9. März - 2. April 2006

von Bavet-Cham Yeam/Cambodia nach Bangkok/Thailand

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Der Grenzübertritt in Bavet nach Cambodia geht unglaublich rationell vonstatten. Eine resolute Beamtin deutet mir, dass ich fuer uns beide die Einreise-Deklarationen ausfuellen koenne und schickt Fredy derweil zu Customs, von wo er mit dem Einreisestempel im Carnet de Passage schneller zurueckkehrt als ich es schaffe, die beiden Zettel befriedigend auszufuellen. Wir sind bei einem kaum zu unterbietenden Minimum an Formalitaeten angelangt - weder bei der Ausreise vorher noch jetzt bei der Einreise werden Chassis- oder auch nur Auto-Nummer kontrolliert! Gerademal 45 Minuten dauern die beiden Abfertigungen zusammen und um 11.30 h sind wir definitiv in Cambodia. Aufgrund der vorgaengigen Erfahrungen wechseln wir im nahen Restaurant vorsichtshalber einige US-Dollars zu Riel 4'000.-.
Wir fahren auf Route 1 durch topfebenes Land via Svay Rieng (mit Mittagshalt ausserhalb dieses Ortes). Die Felder sind alle trocken und abgeerntet, die Landschaft somit gelb-braun. Unsere Riel koennen wir dann auch das erste Mal bei der Faehre von Neak Loeang brauchen. Fuer die letzten 42 km bis eingangs der Hauptstadt Phnom Penh benoetigen wir unerwartet viel Zeit. Die Strasse ist in schlechtem Zustand und Gegenverkehr wird immer dichter. Ueber die Monivong Bruecke gelangen wir in den modernen Teil der Hauptstadt. Den ganzen Tag schon hatten wir geschwitzt, und an der Wasserfront des Tonlé Sap Rivers vermissen wir jeglichen Luftzug, was uns in unserer Absicht bestaerkt, uns hier eine Hotelunterkunft zu suchen. Wir fahren kreuz und quer durch die Stadt. Etliche Zeit verlieren wir bei einem Intermezzo mit einem Polizisten, der Fredy fuer (wirklich) verbotenes Linksabbiegen unbedingt Geld abknoepfen will und damit droht, seinen Fuehrerausweis sonst zu behalten. Es braucht einiges Argumentieren bis er einsieht, dass er nicht zum Ziel kommt, auch nicht mit einem reduzierten Betrag, und er schliesslich den Ausweis wieder rausrueckt und sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet.

Im Golden Gate Hotel in einer etwas ruhigeren Seitenstrasse off 51. finden wir dann genau, was wir brauchen. Ein nicht zu kleines Hotel, bewachter Parkplatz vor dem Haus und Zimmer zwischen 20-40.- $. Wir entschliessen uns fuer den Deluxe-Raum zu 30.-. Dieser hat den Vorteil, dass nicht nur das Fruehstueck sondern auch Waescheservice im Preis eingeschlossen ist. Man sieht es hier nicht so eng und so bekommen wir die ganze gesammelte schmutzige Kleider und zusaetzlich die ganze Camperwaesche in einem halben Tag tiptop sauber zurueck.
Fuers Nachtessen lassen wir uns meist zum Flussufer runter fahren, wo sich zwischen Phlauv 184 und 144 eine ganze Anzahl Restaurants und Bars und praktischerweise auch einige Internet-Cafés draengen.
Am Freitag, 10. März, heuern wir ein Tuktuk an, das uns von 10-19.00h zur Verfuegung stehen wird. Solchen Luxus kann man sich hierzulande leisten - es kostet ganze 8.- $. Wegen Fredy's Erkaeltung, Schluckbeschwerden, Kopfschmerzen und Vereiterungen der Stirnhoehlen haben wir uns entschlossen, den SOS International Medical Clinic in der alten amerikanischen Botschaft untergebracht, aufzusuchen. Wie der Lonely Planet Reisefuehrer warnt, verlangt er europaeische Gebuehren, aber er ist auch entsprechend gut organisiert. Nach nur einigen Minuten Wartezeit werden wir schon von Dr. Rithy Mar in Empfang genommen, der seinen Patienten kurz untersucht und im Anschluss die nötigen Medikamente, Antibiotika, Hustentabletten und Nasenspray verschreibt und sie uns direkt von der internen Apotheke aushändigt. Dieser prompte Service ist seine 77.- $ alleweil wert und wird hoffentlich endlich Besserung bringen.

