15.-30.8.08 Paraguay / Concepción-Filadelfia-Asunción-Ciduad del Este - Jésus- Trinidad- Encarnación (PY) mit Abstecher zu Foz do Iguaçu (BR/ARG)

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Praktischerweise liegen die Gebaeude der Paraguayischen Behoerden gerade vis-à-vis der brasilianischen Grenzstation von Ponta Porá in einem mehrstoeckigen gelb-braunen Gebaeude. Ein junger Mann der Immigration "toeggelt" unsere Angaben in den Computer ein und stempelt je ein 90-Tage-Visum in unsere Paesse, auf dass seine schwerbeschaeftigte Chefin kurz die Zeitung weglegt und den Eintrag mit ihrer gewichtigen Signatur versieht. War die Einwanderungsstation schon wenig besucht, so liegt der Gebaeudeteil der Aduana vollstaendig ausgestorben da. Mit unserem Klopfen schrecken wir einen einsamen Waechter aus seinen Traeumen auf, der uns informiert, dass heute ein undefinierter Feiertag und deshalb niemand ausser ihm im Haus sei. Nicht ahnend woher unser Auto stammt, troestet er uns, da wir uns ja im Mercosur-Bereich befaenden, koennten wir es daher ohne Formalitaeten nach Paraguay einfuehren. Bei der wenig erfreulichen Aussicht, von heute Freitag Nachmittag bis Montagmorgen frueh das ganze Wochenende hier zu verbringen, nur um auf einen Stempel auf ein amtliches Papier, das in der Regel sowieso niemand mehr beachten wird, zu warten, machen wir uns seine fuer uns weitaus bequemere Ansicht zu eigen.
Nahtlos geht der brasilianische Grenzort in seine paraguayische Zwillingsstadt Pedro Juan Caballero ueber. Langsam nimmt der Regen ab und ein toller Regenbogen begruesst uns im uns unbekannten Land mit 5,2 Mio. Einwohnern, was bei einer Flaeche von 397'300 km2 gerademal 14,5 Bewohner pro km2 entspricht. Wir fahren denn auch westwaerts durch eine Region mit fuer uns ersichtlich erheblich mehr Vieh auf den Weiden als Einwohnern entlang Ruta 5. Nur die Hauptverbindungen sind in der Regel geteert, und ab ihr weisen Tafeln zu daneben liegenden Orten auf Abzweigungen zu rotbrauner Naturstrasse. Yby Ya'u wird grossartig angekuendigt, aber bevor man sich den Ort so richtig mustern kann, hat man ihn schon durchfahren. Einfachste Huetten saeumen fast unablaessig die Strassenseiten und wenn sie ausfallen, verunmoeglichen Zaeune oder Gebuesch ein Ausscheren. Selbst eine Nebenstrasse zu einer bietet kein anderes Bild, deshalb stehen wir fuer unsere erste Nacht in Paraguay im Kraut am Rande einer Weide. In staendigem Wechsel schaukeln von Ochsen gezogene Karren oder flitzen Motorraeder an uns vorbei, aber niemand kuemmert sich um uns.

Am naechsten Morgen beim Fruehstueck taucht der Sicherheits-Verantwortliche des nahen Dorfes bei uns auf und vergewisserert sich, dass mit diesem unbekannten Vehikel, von dem ihm Anwohner erzaehlt haben, alles Rechtens sei. Wir starten bei herrlichem Sonnenschein und lassen Horqueta hinter uns. Die erst willkommene Waerme wandelt sich aber bald in Hitze. Zur Mittagszeit rollen wir in Concepción, eine eher kuemmerliche Kleinstadt mit etwa 45'000 Einwohnern, ein. Von hier wird ueber den Rio Paraguay der Schiffsverkehr mit Brasilien abgewickelt. Auch hier sind nur gerade die Strassen des engsten Zentrums geteert oder gepflaestert, was nicht heissen soll, dass die Hauptstrasse nicht trotzdem mit getrennten Fahrspuren und Denkmaelern auf einem halbwegs begruenten Mittelstreifen ausgestattet ist. Speziell schaetzen wir, dass unerwarteterweise eine Filiale der Banco Continental mit einem ATM ausgeruestet ist, der effizient aufgrund meiner Maestro-Karte die fuer den Marktbesuch noetigen Guarani (1 USD ca. 4'000.-), wenn auch in 100'000er Noten, ausspuckt. Wir arbeiten dann daran, fuer die Fahrt ueber Land Noten in kleineren Einheiten zu bekommen, kaufen mit der ersten in einer nach Umsatz und deshalb Wechselgeld aussehenden Farmacia eine Zahnpasta, bezahlen einige Empanadas und Getraenke als Mittagessen mit einer zweiten. Vor dem, was wir dann beim Einkauf von Fruechten auf dem Markt als Rausgeld in die Hand gedrueckt erhalten, graust einem fast - in der Hauptsache schmutzige, zerknitterte und, x-mal zusammengeklebte blaue Tausender-Noten, die bei ihrem Wert von nur ca. CHF -.25 natuerlich unzaehlige Male umgesetzt werden. Nach 12.ooh fangen die Geschaefte an, ihre Auslagen reinzuraeumen fuer die Siesta. Ein starker Wind kommt auf, fegt durch die Strassen und fuellt sie mit rotbraunem Staub. Das Stromnetz faellt zusammen und ich verlasse mehr oder weniger unverrichteterdinge wieder das Internet Café.
Eine grosse neue Bruecke bringt uns ueber den Paraguay Fluss weiter westwaerts. Zwar ist die "Schoenwetter-Piste", wie sie im Reisefuehrer noch vermerkt ist, laengst einer Teerstrasse gewichen, aber die naehert sich stellenweise schon bald wieder dem Urzustand. In Pozo Colorado halten die Ueberlandbusse und wir ebenfalls, um uns ein Glacé zu erstehen. Danach fahren wir auf besserer Teerstrasse bei weiterhin kaum Verkehr dafuer meist Gegenwind nunmehr auf Ruta 9 nordwest-waerts. Vor Colonia La Hernecia lacht uns unerwartet ein Picknick-Platz unter schattenspendenden Baeumen an, der zu der dahinterliegenden Farm im Besitz der Anglikanischen Kirche gehoert. Da lassen wir uns nicht zweimal einladen und parken den Camper so in den Wind, dass er davon abgekuehlt werden koennte, wuerden die Temperaturen beim Einnachten ueberhaupt merkbar sinken.

