Praktischerweise liegen die Gebaeude der
Paraguayischen Behoerden gerade vis-à-vis der
brasilianischen Grenzstation von Ponta Porá in
einem mehrstoeckigen gelb-braunen Gebaeude. Ein junger
Mann der Immigration "toeggelt" unsere Angaben
in den Computer ein und stempelt je ein 90-Tage-Visum in
unsere Paesse, auf dass seine schwerbeschaeftigte Chefin
kurz die Zeitung weglegt und den Eintrag mit ihrer
gewichtigen Signatur versieht. War die
Einwanderungsstation schon wenig besucht, so liegt der
Gebaeudeteil der Aduana vollstaendig ausgestorben da. Mit
unserem Klopfen schrecken wir einen einsamen Waechter aus
seinen Traeumen auf, der uns informiert, dass heute ein
undefinierter Feiertag und deshalb niemand ausser ihm im
Haus sei. Nicht ahnend woher unser Auto stammt, troestet
er uns, da wir uns ja im Mercosur-Bereich befaenden,
koennten wir es daher ohne Formalitaeten nach Paraguay
einfuehren. Bei der wenig erfreulichen Aussicht, von
heute Freitag Nachmittag bis Montagmorgen frueh das ganze
Wochenende hier zu verbringen, nur um auf einen Stempel
auf ein amtliches Papier, das in der Regel sowieso
niemand mehr beachten wird, zu warten, machen wir uns
seine fuer uns weitaus bequemere Ansicht zu eigen. |
Nahtlos geht der brasilianische Grenzort
in seine paraguayische Zwillingsstadt Pedro Juan
Caballero ueber. Langsam nimmt der Regen ab und ein
toller Regenbogen begruesst uns im uns unbekannten Land
mit 5,2 Mio. Einwohnern, was bei einer Flaeche von
397'300 km2 gerademal 14,5 Bewohner pro km2
entspricht. Wir fahren denn auch westwaerts durch eine
Region mit fuer uns ersichtlich erheblich mehr Vieh auf
den Weiden als Einwohnern entlang Ruta 5. Nur die
Hauptverbindungen sind in der Regel geteert, und ab ihr
weisen Tafeln zu daneben liegenden Orten auf Abzweigungen
zu rotbrauner Naturstrasse. Yby Ya'u wird
grossartig angekuendigt, aber bevor man sich den Ort so
richtig mustern kann, hat man ihn schon durchfahren.
Einfachste Huetten saeumen fast unablaessig die
Strassenseiten und wenn sie ausfallen, verunmoeglichen
Zaeune oder Gebuesch ein Ausscheren. Selbst eine
Nebenstrasse zu einer bietet kein anderes Bild, deshalb
stehen wir fuer unsere erste Nacht in Paraguay im Kraut
am Rande einer Weide. In staendigem Wechsel schaukeln von
Ochsen gezogene Karren oder flitzen Motorraeder an uns
vorbei, aber niemand kuemmert sich um uns. |
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|
Am naechsten Morgen beim Fruehstueck
taucht der Sicherheits-Verantwortliche des nahen Dorfes
bei uns auf und vergewisserert sich, dass mit diesem
unbekannten Vehikel, von dem ihm Anwohner erzaehlt haben,
alles Rechtens sei. Wir starten bei herrlichem
Sonnenschein und lassen Horqueta hinter uns. Die
erst willkommene Waerme wandelt sich aber bald in Hitze.
Zur Mittagszeit rollen wir in Concepción, eine
eher kuemmerliche Kleinstadt mit etwa 45'000 Einwohnern,
ein. Von hier wird ueber den Rio Paraguay der
Schiffsverkehr mit Brasilien abgewickelt. Auch hier sind
nur gerade die Strassen des engsten Zentrums geteert oder
gepflaestert, was nicht heissen soll, dass die
Hauptstrasse nicht trotzdem mit getrennten Fahrspuren und
Denkmaelern auf einem halbwegs begruenten Mittelstreifen
ausgestattet ist. Speziell schaetzen wir, dass
unerwarteterweise eine Filiale der Banco Continental mit
einem ATM ausgeruestet ist, der effizient aufgrund meiner
Maestro-Karte die fuer den Marktbesuch noetigen Guarani
(1 USD ca. 4'000.-), wenn auch in 100'000er Noten,
ausspuckt. Wir arbeiten dann daran, fuer die Fahrt ueber
Land Noten in kleineren Einheiten zu bekommen, kaufen mit
der ersten in einer nach Umsatz und deshalb Wechselgeld
aussehenden Farmacia eine Zahnpasta, bezahlen einige
Empanadas und Getraenke als Mittagessen mit einer
zweiten. Vor dem, was wir dann beim Einkauf von Fruechten
auf dem Markt als Rausgeld in die Hand gedrueckt
erhalten, graust einem fast - in der Hauptsache
schmutzige, zerknitterte und, x-mal zusammengeklebte
blaue Tausender-Noten, die bei ihrem Wert von nur ca. CHF
-.25 natuerlich unzaehlige Male umgesetzt werden. Nach
12.ooh fangen die Geschaefte an, ihre Auslagen
reinzuraeumen fuer die Siesta. Ein starker Wind kommt
auf, fegt durch die Strassen und fuellt sie mit
rotbraunem Staub. Das Stromnetz faellt zusammen und ich
verlasse mehr oder weniger unverrichteterdinge wieder das
Internet Café. |
Eine grosse neue Bruecke bringt uns ueber
den Paraguay Fluss weiter westwaerts. Zwar ist die
"Schoenwetter-Piste", wie sie im Reisefuehrer
noch vermerkt ist, laengst einer Teerstrasse gewichen,
aber die naehert sich stellenweise schon bald wieder dem
Urzustand. In Pozo Colorado halten die
Ueberlandbusse und wir ebenfalls, um uns ein Glacé zu
erstehen. Danach fahren wir auf besserer Teerstrasse bei
weiterhin kaum Verkehr dafuer meist Gegenwind nunmehr auf
Ruta 9 nordwest-waerts. Vor Colonia La Hernecia
lacht uns unerwartet ein Picknick-Platz unter
schattenspendenden Baeumen an, der zu der
dahinterliegenden Farm im Besitz der Anglikanischen
Kirche gehoert. Da lassen wir uns nicht zweimal einladen
und parken den Camper so in den Wind, dass er davon
abgekuehlt werden koennte, wuerden die Temperaturen beim
Einnachten ueberhaupt merkbar sinken. |
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Sonntag, die Gelegenheit, Mennoniten beim
Kirchenbesuch zu beobachten. Also fahren wir bereits
frueh um 6.15h los. Loma Plata, auf das wir zuerst
Kurs nehmen, ist das Zentrum der Kolonie Menno. Aber
welche Enttaeuschung das Dorf - ohne auszumachendes
Zentrum, ein quadratisches staubiges Strassensystem, zur
Zeit gerade in Ueberarbeitung und auf Teilstuecken
gesperrt, einige Gewerbe- und kleine Handelsbetriebe,
dazwischen wenig gepflegte Wohnhaeuser und einige
einheimische Chaco-Indianer, die rumhaengen. Also weiter
auf einer beinharten Lehmstrasse nach Filadelfia
(Fernheim), unserem urspruenglichen Ziel.
