Lima adé - wir zupfen ein letztes
Mal hier Geld vom Scotiabank ATM und verlassen die Stadt
in suedlicher Richtung. Ueber die Panama gelangen wir in
Barranco unten auf direktem Wege auf die Panamericana
Sur. Im Gegensatz zur noerdlichen Einfahrt ist sie recht
gepflegt und mit verhaeltnismaessig wenigen Armenvierteln
gesaeumt. Die naechsten 150 km fuehren vorbei an
unzaehligen Balnearios, die im Sommer von den Limeños
aufgesucht werden. Playa reiht sich an Playa, von denen
die wenigsten oeffentliche Buchten zum Baden sind. Die
Mehrheit sind Ferien-Komplexe, mit umfassenden Mauern vom
Fussvolk abgeschottet. Bei Asia schaffen wir es,
jetzt da ausser Saison die Barrieren der Zufahrt von
einem eigens zur Versorgung der umliegenden
Feriensiedlungen gebauten Einkaufscenter nicht
geschlossen sind, bis runter ans Meer zu kommen. Der
Strand selbst, sofern man ihn erreicht, ist eigentlich
oeffentlich, die anstossenden Ferienhaeuser allerdings
privat und das ganze Jahr ueber von Securidad-Personal
bewacht. Viele dieser Projekte sind jedoch anscheinend
ueber ihr Planungsstadium gar nicht hinausgekommen und
manch einer hat seine Investition buchstaeblich in den
Sand gesetzt.
San Vicente de Cañete ist das Zentrum des
Baumwoll-Anbaugebiets waehrend man sich in Chincha
Alta entlang der Hauptstrasse an Verkaufsstaenden mit
Pisco, dem bekannten, aus einer speziellen hier
angebauten Traubensorte gebrannten Brandy, eindecken
kann. Die Gegend entlang der Panamericana Sur scheint
sich in "Entwicklung" zu befinden. Von
frueheren Doerfern stehen nur noch Hausruinen wie z.B.
von Jahuay, wo wir fuer den Mittagshalt direkt am
unruhigen Meer stoppen. An ihrer Stelle wurden mitten in
der Landschaft gleichnamige Orte mit dem Vorsatz
"Nuevo" geschaffen, in denen die Parzellen mit
je einer kleinen, meist noch unbewohnten Huette markiert
hat. Fleissig verlegt man zudem parallel zur Strasse
Elektro- oder Telefon-Kabel fuer SOS-Telefonsaeulen. |
In Pisco machen wir nur einen
minimalen Dorfrundgang, denn all diese Kleinstaedte
gleichen sich. Zentrum ist immer die Plaza de Armas, an
der mindestestens eine Kirche, das Stadthaus und die
Polizeistation stehen. Selbstverstaendlich verfuegt jeder
Ort in irgendeiner Seitenstrasse ueber einen, wie es
heisst, kolonialen Kern, in dessen Naehe sich auch der
Mercado befindet.
Danach folgen wir der Kueste und gelangen via San
Andrés, dank seiner riesigen stinkenden
Fischmehlfabrik nicht zu verpassen, nach Paracas.
Fuer uns oeffnet man extra eine Schranke einer
Zufahrtsstrasse, die aber nicht wie gewuenscht zum
Parkeingang sondern in ein Geviert mit Hotels und
Pensionen fuehrt und anschliessend im Nichts endet, so
dass wir kurz Zuflucht zum 4Rad-Antrieb nehmen muessen,
um auf die richtige Verbindung zu kommen. |

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Im letzten warmen Licht des Tages werden
wir am Eingang des Reserva Nacional de Paracas
freundlichst begruesst, erhalten dankbarerweise sogar
eine kleine Karte und Instruktionen, wo wir fuer die
Nacht stoppen koennten. Wir ziehen aber eine Art Terrasse
in der seltsam kahlen Gegend von La Mina dem
offiziellen Campingplatz bei Languilla vor. |
Der Samstag, 9. Juni wird ein komplett
erfreulicher Tag. Erst einmal stehen wir schon bei
unerwartetem Sonnenschein auf, wenn auch die Luft den
ganzen Tag ueber leicht diesig bleibt. Wir fahren gemaess
Auskunft eines Fischers ueber den nahen Huegel und finden
dann wegen der Abkuerzung erst im zweiten Anlauf zur Punta
Arquillo. Drei verschiedene Aussichtsstellen hat es
am Mirador de Lobos und wir kommen voll auf die
Rechnung. Horden von Turkey Vultures bevoelkern die
Klippen und im Wasser tut sich ebenfalls etwas. Wir
hoeren das Bruellen von Seebaeren und wenig spaeter
entdecken wir eine ganze Kolonie zu unsern Fuessen auf
Felsplateaus. Das Meer ist kitschig blau, die hellen
Klippen ein schoener Kontrast. Die ganze Landschaft ist
einmalig - zwar kahl aber mit herrlichem Farbenspiel je
nach Art des angewehten Sands.
Schon am Vorabend hatten wir beschlossen, zu versuchen,
ueber Land zum beruehmten Sandbild zu gelangen. In dem
uns ausgehaendigten kleinen Park-Maeppchen ist keine
Anfahrt dahin eingezeichnet, und es heisst offiziell,
dass die Sehenswuerdigkeit nur anlaesslich einer
Bootsfahrt verbunden mit dem Besuch der Islas Ballestas
vom Wasser aus zu besichtigen sei. Wir verlassen uns auf
eine schemenhafte Karte im KnowHow Reisefuehrer. Wir
brauchen zwar einiges mehr als die auf einer einzigen,
vermutlich vergessenen Hinweistafel erwaehnten 20km.
Mindestens drei Mal erwischen wir eine falsche Abzweigung
und landen bei zwar malerischen Punkten mit Klippen und
kleinen Sandbuchten, aber eben nicht am gewuenschten
Ziel. Indem wir den bisherigen Track im GPS bis in den
Norden der Halbinsel auf unser Kartenmaterial umdenken,
muessen wir uns nochmals umorientieren und einen weiteren
Versuch wagen. |