Sonntag, die Gelegenheit, Mennoniten beim Kirchenbesuch zu beobachten. Also fahren wir bereits frueh um 6.15h los. Loma Plata, auf das wir zuerst Kurs nehmen, ist das Zentrum der Kolonie Menno. Aber welche Enttaeuschung das Dorf - ohne auszumachendes Zentrum, ein quadratisches staubiges Strassensystem, zur Zeit gerade in Ueberarbeitung und auf Teilstuecken gesperrt, einige Gewerbe- und kleine Handelsbetriebe, dazwischen wenig gepflegte Wohnhaeuser und einige einheimische Chaco-Indianer, die rumhaengen. Also weiter auf einer beinharten Lehmstrasse nach Filadelfia (Fernheim), unserem urspruenglichen Ziel.
Unser Timing stimmt genau. Der Parkplatz der unscheinbaren, roten Backstein-Kirche beginnt sich zu fuellen - bloss nicht mit Pferd und Wagen sondern mit hundsgewoehnlichen Automobilen wie Du und ich sie fahren, an denen auch schon mal Chrom-Rammschutze glaenzen. Denen entsteigen unauffaellig sonntaeglich gekleidete Leute, mit oder ohne Schmuck, Haare unbedeckt und streben dem Gottesdienst zu. Dazu passen eigentlich auch die modernen bungalowartigen Backsteinhaeuser mit Umschwung, die wir bei der Fahrt durch den Ort gesehen haben. Aufgrund der Lektuere in den Reisefuehrern und den erz-konservativen Vertretern dieser Religion, von den wir einige noch in der Umgebung von Santa Cruz/Bolivien gesehen hatten, sind wir mit ganz falschen Vorstellungen hierher gekommen. Selbstverstaendlich gibt auch Internet im Ort. Von frueherer Selbstversorgung ist man ebenso abgerueckt wie wir - im Hotel Florida laeuft das Geschaeft und die Receptionistin ist mit Notieren von Take-Away Food und Pizzas fast ueberlastet. Allerdings spricht man unter sich eine fuer uns unverstaendliche Sprache, immer noch Altplattdeutsch, im Umgang mit uns aber ein perfektes, vielleicht etwas altmodisches und gestelztes Hochdeutsch.
Wir haben letztes Jahr auf Peninsula Valdes die Deutschen Rosy und Klaus getroffen, die sich hier niedergelassen haben sollen. Gemaess ihrer Homepage soll man sich bei der Cooperativa nach Anna erkundigen, die ueber ihren Verbleib orientiert sei. Nur ist heute leider Sonntag, alle Geschaefte geschlossen und gegen Mittag die ganze Ortschaft praktisch ausgestorben. Ernuechtert machen wir uns nach Neu Halbstadt (oder Neuland) auf, wo sich uns dieselben Verhaeltnisse praesentieren. Wir kehren nur mit einigen Fotos von Staubstrasse und den dekorativen "Flaschenbaeumen" im Laufe des Nachmittags wieder nach Filadelfia zurueck. Wir uebernachten auf einem leeren Wiesengrundstueck neben der Kirche. Nach der Hitze gestern war der Himmel heute ganztags bewoelkt und ich empfinde die am Abend herrschenden 25oC geradezu als kuehl.

