7. Mai-7. Juni 2007 - Rundreise von Lima aus

(La Oroya-Cerro de Pasco-Huánuco-Huaraz -Parque de Huascarán-Chimbote-Trujillo)

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Die Flugzeit von LP 581 ab Quito erscheint fuer einmal viel zu kurz und reicht nur gerade fuer ein Getraenk und Sandwich. Der brandneue A319 riecht angenehm neu nach den schoenen Ledersitzen, und nur eine kleine Gruppe Passagiere scharrt sich im Mittelteil. Zu ¾ bleibt der Flugi leer, so dass Fredy keine Probleme hat, sich eine 3er-Bank fuer ein Nickerchen zu verschaffen. Leicht verfrueht erreichen wir unser vorlaeufig letztes Flugziel und den Ausgangspunkt fuer unsere Rundreise ueber Land auf dem suedamerikanischen Kontinent. Chauffeur Ernesto vom Hotel Mariel in Miraflores faehrt uns unter ausfuehrlichen Erklaerungen in Spanisch ueber Peru und seine Heimatstadt Lima im Besonderen durch grosse Avenidas vorbei an zu dieser spaeten Stunde leerer Geschaefte aber noch unzaehliger hellerleuchteter und gut besuchter Spielcasinos.
Auffallend fuer uns, dass alle Eingaenge wie auch ebenerdige Fenster, speziell auch in Wohnquartieren, stark vergittert sind. Kein Wunder, denn - kann man unserem Reisefuehrer Glauben schenken - wohnen doch 80 % der Bewohner der 50 Distrikte in slumartigen Unterkuenften, vielfach ohne Wasser-, Elektrizitaets- und Kanalisations-Anschluessen und leben von der Hand in den Mund. Die Einwohnerschaft von Lima inkl. Hafenquartier Callao und aller Vororte schaetzt man auf 10 Mio. und sie vergroessert sich staendig, da unaufhoerlich Indigena auf der Flucht vor Armut und Arbeitslosigkeit in den Hochtaelern hier stranden.
Da haben wir geradezu ein schlechtes Gewissen, dass wir es uns so gutgehen lassen koennen. Wir geniessen Seafood Nachtessen im Vista al Mar im Touristen-Komplex Larcomar direkt unten am der Kueste. Beim Schlendern durch die Larco Avenida haben wir die Gewissheit, in den verschiedenen Kleider- und Schuh-Laeden mit fuer uns unglaublich tiefen Preisen oder sogar im besseren Warenhaus Sagafalla ohne Bedenken einkaufen zu koennen. Als wir unser Handy mit einer peruanischen Chip-Karte ausruesten, um flexibler und auf Abruf erreichbar wegen der kommenden Wageneinfuhr zu sein, muessen wir uns das nicht zweimal ueberlegen. In der "Tiendecita Blanca", einem schoenes Schweizer-Restaurant mit flatternden Fahnen auf dem Dach gekennzeichnet am Ovalo zwischen Larco und Arequipa Avenida /Kreuzung, durchforsten wir die Speisekarte und entscheiden uns beide wie Heimwehschweizer fuer Kalbsbratwurst mit Boelle-Schweizi und Roesti.

Am 9. Mai ist morgens die “Rotterdam” fahrplanmaessig hier in Callao eingelaufen und laut Maersk Tracking wurde unser Container bereits morgens um 9.52h entladen. Das ist aber bei weitem nicht identisch mit Fassen des Fahrzeuges. Natuerlich erfolgten die fuer das Prozedere notwendigen Rueckrufe des Agenten nie ohne unser hartnaeckiges Nachfragen, und es liess sich trotz unseres Draengens (wegen des bevorstehenden Wochenendes) kein Papier zum voraus vorbereiten. So musste, als dann am Donnerstag-Mittag gluecklich das Entlade- “manifesto” vorlag, noch nach einem Notar gesucht werden, der eine noetige Kopie vom Pass des Fahrzeuginhabers beglaubigte - womit dann zu Fredy's Frust dieser Tag bereits gelaufen ist.
Dafuer erscheint unser Abholer am Freitagmorgen ueberraschenderweise schon frueher als verabredet und versetzt uns in Hochstimmung. Allerdings wissen wir da noch nicht um die x Schritte, immer je 15 km zwischen Lima/Maersk-Callao/Zoll-Warehouse/Entladestation, die unser Broker in peinlichst althergebrachter Reihenfolge absolviert und durch absolut nichts zu einer Abkuerzung/Koordination zu bewegen ist. Zu guter Letzt will man natuerlich noch Kohle fuer die Formalitaeten sehen, und das nicht etwa in Bargeld, das wir vorsorglich besorgt hatten und nur aus der Tasche zu ziehen braeuchten. Nein, es muss Freitag-Nachmittag eine Stunde vor Bankschluss sich in die Kolonne von ueber 50 Wartenden eingereiht werden und eine Einzahlung getaetigt und Ueberweisungs-Beleg erstellt werden!! Zehn Minuten vor offiziellem Torschluss des Warehouses beginnen an dessen Schaltern die letzten Ausloese-Formalitaeten. Fredy ist einem Herzinfarkt nahe und ueberzeugt, dass alles in die Hosen gehen wird und unsere “Express-Gebuehr”, dank der ein Zoellner ueberhaupt noch zu bewegen gewesen war, sich unser Vehikel (welches natuerlich nicht einfach aus dem Container gefahren werden konnte – so dass er sich -Halleluja- begnuegte, auf die Stosstange zu klettern und nur reinzuluchsen sowie sich die Chassis-Nr. vorlesen zu lassen) an diesem Tage vor dem Wochenende noch in natura anzuschauen.
Es ist schon dunkel, als zwei Gabelstapler mal wieder die Seitenwaende des Open Top Containers spreizen und der Iveco befreit wird. Leider sind einmal mehr grosse Loecher an den rueckwaertigen Ecken durch die Container-Verstrebungen entstanden. Zwar hatte Fredy vorsorglich in Sydney mit Holzkeilen dies zu verhindern versucht, aber beim Einpacken und Abdichten mit Blache muss man diese wieder entfernt haben. Relativ einfach war es, eine Bestaetigung dafuer sowie des Risses in der Frontscheibe zu erhalten, aber der Claim ist erst nur mal per e-mail gemeldet und Geld haben wir noch lange nicht gesehen.
Es ist schon gemuetlich im Camper - beim Fruehstueck Beine hochlagern, zwischen Fruchtsaft, Ei und Kaffee etwas lesen. Wir haben die Erlaubnis erhalten, auf dem Parkplaz im abgeschlossenen Gelaende des Club Suizo zu campen. Dies hat den Vorteil, dass wir in dieser Art Oase in der Hauptstadt den Wagen sicher stehen lassen koennen, wenn wir unser Sightseeing in Angriff nehmen. Taxis (die Schweizer Behoerden traefe der Schlag angesichts der vielen halb verwrackten gelben "offiziellen" Taxis, die parallel zu privaten Autos im selben bedenklichen Zustand, den Transportservice hier anbieten) sind hier sehr billig. Der Preis ist Verhandlungssache da Taxometer unbekannt, wird aber auch dann eingehalten, wenn der Chauffeur eine Viertelstunde im Stau stecken bleibt. Eine noch guenstigere Variante sind die Urbanito-Busse oder die vielen "Colectivos" auf hinter der Frontscheibe angekuendigten, festgelegten Routen aber nicht fixen Haltestellen, die fliegend staendig (fuer Soles 0.50) Fahrgaeste ein- und ausladen und die rechte Fahrspur der Strassen praktisch blockieren.
In der Schweizer Botschaft wartet der Avis des Paeckchen aus der Schweiz auf uns und der Erlangung der noetigen Ersatzteile stehen nur etwas Geduld im Postamt Lince und die Entrichtung eines stattlichen Zollbetrages, da der Wert zu hoch deklariert worden war, im Wege. Alberto, Peru-Schweizer und Inhaber der Tiendecita, fragen wir nach einem guten Mechaniker und eine halbe Stunde spaeter steht er schon vor der Tuer und lotst uns zu seinem oesterreichischen Haus-Mechaniker. Unsere hintern, veroelten und abgenutzten Bremsbelaege (die wir in den Anden brauchen werden) lassen wir ersetzen und gar von einem weiteren zugezogenen Kompetenten das Leck in der AirCondition-Anlage (die wir sicher hierzulande und in der nunmehr winterlichen Jahreszeit sicher nicht brauchen werden – aber was man hat, das hat man) beheben und diese wieder auffuellen konnte. Der zustaendige Arbeiter eines ihm bekannten Kleinbetriebes in der Avenida Panama legt all seinen Berufsstolz und Herzblut ins tiptoppe Schweissen der seit Australien defekten Alu-Stosstange.
Mittwoch, 16. Mai - Mit Kopfhoerer und Audiogeraet ausgeruestet, starten wir durch die verschiedenen Raeume im Untergeschoss des Museo de Oro, einer privaten Kollektion eines inzwischen verstorbenen fanantischen Sammlers, steht auf dem Plan. So abseits der sonstigen Touristenpfade gelegen, sind sind froh, mit dem Camper hinfahren zu koennen. 2001 wurde dieses "muss man gesehen haben" von einem Skandal erschuettert, gemaess dem angeblich 10 bis zu 90 % der Exponate gefaelscht sein sollten. Die Stiftung versichert jedoch die Echtheit der heute praesentierten Stuecke der reduzierten Ausstellung. Man erhaelt einen Ueberblick die Goldschmiedekunst in den verschiedenen Kulturen bis zur Inka-Zeit. Vor allem Schmuck, aber auch Gebrauchsgegenstaende, vielfach Grabbeigaben, fuellen die Schaukaesten.
Noch mehr an Exponate praesentieren sich im Erdgeschoss. Eine unglaublich umfangreiche Sammlung an Waffen aller Groessen, Alters und Provenienzen, Uniformen und Orden aus mehreren Jahrhunderten sowie andere soldatische Ausruestungsgegegenstaende wie Helme, Saettel, Steigbuegel lagern da zu Hauf, allerdings mit kaum Erklaerungen und Informationen ueber Herkunft.
Tourbusse setzen ganze Touristengruppen hier ab. Entsprechend sind die Verkaufspavillons des Museums gut besucht. Ich haette gerne einen silbernen Anhaenger gekauft, aber feilschen ist bei den angeblich nur hier erhaeltlichen Gegenstaenden wegen der zahlreichen interessierten Kundschaft prinzipiell nicht nicht moeglich.
Die letzte helle Zeit des Tages benutzen wir dazu, die Strasse von den Klippen herunter zum Circolo de Playa, dem zum tiefer gelegenen Strand entlang des pazifischen Ozeans, zu fahren. Wir sehen die "Rosa Nautica", ein Feinschmecker-Lokal, wo wir uns ebenfalls guetlich getan hatten, bei dieser Gelegenheit bei Tag und koennen von unten die steilen Borde, nur aus Steinen und Kies und nicht etwa Fels bestehend betrachten und uns ueber deren Festigkeit wundern. Wir rollen raus zur Hieradura, vorbei an einer ansehnlichen Marina. Nach der Punta la Chica bringt uns eine steile Strasse rauf zu den kahlen Haengen hinter dem Stadtteil Chorrillos bei den weither sichbar aufgestellten Kreuzen. So nah am Luxus von Miraflores werden wir hier mit aus zusammengetragenen gebrauchten Baumaterial zusammengebauten Huetten der aermlichsten Art konfrontiert. Sie kleben schaebig dicht ineinandergeschachtelt an den steilen Haengen. Zum Glueck kennt man hier fast keine Niederschlaege, so werden sie auch kaum den Berg hinuntergespuelt. Der Himmel verfaerbt sich rosa und wird rasch duester. Verbunden noch mit dem immer herrschenden Dunst aus Nebel und Abgasen, Garúa genannt, verschwimmen bald die Einzelheiten der Siedlungsgebiete zu unsern Fuessen. Wir spazieren noch durch Barranco, das vielgeruehmte Kuenstlerviertel - einst mit einem elektrischen Tram mit Miraflores verbunden - durch den Parque Municipal zur Seufzerbruecke (el Puente de los Suspiros). Fuers Nachtleben sind wir entweder noch zu frueh, oder aber wegen Auffahrt morgen oder gar, da bereits ausser Saison, zu geringem Touristenaufkommen oeffnen viele der Lokale ueberhaupt nicht.