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Praktisch im unguenstigsten Sonnenlicht
zu Mittag stehen wir dann zu unserer Freude endlich vor
dem 180 m hohen und ueber 70 m breiten Dreizack, El
Candelabro genannt. Moeglicherweise stellt die
Zeichnung einen Kandelaber-Kaktus dar, der den Bewohnern
dieser Region wegen seiner halluzinogener Wirkung als
heilig galt. Das in eines Abhangs eingekerbte Bild,
obwohl Pazifikwinden ausgesetzt, laesst sich
unerklaerlicherweise nicht von Sand zuwehen oder
verwischen und gilt seit Urzeiten den Seefahrern und
Fischern als Orientierungspunkt. Zu dessen Fuessen haelt
sich eine grosse Schar von Pelikanen, im Federkleid
spektakulaerer als die der Galapagos, mit schoenem weiss-
und anthrazithfarbenen Kleid mit rotem Schnabel, auf. Ein
spezielles Schauspiel bieten die vielen Wasservoegel, die
sich unentwegt ins Meer stuerzen, um sich von den hier
reichhaltig vorhandenen Sardinen zu schnappen. |
Nach dem Mittagsessen findet unsere
faszinierende Wuestenfahrt erst einmal ein Ende. 1927
entdeckte der peruanische Archaeologo Julio C. Tello auf
dieser Paracas-Halbinsel ein riesiges Graeberfeld.
Die Paracas-Kultur (100 v. - 200 n. Chr.) pflegte ihre
Toten, ueber Feuer oder in der Sonne dehydriert, immer in
Hockstellung in feinste Tuecher eingewickelt, erst in
riesigen, ueber einen 5-8 m tiefen Gang erreichbare
Massen-Grabkammern zu bestatten. Interessanterweise
weisen alle dieser Toten am Schaedel eine Trepanation
(Oeffnung) auf, die mit einem Goldplaettchen wieder
verschlossen worden war. Unweit von dieser Stelle kam
auch eine regelrechte Totenstadt (Nekropolis) zum
Vorschein, wo im 1. Jht. n.Chr. vor allem ranghohe Tote
in entsprechend grossen Koerben in Einzelgraebern
beigesetzt worden waren. Wegen der extremen Trockenheit
vermoderten die Leichen nicht sondern mumifizierten. Wir
besuchen das interessante Julio C. Tello Museum, wo zwei
dieser in unsere Zeit zurueckgeholten Gestalten hocken,
umgeben von ihren Grabbeigaben wie Werkzeuge, Schmuck und
sogar Lebensmittel. Stuecke der riesigen, bis zu 20 x 4 m
grossen Paracas-Totentuecher (Mantos), in die man sie
eingewickelt hatte, sind gut erhalten und zeigen feinste
Muster und vielerlei Farben.
Beim Mirador wie ein Jagdhochsitz beim Visitor Center
lassen sich jetzt bei Ebbe nur ein paar weit entfernte
Flamingos, Zugvoegel auf der Durchreise, blicken. Also
halten wir uns nicht laenger auf, sondern steuern via
Playa de Yumaque schliesslich La Catedral
auf, ueber dessen sehenswerten Felsformationen resp.
Felsbruecke wir nun fuer die Nacht stehen. |

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Nach dem gestrigen schon sonnigen
Tagesbeginn fruehstuecken wir heute im morgendlichen
Nebel, der sich aber bis zu den Salinas de Otuma
bereits verfluechtigt. Auf schlechter Piste schaukeln wir
weiter an Playon Beach vorbei nach Mendieta.
Laguna Grande macht ihrem Name alle Ehre und liegt
an einer fast geschlossenen kreisrunden Lagune, eine
Ansammlung armseliger Huetten und Fischerboote im Wasser
davor. Wir wollen noch nicht zur Teerstrasse
zurueckkehren sondern rollen weiter einer tollen Kueste
entlang. Grandiosen Klippenlandschaften begegnen wir. Die
Aussichten auf einsame Buchten muten wie Kalenderbilder
an. Mehrere Male scheinen die Fahrspuren aufzuhoeren und
dass Ende unseres Weges gekommen zu sein, wie wenige
Kilometer vor Carhua, wo wir hoch ueber einer
Flussmuendung stehen. Fredy sondiert die Lage und
eruiert, dass nur Motorraeder die steilen sandigen Haenge
hinuntergefahren sein koennen und wir mit dem Camper
fuerchten muessten, auf dem Schraeghandstueck zu kippen
oder spaeter entweder in der Falllinie oder im breiten
feinsandigen Flussbett stecken zu bleiben. Da wir auf dem
gegenueberliegenden Hang doch eine Fortsetzung der Piste
sehen, drehen wir zurueck und umfahren grossraeumig den
Huegelzug, mal auf alten Fahrspuren, mal nach Intuition,
bis wir schliesslich gluecklich gegenueber der kritischen
Stelle auf dem andern Ufer stehen. Guten Mutes fahren wir
weiter und gelangen zur archeologischen Zone von Carhua.
Von einem Ort, von dem aus eine bessere Piste
nordoestlich rauf nach Ica fuehren, erblicken wir auf
ersten Anhieb nichts.
Wenig spaeter aber finden wir den Anfang einer
vielversprechenden Abzweigung, deren Trassee aber bald
danach von Wanderduenen blockiert ist. Aufgrund fruherer
Fahrspuren machen auch wir uns daran, sie zu umfahren und
bleiben ein erstes Mal im noch weichen Gelaende stecken.
Auf dem folgenden Stueck schlaegt es uns auf dem groben
Wellblech fast den Camper zusammen und laengere Stueck
absolvieren wir nur noch im Schritttempo, um bald darauf
wie so viele vor uns auf die meist weicheren Borde links
oder rechts der Piste auszuweichen. |

