1.-12. Februar 2006 von Na Meo - Vinh Moc/Vietnam

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Die Geschichtsbuecher informieren uns ueber die traurige Geschichte von Vietnam: 1887 fassen die Franzosen willkuerlich die drei Laender Laos, Kambodscha und Vietnam, welche weder ethnisch noch historisch oder kulturell etwas gemeinsam haben, zur politischen Einheit Indochina zusammen. Eine Aenderung der bestehenden kolonialen Verhaeltnisse verspricht die 1930 gegruendete Kommunistische Partei, die jedoch - von der franzoesischen Geheimpolizei verfolgt - nur beschraenkt vom Ausland her operieren kann und bereits ein Jahr spaeter ihrer gesamten Fuehrung beraubt und ihr Gruender Ho Chi Minh in HongKong festgenommen ist. Dieser kehrt erst 1941 nach Vietnam zurueck und gruendet die Bewegung Viet Minh (Liga fuer die Unabhaengigkeit Vietnams.) Nach Ausbruch des II. Weltkrieges ist die Kolonialverwaltung jedoch vom franzoesischen Mutterland abgeschnitten und Japan ueberfaellt das Land im März 1945 ohne Vorwarnung. Nach der Bombardierung Hiroshimas und Nagasaki kapituliert Tokio, worauf der Viet Minh zum Aufstand aufruft. Die Franzosen sehen ihre Chance, ihr altes Kolonialgebiet zurueckzuerobern, schaffen es aber nicht, die Guerillas zu zerschlagen, so dass sie schliesslich nur ueber Staedte und strategische Punkte verfuegen, der Viet Minh aber immer mehr Rueckhalt in der Bevoelkerung findet und das Land beherrscht. Als 1950 China die Demokratische Volksrepublik Vietnam (DRV) anerkannt und gemeinsam mit der Sowjetunion den Viet Minh mit Waffen unterstuetzt, schlaegt sich Amerika auf die Seite der Franzosen und uebernimmt in den folgenden Jahren 80% der Kriegskosten. In der beruehmten Schlacht um Dien Bien Phu faellt 1954 die Entscheidung und resultiert in der bedingungslosen Kapitulation der Franzosen. Die Genfer Konferenz beschliesst einen Waffenstillstand und gruendet eine entmilitarisierte Zone noerdlich und suedlich des 17. Breitengrades, welche jedoch die Amerikaner nicht anerkennen. Sie etablieren im Sueden der Demarkationslinie einen eigenstaendigen Staat Suedvietnam und von Ihnen gestuetzte Diktator Ngo Dienh Diem verunmoeglicht alle von Hanoi aus gestarteten Initiativen zu den vorgesehenen Wahlen. In einer Riesenvoelkerwanderung ziehen die Kaempfer der Viet Minh in den Norden, waehrend ueber 1 Mio. Katholiken aus Furcht vor Ausschreitungen in den Sueden wechselt. 1960 regt sich Widerstand gegen das Diem-Regime (und die Amerikaner) und die Viet Cong (vietnamesische Kommunisten) kontrollieren ab 1963 mehr als die Haelfte des suedviet. Territoriums. 1964 bombardieren die Amerikaner nach einem provozierten Zwischenfall ohne Kriegserklaerung Nordvietnam. Ab 1965 landen amerikanische Kampfverbaende. In diesem Vietnamkrieg sind in der mehr als 1,5 Mio. Soldaten mit modernster technisch Kriegstechnologie involviert. Am 31. Januar 1968 holt Hanoi nach dreijaehriger Vorbereitung mit der Tet-Offensive zum entscheidenden Schlag aus. Militaerisch erweist sich die Offensive als Desaster, denn die Amerikaner legen jede Ruecksicht ab und legen ganze Orte in Schutt und Asche, was in 200'000 Tote und 2 Mio. Fluechtlingen gipfelt. Nach Nixons Wahlsieg weitet sich der Krieg erst noch bis nach Laos und Kambodscha aus, aber auf Druck der politischen Meinung in den U.S.A. wird die sog. "Vietnamisierung des Krieges" mit Rueckzug amerikanischer Truppen begonnen. Im Mai 1968 werden in Paris Friedensgespraeche eroeffnet. Am 2. September 1969 stirbt Ho Chi Minh, der es verstanden hatte, Hanoi aus dem wachsenden Konflikt zwischen Moskau und Peking herauszuhalten, auf deren Hilfe das Land mehr denn je angewiesen ist. Nach erneuter Bombardierung Hanois wird 1973 ein Abkommen zur Beendigungs des Krieges erzielt, worauf im Maerz 1973 die letzten US-Truppen aus Vietnam abziehen. Die folgende nordvietnamesische Offensive verlaeuft erfolgreich und am 30. April 1975 faellt Saigon. Im Juli 1976 erfolgt die offizielle Wiedervereinigung von Nord- und Suedvietnam und die Ausrufung der SRV. In den folgenden Jahren leidet das Land unter dem der Verstaatlichung und Kollektivierung. (Hundertausende fliehen vor Umerziehungslagern ins Ausland), dem US-Embargo, dem Abbruch der politischen Beziehungen durch Peking wie spaeter durch den Kambodscha-Krieg zur Befreiung von Pnom Phen vom Pol Pot-Regime und der Kmehr Rouge.
Oft genug in den Medien erwaehnt, wissen wir trotzdem wenig Konkretes ueber unser neues Reiseziel. Respektvoll halten wir am 1. 2.06 in einiger Distanz bei der Stoptafel vor dem Schlagbaum und gehen zu Fuss den den vietnamesischen Grenzbueros von Na Meo. Wir werden freundlich empfangen mit besten Wuenschen fuer ein gutes Neues Jahr, denn mit dem ersten Tag des neuen Mondjahres, dieses Jahr am 29. Januar, hat das Jahr des Hundes und gleichzeitig der Fruehling begonnen. Das damit verbundene mehrtaegige Tet- oder Neujahrsfest ist die wichtigste Festlichkeit der Vietnamesen. Der diensttuende Beamte organisiert fuer uns zwei Stuehle, prueft vorab die Paesse und informiert dann seinen Vorgesetzten. Dieser, ein beeindruckender Typ mit extrem geschlitzten Augen und markantem Gesicht, das wegen der ausgepraegten Backenknochen fast dreieckig erscheint, spricht einigermassen Englisch und wiederholt gefliessentlich die guten Wuensche. Er bringt seinen Schluesselbund mit und entnimmt dann einem einfachen Holzkasten ein Kontrollbuch, in das wir von Hand eingeschrieben werden - EDV ist hier unbekannt. Die noetigen Stempel hat er in einer Schachtel mitgebracht. Wir muessen Einreise-Erklaerungen ausfuellen, erhalten die Paesse gestempelt und koennen weiterruecken zu Customs. Auch hier wieder ist man aeusserst hoeflich, ein Englisch sprechender junger Mann assistiert dem Uniformierten, der neben dem Carnet auch noch ein eigenes Forumular ausfuellt und gerne unsere Hilfe in Anspruch nimmt, wenn er aus unseren Unterlagen die verschiedenen Nummern und Angaben zusammensuchen muss. Obwohl er noch nie mit so einem Zolldokument zu tun hatte, erledigt er die Formalitaeten recht speditiv. Gaudi fuer alle ist dann Die abschliessende Wagen-Besichtigung. ist nicht etwas zur Kontrolle von Chassis- oder Motor-Nummer sondern einmal mehr zum allgemeinen Gaudi fuer alle Beteiligten. Proforma muss ich einige Kaestchen oeffnen und die Beamten staunen ob unserem Komfort und unserer Art, zu reisen und gleichzeitig zu wohnen. Einer der Beamten faehrt noch ein Stueck weit mit uns in nahe Dorf. Er nimmt seinen Job ernst und zeigt - damit er seine Arbeit vollstaendig erledigt hat - Fredy an einer Wand den Anschlag, der ueber die vietnamesische Licence zum Autofahren informiert, ohne dass man einen Versuch zum Verkauf der erwaehnten Versicherung unternimmt.
Um 10.45 h sind wir endgueltig entlassen und rollen gespannt durch das neue Land. Einen Unterschied zu Laos laesst sich fuer uns kaum ausmachen. Noch ist der Menschenschlag gleich wie zuvor und die Leute wohnen in derselben Art Huetten, hier etwas weniger gepflegt, leicht heruntergekommen und viel mehr Abfall liegt herum. Dafuer ist die Durchgangs-Strasse mit leuchtend roten Staatsfahnen mit dem gelben Stern von Vietnam noch wegen des Neujahr-Festes verschoenert.