Unser Timing stimmt genau. Der Parkplatz der
unscheinbaren, roten Backstein-Kirche beginnt sich zu
fuellen - bloss nicht mit Pferd und Wagen sondern mit
hundsgewoehnlichen Automobilen wie Du und ich sie fahren,
an denen auch schon mal Chrom-Rammschutze glaenzen. Denen
entsteigen unauffaellig sonntaeglich gekleidete Leute,
mit oder ohne Schmuck, Haare unbedeckt und streben dem
Gottesdienst zu. Dazu passen eigentlich auch die modernen
bungalowartigen Backsteinhaeuser mit Umschwung, die wir
bei der Fahrt durch den Ort gesehen haben. Aufgrund der
Lektuere in den Reisefuehrern und den erz-konservativen
Vertretern dieser Religion, von den wir einige noch in
der Umgebung von Santa Cruz/Bolivien gesehen hatten, sind
wir mit ganz falschen Vorstellungen hierher gekommen.
Selbstverstaendlich gibt auch Internet im Ort. Von
frueherer Selbstversorgung ist man ebenso abgerueckt wie
wir - im Hotel Florida laeuft das Geschaeft und die
Receptionistin ist mit Notieren von Take-Away Food und
Pizzas fast ueberlastet. Allerdings spricht man unter
sich eine fuer uns unverstaendliche Sprache, immer noch
Altplattdeutsch, im Umgang mit uns aber ein perfektes,
vielleicht etwas altmodisches und gestelztes Hochdeutsch. |
Wir haben letztes Jahr auf Peninsula
Valdes die Deutschen Rosy und Klaus getroffen, die sich
hier niedergelassen haben sollen. Gemaess ihrer Homepage
soll man sich bei der Cooperativa nach Anna erkundigen,
die ueber ihren Verbleib orientiert sei. Nur ist heute
leider Sonntag, alle Geschaefte geschlossen und gegen
Mittag die ganze Ortschaft praktisch ausgestorben.
Ernuechtert machen wir uns nach Neu Halbstadt
(oder Neuland) auf, wo sich uns dieselben Verhaeltnisse
praesentieren. Wir kehren nur mit einigen Fotos von
Staubstrasse und den dekorativen
"Flaschenbaeumen" im Laufe des Nachmittags
wieder nach Filadelfia zurueck. Wir uebernachten
auf einem leeren Wiesengrundstueck neben der Kirche. Nach
der Hitze gestern war der Himmel heute ganztags bewoelkt
und ich empfinde die am Abend herrschenden 25oC
geradezu als kuehl. |
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Am Montagmorgen nehmen wir einen neuen
Anlauf, Rosy und Klaus aufzuspueren. In der der
Cooperativa arbeiten zu viele Annas, als dass wir fuendig
wuerden. Im Stadtamt von Filadelfia kann man uns
ebenfalls nicht weiterhelfen. Dafuer kennt sie der junge
Mann vom Postamt, wo die Briefe und Pakete der
aussenliegenden Gehoefte abgeholt werden muessen. Er
produziert auch gleich eine Skizze mit Weginstruktionen
und sucht uns die Telefonnummer raus, damit wir eine
Vorwarnung durchgeben koennen.
Noch waehrend wir auf dem Parkplatz der Cooperativa
stehen und unsere leckeren deutsch gepraegten Einkaeufe
wie Landjaeger und dunkles Brot im Camper verstauen,
werden wir staendig angesprochen und lernen in diesen
Unterhaltungen in kuerzerster Zeit fast mehr ueber die
Geschichte der Gegend und ihrer Bewohner als aus dem
Reisefuehrer.
Nur knapp 10% der Paraguayaner lebt in dem im Sommer
extrem trockenen und in der feuchten Zeit oft teilweise
sich in ein Feuchtland verwandelnden Chaco, der 60% des
Staatsgebietes umfasst. Der katastrophale Chaco-Krieg von
1932-1935 wurde eigentlich von den den Oelgesellschaften
angezettelt: Standard Oil von New Jersey, welche in
Bolivien Oel foerderte und eine Pipeline durch Paraguay
fuer dessen Abtransport benoetigte, sowie Royal Dutch
Shell Co., welche in der benachbarten Region im Westen
von Paraguay Oel suchte. Sie schuerten einen Konflikt und
finanzierten den Krieg, der stellvertretend fuer sie von
Bolivien und seinem Nachbarland gefuehrt wurde. Paraguay
gewann zwar den Krieg fernab von Nachschub und vor allem
Wasser und behielt weiterhin den menschenleeren
Landesteil, aber 130'000 Menschen auf beiden Seiten
verloren ihr Leben.