Ein junger Bursche mit einem klapprigen inoffiziellen Taxi chauffiert uns fuer 8.- Soles ueber den Expressway Repubblica ins historische Zentrum von Altlima und setzt uns an der Plaza Mayor ab. Den ganzen Tag strolchen wir im Centro von Lima herum. Wir haben das Glueck, dass unueblich zu dieser Jahreszeit den ganzen Tag die Sonne scheint. Wir beginnen unseren Bummel mit dem Besuch der Catedral und setzen ihn fort mit der Besichtigung der imposanten umliegenden Gebaeude wie Palacio de Arzobispo sowie der Municipalidad. Durch verschiedene Strassen und Gassen schaffen wir es dann bis zum Monasterio de San Francisco, um rechtzeitig zur Wachabloesung um 12.ooh wieder zur Plaza de Armas zurueck zu kommen. Leider darf man nur von der gegenueberliegenden Strassenseite beobachten, wie rot-blau Uniformierte im Stechschritt zu Blasmusik hinter massiven Gittern auf dem Platz vor dem Palacio de Gobierno herumparadieren, waehrend eine Unzahl von Gesetzhuetern die versammelte Menge im Auge behaelt.
Wir kehren in einem der kleinen Lokale in der verkehrsfreien Gasse parallel zur Jiron de Union fuer 10.- Soles zum Mittagessen ein. Man kann aus etwa je 8 Vorspeisen und Secondos waehlen, von denen unglaublich grosse Portionen vor uns hingestellt werden. Geroestete grosse Maiskoerner, ein Pisco sour (peruanisches Nationalgetraenk mit Pisco Brandy, frischem Lime-Juice und fuer die weisse Schaumkrone etwa Eiweiss) zum Apero und ein kleiner Dessert sind ebenfalls inbegriffen.
Frisch gestaerkt gelangen wir durch die Fussgaenger-Zone runter zur Plaza San Martin, wo sich so schoen von den Strassenmittellinien aus die halb verrotteten Taxi und Transportmittel beobachten lassen. Durch Gassen, wo Tor an Tor nur in Geschaefte mit alten Magazinen und Buechern vorherrschen, ziehen wir durch die Gegend, bis der Kreis sich schliesslich zurueck am Ausgangspunkt schliesst. In einer Seitenstrasse wird mit Hupen und lauten Rufen wegen eines neuen Stadtgesetzes, das Frauen benachteiligen soll, demonstriert und wir halten uns tunlichst davon fern. Von der Puenta de Piedra schauen wir zum Abschluss auf den Rio Rimac hinunter.
Ende der Sesshaftigkeit am Samstag, 19.5. Wir durchfahren einige der sicher dreckigsten, dicht bewohntesten Quartiere. Der Himmel ist wie meist bedeckt und auf den Strassen stinkt es bestialisch. Es faehrt auch kaum ein Vehikel auf der dicht vollgestopften Ausfahrtsstrasse auf die Carretera Central zu, das nicht nach Kraeften schwarze oder blaue Abgase ausstoesst und die Luft verpestet. Nachdem wir ein erstes Mal hier in Peru aufgetankt haben, stinkt nun wegen des hohen Schwefelgehalts des Diesels auch unser Iveco betraechtlich. Der Treibstoff wird in US Gallons zu 3,8 l verkauft, welche um die Soles 10.- kosten.
Wir ueberwinden die Cordillera Central durch die Schlucht des Rio Rimac. Weit ausserhalb von Huachipa faengt der Verkehr sich etwas zu lichten an und gleichzeitig beginnt Route 20 stetig an Hoehe zu gewinnen. Wir halten bei einem der vielen aufgehaengten wasserspeienden Schlaeuche und nehmen das Angebot "se laven carro" an, was uns Sol. 6.- kostet. Chosica soll ein Erholungsort sein, der 37 km von der Hauptstadt entfernt angeblich wegen seiner Meereshoehe von bereits 850 m von den Limeños aufgesucht werde, uns aber als nicht sehr attraktiv vorkommt. Immerhin bleibt der Smog hinter uns zurueck und wir geniessen wieder einmal blauen Himmel und eitlen Sonnenschein mit Temperaturen ueber 20o C. Die gute Teerstrasse beginnt sich zu winden und immer wieder haben wir Gelegenheit, dass Trassee der beruehmte Bahnlinie, welche von 0m Meereshoehe in Lima ueber den 4'818 m hohen Ticlio Pass ueber La Oroya weiter nach Huanuco fuehrt und seit gut 2 Jahren wieder in beschraenktem Masse betrieben wird, zu bestaunen. Gewaltige Stahlkonstruktionen ueberwinden die Schluchten und unzaehlige Tunnels mussten in den Fels geschlagen werden. Da wir nicht zu hoch hinauf wollen fuer unsere erste Nacht stoppen wir zwischen Matucana und San Maeto am Ende einer kleinen steilen Nebenstrasse direkt neben dem Geleise. So entfliehen wir dem betraechtlichen Laerm, der proportional mit dem sich verstaerkenden Schwerverkehr nach Einnachten enorm zunimmt. Irgendwann in der Nacht gibt einer der seltenen Zuege vorsichtshalber Signal beim Vorbeirollen.
Kaum sind wir auf, droent das Zugshorn erneut und zwei Meter neben uns schiebt sich die rote Lokomotive eines Gueterzuges vorbei, bevor wir es richtig realisieren. Auf 3'000 m Meereshoehe wird die Gegend eintoenig und von den Verwuestungen einer Zink-Mine verunstaltet. Ab Chicla mit seinen 3'800m Hoehe wachsen keine Baeume mehr und wir steigen endlos aufwaerts, bis wir schliesslich die Passhoehe von Ticlio erreichen. Wir steigen kurz aus und werden schnell kurzatmig - kein Wunder auf 4'818 m Hoehe. Mir geht es nicht besonders gut. Ich weiss nicht, ob es die Folgen der Hoehe sind oder ob ich mal wieder eine Migraene nach der Magenverstimmung eingefangen habe.

