12. Januar - 1. Februar 2006 von Vientiane-Nam Soi/Laos

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Freitag, 13. Januar 2006 - Thai Airways bringt uns mit der bei uns ueblichen Baggage (unbeanstandetes Uebergewicht wegen der mechanischen Teile fuer unseren Iveco in den beiden eingecheckten Reisetaschen sowie zwei vorbehaltslos akzeptierte Kartonverschlaege mit einem Camper-Seitenfenster und einer neuen Kuehlschranktuer plus zusaetzlich im Handgepaeck den Laptop, Fotoausruestung und einen Rucksack voller Reisefuehrer, Buecher und Karten) via Bangkok zurueck nach Vientiane, die Hauptstadt der Volksrepublik Laos. Die Extreme koennten kaum groesser sein. Aus dem verschneiten winterlichen Zuhause und der europaeischen Moderne werden wir zurueckversetzt in sommerliche Temperaturen und in ein Land, in dem die Uhren etwas anders ticken.
Selbst am Flughafen ist Hand- und Fussarbeit noetig. Das Flugzeug wird von einem Lotsen eingewiesen, der auf einer Bockleiter steht und hektisch mit roten Kellen winkt, um die Aufmerksamkeit des Piloten auf sich zu ziehen. Dann werden zum Aussteigen wie anno dazumal offene Treppen herangekarrt. Die Passagiere trotten anschliessend uebers Flugfeld und streben dem Abfertigungsgebaeude zu. Immigration stempelt ohne Fragen unser Visum ab. Ungehindert passieren wir mit Sack und Pack den gruenen "no goods to declare" Ausgang. Die Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt kostet immer noch US $ 6.-, und die Transportmittel sind so klapprig wie eh' und je.
Und da steht dann unser Camper beim Mechaniker Mike. Frisch gewaschen zwar das Aeussere, der vormals saubere Innenraum aber ein kleiner Schock. Durch die zwecks Durchlueftung waehrend unseres langen Heimaturlaub leicht angehobenen Luken und Schlitze hat von der Umgebung viel fettiger Staub den Weg ins Innere gefunden. Die interimistische "intensive" Bearbeitung der laotischen Crew hat zudem auf Sitzen und an Waenden oelige Souvenirs hinterlassen.
Also eine erneute, fuer mich bei ungewohnten 35o C schweisstreibende Putzkampagne als stimulierender Beginn der neuen Reise-Etappe - diese umso noetiger, als sich ueberall Maeusekegel und unter dem Kuechenblock gar zwei verlassene Nester finden lassen. Zwei dieser Viecher retten sich waehrend der Reinigungs-Aktion ins Freie, und wir hoffen, mit der Entfernung der angenagten Packungen den Nagern ihr Heim unattraktiv genug gemacht zu haben.

Fredy ist bei weitem nicht etwa muessig. Kaum angekommen, stuerzt er sich in den Overall. In seiner Abwesenheit hat man den Wagen weiter (ver-) repariert und wie uns schon per E-mail informiert, laeuft er dank dessen nicht mehr rund.
An diesem ersten Abend in Vientiane finden wir uns resigniert im Le Grillon zum Nachtessen und im Khamkhoun Hotel zum Uebernachten ein.
Wie die Motten ums Licht so schwirren die Laoten (oder Chaoten) am Samstag um unsern Camper. Aber wenn Fredy nicht staendig draengt, tut sich kaum was Produktives. Ich bin mit Einraeumen von Kleidern und Ausruestung, Waschen der muffigen Bettwaesche und Reinigen voll ausgelastet, waehrend Fredy seinen Schweiss ueber Werkzeug, Ersatzteilen und Motor vergiesst. Am Abend ist dann endlich ein Ende der Arbeit abzusehen. Von nun an koennen wir allerdings, wenn - wie jetzt der Stromumwandler ab 220V, (wieder) mal die Primus-Heizung, die Lautsprecher vom Radio, der Strombezug fuer GPS und anderes mehr nicht funktioniert - uns immer fragen, ob etwas falsch eingebaut, das Teil nicht richtig (sofern ueberhaupt) angehaengt wurde, oder ob eventuell die Maeuse an den Kabeln am Werk gewesen waren.
Der grosse Start mit dem Camper. Es ist Sonntag - die meisten Laeden und auch die Wechselstuben bleiben geschlossen. Wir fangen an, die Vorraete aufzufuellen und besuchen fuer Fleisch, Fruechte und Gemuese den Morning Market. In verschiedensten kleinen Shops finden wir auch Butter, Kaese, Milch, Joghurt und sogar etwas an Wurstwaren. Obwohl alles fuer uns sehr guenstig ist, verteilen wir doch geradezu mit vollen Haenden die Kips (1 CHF = 8164.- Kip).
Beim ersten Aufenthalt haben wir nur wenig von der Stadt gesehen. So fahren wir nun an der Friendship Bridge, welche nach NongKai (Thailand) fuehrt, vorbei zum Buddha Park. Allerdings erwischen wir ob der hier tollen Beschilderung prompt die falsche, viel laengere Nebenroute und rollen bald schon hinter Lastwagen her durch dicken rote Staubwolken. Schliesslich erreichen wir nach einem Mittagszwischenhalt doch noch die Anlage hinter Tadea kurz bevor sie um 16.00h schliesst. Viele der um 1950 erstellten Figuren haben in der Witterung gelitten, praesentieren sich aber jetzt im abendlichen Licht zwischen den bluehenden Bougainvilleas sehr fotogen. Die anschliessende idyllische Uebernachtung direkt untem am Mekong-Ufer findet ein abruptes Ende, als am Morgen in aller Herrgottsfrueh wir noch im Bett ein "knabber, knabber" im Lebensmittel-Kasten vernehmen, das wir nicht ignorieren koennen. Noch ist also nichts mit "trautem Heim allein resp. zu zwein". Wohl oder uebel verwerfen wir die schweizerische Methode des Vergiftens, da wir sonst mit verendeten stinkenden Maeuseleichen irgendwo in den doppelten Boeden oder hinter Kaesten rechnen muessten und vertrauen darauf, dass die laotische Methode, Leimteller auszulegen, von Erfolg gekroent sein wird.
Da der Anlasser nicht immer auf Anhieb funktionniert, will Fredy das bei Mike noch "kurz" in Ordnung bringen lassen. Zudem gefaellt ihm das Motorengeraeusch im Leerlauf und unter Last nicht (und wie Mike uns verschaemt gesteht, auch ihm bei unserer ersten Wegfahrt nicht!). Und so kommt es wie es kommen musste. Grosse Demontage, viel Lamento ja Streitgespraeche, da die Garantiearbeiten nur schleppend vorwaerts gehen. Wen wundert's, am Abend schlafen wir dann an Ort und Stelle unter dem Vordach, da der Camper immer noch immobil resp. die Front und verschiedene Anbauteile demontiert sind. Aber morgen ist ja ein neuer Tag und somit neue Hoffnung auf einen baldiges glueckliches Ende. Wie schon zum Mittagessen werden wir (aus Gastfreundschaft oder wegen des schlechten Gewissens) auch bestens mit einem Nachtessen in kolonialem Stil von Mike's Frau Bee versorgt. Dann haben wir jeweils Gelegenheit, noch eine Runde "Tennis" zu spielen mit dem elektronischen Schlaeger, den wir seinerzeit von Bandhit erhalten hatten. Dieser Moskito-Killer knisterte nur so und es riecht penetrant nach Verbranntem, hatten sich doch Hunderte von Moskitos tagsueber ins Auto verkrochen und finden nun ihren unglueckseligen Tod.
Mit meinen zwei linken Haenden kann ich sowieso nicht helfen. Ich verdruecke mich deshalb zwischendurch. Die Auskunft, die ich auf der nahen vietnamesischen Botschaft erhalte ist nicht, was wir erhofft hatten. Leider ist der noerdlichste aller Grenz-Uebergaenge immer noch nicht fuer Auslaender offen, was unsere Reiseplaene in Laos beinflussen wird. Anschliessend lasse ich mich per Tuktuk zum Pha That Luang fahren. Das inkl. Pinnakel 45m hohe Monument leuchtet von Weitem. 1566 begann man mit dessen Erbauung, aber in 1828 fiel es der siamesischen Invasion zum Opfer. Erst recht und schlecht in 1900, dann in perfektem laotischen Stil in der typischen Lotusblueten-Form, wurde der Pha von den Franzosen zwischen 1931 und 1935 wieder aufgebaut und 1995 zum 20-jaehrigen Staatsjubilaeum neu vergoldet. Fuer die Rueckfahrt direkt ab Parkplatz vom Monument will der Tuktuk-Driver 30'000.- Kip von mir, ausserhalb des Compounds, abseits der Kurzzeit-Touristen dann finde ich einen weniger Unverschaemten, der mich fuer die ueblichen 5'000.- zurueck ins Stadtzentrum bringt. Da habe ich genuegend zu tun, unsere E-mails durchzugehen und all unsere Bekannten und Freunde mit einem Rundschreiben von unserer Ankunft hier zu informieren.

