8.-20. Juni 2007 - Lima-Paracas-Nasca-Arequipa-Cusco

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Lima adé - wir zupfen ein letztes Mal hier Geld vom Scotiabank ATM und verlassen die Stadt in suedlicher Richtung. Ueber die Panama gelangen wir in Barranco unten auf direktem Wege auf die Panamericana Sur. Im Gegensatz zur noerdlichen Einfahrt ist sie recht gepflegt und mit verhaeltnismaessig wenigen Armenvierteln gesaeumt. Die naechsten 150 km fuehren vorbei an unzaehligen Balnearios, die im Sommer von den Limeños aufgesucht werden. Playa reiht sich an Playa, von denen die wenigsten oeffentliche Buchten zum Baden sind. Die Mehrheit sind Ferien-Komplexe, mit umfassenden Mauern vom Fussvolk abgeschottet. Bei Asia schaffen wir es, jetzt da ausser Saison die Barrieren der Zufahrt von einem eigens zur Versorgung der umliegenden Feriensiedlungen gebauten Einkaufscenter nicht geschlossen sind, bis runter ans Meer zu kommen. Der Strand selbst, sofern man ihn erreicht, ist eigentlich oeffentlich, die anstossenden Ferienhaeuser allerdings privat und das ganze Jahr ueber von Securidad-Personal bewacht. Viele dieser Projekte sind jedoch anscheinend ueber ihr Planungsstadium gar nicht hinausgekommen und manch einer hat seine Investition buchstaeblich in den Sand gesetzt.
San Vicente de Cañete ist das Zentrum des Baumwoll-Anbaugebiets waehrend man sich in Chincha Alta entlang der Hauptstrasse an Verkaufsstaenden mit Pisco, dem bekannten, aus einer speziellen hier angebauten Traubensorte gebrannten Brandy, eindecken kann. Die Gegend entlang der Panamericana Sur scheint sich in "Entwicklung" zu befinden. Von frueheren Doerfern stehen nur noch Hausruinen wie z.B. von Jahuay, wo wir fuer den Mittagshalt direkt am unruhigen Meer stoppen. An ihrer Stelle wurden mitten in der Landschaft gleichnamige Orte mit dem Vorsatz "Nuevo" geschaffen, in denen die Parzellen mit je einer kleinen, meist noch unbewohnten Huette markiert hat. Fleissig verlegt man zudem parallel zur Strasse Elektro- oder Telefon-Kabel fuer SOS-Telefonsaeulen.
In Pisco machen wir nur einen minimalen Dorfrundgang, denn all diese Kleinstaedte gleichen sich. Zentrum ist immer die Plaza de Armas, an der mindestestens eine Kirche, das Stadthaus und die Polizeistation stehen. Selbstverstaendlich verfuegt jeder Ort in irgendeiner Seitenstrasse ueber einen, wie es heisst, kolonialen Kern, in dessen Naehe sich auch der Mercado befindet.
Danach folgen wir der Kueste und gelangen via San Andrés, dank seiner riesigen stinkenden Fischmehlfabrik nicht zu verpassen, nach Paracas. Fuer uns oeffnet man extra eine Schranke einer Zufahrtsstrasse, die aber nicht wie gewuenscht zum Parkeingang sondern in ein Geviert mit Hotels und Pensionen fuehrt und anschliessend im Nichts endet, so dass wir kurz Zuflucht zum 4Rad-Antrieb nehmen muessen, um auf die richtige Verbindung zu kommen.

Im letzten warmen Licht des Tages werden wir am Eingang des Reserva Nacional de Paracas freundlichst begruesst, erhalten dankbarerweise sogar eine kleine Karte und Instruktionen, wo wir fuer die Nacht stoppen koennten. Wir ziehen aber eine Art Terrasse in der seltsam kahlen Gegend von La Mina dem offiziellen Campingplatz bei Languilla vor.
Der Samstag, 9. Juni wird ein komplett erfreulicher Tag. Erst einmal stehen wir schon bei unerwartetem Sonnenschein auf, wenn auch die Luft den ganzen Tag ueber leicht diesig bleibt. Wir fahren gemaess Auskunft eines Fischers ueber den nahen Huegel und finden dann wegen der Abkuerzung erst im zweiten Anlauf zur Punta Arquillo. Drei verschiedene Aussichtsstellen hat es am Mirador de Lobos und wir kommen voll auf die Rechnung. Horden von Turkey Vultures bevoelkern die Klippen und im Wasser tut sich ebenfalls etwas. Wir hoeren das Bruellen von Seebaeren und wenig spaeter entdecken wir eine ganze Kolonie zu unsern Fuessen auf Felsplateaus. Das Meer ist kitschig blau, die hellen Klippen ein schoener Kontrast. Die ganze Landschaft ist einmalig - zwar kahl aber mit herrlichem Farbenspiel je nach Art des angewehten Sands.
Schon am Vorabend hatten wir beschlossen, zu versuchen, ueber Land zum beruehmten Sandbild zu gelangen. In dem uns ausgehaendigten kleinen Park-Maeppchen ist keine Anfahrt dahin eingezeichnet, und es heisst offiziell, dass die Sehenswuerdigkeit nur anlaesslich einer Bootsfahrt verbunden mit dem Besuch der Islas Ballestas vom Wasser aus zu besichtigen sei. Wir verlassen uns auf eine schemenhafte Karte im KnowHow Reisefuehrer. Wir brauchen zwar einiges mehr als die auf einer einzigen, vermutlich vergessenen Hinweistafel erwaehnten 20km. Mindestens drei Mal erwischen wir eine falsche Abzweigung und landen bei zwar malerischen Punkten mit Klippen und kleinen Sandbuchten, aber eben nicht am gewuenschten Ziel. Indem wir den bisherigen Track im GPS bis in den Norden der Halbinsel auf unser Kartenmaterial umdenken, muessen wir uns nochmals umorientieren und einen weiteren Versuch wagen.