So habe ich denn wenig Lust, in La Oroya (3'750m) rumzuspazieren, da sie auf der Durchfahrt nichts offenbart, was man auch in andern Staedten sehen koennte. Wir koennen den Tafeln Carretera Central folgen, um die richtige Abzweigung ausserhalb des Ortes zu finden. Eigentlich wollten wir unter 4'000 m Hoehe uebernachten, da wir noch kaum akklimatisiert sind. Ich doese meist vor mich hin und auf Hoehe des Lago de Junin schert Fredy aus, damit ich etwas ruhig liegen und mich erholen kann. Das wird dann entgegen aller guten Absichten auch gleich der Uebernachtungsort am Ufer des mit grossen Schilfbuescheln bestandenen Sees, auf dem sich in einiger Distanz viele Wasservoegel tummeln. Waehrend ich erst schlafe, faengt Fredy an, den undichten Boiler auszubauen und findet eine Stelle, die durch Korosion undicht geworden ist. Beim folgenden Einbau und Gezeter ist eine Erholung allerdings schwierig, denn der Camper wackelt bei jeder Bewegung und zusaetzlich wirkt sich jedes Geraeusch bei meinem schmerzenden Kopf wie ein Messerstich aus. Ich mag von Essen nichts hoeren und Fredy verpflegt sich selbst mit einem Fertiggericht chinesischer Nuedeli. Die Nacht wird kalt. Zum Glueck funktioniert die Heizung.

Die Nacht wollte und wollte nicht enden - schlafen war nach 01.ooh fuer mich vorbei und ich waelzte mich im Bett hin und her. An den Innenseiten meiner Oberschenkel zeigt sich ein rotes Gittermuster und erst gegen Morgen kann ich die kalten Fuesse wieder erwaermen. Zum Fruehstueck bringe ich grad mal einen Pfirsich runter und selbst Trinkwasser, das wegen dem Durchfall dringend noetig waere, widersteht mir. Mit Migraene-Zaepfchen komme ich halbswegs in Reiseform. Wir haben beim Start kurz vor 09.ooh immer noch erst 6o C, so dass der Motor nur mit Zusatz-Vorwaermung startet.
Es geht weiterhin aufwaerts ueber die Passhoehe von 4'330m des Cerro de Pasco, welche ich aber halbwegs verschlafe. Ganz wach werde ich dann zwischen Chicrin und Huariaca, wo uns ein Plattfuss wegen einer in einem der letzten Orte auf die Strasse geworfenen, nicht mehr auszuweichenden Flasche. Wenig spaeter halten wir direkt am Fluss fuer einen kurzen Mittagshalt. Wir haben an der Sonne bis zu 29o C. Die Gegend ist immer saftiger und gruener geworden. Ambo, das nur zum Auftanken dient und Huanúco, auf nur noch 1'950 m Meershoehe liegt, hat ein fast tropisches Klima.
Trotzdem wollen wir uns im 80'000 Seelen-Ort nicht weiter verweilen sondern frueh stoppen, da auch Fredy sich nicht besonders gut fuehlt. Wir fahren dem kleinem Fluesschen Higueros entlang ohne Aufmerksamkeit fuer die sich fuer einen Besuch anbietenden Kotosh-Ruinen. Es ist es nicht einfach, einen Rastplatz zu finden. Nunmehr auf Naturstrasse liegt sie immer entweder direkt neben dem Wasser oder aber fuehrt durch tiefer liegenden Feldern. So ergreifen wir die Gelegenheit, nachdem die Strasse bereits wieder anzusteigen begonnen hat, und parken am Rande eines Fussballfeldes eines kleinen Ortes vor Huancapallac. Ich muss das von Lima her mitgebrachte Fleisch aufbrauchen und koche, aber eigentlich haben wir beide keinen richtigen Appetit. Fredy nimmt Zuflucht zu Immodium-Kapseln gegen seinen ihn ebenfalls plagenden staendigen Durchfall.

Die Weiterfahrt heute Dienstag ist herrlich durch kleine Doerfchen mit freundlich gestimmten Leuten, die gerne Konversation machen und sich mit etwas Glueck auch mal auf ein Foto bannen lassen. Wegen den Zwischenhalten wie in Chasqi und auf 3'800 m Hoehe in Tacaschicos und spaeter in Chavinillo kommen wir nicht weit. Die Strasse ist meist loechrig und von schlechter Qualitaet, aber solange die Busse, Colectivos und Lastwagen durchkommen, ist es fuer uns kein Problem. Vom hoechsten Punkt haben wir eine tolle Aufsicht auf schneebedeckte Gipfel der Cordillera Huayhuash. Ab und zu fragen wir nach dem Weg, da wir feststellen muessen, dass keine unserer vielen Karten genau stimmen. Nach dem Mittagessen, wiederum an einem kleinen Fluss, steht es dann fest, dass wir uns auch auf das GPS mit der extra gekauften Peru-Fugawi-Karte ueberhaupt nicht verlassen koennen, da der Cursor auf der hinterlegten Karte nicht den wirklichen Standort anzeigt.
Es will und will nicht werden, bis wir endlich die richtige Bruecke erreichen, wo wir nach Pachas abzweigen muessen. Zweimal nehmen wir unterwegs Fahrgaeste mit, das letzte Mal kurz, wie wir irrtuemlich meinen, vor unserem Etappenziel. Endlich naht La Union, die 3'100 m hoch gelegene Hauptstadt des Distrikts Dos de Mayos, die wir zur Erkundung erst einmal auf seiner Beton-Hauptstrasse durchfahren. Wir bleiben fast in einer Menschenmenge, die dem oertlichen Friedhof von einer Beerdigung her entstroemt, stecken. Um die weitere Suche nach dem Standplatz abzukuerzen, fragen wir bei einer Tankstelle mit nur zwei Saeulengarnituren aber riesigem Platz und duerfen "claro" fuer die Nacht da stehen. Ich koche Kranken-Schonkost - klebrigen Porridge mit rohem Apfelmus.