Unser Sightseeing-Programm fangen wir mit dem 1813 erbauten Royal Palace an. Die Anlage ist sehr gepflegt und die Thronhalle wie auch die beruehmte Silber-Pagode beeindruckend. Die Giebel und Daecher sind elegant und geschmackvoll verziert. Der 1993 erneut gekroente Koenig wohnt in einem fuer die Oeffentlichkeit gesperrten Bereich.
Naechstes Objekt ist der Wat Phnom. Er liegt auf einem kleinen Huegel, immerhin 27 m hoch, und ist von einer Parkanlage mit Blumen- Sonnenuhr umgeben. Wir sitzen einige Zeit am Schatten unter den Baeumen und knabbern wie die Einheimischen die Kerne der hier ueberall angebotenen Lotos-Stempel.
Die einstige Tuol Svay Prey High School wurde von den Pol Pot-Sicherheitskraeften 1975 beschlagnahmt und in ein unter dem Namen S-21 berüchtigtes Gefaengnis umgewandelt. Im heutigen Tuol Sleng Museum kann man die seinerzeitigen Folterraeume und die Zellen, einige im Original-Zustand und mit Original-Blutflecken wie unsere Fuehrerin betont, besichtigen. Ebenso gruendlich wie die Nazis wurden von der Khmer Rouge die einzelnen Haeftlinge mittels Fotos registriert, die nun ganze Bildertafeln fuellen. Als die vietnamesische Armee 1979 Phnom Penh befreite, fand sie nur gerade 7 Ueberlebende vor. Starben die 17'000, durchschnittlich 100 Opfer pro Tag, nicht an den Folterungen oder an Unterernaehrung, wurden sie zum Schluss zu den 15km ausserhalb liegenden "Killing Fields" von Choeung Ek gekarrt und da entwerder zutode geknueppelt oder erschossen. 43 der 129 Massengraeber liess man 1980 bei der Exhumierung von 8'985 Leichen unberuehrt. Im inmitten des Gelaendes erstellten Mahnmal erinnern an die 8000 Schaedel an diese Greueltaten.
Das Nationalmuseum mit seinen geschwungenen Giebeln muss man bei Sonnenuntergang gesehen haben. Nur leider zeigen sich keine der angeblich hordenweise in dessen Dachstrukturen lebenden und zu dieser Tageszeit ausschwaermenden Fledermaeuse.
Einer der vor dem Hotel herumlungernden Tuktuk-Fahrer ist am naechsten Tag bereit, uns fuer 1.50 $ zum Zentralmarkt Psar Thmei zu fahren. Der kreuzfoermige Bau platzt fast aus allen Naehten vor Anbietern. Eine gute Gelegenheit, etwas an leichten Kleidern aufzustocken. Sogar Lautsprecher fuer Fredy's heissgeliebten I-pod finden wir.
Im Anschluss daran organisieren wir fuer unsere geplanten Abstecher in den Norden noch eine inlaendische Strassenkarte. Eine viel groessere Auswahl an Strassen kann auch sie nicht bieten, aber vielleicht ist deren Einstufung in Gueteklassen etwas zutreffender. Wir versuchen unser Glueck zudem bei einigen der unzaehligen Reisebueros. Jede Agentur verspricht alles Moegliche "inbound, outbound, international". In Wirklichkeit kann dann kaum jemand genuegend Englisch, um auch nur unsere Fragen zu verstehen und hat schon gar keinen Hochschein, wie es sich auf dem Lande draussen verhaelt.
Heute Sonntag reisen wir weiter - aber nicht bevor wir noch 2 mails von der hoteleigenen Internet-Station losgelassen haben. Einmal ein Buchungsversuch bei Angie Ong fuer eine Passage am 13.4. von Singapore nach Darwin sowie eine Anfrage an den Agenten, den Pierre uns im Mail angegeben hat fuer ein RoRo-Schiff Anfang April von Bangkok nach Perth/Australien. Schliesslich brauchen wir nur noch etwas Fruechte und Gemuese und natuerlich Diesel - hier mit 2850.- pro Liter teurer als in Vietnam. Dann verlassen wir Phnom Penh ueber die Japanese Friendship-Bruecke im Norden der Stadt, um auf Route 6A zu gelangen. Die fuehrt zwar laut Karte direkt dem Mekong entlang, in Wirlichkeit sieht man den Fluss aber erst etwa ab Preaek Anhchan.
Fahrgelegenheiten sind in Cambodia anscheinend eben so rar wie wir es in Kuba erlebt haben. Die Kleinbusse sind gestopft voll, der Dachtraeger mit Gepaeck ueberladen und darauf sitzt dann zusätzlich immer noch eine Gruppe junger Maenner.