Das Tal oeffnet sich in oestlicher Richtung. Wir meinen, waermeres Klima zu verspueren. Jeder ebene Fleck wurde in muehsamster Arbeit mit erstaunlich ebenmaessig ausgerichteten, wagrechten Terrassen versehen. Im Gegensatz zu Laos, wo die Felder noch mit den abgeschnittenen duerren, gelben Reisstauden sich praesentierten, sind hier die Felder praktisch alle schon geflutet und die Mehrheit mit den leuchtend gruenen Reisschoesslingen schon bestueckt. Waehrend des ganzen Wachstums muessen diese, um nicht zu faulen, in immer gleich hohem Wasserstand gehalten werden. Dies erfordert eine richtige Koordination, nicht nur innerhalb der einzelnen Felder und Besitzer sondern darueber hinaus auch auf Dorfebene, ja ueber ganze Talschaften hinweg. Erst im letzten Stadium wird das Wasser von den Feldern abgelassen, damit die Reiskoerner reifen koennen.

Nach der Mittagsrast, fuer die wir ein herrliches Plaetzchen direkt am Nam Ngam finden - erfrischendes Bad miteingeschlossen, sehen wir am breiter gewordenen Flusslauf seltsame Gebilde. Es handelt sich um riesige, aus Bambus gebaute Wasserraeder, welche eben zum Zweck, die Felder mit genuegend Wasser zu versorgen und die Terrain-Unterschiede zu ueberwinden, erstellt werden. Nachdem wir zufaellig das erste erblickt haben, fallen uns ganze Serien davon auf. Wir finden sogar einen Zugang zu Fuss ueber eine schwankende Bambusbruecke hinweg, um diese Konstruktionen aus der Naehe zu studieren.
Die Strasse ist geteert, nicht allzu breit, aber Verkehr fehlt ausser Motorrollern praktisch ganz. Erst nach ueber zwei Stunden Fahrt kommt uns das erste Auto entgegen. Es stimmt hier wieder mal die GPS-Karte mit der Strassenkarte mehr oder weniger ueberein und wegen der Topographie koennen wir gut verfolgen, wie schnell wir vorwaertskommen. Bambus ist hier Trumpf und das Baumaterial. Als wir bei Ban Thuoc an den breiteren Fluss Ma River kommen und seinem Oberlauf entlang rollen, sehen wir immer wieder ganze Floesse davon im Wasser liegen. Allerdings wird uns nicht klar, ob sie im Wasser transportiert oder nur im Fluss eingelegt werdem um elastisch zu bleiben.
Die Strasse ist geteert, nicht allzu breit, aber Verkehr fehlt ausser Motorrollern praktisch ganz. Erst nach ueber zwei Stunden Fahrt kommt uns das erste Auto entgegen. Es stimmt hier wieder mal die GPS-Karte mit der Strassenkarte mehr oder weniger ueberein und wegen der Topographie koennen wir gut verfolgen, wie schnell wir vorwaertskommen. Bambus ist hier Trumpf und das Baumaterial. Als wir bei Ban Thuoc an den breiteren Fluss Ma River kommen und seinem Oberlauf entlang rollen, sehen wir immer wieder ganze Floesse davon im Wasser liegen. Allerdings wird uns nicht klar, ob sie im Wasser transportiert oder nur im Fluss eingelegt werdem um elastisch zu bleiben.

Wenn immer wir halten, werden wir freundlich gegruesst. Hello ist hier das Zauberwort. Selbst die vorbeirollenden Toefffahrer halten an, um uns zu begruessen. Auch die Frauen kennen keine Scheu - viele von ihnen mit furchtbaren "abgebrannten Walliserdoerfer" aehnlichen Zaehnen im Mund. Als Sonnenschutz tragen sie den in Vietnam ueblichen kegelfoermigen Strohhut und nicht selten selbst auf dem Lande zusaetzlich Tuecher wie grosse Mundschutze darunter und lange Handschuhe, um eine helle elfenbeinfarbene Haut zu behalten. Die Herren der Schoepfung, vor allem die gesetzteren Semester, halten es noch mit der traditionellen Kopfbedeckung, einem Tropenhelm mit gruenem Stoffbezug, waehrend die juengeren allerdings haben auf Basketball-Muetzen umgestellt.