Am Montagmorgen nehmen wir einen neuen Anlauf, Rosy und Klaus aufzuspueren. In der der Cooperativa arbeiten zu viele Annas, als dass wir fuendig wuerden. Im Stadtamt von Filadelfia kann man uns ebenfalls nicht weiterhelfen. Dafuer kennt sie der junge Mann vom Postamt, wo die Briefe und Pakete der aussenliegenden Gehoefte abgeholt werden muessen. Er produziert auch gleich eine Skizze mit Weginstruktionen und sucht uns die Telefonnummer raus, damit wir eine Vorwarnung durchgeben koennen.
Noch waehrend wir auf dem Parkplatz der Cooperativa stehen und unsere leckeren deutsch gepraegten Einkaeufe wie Landjaeger und dunkles Brot im Camper verstauen, werden wir staendig angesprochen und lernen in diesen Unterhaltungen in kuerzerster Zeit fast mehr ueber die Geschichte der Gegend und ihrer Bewohner als aus dem Reisefuehrer.
Nur knapp 10% der Paraguayaner lebt in dem im Sommer extrem trockenen und in der feuchten Zeit oft teilweise sich in ein Feuchtland verwandelnden Chaco, der 60% des Staatsgebietes umfasst. Der katastrophale Chaco-Krieg von 1932-1935 wurde eigentlich von den den Oelgesellschaften angezettelt: Standard Oil von New Jersey, welche in Bolivien Oel foerderte und eine Pipeline durch Paraguay fuer dessen Abtransport benoetigte, sowie Royal Dutch Shell Co., welche in der benachbarten Region im Westen von Paraguay Oel suchte. Sie schuerten einen Konflikt und finanzierten den Krieg, der stellvertretend fuer sie von Bolivien und seinem Nachbarland gefuehrt wurde. Paraguay gewann zwar den Krieg fernab von Nachschub und vor allem Wasser und behielt weiterhin den menschenleeren Landesteil, aber 130'000 Menschen auf beiden Seiten verloren ihr Leben.
1926/27 wanderte eine erste Gruppe von Mennoniten von Kanada her in dieser unwirtliche Gegend, 1930/32 und letztmals 1947 folgten weitere, diesmal direkt aus Russland. Der paraguayische Staat war interessiert an Siedler in diesem problematischen Osten des Landes und gewaehrte ihnen die gewuenschten Privilegien wie Befreiung vom Militaerdienst, zollfreie Wareneinfuhr, absolute Religionsfreiheit sowie eigenstaendisches Schulrecht, spezielles Grundbuchsystem und eigenes Erbrecht. In den drei Kolonien Fernheim, Menno und Rio Verde? leisteten die Mennoniten Pionierarbeit in der Landwirtschaft. Verlierer waren hoechstens die frueher hier nomadisierenden Indianervoelker, welche heute weitgehend wirtschaftlich in einem Abhaengigkeits-Verhaeltnis zu ihnen stehen - fuer uns eine Parallele zu den Aborigins von Australien.
Schliesslich reissen wir uns los und erreichen nach einer guten Stunde Fahrt Valencia westlich der Transchaco. Da werden wir freudig erwartet von Rosy und Klaus und ebenso herzlich willkommen geheissen von den Farmerin Anna und ihrer Tochter Hildi. Natuerlich gibt es viel zu erzaehlen, sind wir doch in den vergangenen Monaten alle eigene Wege gegangen. Fuer uns interessant sind auch die Gespraeche mit den mennonitischen Gastgeberinnen, die wir als eigenstaendige und aeusserst aufgeschlossene resolute Damen kennen lernen. Wen wundert's da, dass sie selbst natuerlich motorisiert und ihr Haushalt und die Farm maschinell gut ausgeruestet sind und sogar Internet im Haus anzutreffen ist.

Es herrscht Arbeitsteilung. Anna ist weitgehend fuer Haus, Garten und Kleinvieh zustaendig waehrend Hildi, da der Mann im Haus fehlt, die harte Arbeit verbunden mit der Rinderzucht und den Weiden uebernimmt. Ein staendiges Problem ist das Wasser, das leicht salzig fuer die ueber 300 Stueck Vieh aus dem Boden gepumpt werden muss, waehrend Regen- als Trinkwasser die Zisternen fuellen und fuer die trockene Zeit ausreichen muss. Wir fahren mit Klaus auf dem Pickup mit, als er die abendliche Kontrollfahrt durch die Weiden absolviert und prueft, ob keine der traechtigen Kuehe Probleme hat. Bereits springen ueber 50 Kaelber herum und jeden Tag werden es mehr.
Abends sitzen wir trotz des waermenden Lagerfeuers in warmen Jacken draussen, warten aber wegen der Bewoelkung vergeblich auf einen klaren Sternenhimmel.

Anna faehrt mit uns am Dienstag aus und zeigt uns Fortín Boquéron, wo die wichtigste Schlacht im Chaco-Krieg zu Gunsten der Paraguayaner entschieden worden war nach einem erbitterten Kampf um die ueberlebenswichtige Wasserstelle. Auf einer Rundfahrt kommen wir auch durch Campo Largo, wo indianische Familien auf ihnen zugeteilten Parzellen leben. Auf den buschigen Grundstuecken wurden nur einfache Haeuschen oder Huetten aufgestellt, ihre Bewohner pflegen einen fuer Mennoniten (und uns) geruhsamen Lebenstil und denken nicht daran, die Flaechen zu roden und zu bebauen. Wir kommen zu einem feinen Mittagessen von Hildi zurueck auf die Farm und lassen einen ruhigen Nachmittag und Abend folgen.

Ueber Neuland, wegen eines Einkaufs in der dortigen kleineren Cooperativa, starten wir mit Rosy und Klaus kurz vor 10.00h. Dank der Empfehlung von Anna koennen wir das Gelaende der Campo-I Fazenda besuchen, in dessen riesigen einstigen Haupthaus heute ein Restaurant untergebracht und mit seinen umliegenden Gartenanlagen ein beliebtes Ausflugsziel ist. Nur gerade mal sechs Gaeste tun sich insgesamt am kleinen Mittags-Buffet guetlich.
Auf der Transchaco fahren wir nach der Einkehr weiter Richtung bolivianische Grenze, verlassen sie aber bei Mariscal José Félix Estigarribia. Ziel nach unseren letzten 40km ist die Schweizer Kolonie von Rosaleda.

