28. Mai-1. Juli 2008 / Ecuador-Rundreise

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Der Grenzuebertritt nach Ecuador in Huaquillas ist nicht der einfachste in Bezug auf die Oertlichkeiten. Innerhalb des Ortes im Gewuehl der Durchgangstrasse stehen wir zwar unvermittelt am Zollposten, wo man aber bedauerlicherweise keinen Online-Computer hat. Deshalb steigt ein Guide zu und lotst uns durchs Gewimmel zur Gerencia. Ein freundlicher Beamter stellt uns, von Bergen an Akten umgeben, auf seinem Computer die temporaere Einreise-Bewilligung fuer den Camper aus. Fuer die Erlangung der Stempel von der Migracion werden wir einige Strassen und verschiedene Hundert Meter weiter dirigiert, wo sich der Guide verabschiedet. Die verlangten 20.- USD scheinen uns in Anbetracht der hiesigen Verdienstmoeglichkeiten nun doch etwas ueberrissen - er muss sich murrend mit 30.- Soles zufrieden geben.
Schon vor der Grenze ist die Gegend gruener und saftiger geworden. Nun rollen wir durch riesige Bananenfelder, deren Fruchtstauden in Plastiksaecken gehuellt geschuetzt werden. Die Banane ist ein 2-5 m hohes Gewaechs, deren Staude aus gewickelten Blattscheiden besteht. Ihre Blaetter werden 2-3 m lang, sind erst glatt und werden erst spaeter durch den Wind zerfranst. Nur einmal in ihrem Leben bringen sie einen Bluetenstand, von schoenen violetten Blaettern umhuellt, aus deren Fruchtknoten sich dann die Bananen entwickeln, und maennliche Blueten im Blattansatz der Tragblaetter hervor. In fuenf Monaten Reifezeit wachsen die urspruenglich nach unten zeigenden Fruechte bald dem Sonnenlicht entgegen und erlangt durch die Verzuckerung der Staerke ihre Suesse. Fuer den Export werden sie noch gruen gepflueckt und erhalten erst waehrend dem Schifftransport die volle Reife und und damit verbundene Suesse. Die Mutterpflanze stirbt ab, hat aber vorher durch Ableger aus dem Wurzelstock dafuer gesorgt, dass der gleiche Zyklus sich wiederholen kann.
Auf unserer Fahrt ueber Santa Rosa und Naranjal realisieren wir bald, dass es nicht einfach sein wird, von der Strasse abzukommen zum Uebernachten. Die Tankstellen in der Grenzregion sehen nicht sehr vertrauenserweckend aus, verschaffen uns aber die ersten Gallonen Diesel zum im ganzen Land subventionierten Preis von USD 1.037. Bei der sauberen P+S Station von Churete fragen wir schliesslich und erhalten die Erlaubnis, da zu uebernachten. Im angeschlossenen Restaurant verpflegen wir uns und werden vom Besitzer angesprochen, der uns zu unserem Erstaunen bittet, aus Sicherheitsgruenden naeher an die Gebaeude heran zu fahren.
Ueber die Puente Mendoza Avilés fahren wir auf Hoehe des Flughafens am 29. Mai nach Guayaquil ein. Wir kreuzen durchs Zentrum, in der Hoffnung einen Standplatz fuer die naechsten 2-3 Tage zu entdecken - aber ohne Erfolg. Dafuer spueren wir einen Selbst-Waschsalon auf, von einem aus Deutschland eingewanderten SriLankan gefuehrt. Wir parken ideal direkt davor und haben unsere Ladung Schmutzwaesche in kuerzester Zeit wieder sauber in den Kaesten. Auch eine kleine Werkstatt fuer Kuehlschrank-Reparaturen, wo sogar am Samstag-Morgen gearbeitet und somit der erwartete Ersatz-Kompressor eingeloetet werden wird, finden wir im selben Quartier.
Unsere Hausaufgaben erledigt, parken wir direkt am Malécon.Wir sitzen aber eher beunruhigt im nahen Internet Café und brechen die Uebung nach den dringendsten Mails ab, da vor dem Palacio del Gobierno und in den umliegenden Strassen eine Demonstration von Studenten an Heftigkeit zunimmt. Ein Grossaufgebot von Polizisten und unformierten Sicherheits-Kraeften stolziert provozierend herum. Es werden Fahnen geschwungen, die ersten Knaller gezuendet, und wir sind nicht sicher, ob die Situation eskaliert. Ich mache einen letzten Versuch, die Touristen-Information zu finden und lande dabei in der Municipalidad. Mit so speziellen Anliegen und Fragen, wie ich sie vortrage, werde ich ein Fall fuer den Director de Turismo, Relaciones Internacionales y Competividad persoenlich. Aber schliesslich verlasse ich das Gebaeude mit besten Wuenschen und vor allem mit Stadtplan, Prospekten und genauer Angabe derLage des vermutlich einzigen Camping-Platzes in und um Guayaquil. So nehmen wir denn den Weg raus ueber die Av. 9 de Octubre und die Via Costera unter die Raeder, um noch vor 17.ooh im Bosque Protector Cerro Blanco einzutreffen. Carmen, die mich schon am Telefon instruiert hatte, erwartet uns und weist uns als einzige Gaeste auf der "Area Campar" ein. Fredy bleibt nicht lange im Freien sitzen, so viele Voegel und Schmetterlinge am Tag es hat, so viele und noch mehr Moskitos und fliegende Viecher werden am Abend aktiv. Es ist nach einem schwuelen, obwohl bedeckten Tag am Abend um 21.ooh noch 29oC warm, aber im Laufe der Nacht kuehlt es herrlich ab, so dass ich unter der Sommerdecke gar zu kuehl habe.
Den Morgen verbringen wir im Schatten der Baeume und merken erst auf der Fahrt in die Stadt bei direktem Sonneneinfall, wie warm es bis zum Mittag geworden ist. Uns steht der Sinn wieder mal nach Junk Food - der wiedereroeffneten Mc-Donalds in Los Ceibos dafuer bestens geeignet. Als wir dananch den Camper besteigen, hat es satte 41oC im Autoinnern!
In Guayaquil selbst durchfahren wir verschiedene Quartiere wie Urdesa und kurven in der Umgebung des Flughafens herum, immer noch mit der vergeblichen Hoffnung, ein Hotel zu finden, das einen eingezaeunten Parkplatz sprich Abstellplatz fuer uns hat. Die inoffizielle Jugendherberge im Sauces-Quartier finden wir nicht (oder nicht mehr), aber am Flughafen direkt werden wir fuendig. USD 12.- fuer 24h Parken werfen wir gerne auf fuer die heutige Uebernachtung, sparen wir uns damit die Hinfahrt morgen frueh dahin. Nach dem Znacht in einem Chifu Restaurant geniessen wir auf dem grossen Platz im Camper einen herrliches Windchen. Einziger Nachteil sind die dadurch immer wieder losheulenden Sirenen der Einbruch-Sicherungen einiger parkierter Autos.

Am Samstag-Morgen, 31. Mai, sind wir frueh auf am Internationalen Flughafen Simon Bolívar, wo in dieser Herrgottsfruehe noch nicht mal Kaffee erhaeltich ist. Der Airbus landet bereits verfrueht um 05.49h. Nach ueber einer ½ Stunde erscheinen die ersten Passagier des Flug KLM 753 mit Unmengen an Gepaeck. Wir warten und warten - am Schluss als Einzige am "Arribo internacional". Da anschliessend  keine weiteren Fluege mehr ankommen, verschwinden langsam aber sicher alle Angestellten aus diesem Teil des Gebaeudes. Wir befuerchten, dass unser Besuch den Flug verpasst hat. Um das abzuklaeren, greifen wir uns einen der letzten Angestellten und schicken ihn mit einem Zettel, auf dem er die fuer ihn unmerkbaren ihm angegebenen Namen notiert hat, in den fuer uns gesperrten Zollbereich. Er erscheint mit der guten Nachricht, dass sich da wirklich noch zwei letzte Passagiere aufhalten und beim Zoll Formalitaeten erledigen respektive das Portemonnaie zuecken muessten. Der Ersatz-Kuehlschrank-Kompressor war der Aduana beim Roentgen des Gepaecks aufgefallen und musste, unter zusaetzlicher Strafsteuer wegen Nichtdeklarierens, kompliziert verzollt werden. 1 ½ Std. nach Ankunft koennen wir dann endlich die ob dieses Vorfalls leicht gestressten Besucher, Tochter Katja und Freund Adi, willkommen heissen.
Von nun an werden sie einfach mitmachen muessen, was wir geplant haben. Deshalb begleiten sie uns natuerlich auch zum vorgaengig rekognoszierten Kuehlschrank-Reparateur, dem es bis zum Mittag gelingt, den frisch importierten Kompressor einzuloeten und anschliessend das Kuehlsystem mit Freon zu fuellen. Nun koennen wir aufatmen und uns aufmachen, ihn auch wieder zu fuellen mit Lebensmitteln vom grossen, modernen Mall de Sol. Katja staunt nur so, was unter Eliminierung der voluminoesen Verpackung und anschliessendem praezisen Einschichten so alles in den kleinen Kuehlkasten hineinpasst.
Heute wollen wir unsern Besuchern keine grosse Stadtbesichtigung mehr zumuten sondern zeigen ihnen danach Guayaquil hauptsaechlich vom Auto aus angefangen mit einem schoenen Blick ueber die Stadt vom Cerro del Carmen aus. Bei den Escalinatas finden wir anschliessend einen Parkplatz, um zu Fuss ueber die vielen Stufen zum Mirador Santa Ana zu gelangen. Diese Touristen-Attraktion wurde renoviert, mit viel Wachpersonal bestueckt, so dass man ohne Bedenken zwischen den vielen Bars, Restaurants und Souvenirlaeden zur Capilla Sta. Ana und zum Faoro raufsteigen kann. Das Licht schwindet und es wird Zeit, den naechtlichen Standplatz, den wir ueber Mittag erkundet haben, zu beziehen. Am Estero Salado E Ufer hatten wir nur eine trostlose Gegend vorgefunden, so dass wir uns geeinigt haben, im Kennedy Quartier zu uebernachten. An der Av. Periodista befindet sich ein komplett vergitterter Park, in dem Fruehaufsteher und Feierabend-Sportler ihre Runden drehen und dazu Freiuebungen machen. Aus Sicherheitsgruenden ist er hell erleuchtet und das Beste daran sind seine Parkplaetze, die direkt vor der 24h besetzten PAI 33 Kennedy Polizeistation liegen. Nach dem fuer sie ersten Abendessen im Camper, dem Einraeumen der Kleider und persoenlichen Sachen in die verschiedenen Stauraeume machen wir frueh Feierabend.