Den Geraeuschen nach zu schliessen, reist/en am Mittwoch, 18. Januar 2006, noch mindestens noch ein Nager mit uns, als wir nach wenigen Einkaeufen und Auftanken (seit unserem letzten Aufenthalt hat der Diesel ca. 10% aufgeschlagen und kostet nun 6610.- statt 6040.- Kip/l) stadtauswaerts rollen. Wir haben uns fuer die Route 10 entschlossen und sind bald in laendlicher Gegend. Die meisten Reisfelder sind abgeerntet, nur wenige aber schon abgebrannt und gar bereits neu mit den auffallend gruenen Keimlingen bestellt. Die Leute scheinen mit Vorliebe den Strassen entlang zu wohnen. Viele der Huetten sind ganz traditionell auf Holzstelzen und komplett mit geflochtenen Matten gefertigt. In Ban Keun halten wir fuer den Mittagshalt direkt am Nam Lik, bevor wir uns auf die Weiterfahrt und wenig spaeter auf einen Abstecher an das grosse Wasserreservoir Asiens, den Ang Nam Ngum, aufmachen. Der von bis zu 1'500m hohen Bergen umgebene Stausee wurde in den 70iger-Jahren so rasch aufgefuellt und mit der Produktion von Elektrizitaet aus Wasserkraft begonnen, dass die umliegenden Haenge zuvor nicht abgeholt werden konnten. Deshalb werden heute noch mit einer speziellen und gefaehrlichen Technik die wertvollen Teakbaeume unter Wasser geschlagen. Der See praesentiert sich uns tiefblau. Am spaeten Nachmittag liegen die vielen kleinen Inseln, mit kraeftig gruenem Bewuchs auf roter Erde, im warmen Licht. Die meisten sind unbewohnt, aber in der Vergangenheit, d.h. nach der Machtuebernahme des Pathet Lao im Dezember 1975, beherbergten viele Umschulungslager: politische und militaerische Widersacher auf den Maennerinseln, aufgegriffene weibliche Kleinkriminelle und vor allem Prostituierte auf separaten Fraueninseln.
Bei PhonHong stossen wir auf die qualitativ bessere Sued-Nord-Verbindung ab Vientiane, die Nr. 13N. Sie verlaeuft über lange Strecken direkt dem Nam Xong entlang durch buschige Gegend. Ein kurzer Zwischenhalt nur Hinheup, wo der Nam Lik die Strecke kreuzt. Wenig spaeter an den noerdlichen Auslaeufern des Ang Nam Ngum finden wir bei Thahua keinen Standplatz und beeilen uns, die letzten 25 km nach Vang Vieng hinter uns zu bringen, da die Daemmerung mit Riesenschritten naht. Fast fahren wir dann an diesem grandiosen Kaff vorbei, bis uns klar wird, dass es sich bei dem auffaelligen geteerten Platz um den im Reisefuehrer erwaehnten, seit Ende des Indochina-Kriegs unbenutzten Flugplatz handelt. Gut 12'000 Leute sollen in dieser Stadt wohnen, die vor allem von Backpackern gerne aufgesucht wird. Trumpf sind hier verschiedene Hoehlen in den nahen Kalksteinfelsen. Angeboten wird auch River Rafting oder Kayaking auf dem Nam Xong - sicher interessanter wenn er gerade mehr Wasser hat als zur Zeit. Der Ort ist eher schmutzig und komplett verstaubt - Kunststueck bei der trockenen roten Erde und der fuer die Verlegung einer Abwasserleitung aufgewuehlten Hauptstrasse. Diese ist von Laeden, Internet-Cafés und vor allem unzaehligen kleinen Restaurants und Guesthouses gesaeumt, weshalb es nach dem Eindunkeln da relativ lebhaft zugeht. Wir parken frisch geduscht mit sogar warmen Wasser (dazu mussten wir allerdings den Motor laufen lassen - es ist kaum zu glauben, nicht nur die Primus- sondern auch die Webasto-Standheizung funktioniert einmal mehr nicht!!) und satt von einer Pizza in einem kleinen Lokal an der namenlosen Hauptstrasseam Rande der ehemaligen Landebahn zum Schlafen. Wir haben einen unpopulaeren Entscheid gefasst - morgen heisst es mangels vernuenftige Alternative nochmals zurueck nach Vientiane: Bei seinem Reparatur-Aufenthalt im letzten August hatte Fredy um die Kabine zu schonen die alten Silentbloecke durch weichere ersetzt. Auf der Fahrt gestern hat es sich aber gezeigt, dass diese schon auf einigermassen guter Teerstrasse viel zu weich sind. Wir kommen aus dem Schaukeln nicht mehr hinaus und vor allem bewegt sich der Lenkstock so stark, dass in Kurven das Lenkrad fast blockiert ist und nicht mehr weiter eingeschlagen werden kann.

Ein letzter kurze Blick am Morgen auf das besonnte Karstgebirge und wir verlassen unmittelbar nach dem Fruehstueck den Airstrip von Vang Vieng. Obwohl Hauptverbindung sind wir auf den 150 km praktisch alleine unterwegs. Erst nach ueber zwei Stunden Fahrt muessen wir vor Vientiane und in Umgebung seines Airports, wo eine Spur der Strasse gesperrt ist, etwas Verkehr gewaertigen. Mike trifft fast der Schlag, als wir bei ihm wieder auf den Platz rollen. Doch wir koennen ihn beruhigen. Der Motor laeuft bis anhin tadellos. Nur die Air Condition muss er nochmals kontrollieren, da sie inzwischen nur noch blaest, aber nicht mehr kuehlt.
Einer der alten Puffer liegt zum Glueck noch herum, und was Fredy sonst noch benoetigt zur Verbesserung kann ihm Mike entweder ab Lager oder von seinen Bezugsorten in der Stadt organisieren.
Freitag, 20.1.: Wir kennen die Route 13N in ihren Anfaengen noch von gestern her. In Hinheup finden wir eine Moeglichkeit, direkt an den Nam Lik hinunterzu fahren und schlagen zwei Fliegen auf einen Schlag: Nicht nur haben wir einen schattigen Platz fuers Mittagessen, wir koennen anschliessend auch noch aufs Kiesbett rausfahren und uns ein erfrischendes Bad im klaren erfrischenden Flusswasser nehmen.
Diesmal halten wir in am oberen Ende des Ang Nam Ngum gelegenen Thahua und informieren uns ueber das Angebot an Trockenfischen, die vor praktisch jedem Haus feilgeboten werden - fuer uns kein Fall zum Schwachwerden und Einkaufen. Vang Viang wenig spaeter lassen wir diesmal buchstaeblich links liegen. Nach Phatang ist der Nam Xong zu einem kleinen Rinnsal geschrumpft. Die Strasse fuehrt bergan und gestattet einen Ueberblick ueber die hinter uns liegende Region, das Karstgebirge einerseits und die bewaldeten Huegel andererseits. Hier erhaelt man einen Eindruck, wie einst die Gegend mit Ur-Bergwald und seinen riesigen Teakbaeumen ausgesehen haben muss. Jetzt erblickt man nur ab und zu an steilen Haengen weit oben noch ein paar bescheidene Muster davon. Jahrzehntelang hatten Holzfirmen Konzessionen fuer einen Kahlschlag erhalten. Der Bau einer Strasse war der Preis fuer die Erlaubnis, links und rechts davon kilometerbreite Streifen abzuholzen.
Entlang unserer Route liegen kleinste Doerfer mit Huetten, meist aus Holz und geflochtenem Bambus. Deren Umgebung ist erstaunlich sauber. Die Bewohner hegen und pflegen ihre Gemuesegaerten und Felder gewissenhaft in harter Arbeit. Spaeter wird es schwieriger zu erraten, wovon die Leute leben. An den Abhaengen sieht man nur noch Bananenstauden und im Gegenlicht herrlich anzusehende Schilfbuesche mit riesigen, silber leuchtenden Wedeln.