In Quan Hoa (die Ortschaften hier haben ebenfalls wiederum verschiedenste Bezeichnungen) fallen uns neben den stattlich gewordenen Holzhauesern mit Daechern aus Blaettern spezielle gemauerte Haeuser auf. Man koennte meinen, dass man sie aus San Francisco kopiert hat. Man beginnt notfalls mit einem Stockwerk und baut spaeter weiter, oder aber bei guter Kasse baut man gleich dreistoeckig. Breit sind sie aber nur eine gute Zimmerbreite, waehrend die Laengsseiten keinerlei Fenster aufweisen und nur grau verputzt und nicht gestrichen sind, als ob der Nachbar direkt seinen Bau anschliessen wuerde. Der Unterschied ist nur, dass diese Elemente immer einzeln in der Gegend stehen.Ganz fremd im Bild sind auch die katholischen Kirchen, von denen wir in jedem groesseren Ort eine erblicken koennen.
Unser Weg fuehrt uns durch Mai Châu und dann auf die Hauptverbindung Nr. 6, von welcher aus wir nochmals einen Blick ueber die vielen Reisfelder werfen koennen, die auch unsere letzten Kilometer gesaeumt haben. Fahrzeuge hat es wenige auf der Strasse, die immer breiter wird. Dafuer aber nimmt die Dichte an Mopeds und Toeffs zu. Wir wollen ein Auge werfen auf den umstrittenen riesigen Staudamm, welcher den Song (Fluss) Da bei Hòa Bin aufstaut. Dereinst soll diesem Projekt das groesste Wasserkraftwerk Suedostasiens entspringen. Mit der Umsiedelung von zigtausend Bewohnern wurde schon 2003 begonnen.
Ueber Xuân Mai streben wir unaufhoerlich dem Hauptort Ha Noi zu und stellen schon bei der Einfahrt in die Stadt fest, dass nicht viel zu laufen scheint. Das Tet-Fest wurde um den Jahrestag der am 3. Februar 1930 gegruendeten KPV erweitert, so dass alle grossen Geschaefte, Firmen und Bueros bis zum 5.2. geschlossen bleiben und der Verkehr daher maessig ist. Dank Stadtplan und Reisefuehrer finden wir recht zuegig "mitten" in den Kuchen, an den Hoan Kiem See. Da ist eine Bank markiert, die ueber einen 24 Std.-ATM-Schalter verfuegt, damit wir uns endlich vietnamesisches Geld verschaffen koennen. Mit einigen Millionen von Dong im Sack (1'000'000 Dong entspricht ca. 85.- sFr.) koennen wir einen Mittagsimbiss zu uns nehmen. Uns steht der Sinn mal wieder nach Hamburger und Frites, die aber in den ersten beiden Lokalen ausverkauft sind. Im dritten nickt man zu unserer Bestellung, erhalten tun wir dann einen Schinken und Kaese-Sandwich! Im Traveller-Revier in der Han Bo und und Han Bac ist es nicht schwer, ein Internet-Café zu finden.

Nach einem chineischen Nachtessen im Van Am heisst es, einen Standplatz fuer die Nacht zu finden. Was immer sonst zum Erfolg gefuehrt hat, verspricht hier keinen Erfolg. Zwar hat die Stadt einiges an Gruenflaechen, aber alle sind sie ordentlich eingezaeunt. Der Stadtplan taeuscht und natuerlich sind die Ausfallstrassen ebenfalls dicht besiedelt. Nirgends erblicken wir einen Platz oder eine Ausstellmoeglichkeit, so dass wir schon mit dem Gedanken spielen, ein Hotel aufzusuchen. Aber ausser gerade den Ist Class-Etablissements verfuegen keine ueber eigene Parkplaetze, so dass wir den Camper auf der Strasse stehen lassen muessten. Schliesslich umkurven wir mehr zufaellig als geplant den Westlake auf seinem schmalen Umfahrungsstraesschen und siehe da, unweit des Sofitel Hotels koennen wir auf einer Art verbreiteter Strandpromenade ausstellen und direkt am Wasser parken mit Blick auf eine der aeltesten Pagoden Vietnams aus dem 15. Jht., der Tran Quoc Pagode.