Auf ins Zentrum und kein Problem, an der sonntaeglich ruhigen Av. 9 de Octubre einen Parkplatz zu finden, um erst der Plaza del Sentenario und dann der Strassenzuege um die alten Gebiete von Av. Pichincha mit Municipalidad und Palacio de la Gobernacion einen Besuch abzustatten. Dann widmen wir uns dem Malécon, der im Jahre 2000 geschaffenen Fussgaenger-Promenade entlang des Rio Guayas, angefangen vom Palacio de Cristall (vor ueber 100 Jahren einst aus Bruessel importiert) ueber die Rotunda, el Monumento de los Libradores Simón Bolivar und San Martín bis zum Imax-Komplex, wo wir dringend einer Staerkung beduerfen. Zum Abschluss heuern wir uns ein Taxi an zur letzten Stadtion. Auf dem Cementerio General begleitet uns zu unserer Sicherheit staendig einer der bewaffneten Schutzkraefte zwischen den monumentalen Familiengraebern und den "Schubladen-Stoecke" mit den einfachen Sargnischen der normal Sterblichen hindurch.
Mit einem Zwischenhalt bei McKafé ausserhalb Los Ceibos fahren wir ueber die Via Costera in den Cerro Blanco. Adi und Katja koennen da auf den vorgezeichneten Wegen um die grossen Baeume herumstolpern und sich weiter muede laufen.

Zusammen statten wir der kleinen Zuchtstation des Parkes mit den geschuetzten, da vom Aussterben bedrohten Guacamayos Verdes einen Besuch ab. Da Papageien sich fuers Leben paaren, ist wegen jeweils verstorbener Partner aber kein so dringend noetiger Nachwuchs in Sicht. Geschuetzt vor Heerscharen von Kaefern, Faltern und vor allem Muecken sitzen wir nach dem Nachtessen in unserem grossen Aussen-Moskitonetz und spielen Karten.

Die westliche Ausfallstrasse R 70 ist auf Autobahnbreite ausgebaut und wird erst schmal und rumplig, als wir auf die Nr. 19 abbiegen. In Puerto El Morro gibt's Mittagshalt und als Dessert eine Fahrt zu den Islas de los Manglecitos, bekannt fuer ihre riesige Kolonie von Pájaros (Fregatt-Voegeln). Auf einem Marsch zu und durch die Mangroven koennen wir die lauten Voegel von Nahem betrachten. Sie lassen sich von uns nicht im Geringsten stoeren und die Maennchen auch nicht davon abhalten, ihre roten Kehlsaecke aufzublasen, wenn sie einer Dame imponieren oder einen Kontrahenten abschrecken wollen. Auch eine Gruppe der hier noch heimischen und immer seltener werdenden Fluss-Delphine laesst sich waehrend der Bootsfahrt blicken und tollt spielerisch um unseren Kahn.

Wir uebernachten in Playas (Gral. Villamil) nachdem Katja noch unbedingt und nicht in Begleitung vom eher wasserscheuen Adi sondern von Fredy ein Bad im Pazifik absolviert konnte. Wir dislozieren ins Hotel Bellavista. Der Schweizer Besitzer gestattet uns, da wir in seinem Restaurant nachtessen werden, gegen eine geringe Gebuehr von USD 10.- innerhalb seines Compounds zu uebernachten.
Uns bleibt als Rueckweg von Playas nur die uns bereits bekannte Route und der Einfacherkeit halber ergaenzen wir auch unsere Vorraete in der uns bereits vertrauten Mall de Sol. Wir verlassen Guayaquil auf der Puente Union Nacional ueber den Rio Daule und die die Guayaquil-Durán-Bruecke. Vor El Triunfo essen wir zwischen trockenen Reisfeldern unsern Lunch bevor Ruta 70 uns weiter nach La Tronchal bringt.

Stetig kommen wir anschliessend in die Hoehe und tauchen leider in Nebel und feinen Nieselregen ein. Keine ruhige Fahrt da ueber viele Kilometer hinweg das Trassee verbreitert, aber noch nie geteert wurde. Wo noch Strasse aelteren Datums vorhanden, ist sie von abgerutschtem Terrain schwer beeintraechtigt und hat bestenfalls tiefe Loecher, Versetzungen oder ist an den Seiten oefters komplett abgebrochen.
Nach diesem muehsamen Stueck kommen wir in Zhud auf die Panamericana, auf der es jedoch in aehnlichem Stil weitergeht. In Tambo zweigen wir zum heutigen Tagesziel ab und erreichen nach weiteren 9km Ingapirca (Quechua fuer "Steinmauer der Inka"). Diese Ruinen sind die am besten erhaltenen Reste der Inka-Kultur in Ecuador - auch nachdem die Bevoelkerung in der Nachbarschaft sich mit den frueher fugenlos zusammengesetzten Diorit-Bloecken fuer den Hausbau eingedeckt hatte. Einige Lamas teilen sich mit uns die trotzdem gut erhaltene Anlage, von der aus wir einen schoenen Blick auf den gleichnamigen kleinen Ort haben. Es bleibt uns nicht viel Zeit, bis der runde Sonnentempel seinem Namen alle Ehre macht. Hinter ihm versinkt die Sonne am Horizont und er steht majestaetisch vor einer tollen Faerbung des Himmels.

Ueber Cañar, am kitschig am Hang klebenden Sanctuario de la Virgen del  Rocío von Biblián und auf der Umfahrung an Azogues vorbei erreichen wir am Mittwoch Cuenca. Auf nur noch 2'530m Hoehe haben wir angenehm warme Temperaturen beim Bummeln durch die Hauptstadt der Provinz Azuay und gleichzeitig drittgroessten Stadt von Ecuador. Der zentrale Parque Caldéron ist sehr gepflegt und liegt friedich im Sonnenschein. Ihn flankieren die kleine weisse Catedral Vieja an der oestlichen Seite und im Westen die weitaus imposantere Catedral Nueva aus roetlichem Backstein. Ihre blauen Kuppeln sind heute das Wahrzeichen der Stadt, da den Haupttuermen aufgrund einer mangelhaften Statik die abschliessenden Aufbauten fehlen.
In der Calle Larga besuchen wir das Museo del Sombrero und lassen uns erklaeren, wie der Panama-Hut hergestellt wird. Dieser stammt naemlich in Wirklichkeit aus Ecuador und verdankt seinen irrefuehrenden Namen nur der Tatsache, dass er via Panama exportiert wurde. Waehrend er lange Zeit in Europa ein aktueller Modeartikel der Schickeria war, tragen ihn hierzulande die einfachen Leute als Sonnenschutz im Alltag und vor allem bei der Feldarbeit. Die 3-jaehrigen Blaetter der Toquilla-Palme vom Kuesten-Tiefland werden gekocht, in der Sonne getrocknet und zur Erreichung der hellen Farbe in schwefligem Bad gebleicht. Den Frauen obliegt die muehsame Flechtarbeit des gesplissten Strohs,wobei der Preis fuer das Endprodukt mit einer engeren Knuepfung bis auf 300.- USD steigt.
Zum Mittagessen haben wir in einem einfachen einheimischen Restaurant Humitas (Mais mit Fleisch- und Gemuese-Fuellung in Bananenblaettern gegart) und Empanadas verdrueckt. Wir lassen es uns aber nicht nehmen, auch noch im Café Austria einzukehren - wo allerdings wie fast befuerchtet - der Apfelstrudel ausverkauft ist.
Das uns von der Touristen-Information empfohlene Gelaende ennet des Rio Tomebamba beim grossen Park-Areal liegt uns als moeglicher Uebernachtungsplatz zu abgelegen und wird entgegen ihrer Angabe auch nicht waehrend 24Std. bewacht. Eine Alternative in Stadtnahe hatten wir bei unsern Streifzuegen nicht entdeckt, weshalb wir die Stadt noch bei Einbruch der Dunkelheit verlassen. Wir kommen schliesslich bei der Mobil-Tankstelle an der Umfahrungsstrasse in noerdlicher Richtung unter, wo wir entgegenkommenderweise nach dem Abflauen des Hauptbetriebes an Tanksaeulen und Mini-Market an einer weniger laerm-exponierten Stelle hinter dem Gebaeude uns hinstellen duerfen.