Noch leben etwa 17 Partien auf den verschiedenen Gehoeften. Wir staerken uns erst bei Familie Mast im Alamcen Chico und duerfen uns ihren Betrieb ansehen. Danach werden wir von Therese, welche das Amt der Gemeindepraesidenten inne hat, abgeholt und im weiteren Umkreis herum und schliesslich zu der von ihrem Partner Ruedi und ihr gemeinsam seit 5 Jahren betriebenen Farm Mariposa gefuehrt. Erworben. haben sie nach einem Anfang auf dem von ihrem Vorgaenger aufgegebenen Betrieb zusaetzlich die Laendereien zweier weiterer Farmen. Der Unterschied in der Fuehrung der Rinderzucht im Vergleich zu unsereren Gastgeberinnen von Valencia, welche schont ueber Generationen hinaus farmen, ist markant. Ruedi und Therese kommen urspruenglich aus ganz anderen Branchen und entsprechend des frueheren Berufsalltags wird erst sich informiert, genau geplant vor Ausfuehrung und die Investitionen, Auslagen und Ertraege ebenso wie die Viehherde buchhalterisch erfasst. Der neu erstellte Coral ist denn auch durchdacht in seiner Funktion und Lage, so dass ein Mann allein die Herden von den umliegenden Weiden durch die ideal angelegten Gaenge dahin treiben kann.
Will man im Chaco zusaetzliche Weideflaechen schaffen, braucht man dazu eine ausdrueckliche Genehmigung. Entgegen des Fresszettels, den wir erwartet hatten, beinhaltet die Bewilligung abgesehen von den genau ausgemessenen und reproduzierten Plaenen in einer detaillierten Aufstellung der natuerlichen Gegebenheiten inkl. Aufzaehlung der vorhandenen Baeume und vorkommenden Pflanzen, welche zu einem gewissen Prozentsatz erhalten werden muessen. Wasser ist wie ueberall im Chaco das groesste Problem. Leicht salziges, das vom Vieh vertragen wird, wird aus dem Boden in einen erhoeht angelegtes, grosses rundes Reservoir gepumpt und von da aus ueber Leitungen zu den einzenen Weiden resp. deren Wassertroege geleitet. Fuer den Haushalt und speziell als Trinkwasser fuellt man in der Regenzeit unterirdische Zisternen mit Regenwasser.
Immer am Mittwoch-Abend findet der Schweizer Stamm in Rosaleda statt, zu dem wir herzlich eingeladen waeren. Aber Klaus und Rosy haben kein Musikgehoer dafuer und wollen sich sofort auf den Heimweg machen. Es bricht aber auch so, kaum haben wir wenige Kilometer Rueckweg hinter uns, unvermittelt die Nacht herein und wir legen den groessten Teil des Heimwegs im Dunkeln zurueck.

Donnerstag, 21.8.: Zum Abschied und als Danke uebergeben wir den Anna und Hildi die gestern gekauften Naschereien und Lebensmittel. Klaus und Rosy begleiten uns zum "Hinter-"Ausgang der Farm, so dass wir nach Passieren des letzen Gatters nach 8km bereits auf der Transchaco sind. Ich versuche etwas Schreibarbeit waehrend der Fahrt zu erledigen, muss aber aufgeben, da recht bald die Teerstrasse schlechter wird und der Laptop auf dem Tisch zu huepfen und der Cursor unkontrollierbar zu springen beginnt.
Hauptsaechlich haben wir bewoelkten Himmel und daher fast kuehle Temperaturen. Je weiter wir uns von den mennonitischen Kolonnie des Chaco entfernen, desto gruener wird die Gegend. Es bluehen in der Palmen-Savanne wieder die rosa Trompetenbaeume. Ein paar Gauchos treiben Kuehe direkt vor uns ueber die Strasse. Die aermlichen Huetten der Indianer bleiben zurueck und langsam wandelt sich das Bild zu vorstaedtischen Verhaeltnissen. Wir haben von Hildi die Adresse einer ihrer Cousinen erhalten, die ein grosses Gelaende an der Randzone der Hauptstadt Asunción mit Schwimmbad besitzt und sich mit dem Gedanken befasst, auf diesem auch Camper aufzunehmen. Hier klopfen wir an, werden von Betty herzlich in Empfang genommen und koennen uns den Standplatz auf der leeren Wiese aussuchen. Sogar wireless-Anschluss koennen wir mitbenutzen, wenn auch mit schwankender Verbindung.

Unsere kleinen Alltags-"Probleme" loesen sich wie von selbst. Betty nimmt sich verdenkenderweise unserer Schmutzwaesche an. Auf dem Weg in die Stadt werden wir angehupt und wer schliesst zu uns auf - Volker und Inge, denen wir eigentlich von einem Internet-Cafe aus hatten ein Mail mit unserem Aufenthaltsort schicken und fuer den Besuch der Iguaçu-Faelle hatten verabreden wollen. Allerdings haben sie bereits mit Asunción abgeschlossen und sind bereits auf dem Weg zum Circuito de Ouro.