Nach einem Arbeitstag an Camper und Laptop gekroent mit einem feudalen Diner am Seafood Buffet à la discretion im nahen Sofitel Westlake zu 19.95 $ pro Kopf machen wir uns am Samstag, 4.2. auf, um uns etwas von den Sehenswuerdigkeiten der Stadt einzuverleiben. Wir starten mit dem Ho-Chi-Minh-Mausoleum. Erst mal muss man den richtigen Zugang finden, und der ist bei Weitem nicht der kuerzeste. Immer wieder werden wir weggewiesen, als wir ueber den grossen freien Platz gehen wollen, obwohl wir die leeren Plattenwege benutzen wollen und uns gar nicht getrauten, den Rasen zu betreten. Schliesslich landen wir im richtigen "Kanal", wo wir geprueft und meine Tasche gescannt wird. Um die Ecke muss ich dann die Photoausruestung abgeben, die einem am Ausgang wieder bei einem kleinen Kabaeuschen zurueckgegeben wird. In den 1973-1975 wurde das Monument aus grauem und rotem Marmor aus den Bergen um Danang errichtet. Wohlweislich hatte der Nachfolger Le Duan das Testament unterdrueckt und die Partei es erst 1990 veroeffentlicht, worin der 1969 verstorbene Staatsmann ausdruecklich sich fuer eine einfache Einaeuscherung und gegen eine oeffentliche Ausstellung seines Leichnams ausgesprochen hatte. Da liegt er nun, personifizierter revolutionaerer Geist harter Arbeit und Verfechter spartanischen Lebens im Dienste seines Volkes. Jedes Jahr hat er drei Monate Ferien und verschwindet nach Russland, wo man fachmaennisch aufgefrischt wird.
Unter Fuehrung erst eines einfach Uniformierten, dann eines Mitglieds der Ehrengarte in blendend weisser Uniform tippeln wir an der Spitze einer Zweierkolonne ueber den roten Teppich ins Innere. Zutritt erhaelt nur wer adrett gekleidet ist, sich ehrerbietig verhaelt und entsprechend gesittet am Glaesernen Sarg vorbeidefiliert. Anschliessend fuehrt der Weg durch die Parkanlage, am ersten einfachen Wohnhaus und dem spaeteren Wohnsitz auf Stelzen sowie mit Blick durch die Mangobaum-Allee auf den grossen gelben Praesidenten-Palast vorbei.
Bis wir zum dazugehoerenden Muesum kommen, hat es bereits geschlossen. Das haben wir schon gemerkt, die Mittagszeit ist den Leuten hier aeusserst wichtig. Genau nach angeschriebener Ladenzeit werden die Geschaefte dichtgemacht und die Inhaber und Angestellten fangen an zu futtern, sei es das eigen zubereitete und mitgebrachte, meist aber Mahlzeiten in den kleinen ueberall vertretenen Garkuechen und kleinen Restaurants. Da hocken sie dann auf kleinen Plastikhockern und bewegen ihre Staebchen boitzschnell durch die kleinen Schalen mit Reis, Beilagen, Kraeutern und Saucen.Wir dislozieren zum Hanoi Tower, wo wir im als westlich angepriesenen Laden einige Lebensmittel kaufen. Parken ist hier nie ein Problem. Niemand haelt sich an die ueberall signalisierten Parkverbote und keiner stoert sich daran, wenn man sich eins der vielen breiten Trottoir fuer einen Halt aussucht.
Wegen des Bau des benachbarten Hochhaus-Komplexes besteht seit 1993 nur noch ein Drittel des uspruenglichen historischen Hoa Lo Prison. Eroeffnet in 1896 und von der franzoesischen Regierung von Indochina zwecks Eindaemmung der antikolonialen Bewegung verwendet, sah man einer der lokalen Patrioten und Revolutionaere die Zellen unter Erleidung von seelischen wie auch koerperlichen Torturen von innen. Nach der Befreiung diente das Gebaeude als Staatsgefaengnis, bis in den Jahren 1964-1973 darin die waehrend der Bombardierung von Nordvietnam abgeschossenen amerikanischen Piloten (welche es ironisch als "Hanoi Hilton" bezeichneten) festgehalten wurden.
In den belebten engen Gassen der Altstadt wird es bereits duester und zu dunkel zum Fotographieren, weshalb wir den Besuch des weltberuehmten Water Puppet Theater vorziehen. Wasser bildet die Buehne vor die Vorstellung und auch die Spieler stehen huefttief darin. Aus wasserbestaendigem Feigenholz geschnitzt, werden die bis zu 50 m hohen und bis zu 15 kg schweren Puppen entweder an langen Stangen oder auf schwimmender Basis bewegt. Gespielt werden Szenen aus dem Alltag und der Geschichte des Landes. Der Gesang ist live und wird von Musik von hoelzernen Floeten, Gongs, zylindrischen Trommeln, Bambus-Xylophonen und dem faszinierenden Ein-Seiten-Instrument Dan Bau begleitet.
Am Sonntag wollen wir gemuetlich nehmen, schlafen aus und fruehstuecken gemaehlich. Am Vorabend hatte ich noch am LapTop mit Strom ab Umwandler von der Batterie gearbeitet, Fotos sortiert und an diesem Morgen die Arbeiten noch abgeschlossen waehrend Fredy sich mit dem Velo auf die Piste gemacht und vergnuegt hatte. Nun zahlen wir den Preis dafuer. Gerade noch ein Klicken und ein einsames Umdrehen ist unserer Batterien-Serie zu entlocken. Guter Rat ist teuer, aber ein Taxi hilft uns aus der Brédouille. Zwar fruchtet das Ueberbruecken gar nichts, ans Abschleppen ist nicht zu denken, dafuer aber helfen sein Chauffeur sowie einer unserer "Nachbarn" Fredy, den schweren Camper erst vom Trottoir und dann anzuschubsen. Ich habe die Ehre, die Kupplung bei angemessenem Tempo im zweiten Gang schnellen zu lassen und den Motor so (allerdings erst im zweiten Anlauf ) in Gang zu bringen. Das Grunduebel dafuer ist ein fast total abgerissenes Kabel (Mike laesst gruessen) vom Alternator.
Montag, 6. Februar 2006 - endlich ein Werktag. Wir sind voller guter Absichten, was wir heute alles erledigen wollen. Prioritaet hat natuerlich der Federblatt-Ersatz. An der im Internet angegebenen Adresse, direkt vis-à-vis vom Bahnhof Hanoi findet sich wie vermutet keine Spur von Iveco. Also auf quer durch die Stadt zur Fiat-Iveco-Garage, die Fredy gestern auf seiner Byke-Tour gesehen hatte. Aber da wird nur der Verkauf vorgenommen. Immerhin spricht jemand English und kann uns an ihre Werkstaette verweisen. Die Markierung, die er im Stadtplan macht, bringt es dann allerdings nicht. Vielmehr muessen wir uns notgedrungen einen Taxichauffeur anheuern, der die Giài Phông kennt und uns zur gesuchten Mekong Garage, 12,3 km ausserhalb der Stadt schon in Van Dien lotst. Hier sind die Service-Center fuer Daewoo, Isuzu, Fiat und andere Nutzgahrzeuge zusammengefasst. Da steht dann auch ein Iveco - welche Freude und gleichdarauf Enttaeuschung: es ist eine uralte Ruebe. Iveco exisitert nur noch in Service-Handbuechern und in den Koepfen der Hersteller, in natura ist die Infrastruktur tot. Der Chef, der leidlich englisch spricht, moechte nichts lieber als rasch wieder seine Ruhe haben. Man koennte eventuell/vermutlich Federblaetter besorgen, aber konkret mit welchem %-Satz an Wahrscheinlichkeit, in welcher absehbarer Zeit und schon gar zu welchem Preis laesst sich ihm nicht entlocken. Also kehren wir schweren Herzens um. Auf dem Weg in die Stadt hinein versuchen wir unser Glueck bei Ford, die hier gut vertreten sind und auch ueber eine einigermassen Werkstatt verfuegen. Ein junger Mann hilft uns nach bestem Wissen und Koennen, aber Ersatzteile kann auch er nicht herbeizaubern. Im nahen Hof, wo man uns eventuell nach seiner Ansicht helfen koenne, machen wir rasch wieder rechts um kehrt - einzige Ausruestung sind Hammer und Hocker, zum ans Auto sich zu setzen. Er schreibt uns noch einen Kontakt an derselben Strasse in Stadtnaehe auf. Doch bis zur Wiederoeffnung am Nachmittag muessen wir uns mit Sandwiches im Camper am Strassenrand gedulden. Die 2-3 ô to Automobile Co. An der 18, Giài Phông, ist ein sauberer Betrieb. Man gibt sich alle Muehe und sichert zu, die Reparatur vornehmen zu koennen. Dann aber, die hintere rechte Feder schon demontiert (und wir damit immobil) muessen sie eingestehen, dass sie mit dem Blatt auf Reisen gehen und einen Ersatz suchen muessen, ohne zu wissen, wann und wo sie ihn finden werden. Auch hier will man uns nicht sagen, wo sich in der 3 Mio. Stadt Hanoi Federnhersteller befinden, denn sicher schmeisst man hier in Vietnam kein Auto weg nur wegen einer gebrochenen Feder - ob das Fahrzeug im Lande selbst hergestellt oder vertrieben wird oder nicht.
Frustriert kehren wir an unseren alten Standplatz im Norden der Stadt zurueck. Das einzig gute, waehrend der ueber 50 vergeblichen Kilometer Fahrt haben sich wenigstens unsere Batterien erholt, nachdem Fredy das eigentliche Problem erkannt und behoben hatte. Wir treiben uns anschliessend noch im Old Quarter herum, streifen durch die geschaeftigen engen Gassen. Unwahrscheinlich, in was fuer Loechern die Leute zum Teil hier hausen. Ein Hotel fuer Traveller ist meist an der Front ein Reisebuero, daneben wenn moeglich ein paar PC, um Internet zu verkaufen, dahinter ein Restaurant und in den oberen Stockwerken die Hotelzimmer.
Aber auch die privaten Haeuser sind sie alle x-fach genutzt als Geschaeft, Laden, Restaurant inkl. Kueche und Essmoeglichkeit, sofern fuer diese nicht der Gehsteig herhalten muss. Am Abend wird dann der nach vorne offene Raum mit Gittern abgesperrt, da darin neben Kuehlschrank, ein paar Plastikstuehlen und dem obligatorischen TV die haushalt-eigenen Mopeds und Fahrraeder uebernachten, waehrend die Bewohner selten in den zweiten Stock, meist aber ueber eine Art Leiter oder Stiege einen halben Stock rauf wie in ein riesiges Kajuetenbett zum Uebernachten kriechen. Das zweite Geschoss wird in der Regel schon von einer anderen Familie genutzt.
Fast jede Gasse hat ihr spezielles Metier. Zeilenweise findet man dann nur entweder Kleider, Schuhe, Kosmetik (Nail Studios sind auch hier in), Maschinen und Haushalt-Waren, Glas und Spiegel, usw. In den dem Hô Hoàn Lake nahe gelegenen Strassen herrschen Souvenirs, Seide, Schmuck, Ton- oder Korbwaren, Kunsthandwerk, Bilder und Statuen oder auch traditionelle Musikinstrumente vor. Gemuese und Fleisch kauft man in den Maerkten oder oft, wie auch Baguettes und Fruechte, vielfach essfertig geruestet, von den vielen Frauen, die an Bambusstangen ueber der Schulter hinten und vorne zwei grosse, meist auch schwere flache Koerbe transportieren und daraus ihren Kleinhandel treiben.