Auf Ruta 35 sind wir am folgenden Tag guten Mutes nordwaerts unterwegs, passieren Cañar, Zhud und Chunchi und erhoffen uns, bis nach dem Mittag noch bis nach Guamote zu gelangen, wo am Donnerstag der Wochenmarkt stattfindet. Das Fahren auf diesen Ueberlandrouten erfordert stets volle Aufmerksamkeit, Teer hin oder her, staendig ist gefaehrlichen Schlagloechern, Belags-Abruechen und Strassen-Absetzungen auszuweichen oder sie zumindest in reduziertem Tempo zu durchfahren. Ein derartiges, uebersehenes Uebel reicht dann aus, um uns immobil zu machen. Der Iveco bockt und unser Rad vorne links steht nach einem Satz und Knall quer was gleichbedeutend ist wie Spurstangen-Kopf abgerissen. Katja und Adi sind ziemlich erschuettert vom Ereignis, erholen sich aber wieder, als Fredy ein passendes Ersatzteil aus seinen Vorraeten ziehen und montieren kann.
Wir sind durch diese Verzoegerung erst im spaeten Nachmittag in Guamote, wo zwar der Markt sich aufzuloesen und die Besucher den vielen Bussen fuer den Heimtransport zuzustreben beginnen, aber die Betriebsamkeit immer noch einen Besuch wert ist. Als Uebernachtungsplatz wird einstimmig die etwa 30km entfernte, von Schilfguerteln eingefasste blaue Laguna Colta auserkoren. Die Anwohner trauen dem fremden Fahrzeug am Seeufer unten nicht so ganz und beim Einnachten erscheint eine Delegation, um sich zu vergewissern, dass wir keine boesen Absichten hegen.

In Riobamba, dem Hauptort der Region Chimborazo, gibt es kaum etwas Ausserordentliches zu entdecken. Wir benutzen ihn nur als Zwischenstop fuer Einkauf, Internetbesuch und vor der Weiterfahrt fuer ein chinesisches Mittagessen in einem zwar in einem Reisefuehrer angegebenen, aber sicher nicht empfehlenswerten Lokal. Unsere Karte stimmt wieder fuer einmal nicht mit der Realitaet ueberein. Anstatt von San Juan direkt zu unserem beabsichtigten Etappenziel kommen wir dem Vulkan und Schutzgebiet Chimborazo immer naeher. Schon vom Standplatz an der Laguna aus gestern Abend und heute morgen hatten wir seinen verschneiten Gipfel gesehen und da man nie weiss,  wie sich das Wetter sich weiter entwickelt, schiessen wir zur Vorsicht schon mal ein paar Fotos, als sich seine Wolkenkappe fast aufloest.

Guaranda, der ruhige Provinz-Hauptort der Provinz Bolívar mit etwa 20'000 Einwohner liegt auf 2'670m Hoehe zwischen sieben Huegeln und wird deshalb spoettisch auch das Rom der Anden genannt. Wir haben auf dem aeussersten Parkplatz am Parque 9 de Octubre, welcher gegenueber der Tag und Nacht besetzten Station der Bomberos (Feuerwehr) liegt, uebernachtet. Am Samstagmorgen sind wir viel zu frueh auf und finden nach 7.ooh erst die Haendler beim Einrichten der vielen Staende mit Second-Hand-Kleider auf der Plaza 15 Mayo vor. Auf der Plaza Roja tut sich praktisch gar nichts, dafuer finden wir dann, was wir gesucht haben um ziemlich heruntergekommene Gebaeude im Umkreis des Busterminals. Neben Gemuesen und Fruechten wechselt hier vor allem Mais und Reis die Hand oder besser gesagt die schweren Saecke den Transporter. Sehenswert ist der Markt der Kleintiere, wo die Anbieter mit zuckenden Saecken nebeneinander stehen und bei Interesse einem die darin hergebrachten Huehner, Enten oder Cuys (Meerschweinchen) offerieren. Ganze Schachteln voller Kuecken warten auf Abnehmer. Junge Hunde und Katzen in Gitterverschlaegen erwecken unser Mitleid.
Vor Mittag verlassen wir den Ort und erscheinen nach etwa einer Stunde Fahrt am Eingang des Schutzgebietes, dem Reserva de Producción Faunística, um den hoechsten, allerdings erloschenen Vulkans Ecuadors, wo wir unseren Obulus entrichten. Ein schmales Naturstraesschen bringt uns zwischen Herden der wilden Verwandten des Lamas hindurch, den Vicuñas, rasch in die Hoehe. Waehrend Fredy in Begleitung von Katja und Adi sich aufmachen, die restlichen 400m zum oberen Refugio sich hinaufzukaempfen, um damit dem 6'310m hohen Chimborazo die Ehre zu erweisen, ziehe ich es vor, bei der Endstation fuer Fahrzeuge auf 4'850m im Camper zurueckzubleiben. Wegen des grossen Schweizer Wappens am Auto, das wie so oft fuers Rote Kreuz gehalten wird, fehlt es mir nicht an Anfragen, ob ich hoehenkranken Besuchern nicht erste Hilfe leisten koennte.
Ungeplant weil einfach sich kein uns genehmer Standplatz sich auftut fahren wir an diesem Tag ueber Ambato und Pelileo (bekannt fuer seine Jean-Produktion) noch bis nach Baños. Schon am ersten Anlaufpunkt werden wir fuendig und duerfen uns gar ohne Entschaedigung in den fast leeren Hof der Hostería Monte Selva stellen. Kaum eingerichtet, ziehen wir los, um noch etwas vom Nachtleben am Ort zu sehen und in einem kleinen angeblich franzoesischen Restaurant, Café Mariane, zu essen.

Sonntag - 8. Juni: Der Tag ist truebe, weshalb wir den Morgen in der Stadt verbringen. Die Patronin von Baños, die Señora del Agua Santa, wird sehr verehrt und zu Fuessen ihrer Statue in der dominikanischen Basilica reihenweise Kerzen angezuendet. Die Touristen werden allerdings eher vom angenehmen Klima auf 1'800m Meereshoehe und natuerlich von den warmen Thermalquellen am Fusse des aktiven Vulkans Tungurahua angezogen. Beim herrschenden regnerischen und kuehlen Wetter geraten wir aber gar nicht erst in Versuchung, uns in die Badehose zu stuerzen und eines der vier Municipal Piscinas aufzusuchen.
Eine kleine Aufhellung des Himmels nutzen wir aus und lassen uns von einem Taxi zum Mirador Bellavista hochfahren. Von da aus sehen wir wohl das unter uns ausgebreitete Staedtchen, aber in Richtung Vulkan nur dichte Wolken. Ueber einen steilen, nass und deswegen schluepfrigen Fussweg hinunter gelangen wir zurueck zum Ausgangspunkt. Zum Abschluss des Tages machen wir eine kleine Stadtrundfahrt im touristischen Trenito Rhino, die an der Plaza Basilica endet. Hier versammeln sich die Anbieter mit ihren von religioesen Bildchen und Figuerchen ueberladenen Verkaufsstaenden und die Verkaeufer der oertlichen Suessigkeiten. Dies sind Sirup, rohes Zuckerrohr und speziell "Alfeñique", gelb-orange Cremezeltli-Riegel, die an einigen Ladeneingaengen immer wieder in Riemen ueber einen Haken gezogen werden, bis sie ihre richtige, eher gummige Konsistenz aufweisen. Vorbei an Tour-Anbietern, Andenken-Laeden und kleinen Restaurants, in denen von Fast Food ueber Pizzas, lokale Tagesgerichte vor allem auch als Spezialitaet grillierte Cuys (Meerschweinchen) fast alles sich auf der Speisekarte finden laesst, streben wir zu etwas deftigeren Gerichten ins Swiss-Bistro.
Ein schmales Straesschen windet sich westlich von Baños bergan und bringt uns zwischen Maisaeckern und abschuessigen Feldern mit Baeumen voller suesser, auch Baum-Tomaten genannten Freuchte rauf nach Pondoa. Wegen der vielen Regenfaelle wird der Weg oberhalb der bewirtschafteten Felder immer schlechter und mangels steinigem Untergrund so glitschig, dass wir uns trotz 4x4 geschlagen geben muessen. Wir montieren die Regenjacken und erreichen zu Fuss gute 20 Minuten spaeter das einstige Visitor Center, das aber total verlottert weil nicht mehr benutzt ist.
Vor wenigen Jahren nahm die Aktivitaet des Hausvulkans zu. Der 5'023 hohe Tungurahua begann immer oefter, Geroell und Lava aus seinem fast konischen Krater auszustossen. Am 17. Oktober 1999 musste deswegen sogar Baños komplett evakuiert werden. Zurueck blieben damals nur einige Geistliche sowie zur Sicherung eine Hundertschaft an Soldaten, die sich jedoch respektlos im Wallfahrtsort vergnuegte und - Gelegenheit macht Diebe - sich auch an Hab' und Gut der abwesenden Einwohner vergriff. Nach einem grossen Protest der evakuierten Bañeños am 3. Januar 2000 durfte der Ort wieder bezogen werden. Der anschliessende grosse Ascheputz ist laengst vorbei, aber seit diesem ersten sowie einem erneuten Ausbruch am 14. Juli 2006 hat sich in Baños wegen der latenten Gefahr ein sogenannter Eruptions-Tourismus entwickelt. Man versucht, wir mit eingeschlossen, von den verschiedenen Aussichtspunkten aus bei klarem Wetter einen Blick auf den ausstroemenden Rauch zu werfen, oder noch lieber, nachts den ab und zu roetlichen, aus dem Schlot leuchtenden Feuerschein zu erblicken.
Wir allerdings marschieren bei verhangener Sicht. Fredy und ich geben nach einer weiteren ¾ Stunde auf und kehren zum abgestellten Camper zurueck. Katja und Adi dagegen ziehen los und kapitulieren nicht, bis sie mittlerweile in stroemenden Regen das einstige Refugio am Fuss des eigentlichen Vulkankegels erreicht haben. Ganz durchnaesst und verdreckt tauchen sie erst am spaeten Nachmittag wieder bei uns auf und geniessen den Komfort der sofortigen heissen Dusche, die wir ihnen im Camper offerieren koennen. Waehrend wir zusammenpacken, noch etwas mit den Bauern plaudern die sich gleich uns ebenfalls auf den Heimweg machen, hat das Wetter unerwartet aufgeklaert. Kurz vor der Daemmerung praesentiert sich als Dankeszeichen fuer unseren Besuch und die Anstrengungen unserer Junioren die nur noch leicht vom entweichenden Dampf verhangene Vulkanspitze des Tungurahua klar im letzten Abendlicht.