Die Ruinen Huanucu Viejo stehen auf dem Programm. Wir verabschieden uns vom freundlichen Tankwart und fuellen zum Dank bei ihm Diesel auf. Bei der Plaza de Armas finden wir die schmale Dreckstrasse, die stetig sich aufwaerts windet und bald einen Blick auf die Blechdaecher von La Union gestattet. Bei 3'400 m Meereshoehe stehen wir auf einer Hochebene, Pampa genannt. Die jetzt trockene tief gefurchteLehmstrasse darueber duerfte in der Regenzeit manch einem Probleme bereiten. Ein einsamer Fahrer eines Colletivos bestaetigt uns, dass wir uns auf dem richtigen Wege befaenden und weiterzufahren haetten, obwohl wir eigentlich zu rechter Hand an einem Huegel so etwas wie alte Steinhaufen zu erkennen geglaubt hatten. Schliesslich stossen wir auf zwei junge Damen, "christianas" wie sie sich zu erkennen geben, die gemuetlich ueber die Pampa uns entgegenkommen. Mit ihnen an Bord machen wir rechtsumkehrt und biegen dann wie erst vorgehabt quer ueber die Hochebene an der vermuteten Stelle ab, bis wir dann endlich vor der offiziellen Anzeigetafel fuer die Ruinenstadt vor verschlossenem Gittertor stehen. Wir verzichten dankend auf das gemeinsame Gebet, das die Damen uns fuer die Mitfahrt offerieren und erhalten als Ersatz dafuer ein frommes Traktaetchen in die Hand gedrueckt.
Ein Aufseher erscheint, zupft fuer mich ein Billett zu Sol. 3.50 aus einem Plastiksack waehrend Fredy sich fast dankbar der Reparatur des Einstiegtrittes vom Wohnteil, den wir unterwegs unbemerkt beschaedigt haben, widmet. Ich spaziere ueber ein einsames Gelaende mit kurzfloriger, karger alpiner Vegetation, in der sich die Blumen angepasst haben und ohne hohe Stengel dicht am Boden bluehen. Relativ rasch gerate ich bei flottem Marsch ausser Atem. Vor allem aber klebt mir vor lauter Trockenheit die Zunge am Gaumen, da ich zum Fruehstueck zuwenig getrunken und nicht daran gedacht habe, Wasser mitzunehmen. Ein Castillo (Zeremonial-Plattform), das Inkahuasi (Badeanlage) sowie drei in einer Linie liegende Trapez-Tore lassen sich finden, zwischen denen zwei weitere Aufseher im Gras selig schlummern und gar nichts mitbekommen.

Mit frischen Pan Frances im Vorrat verlassen wir kurz nach Mittag La Union. Eine fuerchterliche Piste fuehrt durch ein Flusstal nach Huallanca, danach aufwaerts zum Minenort Huansala. Wir machen uns auf eine weitere Folge von Schlagloechern gefasst, finden uns aber auf aelterer Teerstrasse guten Zustands und koennen unser Glueck kaum fassen. Vom 4'720 m hohen Abra Yanshalla bietet sich uns im inzwischen sonnigen Wetter eine spektakulaere Aussicht auf zum Teil seltsam gefaltete Gesteinsmassen und ganze Reihen von kahlen, zum Teil verschneiten und vereisten Gipfel in 6'000er Groessenordnung der verschiedenen Cordilleras. Wir verlassen den Asphalt und wenden uns dem Parque Nacional Huascaran zu. Niederknien beim Fotographieren der speziellen Pflanzen bringt mich hier auf ueber 4'800m ins Keuchen und das Aufstehen in Schwindel. Aber generell fuehlen wir uns beide wieder besser, so dass wir es wagen koennen, auf dem hoechsten Punkt bei erhabener Aussicht einen Halt einzulegen.
Entlang der steinigen Naturstrasse wohnen gar noch ein paar Einheimische in Huetten aus Steinen und bedeckt mit Schichten lokaler Graeser. Sie hueten hier ihre Schaf- oder Rinderherden waehrend wir dem Pastoruri-Gletscher zustreben. Dessen touristische Infrakstruktur bestehend aus halb zerfallenen, leeren Verkaufsstaenden, alten Toilette-Haeuschen liegen verlassen da. Zwei halb verfrorene Gestalten tauchen auf, die vermutlich auf Wunsch uns gerne ihre beiden weidenden Pferde fuer einen Ritt naeher ans Eis vermietet haetten.

Wir wollen aber den Rest des Nachmittags ausnuetzen uns moeglichst rasch tiefer gelangen, um noch die beruehmte Puya Raimundis zu sehen. Zwar stoppen wir nur kurz bei Felszeichnungen, torztdem sinkt die Sonne gerade hinter einen Bergzug, als wir den ersten Standplatz der zu den groessten Ananas-Gewaechsen zaehlenden Riesen-Bromelien erreichen. Erst mit einem Alter von 50-75, manchmal auch erst 100 Jahren bluehen diese vom Aussterben bedrohten Pflanzen zwischen Mai und Oktober und sterben danach ab. Mit ihren bis zu 6 m hohen Bluetenstaenden, an denen sich zwischen 8'-10'000 gruen-gelbe Bluetenansaetze befinden (bestaeubt mangels Insekten auf dieser Hoehe durch die Gruenkopf-Anden-Kolibris), werden sie bis zu 10 m hoch. Wir allerdings muessen uns mit den braunen, jetzt abgestorbenen Blueten der letzten Saison begnuegen.
Das Tageslicht reicht kaum mehr fuer Fotos aus, und wir muessen uns beeilen, in tiefere Region zu kommen. Durch ein wunderschoenes Tal mit moorigem Gelaende und kleinen Lagunen und Baechen, die im abendlichen Gegenlicht glaenzen. Der Himmer vor uns und die Wolken hinter uns im Wiederschein roeten sich. Als wir Carpa erreichen, ist es bereits dunkel und die Suche nach einem Nachtplatz wird schwierig. Unerwartet rasch stehen wir dann an der Einmuendung in die Teerstrasse 3N von der Kueste her, so dass wir nochmals ein kurzes Stueck zuruecksetzen. Es braucht einiges Hin und Her, bis der Camper neben der Strasse eben steht und das bringt im Nu einen Wagen der Securidad her. Ein Beamter, klar definiert mit Uniform, Ausruestung und leuchtende Schutzweste steigt aus und heisst uns willkommen. Nicht dass er uns fortschicken sondern uns nur mitteilen wolle, dass es eben hierzulande, wenn auch selten so doch "delinquentos" gebe. Sollten wir Probleme bekommen, sollten wir bei ihnen in der nicht weit entfernten Strassenzoll-Station Hilfe holen.
Huaraz liegt auf 3'090 m Meereshoehe. 1958 durch eine riesige Eislawine und am 31.5.70 von einem schweren Erdbeben, bei dem die Haelfte der damals 30'000 Einwohner den Tod fanden, verwuestet, weist die Stadt deshalb kaum Sehenswuerdigkeiten auf. In der Umgebung der Plaza de Armas, zur Zeit ein grosser Bauplatz da in Umgestaltung, befinden sich viele groessere feste Geschaefte, Laeden und Banken oder Tourenveranstalter. Der erst halb errichtete Rohbau der Kathedrale duerfte noch Jahre benoetigen, bevor man darin einen Gottesdienst abhalten kann. An der Plaza Ginebra, einer Art Innenhof, draengen sich verschiedene kleine Restaurants mit Bestuhlung im Freien. Allerdings bleibt heute die Sonne hinter den Wolken verborgen und es ist mit 18o C eher kuehl. Wir haben immer noch keinen grossen Appetit und brauchen nur etwas zu trinken, denn wir kommen nie auf die noetige Fluessigkeits-Zufuhr in diesem trockenen Klima. Zu empfehlen ist eine Fahrt auf den Mirador Rataquenea, von dem man eine ausgezeichnete Sicht - vorausgesetzt Wetterverhaeltnisse ideal - ueber die drei Gipfelgruppen der Umgebung geniesst.
Wir installieren uns in unserem Camper auf dem Gelaende des grossen, kaum besetzten Gran Huascarán Hotels. Wir wollen hier uns von einem Internet-Café aus zuhause melden, dann den Plattfuss (ueberbezahlt, da wir nicht im Voraus den Preis abgemacht hatten) flicken und die wieder gebrochene Stelle am Armaturenbrett vorne (tadellos fuer 4.- Soles) schweissen lassen.