Vor unserer Abreise sprechen wir, auf der hier einmal zentral gelegenen, Schweizer Botschaft im Gebaeude des Melia Hotels an der Lý Thuông Kiêt vor. Aber das Paket mit der Heizungssteuerung ist nach drei Wochen noch nicht eingetroffen. Wir leisten einiges an Ueberzeugungsarbeit und sind schliesslich erfolgreich in unserer Bitte, dass man es uns ans Konsulat in Ho Chi Minh- City weiterleitet.

Wohl oder uebel entscheiden wir uns, mit gebrochener Feder weiterzureisen und uns in den naechsten Tagen weiter Gedanken zu machen, als wir nach Ueberquerung der Chuong Durong Bruecke unerwartet an der Durchgangsstrasse rechterhand wie insgeheim gehofft einen kleinen Betrieb mit Federblaettern entdecken. Der Kleinunternehmer macht sich um 15.ooh ans Werk, weiss, wo man ein neues Blatt fuer uns besorgen, kuerzen und runden kann. Das alles kostet natuerlich - aber gluecklicherweise hierzulande mehr an Zeit (bis 21.ooh) als an Geld (umgerechnet sFr. 49.50)!

Andere Unkosten warten noch auf uns. Noch in Hanoi ist mir die Tasche von der Achsel runtergeglitten. Erst glaubte ich, mit dem Ersatz des gesprungenen Polaroid-Filters sei ich mit einem blauen Auge davon gekommen. Dann aber gab das Teleobjektiv den Geist auf und nun muss ich feststellen, dass auch die Kamera selbst eine Macke hat und man bei Weitsicht/Panorama-Photos die manuelle Schaerfeneinstellung verwenden muss.
Nicht auf der Direttissima sondern ueber eher kleinere Strassen via Bác Ninh-Pha Lai strebten wir suedoestlich. Erst war die Gegend scheusslich, wie immer als Vororte von grossen Staedten. Dann setzten die Felder ein, immens streckenweise. Auf jedem der eingefassten Aecker praktisch arbeitete eine Person. Die Felder um Dong Trieu werden gepfluegt. Mehrmals koennen wir sehen, wie das Wasser in die einzelnen Etagen geschoepft wird. Nicht etwa mit Pumpen, sondern zwei Personen schwingen einen kegelfoermigen Behaelter hin und her und werfen so Wasser vom Kanal aufs hoeher gelegene Feld.
Die Strasse ist erstaunlich gut. Links und rechts davon sind grosse Projekte auf Reklametafeln angeschlagen. Zum Teil sind die riesigen Fabrikhallen, vielfach "joint Ventures" bereits im Bau oder fertiggestellt waehrend projektierte Wohnsiedlungen noch auf die Verwirklichung warten. Jeder Bauherr muss zuerst sein Grundstueck vom Niveau der Aecker auffuellen und wie die auf einem Damm gebauten Verkehrswege auf hoehere Ebene bauen.