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Nach einem Viertel der Distanz finden wir
ploetzlich keine Fortsetzung in der gewuenschten Richtung
mehr. Wir versuchen zu improvisieren und blindlings dem
Cursor in der noetigen Himmelsrichtung zu folgen. Erst
ist es kein Problem, uebers Gelaende zu fahren, da durch
den Wind die Oberflaeche relativ verfestigt und mit
Steinchen besetzt ist. Bald aber stecken wir in einem
riesigen Sandfeld und beim einem kleinen Zoegern bleiben
wir schliesslich in einer der vielen Sandduenen stecken
und saufen ein. Luftablassen und Freischaufeln richten
nichts aus. In Stinklaune wegen seiner versagenden
Navigatorin holt Fredy die Sandbleche vom Heck runter, um
damit den Iveco wieder freizukriegen. |
Dieses Intermezzo ist uns eine Lehre.
Auch wenn hier die Distanzen nicht saharamaessig gross
sind, so haben wir keine Chance, selbst unsern Weg durch
das huegelige, teils sandige Gelaende zu finden. Wir
fahren ein Stueck zurueck und retten uns auf eine
vorhandene Piste mit relativ vielen Fahrspuren, auch wenn
sie uns auf Umwegen auf die Panamericana Sur bringen
wird.
Die gesuchte Hauptstrasse nur noch ca. 5 km entfernt,
durchqueren wir ein seltsames Feld voller Markierungen
mit weissen Steinen, finden aber keine Erklaerung oder
Erwaehnung der - wie wir vermuten - uns unbekannte
archeologische Zone. Erst beim Einbiegen auf die
Teerstrasse erklaert sich deren Zweck: Zieluebungs- und
Abwurfgebiet der Luftwaffe aber heute Sonntag zum Glueck
nicht in Gebrauch. |
Unser geplantes Tagesziel ist noch weit
entfernt. Also benuegen wir uns mit dem Naheliegenden,
kaufen in Ica wieder mal frisches Brot ein, um uns
fuer die Uebernachtungs an die ca. 6 km ausserhalb
liegende Huacachina Oase zu verziehen. Hier loest sich
gerade der Trubel vom Wochenende auf. Ein paar letzte
Male donnern die mit speziellen Rohrgehaeuse
konstruierten grossen Sandbuggies voller Touristen
vorbei, dann wird's ruhig, abgesehen von musikalischer
Berieselung eines nahen Restaurants. Niemand koemmert
sich um uns oder verbietet das wild Campen, obwohl die
vielen Hotels um die Lagune leer zu sein scheinen. Und
das Beste - es stehen noch zwei deutsche Camper ebenfalls
auf dem Parkplatz, welche Kontakt und Abwechslung bieten. |
Am Montag-Morgen ist Huacachina
wie ausgestorben. Von 1920 bis 1950 war die Lagune ein
exklusiver Badeort und ziert sogar die Rueckseite der
50.- Soles-Noten. Sie wird von einem unteridischen Fluss
gespiesen, der von den Anden herunterfliesst und deren
mittransportierte Mineralien wie Eisen, Jod und Schwefel
Ursache der roetliche Wasserfaerbung sind. Ueber die
letzten Jahrzehnte hat sie aber die Haelfte ihres
Volumens verloren, weshalb sie heutzutage wegen des
gesunkenen Grundwasserspiegels ueber zwei Pipelines
kuenstlich aufgefuellt wird. Wir machen uns an die
Ersteigung der hohen Duene hinter dem kleinen See der
Oase, um den sich die verschiedenen Hotels scharen. Nach
zwei Dritteln Aufstieg, der dank vorgestampften Tritten
auf der Krete leichter als erwartet vor sich geht, muss
ich aufgeben. Ich wage kaum, links und rechts die steilen
Sandhaenge hinunterzusehen und fuehle mich vor lauter
Unbehagen schwindlig. Fredy setzt den Aufstieg fort,
waehrend ich durch den bereits heissen Sand am Fusstueck
zum Auto zurueckkehre - gerade rechtzeitig, um ihn oben
auf dem Grat in Siegerpose aufs Foto zu bannen. |

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Wir kehren auf die Panamericana Sur
zurueck, machen in den naechsten beiden Orten
Anstrengungen, eine Panaderia resp. jetzt zur Mittagszeit
frisches Brot zu finden, geben aber schliesslich auf, da
wir immer nur entweder suesse weiche, in Plastik
verpackte Broetchen oder aber Toastbrot angeboten
erhalten. Ausserhalb Santiago halten wir in der
ariden Gegend ueber Mittag. In der herrlichen Sonne haben
wir trotz kuehlendem Wind gute 25o C. Danach
muessen wir noch einige Male stoppen, um die faszinierend
Landschaft vor allem vor und nach Rio Grande,
einem komplett fruchtbaren, dank Bewaesserung mit gruenen
Aeckern bestandenen Flusstal, zu bestaunen. |
Die Ortschaft Palpa hat auch
Bodenzeichnungen, die sogar noch aelter sein sollen als
diejenigen seines Nachbarortes. Unser Ziel aber sind die
Zeichnungen und Geoglyphen von Nasca, die wir als
erste Amtshandlung vom roten Eisenmirador an der
Durchgangsstrasse zu ueberblicken versuchen. Aus der
jedoch nur geringen Hoehe erkennt man nicht viel, und man
muss schon wissen, dass man auf "Los manos"
oder "El Arbor" hinunterschaut. Also stoppen
wir wenige Kilometer spaeter vis-à-vis vom kleinen
Flughafen und stellen im Maison Suisse Hotel ab. Sehr
dienstfertig werden wir in Empfang genommen, aber fuer
heute am spaeten Nachmittag laesst sich kein Flug mehr
arrangieren. |
Um 8.ooh stehen wir am naechsten Morgen
mit je 50.- USD im Sack am Flughafen und eine
Viertelstunde spaeter befinden wir uns schon in der Luft
in einer kleinen 6-Plaetzer Cessna. Der Pilot ueberfliegt
die kiesige Ebene, die Pampa Colorado, zwischen
Nasca und Palpa, wo auf einer Flaeche von 700 km2
verteilt neben etwa 1'000 geraden, bis zu 5 km langen
Linien sowie 100 geometrische Formen, Flaechen und
Spiralen auch ueber 30 spektakulaere, zwischen 25 und 200
m langen Tier-, Menschen- und Pflanzen-Figuren liegen.
Ihre Schoepfer zogen oft nur 20 cm breite Furchen, von
daumen- bis fusstief in der oxydierten, eisenhaltigen
dunklen Bodenoberflaeche. Durch das Wegraeumen der oberen
Steine kam die darunterliegende hellere, sandgelbe
Schicht zumVorschein. Der Fortbestand dieser Markierungen
wurde ueber Jahrhunderte durch das extrem trockene Klima
an der Kueste mit frueher max. 20 Min. Regen im Jahr
garantiert. Heute werden sie immer mehr durch haeufigere
Regenfaelle und die Luftverschmutzung gefaehrdet.1550
wurden die Linien erstmals in spanischen Chroniken
erwaehnt, obwohl die altestens aus einer Zeit von 350-900
n.Chr. stammen. Aber erst 1925 unternahm man
Lufterkundigungen. |

