5.-15. November 2007 / Chilenisch-Patagonien: Parque Nacional Torres del Paine-Cueva del Milodón-Puerto Natales-Punta Arenas-Porvenir-San Sebastian (Region XII -Magellanes)

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Kurz vor 18.ooh am 12. November 2007 stehen wir am kleinen chilenischen Grenzposten von Cerro Castillo. Die Abfertigung ist einfachst mit Ausfuellen eines Immigration-Zettels sowie einer Bestaetigung, dass man keine pflanzliche oder organische Stoffe ins Land bringt. Das Carnets wird wohl eingestempelt, aber zur Vorsicht noch mit einem gleichlautenden Formular ergaenzt. Am kleinen Grenzortschaft selbst fahren wir vorbei und halten wenig spaeter zu unserer ersten Nacht in diesem Land abseits der Strasse. Auch hier in Chilenisch- Patagonien bleibt uns heftiger, boeiger Wind treu.

Herden vonGuanacos saeumen den Anfahrtsweg vorbei an der Laguna Amarga. Im gleichnamigen Eingang zum beruehmten Parque Nacional Torres del Paine muessen wir uns registrieren und werden bei dieser Gelegenheit unsere ersten chilenischen Pesos, die stattliche Summe von 15'000.- pro Kopf (fast je CHF 40.-) los.
Das Wetter hat sich etwas erholt und laesst ab und zu die Sonne zum Zug kommen. Die Torres allerdings bleiben unseren Blicken vorerst verborgen. Sie tragen wie die Cuernos und der Paine Grande Wolkenkappen. Da man nie genau weiss, wie sich das Wetter weiter entwickeln wird, schiesse ich zur Vorsicht trotzdem die ersten Fotos. Noch fotogener sind die vielen Lagunas und speziell die tuerkisfarbenen Seen, Lago Sarmiento, Lago Nordenskjöld und Lago Pehoé. Das Puenktchen auf dem i sind jetzt im Fruehling die feuerroten Blueten der kugeligen Bodendecker (Amarthropyllum desideratum) die im Wettbewerb mit den ebenso markante, rote Blueten bildenden etwa 1,5 m hohen Ciruelillos-Straeucher.

Die Schotterstrassen sind nicht sehr gut unterhalten und wir fahren mit entsprechender Geraeuschkulisse bis an den Lago Grey. Nach dem Mittag brechen wir zum Mirador Grey auf. Wir spazieren ueber das grosse Kiesfeld am untern See-Ende auf eine Halbinsel und sehen uns den Glaciar Grey aus betraechtlicher Distanz an. Er war so nett und hat einige erstaunlich grosse, blau-weisse Eisbrocken abbrechen lassen, die einen schoenen Kontrast zum milchig-gruenen Seewasser bilden.
Uebrigens, man wage sich nie mit einem falschen Partner in die Ferien, denn wer kommt uns an der kleinen Fussgaenger-Haengebruecke ueber den Rio Pingo entgegen: Barbara und Charlie - Nachbarn aus Affoltern, zur Zeit auf einer Suedamerika-Reise, die uns begeistert von diesem Zufall mit grossem Hallo begruessen, aber im Gegensatz zu uns wenig Zeit zum Plaudern haben, um nicht den Anschluss an ihre vororganisierte Tour zu verlieren.

Da man am Rio Serrano neben der neuen Bruecke ziemlich abgeschossen steht, hatten wir beschlossen, uns fuer eine Nacht am offiziellen Campingplatz Lago Pehoé niederzulassen. Da waren wir wenigstens nicht alleine - zur Abwechslung teilten wir das Gelaende mal wieder deutschen Reisenden von Rotel-Tours!
Auch am Mittwoch laesst das Wetter eher zu wuenschen uebrig. Wir fahren als Einstieg zur Besichtigung des Salto Grande.

Von da aus absolvieren anschliessend gerade noch den Marsch mehr oder weniger dem Ufer von Lago Nordenskjöld entlang zum Mirador Cuernos durch eine relativ dichte Vegetation. Auf dem hoechsten Punkt verweilen wir jedoch wegen der herannahenden Nebelschichten sowie der Regenwolken, welche vom Cerro Paine Grande aus drohen, nicht lange. Wir erreichen den Camper gluecklich trocken und koennen den hereinbrechenden Regen anschliessend zufrieden vom Mittagstisch aus beobachten.