Vor Kasi treffen wir wieder auf den Nam Lik, der nach einem Bogen von nun an wieder parallel zur Strasse verlaeuft. Hier ist das Tal viel breiter und voller Reisfelder. Einen Uebernachtungsplatz zu finden ist nicht einfach. So erfragen wir uns Houamuang im Dorf selbst neben einem Wohnhaus die Erlaubnis, dort ueber Nacht zu stehen - gerade noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit. Die letzten Kilometer waren schon muehsam. Die tiefen Loecher im Teerbelag konnte man schon kaum mehr erkennen.
Ganze ¾ Std. dauert heute Samstag unser Glueck. Auf 900 m ue.M. verfuegen wir nur noch ueber 0,4 bar Oeldruck, und schlimmer, wie Fredy in der Folge feststellt, ueber kaum mehr einen Tropfen Oel im Motor. Wir schaetzen uns gluecklich, dass nur die Befestigungsschrauben zum Gleiter der Stirnrad-Kette lose sind und das Uebel mit einem 45-minuetigen Arbeiteinsatz und 5 Liter neuem Oel behoben werden kann. Beim Zwischenhalt auf dem Durchgangsmarkt in Phou Khoun, wo die Route Nr. 7 Richtung Phonsavan von unserer abzweigt, tropft es zwar noch ein bisschen, doch wir nehmen an, dass es sich um im Unterfahrschutz liegengebliebenes Oel handelt. Auf schliesslich 1'313 m nach insgesamt 2 Stunden Fahrzeit kommt dann das dicke Ende. Wieder ist kaum ein Tropfen Oel mehr vorhanden. Zu allem Unglueck sind die beiden Schrauben des gleichen Regulierers zur Stirnradkette wieder verschwunden und das Teil selbst im Gehaeuse drin runtergefallen. Bei dieser heiklen Panne muss Fredy sich erst im Iveco-Handbuch schlau machen, bevor er sich einmal mehr unfreiwillig ins Ueberkleid stuerzt.
Zwar sind alle noetigen Teile noch vorhanden, aber sie rauszufischen und vor allem mit groesstem Fingerspitzen-Gefuehl wieder an der richtigen Stelle einzufuehren und von aussen festzuschrauben ist eine andere Angelegenheit. Ich tue mein Bestes, waehrend ich da bocksteif mit einem Stueck Draht in der Hand, am unteren Ende daran das Corpus Delicti, stehe waehrend Fredy flucht und sich (unter anderem) wegen seiner dicken "Wurstfinger" aergert. Irgendwann dann ist uns dann doch das Glueck hold. Die beiden Schrauben, vorsichtshalber mit Lock Tight verbessert, lassen sich anziehen und das Gleitstueck sitzt an der richtigen Stelle. Nun heisst es aber noch, die Stirnradkette richtig einzufuehren und zu spannen, dabei die Markierungen von vorher auf den jeweiligen Zahn- resp. Stirnraedern ja zu beachten.

Es ist schliesslich 18.00h, als es feststeht, dass wir wieder mobil sind. Eigentlich hatte mir Fredy ja ein Nachtessen auswaerts in Luang Prabang versprochen. Aber es dunkelt so rasch, dass wir schon nach gut 20 Minuten Fahrt auf einer eingezaeunten, erst noch ebenen Weide uns zum Halten fuer die Nacht entschliessen. Es gibt nur einen Schnell-Znacht auch chinesischen Nudelbeuteln. Aber er schmeckt irre, so gluecklich sind wir, dass wir noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen sind. Wir schlafen hier auf 1'367 m wieder mit den dickeren Decken, denn in den Huegel sinkt nachts die Temperatur von bis zu 28o C tagsueber auf nur um die 10o C.
Wir haben noch gut 80 km vor uns, erst runter an den Nam Ming, wieder rauf in die Huegel und bei Xiang-Ngeun ein weiteres Mal runter an den Nam Khan. Hier sind entlang der Strassen viele der Haenge gerodet worden. Da die Borde abrutschen, werden sie mit schnellwachsenden, schlanken Baeumen mit riesigen Blaettern aufgeforstet. Diese Flecken fallen von weitem auf, da darunter der Boden nicht wie die uebrigen Flaechen mit Bueschen und Bodendeckern ueberwachsen sondern seltsam kahl ist.
Die Stadt Luang Prabang, auf 300 m Meereshoehe, liegt auf einer Halbinsel zwischen dem altbekannten Mekong und dem Nam Khan. Sie zaehlt um die 26'000 Einwohner, steht auf der Liste der Unesco World Heritage Cities und hat sich ganz dem Tourismus verschrieben. Hier gibt es denn auch einiges an Sehenswuerdigkeit zu besuchen:
  • Zu Fuss umwandern wir die franzoesisch anmutende Altstadt mit den vielen Seitengassen voller Guesthouses und Restaurants. Ueberall werden in Toepfen Bougainvillea und Christusdorn-Kakteen gezogen, die eine lockere Atmosphaere verbreiten, so dass wir richtig Ferienstimmung bekommen.
  • An Wats mangelt es hier nicht, und einige davon sind sehr beeindruckend. Wir besuchen den angeblich schoensten Tempel, den Wat Xieng Thoung, dessen Bau 1560 vom seinerzeitigen Koenig Setthathirat angeordnet wurde. Wir finden eine wirklich beeindruckende Anlage mit Holzschnitzereien und Malereien, praktisch alle vergoldet, vor.