Heute Donnerstag ist grosser Markt. Am Rio Quilcay unten versammeln sich einige Bauern mit aus der Region angekarrten Schafen, Rindviechern und Schweinen zum Handel. In der Stadtmitte bleiben Gassen fuer den Verkehr gesperrt. An dicht gedraengten Staenden deckt man sich mit Lebensmitteln aller Art, Haushalt-Gegenstaende, Kleidung und Ausruestung zu fuer uns laecherlich geringen Kosten ein. Das Kulinarische kommt nicht zu kurz, auch wenn wir uns beim Anblick des im Oel brutzelnden Chimarrons (schweinige Innereien) oder der in einem Stueck vorher zu hause gegrillten Ferkel mit unseren immer noch sensiblen Maegen abwenden muessen.
Es herrscht ein buntes Treiben, denn die Frauen lieben Farben und tragen mehrere Schichten von kniehohen weiten Roecken, Hosen oder dicke Struempfe darunter, Lagen von knalligen Pullis und Jacken und natuerlich die obligaten verzierten steifen Heute. Je aelter, desto mehr an Groesse geschwunden und gebeugt sind sie in Gestalt, dunkler und runzliger im Gesicht und zahnloser die Muender. Baggage, Einkaeufe wie auch ihre Kleinkinder werden in buntgewebten Umschlagtuechern auf dem Ruecken mit sich getragen, das wenige Bargeld entweder direkt am Busen oder in den hohen Hueten in Plastiksaeckchen verknuepft verwahrt.
Am Samstagmorgen, 26.5., rollen wir ein Stueck weit zurueck bis zur Abzweigung in Cátac. Auf erst schoener, dann mit immer mehr Schlagloechern durchsetzter Teerstrasse erreichen wir die Laguna Querococha, wo wir fuer einen Mittagshalt stoppen. Dann bringen wir die letzten Kilometer bis rauf auf 4'720 m hinter uns und durchqueren die Cordilleras Blanca via den gut 400 m langen Kawish Tunnel. Im Zickzack geht es alsbald runter ins Tal des Rio Mosna. Die Strasse ist hier immer noch geteert, aber alle paar Kilometer, um nicht zu sagen in problematischen Stuecken alle paar Hundert Meter, von abgerutschten Erdmassen und Felsen verschuettet. Nach 110 km Fahrt erreichen wir Chavín de Huantár. Viel Volk haelt sich an der Bushaltestelle auf und wir muessen uns zwischen ihnen und im Ort durchwursten, da dessen Strassen und Gassen um die Plaza Principal herum aufgewuehlt sind und sich auch mal wieder in Sanierung befinden.
Chavín de Huantuár ist der Name einer fruehen peruanischen Kultur aus der Zeit von 1000 bis 200 v.Chr. Chavin bedeutet Zentrum, und die Ruinen liegen denn auch in der Mitte ihres Einflussgebietes und gleichzeitig auf halber Distanz zwischen Kueste und Urwald. Verehrt wurden vermenschlichte Tiergottheiten, der nahezu unbesiegbare Jaguar als Gottsymbol oder Goetterbote, Voegel (Harpie) - vor allem der Kondor - als Symbole der Herrschaft ueber den Himmel wie der Kaiman ueber Wasser, aber auch Schlangen. Hauptbauwerk ist das Castillo, ein dreistoeckiger Kulturbau, mehr Palast als Festung, durchzogen mit einem Labyrinth von Kammern, Treppen und Rampen, welche durch 14 unterirdische Gaenge mit raffiniertem Ventilationssystem belueftet, miteinander verbunden sind. Der urspruenglich 13m hohe Bau mit 72x75m und die Seitenwaende sind um 7o geneigt als Praeventionen gegen Einstuerzen bei Erdbeben nimmt man an. Einst schmueckten unzaehlige Daemonenkoepfe (Cabezas Clavas oder Nagelkoepfe) die Aussenwaende, aber heute ist nur noch einer davon zu sehen. Das einzige noch an seinem Platz sich befindliche Kunstwerk ist der 4,5 m hohe El Lanzón. Der Granit-Monoltih steht im Zentrum resp. im Schnittpunkt von vier schmalen kreuzfoermig angeordneten Galerien in den unterirdischen Gaengen des Castillos. Die Figur hat die Form eines Messers mit dem Griff nach oben und zeigt ein Raubtiergesicht mit Fangzaehnen und Schlangenhaar. Im vertieften Rundhof befindet sich auf einer Reliefplatte die Darstellung eines Schamanen, welcher in seiner Hand ein Exemplar des Pedro-Kaktus haelt, dessen halluzinogener Saft viel zur Entrueckheit bei den Zeremonien beigetragen haben soll.
Das Osttor hat runde Saeulen und Vogelfriese, die links eine Frau und rechts den Mann darstellen. Ebenso geteilt ist die Treppe darunter, die zum Zeremonialplatz fuehren. Von dort ist aus der Mitte der 2,5 m hoheTello-Obelisk (nach seinem Entdecker genannt) verschwunden und muss heute im Muesum in Lima besichtigt werden. Gesellschaft leistet ihr dort auch die knapp 2 m hohe Raimundi-Stele mit dem Flachrelief, einer Gestalt mit Tiermaske mit Krallenhaenden und darueber einem kronenartigen Gebilde mit je 8 Schlangenkoepfen auf jeder Seite.
Wir spazieren unter der Fuehrung von Guia Martin durchs bescheidene kleine Museum und fuer Soles 25.- uebers Gelaende, das nach seiner Entdeckung 1919 durch Julio C. Tello bereits zweimal wieder ausgegraben werden musste, naemlich 1945 nach einer maechtigen Schlammlawine und 1993 nach katastrophaler Verwuestung durch Hochwasser. Die Staette wurde 1985 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklaert.
Auf unserer Weiterfahrt in noerdlicher Richtung fahren wir bis San Marcos meist auf einer erst vor Kurzem fertiggestellter breiter Teerstrasse. Zweispurig muss sie vermutlich sein, damit beim Abrutschen wie vielerorts oder durch Erd- und Steinrutsche wenigstens noch eine fahrbare Spur uebrig bleibt. Unser Camper klettert unaufhoerlich in die Hoehe auf einen namenlosen Pass auf 4'850 m, wo waehrend der Mittagspause gar ein paar Hagelkoerner fallen. Anschliessend geben wir den Hoehenvorteil wieder preis. Wir sind uns allerdings nicht so sicher, ob auch wirklich der Ort mit der grossen neu erstellten Kirche domartiger Form San Luis ist - muss wohl, auch wenn unsere Karten und GPS verschiedenste Interpretationen offen lassen. Der Strom sonntaeglicher Ausfluegler, natuerlich zu Fuss in sauberen Kleidern unterwegs und bereits wieder auf dem Heimweg hoert hinter dem Ort auf. Wir durchfahren ein Flusstal, und immer folgt nochmals eine Kehre und eine unuebersichtliche Kurve mehr. Das Halteband des Frischwasser-Tanks gibt irgendwann ob der Schuettelstrasse seinen Geist auf. Mangels der laengst erwarteten Abzweigung setzen wir zweifelnd unsern Weg fort, bis sich endlich bei einer Bruecke eine schmale Strasse rauf in die Berge anbietet. Eigentlich sollten wir wieder einen Platz fuer die Nacht suchen, aber in diesem Gelaende und schon viele Kilometer zuvor gibt es keine Moeglichkeit zum Ausstellen ausser an unsicheren Ausweichstellen entlang der Staubstrasse. Irgendwann steht dann eine Strassentafel in der Welt und schickt uns auf einer neuerstellten, schmalen Dreckspur weiter bergwaerts - nur steht sie auf der falschen Strassenseite, so dass wir, zum Glueck schon nur nach wenigen Kilometern, in einer Sackgasse in Llanllan landen.
In Yanamá scheinen die Welt und die hier wichtigen familiaeren Strukturen noch in Ordnung zu sein. Der Ort liegt auf einer kleinen Terrasse und auch der Umgebung ergeben sich immer wieder Gelegenheiten fuer fast ebene Aecker. Zum Glueck gibt es hier die schnellwachsenenden Eucalyptus-Baeume, welche den Holzbedarf fuers Kochen und Bauen zu decken vermoegen. Eine stattliche Kirche an der Plaza Mayor fehlt nicht, wo die wenigen Colectivos halten und Passagiere mit Baggage zu- und aussteigen lassen.
Mehr als Alibi-Uebung versicherern wir uns immer mal unterwegs, ob wir uns noch auf dem richtigen Pfad bewegen - obwohl es eigentlich gar keine Alternative gibt. Im Moment scheint fuer uns Peru nur aus Haengen und Tobeln zu bestehen - und andererseits aus Plattfuessen. Heute hoeren wir das altbekannte Geraeusch von klatschendem Gummi und in wenigen Augenblicken ist diesmal der rechte Hinterreifen platt. Wie meist in diesen letzten Tagen klar es gegen neun Uhr morgens auf und danach ziehen Wolkenzuege an den Bergen vorbei. Die klaren Momente sind eher rar und wenn und mal wieder der 6'768m hohe Huáscarán aus seiner Wolkenhaube blinzelt, kann ich nicht schnell genug aussteigen und die Kamera zuecken, schon ist das Glueck vorbei. Zu guter Letzt erfolgen einige Curvas peligrosas, vorbei an zwei kleine Seelein auf der oestlichen Seite, die kaum die beruehmten Lagunen sein koennen, die wir anstreben.
Der Kamm auf 4'735m ueber Meer ist mit der steinigen Strasse durchbrochen, und wir stehen unvermittelt vor einem ueberwaeltigenden Panorama und Blick auf die tuerkisgruenen Llanganuco Lagunen, die hoeher gelegene Orconcocha (weibliche) und die (maennliche) Chinancocha. Serpentinen bringen uns zwischen violettem Rittersporn, Bromelien und bei gut 4'000 m zwischen verschiedenen bluehenden Straeuchern hindurch.
Zwischen den beiden Gewaessern halten wir fuer einen kurzen Imbiss. Zwar ist endlich bei uns beiden das Kopfweh verschwunden, aber die Maegen sind noch empfindlich. Vor allem haben wir beide immer ein "koetziges" Gefuehl, sind schmerzempfindlich in der Gegend der Leber und koennen - als einziger Pluspunkt - bei der vorherrschenden Schnellverdauung ganz sicher nicht nicht zunehmen!