Unterwegs sind vor allem Mopeds und Velos, auf denen alles Moeglich transportiert wird, angefangen von Saergen, Stapel von Waren, gar lebende Saeue, bocksteif quer ueber ein Brett gebunden. Dann natuerlich immer wieder Nutzfahrzeuge und die vielen Busse, wobei die Ueberlaender fahren wie die Wilden. Private Fahrzeuge sieht man fast nicht, eher handelt es sich um Autos von Reiseagenturen, die Touristen rumfuehren.
Bei Uông Bi, wo die Aecker dann praktisch alle schon bestellt und neu besteckt sind, so dass die Gegend unvermittelt wieder gruen erscheint, haben wir dann das Meer erreicht. Nach einem anfaengich nebligen Morgen hat sich die Sonne durchgesetzt und die Gegend sieht gleich viel freundlicher aus. Die Vegetation hat sich gewandelt. Einzelne Pinienwaelder stehen in der Gegend und entlang der Strasse werden ausser den bisherigen Fruechten auch viele Kokosnuesse und Ananas angeboten. Wir setzen mit der Faehre schiesslich in die Stadt Ha Long selbst ueber, aber da hoert eigentlich die schoene Aussicht auf die beruehmte Bucht mit den vielen Kalksteinfelsen, wie Mohrenkoepfe aus dem Wasser ragend, auf. Also kehren wir nach dem Mittagsimbiss nach Bai Chay zurueck, wo man heftig an Hotels, Strandanlagen und neuer Strasse gesaeumt mit Palmen baut. Das ist eigentlich auch der Ausgangsort fuer die Bay Rundfahrten. Das Wetter ist diesig trueb, die Bucht weithinaus eine braune Bruehe - weit und breit nichts vergleichbar mit den Aufnahmen vieler Reiseprospekte und schon gar keine segelnden Daus zu sehen. Nur eine Unmenge Touristenboote aneinandergehaengt vertaeut und vor Anker, und einige letzte kehren eben mit wenigen Touristen von Rundfahrten zurueck. Unter diesen Verhaeltnissen koennen wir uns eine Rundfahrt gut verkneifen.
Nach Quan Yen setzen wir mit der Faehre Richtung Hai Phong ueber den Bach Dong. Zum Uebernachten wollen wir eigentlich nur etwas zum groessten Trubel aus der Stadt Hai Phong hinausfahren, aber einmal mehr ist es unmoeglich, einen Uebernachtungsplatz zu finden. Schliesslich rollen wir im Dunkeln durch die Gegend. Im Vorortsgebiet bis nach Kién An merkt man kaum einen Unterschied zwischen den einzelnen Ortschaften. Sie gehen nahtlos ineinander ueber, links und rechts Haeuser und Geschaefte, die Strassen voller Toeffs. Als es endlich ruhiger zugeht, glaenzt dafuer als Ersatz nun Wasser der unzaehligen Reisfelder. Vor dem Inlet vor Tién Lang dann koennen wir ans Ufer runter fahren, wo sonst Sand auf LKW geladen wird und finden neben einer Art Palmenhain unsere Ruhe.
Eine weitere Faehre bringt uns ueber den Auslaeufer des Cùa Van Uc vom Meer her. Sie ist einfach und wird von einem Boot gestossen. Ihre Vorgaengerinnen, zwei Rosthaufen an der Zahl, daemmern in einem Nebenarm vor sich hin. Obwohl gleich gross in unserer KnowHow-Karte verzeichnet, handelt es sich bei der von uns gewaehlten Strecke nur um eine Nebenstrasse. Die Route 10, mit der sie sich bei Vinh Bào wieder vereint, ist um einiges besser (und haette uns gestern auch nicht solche Probleme bereitet, einen Standplatz zu finden). Wir kommen entsprechend flott voran. Vor Thái Bình ueberqueren wir den Tra Ly und stoppen kurz im Staedtchen, das uns wegen seiner riesigen Katholischen Kirche auffaellt. Wie wir im Reisefuehrer uns informieren koennen, lebt in dieser Region eine aktive Gemeinde mit an die 100'000 Christen. Um nach Nam Dinh zu gelangen, muessen wir einmal mehr den Hong Fluss, den wir von Hanoi her kennen, traversieren.Ninh Binh hat gut 50'000 Einwohner und ist die Drehscheibe, fuer Traveller, die in den Cúo Phuoung Nationalpark wollen.
Wir begnuegen uns mit einem Stop auf halber Route und finden mit Durchfragen die Abzweigung Richtung Kenh Ga - gerade breit genug fuer unsern Camper und mit 4,5 t erlaubtem Gesamtgewicht. Wir fahren auf einem schmalen Damm an den Day Fluss, Ausgangspunkt fuer einen Ausflug in einem flachen Boot aus Beton. Eine halbe Stunde lang rudert uns ein junger Bursche bis nach Kenh Ga und anschliessend wieder zurueck. Das Wetter hat mit uns Erbarmen. Regnete es am Vormittag noch leicht, schont es nun. Von den vielen sonst ansehnlichen Dolomitenfelsen der Umgebung, welche die trockene oder gruene Halong Bay genannt wird, sind nur die naeheren und natuerlich grau in grau auszumachen. Die Behausungen entlang des Kanals sind aermlich, schlecht unterhalten bis halb verrottet. Ein Teil der Leute wohnt auf Flussbooten, alles andere als komfortabel in einer einraeumigen, entweder geflochtenen oder gar metallenen Aufbaute auf Deck. Allgemeines Fortbewegungsmittel hier ist das Ruderboot. Aussergewoehnlich ist, dass die Leute hier nicht mit den Armen sondern mit den Beinen rudern, und dies erst noch vorwaerts.

Wir haben unsererseits gelernt, uns rechtzeitig nach einem Standplatz umzusehen und uebernachten ausserhalb Bim Són auf einem aufgeschuetteten Platz in einiger Distanz zur Strasse. Trotzdem hoeren wir noch immer den im allgemeinen dichten Verkehr an Bussen und vor allem die Fanfarentrompeten der LKWs. Die Vietnamesen sind allgemein schlechte Autofahrer. Ueberholt wird trotzdem staendig und als Rettung in kritischen Situationen einfach mit den Scheinwerfern geblinkt, damit der entgegenkommende moeglichst fruehzeitig ausweichen kann. Dies tun auch seelenruhig die Motorrad-Fahrer. Ebenso unbesorgt schwenken sie aus Nebenstrasse vor einem in die Fahrbahn, fahren in Unterhaltung mit andern parallel zu dritt nebeneinander und sehen absolut keinen Grund, sich auf dem Seitenstreifen zu halten. Aufzupassen hat in jedem Falle hier der Hintermann und auf ihn verlassen sie sich vollstaendig. Ich haette nicht so viel Gottvertrauen.
Auf der guten Teerstrasse Nr. 1 A durch topfebenes Terrain kommen wir gut voran. Meist fahren wir parallel zum schmalen Schienenstrang der Zughauptverbindung von Saigon nach Hanoi, den wir immer mal wieder kreuzen. Aufgestanden sind wir in nebliger Atmosphaere. Gegen 10.30h unterwegs hatten wir mal noch Hoffnung, dass die Sonne durchkaeme. Aber den ganzen Tag muessen wir immer wieder Regen akzeptieren.
Ab Than Hòa versuchten wir, an der Strassenseite einen Handwerker zu finden, der unsern Motor fuer den Einstiegstritt, der seit zwei Tagen kaputt ist, reparieren koennte. In einem kleinen Kaff, Lan Tra, sehe ich einen Mann am Boden knien, in seinem Raum jede Menge verschiedener gebrauchter Elektrogeraete. Wider Erwarten ist der Motor nicht durchgebrannt sondern nur durch Schmutz verhockt, so dass er rasch instand gestellt werden kann. Geld dafuer annehmen will der Mann absolut nicht, so bezahlen wir mit einer Schweizer Toblerone. Daraufhin fuehlt er sich verpflichtet, sich auch noch revanchieren und bittet uns in den Hintergrund des Workshop zu einem Drink aus einer riesigen Kanne, der sich dann als Reisschnaps anstatt des erwarteten Tees herausstellt. Wir erwidern seine Gastfeundschaft auf schlechte Art. Aber so wie er sich innert Kuerze zweimal die kleine Schale fuellt und deren Inhalt wie Wasser hinunterschluckt hatte, koennen wir beim besten Willen nicht mithalten.