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Erst als Wegmarkierungen, Inkastrassen
oder fruehere Bewaesserungskanaele gedeutet, wurde diese
These 1939 nach Ueberfluegen durch Dr. Kosok verworfen.
Die deutsche Mathematikerin und Geographin Dr. Maria
Reiche begegnete ihm 1946 und machte die weitere
Erforschung und Freilegung der vielen Figuren wurde zu
ihrer Lebensaufgabe bis zu ihrem Tod im Jahre 1998. Es
wird vermutet, dass die Linien zur Zeitbestimmung von
Aussaat und Ernte resp. der mit dem Andenregen verbunden
Wasserzufuhr diente wie auch zur Festlegung wichtiger
Festtage und als Kalender. Die systematisch ins
Liniennetz eingefuegten Tierfiguren bestehen teilweise
aus astronomischen Linien und weisen auf Sonnen-Auf- und
Untergang am 21. Dezember hin, koennten aber auch
Darstellung von Sternbildern sein.
|
Damit die Flugpassagiere sowohl auf der
linken wie auch auf der rechten Seite in Genuss der
Zeichnungen kommen, wird auf relativ kleinem Radius hin
und her gekurvt. Wir haben zum Glueck noch nicht
gefruehstueckt und Fredy zur Vorsicht eine Tablette gegen
Reisekrankheit geschluckt, so bleibt es beim Huepfen der
leeren Magen. Wir haben einen sonnigen Tag. Ueber den
Zeichnungen ist der Himmel klar, aber zwischen Huegeln
und ueber bepflanzten Zonen der Umgebung steigt noch die
Feuchtigkeit in Form von Nebel auf. |
Aus Versehen landen wir am
Mittwoch-Morgen erst bei den Telar-Linien -
Bodenmarkierungen in Form einer Art Webvorrichtung und
einer Spirale. Wirklich interessieren uns aber die
unterirdischen Bewaesserungskanaele, sog. Puquios, zu
sehen bei Cantayoc. Die Kanaele leiten Wasser von
den Anden in die Kuestenebenen herab, das fuer die Bauern
lebensnotwendig ist. Alle 10 oder 20m wurden als
Entlueftungsschaechte "ojos" (Augen) angelegt
gleich wendelfoermigen Einstiegen aus grossen runden
Flusssteinen gebildet und zwischen 5-20 m tief. Das
Aequeduct-System ist gut erhalten und wird staendig
ausgebessert.
Makaber aber erbaulich ist ein Besuch des Cementerio
Arqueologico de Chauchilla. Aus einem grossen
Prae-Inka Graeberfeld wurden die herumliegenden Knochen,
Schaedel und Textilfetzen gesammelt und hocken heute als
grausliche Gestalten in 12 freigelegten Grabkammern. |

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Gute Teerstrasse bringt anschiessend uns
flott voran. Die Gegend ist nichts als trocken, Wueste
direkt am Meer. Yauca liegt in einem Flusstal,
weshalb man ueberraschend in eine Oase runter faehrt, die
voller Olivenhaine ist. Aber schon wenig spaeter rollen
wir direkt am Meer durch Sandverwehungen und kleine
Duenen. Waehrend ich diese mit der Kamera zu verewigen
suche, bringt mein Mann es fertig, denn Camper am
Strassenrand fuer eine faellige Mittagspause so in den
Sand mit unerwartet weichen Stellen zu versenken, dass er
zum zweiten Male innert weniger Tage die Sandbleche
runterholen muss, um den Camper wieder flott zu kriegen.
Nach Chala folgt die Pampa Blanca. Einmal mehr
wird es Kilometer vor der Punta de Lobos wegen des
Gestanks zur Gewissheit, dass sich dort eine
Fischmehl-Fabrik befindet. Eine ganze Flotte Fischerboote
liegt dazu in einer nahen geschuetzten Bucht zu deren
Versorgung vor Anker. Je spaeter der Nachmittag, desto
haeufiger werden neblige Stuecke. Die Kuppen der Huegel
zu unserer linken Seite werden darueber in zartes Rosa
gehuellt, die Sonne erscheint nur noch als helle Scheibe
im zunehmenden Nebel. Kaum stehen wir vor Atico
nahe am Meer, ist es kurz nach 18.ooh bereits komplett
dunkel. |
Entlang der Pampa de Cortaderas
ist der Sand roetlicher Erde gewichen. Steile Kieshaenge
flankieren die Strasse und am Morgen liegen viele lose
Brocken auf der guten Teerstrasse. Deshalb treffen wir
neben den Zweier-Equippen, die den Kilometersteinen nach
zu marschieren und sie neu mit schwarz und weissen
Kilometerzahlen zu aktualisieren haben auch noch einzelne
einsame Gestalten, die mit Besen sich daran machen, die
naechtliche Rutsche vom Trasse verschwinden zu lassen. |

