buero ist gespickt voll von Mitarbeitern und mit Computern bestueckt. Aeusserst hoeflich bemueht man sich um uns - Erfolg gleich Null. Wenn ueberhaupt hat man hoechstens ein paar Teile chinesischer Modelle Lager, aber uns kann man auch hier nicht aushelfen.
Naechstes Problem ist die Suche nach einem Standplatz oder nach einem Hotel, wo man den Camper nicht irgendwo auf der Strasse stehen lassen muss - nie ein leichtes einfaches Unterfangen in Grosstaedten. Wir glauben uns am Saigon-River unten neben einer Teil-Baustelle des Tunnelprojekts direkt am Wasser gut aufgehoben. Fuers Nachtessen lassen wir es uns gut gehen. Wir pruefen die Angebote und entscheiden uns fuer das Bon Sai Floating Restaurant, ein hoelzernes, wie ein Piraten-Schiff aussehendes Boot. Zwei Stunden lang kreuzt das Schiff bis zur Saigon-Bruecke hinauf auf dem Saigon-Fluss waehrend wir die naechtliche Skyline der Stadt an seinen Ufern, ein herrlich auffrischendes Windchen und natuerlich das vietnamesische Buffet zum Nachtessen geniessen. Als wir dann unser Nachtquartier endgueltig beziehen, stellen wir fest, dass der Platz bei weitem nicht so ruhig ist, wie wir uns eingebildet hatten. An ihm vorbei fuehrt die Verbindung zum Gueterhafen. Die Schiffe werden vor allem nachts entladen resp. die Container mit den LKWs durchs Zentrum raus gekarrt. Es ist jedoch zu heiss, um die Fenster geschlossen zu halten. Mich persoenlich haelt der Laerm nicht vom Schlafen ab, aber Fredy verbringt eine unruhige Nacht. Wir muessen uns also am folgenden Tag zuerst neu orientieren in Bezug auf Uebernachtung. Also fahren wir nach dem Fruehstueck die uns guenstig erscheinenden Plaetze ab. Relativ rasch werden wir fuendig, ohne dass wir nicht in einer zweiten Runde fuer einen Umzug die Hotels abklappern muessen, die ueber einen privaten Parkplatz fuer sichere Abstellen unseres Camper verfuegen.Unsere neue Adresse heisst Hoang Sa am (Kanal) Rach Thj Nghe anstossend an die Nguyen Thi Minh Khai und in Naehe des History Museum+Zoo-Areals.
Vergeblich hatten wir einen praktisch gelegenen Wasserhahn zum Tankfuellen gesucht. Nun stoppen wir bei einer Tankstelle und fragen nach Wasser. Da braucht es einiges an Mimik, wieso wir unser Auto mit Wasser fuellen wollen und wieso der netterweise angeschleppte volle Kuebell allein nicht genuegt. Kosten soll die Fuellung dann 20.- USD und ueber die hingestreckten 20'000 Dong lacht man nur und verzichtet auf eine Bezahlung.