  • In der auch hier vertretenen Skandinavian Bakery muessen wir uns zwischendurch mit Quiche und Cappuccino staerken, um genug Kraft fuer den Besuch des Royal Palace Museum zu haben. Wir muessen da Tasche und Fotoapparat deponieren, wie immer unsere Schuhe ausziehen, und duerfen dann in dem im franzoesischen Kolonialstil 1904 erbauten Palast fuer 20'000 Kip Eintritt pro Kopf die fuer die Oeffentlichkeit zugaengigen Raeume besichtigen: den reich in rot und gold gehaltener Thronsaal, aber eher nuechterne koenigliche Schlafzimmer und Repraesentationshallen, in denen das einheimische Teakholz seine Verwendung gefunden hat.
    Der vergoldetete Sala Pha Bang, wo sich die hochverehrte 83 cm hohe Buddha-Statue aus Gold, Silber und Bronze befinden soll, hat seine Tueren bereits geschlossen, als wir um 15.30h davorstehen.
  • Also wenden wir uns dem Phu Si zu. Die Ansicht des That Chomsi aus 1804 muss man sich mit 320 Treppenstufen verdienen. Dessen 24m hohe goldene Stupa auf der Anhoehe erblickt man auf der Anfahrt schon von Weitem. Wegen der aufgeschossenen Baeume bleibt einem leider heutzutage die Aussicht auf die Stadt selbst verwehrt und man sieht nur mehr zum Mekong-Ufer und auf die weitere Umgebung herunter.
  • Jeden Tag findet von 17.-22.00h ein abendlicher Markt in der Hauptstrasse Th. Sisavangvong statt. Hunderte von Anbieterinnen sitzen geduldig da, nachdem sie wie jeden Abend von Neuem ihre Ware ausgebreitet haben, und warten auf Touristen, die hoffentlich ihnen einen Tagesverdienst bringen moegen (2 seidene Schals kaufe ich fuer 10.- $). Die Chance dazu ist aber eher gering, so viele Interessenten schlendern nicht herum und ihr Angebot variert hoechstens an Warengruppen, innerhalb derselben jedoch kaum.
Wir wohnen direkt am Mekong-Ufer unten unter Baeumen am Khem Khong unweit der Faehren-Anlegeplaetze. Fuer den kommenden Tag buchen wir einen
  • Slow Boat Trip auf dem Mekong fuer je 60'000 Kip. Dazu muss ich frueh aus den Federn. Der Wasserstand ist in der jetztigen Jahreszeit nicht sehr tief, deshalb steigen wir nur zu fuenft jeweils in eines der SlowBoats - d.h. wir zusammen mit dem deutschen Traveller Reinhold und einem kanadischen Paar. Das Arrangement beinhaltet die obligaten Stops unterwegs bei kleinen Doerfern, wo man uns etwas anzudrehen hofft. Zuerst werden hausgewebte Stoffe und handgefertigtes Papier aus Maulbeerbaum-Rinde, vielfach mit eingelegten Bluetenblaettern oder Graesern, feilgeboten.
    Beim zweiten Halt fuehren der wacklige Bambussteg und die steilen lehmigen Stufen zu lokalen Schnapsbrennereien. Die Fabrikation ist scheint nicht sehr hygienisch, aber hochprozentiger Alkohol soll ja angeblich alles (ausser dem Trinker) abtoeten. Reis wird aufgekocht und anschliessend zum Gaeren in grosse irdene Toepfe gefuellt. Das fertige Produkt erscheint an den Verkaufsstaenden in Flaschen und Glaeser abgefuellt und verfeinert mit diversen eingelegten Viechern wie Schlangen, Tausendfuessler, Spinnen etc.
    In gut zwei Stunden Fahrzeit flussaufwaerts navigiert uns der Bootsfuehrer gekonnt zwischen scharfkantigen Felsrippen und riesigen Sandbaenken hindurch. Dann erreichen wir auf Hoehe von Pak Ou die typschen Sandsteinfelsen und sehen von weitem die Boote am rechten Mekong-Ufer sich stauen. Die Tham Thing, in zwei verschiedenen ueber steile Stufen erreichbaren Hoehlen, beherbergt meist kleine Buddhafiguren aus Metall, Holz oder Ton. Einst sollen es an die 5'000 gewesen sein. Aber wegen Touristen mit klebrigen Fingern sollen sich angeblich deren Reihen gelichtet haben.
  • Am selben Abend lassen wir es uns wieder einmal gutgehen und leisten uns den Luxus eines feinen Nachtessens im angeblich elegantesten westlichen Restaurant der Stadt, der Basserie l'Eléfant in der am Ban Wat Nong. Zwar essen wir nicht franzoesisch, sondern lassen uns ein laotisches Menue mit den verschiedensten Beilagen und Bestandteilen servieren - dies mit dem Vorteil, dass wir dank Menuekarte wissen, dass wir jetzt Laab (kalter Salat aus Hackfleisch mit aller Art Kraeutern), Suppe mit Betelblaettern, "seaweed" mit Sesam, Mekong-Fisch im Bananenblatt, etc. geniessen. Zu Zweit bezahlen wir ganze $ 34.-, fuer uns ein Pappenstil, fuer hiesige Verhaeltnisse aber ein teures Mahl. Auch die Getraenke sind verhaeltnismaessig unverschaemt teuer angesetzt: ein Lemon Soda kostet stolze 2.- $, ein Cappuccino, schon in der Skandinavian Bakery zu 11'000.- K. gar 3.- $ die Tasse.
  • Mit noch leeren Maegen machen wir uns am folgenden Tag auf, um die Bettelmoenche in der Hauptstrasse uns anzusehen. Jeden Morgen nach Sonnenaufgang reihen sich ueber 350 der orange gekleideten Gestalten auf und wandern an den Einheimischen vorbei, die um ein besseres Karma im naechsten Leben oder gar das Nirwana zu erreichen, freigiebig Reis und andere Nahrungsmittel den Moenchen austeilen. Dieser Tam Thak ist natuerlich ein willkommenes Ereignis fuer unzahlige Touristen, die sich ebenfalls zu dieser Zeit gleich uns mit Fotoapparaten bewaffnet hier einfinden.

Die BCEL Bank in der Sisavangvong hat Stromunterbruch, deshalb muessen wir am Dienstag-Morgen, 24.1., zur Hauptfiliale fahren um Geld zu beziehen resp. wechseln. Wir tanken hier in Luang Prabang auf - Diesel ist hier mit 6'990.- schon bedeutend teurer als in der Hauptstadt. Zur Vorsicht kaufen wir ebenfalls Motorenoel auf Vorrat ein und lassen zudem veroelten Motor und Unterfahrschutz mit Hochdruck abspritzen, damit wir kuenftige Pannen auf den ersten Blick entedecken wuerden. Einen Augenschein noch beim Verlassen der Stadt auf die gelbe Friedensstupa beim Wat Pa Phon Phao.
Waehrend der ersten Tages-Etappe begleitet uns zur rechten Hand der Fluss Nam Ou und an dessen Ufer, notgedrungen am Strassenrand, schalten wir dann unsern Mittagshalt ein. Aber Verkehr ist ja sowieso fast ein Fremdwort hier in Laos, so dass nur ein paar wenige Vehikel an uns vorbeirollen. Nach MuangXon dann gondeln wir erst dem Nam Nga, anschliessend einem kleineren Fluss entlang. Die Gegend ist herrlich mit einfachen aber aufgeraeumten, sauberen Doerfern.
In dieser Gegend liegen einzelne Reisfelder bereits wieder unter Wasser und werden gepfluegt. Diejenigen im schon neu bestellten Zustand fallen auf dank der jungen grasgruenen Reiskeimlingen in Reih und Glied. Kilometerweit sind die Einheimischen auch mit dem Sammeln von gruenen Schilfwedeln beschaeftigt, die sie am Strassenrand zum Trocknen auslegen, rollen und schlagen, damit die Samen herausfallen. In der eher kuehleren Gegend wird der Vorgang zusaetzlich ueber offenen Feuern ergaenzt. Sie sind das Grundmaterial fuer die Abertausende von Besen, mit denen hierzulande um und in den Haeusern saubergefegt wird. Ein Grossverdienst kann das nach unsern Masstaeben nicht sein, kostet doch das Endprodukt, wenn wir als Auslaender nach dem Preis fragen, grad mal 5'000.- Kip. Vor Pakmong weitet sich das Tal. Wir stossen wir auf die Einmuendung von Route 1C, bleiben aber auf der 13N und drehen ostwaerts. Die Gaerten entlang der Wasserlaeufe und die vielen Felder bleiben hinter uns zurueck. Es geht nun unaufhoerlich bergan durch ehemaligen laotischen Bergdschungel.

Mit Erreichen der Distriktgrenze von Xai wandelt sich der Bau der Behausungen. Nunmehr werden sie vor allem auf den Bergkuppen direkt gebaut und nunmehr mit Holzbohlen. Nur die Daecher noch sind mit Schilf bedeckt. Es wohnen hier vor allem Familien von den verschiedenen Bergstaemmen, die Leute auffallend klein und grazil, die entweder wegen der bequemeren Lebensbedingungen oder weil die Regierung zu organisiertem Wohnen aufruft, aus abgelegenen Gebieten hierherziehen. Wir halten ein paar Mal und sehen vor allem unter den Frauen noch einige aeltere Semester in ihren althergebrachten Kostuemen. Hier kreucht und fleucht es nur so, relativ wenig Hunde, keine Katzen, dafuer Schweine und immer wieder Gaense, Truten und Huehner. Viele der Maenner tragen stolz bunte Kampfhaehne bei sich, und wir sind ueberzeugt, dass die alle verschwundenen und versteckt waeren, sollten die Behoerden je zu einer Aktion zu deren Vernichtung von wegen Eindaeummung oder Verhinderung der Verbreitung von Vogelgrippe starten.VDer Nachwuchs ist auch in diesem Lande die Altersversicherung und deshalb stets zahlreich.
Der Himmel bleibt heute den ganzen Tag bedeckt. In der Sonne werden es um die 25-28o C, nachts sinken die Temepraturen empfindlich. Unser Tagesziel ist der Hauptort der gleichnamigen Oudomsxai Provinz. Aber es will und will nicht werden. Fredy spult Kilometer um Kilometer herunter. Eine Distanz in der Karte, die normalerweise mit etwa 25 km beschriftet ist, misst hier in Natura fast deren 50. Die Strasse windet sich an den Haengen herum, Rinnsalen entlang, mal rauf bis auf 1'325 m, dann wieder runter auf bis zu 600m. Der Pfeil des GPS scheint sich nicht von der Stelle zu bewegen sondern sich nur im Kreise zu drehen, waehrend sich die Daemmerung immer mehr bemerkbar macht. Scheinwerfer und Breitstrahler muessen uns beim Ausloten der vielen tiefen Schlagloecher helfen.