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Ocoña profitiert vom gleichnamigen Fluss. Das
breite Tal ist mit satt gruenen Feldern bestanden, da
ausreichend Bewaesserung moeglich ist. Dasselbe Bild
bietet sich im Tal des Rio Camanã. Der Ort Camanã
selbst ist der einzige groessere seit Nasca. Ausserhalb
ihm liegt zwischen der Fahrbahn und dem Meer noch eine
Zeit lang ein gut 200m breiter Streifen mit Feldern, doch
wir muessen uns nun vom Pazifischen Ozean verabschieden. |
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Die Panamericana Sur schwenkt gute 60 km
landeinwaerts und steigt stetig. Schliesslich bei Tambillo
wird uns klar, woher die vielen
"Gloria"-Lastwagen stammen, denen wir bisher
begegnet sind. Zwischen den Feldern der Ortschaft und auf
Weiden wimmelt es geradezu von schwarz-weissen Kuehen,
deren Milch in einer grossen Fabrik uperisiert oder zu
Joghurt verarbeitet wird. Auf 1'750 m bei Reparticion
scheiden sich die Geister resp. der Verkehr mit vielen
Laster, von denen ein guter Teil von und nach Chile
unterwegs sind. Wir halten uns weiter nordoestlich und
gelangen ueber einen letzten langgezogenen Anstieg auf
die Ebene von Arequipa. Wir muessen uns mangels
Strassenschildern in den Aussenbezirken durchfragen und
gelangen auf Umwegen ins Centro. Von da aus finden wir
relativ rasch die Avenide de Marina, aber ueber die Lage
des in unsern Fuehrern nicht genau verzeichneten Hostel
Las Mercedes ist man sich nicht einig, weshalb wir zwei
Anlaeufe brauchen, bis wir schliesslich in seinem Hof
stehen. |
Arequipa, auf 2353 m Hoehe ist mit
900'000 Einwohnern die zweitgroesste Stadt Peru's. In
ihrem Hintergrund ragen die Vulkane Misti (5'821m) und
der bei unserer Ankunft zuoberst schneebedeckte,
langgezogene 6'075 m hohe Chachani auf. Sie sind der
Grund, dass man taeglich mehrere Erdbeben verschiedener
Staerkegrade verzeichnen soll, wovon wir allerdings
nichts merken. Ihr historisches Stadtzentrum um die Plaza
de Arma herum wurde 2000 ins die Liste der
Unesco-Weltkulturerben aufgenommen. Nur 75 km Luftlinie
vom Meer entfernt, herrscht waehrend des ganzen Jahres
mildes Wetter mit Durchschnittstemperaturen tagsueber
zwischen 10 und 25o C bei 300 Sonnentagen,
weshalb Arequipa oft Stadt des ewigen Fruehlings genannt
wird. Ihr zweiter Name, die "weisse Stadt"
verdankt sie nicht etwa den vielen Bauten aus Sillar, dem
weisslichenen Stein aus vulkanischer Asche, sondern der
urspruenglich fast rein weissen Einwohnerschaft und der
Tatsache, das das "farbige" Personal in den
Aussenbezirken wohnen musste. |
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Unsern ersten Besichtigungs-Halt legen
wir bei "Juanita" im Museo Santuarios
Andinos ein. Diese Mumie wurde 1995 auf dem 6'310m
hohen Vulkan Ampato, etwa 70 km nordwestlich von Arequipa
gefunden. Wahrscheinlich wurde das 13-14 jaehrige
Maedchen vor ca. 500 Jahren von Inka-Priestern dem
Berggott Apu Ampato geopfert. Nur 14 Tage nach einem
Erdbeben fand man die Mumie vom Eis auf dem Gipfel
freigegeben, weshalb sie sich in ausgezeichnetem Zustand
befand und immer noch Gegenstand vieler Untersuche und
Erforschungen ist. In einem 20-minuetigen Film werden wir
ueber die Art, wie wie waehrend des Capacocha-Rituals mit
Chicha-Bier eingeschlaefert und schliesslich mit einem
Schlag auf den Kopf getoetet wurde, die Entdeckung und
die bisherigen Forschungsergebnisse orientiert. Man hat
uns eine Fuehrung in Deutsch angeboten, was den Vorteil
hat, dass wir nur zu zweit in Ruhe zu den Erklaerungen
einer jungen Guia durchs angeschlossene Museum bis zum
Spezial-Kaeltebehaelter mit "Juanita" spazieren
koennen. |

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Ein Muss ist der Besuch des Klosters
Santa Catalina. Eine reiche Witwe, Maria de Gusman,
kaufte dazu den Grund von ueber 20'000 m2 und
1579 wurde mit dem Bau begonnen. Es entstand eine
"Stadt in der Stadt" und waehrend ueber 300
Jahre lang wusste niemand, was hinter der hohen
Umgebungsmauer vor sich ging. Der Nachwuchs stammte meist
aus Familien reicher Spanier, welche die damals horrende
Summe von 1'000 Goldmuenzen als Eintrittsgebuehr und eine
Mitgift von nochmals 100.- sowie die Uebernahme der
jaehrlichen Lebenskosten sich leisten konnten, und fuer
die es selbstverstaendlich war, die zweite Tochter fuer
"Gott und das Himmelreich" ans Kloster
abzutreten. Wo so erhebliche Geldmittel im Spiel, konnten
sich die 150 Nonnen auch leisten, 400 Bedienstete fuer
die gemeinen Aufgaben des Alltags sich anzustellen. 1871
wurde das Kloster liberalisiert und ab da war die
Aufnahme kostenlos. Ein Teil des Klosters wurde 1953
durch ein Erdbeben zerstoert, aber erst 1970, als nur
noch 17 Nonnen da lebten, wurde der groesste Teil des
Gelaendes der Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht. |
Auf Kopfsteinpflaster spazieren wir durch
die engen Gassen mit Name wie Calle Toledo, Granada,
Cordoba oder Malaga. Die maurische Architektur, die
Hauswaende in kraeftigen Farben kombiniert mit weissem
Tuffgestein, die Holztueren und Topfpflanzen lassen mich
immer wieder den Fotoapparat zuecken. Viele der
Behausungen samt Wohnraeumen und Kuechen stehen mit
Inventar zur Besichtigung offen. Beeindruckend sind auch
die ocker roten Kreuzgaenge im Novicidado, die kraeftig
blauen mit Orangenbaeumen im Hauptkloster sowie der
aelteste Rosenkreuzgang im Refectorio. Daneben spazieren
wir vorbei am Waschplatz mit 20 halben, grossen
Tongefaessen, durch die geschwaerzte Hauptkueche und
ueber die Plaza Socodober mit dem kunstvollen Brunnen.
Leider ist die Klosterkirche, in welcher ein Sperrgitter
und ein zugezogener Vorhang noch bis 1985 die Nonnen
vorne von den uebrigen Kirchbesucher hinten trennte, bei
unserem Besuch geschlossen. |