Ruhepause fuer mich und Zeit fuer Administratives. Die Aktiven ruecken am Dienstag um 9.ooh aus und werden unter ueber einstuendiger Hin- und Rueckfahrt zu einem 2-stuendigen River Rafting Abentuerer auf dem Rio Pastaza in der Umgebung von Cumanda gebracht. Abends bummeln wir ein letztes Mal durch die belebte Fussgaengerzone Ambato, bevor wir zu einem letzten Nachtessen in Baños die auserwaehlte Pizzeria ansteuern.
Wir folgen Ruta 50, die durch das landschaftlich attraktive Tal, das der Rio Pastaza in die Ostkordilleren geschnitten hat, fuehrt und als einer der schoensten Fahrten in Ecuador gilt. Das Angebot fuer Urlauber umfasst der Umgebung angepasst vielfaeltige Moeglichkeiten Wandern, Reiten, Biken, River Rafting, eine Art Bungy Jumping wie auch Canyoning oder Fahrten ueber den Fluss durch die Schlucht in einfachsten offenen Seilbahnen. Wir beschraenken uns im oberen Teil der Schlucht darauf, die Aussichtspunkte fuer die vielen schoenen Wasserfaelle mit klingenden Namen wie Cascada Manto de la Novia abzuklappern. Bei Rio Verde dann steigen wir in die Feuchte hinunter zur beeindruckenden Cascada San Miguel y Pailón de del Diablo (Teufelskessel). Da ist, so nah am Wasserfall, dass man nass wird, wirklich der Teufel los und unheimliche Wassermassen stuerzen an uns auf den kleinen gemauerten Aussichtsterrassen vorbei in die Tiefe. Wem das nicht genuegt, der kann durch einen Felsengang gebueckt weiter raufklettern und steht dann schliesslich wirklich pflotschnass hinter der Kaskade.
Am Rio Verde legen wir unseren Mittagshalt ein, wo Katja und Fredy als Unerschrockene die Pause zu einem kalten Flussbad benutzen.

Die Vegetation bis nach Mera, wo das Pastaza-Flusstal sich oeffnet und breit wird, ist tropisch voller grosswuechsiger Farne, Bromelien, Orchideen und teilweise bluehenden Baeumen. Shell verdankt seinen Namen der Tatsache, dass 1947 erstmals im Oriente hier Oel entdeckt wurde und die gleichnamige Oelgesellschaft hier ihr Camp eingerichtet hatte.
Nach insgesamt 60 km Fahrt erreichen wir Puyo und suchen uns von dort den Weg nach Fatima. Die einstige Aufzuchtstation von Tapiren wird nur noch von einem Einheimischen bewohnt, der die wenigen Besuchern durch die inzwischen mehrheitlich zerfallenen Gehege fuehrt. Noch sehen wir in Pools junge Wasserschildkroeten, erhalten eine dreijaehrige Anaconada um den Hals gelegt, entdecken erschiedenste bunte Voegel und Klein-Papageien in den Baeumen. Horden von halbzahmen Squirrel Monkeys machen auch vor unserem Camper nicht Halt, als wir uns da mit Erlaubnis des Besitzers fuer diese Nacht einparken. Aber An Tapiren ist anscheinend nur noch gerade ein freiheitsliebendes Exemplare namens Bamby vorhanden, dass sich auch nicht mit offerierten Delikatessen heranlocken laesst, so dass davon schliesslich die Wildschweine, die sich im benachbarten Gehege im Matsch suhlen, profitieren.
An Ruta 45 ueber Santa Clara und Puerto Napo wird an ihrer Verbreiterung gearbeitet, so dass wir oft ruppige und dreckige Stuecke gewaertigen. Tena, Napo-Provinzhauptort, ist der Ausgangspunkt fuer Regenwald- sowie Rafting- und Kajak-Touren auf dem Rio Napo. Wir haben uns vorgenommen, in der Naehe von Archidona 2-3 Tage Pause einzulegen auf dem speziell gepriesenen Dschungel-Lodge Hakuna Matata und von dort aus eben diesen Aktivitaeten ebenfalls nachzugehen. Wir finden auch die kleine Anfahrt dahin, scheitern aber in nur 1,3km Entfernung vom Lodge an einer Bruecke ueber den Rio Tena, die um ein Quentchen nur zu eng ist fuer unsern Camper. Die Enttaeuschung ist riesig, hatten wir uns doch aufgrund der Prospekte alle vier schon am Relaxen im und um den Swimming Pool gesehen.
Guter Rat ist teuer, denn unsere Internet-Recherchen in Tena ergeben, dass die meisten Lodge nicht direkt mit dem Auto angefahren sondern nur ueber Bootstrips erreichbar sind.Aus diesem Grund entscheiden wir uns fuer das "El Jardin Aléman" in Pununo bei Misahualli. Es stellt sich heraus, dass wir die einzigen Gaeste an diesem Abend in der grossen Anlage sind - vielleicht besser so, denn der (Whirl-) Pool ist nur von bescheidener Groesse und hielte keinem Grossandrang statt.
Fruehstueck um 8.ooh am Freitag, 13. Juni, und um 9.ooh Aufbruch im Schlepptau unseres einheimischen Guides Atalhualpes. Nachdem es in der Nacht noch wie aus Kuebeln gegossen hat, faellt es uns nicht schwer, neben der Montage der obligaten Stiefel und Schwimmwesten auch noch einen Extradollar fuer die Miete von grossen Regen-Ponchos auszugeben. Das schmale, eigentlich fuer 15 Personen ausgelegte Holzboot schiesst durch die Strudel erst des Rio Misahualli, dann des Rio Napo, der nach einer 5-Tages-Strecke bei Iquito in den Amazonas muendet, herunter. Bei den teilweise heftigen Spritzern leistet der Poncho gute Dienste, so dass wir nach ¾ Std. Fahrt trocken dem Boot entsteigen und nach Ueberwindung des lehmigen und schluepfrigen Steilufers in den nassen Regenwald eintauchen. Unter dem hohen Blaetterdach erst des Sekundaer- und spaeter des Primaer-Urwaldes merkt man dann kaum mehr etwas vom Regen. Dank der Wolkendecke haelt sich ohne direkte Sonnenbestrahlung auch die Schwuele in Grenzen. Unser Guide, selber Schamane und daher bestens mit Natur und Pflanzen vertraut, fuehrt uns durch das ueppige Gruen. Er erklaert uns, wie Heilmittel aus Rinden und Blaettern gegen welche Beschwerden gewonnen werden, kennt giftige Arten oder aber z.B. Lianen mit hohem Wassergehalt und essbare Knospen und Fruechte, dank deren man im Dschungel ueberleben koennte. Ausser Insekten und Voegeln kann er uns aber keine grosse Tierwelt und zu Katja Erleichterung auch keine Schlangen und kaum Spinnen zeigen.
Nach einem zweistuendigen Marsch verzehren wir bei einem eigens dafuer erstellten Pavillon mit gutem Appetit das vom Bootsfuehrer herangetragene Mittagessen (gebratener Reis mit Chili con Carne und Frijoles, Fruchtsaft und Mandarinen als Nachttisch) und realisieren erst jetzt, dass es waehrend unseres Walks aufgehellt hat. Die Bootsfahrt zurueck im Sonnenschein ist dann auch um Einiges angenehmer. Wir stoppen kurz bei einer kleinen Goldgraeber-Staette, wo ein Familie Kies und Sand aus dem Flussbett buddelt, durch-spuelt und -siebt. Man zeigt uns die Ausbeute eines Tages aus 30 Behaeltern Material, fuer die man fast die Lupe braucht. Wir wuerden sagen, "das Betteln versaeumt", aber fuer die Leute da ist selbst das ein wichtiger Zuverdienst.
Zurueck in Misahualli nimmt uns der Fuehrer mit zu seiner Behausung. Er erzaehlt uns in spanisch ueber die Schamanen, in ihrer Dorfgemeinschaft hoch angesehene Heiler mit betraechtlichem Einfluss. Aber da nur ich seiner blumigen Sprache einigermassen folgen kann, bringen wir seinen Redefluss nach einer Anstandszeit zu Ende und lassen uns zum Lodge zurueckbringen.