Es ist schon dunkel, als wir auf die von Sueden kommende Strasse Nr. 2 aus Pak Beng stossen und endlich im Einzugsgebiet von Oudomsay uns zu befinden scheinen, wie spaerliche Lichter in einiger Distanz vermuten lassen. Zum Glueck ist der Ort uebersichtlich entlang der Durchgangsstrasse angeordnet. Wir fackeln nicht mehr lange sondern stoppen im Zentrum neben einigen Bussen auf einem leeren Platz zum Uebernachten. Unvermittelt fuehlen wir uns nach China zurueckversetzt, als bald darauf eine allgemeine Volksberieselung mit irgendwelcher uns unverstaendlicher Proklamationen umrahmt von chinesischer Musik aus Lautsprechern einsetzt, wie wir sie nur zu gut aus Xianjiang kennen. Aber uns stoert nichts mehr - einmal mehr sind wir rechtschaffen muede und bettreif nach einem langen Tag.
Unser/e ob anderen Problemen fast vergessenen Mitbewohner ist/sind morgen-aktiv. Wir brauchen uns gar nicht erst zu fragen, ob ihnen etwa unsere Fahrweise zu bunt geworden waere und sie uns deswegen verlassen haetten. Ihr Knabbern morgens frueh und vor allem die Ungewissheit, was jetzt wieder herhalten muss, verursacht uns fast Huehnerhaut. Anscheinend hat man sich inzwischen mit unsern Leimtellern arrangiert und weiss bestens damit umzugehen oder besser gesagt, sie zu umgehen.
Am heute sonnigen Tag erforschen wir Oudomsay. Wir durchfahren den Ort in allen Himmelsrichtungen, was schnell getan ist. Dann parken wir und streifen zu Fuss umher. Aber inkl. Ersteigen des Phu That mit seiner Stupa haben wir das bis zur Mittagszeit muehelos hinter uns gebracht.

Die ganze Provinz zaehlt nur etwa 250'000 Einwohner und der Hauptort selbst angeblich deren 80'000, was mir in Anbetracht des "Stadtbildes" allerdings eher unwahrscheinlich vorkommt. An die 23 ethnischen Gruppen sollen hier vertreten sein. Vor allem Berg-Thai bestimmen das Bild, aber auch Angehoerige der Hmong und Yao Mien. Arbeitsam sind sie wie generell alle Laoten eher weniger. Viele Vietnamesen und aus dem Norden zugewanderte Chinesen haben sich hier angesiedelt, die mit ihrer Geschaeftigkeit den Strassen und Geschaeften ihren eigenen Stempel aufdruecken. Die ganze Stadt macht eher einen tristen, heruntergekommenen Eindruck. Der im Lonely Planet erwaehnte "tribal" Markt ist kaum vorhanden, der neu erbaute chinesische chaotisch mit vollgestopften kleinen Laeden, in denen wie so oft mehr oder weniger ueberall das Gleiche angeboten wird.
Zum Glueck haben wir auf der Hinfahrt die Gegend uns ansehen koennen, denn heute, Donnerstag, 26. Januar, ist alles grau in grau, ja neblig und diesig, und streckenweise regnet es sogar leicht. Wegen der kuehlen Witterung hocken die Leute denn auch vorwiegend unsichtbar in ihren Behausungen.
Und nicht nur die Luft ist feucht, nein auch unser Camper auf der Weiterfahrt. Wir sind keine 40 Min. unterwegs, als einmal mehr die Oeltemperatur verrueckt spielt und etwas mit dem Oeldruck nicht stimmt. Es tropft am alten Problemort. Es dauert eine gute Stunde, bis der Bordmechaniker das Leck wieder abgedichtet und im Griff hat. Gleichzeitig ueberprueft er auch noch den Visco-Luefter, der - wie wir auf der Hinfahrt ueber die Huegel merkten - staendig laeuft und verhindert, dass das Oel normale Betriebstemperatur erreicht. Abhilfe ist zum Glueck moeglich, die Spezialisten in Vientiane haben zu unserer Erleichterung "nur" die beiden Stecker vertauscht und das Geraet somit falsch angeschlossen.
Wir schaukeln also wie gehabt durch die Gegend, 88 km zurueck auf derselben Strecke, durch dieselben Bodenwellen und ueber die gleichen Loecher einfach rueckwaerts. Erst kurz vor Pakmong bessern sich die Verhaeltnisse leicht. Ab da fahren wir eine neue Strecke - Nr. 1, die eine Stufe schlechter sein wird als die bisherige. Wegen der schlechten Vorlage fahren wir nach GPS etwa in 5-12 km neben der Strasse durch die Gegend. Nur mit Muehe und mit Hilfe der Fluesse koennen wir ausmachen, wo wir uns jeweils befinden. Die Doerfer sind bilderbuchhaft. In Nam Bak ist die halbe Einwohnerschaft damit beschaeftigt, Seegras mit Sesam, Knoblauch, Zwiebel und Tomaten als Wuerze bestueckt zum Trocknen auszulegen.
Schon wenige Kilometer nach dem Mittagshalt direkt Wasser des Nam Ou erreichen wir Muang Ngoi. Wir lassen uns die Gelegenheit nicht entgehen, die Hoehlen, in denen sich die Zivilbevoelkerung in Kriegszeiten waehrend der amerikanischen Luftangriffe aufhielt, zu besichtigen. Wohl ist mir weder beim Aufstieg dahin und schon gar nicht beim Zurueckklettern ueber die steilen Holztreppen und Bambusleitern auf festen Grund. Ein Junge bringt uns freiwillig ueber Felder zum Cave Nr. 2 und moechte dann dafuer auch bezahlt sein. Aber nicht nur er erwartet Geld, sondern auch noch seine beiden Kollegen, die sich unaufgefordert angeschlossen hatten - da koennten wir ja gleich das ganze Dorf entloehnen!