Nach Tang Krang vereint sie sich mit der guten, da anscheinend erst in den letzten beiden Jahren sanierten Ueberlandverbindung Nr. 7. Die Gegend entspricht in etwa jener um Svay Rieng herum: Trockene, abgeerntete Felder, zerteilt von den typischen Zwischenstegen mit einzelnen Palmen drauf. Wider Erwarten wird die Strasse ab Skun (Stadt der Spinnen, die hier als spaetere Delikatesse, fritiert serviert) nicht spürbar schlechter.
Es mehren sich die Baeume. Die Umgebung von Kampong Cham ist von den vielen Kautschuk-Plantagen gepraegt. Frueher wurden hier (in Michelin-Land, wie die Gegend scherzhaft genannt wurde) viele Gummiplantagen betrieben, aber nur die wenigstens werden heute noch kommerziell genutzt. Eine stattliche, Chup Rubber Plantation, kann man auf Vereinbarung noch besuchen, doch wir begnuegen uns mit der genaueren Betrachtung von einigen Baeumen mit den traurig und schief herunterhaengenden Auffangschalen und eingesteckten kleinen steifen Laubblaettern als Kanaele fuer die Latex-Milch. Einmal mehr auf unserer Reise ueberqueren wir den Mekong direkt nach der Provinzhauptstadt und finden am Ufer einen Standplatz unter einigen Baeumen.
Es ist warm geworden, wir kleben und schwitzen, denn nur ab und zu geht ein minimales Lueftchen. Suong ist ein rotes Staedtchen - gezeichnet vom trockenen Staub der roten Erde. Wir passieren Kraek. Mittlerweile sind die Baeume verschwunden. Wir durchfahren eine abgeholzte und abgebrannte, fast skurrile Landschaft. Immer wieder sieht man riesige Flaechen, in denen man gerade die Wurzelstoecke entfernt oder aber wie nach Snoul gerade brennende Buesche und Graeser. Die meisten Leute wohnen hier in einfachen Bretterhuetten auf Stelzen und leben von Ackerbau und Viehzucht. Ihren Zebu-Rindern und Wasserbueffeln begegnen wir gegen Abend auf ihrem Heimweg entlang oder oft auch auf der Strasse. Die Strecke zieht sich eher dahin und die Sonne ist bereits untergegangen, als wir endlich Kratie erreichen. Wir übernachten am Mekong im Ort selbst, das Wasserniveau des Flusses gute 14 m tiefer als in der Regenzeit. Ein Lueftchen kommt vor allem von unsern pausenlos im Einsatz stehenden Ventis und nicht vom erhofften abendlichen Wind. Wir haben noch immer gute 30o C im Auto drin.