Auf schlottriger Strasse von Ruta 45 fahren wir ueber Archidona und Cosanga nordwaerts. Baeza, einst alte spanische Mission und Aussen-Handelsposten gegruendet in 1548, ist heute ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Kreuzung der Routen Quito/Teno/Lago Agrio. Wir muenden da ins Tal des Rio Papallacta ein, die Verbindung des Oriente mit dem Hochland. Wir besuchen die Termas de Papallacta. Adi ist kein Badefan und zieht es vor, im Camper die Ruhe zu geniessen und zu lesen, waehrend Katja, Fredy und ich die Badehose unter den Arm klemmen. Je heisser die Wasser-Temperatur in den verschiedenen Pools, desto tiefer deren Wasserstand. In den waermsten haelt man es nur aus, wenn ein Grossteil des Koerpers der kuehlenden Luft ausgesetzt ist. Als Abwechslung kann man sich bei den obersten Baedern auch im kalten Wasser des vorbeifliessenden Rio Loreto-Papallacta abhaerten. Danach schaetzt man es dann umso mehr, sich wieder sich in den um die 38-40o C warmen tiefen Becken zu aalen.

Wir verbringen dabei mehr Zeit als beabsichtigt, setzen dann am fruehen Abend unseren Weg doch noch fort ueber den 4'064m hohen Papallacta-Pass. Da gut unterhaltene geteerte Strasse, koennen wir es wagen, noch bis nach Sangolqui zu fahren. Es ist auch da nicht einfach, im samstaeglich abendlichen Getuemmel bereits im Dunkeln einen Standplatz zu finden. Erst fassen wir eine Notfall-Station auf einem eingezaeunten Areal ins Auge, befuerchten aber, dass diese um Mitternacht doch geschlossen und wir in der Folge vom Gelaende gewiesen wuerden. Gegenueber entdecke ich den gesicherten Fuhrpark einer Elektrofirma, dessen Nachtwaechter uns zur grossen Ueberraschung gestattet, fuer die Nacht da sicher abzustellen.
Der Ort verwandelt sich dann am Sonntag in einen Ameisenhaufen. Zwar finden sich auf dem Wochenmarkt in diesem 20'000-Einwohner-Ort kaum Indios in althergebrachter Tracht und schon gar keine Touristen. Dafuer ist die Auswahl an Fruechten, Gemuesen, Fleisch, Reis, Mais und anderem Getreide so riesig, so dass wir uns fragen, wer denn das ueberhaupt alles kaufen soll und wieviel von der angebotenen Ware am Abend wieder nachhause zurueckgenommen werden muss. Wir geben fuer Lebensmittel knapp 20.- USD aus, vermoegen die dafuer erhaltene Unmenge zu viert aber kaum zurueck ins Auto tragen.
Auf der Hauptachse des Hochlandes fahren wir anschliessend suedwaerts, stoppen in Machachi kurz fuer einen Mittagshalt am Dorfrand, bevor wir auf auf mehrheitlich steingepflasterter Strasse den Parque Nacional Cotopaxi anpeilen. Wir kommen am Eingang Control Norte erst kurz nach dem offiziellen Schluss um 15.ooh an, aber der freundliche Pfoertner laesst uns noch durch. Das Wetter ist wechselhaft, aber ab und zu zeigt sich, als wir bereits auf 3'750m Hoehe auf dem Campingplatz Tambopaxi stehen, der 5'897m hohe verschneite Vulkan Cotopaxi neckisch mit nur ein paar wenigen Wolken um seinen verschneiten Gipfel.
Am naechsten morgen streben wir durchs Hochland dem verhangenen Vulkan zu und hoffen auf Wetterbesserung. Die Wiesen scheinen lila ueberhaucht wegen der vielen niederen Blueten, die ich als Herbstzeitlosen bezeichnen wuerde. Wir erreichen die Endstation fuer Fahrzeuge, eine kiesige Parkflaeche auf 4'500 m Hoehe, wo bald ein leichtes Schneetreiben einsetzt. Voll Elan machen sich Katja und Adi auch diesmal auf, an den Fuss des Vulkankegels zum Refugio José F. Rivas hinaufzusteigen. Wir aelteren Semester, Fredy und ich, lassen es uns inzwischen gut sein und kochen schon mal heissen Mate de Coca Tee, mit dem sich die Wanderer nach ihrer Rueckkehr gerne aufwaermen.

Wir verlassen den Park ueber den Ausgang Control Sur, begeben uns wieder auf die Panamericana und umfahren Quito auf der oestlichen Seite auf der Libertador Simon Bolívar. Ein Muss ist natuerlich der Halt bei N/S 00 00 000 - dem Aequator. Waehrend wir ihn schon einige Male ueberquert haben, ist es fuer Katja und Adi eine Premiere, die wir natuerlich fotographisch festhalten muessen. Wir uebernachten in einer kleinen Sackgasse neben dem Puerto Lago Country Inn, die direkt an der Laguna San Pablo endet. Im abendlichen Sonnenschein erhebt sich uns gegenueber in schoensten warmen Farben ein weiterer Vulkan, der 4'609m hohe Imbabura.
Nordwestlich von Otovalo und 18km von Cotacachi entfernt beginnt das Naturschutzgebiet Reserva Ecológica Cotacachi-Cayapas und darin unser heutiges Tagesziel, die Laguna Cuicocha. Von einem kleinen Mirador aus haben wir eine spektakulaere Aussicht auf dem in einem eingebrochenen Vulkankessel liegenden 160m tiefen See mit seinen zwei kleinen begruenten Kegeln in der Mitte. Ich schmiere Sandwiches und entlasse die drei Mitreisenden auf die gut 4-stuendigen Rundwanderung um die Lagune mit etwa 3km Durchmesser, waehrend ich mich in dieser Zeit wieder einmal auf mein Tagebuch zu konzentrieren versuche. Wir stehen so schoen ausgerichtet im Sonnenschein auf einer Aussichtsterrasse, dass wir am Abend nach ihrer Rueckkehr beschliessen, gerade hier zu uebernachten. Beim Fruehstueck sitzen wir am naechsten Tag draussen in eitel Sonnenschein und haben als Bonus, da frueh am Tag, freie Sicht auf den 4'939m hohen Vulkan Cotocachi, der sich gestern noch geniert hatte, sich nackt und ohne Wolken zu zeigen. An dieser Stelle haben wir den noerdlichsten Punkt auf unserer Rundreise durch Ecuador erreicht.