So koennen wir uns anschliessend beruhigt dem Sightseeing widmen. Wir machen einen Rundgang in der City und verschnaufen nur kurz mal zwischendurch im Camper. Da wartet einiges nur schon im District I auf uns:

  • unten am Saigon-Fluss das im Umbau begriffene Majestic Hotel aus den 20iger-Jahren, wo die Kriegsberichterstatter ihren Apéro auf der Dachterrasse einzunehmen pflegten
  • das Rex-Hotel, einst Hauptquartier des US Information Service
  • die Ausgeh-und Flanier-Strasse der Kolonialisten, die ehemalige Rue Catinat (heute Dong Khoi) mit den vielen eleganten GeschaeftenFlaniermeile mit den vielen Geschaeften
  • das moderne Einkaufsparadies von Diamond Plaza
  • die von Gustave Eiffel entworfene groesste Hauptpost in Vietnam (1886-91)
  • die 1883 nach sechs Jahren Bauzeit eingeweihte Notre Dame Kathedrale aus roten Backsteinen
  • das wunderschone Hôtel de Ville (Rathaus) erbaut zwischen 1901-1908 mit der Ho Chi Minh Statue im Park davor
  • Das Museum of War Remants mit
    - der mobilen Guillotine, die noch Ende der 50-iger Jahre durch ganz Suedvietnam gezogen wurde, um einheimische Aufsaessige zu eliminieren, als aeltestem Ausstellungsstueck
    - Nachbildungen der beruechtigten Tigerkaefige von der Gefaengnis-Insel Con Dao, in welchen Franzosen wie spaeter die Amerikaner jahrelang ihre Gefangenen dahinvegetieren liessen
    - ein Sektor mit Informationen ueber die in Vietnam angewandten Folterungen und veruebten Greueltaten wie das Massaker von My Lai
    - eine Ausstellung mit eindruecklichen Schwarz-Weiss-Fotos von den vielen in Ausuebung ihrer Arbeit umgekommenen Kriegsfotographen und -Korrespondenten, von denen einige mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurden
    - eine spezielle Abteilung ueber die Wirkung von Phosphor-Bomben, Napalm-Flammenwerfern oder durch die massiv eingesetzten chemischen Mitteln wie Agent Orange zur Entlaubung des Urwaldes verursachten Missbildungen und Krankheiten.
Am Sonntag, 26.2., nehmen wir uns das Chinesen-Viertel, das Cholon-Quartier vor. In der Hauptsache sollte man sich die vielen chinesischen Pagoden ansehen, wir beschraenken uns aber auf einige wenige, wie die
  • Phuoc An Hoi Quang, welche mit vielen Keramik-Figuren und bronzernen Ritualgegenstaenden als eine der am schoensten verzierten gilt
  • Quan Am, mit reich verziertem Dach, viel Betrieb im Innern vor dem Hauptheiligtum A Pho und unzaehligen Nebenaltaren
  • Thien Hau aus dem fruehen 19. Jht., von der kantonesischen Glaubensgemeinde erbaut, sehr populaer und deshalb besucht von Glaeubigen aus HongKong und Taiwan
  • Nghia An Hoi Quan mit ihrem einst vergoldeten geschnitzten Holzwerk

In allen wir eifrig gebetet und gespendet, Zettel mit Gebeten, Blumen, Fruechte und vor allem Raeucherstaebchen. Jeder Besucher steckt eine Handvoll davon an und steckt sie vor den Altar und die Heiligengestalt, von der er sich die Erfuellung seiner Wuensche verspricht, oft aber ganze konische Gebilde, welche mit einem roten Zettel mit Angaben des Spenders an die Decke gehaengt werden und den ganzen Komplex in blauen Dunst huellen.

Am unteren Ende der Long Nhu Hoc und Trieu Quan Phuoc befinden sich noch einige der vielen Kraeuterhandlungen. Ihren Saecken und Faessern entstroemt ein oft fast betaeubender Duft und das Angebot an getrockneten Naturprodukten ist immens, deren Verwendung uns allerdings unklar. Es wird mit aller Art von Schlangen, Kaefern, Insekten, mit Horn und Leder von mit nach unsern Gesetzen artgeschuetzten Tieren, Elfenbein gehandelt, ein Teil der Exponate kunstvoll in Glaeser drapiert und in Fluessigkeit konserviert. Von vielen der Geschaefte einst am Hai Thuong Lan Ong finden wir nur noch Gebaeudereste. Das ganze Viertel befindet sich im Umbruch und Umbau. Nicht beruehrt davon ist der Markt mit Handwerker-Material, vor allem Auto-Teilen (wir finden einen Ersatzkeilriemen fuer die A/C), elektrischem und allg. Installations-Material. Einen Supermarkt finden wir im An Dong Plaza, wo wir fuer die Weiterfahrt uns eindecken.