Im Schnitt mit einer Geschwindigkeit von 40 km/h bezwingen wir Berg und Tal. Erneut ist kein Vorwaertskommen. Fleissig werden beidseits neue Huetten am Strassenrand erstellt. Man faehrt praktisch fast durch die Wohnstube der Leute, deren Alltag sich sowieso zu einem grossen Teil draussen abspielt. Staendig muss man zudem den mit Hausarbeiten und Raeuchern und Trocknen der Schilfwedel beschaeftigen Einwohner, den spielenden Kleinkindern und nicht zuletzt Huehnern, Truten, Hunden und Schweinen ausweichen. Vieng Kham ist ein merkbar groesserer Ort. Solche zeigen sich an den Marktstaenden, am Nachmittag unbenutzt, aber unverkennbar wegen des vielen Abfalls in der unmittelbaren Umgebung dieser leeren Gestelle. Danach rollen wir die laengste Zeit einer Krete entlang, fuer einmal ohne grosse Hoehenunterschiede, bevor wir wieder in eher kleine Fluesstaeler hinuntergelangen.
Gerade noch rechtzeitig vor dem Einnachten finden wir neben der Strasse einen genuegend grossen Abstellplatz fuer die Nacht. Heute ist Kuehlschrank-Ueberpruefung angesagt, da die Temperatur-Verstellung nicht mehr reagiert und das Geraet staendig auf Stoerung schaltet. Und siehe da, aus dem Boden darunter kommt der Gang der Maeuse und viel zerfressenes Material zutage. Mit heissem Wasser und dem Restinhalt eines Insektensprays hinterher hoffen wir auch eine letzte Maus zu vertreiben. Letzte Nacht hatte naemlich wieder ein Festgelage an unsern Karotten stattgefunden. Nun haben wir Stuecke davon in die Mitte der Leimteller platziert, da es sich offensichtlich um ein Laos-Bio-Modell von Maus handelt, welche keinerlei Interesse an unserem letzten Stueck Kaese aus Vientiane haben, das wir vorgehend schweren Herzens geopfert hatten.
Um 8.30h sind wir relativ frueh schon unterwegs - Himmel am Morgen wie immer bedeckt, die Temperaturen maessig. Die Szenerie ist immer etwa die gleiche. Die vormals schmale, aber geteerte ist nun ab Namsa in Ueberarbeitung. Das heisst, in der Gegend tut ein Scraper sein Bestes, Staub aufzuwirbeln und wenige Kilometer spaeter stehen in Camps am Strassenrand Baumaschinen fuer einen Einsatz in unbestimmter Zukunft in Poleposition. Wir hingegen rollen auf (wenigstens) ausgeebneter Dreckstrasse. In Viang Thong steigen ab und zu Tramper um, daher hat es neben den typischen Laeden und Markstaende fuer die Selbstversorgung der Dorfbewohner sogar ein/zwei Guesthouses. Wir verlassen den Ort mit einer riesigen Staubfahne hinter uns, denn von festem Terrain hat sich der Grund unter unsern Raedern nunmehr zu feinsten Staub veraendert.
Reisen resp. den Iveco fahren wird fuer uns langsam. d.h. seit Mike ihn in den Fingern gehabt hat, zum Russisch Roulette. Nach gut 2 ¼ Std. Fahrt ist es vorbei mit der Gemuetlichkeit - es beginnt immer mehr nach Diesel zu stinken. Bei der kuerzlichen Motormontage wurde die Leitung zur Diesel-Injektion erst ver- und dann wieder zurecht-gebogen, die nun nach heute Freitag nach 87 km Fahrt in einem Riss an dieser Stelle resultiert. Fredy dichtet ab, soweit es ihm moeglich ist. Und es ist wie verhext - die Strasse wird extrem schlecht. Wir rollen auf Teerresten, gespickt mit Abbruechen und tiefsten Schlagloechern. Kein Wunder, dass wir nur 12 km weiter kommen, bis der Diesel wegen des Drucks geradezu rausspritzt aus dem Leck. Um erst eine Abkuehlung der heissen Stelle und anschliessend dem Kleber Zeit zum Hartwerden zu lassen, machen wir mit schlechtester Laune Mittagspause. Eine erneute Abdichtung, verstaerkt mangels besserer Loesung mit einem Stueck Gummischlauch mit wenig Hoffnung auf Dauerhaftigkeit, ist noetig.
Von nun an rollen wir in einer Wolke von Dieselgestank durch die fast heile Bergwelt. Schliesslich kommen wir in den Luxus von besserem Teerbelag. Ich zaehle die Kilometersteine, noch sind es 30 km bis zur Einmuendung in Route 6, wo wir uns Rettung versprechen. Bergauf spueren wir jeweils deutlich die durch die verminderte Einspritzung schlechtere Motorleistung. Endlich erreichen wir in Poulao, das nur aus einigen Huetten besteht, die Hauptstrasse und drehen unverzueglich suedwestlich Richtung Phonsavan.Voller Hoffnung legen wir, zum Glueck runter auf Flussebene, die 7 km bis nach Nam Neun zurueck. Von weitem haben wir Hoffnung, im von dem im Reisefuehrer als Truck Stop bezeichneten Ort eine Werkstatt zu finden. Von Nahen muessen wir uns rasch geschlagen geben. Bei unserem wegen des Lecks enorm gestiegenen Verbrauchs sind wir schon froh, dass wir in einem kleinen Schopf 50 Liter Diesel nachtanken koennen. Wie so oft wird eine weitere Brueckengebuehr von 5'000 Kip faellig und "nur" 85 km bis nach Mouang Kham liegen vor uns. Das Schicksal meint es nicht allzu gut mit uns. Es geht in die Hoehe bis auf ueber 1'565 m, und die will erst erkaempft sein - mangels guter Leistung des Iveco an kritischen Stellen in kleinsten Gaengen und zum Schluss gar in der Untersetzung. Obwohl wir danach meistens auf der Hoehe den Kuppen entlang mit Hoehenunterschieden von nur noch 100-250 m rollen koennen, tut uns auch noch jede noch so kleine Steigung fast weh. Wir rollen durch unzaehlige Doerfer und aergern uns heute, wenn wir wegen dem Viehzeug noch staendig abbremsen und damit Schwung verlieren muessen.

Wir haben kaum ein Auge fuer die schoene Abenstimmung und sind heilfroh, um 18.00h Muang Kham zu erreichen. Was nun - ohne Zwischenhalt weiter nach Phonsavan solange der Camper noch laeuft oder einen Reparaturversuch hier an Ort einlegen? Gross ist auch dieser Fleck nicht und die Auswahl an Tankstellen oder sogenannten Garagen minim. Aber Glueck im Unglueck, wir rollen direkt an einer Werkstaette vorbei. Fredy werweisst noch - aber es faengt an zu daemmern und einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, insbesondere da hier sogar eine Autogenschweissanlage vorhanden ist. Mir, die schluessendlich ausschlaggebend dafuer bin, dass wir hier stoppen, wird bald wind und wehe, denn nach nur 5 Min. Einsatz klagt Fredy schon, dass der Chef die beschaedigte Leitung nun noch komplett abgerissen habe. Aber in gut 1 Std. hat er seinen Fauxpas wieder wettgemacht und die Leitung unerwartet fachmaennisch geloetet. Da schlafen wir an Ort und Stelle denn viel beruhigter ein.
Optimisten, die wir sind, verzichten wir heutigen Tage sogar aufs Nachtanken. Die weite Talmulde nach Muang Kham durchfliegen wir mit voellig neuem Fahrgefuehl geradezu. Die folgenden Steigungen sind eher maessig. Phonsavan liegt auf einem eigentlichen Hochplateau auf gut 1'100 m und hat angeblich an die 57'000 Einwohner. Sein Kleinflughafen bleibt meist unbenutzt, die meisten Touristen reisen ueber Land an. Vorhanden sind einige Tankstellen, Miniatur-Gewerbebetriebe und drei oder vier Marktplaetze, ansonsten in vorzeitiger Anpassung an kuenftig vermehrt erwarteten Besuchern eine Hand voll Restaurants und Guesthouses. Als Erstes kaufen wir in einem kleinen sauberen Laden einige Vorraete ein, und als wir sie in der Sitzkiste verstauen wollen, passiert uns das Beste seit Tagen - die unserer Ansicht nach letzte mitreisende Maus hat sich auf dem Leimteller verfangen!
Fuer Fleisch und Gruenzeug fahren wir zum hier gedeckten, niedrigen Frischmarkt. Da wird nicht nur das Frischzeug verkauft sondern in den schummrigen kleinen Ess-Stuben auch gerade zubereitet und serviert. An Fleisch wird Kuh, Schwein und Ziege angeboten sowie natuerlich das nicht wegzudenkende uebliche Gefluegel. Der Speisezettel hierzulande wird aber noch weiter bereichert. Eichhoernchen, Ratten, eine Art Stachelschweine, dann aber auch Schnecken und Froesche bis zu 25 cm Laenge sind erhaeltlich. Fische und eine Art Krebse werden in den hausnahen Tuempeln gezogen und in allen Groessen verkauft. Auch die oertliche Spezialitaet fehlt nicht. Es fallen einem in der Umgebung der Stadt birnenfoermige, staubige Flecken bar jeden Bewuchses an den Haengen auf. Auf diese fallen die Schwalben, Zugvoegel, die Laos von Russland her ueberqueren, herein und landen, um darin ein Staubbad zu nehmen - ihr letztes. Die Voegel werden erst gerupft, gelagert und fermentiert. Anschliessend in Gewuerze eingelegt genossen gelten sie hier als Delikatesse. Auf Baguettes muessen wir verzichten und mit schwammigem Toastbrot als Ersatz uns zufriedengeben.