Von der in Reiseberichten erwaehnten, fuer die meisten Camper zu enge Bruecke im Park werden wir leider auch betroffen. Die erste Holzbruecke unweit der Guardaria Laguna Amarga ist zwar durch eine breitere ersetzt worden und verkuendet eine beruhigende moegliche Belastung von 10 t und 3,2m Breite. Dies gilt jedoch nicht fuer die anschliessende alte englische Stahlkonstruktion ueber den Rio Paine. Wir bleiben mit unserem 2,1m breiten Camper, genau dem lichten Mass dieser Bruecke, von der Durchfahrt und dem Erreichen des Campingplatzs bei der Hostería Los Torres ausgeschlossen.
Mit dem Segen der Rangers suchen wir uns davor ein schoenes Ersatz-Plaetzchen leicht erhoeht ueber dem Rio Paine, das wir mit einigen Guanacos und zwei Paerchen Hochland-Gaensen (Upland Geese) friedlich teilen. Waehrend eines eingeschobenen Ruhetags kann Fredy kann nicht zusehen, wie ich an Fotos und Reisebericht "arbeite" und schwingt sich waehrenddessen in den Velosattel, um das uns am Vortag verwehrte Gelaende doch noch kennen zu lernen. Vor dem Einnachten lockert sich die Nebelschicht ein wenig und gestattet uns fuer kurze Zeit doch noch einen klaren Blick auf wenigstens zwei der beruehmten drei Torres.

Am 9.11. verlassen wir den Parque Nacional Torres del Paine wieder. Heute sind auch einige der kleinen Laufvoegel, die Choique, zum Teil mit zahlreichem Nachwuchs unterwegs. Wir waehlen den Weg via die Peninsula, vorbei an einer grossen Ferien-Estancia. Die Gegend ist sehr gruen, geradezu lieblich, die Weiden voller Schafe und glotzender Rindviecher. Wir ignorieren die Tafeln, die verkuenden, dass die gewaehlte Strasse gesperrt sei, da wir nicht erpicht sind, den groessten Teil der zurueckgelegten Strecke nochmals aus der Gegenrichtung zu sehen und einen ansehnlichen Umweg in Kauf zu nehmen. Es stellt sich bald heraus, dass ein Durchkommen durchaus moeglich ist, da nur an der Ausbesserung der Strasse gearbeitet wird und alle Bruecken, was wir am meisten gefuerchtet hattben, intakt sind. Also kurven wir winkend um die Strassenbau-Vehikeln und an den wenigen Arbeitern vorbei. Einmal mehr laesst das Wetter zu wuenschen uebrig, ist mit seinen dunklen, drohenden Wolken, aus denen ab und zu Regenspritzer fallen, geradezu dramatisch.
Wir uebernachten in den Bueschen nicht weit vom Cueva del Milodón, den wir am folgenden Morgen besuchen. Neben Spuren praehistorischer Menschen fand 1890 der deutsche Entdecker Hermann Eberhard an diesem Ort Knochen- und Fellreste eines 3,5-4m grossen, laengst ausgestorbenen Urtiers. Zugeordnet wurden diese spaeter dem pflanzenfressenden Riesenfaultier Mylodon. Heute steht nur noch eine Nachbildung in der beindruckend grossen, 30m hohen, 80m breiten und fast 200m tiefen Hoehle. Detaillierte Informationen entnimmt man einer Broschuere, die man im Austausch gegen eine Eintrittsgebuehr am Eingang zum Gelaende im kleinen Info-Center erhaelt.

In Puerto Bories wurden einst in einer riesigen Schafschur-Anlage und Wollwaescherei die drei grossen Estancias der Region bedient und von den Anlegestegen neben Wolle auch gefrorenes Fleisch nach Europa verschifft. Heute stehen nur noch der Schlachthof und die Kuehlanlagen des 1913 erstellten Komplexes in Gebrauch - kaum ein erfreuliches Objekt fuer eine Besichtigung. Deshalb halten wir direkt auf die kleine, am Fjord Ultima Esperanza gelegene Hafenstadt Puerto Natales zu, gezeichnet von vielen halb verrotteten Schiffswracks am Ufer und vor sich hin modernder Molen, die bessere Zeiten gesehen haben.
Zu unserem Erstaunen werden im Ort fleissig neue Wohnbauten erstellt. Die anscheinend fuer hiesige Verhaeltnisse akzeptablen Reihenhaeuser bescheidenster Groesse und Ausfuehrung wuerden bei uns gar keine Kaeufer finden, ja diese neuen Quartiere als Sozialbauten eingestuft. Ungeachtet des selbst jetzt noch kalten Windes und der Tatsache, dass die Winter in dieser Region hart sind wird vorwiegend mit Wellblech-Wandverkleidungen und -Daechern ohne Unterkellerung mit simplen Tueren und einfach-verglasten Fenstern gebaut.