Die Otavaleños sind klein gewachsene Leute, bekannt fuer ihre Webkunst und unterscheiden sich in ihrer aeusseren Erscheinung von anderen indianischen Gruppen der Anden. Die Frauen tragen ihr Haar mit einem im Nacken zusammengebundenen und ueber dem Kopf gefalteten, meist schwarzen oder dunkelblauen Tuch bedeckt. Ein faltiger Ueberrock in der gleichen Farbe reicht bis zu den Knoecheln und wird in der Taille von zwei gewebten bunten Guerteln gehalten. Ein ebenso dunkler Flanellumhang bedeckt die strahlend weisse, gerueschte Bluse, deren Ausschnitt mit bunten Blumenmustern bestickt ist. Auffallend ist der dazu getragene Schmuck - vielfaches Colliers mit Straengen goldiger oder roetlicher Glasperlen und an den Handgelenken zu einem Armband angeordnete rote Korallenketten. Die Maenner stecken in weissen Hosen und dunkelblauem Poncho und tragen ihr Haar traditionell zu einem langen Zopf geflochten.
Auch heute Mittwoch ist die Plaza Poncho von Otavalo voller Marktstaende und die Gelegenheit fuer Katja und Adi, ihre Souvenirs und Mitbringsel zu erwerben wie Ketten aus Kernen, Steinen oder Palmholzstuecken, fein gravierte Kalebasen in allen Groessen neben farbenfreudige, gestrickte oder eher in traditionellen Mustern gehaltene gewobene Produkte. Der Andrang an Touristen haelt sich in Grenzen, daher laesst es sich auch gut feilschen und die verlangten Preise bestenfalls bis auf 40% herunterhandeln.
Um nicht dieselbe Route befahren zu muessen, waehlen wir die kleine erst gepflaesterte, dann erdige Strasse rauf zu den 17km entfernten Lagunas de Mojanda. Das Wetter hat sich verschlechtert und wir bekommen keine zwei - die Laguna Grande und Laguna Negra - sondern nur einen grossen reichlich gefuellten See zu sehen, umgeben von nebelbedeckten Bergen. Es nieselt staendig und fruehere Regenfaelle haben den abschuessigen Hang auf unsern Weg hoch ueber dem See abrutschen lassen. Wir glauben, das Hindernis mittels graben von zwei Fahrspuren ohne Schwierigkeiten ueberwinden zu koennen, muessen aber mit Schrecken feststellen, dass der Camper trotzdem in die falschen Richtung gleitet und immer naeher an den Abgrund rutscht. Da weiterer Regen sich ankuendigt und die Oberflaeche im Handumdrehen sich in eine unglaublich schluepfrige Masse verwandelt, muessen wir rasch handeln. Ein einheimisches Fahrzeug hatte in einiger Distanz angehalten, die fuenf Insassen uns vorerst nur beobachtet. Nun aber erscheinen sie an der kritischen Stelle. Sie helfen mit, haengen sich ungeachtet des Matschs ans Abschleppband, um den Camper erst zu fixieren, dann ueber die ausgelegten Sandbleche rueckwaerts zu ziehen und aus der heiklen Situation zu retten. Nach mehreren Anlaeufen koennen wir endlich aufatmen und nun problemlos runter zum Seeufer runterfahren, wo wir erst einmal die komplett verschmutzten Tenues ausspuelen koennen, bevor wir uns mit zurueckgekehrtem Appetit dem Mittagsimbiss widmen.

Ohne Murren nehmen wir nach diesem Erlebnis den laengeren Rueckweg in Kauf, passieren Tabacundo und wenig spaeter erneut den Aequator 00 00 000 bei W 078 18 437, diesmal in suedlicher Rrichtung unterwegs. Natuerlich erreichen wir nun die Hauptstadt erst nach Einbruch der Dunkelheit und haben auf der Einfahrt, nachdem wir gluecklich auf der direkten Zufahrt ueber die Av. Seis de Diciembre uns endlich befinden, wegen grossraeumigen Umleitungen um das Estadio Olimpico Atahualpa mit ecuadorianisch/brasiliansichem Fussballmatch Probleme mit einem eifrigen Polizisten. Einmal mehr verfuegen wir in Quito ueber keinerlei zuverlaessige Angaben ueber einen moeglichen Standplatz und klappern einige Moeglichkeiten in der Neustadt ab, die wir in Notizen und Reiseberichten anderer Reisender gefunden hatten. Aber wir bringen - sofern Hofraum ueberhaupt vorhanden - unsere grosse Kiste nirgends durch die hoehenbeschraenkten Tore. Wir retten uns aus der Situation, indem wir in der leeren Crêperie in der Calle Rodriguez vorsprechen und vom Inhaber die Erlaubnis erhalten, nach dem Nachtessen in seinem Lokal auf dem Parkplatz davor zu uebernachten.
Unerwartet rasch soll sich am naechsten Tag unser Standplatz-Problem loesen. Wir haben seinerzeit in Lima eine Visitenkarte eingesteckt, und der 78-jaehrige norddeutsche Betreiber dieses "Zentrum" kann uns zwar einmal mehr nicht durch sein Gartentor zaubern, gestattet uns aber, in der Sackgasse vor seinem Hostal zu parken, bei ihm Wasser aufzufuellen, falls gewuenscht Strom zu beziehen und erst ueber seinen wireless-Anschluss ins Internet einzusteigen.

Da koennen wir uns nun an der letzten Station des Ecuador-Aufenthalts von Katja und Adi unbesorgt dem "Sightseeing" widmen. Wir staerken uns im "Zentrum" mit dem guenstigen all-inklusive Mittagsmenue zu USD 3.50 und besuchen nachher den El Panecillo im Sueden der Altstadt. Die riesige Statue der La Virgen de Quito mit ihrer Sternenkrone und Adlerfluegeln prangt hoch ueber der Stadt auf einem Vulkankegel und ist das Wahrzeichen von Quito. Wegen des nicht perfekten Wetters Donnerstag muessen wir uns mit einem leicht verschleierten Ausblick ueber die mit 1,4 Mio. Einwohnern zweitgroesste Stadt des Landes zufrieden geben. Gedenk der Warnungen wegen Ueberfaellen auf dem unsicheren Rueckweg durch die umliegenden aermlicheren Quartiere lassen wir uns per Taxi ins Centro zurueckkutschieren. .
Wir machen einen kurzen Bummel durch die Altstadt um Iglesia und Convento San Francisco herum, haben nachher an der Plaza Grande neben der Catedral nur noch wenig Zeit, die blau uniformierten Wachen am Palacio del Gobierno zu bewundern, da sie um 17.ooh von ihrem muehsamen Herumstehen und Eingang bewachen erloest werden. Abends treiben wir uns nach dem Nachtessen im Neustadt-Viertel noch ein wenig in den lebhaften Strassen um die Reina Victoria herum
Am Freitag-Morgen noch sonnige Verhaeltnisse bewegen uns, als Erstes uns mit dem TelefériQo, der wohl hoechst gelegenen Seilbahn Suedamerikas, 2,5km weit der Flanke des Vulkans Pichincha entlang bis zum Cruz Loma auf 4'100m hinauftragen zu lassen. Die Stadt Quito liegt zwar unter uns ausgebreitet klar im Sonnenschein, aber bereits ziehen sich wieder drohende, dunkle Wolken zusammen, so dass wir auf das beruehmte Panorama der Anden ganz und gar verzichten muessen.
In der Altstadt liegen noch ein paar touristische Muss wie die Calle Ronda (restauriert aber relativ unbelebt), verschiedene Strassenzuege wie die Calle Junín mit den historischen Haeusern und ihren beruehmten Balkonen und Erkern, ein paar der wichtigsten Iglesias (mangels tiefschuerfendem Interesse hauptsaechlich von aussen) wie die La Compañia de Jesús , Santo Domingo, San Augustin und natuerlich die Basilica del Voto Nacional. Fredy begleitet Katja und Adi auf schwankendem Steg in 35m Hoehe durch das 150m lange und 35m breite Schiff, um die 78m hohen Ecktuerme zu besteigen.
Von da aus kehren wir mit der gruenen Linie des Metro Bus Q - pro Besteigen und Kopf unabhaengig wie weit man faehrt USD 0.25 - zum Camper zurueck. Nun folgt die Katja verhasste Aufgabe, die Reisetaschen fuer die Rueckkehr in die Schweiz zu packen, bevor wir vier uns zu einem vorlaeufig letzten gemeinsamen Nachtessen zusammensetzen.
In aller Herrgottsfruehe schon erhalte ich am 21. Juni mein erstes Geburtstagsgeschenk - eine kleine Katzenfigur von Katja und Adi fuer meine Sammlung zuhause. Bald darauf schaukeln wir im Iveco auf der fast leeren 10 de Agosto zum Aeropuerto Mariscal Sucre. Da entgegen der Versicherungen des Reisebueros die Sitze nicht per Internet reserviert werden konnten, wollen Katja und Adi moeglichst frueh einchecken und erhalten denn auch die gewuenschten Fenstersitze. Mit einem Zwischenstop auf Bonaire/Niederlaend. Antillen werden sie via Amsterdam zurueck in die Schweiz reisen. Bis zum Abflug von KLM 754 um 9.15h bleibt uns noch genuegend Zeit fuer ein Fruehstueck. Dann ist es ploetzlich soweit. Es heisst Abschied nehmen nach einer bewegten Zeit von drei Wochen, in denen wir ihnen einige Regionen von Ecuador zeigen konnten und ihnen gleichzeitig auch einen Einblick in unsere nicht immer einfache Weise, Suedamerika zu bereisen, zu vermitteln suchten.
Zurueck in der Neustadt machen wir uns zur Ablenkung auf, die Galeria Latina zu besuchen. Schon im Vornherein rechnen wir damit, dass uns dies teuer zu stehen kommen koennte. Und dem ist auch so. Wir koennen nicht widerstehen, einen tollen Webteppich in kraeftigen Farben sowie einen mit Spiegel, komplett mit kleinen Figuren in landestypischer Szenerie eingefasst fuer die kuenftige Verschoenerung unseres Schweizer Heims zu erstehen. Zur Feier meines heutigen Geburtstages darf ich mir noch einen Silberreif mit Anhaenger in Form des Zeremonienmessers Zumi aussuchen. Am Abend nunmehr wieder nur noch zu zweit im Camper, scheint sich der Wohnraum des Iveco vervielfacht zu haben und kommt uns unendlich gross vor!