Praktisch im unguenstigsten Sonnenlicht zu Mittag stehen wir dann zu unserer Freude endlich vor dem 180 m hohen und ueber 70 m breiten Dreizack, El Candelabro genannt. Moeglicherweise stellt die Zeichnung einen Kandelaber-Kaktus dar, der den Bewohnern dieser Region wegen seiner halluzinogener Wirkung als heilig galt. Das in eines Abhangs eingekerbte Bild, obwohl Pazifikwinden ausgesetzt, laesst sich unerklaerlicherweise nicht von Sand zuwehen oder verwischen und gilt seit Urzeiten den Seefahrern und Fischern als Orientierungspunkt. Zu dessen Fuessen haelt sich eine grosse Schar von Pelikanen, im Federkleid spektakulaerer als die der Galapagos, mit schoenem weiss- und anthrazithfarbenen Kleid mit rotem Schnabel, auf. Ein spezielles Schauspiel bieten die vielen Wasservoegel, die sich unentwegt ins Meer stuerzen, um sich von den hier reichhaltig vorhandenen Sardinen zu schnappen.
Nach dem Mittagsessen findet unsere faszinierende Wuestenfahrt erst einmal ein Ende. 1927 entdeckte der peruanische Archaeologo Julio C. Tello auf dieser Paracas-Halbinsel ein riesiges Graeberfeld. Die Paracas-Kultur (100 v. - 200 n. Chr.) pflegte ihre Toten, ueber Feuer oder in der Sonne dehydriert, immer in Hockstellung in feinste Tuecher eingewickelt, erst in riesigen, ueber einen 5-8 m tiefen Gang erreichbare Massen-Grabkammern zu bestatten. Interessanterweise weisen alle dieser Toten am Schaedel eine Trepanation (Oeffnung) auf, die mit einem Goldplaettchen wieder verschlossen worden war. Unweit von dieser Stelle kam auch eine regelrechte Totenstadt (Nekropolis) zum Vorschein, wo im 1. Jht. n.Chr. vor allem ranghohe Tote in entsprechend grossen Koerben in Einzelgraebern beigesetzt worden waren. Wegen der extremen Trockenheit vermoderten die Leichen nicht sondern mumifizierten. Wir besuchen das interessante Julio C. Tello Museum, wo zwei dieser in unsere Zeit zurueckgeholten Gestalten hocken, umgeben von ihren Grabbeigaben wie Werkzeuge, Schmuck und sogar Lebensmittel. Stuecke der riesigen, bis zu 20 x 4 m grossen Paracas-Totentuecher (Mantos), in die man sie eingewickelt hatte, sind gut erhalten und zeigen feinste Muster und vielerlei Farben.
Beim Mirador wie ein Jagdhochsitz beim Visitor Center lassen sich jetzt bei Ebbe nur ein paar weit entfernte Flamingos, Zugvoegel auf der Durchreise, blicken. Also halten wir uns nicht laenger auf, sondern steuern via Playa de Yumaque schliesslich La Catedral auf, ueber dessen sehenswerten Felsformationen resp. Felsbruecke wir nun fuer die Nacht stehen.

Nach dem gestrigen schon sonnigen Tagesbeginn fruehstuecken wir heute im morgendlichen Nebel, der sich aber bis zu den Salinas de Otuma bereits verfluechtigt. Auf schlechter Piste schaukeln wir weiter an Playon Beach vorbei nach Mendieta. Laguna Grande macht ihrem Name alle Ehre und liegt an einer fast geschlossenen kreisrunden Lagune, eine Ansammlung armseliger Huetten und Fischerboote im Wasser davor. Wir wollen noch nicht zur Teerstrasse zurueckkehren sondern rollen weiter einer tollen Kueste entlang. Grandiosen Klippenlandschaften begegnen wir. Die Aussichten auf einsame Buchten muten wie Kalenderbilder an. Mehrere Male scheinen die Fahrspuren aufzuhoeren und dass Ende unseres Weges gekommen zu sein, wie wenige Kilometer vor Carhua, wo wir hoch ueber einer Flussmuendung stehen. Fredy sondiert die Lage und eruiert, dass nur Motorraeder die steilen sandigen Haenge hinuntergefahren sein koennen und wir mit dem Camper fuerchten muessten, auf dem Schraeghandstueck zu kippen oder spaeter entweder in der Falllinie oder im breiten feinsandigen Flussbett stecken zu bleiben. Da wir auf dem gegenueberliegenden Hang doch eine Fortsetzung der Piste sehen, drehen wir zurueck und umfahren grossraeumig den Huegelzug, mal auf alten Fahrspuren, mal nach Intuition, bis wir schliesslich gluecklich gegenueber der kritischen Stelle auf dem andern Ufer stehen. Guten Mutes fahren wir weiter und gelangen zur archeologischen Zone von Carhua. Von einem Ort, von dem aus eine bessere Piste nordoestlich rauf nach Ica fuehren, erblicken wir auf ersten Anhieb nichts.
Wenig spaeter aber finden wir den Anfang einer vielversprechenden Abzweigung, deren Trassee aber bald danach von Wanderduenen blockiert ist. Aufgrund fruherer Fahrspuren machen auch wir uns daran, sie zu umfahren und bleiben ein erstes Mal im noch weichen Gelaende stecken. Auf dem folgenden Stueck schlaegt es uns auf dem groben Wellblech fast den Camper zusammen und laengere Stueck absolvieren wir nur noch im Schritttempo, um bald darauf wie so viele vor uns auf die meist weicheren Borde links oder rechts der Piste auszuweichen.