1926/27 wanderte eine erste Gruppe von Mennoniten von
Kanada her in dieser unwirtliche Gegend, 1930/32 und
letztmals 1947 folgten weitere, diesmal direkt aus
Russland. Der paraguayische Staat war interessiert an
Siedler in diesem problematischen Osten des Landes und
gewaehrte ihnen die gewuenschten Privilegien wie
Befreiung vom Militaerdienst, zollfreie Wareneinfuhr,
absolute Religionsfreiheit sowie eigenstaendisches
Schulrecht, spezielles Grundbuchsystem und eigenes
Erbrecht. In den drei Kolonien Fernheim, Menno und Rio
Verde? leisteten die Mennoniten Pionierarbeit in der
Landwirtschaft. Verlierer waren hoechstens die frueher
hier nomadisierenden Indianervoelker, welche heute
weitgehend wirtschaftlich in einem
Abhaengigkeits-Verhaeltnis zu ihnen stehen - fuer uns
eine Parallele zu den Aborigins von Australien. |
Schliesslich reissen wir uns los und erreichen nach
einer guten Stunde Fahrt Valencia westlich der
Transchaco. Da werden wir freudig erwartet von Rosy und
Klaus und ebenso herzlich willkommen geheissen von den
Farmerin Anna und ihrer Tochter Hildi. Natuerlich gibt es
viel zu erzaehlen, sind wir doch in den vergangenen
Monaten alle eigene Wege gegangen. Fuer uns interessant
sind auch die Gespraeche mit den mennonitischen
Gastgeberinnen, die wir als eigenstaendige und aeusserst
aufgeschlossene resolute Damen kennen lernen. Wen
wundert's da, dass sie selbst natuerlich motorisiert und
ihr Haushalt und die Farm maschinell gut ausgeruestet
sind und sogar Internet im Haus anzutreffen ist. |
|
Es herrscht Arbeitsteilung. Anna ist weitgehend fuer
Haus, Garten und Kleinvieh zustaendig waehrend Hildi, da
der Mann im Haus fehlt, die harte Arbeit verbunden mit
der Rinderzucht und den Weiden uebernimmt. Ein staendiges
Problem ist das Wasser, das leicht salzig fuer die ueber
300 Stueck Vieh aus dem Boden gepumpt werden muss,
waehrend Regen- als Trinkwasser die Zisternen fuellen und
fuer die trockene Zeit ausreichen muss. Wir fahren mit
Klaus auf dem Pickup mit, als er die abendliche
Kontrollfahrt durch die Weiden absolviert und prueft, ob
keine der traechtigen Kuehe Probleme hat. Bereits
springen ueber 50 Kaelber herum und jeden Tag werden es
mehr.
Abends sitzen wir trotz des waermenden Lagerfeuers in
warmen Jacken draussen, warten aber wegen der Bewoelkung
vergeblich auf einen klaren Sternenhimmel. |
|
Anna faehrt mit uns am Dienstag aus und zeigt uns Fortín
Boquéron, wo die wichtigste Schlacht im Chaco-Krieg
zu Gunsten der Paraguayaner entschieden worden war nach
einem erbitterten Kampf um die ueberlebenswichtige
Wasserstelle. Auf einer Rundfahrt kommen wir auch durch
Campo Largo, wo indianische Familien auf ihnen
zugeteilten Parzellen leben. Auf den buschigen
Grundstuecken wurden nur einfache Haeuschen oder Huetten
aufgestellt, ihre Bewohner pflegen einen fuer Mennoniten
(und uns) geruhsamen Lebenstil und denken nicht daran,
die Flaechen zu roden und zu bebauen. Wir kommen zu einem
feinen Mittagessen von Hildi zurueck auf die Farm und
lassen einen ruhigen Nachmittag und Abend folgen. |
|
Ueber Neuland, wegen eines Einkaufs in der
dortigen kleineren Cooperativa, starten wir mit Rosy und
Klaus kurz vor 10.00h. Dank der Empfehlung von Anna
koennen wir das Gelaende der Campo-I Fazenda
besuchen, in dessen riesigen einstigen Haupthaus heute
ein Restaurant untergebracht und mit seinen umliegenden
Gartenanlagen ein beliebtes Ausflugsziel ist. Nur gerade
mal sechs Gaeste tun sich insgesamt am kleinen
Mittags-Buffet guetlich.
Auf der Transchaco fahren wir nach der Einkehr weiter
Richtung bolivianische Grenze, verlassen sie aber bei Mariscal
José Félix Estigarribia. Ziel nach unseren letzten
40km ist die Schweizer Kolonie von Rosaleda. |
|
Noch leben etwa 17 Partien auf den verschiedenen
Gehoeften. Wir staerken uns erst bei Familie Mast im
Alamcen Chico und duerfen uns ihren Betrieb ansehen.