Am spaeten Nachmittag verlassen wir den Parque Nacional de Hauscarán. Die Hueterin hebt die Barriere, ohne eine Gebuehr einzukassieren, da sie uns fuer zurueckkehrende Tagesausflueger haelt. Wir streben Yungay zu durch die Zone der Katastrophe von 1970, als etwa ein Drittel der Westflanke des Huascarán abbrach und ein zu Tal stuerzender Strom von Eis- und Felsbrocken mit einer Geschwindigkeit von 300km/h den alten Ort mit einer 8-12 m hohen Dreckschicht bedeckte und 20'000 Menschen, an die 80% der oertlichen Bevoelkerung, toetete.
Es herrscht schon Feierabend-Stimmung, aber in einem kleinen Betrieb finden wir noch einen Willigen, der uns fuer 5.- Soles das gerissende Tankhalteband schweisst. Im kleinen Markt etwas abseits der Hauptstrasse decken wir uns mit Fruechten, wie sie hier so angeboten werden - Mandarinen, Orangen, Bananen, Aepfel oder auch Trauben waeren zu haben - ein. Diesel kostet hier mit Soles 11.50 die Gallone unwesentlich mehr, Wasser ist gratis Beigabe. Wir wollen nicht weiter als Caraz noch fahren, um morgen bei hoffentlich Sonnenlicht eine der malerischten Strecken der Gegend zu erleben, muessen uns dann aber recht anstrengen, bis wir vor Sucre endlich eine Moeglichkeit zum Ausscheren finden.

Schon nach kurzer Fahrt erreichen wir am Dienstagmorgen das eigentliche Cañon del Pato. Die beiden Kordillerenzuege, Cordillera Blanca und Cordillera Negra, an der schmaelsten Stelle nur noch 2-3 m voneinander entfernt, sind nur noch durch den Rio Santa getrennt. Die Ansicht der zerkluefteten steilen Felshaenge ist dramatisch. Entgegen der Monate Juli bis Oktober, waehrend derer das Wasser zur Energiegewinnung umgeleitet wird, sprudelt es noch in der Tiefe. Wir fahren auf dem ehemaligen Trassee der stillgelegten Eisenbahn durch die engen, unbeleuchteten 35 in die Felswaende gesprengten Tunnels immer weiter bergab. Nur selten kommt uns ein Fahrzeug entgegen, das die unbeleuchteten Tunnels dann jeweils in Staubhoellen verwandelt. Huallanca besteht praktisch nur aus Anlagen des maechtigen Kraftwerks.
Die Naturstrasse wird anschliessend eine Klasse schlechter, vergleichbar mit denen von Tibet. Wir scheinen auf steiniger Piste mit unzaehligen Schlagloechern durch eine der groessten Kiesgruben der Welt zu rollen, an der aus Versehen nur ab und zu ein paar Leute leben. Sie hocken vor halb verfallenen Lehmhaeusern oder schaufeln als schwarze Gestalten ohne jegliche Schutzausruestung Kohle aus kleinen Stollen. Auf der einen Seite durch die farbigen Felsen faszinierend, durch die vielen Felsrutsche furchteinfloessend, ist die Fahrt durch dieses oede Tal andererseits fast deprimierend. Ueber Mittag stoppen wir auf einem der vielen Sandbaenke neben der Strasse, die deutlich zu unterscheiden sind durch die darin vorhandenen runden, vom Wasser abgewetzten Steine, waehrend das Material kuerzlicher Felsniedergaenge aus scharfkantigen Stuecken besteht. Wie an verschiedenen Stellen des Flusslaufes blaest auch da starker Wind durch das Tal und stuelpt uns fast die Sonnenstore ueber den Camper. Einzige Vegetation sind verschiedene Arten von Kaktussen.
Der Schlagbaum, fuer uns Touristen einmal mehr kein Grund, kontrolliert zu werden, in Chuquicara ist fuer uns gleichbedeutend mit dem ersehnten Beginn der Teerstrasse. Das Tal wird endlich weiter. Nach Tablarone haben neben den riesigen Steinfeldern nun auch Aecker Platz, auf denen mehrheitlich Mais angebaut wird und in Vinzos befinden wir uns voll in landwirtschaftlichem Gebiet.