Am Standplatz, angenehm nachts bei Flut des Meeres, die sich bis hierher die Fluesslaeufe hinauf auswirkt - verglichen mit dem Morgen, wo Ebbe und wegen des schwarzen Schlamms ein nicht allzuguter Duft herrscht - dafuer mitten zwischen herumhuschenden Ratten rufen wir mit dem Iridium Telefon zuhause an und gratulieren Katja zum Geburtstag. Ansonsten telefonieren wir oft von den Internet Cafés aus mit Spykes - wo 8-10 Min. in die Schweiz gerade mal gute 10 Rappen kosten.
Am Morgen erledigen wir noch die Einkaeufe von Gemuese und Frischwaren. An Fruechten kaufen wir fast nichts auf dem grossen zentral gelegenen Benh Thanh Markt. Das Angebot ist reichlich, die Fruechte sehr schoen, die Preise aber wegen der vielen Touristen mehr als gesalzen. Haben wir bis anhin fuer 4 Mangos, 1 kg, 10'000.- bezahlt, will man hier 35-40'000 Dong.
Durch einen zufaellig vorbeischlendernden Frenchie lernen wir Omni Saigon Hotel Gilles und Marie. Nach 11 Jahren Arbeit und Leben im Silikon-Valley von California beschlossen sie, mit ihren Kindern nicht direkt zurueck in die Schweiz zu fahren, sondern ueber Land und Wasser zu reisen. 2 ½ Jahre brauchten sie, um mit einem Segelboot bis nach Australien zu gelangen. Da sattelten sich auf einen von Kaiser in Stans aus- und umgebauten Mercedes Allrad-Sprinter um. Nach 1 ½ J. Australien und New Zealand sind sie nun hier in Ho Chi Minh City gelandet. Ihr Sohn Damian (20) studiert inzwischen in Nice und reist nur noch in den Ferien mit ihnen herum. Den Schulstoff haben die Kinder jeweils mitgefuehrt und selbst erarbeitet, Pruefung ueber mail abgelegt. Da haben wir natuerlich mehr als genug Gespraechsstoff bis weit ueber das Nachtessen zusammen mit ihren Toechtern Lucie und Alice (17+15) hinaus. Anscheinend spielt Geld keine Rolle bei dieser Familie, wenn wir hoeren, wie selbstverstaendlich ein Boot gekauft, Camper ausgestattet und zu ihnen nach Australien verschifft wird.
Sie kommen gerne auch mit zum Mittagessen am naechsten Tag, zu dem wir uns mit unseren alten Bekannten Ineke und Pierre aus Goa verabredet haben. Nach einem letzten Besuch im Internet-Café Sa Sa (Verabschiedung zuhause, Kontakt mit Christine, die ihre Sorgen mit Vater Baumann hat) verlassen wir bereits gegen 17.ooh die Grosstadt Saigon. Bis wir endlich die Aussenbezirke verlassen und in Ben Luc ankommen, wo wir nach einigen Versuchen schliesslich direkt am Vano Dong Fluss unten mit herrlicher Brise landen, ist es bereits dunkel.

Am letzten Tages des Februar 2006 rollen wir durch gruene fruchtbare Gegend. Vor allem Obstbaeume exotischer Fruechte sind reichlich vertreten und die Maerkte, an denen wir vorbeikommen, bieten ein ueppiges Angebot davon. Und ebenso reichlich ist Wasser vertreten hier im Sueden Vietnams. Alle paar Kilometer ueberqueren wir einen kleinen Fluss oder Kanal. Dazu kommt ein von Bewaesserungsgraeben durchzogene Landschaft. Da es praktisch keine Hoehenunterschiede gibt duerfte in der Regenzeit riesige Gebiete unter Wasser stehen. Wir krebsen ein kleines Stueck auf der A1 zurueck und biegen an den Meeres- oder Mekong-Arm vom Cua Dai ab. MyTho ist der Ausgangspunkt, wenn man einer der im Fluss liegenden, landwirtschaftlich genutzten Inseln besuchen will, was oft nur per Boot moeglich ist.