Wir dagegen fahren ins Zentrum, um uns die paraguayische Hauptstadt, in welcher sowie deren Einzugsgebiet 1,5 Mio. Einwohner leben, anzusehen. Wir konzentrieren uns aufs eigentliche Zentrum zwischen den drei Plazas Uruguaya, Plaza de la Democracia/de los Héros und Plaza Indepencia. Zu Fuss schlendern wir zum Pantéon de los Heros, wo gerade Wachabloesung stattfindet, durch die Calle Palma mit vielen Geschaeften und noch mehr fliegenden Haendlern und landen gerade rechtzeitig auf die Essenszeit im "Rodizio". Am Buffet bedienen wir uns einmal mehr mit Salaten, Beilagen und lassen uns vor allem von den verschiedenen Spiessen vom feinen gegrillten Fleisch abschneiden. Nachttisch wollen wir dann auch nicht verachten und brauchen zur Abrundung schliesslich noch feine Capuccinos. Im Vorraum des Restaurants koennen wir als Kundenservice via unser Skype Natel und die Wireless-Zone unsere Gespraeche in die Schweiz erledigen, bevor wir den Stadt-Rundgang fortsetzen.
Das Gelaende des Hafens ist abgeschottet und man sieht kaum den Paraguay. Der weisse Regierungspalast, Palacio de Lopez, der sich in seiner Erscheinung bis auf den Mittelturm am Louvre orientiert, an der El Paraguayo Independiente ist ein grosser Kontrast zum riesigen, modernen Congreso Nacional mit seinen spiegelnden Fensterfronten. Gleich vis-à-vis davon liegen entlang des Flusses die Viviendas Temporarias, wie man die Elendsviertel hier nennt. Diese verschachtelten windschiefen Wellblechhuetten ueberblickt man auch vom rosaroten heutigen Centro Cultural Cabildo und frueheren Kongressgebaeude sowie von der Plaza de la Independencia Nacional aus. Die Catedral, aeusserlich ein eher unscheinbarer Bau, erstaunt uns mit seinem zwar schlichten Inneren aber fast schon eleganter Kanzel, einem einfachen runden Steintisch vor einem schoenen in gruenblauem Ton gehaltenen, mit Gold verzierten Altar. Auf dem Rueckweg zum parkierten Camper statten wir der nicht mehr gebrauchten, 1864 eingeweihten Estacion del Ferrocarril, Teil der 1857 als einer der ersten in Suedamerika eroeffneten Eisenbahnlinie, einen kurzen Besuch ab.
Wir suchen uns einen anderen Rueckweg zum Standplatz und kommen prompt durch eine ganz andere Welt innerhalb der paraguayischen Hauptstadt. Im Viertel Villa Morra sind die Laeden und Geschaefte um einiges luxerioeser. Ihre Kundschaft, wohlhabende Grossgrund- und Fazenda-Besitzer, wohnt in den umliegenden feudalen Stadt-Residenzen, die sich hinter hohen Mauern und bewachten Eingangstoren in oft weitlaeufigen Parks verstecken.

Nachdem wir getankt haben, Wasser im Camp, Diesel und das hier vielverbreitete GLP-Gas an einer der groesseren Tankstellen, verlassen wir Asunción am Internationalen Flughafen vorbei. Luque scheint nur aus Laeden zu bestehen, reich mit Waren, zu diesem Zeitpunkt aber arm an Kundschaft. Der Ort liegt auf dem Weg nach Aregua, einer der fruehesten Tochtergruendungen von Asunción. Das nur 30km entfernte Staedtchen ist ein beliebter Ausflugsort der Bewohner der Hauptstadt und liegt am Lago Ypacaraí. Das Balnéario Municipal sieht eher vernachlaessigt aus und wr koennen nicht eruieren, ob sich die Gegend vom Badeverbot in den Jahren 2004 und 2005, als es im See ein grosses ungeklaertes Fischsterben gab, wieder erholt hat. Entlang der Hauptstrasse wartet man definitiv auf Wochenend-Besucher und moechte Tonwaren in allen Groessen und Farben entweder als Toepfe oder speziell als Gartenzwerge, Schneewittchen, Nachbildungen aus Vogel- und uebriger Tierwelt, Krippenfiguren mit den drei Koenigen, Kamelen und dem Jesuskind nicht zu vergessen, an den Mann oder an die Frau bringen. Wer statt fuer den Vorgarten etwas fuer den Magen tun moechte, kann sich bei den vielen Staenden mit Erdbeeren - Fruechte frisch vom Feld zu 7000.- G. das Kilo sowie auf Torten, in Marmeladen, Fruchtsaucen, Eiscrème oder in Form von Liqueur, eindecken.
Wir schlagen in Ypacaraí einen Haken und rollen ein Stueck westwaerts, um Itauguá nicht zu verpassen, woher die vielen, fast spinnwebenfeinen Webarbeiten der Nanduti stammen. Ich kann nicht widerstehen und kaufe davon ein Souvenir, das auch gleichzeitig eine Erinnerung an den Streit sein wird, der da wegen meiner unklaren Aeusserungen und Weginformationen ausbricht. Fredy weigert sich deswegen zu fahren und ich muss das Steuer uebernehmen. Bei Itá gelangen wir auf Ruta 1 und via Yaguarán nach Paraguarí. Durch friedliche Gegend, aber mit unangenehm vielen Motorraedern auf der Strasse, rollen wir im warmen Licht vom spaeten Nachmittag nach Piribebuy. Da entscheiden wir uns fuer die Direttissima und rollen fuer die folgenden 15 km zurueck auf die Hauptverbindung Ruta 2 auf einem rumpligen Camino Empredado - mit eckigen rotbraunen Stein-Bruchstuecken ausgelegte Nebenstrasse - und lassen uns daran irgendwo im Busch fuer die Nacht nieder.
Die Fahrt auf Ruta 2 bietet keine grossen Ueberraschungen. Wir passieren Coronel Oviedo, Cagauazú und stoppen ausserhalb Ciudad del Este fuer den Mittagsimbiss. Auch in der Grenzstadt, die in der Hauptsache vom Handel und Verkauf zollfreier Waren lebt, ist heute Sonntag wie ueberall in Paraguay alles geschlossen. Wir rollen durch eine Front von Gittern und runtergelassender Rollaenden geschlossenen Geschaefte. Die "Puente de Amistadt" liegt ausgestorben in der Sonne, und die Beamten an der paraguayanischen Grenzstation nehmen's locker. Wir haben ja wegen des "vereinfachten" Einreiseprozedere vor gut einer Woche kein Zolldokument fuers Auto. Also lassen wir erst unsere Paesse bei der Imigracion ausstempeln, gruessen alle freundlich, steigen wieder in den Wagen und rollen einfach davon. Niemand protestiert oder realisiert zu unserer Erleichterung, dass wir den Zoll gar nicht aufgesucht haben. Alle sind sie froh, wieder ihre Ruhe zu haben.