Nach einem Viertel der Distanz finden wir ploetzlich keine Fortsetzung in der gewuenschten Richtung mehr. Wir versuchen zu improvisieren und blindlings dem Cursor in der noetigen Himmelsrichtung zu folgen. Erst ist es kein Problem, uebers Gelaende zu fahren, da durch den Wind die Oberflaeche relativ verfestigt und mit Steinchen besetzt ist. Bald aber stecken wir in einem riesigen Sandfeld und beim einem kleinen Zoegern bleiben wir schliesslich in einer der vielen Sandduenen stecken und saufen ein. Luftablassen und Freischaufeln richten nichts aus. In Stinklaune wegen seiner versagenden Navigatorin holt Fredy die Sandbleche vom Heck runter, um damit den Iveco wieder freizukriegen.
Dieses Intermezzo ist uns eine Lehre. Auch wenn hier die Distanzen nicht saharamaessig gross sind, so haben wir keine Chance, selbst unsern Weg durch das huegelige, teils sandige Gelaende zu finden. Wir fahren ein Stueck zurueck und retten uns auf eine vorhandene Piste mit relativ vielen Fahrspuren, auch wenn sie uns auf Umwegen auf die Panamericana Sur bringen wird.
Die gesuchte Hauptstrasse nur noch ca. 5 km entfernt, durchqueren wir ein seltsames Feld voller Markierungen mit weissen Steinen, finden aber keine Erklaerung oder Erwaehnung der - wie wir vermuten - uns unbekannte archeologische Zone. Erst beim Einbiegen auf die Teerstrasse erklaert sich deren Zweck: Zieluebungs- und Abwurfgebiet der Luftwaffe aber heute Sonntag zum Glueck nicht in Gebrauch.
Unser geplantes Tagesziel ist noch weit entfernt. Also benuegen wir uns mit dem Naheliegenden, kaufen in Ica wieder mal frisches Brot ein, um uns fuer die Uebernachtungs an die ca. 6 km ausserhalb liegende Huacachina Oase zu verziehen. Hier loest sich gerade der Trubel vom Wochenende auf. Ein paar letzte Male donnern die mit speziellen Rohrgehaeuse konstruierten grossen Sandbuggies voller Touristen vorbei, dann wird's ruhig, abgesehen von musikalischer Berieselung eines nahen Restaurants. Niemand koemmert sich um uns oder verbietet das wild Campen, obwohl die vielen Hotels um die Lagune leer zu sein scheinen. Und das Beste - es stehen noch zwei deutsche Camper ebenfalls auf dem Parkplatz, welche Kontakt und Abwechslung bieten.
Am Montag-Morgen ist Huacachina wie ausgestorben. Von 1920 bis 1950 war die Lagune ein exklusiver Badeort und ziert sogar die Rueckseite der 50.- Soles-Noten. Sie wird von einem unteridischen Fluss gespiesen, der von den Anden herunterfliesst und deren mittransportierte Mineralien wie Eisen, Jod und Schwefel Ursache der roetliche Wasserfaerbung sind. Ueber die letzten Jahrzehnte hat sie aber die Haelfte ihres Volumens verloren, weshalb sie heutzutage wegen des gesunkenen Grundwasserspiegels ueber zwei Pipelines kuenstlich aufgefuellt wird. Wir machen uns an die Ersteigung der hohen Duene hinter dem kleinen See der Oase, um den sich die verschiedenen Hotels scharen. Nach zwei Dritteln Aufstieg, der dank vorgestampften Tritten auf der Krete leichter als erwartet vor sich geht, muss ich aufgeben. Ich wage kaum, links und rechts die steilen Sandhaenge hinunterzusehen und fuehle mich vor lauter Unbehagen schwindlig. Fredy setzt den Aufstieg fort, waehrend ich durch den bereits heissen Sand am Fusstueck zum Auto zurueckkehre - gerade rechtzeitig, um ihn oben auf dem Grat in Siegerpose aufs Foto zu bannen.

Wir kehren auf die Panamericana Sur zurueck, machen in den naechsten beiden Orten Anstrengungen, eine Panaderia resp. jetzt zur Mittagszeit frisches Brot zu finden, geben aber schliesslich auf, da wir immer nur entweder suesse weiche, in Plastik verpackte Broetchen oder aber Toastbrot angeboten erhalten. Ausserhalb Santiago halten wir in der ariden Gegend ueber Mittag. In der herrlichen Sonne haben wir trotz kuehlendem Wind gute 25o C. Danach muessen wir noch einige Male stoppen, um die faszinierend Landschaft vor allem vor und nach Rio Grande, einem komplett fruchtbaren, dank Bewaesserung mit gruenen Aeckern bestandenen Flusstal, zu bestaunen.
Die Ortschaft Palpa hat auch Bodenzeichnungen, die sogar noch aelter sein sollen als diejenigen seines Nachbarortes. Unser Ziel aber sind die Zeichnungen und Geoglyphen von Nasca, die wir als erste Amtshandlung vom roten Eisenmirador an der Durchgangsstrasse zu ueberblicken versuchen. Aus der jedoch nur geringen Hoehe erkennt man nicht viel, und man muss schon wissen, dass man auf "Los manos" oder "El Arbor" hinunterschaut. Also stoppen wir wenige Kilometer spaeter vis-à-vis vom kleinen Flughafen und stellen im Maison Suisse Hotel ab. Sehr dienstfertig werden wir in Empfang genommen, aber fuer heute am spaeten Nachmittag laesst sich kein Flug mehr arrangieren.
Um 8.ooh stehen wir am naechsten Morgen mit je 50.- USD im Sack am Flughafen und eine Viertelstunde spaeter befinden wir uns schon in der Luft in einer kleinen 6-Plaetzer Cessna. Der Pilot ueberfliegt die kiesige Ebene, die Pampa Colorado, zwischen Nasca und Palpa, wo auf einer Flaeche von 700 km2 verteilt neben etwa 1'000 geraden, bis zu 5 km langen Linien sowie 100 geometrische Formen, Flaechen und Spiralen auch ueber 30 spektakulaere, zwischen 25 und 200 m langen Tier-, Menschen- und Pflanzen-Figuren liegen. Ihre Schoepfer zogen oft nur 20 cm breite Furchen, von daumen- bis fusstief in der oxydierten, eisenhaltigen dunklen Bodenoberflaeche. Durch das Wegraeumen der oberen Steine kam die darunterliegende hellere, sandgelbe Schicht zumVorschein. Der Fortbestand dieser Markierungen wurde ueber Jahrhunderte durch das extrem trockene Klima an der Kueste mit frueher max. 20 Min. Regen im Jahr garantiert. Heute werden sie immer mehr durch haeufigere Regenfaelle und die Luftverschmutzung gefaehrdet.1550 wurden die Linien erstmals in spanischen Chroniken erwaehnt, obwohl die altestens aus einer Zeit von 350-900 n.Chr. stammen. Aber erst 1925 unternahm man Lufterkundigungen.