Wir allerdings ziehen praktisch genau westwaerts, um auf dieser Nebenstrasse Cai Be zu erreichen. Erst ist die Strasse, nach Karte um zwei Kategorien unwichtiger, erstaunlich gut und breit, aber nach zwei Dritteln kommen wir ploetzlich zu Bruecken, die nur noch 2t tragen sollen und schliesslich auf Naturstrasse. Ich frage bei einem Haus, wo ein Auto steht, ob wir auf dieser Route Cai Be erreichen koennten und erhalte ein Nicken. Ich zweifle an der Richtigkeit, aber gemaess Fredy kann der Befragte ja nicht bloed sein. Wenn er uns im Auto sitzen sieht, ist es ja schliesslich logisch, dass wir bei unserer Nachfrage auch davon ausgehen, dass die Strasse gross genug fuer unser Vehikel sein wird. Nun - er ist so daemmlich. Etwa 4 km spaeter stehen wir vor einem breiten Fluss - Ende der Fahnenstange, umkehren und auf dem Rueckweg am Deppen vorbei auf einer Verbindungsstrasse zurueck auf die A1 da wir Cai Be selbst sowieso nicht besuchen wollen. Dessen bekannter schwimmender Markt ist jetzt gegen Mittag sowieso laengst unattraktiv.

Vor Vinh Long ueberqueren wir dann denn ersten Lauf des Mekongs hier im Delta auf einer modernen, elegant anzusehenden Bruecke. Wir reisen quer durchs Land, eigentlich befinden wir uns auf einer riesigen Insel im Fluss Mekong, und rollen nach Cai Von. Hier sind die Leute ueberaus freundlich. Wenn wir auf einigen der vielen Bruecken halten, werden wir staendig von Passanten zu Fuss, auf Motorraedern gegruesst und von den Booten wird fast immer gewinkt.
Am spaeten Nachmittag kommen wir an den zweiten Arm des Mekong. Erwartet hatten wir wiederum eine Bruecke, muessen aber mit einer Faehre fuer 18'000.- Dong vorlieb nehmen. Man erhaelt dafuer einen viel besseren Eindruck ueber das riesige Ausmass dieses legendaeren Flusses. Da wir Auslaender, hat der Steuermann der Faehre nichts dagegen, dass wir uns aufs ungesicherte und deshalb sonst verbotene oberste Deck stehlen, um Fahrtwind und einen besseren Ueberblick zu geniessen. So frueh wie erwartet ist dann heute doch nicht Feierabend. Bis wir nur aus dem Gewuehl von Can Tho und dem benachbarten Cai Rang hinaus sind, brauchen wir laenger als angenommen. Die Abzweigung nach Phong Dien finden wir dafuer auf Anhieb und fahren einem Kanal entlang durch einfache Wohngegenden. Auch hier freut man sich ueber unseren Besuch und wir uns unsererseits auf den morgigen Besuch des schwimmenden Marktes. Aber wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Nur gut 3 km vor dem Ziel befindet sich eine der schmalen Bruecken auf dieser Strecke in Reparatur. Eine Umfahrung ist nur fuer Mopeds moeglich, so dass wir uns geschlagen geben muessen.
Wir stehen am naechsten Morgen um 6.ooh auf und krebsen denselben Weg bis nach Cai Rang zurueck. Da wissen wir dann gar nicht recht, wo wir den beruehmten "floating market" suchen sollen. Wir erkundigen uns an der Hauptstrasse und werden richtig gewiesen, denn kaum stoppen wir an einem grossen Grundstueck, spricht uns eine Frau an und winkt uns in ihr "Haus". Haus ist vielleicht etwas uebertrieben. Durch liegendes Wasser und Holzstege betreten wir eine aus Brettern aller Art zusammengenagelte Behausung, durch deren Boden man den Fluss darunter sieht und der bei jedem Schritt leicht nachgibt, so dass man immer das Gefuehl hat, naechstens ins Wasser zu fallen. Kochraum ist wenig barbarisch einfach und wie uns scheint, hygienisch. Dem Hausaltar wird anscheinend fast mehr Aufmerksamkeit gewidmet als den Kochtoepfen. Im kombinierten Wohn-Schlafraum sind nur zwei Gegenstaende vorhanden: Eine hoelzerne Liege und ein Gestell als Halterung fuer die in dieser Gegend wichtigste Ausruestung, die Haengematte.