15 km noerdlich von Kratie kann man in Kampi mit etwas Glueck Suesswasser-Delfine im Mekong beobachten. Frueher auch im Tonlé Sap See beheimatet, wurden sie waehrend des Krieges wegen ihres Oels bis nahe ans Aussterben gejagt. Einige wenige Gruppen kommen an verschiedenen Stellen im Mekong, wo man ihnen geschuetzte Reviere verschaffen will, vor. Anders als die Meeresdelfine gelten sie nicht als verspielt sondern sogar als bootsscheu. Aber wir haben unglaubliches "Masel". Die Sonne drueckt nach dem frühmorgendlichen Gewitter und Regen durch die Wolken, als wir auf den Parkplatz mit den Aussichts-Plattformen rollen. Kaum haben wir unsere je 2 $ Eintritt entrichtet, tummeln sich unten im Wasser wie bestellt ein paar der seltenen Irrawaddy Delphine. Da faellt den Anbietern von Bootsfahrten ihr Verkaufs-Argument weg, und sie locken deshalb vergeblich mit 10 Tieren aufs Mal und der Versicherung, "no dolphin no money".
Bis nach Sandan fahren wir direkt dem Fluss entlang. Da nun, im Gegensatz zu unserem Aufenthalt in Laos, Trockenzeit ist, sehen wir zu unsern Fuessen Hunderte von Inseln, kleine Sandbaenke mit gruenen Bueschen - die Thousand Islands, die wir damals um Khong herum nicht gesehen haben. Die Strasse ist um einiges schmaeler geworden Auf diesem Stueck reiht sich Haus an Haus. Alle sind sie gegen die Strasse gerichtet, damit deren Bewohner nichts verpassen während im Gegenzug der Durchreisende den Alltag der Leute in allen Facetten miterlebt. Nach 35 Kilometern Fahrt scheint unser Glueck zu Ende - wir gelangen auf Naturstrasse. Dann folgt wieder auf ein geteertes Stueck und ueber den groessten Teil der Verbindung Nr. 7 von Sre Shov ueber O Krieng in den Norden kommen wir besser voran als befuerchtet. Die Strasse befindet sich zur Zeit im grosszuegigen Ausbau und wir koennen praktisch immer auf geebnetem, zum Teeren vorbereiteten Trassee oder zumindest auf gewalzter Unterlage fahren. Viele der noetigen Bruecken allerdings muss man noch umfahren, entweder ueber alte bestehende oder durch jetzt trockene Furten.
Ein Pfeifgeraeusch, dass innerhalb weniger Hundert Meter immer lauter wird und auf einer Metallbruecke durch das zurueckgeworfene Echo unheimlich laut wird, beunruhigt uns. Zum Glueck handelt es sich nur mit einem verbogenes Bremsschild, das nur zurueckgebogen werden kann, um eine harmlose Ursache. Nach Ou Pong Moan schwenken wir von der Hauptverbindung ab die ostwaerts fuehrende Nr. 78 schmale Erdstrasse. Vorsicht ist vor allem bei den einfachen schmalen Holzbruecken geboten, vor und nach denen sich meist Schanzen befinden. Viele Kilometer lang muessen wir Wellblech in Kauf nehmen. Mit 80 km/h daruebergesaust entwickelt sich eine beachtliche Raesonanz. Fredy checkt zwischendurch die Wagenunterseite und Antrieb, um sicher zu sein, dass die starke Vibration und die Geraeuschkulisse wirklich nur durch die Waschbrett-Strasse verursacht wird.
Kilometerlang rollen wir an verunstaltetem Wald, nur noch an klaeglichen Ueberresten einstiger dichter Urwaelder vorbei, die erst unter kommerziellen Holzfaellern und anschliessend unter den lokalen Siedlern gelitten haben. Nur noch Baumstuempfe der Riesen ragen aus dem Boden. Alles andere dazwischen wurde samt duenneren, unrentableren Baeumen abgebrannt, die Flaechen dann aber offensichtlich nicht komplett gerodet und keine Felder darauf erstellt worden.
Nach fast 5 Std. Fahrzeit, meist mit einer dichten Staubwolke hinter uns, erreichen wir Ban Lung, den 17'000-Seelen Provinzhauptort von Ratanakiri. Wir ziehen gleich weiter an den bekannten Kratersee Boeng Yeak Lom mitten im Dschungel, der vor 700'000 Jahren entstanden sein soll. Da geniessen wir den Feierabend und baden in Gesellschaft von Einheimischen, deren Frauen allerdings in den Kleidern, und einigen wenigen Travellern im klaren, fast warmen Wasser. Bis die Sonne rot hinter den Baeumen versinkt, lesen wir am Steg und sind anschliessend mutterseelenallein, als wir zum Camper auf dem offiziellen Parkplatz zurueckkommen. Da auch niemand mehr von den Angestellten im Amt, muessen wir nicht erst um Erlaubnis fuer die Uebernachtung an Ort fragen. Die hohen Baeume und ihre Wipfel wiegen sich im Wind, wir am Boden muessen etwas laenger warten, bis auch wir etwas Abkuehlung und einen Luftzug erhalten. Der Himmel ist klar und ueber uns leuchtet der fast volle Mond.