Erst als Wegmarkierungen, Inkastrassen oder fruehere Bewaesserungskanaele gedeutet, wurde diese These 1939 nach Ueberfluegen durch Dr. Kosok verworfen. Die deutsche Mathematikerin und Geographin Dr. Maria Reiche begegnete ihm 1946 und machte die weitere Erforschung und Freilegung der vielen Figuren wurde zu ihrer Lebensaufgabe bis zu ihrem Tod im Jahre 1998. Es wird vermutet, dass die Linien zur Zeitbestimmung von Aussaat und Ernte resp. der mit dem Andenregen verbunden Wasserzufuhr diente wie auch zur Festlegung wichtiger Festtage und als Kalender. Die systematisch ins Liniennetz eingefuegten Tierfiguren bestehen teilweise aus astronomischen Linien und weisen auf Sonnen-Auf- und Untergang am 21. Dezember hin, koennten aber auch Darstellung von Sternbildern sein.

Damit die Flugpassagiere sowohl auf der linken wie auch auf der rechten Seite in Genuss der Zeichnungen kommen, wird auf relativ kleinem Radius hin und her gekurvt. Wir haben zum Glueck noch nicht gefruehstueckt und Fredy zur Vorsicht eine Tablette gegen Reisekrankheit geschluckt, so bleibt es beim Huepfen der leeren Magen. Wir haben einen sonnigen Tag. Ueber den Zeichnungen ist der Himmel klar, aber zwischen Huegeln und ueber bepflanzten Zonen der Umgebung steigt noch die Feuchtigkeit in Form von Nebel auf.
Aus Versehen landen wir am Mittwoch-Morgen erst bei den Telar-Linien - Bodenmarkierungen in Form einer Art Webvorrichtung und einer Spirale. Wirklich interessieren uns aber die unterirdischen Bewaesserungskanaele, sog. Puquios, zu sehen bei Cantayoc. Die Kanaele leiten Wasser von den Anden in die Kuestenebenen herab, das fuer die Bauern lebensnotwendig ist. Alle 10 oder 20m wurden als Entlueftungsschaechte "ojos" (Augen) angelegt gleich wendelfoermigen Einstiegen aus grossen runden Flusssteinen gebildet und zwischen 5-20 m tief. Das Aequeduct-System ist gut erhalten und wird staendig ausgebessert.
Makaber aber erbaulich ist ein Besuch des Cementerio Arqueologico de Chauchilla. Aus einem grossen Prae-Inka Graeberfeld wurden die herumliegenden Knochen, Schaedel und Textilfetzen gesammelt und hocken heute als grausliche Gestalten in 12 freigelegten Grabkammern.

Gute Teerstrasse bringt anschiessend uns flott voran. Die Gegend ist nichts als trocken, Wueste direkt am Meer. Yauca liegt in einem Flusstal, weshalb man ueberraschend in eine Oase runter faehrt, die voller Olivenhaine ist. Aber schon wenig spaeter rollen wir direkt am Meer durch Sandverwehungen und kleine Duenen. Waehrend ich diese mit der Kamera zu verewigen suche, bringt mein Mann es fertig, denn Camper am Strassenrand fuer eine faellige Mittagspause so in den Sand mit unerwartet weichen Stellen zu versenken, dass er zum zweiten Male innert weniger Tage die Sandbleche runterholen muss, um den Camper wieder flott zu kriegen. Nach Chala folgt die Pampa Blanca. Einmal mehr wird es Kilometer vor der Punta de Lobos wegen des Gestanks zur Gewissheit, dass sich dort eine Fischmehl-Fabrik befindet. Eine ganze Flotte Fischerboote liegt dazu in einer nahen geschuetzten Bucht zu deren Versorgung vor Anker. Je spaeter der Nachmittag, desto haeufiger werden neblige Stuecke. Die Kuppen der Huegel zu unserer linken Seite werden darueber in zartes Rosa gehuellt, die Sonne erscheint nur noch als helle Scheibe im zunehmenden Nebel. Kaum stehen wir vor Atico nahe am Meer, ist es kurz nach 18.ooh bereits komplett dunkel.
Entlang der Pampa de Cortaderas ist der Sand roetlicher Erde gewichen. Steile Kieshaenge flankieren die Strasse und am Morgen liegen viele lose Brocken auf der guten Teerstrasse. Deshalb treffen wir neben den Zweier-Equippen, die den Kilometersteinen nach zu marschieren und sie neu mit schwarz und weissen Kilometerzahlen zu aktualisieren haben auch noch einzelne einsame Gestalten, die mit Besen sich daran machen, die naechtliche Rutsche vom Trasse verschwinden zu lassen.