Von der Veranda aus sehen wir auf den Fluss hinaus und nachdem die Bilge leergeschoepft worden ist, koennen wir ein flaches hoelzernes Boot besteigen. Abwechselnd werden wir von einer jungen Frau und einem Burschen in der Folge am Flussrand entlang gerudert. Anders als in Thailand ist der "floating market" hier vor allem fuer die Grosshaendler und Bauern, die Gemuese und Fruechte engros an die einzelnen Verkaeufer/innen vom Markt verkaufen und nicht an private Kunden. An einer hohen Holzlatte baumeln jeweils ein paar Tomaten, eine Ananas, Mangos oder Gemuese, was dem Angebot auf diesem Schiff entspricht. Die Ware wird denn auch sack- oder korbweise verkauft. Eine Stunde lang gondeln wir herum und durchfahren die ganze Handelszone.
In Thanh Xuang holen wir dann direkt an einem Kanal das verspaete Fruehstueck nach. Nach einiger Zeit wird uns aus Distanz ennet dem Fluss schliesslich wird uns die Bedeutung der kraehenden Haehne, der Diskussion in einer Ansammlung von lauter Maennern klar. Wetten werden abgeschlossen, die Gueggel inspiziert und vorbereitet, dann folgt ein kurzer Hahnenkampf an einem diskreten Platz unter der Bruecke und wenig spaeter wird einer der Kontrahenten an den Fuessen aus dem kleinen Verschlag weggetragen und zur Erholung in den Schatten unter ein Auto gelegt.
Die Fahrt danach ueber Nàng Mau nach Vi Thanh ist herrlich. Auf kleiner erhoehter Teerstrasse kommen wir entlang von mal groesseren, dann lebhaft beschifft, dann kleineren Kanaelen entlang durch ein lebendiges Vietnam, dessen Alltag sich links und rechts vor uns ausbreitet. Stoppen wir bei einem der kleinen Bruecken ueber das Wasser oder mal zum Fotographieren einer der vielen kleinen Stege, welche ueber die Wasergraeben zu den Haeusern fuehren, oft auch wegen ihrer bescheidenen Ausfuehrung von Beton bis nur zu Bambusrohren auch "monkey bridge" genannt, freut man sich richtig an unserem Interesse. Allerdings muss man immer ein Auge auf die Beschaffenheit der Uebergaenge haben, sonst zahlt man seine Aufmerksamkeit wie wir mit einem Flug mit allen vier Raedern wie ueber eine Schanze. Endlich wird uns auch klar, was der Meilenstein Pho Cai Tu andeutete: zur Abwechslung mal wieder eine Faehre - eine Riesenbetonbruecke ist erst in Teilstuecken hoch ueber dem Wasser vorhanden. Aber Brueckenzoelle mit fuer uns zwischen 10'-15'000 Dong resp. Faehrengebuehren zwischen wie hier 12'200-18'000 Dong halten sich hierzulande in bescheidenem Rahmen. Der Stop an einem der hier schon reifen Reisfelder, bei dem Fredy sicherstellen will, dass der uns folgende LKW auch sicher passieren kann, wird uns fast zum Verhaengnis. Er schlaegt die Raeder ein und mit einem Schrei kann ich ihn davon abhalten, weiter rueckwaerts zu fahren. Unser rechtes Vorderrad ist bereit runtergerutscht in das tiefer liegenden, noch immer unter Wasser stehende Feld. Mal wieder sind wir froh, nur unten an den Hebeln unsere Rettung, den Vierrad-Reduktions-Antrieb zu unserer Rettung waehlen zu koennen.