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Wir verbinden am Samstag das Angenehme
mit dem Nuetzlichen. Da man nie genau weiss, wielange die
Geschaefte offen haben, suchen wir erst in der San
Francisco die empfohlenen Buchlaeden auf, in der
vergeblichen Hoffnung, das sie ausser inlaendischen
Karten auch eine von Brasilien fuehren koennten. Da
gerade die Tore der Catedral offen stehen, benutzen wir
die Gelegenheit, uns ihr Inneres anzusehen. Anschliessend
kaufen wir auf der gegenueberliegenden Seite der Plaza im
El Mundo fuer die Weiterfahrt ein, pfeifen uns ein Taxi,
das fuer 3.- Soles noch an der Lavanderia zum Abholen der
Waesche stoppt und uns anschliessend mit der ganzen
Bagagge zum Las Mercedes zurueckbringt. |
Waehrend der Mittagpause erleben wir dann
eine unangenehme Ueberraschung. Das Hauptpanel
funktioniert nicht mehr und weder laesst sich die
Wasserpumpe starten noch der Einsteigetritt bewegen. Eine
heitereBescherung zum heute 34-jaehrigen Hochzeitstag.
Wohl oder uebel versucht sich Fredy als Elektriker. Das
Schaltschema ist bedauerlicherweise nur rudimentaer und
was fuer Kenner, die Kabel ein unergruendliches Gewirr.
Schliesslich laesst sich eruieren, dass wir irgendwo
einen "Kurzen" drauf haben, aber mit
Ueberbruecken kann Fredy, damit wir nicht auf den
gewohnten Komfort verzichten muessen.
Mit Verspaetung starten wir zum Mercado San Camilo,
dessen Besuch im Reisefuehrer waermstens empfohlen. Wir
empfinden ihn jedoch als nicht sehr speziell sondern als
einer jener Versorgungsmaerkte, wie man sie ueberall
antrifft mit Abteilungen von Fruechten, Gemuesen, Fleisch
und Getreide, aber auch Blumen, Kleidern und
Verkoestigungsmoeglichkeiten. Wir staerken uns mit
Fruechtesaeften, die wir kaum bewaeltigen koennen. Fuer
S. 1.50 in gemischt er Form oder S. 2.50 aus nur einer
Frucht pur gibt es zwei Riesenbecher voll. Neben der
Kirchen de Santo Domingo und de la Compania de Jesus die
wir besuchen, gaebe es noch eine Unmenge Iglesias,
Conventos und noble Casas zu besuchen. Wir aber kehren
wir zur Plaza zurueck, wo wir uns dem "Problem"
stellen muessen, welches Lokal wir fuers geplante
Auswaerts-Nachtessen waehlen sollen. Unser Entscheiden
fuehrt uns ins Are Que Pay unweit von Sta. Catalina, wo
wir viel zu frueh dran und deshalb die einzigen Gaeste
sind. Fredy ist mutig und bestellt sich Cuy
(Meerschweinchen) auf dem heissen Stein zubereitet und
erhaelt ein plattes, geroestetes Tierchen mit typischem
Kopf mit Knabberzaehnen, feinen Gliedern und Krallen
vorgesetzt. Der Peru-Knigge verlangt, dass man es
viertelt und von Hand zu Munde fuehrt, um das wenige
Fleisch abzuknappern. Ich schaetze mich mit meinem
Alpaca-Fleisch nach Art des Hauses um Einiges
gluecklicher. |
Wir beginnen die Reisefortsetzung mit der
Campaña-Rundfahrt. Paucarpata liegt oestlich von
Arequipa zwischen alten Inka-Terassenfeldern, die heute
noch landwirtschaftlich genutzt werden. Wider Erwarten
finden wir mit wiederholtem nach dem Weg fragen ohne
Probleme zur bekannten Steinmuehle Molina di Sabandia,
die inmitten von Zwiebelfeldern liegt. Sie stammt aus
1622 und ist seit einer sorgfaeltigen Renovation in 1973
wieder funktionstuechtig. Das Wasser faellt aus einem
kleinen Kanal auf ein im Untergeschoss waagrecht
angeordnetes Wasserrad, welches wiederum den steinernen
Muehlstein im oberen Geschoss bewegt.
Die Mansion del Fundador von Socabaya ist sogar
noch aelter. Das ehemalige Landhaus von Don Carcia Manuel
de Carbajal, dem Stadtgruender von Arequipa, wurde 1540
erbaut. Es gilt als eines der schoensten Anwesen, hat
aber eine wechselhafte Geschichte hinter sich und wird
von den heutigen Besitzern als geeigneter Ort fuer
private Festlichkeiten oder Konventionen propagiert.
Waehrend die Gebaeulichkeiten uns gut gefallen, empfinden
wir den groesseren Teil der Inneneinrichtung als
konzeptloses Sammelsurium. |