Ebenso legère ist die Atmosphaere auf der brasilianischen Seite. Wir fuehlen die vereinfachten Einreisezettel aus. Jemand opfert sich und stempelt die Ausweise. Beim Zoll bedauert man, dass heute keine "Competencia" vor Ort sei und erklaert uns, dass wir ohne Dokument fuer den Wagen die Grenze passieren und uns trotzdem in Brasilien wohlfuehlen koennten. Langsam bekommen wir Uebung in dieser Art Grenzpassage und akzeptieren diese Kurzform ohne Protest. Auch Foz do Iguaçu praesentiert sich fast menschenleer. Ein 24h-Std.-Bankomat auf dem Weg zum Camping Internacional verschafft uns die noetigen Reais. Bei der Einfahrt auf den Platz erschrecken wir wegen drei der roten Wagen von Rotel Tours - zum Glueck aber nur hier abgestellt ohne Passagiere. Nur zwei Argentinische Camper stehen unter den schattenspendenden Baeumen, also keine intensiven Gespraechspartner vorhanden. Wir koennen uns beruhigt am Internet beschaeftigen und uns schlau machen, was bei unseren Bekannten und vor allem sonst in der Welt so passiert ist.

An einem solchen Tag wie heute Mittwoch, 25.8., werden vrmutlich jeweils die Werbe-Aufnahmen und Bilder fuer die Postkarten gemacht. Wir fahren mit dem Camper zum Parque Nacional do Iguaçu. Auf weitlaeufigen Parkflaechen stehen nur wenige Fahrzeuge, die Bus-Zonen sind zum Glueck praktisch leer. In den R. 20.50 Eintritt pro Person ist auch der Transport mit einem offenen Doppeldecker-Bus zum Ausgangspunkt des Trails am Ufer des Rio Iguaçu enthalten. Von der brasilianischen Seite her geniesst man einen panorama-haften Anblick der Cataractas, eigentlich 275 einzelnen Faellen, die sich da zum "Patrimono Natural de Humanidade" vereinen. Langsam wandern wir auf Stegen zwischen spielenden Coati mit Zwischenhalten bei den vielen Aussichtsplattformen zum spektakulaersten Teil der Faelle, der Garganta do Diablo. Betonierte Stege fuehren uns da naeher an den brodelnden Kessel und seine feinen uns durchnaessenden Wassernebel heran, vor denen man kaum die Kamera trocken halten kann.
Ein Panorama-Lift bringt uns zum Abschluss wieder auf Strassenebene, wo wir uns in einem modernen Komplex mit verschiedenen Fast Food Anbietern und Restaurants verkoestigen. Hier hoert man das Tosen der Wassermassen nur noch gedaempft und blickt am Denkmal von Alvar Núñez Cabeza de Vaca, des ersten Europaers, der 1542 zu Gesichte bekam, vorbei ueber den zuegig zur Abbruckkante fliessenden Rio Iguaçu Superior hinweg.
Empfehlenswert ist auch der Besuch des neben dem Eingang zu den Faellen liegende Parque des Aves. Erst sind wir schockiert, dass der Eintritt mehr kosten soll als derjenige zu den Foz do Iguaçu, muessen uns dann aber eingestehen, dass die gepflegten Kaefige wie auch grossen 8m hohen und begehbaren Freiflug-Gehege ihr Geld durchaus wert sind. Auf dem Gelaende von 5ha heimischen subtropischen Walds spazieren wir ueber verschlungene, jetzt am Nachmittag zum Teil leider schon dunkle Pfade und erfreuen uns der bunten Vogelwelt mit 800 groesstenteils einheimischen Vogelarten, allen voran den lauten farbenfrohen Aras und den recht zutraulichen Tukans, aber auch Vertretern von andern Kontinenten.
Ein ungeplanter Ruhetag heute. Wir haben beschlossen, den Itaipú Staudamm erst nach der Rueckkehr ins Land von der Paraguay-Seite aus zu besuchen. Im Gegensatz zu den brasilianischen Information in Portugiesisch habe ich da wenigstens eine Chance, etwas von den in Spanisch gehaltenen Erklaerungen zu verstehen. Wir verbringen einen recht heissen Tag im Schatten der Baeume des Campingplatzes, haben den herrlichen Swimming Pool zu unserer alleinigen Verfuegung zum baden, arbeiten dazwischen - wireless sei gedankt - und schwatzen den ganzen Abend lang mit deutschen Neuankoemmlingen, Jutta und Lothar. Wie es so oft der Fall ist, haben sie wie wir auf den bisherigen Routen in Suedamerika dieselben Reisenden getroffen.
Wir leisten uns am Mittwoch, zusammen mit Volker und Inge, die am Vorabend ebenfalls eingetroffen sind, den Luxus und besteigen um 8.30h direkt auf dem Campingplatz das bestellte Taxi. Fuer R. 100.- werden wir ueber die Grenze nach Argentinien, an Puerto Iguazú vorbei direkt zum Eingang des argentinischen Nationalpark (und abends wiede retour) kutschiert.
Da treten wir erst zum "Aventura Nautica" an. Mit einem 4x4 Vehikel werden wir durch den Regenwald zum Puerto Macuco gefahren, wo wir Schwimmwesten und Schutzsaecke fuer die Kameras fassen. Ein Schlauch-Schnellboot navigiert 6km weit ueber die Stromschnellen des Rio Iguazú Inferior in den Canyon der Garganta del Diablo und vermittelt als spezielles Highlight eine die Meisten (mich ausgenommen) begeisternde Dusche unter den San Martín Faellen. Tropfnass wechseln wir ins Boot, dass uns zur Isla San Martín uebersetzt, und auf dem folgenden Spaziergang trocknen im sonnigen Wetter unsere Kluften wieder. Zurueck auf dem Festland wird uns bewusst, dass wir nach Beendigung des Circuito Inferior nach dem Mittagsimbiss ein schnelleres Tempo anschlagen muessen, wollen wir all die weiteren Plattformen besuchen und die verschiedenen Faelle von Nahmen sehen.