Zur Mittagszeit erreichen wir schon Rach Giá. Touristische Bedeutung hat der Ort mit gut 170'000 Seelen nur als Ausgangspunkt fuer die Uebersetzung mit Speedbooten auf die Insel Phu Quoc. Die meisten Touren-Organisatoren reisen am selben Tag hier an, an dem sie ihre Passagiere ohne eingeschobene Uebernachtung am Ort, der ueber keinerlei teurere Hotels oder fancy Restaurants verfuegt, am Nachmittag um 13.30h mit dem Duong Dong Express auf die Insel weiterreisen lassen. Fuer uns ist die Abfahrtszeit zu knapp, da wir noch das Abstellen des Campers regeln muessen. Dies erweist sich dann als einfachst - unmittelbar neben den Verkaufsbueros der ungefaehr fuenf Betreiber befindet sich ein kontrolliertes Parkfeld. Wir kaufen also Tickets fuer die morgige Ueberfahrt mit dem groesst moeglichsten Boot. Der Rest des Tages vergeht im Flug mit einem Besuch eines moedernen Internets von der lokalen Post betrieben, dann unsern Plunder zusammensuchen im Camper, damit eine Reisetasche fuer ein paar Tage packen und schliesslich soweit als moeglich unsere Resten im Kuehlschrank zum Abendessen zu verzehren. Wir uebernachten direkt im Hafengelaende in Sichtweite des SuperDongs, mit dem wir morgen die Ueberfahrt antreten. Der uns von Frank (im Paradise Resort getroffene) Kontakt Tony hat uns bei einem Anruf bestaetigt, dass er noch einen Bungalow am Meer fuer zwei frei habe.
Gut, waren wir frueh auf. Fredy kann den Camper rechtzeitig vor dem grossen Chaos vor dem Start um 8.ooh vom Pier retten. Das Speedboot hat nur eine Klasse zu 150'000.- D. und ist ausverkauft. Jeder Sitz schon vor der regulaeren Abfahrtszeit belegt, verlaesst das Boot bereits eine Viertelstunde frueher Rach Giá. Nach etwa einer Stunde Fahrt weg vom Festland und aus der Bucht von Rach Giá wird der Golf von Siam rauher. Wir haben die vordersten Plaetze 7 und 6 und vor uns werden die Fenster und die auf Deck des Bugs befestigten Motorraeder immer wieder von den Wellen ueberspuelt. Waehrend etwa ¾ der Fahrzeit kann ich lesen und mich dadurch Ablenken vom Geschaukel. Neben uns droehnt in voller Lautstaerke ein Fernsehappartes, in dem ein chinesischer oder vietnamesicher Held mit Kick-Box-, Kung-Fu- oder aehnlichen Kaempfen einen japanischem Gegner besiegt. Zum Schluss der Fahrt muss ich dann notgedrungen auch auf die Mattscheibe sehen, die Buchstaben tanzen zu sehr und der Magen macht sich leicht bemerkbar. Zum Glueck zeigt man nun eine Art "Emil von Vietnam". Mit Ausnahme der schon zu bleichen Passagiere, die nervoes braune Plastiktueten in den Haenden drehen, leben und lachen die Passagiere unisono mit den Darstellern und ihren Szenen. Die Pantomime zwischen Rischkafahrer und weiblichem Fahrgast ist wirklich gelungen. Selbst ich kann ungefaehr mitbekommen, um was sich das Geschnatter dreht, ohne ein eigentliches Wort zu verstehen. Fredy, in seinem bleichesten Zustand und beim haeufigen Schlucken angelangt, versucht, ob nicht doch eine Moeglichkeit besteht, sich an Deck in der frischen Luft zu erholen.