In der Avenida Eberhard kommt einmal mehr unsere Wifi-Karte zum Einsatz, die uns mit einem unbeschuetzten Netz verbindet, so dass wir bequem vom geheizten Camper aus die Mails abrufen und skypen koennen. Wir spazieren anschliessend im Ort herum und kehren im Patagonia Dulce ein - einer modernen kleinen Cafeteria mit suessen Schokolade-Spezialitaeten, aber gesalzenen Preisen, weshalb vermutlich vorwiegend auslaendische Touristen sich da bedienen lassen. Viel gemuetlicher ist es im Café & Books, wo man fast fuer den halben Preis guten Kaffee und frischen Kuchen serviert erhaelt, und wir erst noch unsere ge- und ver-lesenen Taschenbuecher austauschen koennen.
Da es bis um 21.ooh hell ist und das Einnachten als deutliches Erinnerungszeichen zur abendlichen Mahlzeit sich so verzoegert, nehmen wir das Nachtessen oft ungewollt relativ spaet ein. So will auch heute denn Fredy fast verhungern, weil ich zu lange am Tagebuch sitze, anstatt mich hinter die Toepfe zu stuerzen, nachdem wir uns fuer die Nacht an der Costanera Pedro Montt direkt am Wasser unten niedergelassen haben.

Ruta 9 ab Puerto Natales bedeutet fuer uns erst mal verregnete schlottrige Betonstrasse durch auf 225m ue.M. leicht verschneite Umgebung. Waehrend unserer Fahrt koennen wir nur noch wenig der waldigen patagonischen Urlandschaft bestaunen, da ein Grossteil der Riesenflaechen fuer die Viehwirtschaft gerodet wurde und nur noch trockene Wurzelstoecke oder Bruchholz der ehemaligen Waelder herumliegen.
Vor dem Bau des Panama-Kanals passierten alle, auch Auswanderer-Schiffe unterwegs zu den Goldfeldern Californiens, die 1520 von Fernando Magellan entdeckte Ost-West-Passage. Eine stattliche Anzahl Abenteurer davon blieb hier haengen. Ihr Gold war 1876 die Erlaubnis zur Schafzucht, deren Grundstock von ersten 300 Tieren von Las Islas Malvinas (Falkland Inseln) importiert wurde. Es folgten die goldenen Jahre von Punta Arenas (Sandy Point) mit der Entstehung riesiger Schaf-Estanzias in dieser Gegend, deren Besitzer im Stadtzentrum repraesentative Stadthaeuser sich bauen liessen. Handwerker und Kaufleute - Auswanderer aus fast allen europaeischen Laendern wurden vom Boom hier angezogen.
Wir erreichen am spaeten Nachmittag die mit 120'000 Einwohnern heute wesentlich groessere einstige Garnison-Stadt. Das Zentrum steht sonntaeglich halb ausgestorbenen zu unserer Verfuegung. Nur fast ausschliesslich Kleider- und Schuhgeschaefte halten jedoch ihre Tueren offen. Ich habe gute Vorarbeit geleistet, und mein Mann hat endlich eingesehen, dass sein gutes Stueck an Windjacke inzwischen endgueltig seine beste Zeit hinter sich hat und alles Waschen nichts mehr nuetzt. Wir muessen gar nicht erst zu einem ATM pilgern, in der Av. Bories akzeptiert man nur zu gerne unsere Kreditkarte fuer Fredy's Ersatz! Die Neuerwerbung tragen wir dann noch eine Zeit lang durch einige der Strassen um die Plaza de Armas/Munőz Gamera herum, bevor wir als Naechstes den Camper fuers Nachtessen vor dem "La Marmite" parken. Wir verwoehnen uns mit lokaler Kost, Seafood kombiniert mit Schweine- und Huehnerfleisch, Kabis und Kartoffeln alles delikat im Sud gegart und mit der feinen, kraeftigen Suppe davon serviert. Und wenn schon, denn schon - einen feinen Dessert leisten wir uns auch noch. Das kleine Lokal wird von einem froehlichen Wirtepaar gefuehrt, ist gut besucht und angenehm mit auf Naturgas-Betrieb umgemodelten alten Ofen angenehm geheizt.
Inzwischen ist es selbst hier in der XII. Region-Magellanes von Chile Nacht geworden. Mit der noetigen Bettschwere kriechen wir parkiert am untern Ende der Av. Colon am Strand vis-ŕ-vis vom Hotel Diego de Almagro in die Federn.
Sight Seeing in der Stadt bei sonnigem Wetter: Spaziergang auf der Plaza Muńoz Gamero, wo die Magellan-Statue ueber je einem ebenfalls bronzernen Indianer der spaeter ausgerottenen Staemme der Ona und Aeonikenk thront. Es gibt uebrigens hier wie in den meisten Staedten keine Parkuhren. In jeder Quadra ist eine Person fuer das Inkasso der guenstigen Parkgebuehr zustaendig. Bei Ansaetzen zwischen 400.- und 1000.- Pesos pro Stunde (CHF 1.-/2.50) kann man sich leicht ausrechnen, was das fuer die Stadt fuer ein Verlustgeschaeft ist. Schliesslich wollen alle die BetreuerInnen einheitlich und warm eingekleidet sein und jede/r traegt ein Sprechfunk sowie einen Kleinstcomputer mit sich herum, in den die Ankunfts- und spaeter die Endzeit eingetippt werden und sofort eine Quittung mit allen Details ausdruckt.