Ein herzliches Danke an Gerd, ein letzter Einkauf im Supermaxi und wir sind wieder unterwegs. Die Ausfallstrasse fuehrt am Flughafen vorbei und ist danach sehr schlecht markiert oder gar irrefuehrend mit laengst aufgehobenen Umleitungen versehen, so dass wir mehrmals uns vergewissern muessen, ob wir wirklich zur El Midad del Mundo unterwegs sind. Dieses 1979 errichtete, 30m hohe Aequator-Denkmal, das einen grossen Globus traegt, muss man verhaeltnismaessig teuer berappen: 1.50 fuers Parken, je 2.- Eintritt (generoeserweise gewaehrt man uns ungefragt den Tarif fuer Touristen in Mayor Edad ab 65 Jahren!!) plus nochmals je 2.- fuer die Aussicht vom eigentlichen Monument und dem darin untergebrachten Etnologischen Museum. Darum herum sind eine Anzahl Pavillons mit simplen Ausstellungen gruppiert sowie ein richtiges touristisches Dorf mit Imbiss- und Souvenir-Staenden und Restaurants. Selbst heute Sonntag spielt eine kleine Band am spaeten Nachmittag nur fuer wenige Besucher.
Die Haenge des bekannten Pululahua-Kraters sind schwer mit Regenwolken verhangen, so dass wir getrost daran vorbeifahren koennen. Wir rollen fast unablaessig tiefer und nach Calacal durch feuchten nebligen Dschungelwald, eine von Vogelfreunden vielbesuchte Gegend, was sich in den vielen Restaurants und kleinen Hostajes manifestiert. Unsere Scheibenwischer kommen in Einsatz und das Licht schwindet unverhaeltnismaessig rasch. Aber es gibt keine Moeglichkeit, von der Strasse abzukommen und fuer die Nacht zu parkieren. Ergibt sich einmal eine kleine Einmuendung, steht bestimmt ein Haus da. Auch die Abzweigung nach Mindo verspricht keinen Erfolg, so dass wir nach Einnachten immer noch unterwegs sind. In San Carlos ereilt uns dann unser Schicksal: Wir muessen einem LKW ausweichen in einer Gemeinde, die sich eine Strassenverbesserung vorgenommen und dafuer riesige Haufen von Belagsmaterial auf der Durchgangsstrasse angelegt hatte. Geblendet von den Scheinwerfern des entgegenkommenden Fahrzeuges vermoegen wir den ploetzlich auftauchenden unbeleuchteten Kieshaufen nicht auszuweichen und durchpfluegen zwei davon. Einmal mehr steht ein Vorderrad quer - diesmal ist die Spurstange vorne links abgerissen. Gottseidank hatten wir seinerzeit in Salta/Argentinien zwei davon auf Vorrat gekauft. Nach einer gut einstuendigen Reparatur an Ort und Stelle sind wir wieder mobil. Allerdings ist uns die Reiselust fuer heute vergangen und wir fahren nur noch bis zur naechst moeglichen Ausweichstelle und parken bei einer kleinen Tankstelle.

Via San Miguel de los Bancos ueber unzaehlige Kurven durch auch heute morgen mit nebligen Schwaden verhuellten Regenwald kommen wir in huegeliges Gebiet mit gerodeten Flaechen, wo Viehzucht betrieben wird. Hier gedeihen vielerlei Fruechte und dazwischen in Hainen Oelpalmen. Bei La Indepencia, einem vernachlaessigt und nicht sehr sauber wirkenden Ort, stossen wir auf Ruta 25 und drehen suedwaerts. In der Bevoelkerung machen wir vermehrt schwarze Gesichter aus, die von den einst eingeschleppten Negersklaven abstammen. Der Verkehr ist dicht geworden, gefahren wird auf Biegen und Brechen, und dass auf einer wider Erwarten nicht besseren Verbindung sondern auf einer himmeltraurigen Teerstrasse, die einerseits grosse, tiefe Schlagloecher aufweist und andernseits unfachmaennisch nachgeteert wurde, wodurch der neue Belag sich ohne Haftung mit dem alten Trassee zersetzt hat. Der Iveco rattert ueber den kruemmeligen Belag, und ich denke mit Schrecken daran, dass unser Ersatzteil-Vorrat auf nur noch eine Spurstange geschrumpft ist. Das Quitschen und Knacken unter dem Armaturenbrett laesst erkennen, dass wieder eine Bruchstelle im Quertraeger unter dem Armaturenbrett entstanden ist.
Auf der Umfahrung von Santo Domingo de los Colorados (gemeint sind die einst hier lebenden Colorados mit ihren typschen, mit roter Paste verschoenerten und versteiften Haarschoepfe, die sich aber inzwischen auch dem unsrigen Haarstyl angepasst haben und  von der Bildflaeche verschwunden sind) finden wir ueberraschend einen Werkhof mit verschiedensten Reparatur- und Unterhalts-Betrieben. In zwei Stunden Arbeit stellt der Arbeiter Spur und Laengslenker ein und sein Chef will ganze USD 20.- dafuer. Sein Kollege laesst sich das Autowaschen mit guenstigen 5.- belohnen.
In El Carmen ist die Hauptstrasse von einem Festumzug belegt und wir folgen heimischen Lenkern, die uns parallel davon eine Ausweichsroute aufzeigen. Auf Sonne warten wir vergeblich auf dem Weg zur Pazifik-Kueste. Papier nimmt alles an, deshalb zeigen die Karten auch hier eine Teerstrasse, deren Belag sich aber auch laengst aufgeloest hat. Das Fahren ist muehsam und fordert volle Aufmerksamkeit, um den schlimmsten Loecher in einem steten Wechsel von Gasgeben und Abbremsen und Ausweichen zu entgehen. Endlich zeigt sich das Meer, kurz vor Sonnenuntergang um 18.30h roetlich angehaucht von der versinkenden Sonne. Wir lassen uns an der Strand-Promenade in Pedernales nieder. Nach einem kurzen Spaziergang entlang des schmalen, ungepflegten Sandstrands und der ihn saeumenden Restaurants und Bars finden wir uns ein kleines Lokal, wo wir (nachdem das Kuechenmaedchen losgeduest ist, um fehlende Zutaten dadzu einzukaufen) Camarones und Calamaris in schackhafter Peperoni-/Knoblauch-Sauce mit Reis und frittierten Bananen verzehren. - Ein Plattfuss hinten links kroent dann, gluecklicherweise als wir bereits fuer die Nacht parkiert haben, den Tag.

Deswegen steht Fredy am Dienstag frueh auf und faehrt mit einem Tuk-tuk in die Stadt, um den Plattfuss reparieren zu lassen. Nach ein paar bescheidenen Einkaeufen, hauptsaechlich Brot, verlassen wir Pedernales im Laufe des Morgens. Wir moechten gerne einen kleinen Reisebruch am Pazifik von ein oder zwei Tagen zum Ausspannen einlegen. Wir fahren zwar in Kuestennaehe, das Meer selbst sieht man aber nur in den kleinen Ortschaften wie Don Juan, einem kleinen Fischerdorf, wo ein Schweizer ein Ecolodge fuehren soll. Aber der Chef ist nicht zuhause im Camping Samvara. Der Angestellte hat keine Befugnis, uns eintreten zu lassen. Darueber sind wir im Endeffekt nicht ungluecklich, da die Anlage sowieso nicht am Meer auf einem buschigen, trockenen Huegel liegt.
Ueber Jama fuehrt uns die oft loechrige, aber geteerte Kuestenstrasse nach Canoa. In diesem kleinen Ort mit etwa 6'000 Einwohnern treffen sich in der Hautpsaison wegen der Brandung die Surfer und wegen der guten Windverhaeltnisse von den Huegeln parallel der Kueste die Gleitschirmflieger und auch Partyfreunde sollen dann hier auf ihre Rechnung kommen. Wir finden heute allerdings ein ruhiges Dorf vor mit unzahehligen Hostals und Hotels auf der einen und leeren Freizeiteinrichtungen, vernagelten Bars und verlassenen Sonnenschirme auf der andern Seite der Strandstrasse vor - aber keine Moeglichkeit, den Camper am Meer zu parken. Ortsausgangs winkt uns, als wir langsam vorbeirollen, ein freundlicher Ecuadorianer zu und laedt uns, als wir stoppen und uns vorstellen, freundlicherweise ein, auf seinem Grundstueck neben seinem neuerbauten Ferienhaus fuer die Nacht abzustellen.