In Santa erreichen wir die Panamericana de Norte und entscheiden uns, die 12km suedwaerts nach Chimbote zu rollen. Sehr schnell wird uns klar, dass da nichts aus dem geplanten Auswaerts-Essen wird. Die 300'000 Einwohner-Stadt gehoert zu den schmutzigsten, die mir je untergekommen sind. Die Reklametafeln sind kaum noch lesbar wegen der starken Luftverschmutzung. Die Schwerindustrie mit dem staatlichen Betrieb Siderperu, der Eisenerz vom 550 km suedlich liegenden Mancona heranschifft und dank dem Strom aus Wasserkraft hier verarbeitet sowie die Faenge des gleichzeitig groessten Fischerhafens, verarbeitet zu Fischmehl, verleihen der ganzen Umgebung einen alles andere als angenehmen Duft - zu gut deutsch Gestank. Wir stehen an der relativ neuen Strandpromenade an der Plaza 28 de Julio unter dem Geplaerr der Lautsprecher eines nahen Circus, um auch nachts unter Leuten und nicht abseits in eventuellen nicht sehr empfehlenswerten, unsicheren Quartieren zu schlafen. Am naechsten Morgen sind wir gerade am Aufstehen, als Fredy hinten am Auto ein verdaechtiges Geraeusch vernimmt und aus dem Auto springt. Neben unserem Camper steht ein Auto, dessen Beifahrer soeben unser Proforma-Sicherungsschloesschen am hinteren Reserverad weggewuchtet hat und nun mit Fredy's Erscheinen sich damit abfinden muss, dass sein vermeintlicher leichter Verdienst ein jaehes Ende gefunden hat. Nun vollstaendig wach, erleben wir uns in einer grauen nebligen Sauce und in fast beissendem Abgasgestank ueber einem verhangenen Himmel, so dass wir den Ort nach dem Fruehstueck fast fluchtartig verlassen. Durch den unbefluefteten Tunnel gelangen wir nach Coishco und koennen bald darauf von der grossen Bruecke einen letzten Blick ins breite, steinige Tal des Santa Flusses werfen, das uns vom Hochland hergebracht hat.
Wir lassen den groessten Dreck vom komplett verstaubten Camper an einer der improvisierten Waschstellen entlang der Durchgangsroute abspuelen, obwohl links und rechts der Panamericana Norte nichts als verwuestet erscheinende, brache Flaechen liegen. Einzig in niederen, mit Futtersilos ausgeruesteten und Zeltplanen verhangenen Unterstaenden werden Tausende von "pollos" gezuechtet. Ab Chao und Virú sind dann neben Chavimochiv auch noch riesige Agrarproduzenten wie Camposol im Spiel und wir rollen dank kuenstlicher Bewaesserung an riesigen Feldern vorbei. Hier sehen wir erstmals in Peru moderne Landwirtschafts-Maschinen auf. Daneben aber sind ganze Heerscharen von Feldarbeitern damit beschaeftigt, Schoesslinge zu stecken, die Erde aufzuhacken und vor allem mit Duenger und Pestiziden die kuenftige Ernte zu verbessern.

Von Trujillo, der mit 750'000 Einwohnern drittgroessten Stadt Perus und Hauptstadt dess Departomento La Libertad, haben wir nur gerade ein Plaenchen der Innenstadt und so wursten wir uns an einem belebten Mercado und Gassen voller gelber Taxis vorbei bis zur Plaza de Armas vor. Von da aus ist es dann ein Leichtes, die Av. de Mansiche zu finden. Im gelblichen Gebaeude der Clinica Peruao Americana tragen wir am Empfang unser Anliegen vor und innert weniger Minuten sitzen wir vor Dr. Hector Calvo Arana. Er hoert sich unsere Beschwerden an, macht einen Kurzuntersuch und kommt zum Schluss, dass bei uns beiden eine infektioese Magenverstimmung vorliege, fuer die er uns Tabletten und Sirup sowie Schonkost verschreibt. Innert ¾ Stunden sitzen wir schon wieder um 100.- Soles fuer die Konsultation und 175.- fuer die Medizin erleichtert im Auto und hoffen auf Besserung. Wir inspizieren kurz den Supermercado Merpisa in der Pizzaro, aber in den letzten Tagen haben wir sowenig gegessen, dass wir immer noch reichlich Fressalien im Kuehlschrank haben und nur gerade Brot benoetigen. Mehr Zeit verbringen wir im nahen Internet-Cafe, um uns zuhause und bei Freunden zu melden und das Neuste zu hoeren. Ein kurzer Altstadtbummel fuehrt uns um die obligate Plaza de Armas, bringt uns zu den Toren, Holzerkern und mit Gittern verzierten grossen Fenster, fuer die die Stadt beruehmt ist und vrbei an einigen der unzaehligen Kirchen, die meisten von der Luftverschmutzung arg in Mitleidenschaft gezogen.
Nur gerade 12km sind es bis zum ehemals kleinen Fischerort Huanchaco, heutezutage als Bade- und Surf-Spot bekannt. Zu dieser Jahreszeit praesentiert er sich in diesigem Wetter eher trist und nur gerade mal kurz am Nachmittag bringt die Sonne ein paar Strahlen durch den grauen Nebel. Selbst die als Attraktion geltenden Caballitos de Totora (Schilfrohr-Pferdchen), die zum Fischgang rausgepaddelt werden, lehnen traurig am verlassenden Strand. Mangels Gaesten werden am Abend relativ frueh die Menuekarten archiviert und Stuehle und Tische als deutliches Zeichen des Feierabends eingeschlossen.
Im Hotel Huanchaco Gardens, in dessen Hof wir neben dem saisonbedingt leeren Swimming Pool uebernachten, finden wir wenigstens am ersten Abend sogar Gesellschaft in Form eines chilenisches Paares, fuer 6 Monate mit 3-jaehrigem Sohn und Hund in Suedamerika unterwegs, vor.

Nicht verpassen darf man Chan Chan, die einstige Hauptstadt des maechtigen Reiches der Chimú, die zwischen 1000-1450 n.Chr. die Kueste zwischen Paramonga und Tumes beherrschten. Mit einer Einwohnerschaft von 50-80'000 dehnte sie sich ueber 20km2 aus und war innerhalb einer hohen Adobemauer in Sektoren, sog. Ciudadelas, unterteilt. Ihre Entwicklung war nur dank ausgekluegeltem Bewaesserungssystem moeglich. Als die Inka die Zufuhr aus den Bergen absperrten und den letzten Koenig Minchanzaman gefangennahmen und samt den besten Handwerker, Lehrmeister und Goldschmiede der Chimú nach Cusco verschleppten, war 1460 das Ende von Chan Chan gekommen. Die Spanier fanden bei ihrer Ankunft in 1533 die vormals bluehende Stadt nahezu verlassen vor.