Fuer die Mittagspause verziehen wir uns hoch zum Vietnamese War Memorial, wo wir unter Nadelbaeumen Schatten finden und da uns erst ausruhen, dann aber an die verschiedenen Arbeiten - Fredy an und unter dem Auto zum Ueberpruefen aller Schrauben und Ersetze der hinteren und vordern Stossdaempfer, ich zum Vorbereiten der Fotos und kuenftigen Reiseberichts am Laptop. Einspeisen werden wir diese allerdings kaum hier im Ort. Hier ist die Internetgebuehr weitaus am teuersten, naemlich 500.- Kip pro Minute (Vientiane 100/Luang Prabang 150 im Vergleich), dafuer aber ist die Verbindung am langsamsten ueberhaupt. Wir schaffen es jeweils gerade, Mails abzurufen, wobei wir nur fuer die Wichtigsten schon eine halbe Stunde brauchen, und es uns nicht mal gelingt, ein kurze Erwiderung nach Hause zu schicken. Das Nachtessen findet im Na Sagn statt. Draussen knallt es immer mal wieder. Die hier ansaessigen Vietnamesen fangen mit den Festlichkeiten zu ihrem Jahreswechsel an.
Sonntags-Ausflug. Erstes Tagesziel ist die Plain of Jars. 1930 wurden die grossen steinernen Toepfe von der franzoesischen Archaeologin Madelein Colani entdeckt. Man glaubt, dass die aus oertlichem Steinmaterial, Molasse, gefertigten riesigen Toepfe, einige mit Deckeln, an die 2'000 Jahre alt sind, kann das aber nicht bestaetigen, da man keine organischen Resten zur genauen Altersbestimmung gefunden hat. Ueber ihren Zweck existieren ebenfalls verschiedene unbestaetigte Theorien. Entweder fassten sie Reisvorraete oder wurden zur Fermentierung von Wein verwendet - oder aber sie dienten als Sarkophage, in denen man Leichname unterbrachte, bis sie zerfallen waren und somit nur noch deren wenige substantiellen Ueberreste kremieren musste.

Site Nr. 1, nur etwa 12 km ausserhalb von Phonsavan weist an die 250 Jars mit einem Gewicht von 600-1'000 kg je auf und wird, wie die geteerte Zufahrt vermuten laesst, am meisten besucht. Mit riesigen Tafeln wird der Besucher darauf aufmerksam gemacht, dass diese Gegend seinerzeit durch die Amerikaner heftig bombardiert wurde und immer noch die Gefahr in Form von nicht explodierten, unentdeckten Sprengkoerpern, sogenannten UXO (=unexploded bombs), besteht. Man sollte sich im eigenen Interesse an die links und rechts der Trampelwege angebrachten rot-weissen Markierungen halten und sich so auf geraeumten und geprueften Gelaende bewegen.
Sites Nr. 2+3 zu finden ist fuer Ortsunkundige eine echte Herausforderung. Nur mit einem serioesen Vergleich von Karte und Topographie sowie mit dem Ausmessen mit dem GPS kann ich Fredy dann ueberzeugen, noch weiter ins Out vorzustossen. Site Nr. 2, welche die unattraktivste sein soll, schenken wir uns. Wir konzentrieren uns auf Nr. 3, die wir gluecklich nach Rueckfragen in einem kleinen Dorf auch finden. Der Zugang fuehrt mitten zwischen Huetten hindurch und und es hesst aufgepasst, damit wir ja keine der vielen tiefhaengenden Kabel oder Telefon-Leitungen runterzupfen. Ueber einen Bambussteg, entlang trockener Reisfelder und schliesslich geleitet von den obligaten rot-weissen Markiersteinen finden wir die weiteren 150 Jars, die huebsch bei Baeumen angeordnet sind. Der Abstecher weiter ins Kraut zu Feld Nr. 4 lohnt sich nicht, da liegen nur noch ein paar wenige Bruchstuecke in der Gegend rum.
Weiter suedlich auf Route 1D besuchen wir Moung Khoung, einst die Hauptstadt dieser Region. Im 2. Indochina Krieg wurde der Ort jedoch schwerst bombardiert und praktisch dem Erdboden gleichgemacht, worauf er 1975 verlassen und erst nach Kriegsende wieder aufgebaut wurde. Fuer Touristen weist er heute noch einige verkohlte Ueberreste zum Fotographieren auf, so die Stupa That Poun, einige Steinhaufen des ehemaligen Wat Si Phoun sowie einen uebrig gebliebenen geschwaerzten Buddha zwischen mit einigen Pfeilerresten vom einstigen Wat Pha Wat.
Heute am Werktag wird nachgeholt, was gestern nicht moeglich war. Der Camper wird aussen gewaschen und der von Diesel stinkende Motor abgespritzt, damit wir dann beim vietnamesischen Zoll einen guten Eindruck machen. Wir kaufen Diesel, fuellen Wasser nach, besorgen nochmals Brot und wechseln noch ein paar Dollars, damit wir im letzten groesseren Ort vor der Grenze noch nachtanken und uns dann neu in Vietnam nicht gleich um Treibstoff kuemmern muessen. Um 9.45h verlassen wir Phonsavan und fahren die uns bereits bekannte Strecke ueber Muang Kham. Diesmal glauben wir, die Fahrt durch die Gegend unbesorgt geniessen zu koennen.
Die Fortsetzung nach dem Mittagessen faengt schon mal nicht gut an. Ich packe beim "bisle" in der Natur eine Biene in die Hose mit ein und setze mich anschliessend natuerlich darauf. Aber Schmerz und Schwellung sind aber noch das kleinste Uebel. Ein weit groesserer Schock folgt in Kuerze: Rattern und ein Knall. Das anschliessende laute Klopfen an den Fussboden im Mittelgang hinten entstammt der hinteren rechten Feder. Das chinesische Hauptblatt hat das Zeitliche gesegnet - 10 km vor Nam Neun. Also Fredy ran an den Camper und Improvisation um das gebrochene Federblatt mit Befestigen und Fixieren mit Pneuhebeln und Spannsets. Auf der Hinfahrt hatten wir eine Schweissanlage in Nam Neua gesehen, aber heute haelt ihr Besitzer nichts vom Arbeiten und will nichts vom Schweissen unseres Problems wissen. Mein Auftrag waehrend dieser Abklaerungen ist der Einkauf von Draht in brauchbarer Dicke, und das in diesem Kaff. Ich finde entdecke eine Rattenfalle aus dickem Draht, kann so wenigstens auf das gewuenschte Material zeigen und mit Deuten klar machen, dass ich Meterware moechte. Eine Spule duennen Drahts findet die motivierte Verkaeuferin relativ bald, bei staerkerer Qualitaet hingegen muss sie passen. Aber sie ist sehr dienstbefliessen und schenkt mir einige Stuecke gebrauchten dicken Drahts, mit dem sie ihre Vorraete zusammengehalten hatte - besser als nichts.
Von 530 m ab Fluss in Nam Neua gewaertigen wir einmal mehr einen stattlichen Anstieg auf 1'285 m und befinden uns bald wieder in Hoehenlage. Die als Naturstrasse beschriebene Strecke ist mehrheitlich geteert oder aber mit Scraper ausgebessert, so dass wir unsere ramponierte Feder hinten schonen koennen.
55km vor Sam Naua koennen wir es uns nicht verkneifen und folgen der Anzeigetafel zum Hin Tang, dem laotischen Stonehenge. Die Piste ist erst noch relativ breit, da sie von Holztransportern befahren wird. Ein Touristenbuessli kommt uns entgegen, wir scheinen auf dem besten Weg zu sein. Und wirklich nach 3 km ein weiterer Hinweis, dass nun ein Trail von 3000 m Laenge folge. Dem roten Pfeil folgend zweigen wir rechts ab und befahren einen lehmiges, kleinstes Straesschen betraechtlich abfallend immer weiter runter durch Bambuswald. Wir fragen uns schon, wie das Fahrzeug, das uns frueher begegnet ist, diese Strecke ohne 4-Rad-Antrieb bewaeltigen konnte. 3 km liegen schliesslich hinter uns, aber noch sehen wir weit und breit nichts von den steinernen Platten. Wir geben etwas zu, Distanzangaben sind ja hierzulande nicht sehr verlaesslich. Der Weg wird noch unansehnlicher, zeitweise ist er fuer die Bewaeltigung in der nassen Jahreszeit mit eingelegten Holzpruegeln versehen. Staemme bilden auch einen kleinen Steg ueber einen Bach. Wir reden schon vom Umdrehen, als wir diesem Entscheid enthoben werden, da wir sowieso am Ende dieser Sackgasse angelangt sind. Nur noch ein Dorf im Nichts ennet einem Bach, den wir schon kaum mehr traversieren koennten. Ende der Fahnenstange - Laos ist wirklich nicht unser Land! oder wir sind ganz zu dumm, die beschreibenen Sehenswuerdigkeiten zu finden!!