Danach werden wir von Therese, welche das Amt der
Gemeindepraesidenten inne hat, abgeholt und im weiteren
Umkreis herum und schliesslich zu der von ihrem Partner
Ruedi und ihr gemeinsam seit 5 Jahren betriebenen Farm
Mariposa gefuehrt. Erworben. haben sie nach einem Anfang
auf dem von ihrem Vorgaenger aufgegebenen Betrieb
zusaetzlich die Laendereien zweier weiterer Farmen. Der
Unterschied in der Fuehrung der Rinderzucht im Vergleich
zu unsereren Gastgeberinnen von Valencia, welche schont
ueber Generationen hinaus farmen, ist markant. Ruedi und
Therese kommen urspruenglich aus ganz anderen Branchen
und entsprechend des frueheren Berufsalltags wird erst
sich informiert, genau geplant vor Ausfuehrung und die
Investitionen, Auslagen und Ertraege ebenso wie die
Viehherde buchhalterisch erfasst. Der neu erstellte Coral
ist denn auch durchdacht in seiner Funktion und Lage, so
dass ein Mann allein die Herden von den umliegenden
Weiden durch die ideal angelegten Gaenge dahin treiben
kann. |
Will man im Chaco zusaetzliche
Weideflaechen schaffen, braucht man dazu eine
ausdrueckliche Genehmigung. Entgegen des Fresszettels,
den wir erwartet hatten, beinhaltet die Bewilligung
abgesehen von den genau ausgemessenen und reproduzierten
Plaenen in einer detaillierten Aufstellung der
natuerlichen Gegebenheiten inkl. Aufzaehlung der
vorhandenen Baeume und vorkommenden Pflanzen, welche zu
einem gewissen Prozentsatz erhalten werden muessen.
Wasser ist wie ueberall im Chaco das groesste Problem.
Leicht salziges, das vom Vieh vertragen wird, wird aus
dem Boden in einen erhoeht angelegtes, grosses rundes
Reservoir gepumpt und von da aus ueber Leitungen zu den
einzenen Weiden resp. deren Wassertroege geleitet. Fuer
den Haushalt und speziell als Trinkwasser fuellt man in
der Regenzeit unterirdische Zisternen mit Regenwasser.
Immer am Mittwoch-Abend findet der Schweizer Stamm in
Rosaleda statt, zu dem wir herzlich eingeladen waeren.
Aber Klaus und Rosy haben kein Musikgehoer dafuer und
wollen sich sofort auf den Heimweg machen. Es bricht aber
auch so, kaum haben wir wenige Kilometer Rueckweg hinter
uns, unvermittelt die Nacht herein und wir legen den
groessten Teil des Heimwegs im Dunkeln zurueck. |
|
Donnerstag, 21.8.: Zum Abschied und als
Danke uebergeben wir den Anna und Hildi die gestern
gekauften Naschereien und Lebensmittel. Klaus und Rosy
begleiten uns zum "Hinter-"Ausgang der Farm, so
dass wir nach Passieren des letzen Gatters nach 8km
bereits auf der Transchaco sind. Ich versuche etwas
Schreibarbeit waehrend der Fahrt zu erledigen, muss aber
aufgeben, da recht bald die Teerstrasse schlechter wird
und der Laptop auf dem Tisch zu huepfen und der Cursor
unkontrollierbar zu springen beginnt. |
Hauptsaechlich haben wir bewoelkten
Himmel und daher fast kuehle Temperaturen. Je weiter wir
uns von den mennonitischen Kolonnie des Chaco entfernen,
desto gruener wird die Gegend. Es bluehen in der
Palmen-Savanne wieder die rosa Trompetenbaeume. Ein paar
Gauchos treiben Kuehe direkt vor uns ueber die Strasse.
Die aermlichen Huetten der Indianer bleiben zurueck und
langsam wandelt sich das Bild zu vorstaedtischen
Verhaeltnissen. Wir haben von Hildi die Adresse einer
ihrer Cousinen erhalten, die ein grosses Gelaende an der
Randzone der Hauptstadt Asunción mit Schwimmbad besitzt
und sich mit dem Gedanken befasst, auf diesem auch Camper
aufzunehmen. Hier klopfen wir an, werden von Betty
herzlich in Empfang genommen und koennen uns den
Standplatz auf der leeren Wiese aussuchen. Sogar
wireless-Anschluss koennen wir mitbenutzen, wenn auch mit
schwankender Verbindung. |
|
Unsere kleinen
Alltags-"Probleme" loesen sich wie von selbst.
Betty nimmt sich verdenkenderweise unserer Schmutzwaesche
an. Auf dem Weg in die Stadt werden wir angehupt und wer
schliesst zu uns auf - Volker und Inge, denen wir
eigentlich von einem Internet-Cafe aus hatten ein Mail
mit unserem Aufenthaltsort schicken und fuer den Besuch
der Iguaçu-Faelle hatten verabreden wollen. Allerdings
haben sie bereits mit Asunción abgeschlossen und
sind bereits auf dem Weg zum Circuito de Ouro. |
|
Wir dagegen fahren ins Zentrum, um uns
die paraguayische Hauptstadt, in welcher sowie deren
Einzugsgebiet 1,5 Mio. Einwohner leben, anzusehen. Wir
konzentrieren uns aufs eigentliche Zentrum zwischen den
drei Plazas Uruguaya, Plaza de la Democracia/de los
Héros und Plaza Indepencia. Zu Fuss schlendern wir zum
Pantéon de los Heros, wo gerade Wachabloesung
stattfindet, durch die Calle Palma mit vielen Geschaeften
und noch mehr fliegenden Haendlern und landen gerade
rechtzeitig auf die Essenszeit im "Rodizio". Am
Buffet bedienen wir uns einmal mehr mit Salaten, Beilagen
und lassen uns vor allem von den verschiedenen Spiessen
vom feinen gegrillten Fleisch abschneiden. Nachttisch
wollen wir dann auch nicht verachten und brauchen zur
Abrundung schliesslich noch feine Capuccinos. Im Vorraum
des Restaurants koennen wir als Kundenservice via unser
Skype Natel und die Wireless-Zone unsere Gespraeche in
die Schweiz erledigen, bevor wir den Stadt-Rundgang
fortsetzen. |
Das Gelaende des Hafens ist abgeschottet
und man sieht kaum den Paraguay. Der weisse
Regierungspalast, Palacio de Lopez, der sich in seiner
Erscheinung bis auf den Mittelturm am Louvre orientiert,
an der El Paraguayo Independiente ist ein grosser
Kontrast zum riesigen, modernen Congreso Nacional mit
seinen spiegelnden Fensterfronten. Gleich vis-à-vis
davon liegen entlang des Flusses die Viviendas
Temporarias, wie man die Elendsviertel hier nennt. Diese
verschachtelten windschiefen Wellblechhuetten ueberblickt
man auch vom rosaroten heutigen Centro Cultural Cabildo
und frueheren Kongressgebaeude sowie von der Plaza de la
Independencia Nacional aus. Die Catedral, aeusserlich ein
eher unscheinbarer Bau, erstaunt uns mit seinem zwar
schlichten Inneren aber fast schon eleganter Kanzel,
einem einfachen runden Steintisch vor einem schoenen in
gruenblauem Ton gehaltenen, mit Gold verzierten Altar.