Ocoña profitiert vom gleichnamigen Fluss. Das breite Tal ist mit satt gruenen Feldern bestanden, da ausreichend Bewaesserung moeglich ist. Dasselbe Bild bietet sich im Tal des Rio Camanã. Der Ort Camanã selbst ist der einzige groessere seit Nasca. Ausserhalb ihm liegt zwischen der Fahrbahn und dem Meer noch eine Zeit lang ein gut 200m breiter Streifen mit Feldern, doch wir muessen uns nun vom Pazifischen Ozean verabschieden.  
Die Panamericana Sur schwenkt gute 60 km landeinwaerts und steigt stetig. Schliesslich bei Tambillo wird uns klar, woher die vielen "Gloria"-Lastwagen stammen, denen wir bisher begegnet sind. Zwischen den Feldern der Ortschaft und auf Weiden wimmelt es geradezu von schwarz-weissen Kuehen, deren Milch in einer grossen Fabrik uperisiert oder zu Joghurt verarbeitet wird. Auf 1'750 m bei Reparticion scheiden sich die Geister resp. der Verkehr mit vielen Laster, von denen ein guter Teil von und nach Chile unterwegs sind. Wir halten uns weiter nordoestlich und gelangen ueber einen letzten langgezogenen Anstieg auf die Ebene von Arequipa. Wir muessen uns mangels Strassenschildern in den Aussenbezirken durchfragen und gelangen auf Umwegen ins Centro. Von da aus finden wir relativ rasch die Avenide de Marina, aber ueber die Lage des in unsern Fuehrern nicht genau verzeichneten Hostel Las Mercedes ist man sich nicht einig, weshalb wir zwei Anlaeufe brauchen, bis wir schliesslich in seinem Hof stehen.
Arequipa, auf 2353 m Hoehe ist mit 900'000 Einwohnern die zweitgroesste Stadt Peru's. In ihrem Hintergrund ragen die Vulkane Misti (5'821m) und der bei unserer Ankunft zuoberst schneebedeckte, langgezogene 6'075 m hohe Chachani auf. Sie sind der Grund, dass man taeglich mehrere Erdbeben verschiedener Staerkegrade verzeichnen soll, wovon wir allerdings nichts merken. Ihr historisches Stadtzentrum um die Plaza de Arma herum wurde 2000 ins die Liste der Unesco-Weltkulturerben aufgenommen. Nur 75 km Luftlinie vom Meer entfernt, herrscht waehrend des ganzen Jahres mildes Wetter mit Durchschnittstemperaturen tagsueber zwischen 10 und 25o C bei 300 Sonnentagen, weshalb Arequipa oft Stadt des ewigen Fruehlings genannt wird. Ihr zweiter Name, die "weisse Stadt" verdankt sie nicht etwa den vielen Bauten aus Sillar, dem weisslichenen Stein aus vulkanischer Asche, sondern der urspruenglich fast rein weissen Einwohnerschaft und der Tatsache, das das "farbige" Personal in den Aussenbezirken wohnen musste.
Unsern ersten Besichtigungs-Halt legen wir bei "Juanita" im Museo Santuarios Andinos ein. Diese Mumie wurde 1995 auf dem 6'310m hohen Vulkan Ampato, etwa 70 km nordwestlich von Arequipa gefunden. Wahrscheinlich wurde das 13-14 jaehrige Maedchen vor ca. 500 Jahren von Inka-Priestern dem Berggott Apu Ampato geopfert. Nur 14 Tage nach einem Erdbeben fand man die Mumie vom Eis auf dem Gipfel freigegeben, weshalb sie sich in ausgezeichnetem Zustand befand und immer noch Gegenstand vieler Untersuche und Erforschungen ist. In einem 20-minuetigen Film werden wir ueber die Art, wie wie waehrend des Capacocha-Rituals mit Chicha-Bier eingeschlaefert und schliesslich mit einem Schlag auf den Kopf getoetet wurde, die Entdeckung und die bisherigen Forschungsergebnisse orientiert. Man hat uns eine Fuehrung in Deutsch angeboten, was den Vorteil hat, dass wir nur zu zweit in Ruhe zu den Erklaerungen einer jungen Guia durchs angeschlossene Museum bis zum Spezial-Kaeltebehaelter mit "Juanita" spazieren koennen.

Ein Muss ist der Besuch des Klosters Santa Catalina. Eine reiche Witwe, Maria de Gusman, kaufte dazu den Grund von ueber 20'000 m2 und 1579 wurde mit dem Bau begonnen. Es entstand eine "Stadt in der Stadt" und waehrend ueber 300 Jahre lang wusste niemand, was hinter der hohen Umgebungsmauer vor sich ging. Der Nachwuchs stammte meist aus Familien reicher Spanier, welche die damals horrende Summe von 1'000 Goldmuenzen als Eintrittsgebuehr und eine Mitgift von nochmals 100.- sowie die Uebernahme der jaehrlichen Lebenskosten sich leisten konnten, und fuer die es selbstverstaendlich war, die zweite Tochter fuer "Gott und das Himmelreich" ans Kloster abzutreten. Wo so erhebliche Geldmittel im Spiel, konnten sich die 150 Nonnen auch leisten, 400 Bedienstete fuer die gemeinen Aufgaben des Alltags sich anzustellen. 1871 wurde das Kloster liberalisiert und ab da war die Aufnahme kostenlos. Ein Teil des Klosters wurde 1953 durch ein Erdbeben zerstoert, aber erst 1970, als nur noch 17 Nonnen da lebten, wurde der groesste Teil des Gelaendes der Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht.
Auf Kopfsteinpflaster spazieren wir durch die engen Gassen mit Name wie Calle Toledo, Granada, Cordoba oder Malaga. Die maurische Architektur, die Hauswaende in kraeftigen Farben kombiniert mit weissem Tuffgestein, die Holztueren und Topfpflanzen lassen mich immer wieder den Fotoapparat zuecken. Viele der Behausungen samt Wohnraeumen und Kuechen stehen mit Inventar zur Besichtigung offen. Beeindruckend sind auch die ocker roten Kreuzgaenge im Novicidado, die kraeftig blauen mit Orangenbaeumen im Hauptkloster sowie der aelteste Rosenkreuzgang im Refectorio. Daneben spazieren wir vorbei am Waschplatz mit 20 halben, grossen Tongefaessen, durch die geschwaerzte Hauptkueche und ueber die Plaza Socodober mit dem kunstvollen Brunnen. Leider ist die Klosterkirche, in welcher ein Sperrgitter und ein zugezogener Vorhang noch bis 1985 die Nonnen vorne von den uebrigen Kirchbesucher hinten trennte, bei unserem Besuch geschlossen.