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Anschliessend machen wir einen Sprung in
die Moderne und halten, bereits ennet der Stadt, in Cayma,
wo sich ein Einkaufszentrum in westlichen Stil befindet.
Heute Sonntag geht es wegen des hiesigen Vatertag vom 17.
Juni im Warenhaus Saga Fabella wie auch im El Mundo, dem
Supermarket, geschaeftig zu und her. Auch im Food Court
herrscht, da Mittagszeit, viel Betrieb. Wir schliessen
uns den Hungrigen an und vertilgen fuer einmal Fast Food
von Burger King, das uns allerdings noch lange plagen
soll. |

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Wir waehlen die laengere, dafuer geteerte
Route ueber Yura. Die Landschaft ist langweilig
oede. Nach Pampa de Artieros sehen wir die Rueck-
oder Nordseite von Arequipa's Hausvulkanen. Wir befinden
uns auf dem Gelaende der Reserva Nacional
Salinas-Aguada Blanca. Verkehrstafeln verlangen
Vorsicht wegen der Vicunas, doch wir koennen von Glueck
reden, dass wir in einiger Entfernung ueberhaupt eine
Handvoll davon erblicken. Nicht zu uebersehen sind dafuer
immer wieder Herden von meist weissen Alpacas vor allem
in der Umgebung von Canahuas. |
Die Teerstrasse wird daraufhin
schlechter. Wir fahren am spaeten Nachmittag im
Gegenlicht und sehen die vielen Wasserstellen in der
moorhaften Landschaft glaenzen. Beim Mirador los Andos
auf dem 4'920 m hohen Pass Patapampa finden sich
an Schattenstellen sogar vereiste Stellen am
Strassenbord. Wir haben eine herrliche Aussicht auf die
Vulkanberge bis zum schneebedeckten Ampato. Wir muessen
anschliessend wieder auf 3'650m bis fast nach Chivay
runterfahren. Ab der Abzweigung ins Colca Cañon
ist der Luxus aus und eine fuerchterliche Naturstrasse
mit spitzen Steinen empfaengt uns, welche sich bei ab
Achoma wieder leicht bessert. Erst ab Maca, das
1991 von einem Erdbeben, ausgeloest durch den Ausbruch
des Hualca Hualca, praktisch vollstaendig zerstoert und
danach neu aufgebaut wurde, geht es wieder leicht bergan.
Kurz vor dem Einnachten erreichen wir den geplanten Platz
zum Uebernachten, das Cruz del Condor. |

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Wir scheinen die suedamerikanische Hoehe
nicht allzu gut zu vertragen. Fredy hat heute morgen
wieder den Duennpfiff, ich dafuer schlafe schlecht,
scheine dabei kaum genug Luft zu kriegen und habe
staendig einen trockenen Gaumen. So faellt es uns nicht
allzu schwer, schon um 6.30h aus den Federn zu steigen,
als auf der Strasse ein erster einheimischer Bus
Touristen ausspuckt. Bereits um 7.00h stehen wir bereit,
um die lokale Attraktion in Augenschein zu nehmen. Hier
unterhalb der Aussichtsterrassen befinden sich Nester von
Kondors, den mit 3,2 m Fluegelspannweite groessten
Raubvoegel der Erde. Sobald sich die Felsen erwaermen -
in der Regel zwischen 8-10.ooh - sollen sie in den
Sonnenstrahlen ueber dem 1'200 m tiefer gelegenen Rio
Colca kreisen, bevor sie sich auf die Futtersuche machen
und erst am spaeten Nachmittag wieder zu ihren
Nistplaetzen zurueckkehren. In schon nur geringen
thermischen Aufwinden lassen sie sich in Hoehen bis zu
5000 m tragen. Die Kondore bleiben ihren Partnern treu
und koennen bis zu 70 jaehrig werden. Das Federkleid ist
schwarz mit weisser Halskrause, die Armschwingen glaenzen
beim ausgewachsenen Tier silberweiss. Maennchen werden
bis zu 11 kg schwer. Die Aufzucht ist schwierig, da sie
erst mit 12 Jahren geschlechtsreif werden und zudem das
Weibchen nur alle 3 Jahre ein Ei legt.
Es versammeln sich immer mehr Leute am Mirador und auf
der Hauptplattform beginnen Indio-Frauen auf ihren
Tuechern ihr Angebot an kleinen Souvenirs oder
Lebensmitteln auszubreiten und hoffen auf Kundschaft. Wir
vertreiben uns die Zeit mit einem Schwatz mit den
Deutschen Beate und Christian, die 6 Monate lang in einem
Opel Corsa Kastenwagen, den sie in Argentinien gekauft
haben, Suedamerika bereisen, bis ploetzlich Bewegung in
die Wartenden kommt. Ein erster Kondor faengt an seine
Kreise zu ziehen. Wir dislozieren auf die untere
Plattform, von wo aus wir uns einen besseren Ausblick
erhoffen. Es ist aber sehr schwierig, die nun
unregelmaessig vorbeischwebenden majestaetischen Voegel
mit der Kamera festzuhalten. Nach 10.ooh verziehen sich
die Kondors in die Tiefe des Tales und damit schwinden
auch die Zuschauer. |