Es folgt der Besuch des Muséo Regional, das in der ehemaligen, von Erben der Stadt vermachten Casa Braun-Menéndez untergebracht ist. Ein Teil ist als historisches Museum gestaltet. Ebenso interessant ist aber zu sehen, wie in der anderen Villenhaelfte aus Ende des 19. Jht. an nichts gefehlt hatte. Als eine der reichsten Viehzuechterfamilien konnte sie sich leisten, saemtliche Innenausstattung auf die leer aus Europa zurueckkehrenden Wollschiffe zu verladen und nach Chile zu importieren: Moebel und Tapeten aus Frankreich, lederbezogene Sessel aus England, vergoldete Kamingitter aus Flandern, Marmor aus Italien fuer fortschrittlich ausgestattete Badezimmer, selbst die verschiedenen Hoelzer fuer die Parkett-Fussboeden.
Danach werfen wir einen Blick vom Aussichtspunkt beim Cerro da Cruz ueber Stadt und die Magellan-Meeresstrasse.

Ein weiteres "Muss" ist der aus Anfangs 1900 stammende Cementerio Municipal. All die reichen Familien der Stadt wie die Braun's, Menéndez's haben auf dem Gelaende prachtvolle Grabmale erstellt. Zusammen mit den unzaehligen einfacheren Grabsteinen fassen die Inschriften die Lebensphasen vieler hierher gezogener Einwanderer aus dem Anglosaexischen Raum, Skandinavien, Deutschland, Italien und Yugoslawien zusammen und sind mit den vielen Fotos fast einem Geschichtsbuch vergleichbar.
Abends geniessen wir letzte Sonnenstrahlen am altbekannten Platz direkt am Meer. Es windet, wie auch anders, kraeftig um unsern Camper herum. Die Temperaturen, tagsueber nie ueber 10oC hinausgekommen, nehmen ab - wir aber geniessen wohlige Waerme beim Nachtessen. Das allerdings, ein argentinisches Kaesefondue ist ein kleiner Reinfall. Es besteht nur aus zu schmelzendem Streichkaese-Sauce und die nachtraegliche Verduennung mit immer mehr Weisswein resultiert erst noch in einer leichten Alkoholisierung von Fredy.
Auch Banales will erledigt sein: Wir kaufen in der Zona Franca ein - aber nicht elektronische Geraete sondern Alltaegliches wie Lebensmittel. Fredy organisiert sich mit Hilfe eines Verkaeufers der Autoersatzteil-Firma Repasur einen neuen Stecker zur Einspritzduese fuer die Webasto, damit wir wieder mit Diesel heizen koennen. Gleichzeitig koennen wir im Vorort an einer Tankstelle unsern Gastank wieder mal mit GPL Propan fuellen. Als eines der seltenen Male versucht der Tankwart uns zu "bescheissen". Er stuelpt sofort den Anschluss auf unsern Nippel und ist so unheimlich rasch am Einfuellen, dass wir misstrauisch werden. Das eigentlich Missverhaeltnis, dass der Preis, den er verlangt demjenigen fuer ueber 48 l entspricht, unser Tank aber effektiv nur 35l fasst, faellt uns erst nach der Bezahlung auf. Aber aufgrund unserer energischen Intervention mit dem Argument, dass der Zaehler vom vorgaengigen Kunden nicht auf 0 zurueckgestellt wurde, ist erfolgreich und resultiert in der Rueckzahlung respektive Reduktion des Kaufpreises fuer ein wahrscheinliches Quantum.