Wir verbinden am Samstag das Angenehme mit dem Nuetzlichen. Da man nie genau weiss, wielange die Geschaefte offen haben, suchen wir erst in der San Francisco die empfohlenen Buchlaeden auf, in der vergeblichen Hoffnung, das sie ausser inlaendischen Karten auch eine von Brasilien fuehren koennten. Da gerade die Tore der Catedral offen stehen, benutzen wir die Gelegenheit, uns ihr Inneres anzusehen. Anschliessend kaufen wir auf der gegenueberliegenden Seite der Plaza im El Mundo fuer die Weiterfahrt ein, pfeifen uns ein Taxi, das fuer 3.- Soles noch an der Lavanderia zum Abholen der Waesche stoppt und uns anschliessend mit der ganzen Bagagge zum Las Mercedes zurueckbringt.
Waehrend der Mittagpause erleben wir dann eine unangenehme Ueberraschung. Das Hauptpanel funktioniert nicht mehr und weder laesst sich die Wasserpumpe starten noch der Einsteigetritt bewegen. Eine heitereBescherung zum heute 34-jaehrigen Hochzeitstag. Wohl oder uebel versucht sich Fredy als Elektriker. Das Schaltschema ist bedauerlicherweise nur rudimentaer und was fuer Kenner, die Kabel ein unergruendliches Gewirr. Schliesslich laesst sich eruieren, dass wir irgendwo einen "Kurzen" drauf haben, aber mit Ueberbruecken kann Fredy, damit wir nicht auf den gewohnten Komfort verzichten muessen.
Mit Verspaetung starten wir zum Mercado San Camilo, dessen Besuch im Reisefuehrer waermstens empfohlen. Wir empfinden ihn jedoch als nicht sehr speziell sondern als einer jener Versorgungsmaerkte, wie man sie ueberall antrifft mit Abteilungen von Fruechten, Gemuesen, Fleisch und Getreide, aber auch Blumen, Kleidern und Verkoestigungsmoeglichkeiten. Wir staerken uns mit Fruechtesaeften, die wir kaum bewaeltigen koennen. Fuer S. 1.50 in gemischt er Form oder S. 2.50 aus nur einer Frucht pur gibt es zwei Riesenbecher voll. Neben der Kirchen de Santo Domingo und de la Compania de Jesus die wir besuchen, gaebe es noch eine Unmenge Iglesias, Conventos und noble Casas zu besuchen. Wir aber kehren wir zur Plaza zurueck, wo wir uns dem "Problem" stellen muessen, welches Lokal wir fuers geplante Auswaerts-Nachtessen waehlen sollen. Unser Entscheiden fuehrt uns ins Are Que Pay unweit von Sta. Catalina, wo wir viel zu frueh dran und deshalb die einzigen Gaeste sind. Fredy ist mutig und bestellt sich Cuy (Meerschweinchen) auf dem heissen Stein zubereitet und erhaelt ein plattes, geroestetes Tierchen mit typischem Kopf mit Knabberzaehnen, feinen Gliedern und Krallen vorgesetzt. Der Peru-Knigge verlangt, dass man es viertelt und von Hand zu Munde fuehrt, um das wenige Fleisch abzuknappern. Ich schaetze mich mit meinem Alpaca-Fleisch nach Art des Hauses um Einiges gluecklicher.
Wir beginnen die Reisefortsetzung mit der Campaña-Rundfahrt. Paucarpata liegt oestlich von Arequipa zwischen alten Inka-Terassenfeldern, die heute noch landwirtschaftlich genutzt werden. Wider Erwarten finden wir mit wiederholtem nach dem Weg fragen ohne Probleme zur bekannten Steinmuehle Molina di Sabandia, die inmitten von Zwiebelfeldern liegt. Sie stammt aus 1622 und ist seit einer sorgfaeltigen Renovation in 1973 wieder funktionstuechtig. Das Wasser faellt aus einem kleinen Kanal auf ein im Untergeschoss waagrecht angeordnetes Wasserrad, welches wiederum den steinernen Muehlstein im oberen Geschoss bewegt.
Die Mansion del Fundador von Socabaya ist sogar noch aelter. Das ehemalige Landhaus von Don Carcia Manuel de Carbajal, dem Stadtgruender von Arequipa, wurde 1540 erbaut. Es gilt als eines der schoensten Anwesen, hat aber eine wechselhafte Geschichte hinter sich und wird von den heutigen Besitzern als geeigneter Ort fuer private Festlichkeiten oder Konventionen propagiert. Waehrend die Gebaeulichkeiten uns gut gefallen, empfinden wir den groesseren Teil der Inneneinrichtung als konzeptloses Sammelsurium.