1992 haben Fluten die Verbindungsstege zur Garganta de Diablo weggerissen. Heute ueberbrueckt man diese Entfernung mit einem kleinen Zug. Ueber zuletzt einen 1'100m langen Ersatz-Paseo gelangen wir schliesslich zu diesem kroenendes Erlebnis und steht in unmittelbarer Naehe der fallenden Wasser und ihren Gischten, die einem entweder herrliche Regenbogen bieten oder aber die ganze Sicht auf die brasilianische Seite und auf deren aeusserste Plattform, wo wir zwei Tage frueher gestanden haben, rauben.
Inge und Volker absolvieren als Letztes ihren "Paseo Eclogico", der Rueckweg mittels Bootsfahrt am Ufer entlang, der uns nicht gereizt hat. Wir nehmen uns lieber die Zeit, als Abschluss noch in Ruhe den Circuito Superior zu begehen und letzte Blicke auf die beeindruckende Szenerie zu werfen. Geschafft sinken wir in die Polster des vorbestellten, uns bereits am Ausgang des Parks erwartenden Taxis und lassen uns bequem zurueck nach Brasilien zum Camping Internacional und wenig spaeter zu einem Nachtessen mit Parilla und Buffet Livre in die Churrascaria Tropicana im Zentrum von Foz do Iguaçu bringen.
Der Morgen ist noch einigen Schreibarbeiten gewidmet. Inge und Volker sind bereits von Foz do Iguacu losgefahren, um die Besichtigung der brasilianischen Seite nachzuholen. Wir decken uns noch beim SuperMercado mit Frischwaren ein und erreichen danach gerade zur Mittagszeit die Bruecke ueber den Rio Paraná um zwei Stempel als Besiegelung der letzten Ausreise aus Brasilien einzuholen.
Anschliessend hesst es, die Uhr eine Stunde zurueckzustellen, wieder zurueck in Paraguay in Minutenschnelle bei der Einwanderung die Rueckkehr ins Land zubestaetigen, dann aber insgesamt ueber eine halbe Stunde verplempern bis ein Opfer unter den herumlungernden Maennern bestimmt wird, der uns das temporaere Zollformular fuer den Camper ausfuellt. Wir sind froh, Ciudad del Este und damit den Schleppern und fliegenden Haendlern entkommen zu koennen, die heute werktags Geldwechsel, illegal kopierte DVDs mit den besten "Peliculas", Uhren usw. verkaufen oder anderweitig guenstige Geschaefte entlang der Hauptstrasse vermitteln wollen.
Bei Hernandarias liegt das bi-nationale Brasilien/Paraguay Bauwerk, das 1991 eingeweiht wurde: das Wasserkraftwerk Itaipú. 18 Turbinen, denen durch Anschluss-Stutzen von 10 m-Ø Wasser zugefuehrt wird, produzieren zu Fuss der 2km langen Staumauer 12,6 Mio. Kilowatt Strom pro Stunde. 3 Mrd. USD sollte dieses Bauwerk kosten - die Endabrechnung resultierte in 20 Mrd. USD mit Aufwendungen, die nicht nachvollzogen werden konnten, und enormen Geldbetraegen, welche auf unerklaerliche Art und Weise versickert waren. Paraguay nutzt nur einen nicht mal zweistelligen Anteil der ihm zustehenden Energie und kann den Ueberschuss an Brasilien verkaufen, dessen grosse Industriegebiete und Stromverbraucher allerdings in ueber 1'000km Entfernung liegen, so dass viel Strom auf dem Transport verloren geht. Fuer Brasilien, das die hoechste Schulden trug, waren diese Baukosten - gleichbedeutend mit 1/6 der seinerzeitigen gesamten Auslandschulden - im Gegensatz zu Paraguay eine finanzielle Katastrophe und verwandelte das Land in den Inhaber des groessten Schuldenberges der dritten Welt.
Im Visitor Center lassen wir uns unter Vorweisung des Passes registrieren und besteigen um 14.30h den Bus zur kostenlosen Besichtigung von Itaipú. Leider wird diese im Schnellzugstempo durchgezogen. Nur zweimal koennen wir aussteigen, erstmals um den Damm aus Distanz zu ueberblicken. Die gewaltigen Ueberfluss-Rinnen am westlichen Damm-Ende liegen zu unserer Enttaeuschung ungenutzt trocken da. Ihr Bild davon voll weiss schaeumendes Wasser, das ausnahmslos alle Prospekte und Reisefuehrer ziert, soll sich jedoch nur ausnahmweise, etwa 5x pro Jahr, bieten wenn bei starken Regenfaellen in den noerdlicheren Regionen die Staumauer entlastet werden muss. Die Fuehrerin draengt uns weiter, und der Bus taucht in den Fuss der Staumauer ein. Teile einer zur Zeit fuer Revision zerlegten 20m-Ø Turbine ruecken fuer uns die Dimensionen in begreifbare Relationen. Wenn in Gebrauch liegen diese Apparaturen in Reih' und Glied in tiefen, mit roten runden Abdeckungen versehenen Schaechten 40 m tiefer dem Ansturm der Wassermassen ausgesetzt, die sie antreiben. Im Schatten der 200m hohen Mauer fahren wir auf die brasilianische Seite. Regen hat leider eingesetzt und klatscht gegen die Fensterscheiben, so dass sich waehrend der Rueckkehr zum Ausgangspunkt der Tour ueber den Damm in diesem trueben Wetter keine spektakulaere Aussicht mehr ergibt.
Der 170km lange Stausee bedeckt heute ca. eine Flaeche von 1500km2 und ist stellenweise 220m tief. Immer hat man bestritten, dass durch seine Schaffung auch Umweltprobleme entstanden seien. 170km weiter noerdlich sind die angeblich wasserreichsten Faelle der Erde, ein einst groesseres Naturwunder als die Iguaçu-Faelle, samt ihrer 100m tiefen Schlucht dadurch verschwunden. In medien-wirksamen Aktionen hat man bei der Flutung durch die steigenden Wasser isolierte Tiere von Inseln und Baeumen gerettet und sie danach in den entlang der Seeufer als Ausgleich geschaffenen 200m breiten Schutzstreifen, den insgesamt 63'000 ha umfassenden Refugios Biologicos, wieder ausgesetzt. Wir uebernachten in einem davon, dem 17km entfernten Tati Yupi, wozu uns kostenlos die dafuer benoetigte Camp-Bewilligung ausgestellt wird. Mit den beiden ostdeutschen Backpackern Diane und Maik an Bord, die uns auf diese Idee gebracht haben, fahren wir da raus und sind jetzt ausser Saison die einzigen Gaeste im riesigen Park.