Wir haben auch bereits unsere Weiterreise, das Uebersetzen mit der Austral Broom Faehre fuer den Mittwoch-Morgen organisiert. Um morgens puenktlich zur Verschiffung vor Ort zu sein, verbringen wir die letzte Nacht in Punta Arenas gerade am Anlegesteg der Transpordadora Austral Broom.
Um 8.ooh stehe ich in der kleinen Terminal-Barracke und entrichte den Fahrpreis. Bei der Buchung war uns fuer den Camper ein Preis von CLP 55'300.- agenannt worden, doch heute verlangt man von uns ungeachtet der Reservationsliste nur den Preis fuer einen normalen PW, gerade mal 27'000.-. Niemand kontrolliert die Masse. Vielmehr steht Fredy mit dem Iveco bereits auf der "Melinka" als ich das Buero verlasse, und ich brauche nur noch die rosa Quittung als Zeichen, dass ueberhaupt und nicht wieviel bezahlt wurde. Um 9.ooh legen wir puenktlich ab. Wir ziehen unsern warmen Camper dem kalten Passagierraum, durch den bei jeder Oeffnung einer der Tueren - und das ist bei den paar Schulklassen an Bord haeufiger als lieb der Fall - ein kalter Zug weht.

Die Ueberfahrt dauert 2 ˝ Stunden. Porvenir ist die groesste und gleichzeitig Hauptstadt von chilenisch Feuerland. Von ihren knapp 5'000 Einwohnern sind die meisten Nachfahren kraoatischer Siedler, die waehrend eines kurzen Goldrausches um 1879 herum auf die Insel kamen. Die mal wieder aufgetauchte Sonne und ein um ein paar Grad milderes Klima dank der Lage der Stadt in der geschuetzten Bucht verlocken uns zu einem Spaziergang. Grossen Reichtum scheint hier niemand angehaeuft zu haben. Mit Farbe hat man zwar versucht, die schlecht isolierten Haeuser, alle mit Wellblechdaechern und kaum Isolierung, etwas aufzumoebeln. Waeren nicht neu installierte Gaszaehler vorhanden, wuerden wir bei einigen Huetten zweifeln.
Nach dem Mittagshalt fahren wir gemuetlich auf Naturstrasse entlang der Bahia Inútil (nutzlose Bucht - von den Seefahrer auf der Suche nach der OstWest-Passage seinerzeit so genannt, da sie keinen weiterfuehrenden Durchgang hat). Wir fahren durch die Steppenlandschaft, welche als Zeichen des Fruehlings an feuchten Stellen mit Gruen und auf den Seitenstreifen mit Loewenzahn aufwartet. Bei Erreichen von Onaisin haben wir uns umbesonnen und sehen davon ab, eine zusaetzliche Schlinge ueber Cameríon und Rio Grande zu machen. Mehr als ab und zu Zufahrten zu Estancias, deren Wohnhaeuser Kilometer von der Durchgangsstrasse entfernt liegen, und vor allem Weiden mit Hunderten oder Tausenden von Schafen, mal noch mit dickem Wnterpelz, mal bereits geschoren, vielfach in Begleitung von jungen Laemmern, wuerden wir da auch nicht zu sehen bekommen. Deshalb stehen wir wider Erwarten heute Mittwoch-Abend zum Uebernachten bereits in Sichtweite der chilenischen Grenzstation von San Sebastian am Strassenrand.
Unsere Grenzuebergaenge vollziehen sich mittlerweile in unheimlichen Tempo. Ausreise-Bestaetigung in die Paesse und Ausfuhr-Stempel ins Carnet geknallt und schon haben wir am Donnerstag-Morgen, 15. November, Chile wieder verlassen.
 
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Chile I - Nr. 3826-4286

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