Fahrtag heute. Ohne Bedauern verlassen wir ein am Morgen truebes Canoa. In San Vincente verladen wir vom unbefestigten Sandufer aus auf die Faehre, um die breite Chone-Fluessmuendung zu ueberqueren und muehelos nach Bahía de Caráquez zu gelangen. Wegen ungenauen Karten und zwischenzeitlich veraenderter Strassenfuehrung machen wir einen unbeabsichtigten Umweg ueber San Clemente bevor wir ueber Rocafuerte den Hauptort der Provinz Manabí, Portoviejo, erreichen. Auch da fahren wir, da keinerlei Hinweistafeln zu erblicken, unnoetigerweise zu weit ins Stadtzentrum hinein, um die Fortsetzung nach Jipijapa zu finden. Laengst haben wir die Kueste verlassen und bewegen uns durch wenig attraktives, hauptsaechlich als Weiden fuer Zebu-Vieh genutzes Gebiet.
Bei Nobol stauen sich Laster mit Gasflaschen vor einer Agip-Abfuellanlage. Wir wittern vergeblich eine Moeglichkeit, unsern Gastank wieder einmal gefuellt zu erhalten. Einer der Chauffeure verweist uns nach Guayaquil an die Repsol-Tankstelle vis-à-vis des Terminal Terrestre. Er erste Tankwart da tut bucklig und will unbedingt eine staedtische Bewilligung zum Auffuellen von GLP, wie sie anscheinend die Taxis hier besitzen, sehen. Sein Kollege sieht es weniger eng und verdient sich damit ein gutes Trinkgeld von uns. Zuvor hatten wir auf dem Weg dahin bei einem Mega-Maxi eingekauft und das abendliche Kochen durch einen Pizza-Hut-Besuch ersetzt. Die meuhsame Standplatz-Suche eruebrigt sich fuer einmal. Wir uebernachten erneut beim PAI 33-Polizei-Posten vor dem Parque Cl.Y. Indabura im Kennedy-Quartier.
Zuegig raus aus Guayaquil und erst suedwaerts rollen wir. Nach Puerto Inca drehen wir ostwaerts und verlassen bald das mit Reisfeldern, Bananen- und Kakao-Stauden bestandene Tiefland und seine fast 30oC-ige Feuchte. Zackig geht es bergwaerts, das erste Stueck durch die obligaten sich an den Haengen aufstauenden Nebelschichten und Wolkenfetzen. Ab etwa 2'000 m Meereshoehe erheben wir uns ueber die weissen Schwaden und haben ueber uns erstmals seit Langem wolkenlos, stahlblauen Himmel. Die unerwartet breite Strasse, nur teilweise asphaltiert aber dafuer auf den Naturstuecken gut praepariert, fuehrt vorbei an der El Graja Recreation Area mit ihren vielen kleinsten Lagunen und ueber 4'165m. Am Ortseingang von Cuenca stossen wir auf die von Quito herfuehrende inlaendische  Hauptverbindung Nr. 35 und umfahren das Zentrum der Stadt auf der Avenidas de las Americas. Wir geniessen die Fahrt durch die anschliessende laendliche Gegend, passieren Cumbe und den gerademal 3'527m hohen Tinajilla Pass einmal mehr auf einer Verbindung "en construcción". Vor und nach der Ueberquerung des Léon-Flusses gewaertigen wir stattliche Wartezeiten, da zur Zeit die vorhandene, aber schwer beeintraechtigte Asphaltflaeche kilometerlang mit Beton-Fahrspuren ueberdeckt wird. Wir fuellen unsern Tank in Oña und schlagen uns etwa auf Hoehe von El Tablon in die Buesche. Die Sonne geht in flammend entzuendeten Wolkenstrudel wenig spaeter unter und es wird empfindlich kuehl.

Im Slalom und nur mit einem Aufenthalt wegen Strassenarbeiten absolvieren wir die restlichen fast 100km. Der Autor des Reisefuehrers muss aufgrund seiner Zeitangaben geflogen nicht gefahren sein, denn wir brauchen alleine fuer dieses Teilstueck schon 2 ½ Std. In Saraguro ist heute leider nicht Markttag. Wir erspaehen am Strassenrand nur gerade eine Alte, die komplett tradtionell gekleidet ist: Weiter, schwarzer Jupe, weisse Bluse mit schwarzem Tuch darueber, das von der Tupus aus Silber zusammengehalten wird, und als Vervollkommnung den naturweissen Hut mit rundem Gupf und breiter Krempe, deren Unterseite mit schwarzen Flecken wie einer Freiburger Kuh versehen ist. Der Parkplatz des Piscina Municipals von Loja, Teil des Parque Recreacional Jipiro, ist uns als Standplatz gut genug. Zuvor machen wir etwas Sightseeing in der gemuetlichen Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks und picken Empanadas und Humitas als Mittagessen.
Wir haben eine lockere Fahrt von gerademal 50 km von Loja bis nach Vilcabamba zu absolvieren. Unser Ziel ist die Hostería Izhcayluma, die sich mit freundlichen deutschen Betreibern bestens fuer zwei Tage Ausspannen eignet. Wir stehen auf dem Parkplatz vor dem Restaurant und koennen fuer bescheidene 4.- USD pro Kopf die gleiche Infrastruktur wie die Hotelgaeste benuetzen, koennen Wasser auffuellen und 110V- Strom fuers Laptop anzapfen. Wir benutzen die Gelegenheit, das Geschirr im Kasten zu lassen und uns im Restaurant zu verpflegen. Das Lodge liegt mit schoenem Ausblick ueber dem Ort. Das Wetter ist erfreulich sonnig, aber ein heftiger kuehler Wind weht. Also besichtigen wir den Swimming Pool nur anstatt ihn zu benuetzen.
Unsere lockere Stimmung macht voruebergehend Gereiztheit Platz. Der Alternator laedt nicht mehr - wir werden auf auf die Aufladung auf die Solarpanels angewiesen sein, um den Camper ueberhaupt wieder starten zu koennen. Fredy steigt ins Ueberkleid, findet aber auf Anhieb die Ursache ncht heraus. Am Montagmorgen frueh startet Fredy seine Telefonanrufe - Iveco, wo der Werkstattchef nicht verfuebar ist, dann Ronner, wo ihm ein kompetenter Mechaniker auf die Spruenge hilft. Und wirklich - Fredy hat in seinen Pfruenden sogar ein passendes Ersatzteil, einen neuen Regler. Dass das entsprechende Warnlaempchen ebenfalls ausgestiegen war, ist dem Zufall zuzuschreiben. Es wieder zum Funktionieren zu bringen ist dann nur noch ein kleiner Klacks mit der Neubefestigung des Kontaktkabels mit Masse.

Ob die Strecke weiter suedlich ab Vilcabamba wirklich eine Allwetter-Strasse ist, wagen wir zu bezweifeln. Oft ist die Naturstrasse von guter Qualitaet, aber dazwischen liegen kritische Stuecke mit nur lehmige Spuren, in Talecken Durchquerungen von Wassertuempeln, die bei Regen sich selbst zu einem wahren Hindernis steigern koennen - von den Schaeden durch das Wegspuelen und Terrainabrutschen gar nicht zu sprechen. Die Strecke ist an und fuer sich schoen und fuehrt durch das Tapichalaca Reserva Natural. Wir fahren den Abhaengen entlang und haben immer wieder einen schoenen Ausblick auf die vielen gruenen Bergzuege. Wo der Wald gerodet wurde, stehen nur noch vereinzelte, oft durch Schmarotzerpflanzen verkrueppelte Baeume und dazwischen eine kitschig gruen nachgewachsene Grasart. Fast glaubt man sich in "Jurassic Park" versetzt. Nach Valladolid wird die Strasse generell schlechter. Wir erreichen gerade mal einen Durchschnitt von 29 km/Std. und muessen zwischen Palanuma und Isimanchi am Strassenrand campieren.

Im Generellen ist die Verbindung zur peruanischen Grenze hin besser als erwartet. Ueber Isimanchi gelangen wir schliesslich nach Zumba, dem letzten groesseren Ort in Ecuador, ur unwesentlich schlechter bis zur Grenzstation. Nachdem wir in stetem Auf und Ab uns mehrheitlich auf Meereshoehen von 1'000-1'200m bewegt haben, faellt die nur unwesentlich schlechtere Strasse ueber La Chonta stetig ab.

Die Grenzstation liegt dann auf nurmehr 665 m. Ein paar wenige Haeuser links und rechts der Durchgangsstrasse, darin die Immigracion untergebracht, wo ohne Zaudern uns der Ausreisestempel in die Paesse gekopft wird. Der Beamte vom Zoll sonnt sich vor seinem Buero und nimmt uns das Autopapier gerade dort an Ort und Stelle ab. Die "neue" Bruecke, welche es ueberhaupt erst ermoeglicht, dass man diese Route als Verbindung nach Peru waehlen kann, fuehrt gross- respektive vier-spurig ueber den Grenzfluss Canchis, obwohl uns herzlich wenig Verkehr bis dahin begegnet ist.
Wir verlassen also am 1. Juli 2008 Ecuador, mit 270'670 km2 und 13 Mio. Einwohnern eines der kleinsten Laender Amerika's. Waehrend gut eines Monats haben wir 3'760km in seinen drei verschiedenartigen Regionen, dem Hochland der Anden, dem Regenwald in Amazona's Tiefland und entlang der Pazifik-Kueste, zurueckgelegt. Wir sind einer Vielzahl von Leuten unterschiedlichster Ethnien begegnet und wurden ohne Ausnahme freundlich aufgenommen und von in Reisefuehrern und Erlebnisberichten anderer Travellers erwaehnten negativen Erfahrungen blieben wir verschont.
 
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Ecuador - Nr. 4086-4955
 

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