Vinh, 1975 komplett durch die Bombardierung ausgeloescht, hat moderne breite Strassen und erinnert uns an einen chinesischen Ort. Wegen der Regenfaelle sind meine Gummischlappen in schmierigen Dreck des General Market noch fast das Beste, dass man an den Fuessen haben kann, muessen wir ihn doch ganz durchqueren, bis wir zum Gemuese und Fleisch finden. Natuerlich verfolgen jeweils alle umliegenden Anbieterinnen meine Kaufverhandlungen, die aber immer gutmuetig und mit viel Gestik und Lachen gefuehrt werden und fast immer mit der Gewaehrung eines Rabatts enden.
Wir uebernachten ausserhalb Càm Xuyen im Gruenen. An der letzten Bruecke davor haben wir fuer einmal keinen Erfolg gehabt im Einsparen der Gebuehr. Drei bis vier Stufen gibt es immer fuer das Passieren der Zahlstelle. Erst ein Haeuschen mit Inspektion, dann ein zweites fuers Inkasso. Unmittelbar vor der Schranke wird das Ticket kontrolliert und schliesslich dann die Barriere gehoben. Nachdem wir anfaenglich irrtuemlich an der Kasse vorbeigefahren sind und dann durchgewunken wurden, versuchen wir das immer mal wieder. Ein anderer Trick ist, nur gerade eine Tausendernote oder hoechstens einen Fuenftausender hinzuhalten und kompliziert zu tun. Das resultiert auch immer mal wieder in einem Freipass statt der ueblichen 15'000.- Dong.
Unmittelbar vor dem 125 m hohen Ngang Pass kamen wir erneut ans Meer, was wir aber in der trueben regnerischen und nebligen Stimmung fast uebersehen haetten. Es handelt sich bei diesem Pass zwar nicht um den als Wetterscheide bekannten Wolkenpass, aber fuer uns hat er etwa dieselbe Wirkung. Endlich mal kann sich die Sonne durchsetzen, und eine Aufhellung laesst Ort und Cua Ron mit seinen blauen Fischerbooten gleich viel froehlicher erscheinen. Nach dem Cúa Gianh erwischen wir sogar die richtige kleine Abzweigung und fahren auf direktem Weg zu dem zum Weltkulturerbe zaehlenden und schoensten Hoehlen von Vietnam, den Phong Nha Caves (Cave of Theeth). Im gleichnamigen Ort entrichtet man den Eintritt, 30'000.- Dong pro Kopf fuer die grosse mit Boot zu durchfahrenden Hoehle und 20'000.- fuer die sog. Trockene Hoehle. Um ueberhaupt dahin zu gelangen, muss man ein Motorboot mieten. Das kostet 100'000.- pro Boot, das aber bis zu 10 Personen fasst. Wir finden niemanden zum Teilen dieses Betrages und lassen uns also allein an Bord die halbe Stunde den Fluss hinauf bringen. Die Vietnamesen wie oft sind stets erfreut ueber unser Interesse an ihren Sehenswuerdigkeiten und immer wieder werden wir von andern Bootspassagieren noch waehrend der Fahrt mit Winken und Hellos oder aber dann bei der Besichtigung mit Haendedruck sogar begruesst. Erst 1990 wurden 35km dieser Hoehlen von den Briten ausgekundschaftet und verlaessliche Plaene erstellt. Die "nassen" Hoehlen sind ihrer Groesse beeindruckend, aber die Zaehne resp. Stalagmiten am Eingang, denen die caves ihren Namen verdanken, sind laengst verschwunden. Zum Glueck sind sie heute mit elektrischen Lampen teilweise ausgeleuchtet, so starke Taschenlampen haetten wir nicht dabei. Das gecharterte Boot bleibt einem immer erhalten. In den Hoehlen muss der Motor abgestellt werden und die Bootsfuehrer/innen paddeln die die Boote ins Berginnere. Das Verdeck wird zurueckgeschlagen, damit wir auch die volle Sicht auf die Pracht haben. In der Schlusshoehle laesst man uns aussteigen. Ebenso fast wieder am Ausgang. Zu Fuss macht man einen Bogen durch die steinerne Welt, waehrend das Boot inwischen weiterschwimmt und uns am untern Zustiegort wieder aufnimmt. Die "dry caves" sind ueber steile Treppen hinauf zu erreichen, was mich recht ins Schnaufen bringt. Wert ist die Anstreungung aber alleweil, denn diese weisen viel mehr Stalagmiten und Stalaktiten auf. Nach einem Ueberblick auf den gekruemmten Con-Fluss und die umliegenden Felder machen wir uns an den Abstieg. Wir sitzen wohlgelaunt im trockenen Boot auf der Rueckfahrt, als wieder ein Nieselnegen einsetzt und die ganze Gegend wieder in grau gehuellt ist.