Frueh soll man am Psar (Markt) sein, damit man die Minoritaeten antrifft. Der Markt ist zwar bunt, vor allem auch rot vom hiesigen Staub, ein kleines Chaos, aber effektiv exotisch aussehende Gestalten gar in spezieller Tracht sieht man kaum. Auffallend sind einige der Frauen, die die hier typischen meist rot-weiss karierten Tuecher in spezieller Manier um den Kopf geschlungen tragen. Ban Lung ist nicht gerade eine Oase des Fortschritts. Wir machen wir im Cheng Luk Hotel einen Internet-Test, doch schaffe ich es bei der extrem langsamen Verbindung innert 15 Minuten nicht, auch nur die Provider-Seite zu oeffnen. Tanken muessen wir ab Fasspumpen. Die Tranksaeulen an den drei oder vier Tankstellen an Ort scheinen nur Zierde zu sein!
Im Tribal Hotel erkundigen wir uns nach einem Guide, wie es im Reisefuehrer empfohlen wird. Traveller, die deren Dienste bereits genossen haben sind allerdings weniger begeistert davon als die geschaeftstuechtige Kim, die uns eine Fahrt nach Voen Sai mit Mietwagen und Fahrer (50.- $), einen Guide 25.- $, den Bootstrip zu den Chunchiet Friedhoefen 20.-$, und Lunch 5.-$) vorschlaegt inkl. Bergstaemme unterwegs.
Mit eigenem Transport gesegnet entschliessen wir uns, selbst mit dem Camper nordwaerts Richtung Ta Veaeng zu fahren und kommen da in Genuss von Doerfern einiger Bergstaemme. Vor allem die Behausungen den Khmer Loeu koennen wir bei Zwischenhalten in ihrer Einfachheit zur Genuege studieren. Staendig geht es in beachtlichen Steigungen Huegel hinauf- und hinunter. In der Regenzeit duerfte sich die rote Lehmstrasse allerdings vielerorts in Schmierseife oder wenn tiefer aufgeweicht, in Schlammfelder verwandeln. Nur auf einem kurzen Stueck sehen wir noch Ansaetze des einst hier typischen Urwaldes und hohe, dickstaemmige Baeume. Das hochgepriesene Lavasteinfeld suchen wir erst vergeblich zu Fuss via einen Trampelpfad bei der Hinweis- Tafel, um wenig spaeter bei der Weiterfahrt auf ein fussballfeld-grossen leeren Platz zu kommen, dessen Grund aus flachen Lavasteinplatten besteht - absolut nichts Spektakulaeres. Den Schlusspunkt setzen wir nach etwa 30 km Fahrt machen unter Obstbaeumen Mittagshalt. Massenweise stehen diese links und rechts der Naturstrasse, deren Laub wegen des Staubs fast blutrot. Von den umliegenden Bewohnern werden die roten und gelben apfelaehnlichen Fruechte für den Verkauf gepflueckt. Trotzdem liegt eine stattliche Anzahl davon ueberreif unter den Baeumen, fault und gaert und verpestet damit die ganze Gegend mit ihrem unangenehmen Geruch. Wir unsererseits schaetzen uns gluecklich, dass der seltsame Geruch, der unserer Sitzbank entstroemt und immer staerker wurde, sich nicht als laotisches Souvenir in Form einer toten verkrochenen Maus oder deren mangels Versorgung eingegangenem Nachwuchs entpuppte sondern von ausgelaufener und gestockter Milch aus einem Tetrapak herruehrt, dessen Kanten durchgewetzt sind!
Nur noch ein paar Baguettes aus Ban Lung, und wir sind am 15. März wieder unterwegs auf Staubstrasse zurueck nach Stung Treng. Wir kennen die Strecke, den Staub, das Wellblech, die Schwellen vor und die Loecher in den Holzbruecken wie auch die verschandelte Umgebung. Unterwegs entpannen wir ein einheimisches Fahrzeug und ziehen es ueber den Seitenwall, auf dem er bei der Einfahrt in die Hauptverbindung gestrandet ist. hinweg. Zur Mittagszeit erreichen wir Stung Treng. Gerne haetten wir uns mit der oertlichen Faehre in einer Extrafahrt ueber den Mekong nach Thalabarivat uebersetzen lassen. Der Chef von Mekong Tours klaert fuer uns diese Moeglichkeit ab und baut zur Vorsicht gleich mal seinen Gewinn mit ein, woraus naturgemess ein Vielfaches des Faehrpreises von 25.- $ fuer einen LKW resultiert. Dies schreckt uns weniger ab als die Tatsache, dass die Auskuenfte ueber den Zustand der Strasse ennet dem Mekong bis nach Cheap so widerspruechlich sind, dass wir dieses Vorhaben, das wahrscheinlich keine Abkuerzung sondern eine umstaendlichere, ev. nicht mal durchgehende Reiseetappe waere, aufgeben - umsomehr, als wir heute morgen mit Mrs. Lily von ABX Shipping telefoniert und erfahren haben, dass unser Camper am 7.4. ab Bangkok nach Freemantle/Australien verschifft werden koennte und wir deshalb nicht noch eine Panne weit abgeschossen im Holzfaeller-Terrain von Preah Vihear riskieren wollen.