Wir fahren heute an ihren Ueberresten fast vorbei, da aus Lehmziegeln errichtet, sie unter dem Zahn der Zeit und vor allem einer der gewaltigsten Regenfluten in 1925 im hier sonst trockenen Gebiet und durch das El-Nino Syndrom ausgeloeste heftige Regenfaelle im Winter 1997/98 sehr gelitten hat. Neben einem kleinen Museum besucht man vor allem den von einem Schweizer Suedamerikaforscher im 19. Jht. entdeckten Palacio Tschudi. Dieser Zeremonialpalast ist von einer maechtigen, 10-12 m hohen und 4-5 m dicken Adobemauer umgeben. Speziell in den Gaengen zu und bei den eigentlichen Zeremonienplaetzen hat man, durch den bedeckenden Sand geschuetzt, an den Innen- und Aussenseiten der Mauern noch viele gut erhaltene Ornamente gefunden, die Nutrias (Biberratten), Fische und Pelikane zeigen. Zwei weitere pyramiden-foermige Sakralbauten befinden sich ebenfalls in der Umgebung von Trujillo, bei der Kirche von Mansiche die Huaca la Esmeralda und bei Esperanza die Hugaca El Dragon od. Arco Iris (Regenbogentempel), die man ueber Rampen erreicht und deren Aussenwaende ebenfalls teilweise mit restaurierten Figuren bedeckt sind.
Am Sonntag-Morgen, 3. Juni, wenden wir uns endgueltig wieder suedwaerts und umfahren Trujillo auf der Kuestenstrasse. Wir sind schockiert vom vielen Kehricht und Schutt, der da rechts und links der relativ neuen Strasse abgelagert wurde, und die ganze Gegend praegt. Im Tal des Rio Moche lebten ab 100 n. Chr. (vor den Chimù) das gleichnamige Volk der Moche oder Mochica. Sie waren die Erbauer der hoechsten Lehmpyramiden Suedamerikas. Die Huaca del Sol, die massive siebenstufige Sonnenpyramide, war wahrscheinlich ihr wichtigstes Heiligtum und vermutlich dem Regenbogen geweiht. Mit ihrem urspruenglichen Grundriss von 340x220 m und einer Hoehe von 41 m steht sie, schon waehrend der Kolonialzeit durch Schatzraeuber beschaedigt, noch unerforscht wie ein unfoermiger Berg aus Adobe-Bausteinen im Gelaende.
In den verschiedenen Ebenen der 6-stufigen, mit einer Grundflaeche von 80x60 m und nur 21 m Hoehe kleineren Huaca de la Luna (Mondpyramide) entdeckte erstmals 1899 der deutsche Aerchologe Uhle verschiedenfarbige Malereien und Reliefs und weitere kamen 1990 zum Vorschein. Da alle 100 Jahre die Pyramide durch Vorsetzen von Aussenwaenden vergroessert und gleichzeitig um eine Stufe erhoeht wurde, sind die Wandverzierungen hinter diesen Zusatzschichten gut erhalten geblieben. Es wird, die Kosten von privaten Gesellschaften getragen, fleissig restauriert. Im Eintritt von 11.- Soles pro Kopf ist auch eine Tour mit einem Guide enthalten.

Wir fahren weiter durch die bewaesserten Felder um Virù und Chao und erneut durch die stinkende Umgebung und Stadt Chimbote. Die Gegend parallel zur Kueste, ist komplett trocken und sandig. Die windabgewandten Seiten der Huegelzuege sind mit gelblichem Sand bedeckt. Entlang der Strasse wechselt sich ein Sandfeld mit dem andern ab und der stete Wind hat hohe Duenen kreiert. Nach Casma gegen Abend haben wir schwachen Sonnenschein, der die Schwaden vom Meer her zu durchdringen vermag. Wegen der verschiedenen Staub- und Sandschichten sieht die Gegend scheckig bunt aus. Um Culebras herum befinden wir uns fast direkt am Meer und wir benutzen nach Huarmey die Gelegenheit, auf einem alten Strassenstueck unter Meeresrauschen die Nacht zu verbringen.
Auch heute morgen ist das Wetter nicht bessern und die Foto zeigen dasselbe Grau und kaum Konturen, obwohl die trockene Gegend bei Sonnenschein sehr wohl einige Aufnahmen wert ist. Paramonga wird praktisch von der Panamericana geteilt und faellt uns wegen der absolut sauberen Strassenraender ohne auch nur ein minimistes Fetzchen Abfall geradezu auf. Bei km184 nach Supe verlassen wir die Hauptroute und folgen ueber 20 km dem gleichnamigen Fluss. Eine relativ weiche lehmige Piste weist uns zwischen Zuckerrohr-Feldern in verschiedensten Wachstum-Stadien durch. Als wir schon an einen Reinfall glauben, beginnt ploetzlich eine deutliche neuere blau-weisse Beschilderung des letzten Stueck des Anfahrtswegs und verkuendet in gut 4,5 km Entfernung den Standort der Caral Ruinen.
Erst 1994 wurde unter der Federfuehrung von Ruth Shady Solis mit der Erkundung dieser archaeologischen Statte begonnen. Entdeckt wurden im Supe Tal Ueberreste des fruehesten politischen Staates Amerikas ueberhaupt aus der Zeit zwischen 3'000-2'000 v. Chr. - ueber gute 1'500 Jahre aelter als alle archaeologischen Orte Amerikas oder anders gesagt, aus der derselben Epoche stammend wie die ersten Pyramiden von Aegypten oder die sumerischen Staedte von Mesopotamien.
Mit viel Muehe wurde inzwischen eine Besucher-Tour angelegt, die durch die noch nur teilweise dem Sand und Staub entrissenen Stadt fuehrt. Es wird einem bewusst, wieviel Geduld es braucht, bis man endlich ueber einige Objekte praesentabel genug fuer die Oeffentlichkeit verfuegt. 50 Arbeiter und 11 Archaeologen sollen hier beschaeftigt sein. Einen Teil davon sehen wir im Boden gruebeln und mit Schubkarren kleine Haufen durchsiebten Materials abtransportieren. Deutlich erkennbar sind ein Lower (im Sueden entlang einer eigentlichen Strasse mit dem Tempel vom Amphitheater als Mittelpunkt fuer die Allgemeinheit) und ein Upper Caral (Wongelaende fuer hoeher gestellte Einwohner um eine grosse Plaza herum und mit pyramidenfoermigen Strukturen sowie am andern Ufer des Supe die zur Versorgung noetigen Felder.
Mauro, unser eifriger Guide, fuehrt uns gut 1 ½ Std. durch die Anlage und gibt seine Erklaerungen in Spanisch ab, waehrend Fredy sich die Infos von den neu erstellten Hinweistafeln beschafft. Wir haben blauen Himmel und Sonnenschein mit angenehmen 19o C - aber am Morgen sei es jeweils sehr "frio", gerademal 12o C. Im Sommer duerfte hier Arbeitsverhaeltnisse wie in einem Backofen herrschen.

Die Route zurueck ist zwar eher breiter aber wegen des Wellblechs im Gesamten nicht besser. Erste Zeichen, dass wir uns der Panamericana wieder naehern sind ganze Batterien von dicht verschlossen zeltartigen Unterstaenden, in denen auf guenstigste Weise in Kaefigen massenweise Huehner, gefuettert mit Silofutter und Fischmehl, aufgezogen werden, die dann in der Folge als weitaus billigste angebotene Fleischsorte als Leibspeise die Speisekarten zieren. In Végueta hat uns die 1N wieder, deren vierspuriger Ausbau wenig spaeter bereits in Huaco beginnt. Wir koennen uns im wahrsten Sinne des Wortes sputen, ueber Huaral nach Lima zu gelangen. Viel Zeit beansprucht dann die Durchfahrt der noerdlichen aermlichen Hauptstadt-Quartiere, wo nicht nur auf der Fahrbahn und sondern auch beiderseits der Strasse viel Betrieb herrscht.
Wir installieren uns erneut in Miraflores auf dem Gelaende des Club Suizo. Unsere Ankunft in der Hauptstadt haben wir mit mit einem feinen Znacht in der Tiendecita Blanca gefeiert und ihn in der darauf folgenden Nacht gebuesst. Wir schaffen es, bereits am naechsten Vormittag einen Termin beim von Alberto empfohlenen deutschen Arzt zu erhalten. Nach seinem Kurzuntersuch dackeln wir zu einer Parallelstrasse der Arequipa, beehren das Lab Suiza mit Muesterchen unserer Ausscheidungen und lassen uns fuer ein Blutbild jeder etwas roten Saft abnehmen. Zwei Tage erhalten wir den guten Bescheid, dass die Befunde erfreulich und die Besserung nur noch eine Sache von fortgesetzter Schonkost und einer Handvoll darmflora-aufbauender Kapseln sei. Also nichts wie auf zum letzten Einkauf in Lima, Fuellen von Wasser- und Dieseltanks und noetigen Oelwechsel des Ivecos fuer die Fortsetzung der Reise.
     
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Peru - Nr. 7872-8669

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