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Ein Stueck weit fahren wir auf dem Ho Chi Minh Highway Nr. 15 weiter durch eher langweilige Landschaft. Bei Dong Hoi kehren wir auf die Kuestenstrasse zurueck, von welcher aus wir bei Ho Xa die Abzweigung zu unserem naechsten Ziel suchen ans Kap gelangen, wo Vinh Moc, urspruenglich ein kleines Fischerdorf, liegt. Wir stehen direkt am Meer unten, neben uns jede Menge Fischerboot, von denen einige in die Nacht hinaus auslaufen, um die Netze auszulegen und koennen uns am naechsten Morgen ihren mageren Fang begutachten.
Von den 1966 erstellten Tunnels sind, abgesehen von Tausenden von Metern von Schuetzengraeben, noch 1'701 m erhalten. Die Anlage von Vinh Moc hat insgesamt 13 Eingaenge, 7 zum Strand und 6 ins Landesinnere. Mit Waffen und Lebensmitteln versorgt wurde sie von der strategisch wichtigen Insel Con Co aus. In drei Etagen bis zu 23 m tief wurden die nur 1,6-1,8 m hohen und 1,2-1,5 m breiten Gaenge erstellt, die dank dem kompakten lehmigen Grund nur gerade bei den Eingaengen,.nicht aber im Innern abgestuetzt werden mussten. Hier spielte sich das Dorfleben waehrend der Kriegszeit ab, entsprechend fehlten auch aerztliche Versorgung, ein 30 m tiefer Brunnen fuer die Versorgung mit Grundwasser, Toilettenanlagen und ein Versammlungsraum fuer 50-80 Leute nicht, waehrend die einzelnen Familien in 3-5 m voneinander entfernten Aussparungen von etwa 3x2 m Grundflaeche wohnten. Die junge Fremdenfuehrerin war sehr besorgt um unsund versicherte sich immer wieder, ob wir nicht Angstzustaende unter Tag haetten.
Von 1954-1975 diente der Ben Hai River von der Kueste bis zur Laos-Grenze als Demilitarisierte Zone zwischen der Republik Vietnam/Suedvietnam und der Demokratischen Republik Vietnam/Nordvietnam. Ihm entlang fahren wir ueber eine kleine lehmige Strasse als Abkuerzung zwischen der Kuestenstrasse Nr. 1 zur Inlandroute 15. Sie fuehrt uns direkt zum Eingang zum Nationalfriedhof von Troung Son. Der Huegel diente einst als als Militaerbase. Nach der Wiedervereinigung des Landes wurde an seiner Stelle dieses Denkmal erstellt und ueber zehntausend Tote umgebettet, aufteilt in fuenf Zonen je nach der Herkunfts-Provinz der Gefallenen. Viele Graeber sind allerdings leer und tragen nur Namenstafeln im Gedenken an die ueber 300'000 vietnamesischen MIAs (missing in action). Wir beobachten Einheimische, die erfurchtsvoll die Gedenkstaette besuchen und fuer die Verstorbenen Blumen, Raeucherstaebchen und Esswaren bei der grossen Stele auf der Kuppe hinstellen. Rundherum verstreuen sie reichlich Reis, bunte kleine Papierstreusel und kopierte 100-$-Noten - Versorgung fuer die Toten im Jenseits.
Ein junger Vietnamese spricht uns an. Ein kleine Gruppe befindet sich auf einem Betriebsausflug hierher und moechte gerne ihr Mittags-Picknick mit uns teilen. Solche Einladungen kann man nicht ausschlagen ohne unhoeflich zu sein. Also bedanken wir uns bei seiner Chefin und setzen uns zu ihnen auf die Bastmatte. Zuvorkommend werden wir mit Reis bedient, dazu isst man Gurken und verschiedene Fruechte. Im Gegensatz zu unserm Halt beim Bulgaren enthalten dann die kleinen gereichten Tassen auch wirklich Tee und nicht Alkohol. Zum Dessert versuchen wir eine einheimische Spezialitaet, zwei geroestete Reisfladen und dazwischen caramelisierte Spanischnuessli - nichts fuer Leute mit dritten Zaehnen! Zum Glueck fuehren wir noch eine Packung Kirschstengeli aus der Schweiz mit, mit denen wir uns bedanken koennen.

Von der Con Thien Firebase sieht man ausser ein paar Bunkerkoepfen kaum mehr etwas. Die seinerzeit von Bomben durchpfluegte Gegend ist inzwischen entweder ueberwachsen (und gilt da als immer noch ungeraeumt und gefaehrlich) waehrend andererseits heute auf gerodeten Flaechen grosse Gummibaum-Plantagen stehen. Doc Mieu Base erkennen wir nur aufgrund des oertlichen Denkmals, von denen es hierzugegend allerdings unzaehlige gibt. Die sog. DMZ-Tour der Veranstalter fuehrt seine Teilnehmer noch auf Wiesen, wo man angeblich noch die Schrapnell- und Moerser-Loecher sehen kann. Die Schlacht um Quang Tri dauerte 1972 vier Monate, uebrigen blieben nach dem Bombardement durch die Suedvietnamesen und amerikanische B-52 nur noch Schutt und Asche. Auf ein Stadtgebiet von 4 km2 fielen Bomben von der 7-fachen Sprengkraft der Atombombe von Hiroshima. An der N1 steht heute ein neues Quang Tri, von der Vergangenenheit zeugen noch Mauerreste und die teilweise wieder aufgebaute Front der La-Vang-Basilica, zu der viele Vietnamesen, nicht nur Christen, zum Beten hinfahren. Das merkt man sofort, wenn man auf das Gelaende einbiegt. So viele bettelnde Haende wie hier wurden uns in Vietnam noch nie entgegengestreckt.
Die letzten 60 km zwischen Quang Tri und Hue erlangten anfang der 50er Jahre traurige Beruehmtheit als Schauplatz grausamer Auseinandersetzungen ziwschen der franzoesischen Kolonialarmee und dem Vietminh und wurde sinngemaess "Route sans Joie" genannt. Wir befassen wir uns bei unserer Ankunft am spaeten Nachmittag des 12.2. rechtzeitig damit, einen Standplatz fuer unsern Aufenthalt in Hue zu finden. Fuendig werden wir ganz zentral auf dem rechten Ufer zwischen Le Loi und Fluss, wo wir uns auf ein breites Trottoir unter Baeumen bei einem leeren Grundstueck stellen koennen. Auch hier stoert das niemanden - hoechstens mal erkundigt sich jemand, woher wir kommen und wohin wir reisen.
Der Besuch eines Internet-Cafés fuer die Neuigkeiten von zuhause (Papi Duetschler hat einen neuen PC gekauft und verfuegt jetzt auch ueber eine E-mail Adresse!!, an die wir als ersten Kontakt unsere Gratulation richten). Zum Znacht geniessen wir im "Carambole" ein vietnamesisches Menue - nicht ganz billig (ich spreche dabei hierzulande von 7.- $ pro Kopf) und wir sind anschliessend wieder einmal reif fuer die "Falle".

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