Dafuer erregen wir lokal Aufsehen und sind bald von neugierigen, aber sehr freundlichen Dorfbewohnern aller Altersklassen und beiderlei Geschlechts umstellt. Diese Abwechslung gefaellt ihnen und aufmerksam verfolgen sie, wie Fredy erneut die gebrochenen Federblaetter hinten fixiert, die auf der rumpligen Strecke etwas gelitten haben. Sie laden uns mit Gesten in ihr Dorf zum Essen und Schlafen ein. Wir koennen abwinken und sie beruhigen, wir sind bestens versorgt, zeigen ihnen die Camper-Einrichtung, die sie sehr beeindruckt - speziell natuerlich der Komfort des Wassers ab Hahn und die praktische Kochstelle. Der Dorfchef ruempft zwar die Nase ab meinem nicht mehr ganz frischen Gemuese und deutet mir, dass er dasselbe in besserer Qualitaet in den nahen Gaerten selbst zieht. Bald darauf ziehen sie sich zurueck zum Schlafen im Dorf - uns auch recht, so koennen wir wenigstens in Ruhe unser Abendessen geniessen.
Schon frueh hoerten wir die Leute, ums Auto herumhuschen, aber immer recht ruecksichtsvoll, um uns nicht zu stoeren. Nach dem Fruehstueck machen wir als Erstes einen Besuch im Dorf. Die Leute wohnen am Hang, alle ebenerdig. Zum Teil sind es traditionelle Haeuser, zum Teil aber auch aus Holzlatten gefertigte mit Blechdaechern. Ohne Ausnahme feuern und heizen sie im Innern, weshalb auch alle von Rauch stinken, wenn sie naeher kommen. Kinder hat es wie ueberall viele in allen moeglichen Tenues, mit und ohne "Schnudernase".
Der Boss des Dorfes erklaerte uns zum Schluss anhand einer Zeichnung im Sand, wo wir falsch gefahren sind. So starteten wir um 9.45 h auf einen neuen Versuch. Brav kriecht der Iveco den steilen, schmalen Pfad wieder hinauf und die 5,2 km zurueck zur Abzweigung. Wir haetten den roten Pfeil nach rechts oben auf der Piste gar nicht zu beachten brauchen sondern einfach gradaus weiterfahren muessen, dann waeren wir ganz automatisch bei den gesuchten Hin Tang gelandet. So erleben wir denn die mysterioesen Steinsaeulen statt in der gestrigen Abendsonne heute im Nebel. Entdeckt wurden sie ebenfalls von derselben Archaeologin wie die Jars. Betreffend der aufrechten Steinplatten hat man keine schluessigen Erklaerungen. Die runden Teller hingegen deckten Kavernen ab, die als Bestattungshoehlen dienten. Aehnliche Anlagen verteilen sich in dieser Region ueber Distanz von mehreren Kilometern immer auf Bergkuppen.
Die ausgewaschene Piste zur Hauptstrasse Nr. 6 zurueck will in Anbetracht unserer beschaedigten Federn sorgfaeltig ueberwunden werden. Die Durchgangsroute ist jedoch weiter in gutem Zustand. Lange fahren wir wie gewohnt mit kleinen Hoehenunterschieden bergauf/bergab. In Saleuy legen wir einen Zwischenhalt ein, wo unuebersehbar links und rechts der Strasse fast jeder Haushalt einen Webstuhl zwischen den Stelzen unter dem Haus hat. Da wird auf Teufel komm raus gezwirnt, Zettel vorbereitet, die Webschiffchen gefuellt und schliesslich an Handwebstuehlen die traditionellen Stoffe, die die Frauen sich um die Taille schlagen, hergestellt. Ich bitte jeweils um Erlaubnis und darf dann den kleinen Hof betreten und mir die Produkte ganz von nahmen ansehen und auch fotografieren.

Wir verlassen die letzte Krete, von der man ganze Talschaften ueberblicken kann. Spuren der Abfaelle, die in die Huegel zur Entsorgung gekarrt werden, kuenden die Naehe von Sam Neua mit 46'000 Einwohner an. Von weitem erhaelt man den Eindruck eines recht stattlichen Ortes, von Nahem dann wieder das alte Lied. Unzaehlige offizielle, oeffentliche Gebaeude und Aemter darin, viele aber kaum oder nicht mehr benutzt. Wir fahren als erstes zu einer Werkstatt, wo wir eine Schweissanlage erblicken. Zuerst heisst es "unmoeglich", aber mit Fredy's Beihilfe lassen sie sich dann motivieren und haben in einer guten halben Stunde die Bruchstelle verschweisst. Dadurch sollten wir zusammen mit den eingelegten Pneuhebeln und der Fixierung mit den Spannsets eine Sorge weniger haben und es bis nach Vietnam in die Grosstadt Hanoi zur endgueltigen Reparatur schaffen. Die Tankstelle, schon dicht fuer die Mittagspause, oeffnet freundlicherweise nochmals fuer uns, so dass wir ein letztes Mal in Laos auftanken koennen.
Wir peilen das suedoestlich gelegene Viang Xai an. Beruehmtheit erlangte der Ort als frueheres Hauptquartier der Pathet Lao Revolutionaere. In den Kalksteinfelsen der Umgebung soll es ueber 100 Hoehlen geben, die waehrend des 2. Indochina-Kriegs ab 1964 als Ausweichsstellen und Schutz vor den Bomben benutzt und teilweise bewohnt wurden. Wir sprechen wie im Reisefuehrer angegeben bei Kaysone Memorial Tours Office vor, wo wir gegen Entrichtung von je 5'000 Kip Eintritt plus 2'000 fuer den Fotoapparat, den wir dann gar nicht in Aktion treten lassen, einen Fuehrer miterhalten, der leidlich englisch spricht. Er fuehrt uns zum Tham Than Kaysone, der offiziellen Residenz des P.L. Chefs und spaeteren Premierminister und Präsident von Laos von 1975 bis zu seinem Tode 1993. Da die Keller ja in neuerer Zeit umgenutzt wurden, sind sie nicht besonders beeindruckend, sondern eher banal mit Zement ausgebaut mit sogar integrierten Luftschutzraeumen inkl. Luftpumpe. Vor den eigentlichen Caves wurden, von den Laoten vielbesuchte, Residencen fuer den grossen Staatsmann gebaut, an denen wir mit der gleichen Ehrfurcht vorbeigefuehrt werden.
Im herrlichen Abendlicht rollen wir dann durch Flusstaeler weiter Richtung vietnamesische Grenze. Wir halten noch einmal im Ort Khor, wo wie fast ueberall in der Gegend fleissig Bambus gespalten und mit dem flexiblen Material Matten und Gatter geflochten werden. Wir fahren bis ueber Phoun Kao hinaus und stehen nun an einem kleinen Fluss fuer unsere letzte Nacht auf laotischem Boden. Freundliche Beamte und eine erstaunlich speditive Abfertigung, in Anbetracht des Eingestaendnisses des Customs Officers von Nam Soi, dass er zum ersten Male mit einem Carnet de Passage zum Ausstempeln konfrontiert werde, beenden am 1. Februar 2006 unseren Aufenthalt in Laos.

All die Unannehmlichkeiten, die wir in diesem Land erlebt haben, basierten eigentlich auf unserem Selbstverschulden, der Motorpanne fast zu Beginn unseres ersten Aufenthaltes. Insgesamt haben wir waehrend beiden Etappen 3'378 km in diesem Land zurueckgelegt und dabei die laotische Bevoelkerung als aeusserst liebenswerte Landsleute kennengelernt. Unser Sprachschatz beschraenkte sich beschaemenderweise auf einige wenige Worte. Aber der landesuebliche Gruss "Sa ba dee" von uns, selbst wenn oft nicht korrekt betont, brachte uns immer weiter und resultierte meist in Hilfe bei unsern Problemen wie auch ein freundliches "khop chai" (Danke) fast immer ein strahlenden Laecheln ausloeste.

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