Nach langwierigem Anpeilen und entsprechend heftigen Schaukeln, das einige Passagiere veranlasst, noch konzentrierter die Innenseite ihrer Tueten zu inspizieren, legt das Boot am Steg von An Thoi an. Mit etwas wackeligen Beinen trotten wir in der Masse der Ankoemmlinge ueber den halb zerfallenen, loechrigen Holzsteg an Land und hoffen inniglichst, dass er nicht gerade heute zusammenbricht gedenk der scheusslichsten Sauce und all der Abfaelle darunter. Hotels und Transportmoeglichkeiten werden angepriesen. Ein junger Bursche, penetranter als die anderen, erweist sich von Tony instruiert und bringt uns zu zwei Motobyke-Fahrern, die bereits fuer je 50'000 D. fuer unseren Transfer angeworben sind. Die Reisetasche ueber den Mototank vor den Fahrer gelegt, erklimmt Fredy das erste Motorrad, ich gehorsam das zweite. Das hat mir nach dieser Ueberfahrt gerade noch gefehlt! Mir gehen so Gedanken ueber Risiken, einfach bei einem unbekannten Driver aufzusteigen, durch den Kopf, aber immerhin traegt ja wenigstens er einen Helm! Langsam setzt sich die Sonne gegenueber der fast bedrohlich anmutenden Bewoelkung durch (wir hatten schon an uns gezweifelt, bei diesen Verhaeltnissen einen Bade-Kurzurlaub auf einer Insel anzutreten), und bald darauf scheint sie uns auf den Kopf, waehrend wir ueber rote Naturstrasse die 21 km zum Bestimmungsort Doung Dong transportiert werden. Wir fahren der Westkueste, nur von einigen wenigen Fischern bewohnt, an schoenstem unberuehrten Sandstrand entlang. Mein Chauffeur faehrt aeusserst ruecksichtsvoll und sogar ich kann mich langsam an der neuen Umgebung erfreuen. Irgendwann verliert dann das zweite Byke mit Fredy unbemerkt den Anschluss, so dass ich am Hinweisschild zum Lien Hiep Thanh absteige, waehrend der Fahrer sich aufmacht, die Strecke zurueckzufahren, um abzuklaeren, was passiert ist. Nichts so Schreckliches, wie man sich im Moment desUngewissen so vorstellt, kein Unfall und schon gar kein Ueberfall sondern nur ein Plattfuss.
Ein Bungalow am Meer ist dann doch nicht frei, wie uns am Telefon versprochen. Wir muessen in Nr. 3 teilweise hinter dem Restaurantsgebaeude mit Sicht nur geteilt auf Strand und Waeschehaenge beziehen. Ein Marsch entlang dem Strand Richtung Duong Dong dann aber bestaetigt uns, dass wir in der zu bevorzugendstenen Anlage wohnen. Alle andern duerften guenstiger als unsere 18.- $ zu zweit exkl. Verflegung sein (mit Ausnahme vielleicht des deutsch orientiert anmutenden Sea Star Resorts mit schon am Strand angeschlagenen Verhaltensregeln und militaerisch zugeordenten und ausgerichteten Sonnenschirmen und Liegestuehlen). Anders als im Paradise Resort werden hier jeden Tag die Bungalows gereinigt und Bett- und Frotté-Waesche gewechselt.

Dolce far niente (abgesehen vom Laptop-Fuettern) bis Sonntag-Abend, 5. März. Das Meer ist fast lauwarm. Morgens ist der Himmel meist stark bewoelkt. Wind haben wir kaum oder nur flauen. Entsprechend wird es recht heiss und wegen der Feuchte auch fast drueckend im Laufe des Tages, wenn sich der Himmel immer mehr bis zum Abend immer mehr aufklaert. Im hauseigenen Restaurant speist man recht gut und wir sind am durchprobieren der Speisekarte. Die Verfuegbarkeit von Fruchtsaeften (Mixer) und Speisen (Herd und Friteuse) sind allerdings von der Lage der Stromversorgung abhaengig, welche keinesfalls garantiert ist. Zwei der drei Generatoren am Ort sollen defekt und in Reparatur sein. Am Abend werden ueberall, romantischerweise wie wir erst meinen, Kerzen aufgestellt - praktischerweise jedoch helfen sie wie auch die im Schlafraum vorhandene Akku-Leuchte, sich im Dunklen ueberhaupt zurecht zu finden. Ein Problem ist nur der Strand, der von Tag zu Tag schmaeler wird. Zum Glueck bleiben wir nur einige Tage, bis dahin kann er noch nicht komplett weggespuelt sein. Am Samstag koennen wir in ein besser gelegenes Haeuschen umziehen.
     
     
     
     

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