Anschliessend machen wir einen Sprung in die Moderne und halten, bereits ennet der Stadt, in Cayma, wo sich ein Einkaufszentrum in westlichen Stil befindet. Heute Sonntag geht es wegen des hiesigen Vatertag vom 17. Juni im Warenhaus Saga Fabella wie auch im El Mundo, dem Supermarket, geschaeftig zu und her. Auch im Food Court herrscht, da Mittagszeit, viel Betrieb. Wir schliessen uns den Hungrigen an und vertilgen fuer einmal Fast Food von Burger King, das uns allerdings noch lange plagen soll.

Wir waehlen die laengere, dafuer geteerte Route ueber Yura. Die Landschaft ist langweilig oede. Nach Pampa de Artieros sehen wir die Rueck- oder Nordseite von Arequipa's Hausvulkanen. Wir befinden uns auf dem Gelaende der Reserva Nacional Salinas-Aguada Blanca. Verkehrstafeln verlangen Vorsicht wegen der Vicunas, doch wir koennen von Glueck reden, dass wir in einiger Entfernung ueberhaupt eine Handvoll davon erblicken. Nicht zu uebersehen sind dafuer immer wieder Herden von meist weissen Alpacas vor allem in der Umgebung von Canahuas.
Die Teerstrasse wird daraufhin schlechter. Wir fahren am spaeten Nachmittag im Gegenlicht und sehen die vielen Wasserstellen in der moorhaften Landschaft glaenzen. Beim Mirador los Andos auf dem 4'920 m hohen Pass Patapampa finden sich an Schattenstellen sogar vereiste Stellen am Strassenbord. Wir haben eine herrliche Aussicht auf die Vulkanberge bis zum schneebedeckten Ampato. Wir muessen anschliessend wieder auf 3'650m bis fast nach Chivay runterfahren. Ab der Abzweigung ins Colca Cañon ist der Luxus aus und eine fuerchterliche Naturstrasse mit spitzen Steinen empfaengt uns, welche sich bei ab Achoma wieder leicht bessert. Erst ab Maca, das 1991 von einem Erdbeben, ausgeloest durch den Ausbruch des Hualca Hualca, praktisch vollstaendig zerstoert und danach neu aufgebaut wurde, geht es wieder leicht bergan. Kurz vor dem Einnachten erreichen wir den geplanten Platz zum Uebernachten, das Cruz del Condor.

Wir scheinen die suedamerikanische Hoehe nicht allzu gut zu vertragen. Fredy hat heute morgen wieder den Duennpfiff, ich dafuer schlafe schlecht, scheine dabei kaum genug Luft zu kriegen und habe staendig einen trockenen Gaumen. So faellt es uns nicht allzu schwer, schon um 6.30h aus den Federn zu steigen, als auf der Strasse ein erster einheimischer Bus Touristen ausspuckt. Bereits um 7.00h stehen wir bereit, um die lokale Attraktion in Augenschein zu nehmen. Hier unterhalb der Aussichtsterrassen befinden sich Nester von Kondors, den mit 3,2 m Fluegelspannweite groessten Raubvoegel der Erde. Sobald sich die Felsen erwaermen - in der Regel zwischen 8-10.ooh - sollen sie in den Sonnenstrahlen ueber dem 1'200 m tiefer gelegenen Rio Colca kreisen, bevor sie sich auf die Futtersuche machen und erst am spaeten Nachmittag wieder zu ihren Nistplaetzen zurueckkehren. In schon nur geringen thermischen Aufwinden lassen sie sich in Hoehen bis zu 5000 m tragen. Die Kondore bleiben ihren Partnern treu und koennen bis zu 70 jaehrig werden. Das Federkleid ist schwarz mit weisser Halskrause, die Armschwingen glaenzen beim ausgewachsenen Tier silberweiss. Maennchen werden bis zu 11 kg schwer. Die Aufzucht ist schwierig, da sie erst mit 12 Jahren geschlechtsreif werden und zudem das Weibchen nur alle 3 Jahre ein Ei legt.
Es versammeln sich immer mehr Leute am Mirador und auf der Hauptplattform beginnen Indio-Frauen auf ihren Tuechern ihr Angebot an kleinen Souvenirs oder Lebensmitteln auszubreiten und hoffen auf Kundschaft. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem Schwatz mit den Deutschen Beate und Christian, die 6 Monate lang in einem Opel Corsa Kastenwagen, den sie in Argentinien gekauft haben, Suedamerika bereisen, bis ploetzlich Bewegung in die Wartenden kommt. Ein erster Kondor faengt an seine Kreise zu ziehen. Wir dislozieren auf die untere Plattform, von wo aus wir uns einen besseren Ausblick erhoffen. Es ist aber sehr schwierig, die nun unregelmaessig vorbeischwebenden majestaetischen Voegel mit der Kamera festzuhalten. Nach 10.ooh verziehen sich die Kondors in die Tiefe des Tales und damit schwinden auch die Zuschauer.

Wir holen erst einmal unser Fruehstueck nach, bevor wir noch bis zum Mirador San Miguel kurz vor Cabanaconde fahren, wo man den besten Ausblick ueber Haenge mit Terrassenfeldern, Doerfern und bis hinunter zum Fluss hat. 1931 wurde der Colca Cañon gar zur tiefsten Schlucht der Welt deklariert, verlor aber diesen Titel als man 1988 herausfand, dass der Cañon de Cotahuasi mit einem Unterschied von 3'370m (vom hoechsten Gipfel bis hinunter zum Fluss gemessen) noch um 160 m tiefer ist.