Auf dem Rueckweg zum parkierten Camper statten wir der
nicht mehr gebrauchten, 1864 eingeweihten Estacion del
Ferrocarril, Teil der 1857 als einer der ersten in
Suedamerika eroeffneten Eisenbahnlinie, einen kurzen
Besuch ab.
Wir suchen uns einen anderen Rueckweg zum Standplatz und
kommen prompt durch eine ganz andere Welt innerhalb der
paraguayischen Hauptstadt. Im Viertel Villa Morra sind
die Laeden und Geschaefte um einiges luxerioeser. Ihre
Kundschaft, wohlhabende Grossgrund- und Fazenda-Besitzer,
wohnt in den umliegenden feudalen Stadt-Residenzen, die
sich hinter hohen Mauern und bewachten Eingangstoren in
oft weitlaeufigen Parks verstecken. |
|
|
Nachdem wir getankt haben, Wasser im
Camp, Diesel und das hier vielverbreitete GLP-Gas an
einer der groesseren Tankstellen, verlassen wir Asunción
am Internationalen Flughafen vorbei. Luque scheint
nur aus Laeden zu bestehen, reich mit Waren, zu diesem
Zeitpunkt aber arm an Kundschaft. Der Ort liegt auf dem
Weg nach Aregua, einer der fruehesten
Tochtergruendungen von Asunción. Das nur 30km entfernte
Staedtchen ist ein beliebter Ausflugsort der Bewohner der
Hauptstadt und liegt am Lago Ypacaraí. Das
Balnéario Municipal sieht eher vernachlaessigt aus und
wr koennen nicht eruieren, ob sich die Gegend vom
Badeverbot in den Jahren 2004 und 2005, als es im See ein
grosses ungeklaertes Fischsterben gab, wieder erholt hat.
Entlang der Hauptstrasse wartet man definitiv auf
Wochenend-Besucher und moechte Tonwaren in allen Groessen
und Farben entweder als Toepfe oder speziell als
Gartenzwerge, Schneewittchen, Nachbildungen aus Vogel-
und uebriger Tierwelt, Krippenfiguren mit den drei
Koenigen, Kamelen und dem Jesuskind nicht zu vergessen,
an den Mann oder an die Frau bringen. Wer statt fuer den
Vorgarten etwas fuer den Magen tun moechte, kann sich bei
den vielen Staenden mit Erdbeeren - Fruechte frisch vom
Feld zu 7000.- G. das Kilo sowie auf Torten, in
Marmeladen, Fruchtsaucen, Eiscrème oder in Form von
Liqueur, eindecken. |
Wir schlagen in Ypacaraí einen
Haken und rollen ein Stueck westwaerts, um Itauguá
nicht zu verpassen, woher die vielen, fast
spinnwebenfeinen Webarbeiten der Nanduti stammen. Ich
kann nicht widerstehen und kaufe davon ein Souvenir, das
auch gleichzeitig eine Erinnerung an den Streit sein
wird, der da wegen meiner unklaren Aeusserungen und
Weginformationen ausbricht. Fredy weigert sich deswegen
zu fahren und ich muss das Steuer uebernehmen. Bei Itá
gelangen wir auf Ruta 1 und via Yaguarán nach Paraguarí.
Durch friedliche Gegend, aber mit unangenehm vielen
Motorraedern auf der Strasse, rollen wir im warmen Licht
vom spaeten Nachmittag nach Piribebuy. Da
entscheiden wir uns fuer die Direttissima und rollen fuer
die folgenden 15 km zurueck auf die Hauptverbindung Ruta
2 auf einem rumpligen Camino Empredado - mit eckigen
rotbraunen Stein-Bruchstuecken ausgelegte Nebenstrasse -
und lassen uns daran irgendwo im Busch fuer die Nacht
nieder. |
Die Fahrt auf Ruta 2 bietet keine grossen
Ueberraschungen. Wir passieren Coronel Oviedo, Cagauazú
und stoppen ausserhalb Ciudad del Este fuer den
Mittagsimbiss. Auch in der Grenzstadt, die in der
Hauptsache vom Handel und Verkauf zollfreier Waren lebt,
ist heute Sonntag wie ueberall in Paraguay alles
geschlossen. Wir rollen durch eine Front von Gittern und
runtergelassender Rollaenden geschlossenen Geschaefte.
