9.+10. Juni 2006 - Zwischenhalt in Singapore

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Die gut zwei Monate zuhause sind zumindestens seit Fredy am 12. Mai nach Adelaide/Australien vorausgeflogen ist, um den Camper im Hafen abzuholen, nur so verflogen. Vom Sommer haben wir bis dahin in der Schweiz kaum etwas gehabt - im Gegenteil, ueber Pfingsten mussten wir bei Aussentemperaturen zwischen 10-12o C auch tagsueber gar nochmals die Heizung einschalten. Heute, Donnerstag, 8. Juni 2006, ist es soweit und aller letzter Trubel liegt hinter mir. Unsere Kinder haben sich langsam an unser Ankommen und Abreisen gewoehnt, aber unser Kater Lucky ist sehr verstimmt beim Adieu-Streicheln. Katja faehrt mich zum Flughafen Kloten und Mami begleitet uns.

Das Ticket fuer den Flug habe ich via Internet direkt bei Singapore Airlines gebucht und letzte Woche auch noch das Hotel im Stopover-Programm telefonisch bestellt. Beim Einchecken kann ich direkt an den Schalter. Wider Erwarten ist die Reisetasche viel weniger schwer als geschaetzt, nur gerade 20 kg. Dazu trage ich nur noch die Handtasche, eine leichte Reisetasche fuer den Singapore-Kurzaufenthalt und den Laptop im Handgepaeck - ein sensationelles Minimum. Wir haben noch genuegend Zeit, uns zum von Katja spendierten Mittagessen hinzusetzen und zu plaudern. Der Flug SQ 345 von 14.05h nach Singapore hat leichte Verspaetung beim Abflug, die wir aber bis ans Ziel wieder aufholen werden. Der Jumbo 747-400 ist nicht ausgebucht. So sind in vielen Dreierreihen, wie bei mir, angenehmerweise die mittleren Sitze leer. Es hat relativ viele Kinder an Bord - eines der Monster direkt hinter mir, das die ersten zwei Stunden lang nicht muede wird, gegen meine Rueckenlehne zu treten, bis ihn nach dem Mittag-/Abendessen endlich der Schlaf uebermannt. Ich lese etwas, kann ich aber nicht mal auf ein Sudoku-Raetsel konzentrieren und noch weniger auf einen Film, so dass ich beschliesse, meinem aus den letzten Tagen zuhause entstandenen Schlafmanko abzuhelfen.

Wie immer bei einem Nachtflug geht es am Morgen hektisch zu und her, da in kuerzester Zeit das Fruehstueck serviert und dann allles fuer die bevorstehende Landung wieder aufgeraeumt und verstaut werden muss. Vorsichtshalber trage ich mein Korsett, da es sich vermutlich nicht ganz vermeiden laesst, dass ich meine Reisetasche umladen muss.

Immigration und Customs sind im Nu absolviert und ich mache mich auf den Weg zum Singapore Stopover-Desk. Hatte ich eigentlich die schwere Tasche am Flughafen lassen wollen, ist es nun einfacher, sie im ShuttleBus mit zum Hotel zu nehmen, als lange durch den Airport zur Gepaeck-Aufbewahrungsstelle zu pilgern. Um 10.00h bin ich bereits im Zimmer 514 im Orchard Parade Hotel eingecheckt und mache mich auf, mein Sightseeing-Programm zu organisieren.

Um 14.ooh werde ich vom Sammelbus abgeholt zu den "City Highlights". Singapore praesentiert sich unerwarteterweise verregnet, entsprechend feucht und mit gut 26o C, so dass ich beim ersten Halt im Kampong Glam Quartier, historischer Sitz des Malayischen Koenigshauses in Singapore, noch einen Schirm kaufen muss, damit beim Umrunden der Sultan-Mosque nicht pflotschnass werde. Dann fahren wir am Colonial Dictrict mit einem schnellen Blick auf das Parlamentshaus, Hoher Gerichtshof und City Hall vorbei bis nach China Town zum Besuch des reich ausgestatteten 160-jaehrigen Thian Hock Keng Tempel und der umliegenden alten Haeuser.
Wie ueberall versucht man auch hier, die Touristen zum Kauf zu verlocken. Diese Tour macht Zwischenhalt bei einer Edelstein-Verarbeitung, aber bei dem Stil von Schmuck hier ist das ueberhaupt keine Versuchung zum Kaufen fuer mich. Schliesslich verlassen wir am Clarke Quay den Bus, um eine Fahrt in einem einfachen, offenen und mit roten kugelrunden Lamipons geschmueckten Boot den 4 km langen Singapore-River rauf und runter zu machen, um damit die modernen Center von der Wasserfront her zu sehen.

Es bleibt mir nur eine halbe Stunde im Great World City Center an der Kim Seng Road, die gerade fuer einen Kaffee reicht, bis das "Night Adventure" losgeht. Die beginnt dann gerade mit derselben Bootstour, aber da es inzwischen einzunachten beginnt, ergibt sich ein ganz anderes Bild der Stadt.
Singapore verdankt seinen Namen einem malayischen Prinzen, der in der Gegend der heutigen Stadt ein Loewe gesehen zu haben glaubte und deshalb diese Insel Lion City resp. auf malayisch "Singapura" nannte. Das vielbesuchte Wahrzeichen der Stadt ist denn auch der Merlion, ein Viech halb Fisch/halb Loewe, leider aber zur Zeit verhuellt wegen einer faelligen Restaurierung. Vier Jahrhunderte spaeter etablierte der beruehmte britische Sir Samford Raffles eine Handelsstation am Ort, um einer hollaendischen Besetzung zuvor zu kommen. Die freien Handelsbeziehungen zogen Haendler aus aller Welt an und sorgten fuer die vielschichtige Bevoelkerung.