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Wir holen erst einmal unser Fruehstueck
nach, bevor wir noch bis zum Mirador San Miguel kurz vor Cabanaconde
fahren, wo man den besten Ausblick ueber Haenge mit
Terrassenfeldern, Doerfern und bis hinunter zum Fluss
hat. 1931 wurde der Colca Cañon gar zur tiefsten
Schlucht der Welt deklariert, verlor aber diesen Titel
als man 1988 herausfand, dass der Cañon de Cotahuasi mit
einem Unterschied von 3'370m (vom hoechsten Gipfel bis
hinunter zum Fluss gemessen) noch um 160 m tiefer ist. |
Unter viel Geruettel
kehren wir auf der Naturstrasse nach Chivay
zurueck. Eigentlich wollten wir da nur fuer die
Weiterfahrt auftanken, aber weil gerade ein Wettbewerb
unter einheimischen Hausfrauen, die uns ein Muster ihrer
Kochkunst zum Verzehr in die Hand drueckten, und
Weberinnen stattfindet, legen wir einen Fotohalt ein.
Bis Sibayo ist die Strasse parallel des Rio Colca
lausig. Danach gelangen wir auf eine neuere Verbindung,
welche in unserer Karte gar nicht eingezeichnet ist, aber
zu unserer Beruhigung in Albertos 2007 Carreteras
Verzeichnis existiert. So muessen wir uns keine grossen
Sorgen machen, als wir einmal mehr auf 4'900 m
hochklettern, um danach an den einiges tiefer gelegenen
Stausee Represa Condoroma zu gelangen, in dessen
Umgebung wir nun fuer die Nacht stehen bleiben.
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Wir stehen zwar alleine auf der Heide,
trotzdem bekommen wir am Morgen Besuch von Mitarbeitern
des Staudamm-Betriebs, die froh um etwas Abwechslung mit
uns plaudern. Wenig spaeter fahren wir uebers Hochland
auf breiter Piste, die uns ungewollt, da wir der relativ
guten Verbindung folgen, an der Mine Tintaya
vorbei ueber Yauri fuehrt. Ausserhalb dieses Ortes
wird an der Pistenverbreiterung gearbeitet, so dass wir
mehrmals warten muessen, bis uns Flag-men resp. -women
den Weg ueber das einspurige provisorische Drecktrassee
freigeben. Mit Aussicht auf die schoene Laguna Langui
machen wir Mittagshalt. |
Die Bauern hier in der Hoehe sind mit der
Ernte und dem Dreschen von Getreide beschaeftigt, das
zuvor zum Trocknen wie einst bei uns in Garben
aufgestellt wurde. Die ausgebaute Strasse bringt uns dann
schneller als geplant, die letzten 10km auf Teer, bei Sicuani
auf die Hauptverbindung 3S. Auf der guten Strasse
uebernehme ich mal wieder das Steuer und wir rollen durch
das fruchtbare Tal des Rio Vilcanota voller Felder
prachtvoll im warmen Licht des spaeten Nachmittags. Gegen
17.00h erreichen wir den Vorort San Sebastian und die
Avenida Cultura bringt uns ins Zentrum von Cusco.
Wir haben Angaben, wie wir den Weg zum Campingplatz ab
der Plaza de Armas finden, welche aber schon jetzt zu
Wochenanfang wegen des bevorstehenden Inti Rayma zu
Vorfuehrungen und Taenzen gesperrt ist. Via die Pardo Av.
gelangen wir trotzdem ennet die Plaza und koennen uns die
Kehren suchen, die an San Cristobal vorbei rauf Richtung
der Saqsaywaman uns zum gewuenschten Ziel fuehren. Wir
sind natuerlich hoch erfreut zu sehen, als sich das blaue
Tor oeffnet, dass noch andere Traveller hier campieren. |
Helmie und seine Frau Gonna fuehren das Quinta
Lala, das sich zu einem Treffpunkt von Campern in
dieser Region entwickelt. Abgesehen von Standplatz findet
man einige willkommene Annehmlichkeiten vor wie
Warmwasser-Dusche, Benuetzung von Waschmaschine sowie
Moeglichkeit, sich mit Brot, biologischen Eiern von
gluecklichen Huehnern, die zwischen den Campern
herumspazieren, frisch gepresstem Orangensaft und andern
Getraenken einzudecken. Wir geniessen es in vollen
Zuegen, Gesellschaft verschiedenster Nationalitaeten zu
haben, wobei Schweizer und Deutsche deutlich in der
Ueberzahl sind. Immer mal wieder trifft ein neuer Vehikel
ein, waehrend andere Camper sich verabschieden oder das
Fahrzeug fuer einen Ausflug mit Arrangements nach Machu
Picchu oder in den Manu National Park fahren
voruebergehend abschliessen und verlassen. Hier muss man
nicht das Rad nicht neu erfinden, sondern kann von Tips
und Erfahrungen Anderer profitieren. |

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Bevor wir uns den angenehmeren Seiten des
Reisens widmen koennen, verlangt der Camper sein Recht.
Wir stehen wir schon eine Stunde vor der vereinbarten
Zeit bei Cusco Overland Service. Die hintere linke Feder
gluecklich demontiert, stellt sich heraus, dass das
Ersatzteil doch nicht wie versprochen zum voraus besorgt
worden ist. Erst um 12.ooh macht man sich mit unserem
Vorschuss im Sack auf, den Ersatz fuer das gebrochene 4.
Blatt zu beschaffen. Bis und mit Mittagspause laeuft bis
14.ooh nichts mehr. Nach wiederholtem Reklamieren laesst
sich dann schliesslich der Schweisser fuer die
graesslichen Bruchstellen am Mitteltunnel neben dem
Lenkrad auftreiben. Eine genuegende Menge an Blech, aus
dem Fredy Verstaerkungen zuschneiden will, ist dann noch
ein weiteres Problem. Es ist 18.ooh und dunkel, als die
Arbeiter zusammenpacken, aber Fredy noch kein Feierabend.
Er muss das Lenkrad und den ausgebauten Fuehrersitz
montieren sowie das demontierte Armaturenbrett
provisorisch befestigen. Da in der Innenstadt wieder
Festtrubel herrscht, ziehen wir den Heimweg von der
Kondor-Saeule in der Hauptstrasse ueber die Quartieream
Hang rauf zu den Saqsaywaman Ruinen vor. Unendlich windet
sich die Strasse an den Abhaengen entlang - so lange,
dass das Kuehlerwasser kurz vor unserem Ziel zu kochen
beginnt, da wegen der nicht komplett montierten Stecker
der Luefter nicht automatisch einschaltet. Grosses Hallo
und Erleichterung, als wir Vermisste endlich im Dunkeln
gegen 19.30h wieder im Quinta Lala eintreffen - fuer uns
hoechste Zeit, um mit den Vorbereitungen fuer die
bevorstehenden Ausfluege zu beginnen. |
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Weitere Fotos: siehe
Galerie / Peru II - Nr. 8689-9348 |
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