Die "Puente de Amistadt" liegt ausgestorben in
der Sonne, und die Beamten an der paraguayanischen
Grenzstation nehmen's locker. Wir haben ja wegen des
"vereinfachten" Einreiseprozedere vor gut einer
Woche kein Zolldokument fuers Auto. Also lassen wir erst
unsere Paesse bei der Imigracion ausstempeln, gruessen
alle freundlich, steigen wieder in den Wagen und rollen
einfach davon. Niemand protestiert oder realisiert zu
unserer Erleichterung, dass wir den Zoll gar nicht
aufgesucht haben. Alle sind sie froh, wieder ihre Ruhe zu
haben. |
|
Ebenso legère ist die Atmosphaere auf
der brasilianischen Seite. Wir fuehlen die vereinfachten
Einreisezettel aus. Jemand opfert sich und stempelt die
Ausweise. Beim Zoll bedauert man, dass heute keine
"Competencia" vor Ort sei und erklaert uns,
dass wir ohne Dokument fuer den Wagen die Grenze
passieren und uns trotzdem in Brasilien wohlfuehlen
koennten. Langsam bekommen wir Uebung in dieser Art
Grenzpassage und akzeptieren diese Kurzform ohne Protest.
Auch Foz do Iguaçu praesentiert sich fast
menschenleer. Ein 24h-Std.-Bankomat auf dem Weg zum
Camping Internacional verschafft uns die noetigen Reais.
Bei der Einfahrt auf den Platz erschrecken wir wegen drei
der roten Wagen von Rotel Tours - zum Glueck aber nur
hier abgestellt ohne Passagiere. Nur zwei Argentinische
Camper stehen unter den schattenspendenden Baeumen, also
keine intensiven Gespraechspartner vorhanden. Wir koennen
uns beruhigt am Internet beschaeftigen und uns schlau
machen, was bei unseren Bekannten und vor allem sonst in
der Welt so passiert ist. |
|
An einem solchen Tag wie heute Mittwoch,
25.8., werden vrmutlich jeweils die Werbe-Aufnahmen und
Bilder fuer die Postkarten gemacht. Wir fahren mit dem
Camper zum Parque Nacional do Iguaçu. Auf
weitlaeufigen Parkflaechen stehen nur wenige Fahrzeuge,
die Bus-Zonen sind zum Glueck praktisch leer. In den R.
20.50 Eintritt pro Person ist auch der Transport mit
einem offenen Doppeldecker-Bus zum Ausgangspunkt des
Trails am Ufer des Rio Iguaçu enthalten. Von der
brasilianischen Seite her geniesst man einen
panorama-haften Anblick der Cataractas, eigentlich 275
einzelnen Faellen, die sich da zum "Patrimono
Natural de Humanidade" vereinen. Langsam wandern wir
auf Stegen zwischen spielenden Coati mit Zwischenhalten
bei den vielen Aussichtsplattformen zum spektakulaersten
Teil der Faelle, der Garganta do Diablo. Betonierte Stege
fuehren uns da naeher an den brodelnden Kessel und seine
feinen uns durchnaessenden Wassernebel heran, vor denen
man kaum die Kamera trocken halten kann.
Ein Panorama-Lift bringt uns zum Abschluss wieder auf
Strassenebene, wo wir uns in einem modernen Komplex mit
verschiedenen Fast Food Anbietern und Restaurants
verkoestigen. Hier hoert man das Tosen der Wassermassen
nur noch gedaempft und blickt am Denkmal von Alvar
Núñez Cabeza de Vaca, des ersten Europaers, der 1542 zu
Gesichte bekam, vorbei ueber den zuegig zur Abbruckkante
fliessenden Rio Iguaçu Superior hinweg. |
Empfehlenswert ist auch der Besuch des
neben dem Eingang zu den Faellen liegende Parque des
Aves. Erst sind wir schockiert, dass der Eintritt
mehr kosten soll als derjenige zu den Foz do Iguaçu,
muessen uns dann aber eingestehen, dass die gepflegten
Kaefige wie auch grossen 8m hohen und begehbaren
Freiflug-Gehege ihr Geld durchaus wert sind. Auf dem
Gelaende von 5ha heimischen subtropischen Walds spazieren
wir ueber verschlungene, jetzt am Nachmittag zum Teil
leider schon dunkle Pfade und erfreuen uns der bunten
Vogelwelt mit 800 groesstenteils einheimischen
Vogelarten, allen voran den lauten farbenfrohen Aras und
den recht zutraulichen Tukans, aber auch Vertretern von
andern Kontinenten. |
Ein ungeplanter Ruhetag heute. Wir haben
beschlossen, den Itaipú Staudamm erst nach der Rueckkehr
ins Land von der Paraguay-Seite aus zu besuchen. Im
Gegensatz zu den brasilianischen Information in
Portugiesisch habe ich da wenigstens eine Chance, etwas
von den in Spanisch gehaltenen Erklaerungen zu verstehen.
Wir verbringen einen recht heissen Tag im Schatten der
Baeume des Campingplatzes, haben den herrlichen Swimming
Pool zu unserer alleinigen Verfuegung zum baden, arbeiten
dazwischen - wireless sei gedankt - und schwatzen den
ganzen Abend lang mit deutschen Neuankoemmlingen, Jutta
und Lothar. Wie es so oft der Fall ist, haben sie wie wir
auf den bisherigen Routen in Suedamerika dieselben
Reisenden getroffen. |
Wir leisten uns am Mittwoch, zusammen mit
Volker und Inge, die am Vorabend ebenfalls eingetroffen
sind, den Luxus und besteigen um 8.30h direkt auf dem
Campingplatz das bestellte Taxi. Fuer R. 100.- werden wir
ueber die Grenze nach Argentinien, an Puerto Iguazú
vorbei direkt zum Eingang des argentinischen Nationalpark
(und abends wiede retour) kutschiert.