Der II. Weltkrieg brachte 1942 die Eroberung durch die Japaner, weitere blutige Kaempfe und schliesslich die Verwandlung in eine britische Kronkolonie. Am 9. August 1965 wurde Singapore in Form einer Republik selbstaendig. Die mit Malaysia verbundene Hauptinsel mit verschiedenen Kleinstinseln zaehlt heute 4.16 Mio. Einwohner, hauptsaechlich Nachkommen der seinerzeitigen Immigranten von der malayischen Halbinsel (14%), China (76%) und dem indischen Subkontinent (8%).
Das chinesische Nachtessen im Peony Jade muss man sich erst mit dem Besuch einer Manufaktur von Zinnartikeln, dem Royal Selangor Pewter House, verdienen. An unserem rundenTisch sind wir ein bunt gemixte Besetzung: Philippinos, Russen, Koeraner, Malayen, Australier und ich als Helvetia-Vertreterin. Bugis Village Night Market ist fuer mich nicht sonderlich attraktiv. Solche Night Markets haben wir schoen interessantere getroffen. Im aeltesten Hotel von Singapore, dem Raffles, teilt sich dann die Gruppe auf. Etwa die Haelfte der Teilnehmer muss unbedingt an der Long Bar den Singapore Sleak versuchen, waehrend die andere sich den historischen Teil des Hotels fuehren laesst.
Ich bin vom Bus als Letzte direkt vor dem Orchard Parade Hotel abgesetzt worden und habe mir zum Tagesabschluss noch im Starbucks unten einen feinen Capuccino gegoennt. Pflichtgemaess habe ich noch einige Ansichtskarten aus dieser tollen Stadt in die Schweiz geschrieben, anschliessend im Zimmer das Tagebuch à jour gebracht. Nun weit nach Mitternacht glaube ich, ueberhaupt kein Problem mit dem Einschlafen zu haben - Kunststueck nach diesem noch um 6 Std. Zeitverschiebung verlaengerten Tag!
Erst toller Sonnenschein am Morgen, so dass es mich schon reut, nicht die Zoo-Tour gebucht zu haben. Ich packe zusammen und stelle nach dem Fruehstueck mein Gepaeck im Hotel ein. Der kostenlose Hop-in Bus von Singapore Airlines bringt mich ins Zentrum nahe der Marina. Ich schlendere zum Fountain of Wealth, am Tage allerdings nicht ein Teil so beeindruckend wie nachts im Scheinwerferlicht. Dann will ich mir Supreme Court und Town Hall von nahem ansehen. Von weitem bietet sich ein toller Anblick der alten Bauten im Vordergrund und der modernen Hochhaeuser dahinter - umsomehr als inzwischen Gewitterstimmung herrscht. Grosse Tropfen kuenden einen weiteren Platzregen an. Ich schaffe es gerade noch trocken zur MRT beim Raffles Einkaufszentrum.

Mit der modernen U-Bahn lasse ich mich zurueck ins Orchard Quartier chauffieren, wo ich dann durch die mehr als belebte Orchard Road schlendere. Heute Samstag scheint alles auf der Piste zu sein, umso mehr als ueberall "sales" zum guenstig Einkaufen auffordern. Das Motto eines Warenhauses "shop until drop" scheint man ernst zu nehmen. Praktisch alle Leute tragen auch wirklich Einkaufstueten mit sich und ueber Mittag sind die vielen Fast Food Restaurants und Imbiss-Stuben gestopft voll.

Da sitze ich ruhig im Coffee Beans direkt neben meinem Hotel, lese Zeitung und vertreibe mir damit und dem Ansehen der buntgemischten Schar von Passanten die Zeit, bis mir der Portier den mit Ketten gesicherten Gepaeckrolli mit meiner Ware zum Airport-Shuttle, das mich um 15.40h abholt und als einzige Passagier zum Flughafen bringt.
Ohne Probleme checke ich meine 25-kg-Tasche ein und habe vor dem Flug Zeit, im kostenlosen McDonalds Internet zuhause und vor allem Fredy in Perth meine Weiterreise zu verkuenden. Wir starten vom aeussersten Gate des weitlaeufigen Flughafens. Obwohl ich die von der Lady am Schalter geforderten 7-10 Minuten bis dahin eingerechnet habe, muss ich mich am Schluss trotz Benutzung der vielen Laufbaender sputen, um nach ueber 20 Minuten Anmarsch durch den fast leeren Flughafen rechtzeitig zum Handgepaeck scannen und boarden zu kommen.

Nur 4 ½ Std. dauert Flug SQ 215 nach Perth/Australien - kaum Zeit genug, etwas zu lesen, das Nachtessen zu geniessen und diesmal mit offenen Augen einen Film mir anzusehen. Wir landen fast puenktlich um 23.55h in Down under.

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