Die Nebenstrasse von Kratie weiter suedlich dem Mekong entlang bis nach Chlong fuer uns nicht passierbar ist. Zum Glueck ist schon 10 km ausserhalb des Ortes eine einschraenkende Barriere aufgestellt, die nicht umfahren werden kann und vermutlich auf die Groessenverhaeltnisse der nachfolgenden Bruecken hinweist. Den kilometermaessig weiteren Rueckweg ueber Snoul nach Kampong Cham absolvieren wir ohne grosse Zwischenhalte und Unterbrechungen. Dies ist die Region, die fuer ihre Pfefferproduktion bekannt ist. Der Strasse entlang werden ueberall die brauen Koerner am Strassenrand auf Tuechern ausgebreitet und getrocknet.

Wir waehlen als Abkuerzung Route 71 nordwestwaerts, verpassen aber nach Bos Knaor die richtige Abzweigung und durchfahren nochmals eine riesig, noch bewirtschaftete Gummibaum-Plantage. Wir fahren auf den roten Erdstrassen wie unter einem gruenen Dach durch die riesigen Baeume und geniessen die ungewohnte Umgebung und den photogenen Farbkontrast. Die Hauptroute 6 ueber Kampong Thnor, Kampong Thom und Kouk Thlok Kraom ist eine gute Teerstrasse mit recht viel, vor allem Touristen-Verkehr. Sie bringt uns am spaeten Nachmittag nach Siem Reap.