Da treten wir erst zum "Aventura Nautica" an.
Mit einem 4x4 Vehikel werden wir durch den Regenwald zum
Puerto Macuco gefahren, wo wir Schwimmwesten und
Schutzsaecke fuer die Kameras fassen. Ein
Schlauch-Schnellboot navigiert 6km weit ueber die
Stromschnellen des Rio Iguazú Inferior in den Canyon der
Garganta del Diablo und vermittelt als spezielles
Highlight eine die Meisten (mich ausgenommen)
begeisternde Dusche unter den San Martín Faellen.
Tropfnass wechseln wir ins Boot, dass uns zur Isla San
Martín uebersetzt, und auf dem folgenden Spaziergang
trocknen im sonnigen Wetter unsere Kluften wieder.
Zurueck auf dem Festland wird uns bewusst, dass wir nach
Beendigung des Circuito Inferior nach dem Mittagsimbiss
ein schnelleres Tempo anschlagen muessen, wollen wir all
die weiteren Plattformen besuchen und die verschiedenen
Faelle von Nahmen sehen. |
|
1992 haben Fluten die Verbindungsstege
zur Garganta de Diablo weggerissen. Heute ueberbrueckt
man diese Entfernung mit einem kleinen Zug. Ueber zuletzt
einen 1'100m langen Ersatz-Paseo gelangen wir
schliesslich zu diesem kroenendes Erlebnis und steht in
unmittelbarer Naehe der fallenden Wasser und ihren
Gischten, die einem entweder herrliche Regenbogen bieten
oder aber die ganze Sicht auf die brasilianische Seite
und auf deren aeusserste Plattform, wo wir zwei Tage
frueher gestanden haben, rauben.
Inge und Volker absolvieren als Letztes ihren "Paseo
Eclogico", der Rueckweg mittels Bootsfahrt am Ufer
entlang, der uns nicht gereizt hat. Wir nehmen uns lieber
die Zeit, als Abschluss noch in Ruhe den Circuito
Superior zu begehen und letzte Blicke auf die
beeindruckende Szenerie zu werfen. Geschafft sinken wir
in die Polster des vorbestellten, uns bereits am Ausgang
des Parks erwartenden Taxis und lassen uns bequem zurueck
nach Brasilien zum Camping Internacional und wenig
spaeter zu einem Nachtessen mit Parilla und Buffet Livre
in die Churrascaria Tropicana im Zentrum von Foz do
Iguaçu bringen. |
Der Morgen ist noch einigen
Schreibarbeiten gewidmet. Inge und Volker sind bereits
von Foz do Iguacu losgefahren, um die Besichtigung
der brasilianischen Seite nachzuholen. Wir decken uns
noch beim SuperMercado mit Frischwaren ein und erreichen
danach gerade zur Mittagszeit die Bruecke ueber den Rio
Paraná um zwei Stempel als Besiegelung der letzten
Ausreise aus Brasilien einzuholen.
Anschliessend hesst es, die Uhr eine Stunde
zurueckzustellen, wieder zurueck in Paraguay in
Minutenschnelle bei der Einwanderung die Rueckkehr ins
Land zubestaetigen, dann aber insgesamt ueber eine halbe
Stunde verplempern bis ein Opfer unter den
herumlungernden Maennern bestimmt wird, der uns das
temporaere Zollformular fuer den Camper ausfuellt. Wir
sind froh, Ciudad del Este und damit den
Schleppern und fliegenden Haendlern entkommen zu koennen,
die heute werktags Geldwechsel, illegal kopierte DVDs mit
den besten "Peliculas", Uhren usw. verkaufen
oder anderweitig guenstige Geschaefte entlang der
Hauptstrasse vermitteln wollen. |
Bei Hernandarias liegt das
bi-nationale Brasilien/Paraguay Bauwerk, das 1991
eingeweiht wurde: das Wasserkraftwerk Itaipú. 18
Turbinen, denen durch Anschluss-Stutzen von 10 m-Ø
Wasser zugefuehrt wird, produzieren zu Fuss der 2km
langen Staumauer 12,6 Mio. Kilowatt Strom pro Stunde. 3
Mrd. USD sollte dieses Bauwerk kosten - die Endabrechnung
resultierte in 20 Mrd. USD mit Aufwendungen, die nicht
nachvollzogen werden konnten, und enormen Geldbetraegen,
welche auf unerklaerliche Art und Weise versickert waren.
Paraguay nutzt nur einen nicht mal zweistelligen Anteil
der ihm zustehenden Energie und kann den Ueberschuss an
Brasilien verkaufen, dessen grosse Industriegebiete und
Stromverbraucher allerdings in ueber 1'000km Entfernung
liegen, so dass viel Strom auf dem Transport verloren
geht. Fuer Brasilien, das die hoechste Schulden trug,
waren diese Baukosten - gleichbedeutend mit 1/6 der
seinerzeitigen gesamten Auslandschulden - im Gegensatz zu
Paraguay eine finanzielle Katastrophe und verwandelte das
Land in den Inhaber des groessten Schuldenberges der
dritten Welt. |
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Im Visitor Center lassen wir uns unter
Vorweisung des Passes registrieren und besteigen um
14.30h den Bus zur kostenlosen Besichtigung von Itaipú.