Wir kehren am naechsten Morgen auf die 9.3oh-Filmschau hin mit Diane und Maik an Board zum Visitor-Center des Itaipu-Staudammes zurueck und verabschieden uns anschliessend von ihnen.
Nach einer gemaehlichen Fahrt ueber Ruta 6 entlang riesiger Getreidefeld besuchen wir am spaeten Nachmittag unweit von Hohenau die Ruinen von Jésus.
Nur vier Jahre vor der Vertreibung der Jesuiten gegruendet, vermochte die geplante riesige Kirche hier gar nie fertiggestellt werden. 1588 waren die ersten Jesuiten nach Paraguay gekommen und erst als Wander-Missionare taetig gewesen. Sie wollten die Indianer den spanischen Kolonisten und ihrem Encomienda-System entziehen und gruendeten ihre ersten Siedlungen weitab von ihnen im heutigen brasilianischen Bundesstaat Paraná. In diesen Reduktionen lebten einige Padres mit einigen Hundert bis mehreren Tausend Indianer und durch ihre Missionstaetigkeit befriedeten sie gleichzeitig teilweise kriegerische Voelker.

Immer wieder aber wurden diese Stationen ueberfallen und massenweise Guarani-Indianer verschleppt und versklavt, weshalb die Jesuiten weiter nach Sueden umzogen und sich um Encarnación herum niederliessen. In der Landwirtschaft, eigentlich urspruenglich nur zur Selbstversorgung betrieben, waren sie wirtschaftlich sehr erfolgreich. Da die Reduktionen basierten aber vor allem auf Gehorsam und nicht auf Selbstverwaltung. Des verfielen nach der Ausweisung der Jesuiten im Jahre 1767 durch den spanischen Kaiser Karl III., der die Gruendung eines eigenen unabhaengigen Staates durch sie fuerchtete, die zu dieser Zeit dreissig Niederlassungen mit an die 100'000 darin wohnenden Guaranis sehr schnell. 1840 wurden sie endgueltig aufgeloest.
Wir spazieren durch das gepflegte, satt-gruene Gelaende zwischen den Mauerresten aus in der Abendsonne kraeftig leuchtenden rotbraunen Backsteinen und lassen die friedliche Stimmung auf uns einwirken, bevor wir ueber die gut 10km zur Hauptstrasse/Ruta 6 zurueckkehren und uns auf dem Hof des Hotel a las Ruinas in Trinidad niederlassen.
Der Samstag-Morgen gilt der Besichtigung der Ruinen der grossen Jesuiten-Mission von Trinidad. An den Mauerresten der zentralen Kirche findet man verschiedene schoene Steinmetzarbeiten, aber die Treppen auf Tuerme oder hoeher gelegene Aussichtspunkte sind leider alle gesperrt.

Weit ist es von da aus nicht mehr bis zur Grenzstadt Encarnacion und die paraguayanische Grenzabfertigung nur eine kurze Formalitaet. Eine moderne Haengebruecke, die man aus was fuer unerklaerlichen Gruenden auch immer nicht photographiert haben will, bringt uns zu unserer letzten Einreise nach Argentinien.
 
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Paraguay - Nr. 6041-6727 +
Galerie / Argentinien II... Nr. ......-..........
Galerie / Brasilien III Nr......-.........

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