Unter viel Geruettel kehren wir auf der Naturstrasse nach Chivay zurueck. Eigentlich wollten wir da nur fuer die Weiterfahrt auftanken, aber weil gerade ein Wettbewerb unter einheimischen Hausfrauen, die uns ein Muster ihrer Kochkunst zum Verzehr in die Hand drueckten, und Weberinnen stattfindet, legen wir einen Fotohalt ein.
Bis Sibayo ist die Strasse parallel des Rio Colca lausig. Danach gelangen wir auf eine neuere Verbindung, welche in unserer Karte gar nicht eingezeichnet ist, aber zu unserer Beruhigung in Albertos 2007 Carreteras Verzeichnis existiert. So muessen wir uns keine grossen Sorgen machen, als wir einmal mehr auf 4'900 m hochklettern, um danach an den einiges tiefer gelegenen Stausee Represa Condoroma zu gelangen, in dessen Umgebung wir nun fuer die Nacht stehen bleiben.

Wir stehen zwar alleine auf der Heide, trotzdem bekommen wir am Morgen Besuch von Mitarbeitern des Staudamm-Betriebs, die froh um etwas Abwechslung mit uns plaudern. Wenig spaeter fahren wir uebers Hochland auf breiter Piste, die uns ungewollt, da wir der relativ guten Verbindung folgen, an der Mine Tintaya vorbei ueber Yauri fuehrt. Ausserhalb dieses Ortes wird an der Pistenverbreiterung gearbeitet, so dass wir mehrmals warten muessen, bis uns Flag-men resp. -women den Weg ueber das einspurige provisorische Drecktrassee freigeben. Mit Aussicht auf die schoene Laguna Langui machen wir Mittagshalt.
Die Bauern hier in der Hoehe sind mit der Ernte und dem Dreschen von Getreide beschaeftigt, das zuvor zum Trocknen wie einst bei uns in Garben aufgestellt wurde. Die ausgebaute Strasse bringt uns dann schneller als geplant, die letzten 10km auf Teer, bei Sicuani auf die Hauptverbindung 3S. Auf der guten Strasse uebernehme ich mal wieder das Steuer und wir rollen durch das fruchtbare Tal des Rio Vilcanota voller Felder prachtvoll im warmen Licht des spaeten Nachmittags. Gegen 17.00h erreichen wir den Vorort San Sebastian und die Avenida Cultura bringt uns ins Zentrum von Cusco.
Wir haben Angaben, wie wir den Weg zum Campingplatz ab der Plaza de Armas finden, welche aber schon jetzt zu Wochenanfang wegen des bevorstehenden Inti Rayma zu Vorfuehrungen und Taenzen gesperrt ist. Via die Pardo Av. gelangen wir trotzdem ennet die Plaza und koennen uns die Kehren suchen, die an San Cristobal vorbei rauf Richtung der Saqsaywaman uns zum gewuenschten Ziel fuehren. Wir sind natuerlich hoch erfreut zu sehen, als sich das blaue Tor oeffnet, dass noch andere Traveller hier campieren.
Helmie und seine Frau Gonna fuehren das Quinta Lala, das sich zu einem Treffpunkt von Campern in dieser Region entwickelt. Abgesehen von Standplatz findet man einige willkommene Annehmlichkeiten vor wie Warmwasser-Dusche, Benuetzung von Waschmaschine sowie Moeglichkeit, sich mit Brot, biologischen Eiern von gluecklichen Huehnern, die zwischen den Campern herumspazieren, frisch gepresstem Orangensaft und andern Getraenken einzudecken. Wir geniessen es in vollen Zuegen, Gesellschaft verschiedenster Nationalitaeten zu haben, wobei Schweizer und Deutsche deutlich in der Ueberzahl sind. Immer mal wieder trifft ein neuer Vehikel ein, waehrend andere Camper sich verabschieden oder das Fahrzeug fuer einen Ausflug mit Arrangements nach Machu Picchu oder in den Manu National Park fahren voruebergehend abschliessen und verlassen. Hier muss man nicht das Rad nicht neu erfinden, sondern kann von Tips und Erfahrungen Anderer profitieren.

Bevor wir uns den angenehmeren Seiten des Reisens widmen koennen, verlangt der Camper sein Recht. Wir stehen wir schon eine Stunde vor der vereinbarten Zeit bei Cusco Overland Service. Die hintere linke Feder gluecklich demontiert, stellt sich heraus, dass das Ersatzteil doch nicht wie versprochen zum voraus besorgt worden ist. Erst um 12.ooh macht man sich mit unserem Vorschuss im Sack auf, den Ersatz fuer das gebrochene 4. Blatt zu beschaffen. Bis und mit Mittagspause laeuft bis 14.ooh nichts mehr. Nach wiederholtem Reklamieren laesst sich dann schliesslich der Schweisser fuer die graesslichen Bruchstellen am Mitteltunnel neben dem Lenkrad auftreiben. Eine genuegende Menge an Blech, aus dem Fredy Verstaerkungen zuschneiden will, ist dann noch ein weiteres Problem. Es ist 18.ooh und dunkel, als die Arbeiter zusammenpacken, aber Fredy noch kein Feierabend. Er muss das Lenkrad und den ausgebauten Fuehrersitz montieren sowie das demontierte Armaturenbrett provisorisch befestigen. Da in der Innenstadt wieder Festtrubel herrscht, ziehen wir den Heimweg von der Kondor-Saeule in der Hauptstrasse ueber die Quartieream Hang rauf zu den Saqsaywaman Ruinen vor. Unendlich windet sich die Strasse an den Abhaengen entlang - so lange, dass das Kuehlerwasser kurz vor unserem Ziel zu kochen beginnt, da wegen der nicht komplett montierten Stecker der Luefter nicht automatisch einschaltet. Grosses Hallo und Erleichterung, als wir Vermisste endlich im Dunkeln gegen 19.30h wieder im Quinta Lala eintreffen - fuer uns hoechste Zeit, um mit den Vorbereitungen fuer die bevorstehenden Ausfluege zu beginnen.
 
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Peru II - Nr. 8689-9348
 

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