Leider wird diese im Schnellzugstempo durchgezogen. Nur
zweimal koennen wir aussteigen, erstmals um den Damm aus
Distanz zu ueberblicken. Die gewaltigen Ueberfluss-Rinnen
am westlichen Damm-Ende liegen zu unserer Enttaeuschung
ungenutzt trocken da. Ihr Bild davon voll weiss
schaeumendes Wasser, das ausnahmslos alle Prospekte und
Reisefuehrer ziert, soll sich jedoch nur ausnahmweise,
etwa 5x pro Jahr, bieten wenn bei starken Regenfaellen in
den noerdlicheren Regionen die Staumauer entlastet werden
muss. Die Fuehrerin draengt uns weiter, und der Bus
taucht in den Fuss der Staumauer ein. Teile einer zur
Zeit fuer Revision zerlegten 20m-Ø Turbine ruecken fuer
uns die Dimensionen in begreifbare Relationen. Wenn in
Gebrauch liegen diese Apparaturen in Reih' und Glied in
tiefen, mit roten runden Abdeckungen versehenen
Schaechten 40 m tiefer dem Ansturm der Wassermassen
ausgesetzt, die sie antreiben. Im Schatten der 200m hohen
Mauer fahren wir auf die brasilianische Seite. Regen hat
leider eingesetzt und klatscht gegen die Fensterscheiben,
so dass sich waehrend der Rueckkehr zum Ausgangspunkt der
Tour ueber den Damm in diesem trueben Wetter keine
spektakulaere Aussicht mehr ergibt.
Der 170km lange Stausee bedeckt heute ca. eine Flaeche
von 1500km2 und ist stellenweise 220m tief.
Immer hat man bestritten, dass durch seine Schaffung auch
Umweltprobleme entstanden seien. 170km weiter noerdlich
sind die angeblich wasserreichsten Faelle der Erde, ein
einst groesseres Naturwunder als die Iguaçu-Faelle, samt
ihrer 100m tiefen Schlucht dadurch verschwunden. In
medien-wirksamen Aktionen hat man bei der Flutung durch
die steigenden Wasser isolierte Tiere von Inseln und
Baeumen gerettet und sie danach in den entlang der
Seeufer als Ausgleich geschaffenen 200m breiten
Schutzstreifen, den insgesamt 63'000 ha umfassenden
Refugios Biologicos, wieder ausgesetzt. Wir uebernachten
in einem davon, dem 17km entfernten Tati Yupi,
wozu uns kostenlos die dafuer benoetigte Camp-Bewilligung
ausgestellt wird. Mit den beiden ostdeutschen Backpackern
Diane und Maik an Bord, die uns auf diese Idee gebracht
haben, fahren wir da raus und sind jetzt ausser Saison
die einzigen Gaeste im riesigen Park. |
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Wir kehren am naechsten Morgen auf die
9.3oh-Filmschau hin mit Diane und Maik an Board zum
Visitor-Center des Itaipu-Staudammes zurueck und
verabschieden uns anschliessend von ihnen.
Nach einer gemaehlichen Fahrt ueber Ruta 6 entlang
riesiger Getreidefeld besuchen wir am spaeten Nachmittag
unweit von Hohenau die Ruinen von Jésus. |
Nur vier Jahre vor der Vertreibung der
Jesuiten gegruendet, vermochte die geplante riesige
Kirche hier gar nie fertiggestellt werden. 1588 waren die
ersten Jesuiten nach Paraguay gekommen und erst als
Wander-Missionare taetig gewesen. Sie wollten die
Indianer den spanischen Kolonisten und ihrem
Encomienda-System entziehen und gruendeten ihre ersten
Siedlungen weitab von ihnen im heutigen brasilianischen
Bundesstaat Paraná. In diesen Reduktionen lebten einige
Padres mit einigen Hundert bis mehreren Tausend Indianer
und durch ihre Missionstaetigkeit befriedeten sie
gleichzeitig teilweise kriegerische Voelker. |
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Immer wieder aber wurden diese Stationen
ueberfallen und massenweise Guarani-Indianer verschleppt
und versklavt, weshalb die Jesuiten weiter nach Sueden
umzogen und sich um Encarnación herum niederliessen. In
der Landwirtschaft, eigentlich urspruenglich nur zur
Selbstversorgung betrieben, waren sie wirtschaftlich sehr
erfolgreich. Da die Reduktionen basierten aber vor allem
auf Gehorsam und nicht auf Selbstverwaltung. Des
verfielen nach der Ausweisung der Jesuiten im Jahre 1767
durch den spanischen Kaiser Karl III., der die Gruendung
eines eigenen unabhaengigen Staates durch sie fuerchtete,
die zu dieser Zeit dreissig Niederlassungen mit an die
100'000 darin wohnenden Guaranis sehr schnell. 1840
wurden sie endgueltig aufgeloest. |
Wir spazieren durch das gepflegte,
satt-gruene Gelaende zwischen den Mauerresten aus in der
Abendsonne kraeftig leuchtenden rotbraunen Backsteinen
und lassen die friedliche Stimmung auf uns einwirken,
bevor wir ueber die gut 10km zur Hauptstrasse/Ruta 6
zurueckkehren und uns auf dem Hof des Hotel a las Ruinas
in Trinidad niederlassen.
Der Samstag-Morgen gilt der Besichtigung der Ruinen der
grossen Jesuiten-Mission von Trinidad. An den
Mauerresten der zentralen Kirche findet man verschiedene
schoene Steinmetzarbeiten, aber die Treppen auf Tuerme
oder hoeher gelegene Aussichtspunkte sind leider alle
gesperrt. |
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Weit ist es von da aus nicht mehr bis zur
Grenzstadt Encarnacion und die paraguayanische
Grenzabfertigung nur eine kurze Formalitaet. Eine moderne
Haengebruecke, die man aus was fuer unerklaerlichen
Gruenden auch immer nicht photographiert haben will,
bringt uns zu unserer letzten Einreise nach Argentinien. |
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Weitere Fotos: siehe
Galerie / Paraguay - Nr. 6041-6727 +
Galerie / Argentinien II... Nr. ......-..........
Galerie / Brasilien III Nr......-......... |