In dessen Zentrum klappern wir die verschiedensten Hotels und Guesthouses ab, bis wir endlich das richtige finden. Dies bezieht sich jeweils weniger auf den Preis, als auf die Moeglichkeit, den Camper sicher abzustellen. So landen wir in der Auberge Mont Royal, wo wir uns gar ein Deluxe Zimmer leisten, das nach einigem Verhandeln, Fruehstueck und Benutzung des hoteleigenen kleinen Pools mit inbegriffen, 45.- $ pro Nacht kostet. Und da wir schon mal am Geld ausgeben sind, suchen wir das Restaurant Tell auf - essen zwar (bei der Hitze) nicht Sauerkraut wie unsere Tischnachbarn, dafuer wieder mal Western Food, grilliertes Steak mit Pommes frites.

Freitag, 17. Maerz: Fuer einen 3-Tages-Pass für Tempelbesuche, der geziert mit einem abschreckenden Foto von uns, da bereits schon zu dieser Morgenzeit erhitzt und aufgeloest, uns laminiert uebergeben wird, bezahlen wir je 20.- $. Wir fahren mit dem Camper jeweils vor die entsprechende Anlage - zu Fuss ist weder der kleine mit 17 und schon gar nicht der grosse Circuit mit 26 km zu absolvieren. Jedermann- oder -frau rueckt im besten Fall mit dem Fahrrad, in Steigerung davon mit dem Elektro-Byke, auf dem Motorrad, meist aber mit Tuktuk, chauffierten Mietwagen oder per Reisebus an. Ich weiss nicht, wie lange unser Elan anhaelt. Also suchen wir uns zur Sicherheit erst die am interessantesten klingenden Tempelstaetten aus:
  • Angkor Wat, der wohl beruehmteste Tempel in Cambodia - vermutlich als Grabmal von Surayarman II (1112-52) zu Ehren Vishnus erbaut. Die aeusseren, von Wassergraeben isolierten Mauern messen 1025x800 m. Eine 475 m lange Steinavenue bringt den Besucher zum Mittelkomplex, der von Balustraden mit detailliert gestalteten Reliefs umgeben ist. Der zentrale Turm erhebt sich 31 m vom 3. Level aus. Das Erklimmen der extrem steilen, schmalen Steinstufen wird mit dem Erreichen des Heiligtums auf 55 m Hoehe und einem willkommenen Windchen belohnt.
  • Ta Prohm, erbaut um 1186 - ein Tempel mit vielen Tuermen, engen Hoefen und schmalen Korridoren. Das Schoenste daran sind die mit Moos und Kletterpflanzen bedeckten Reliefs und vor allem die vielen ueber Mauern und Tempelwaende gewachsenen Wuergefeigen-Baeume, von denen man nicht weiss, ob sie die Bauten stuetzen oder eher zerstoeren. Das gruene Laub der Jahrhunderte alten Baeume filtert das Sonnenlicht, so dass man den Tempel wie wir es tun auch gut ueber die Mittagszeit besuchen kann.

Frueh sind wir auch an den folgenden beiden Tagen auf den Beinen. Es warten auf uns:
  • Angkor Thom - die befestigte Stadt umgeben von einer quadratischen je 12 km langen Mauer von 8 m Hoehe, gebaut vom 1181-1219 regierenden Koenig Jayavarman VI: speziell mit dem
  • zentralen Bayon mit seinen 54 gotischen Tuermen, von welchen insgesamt 216 Gesichtern von Avalokiteshvara auf die vielen Besucher herunterschauen

  • The Baphuon, einereinst 43 m hohen pyramidenfoermigen Darstellung des mystischen Mount Meru (wegen seit 1995 begonnen Restaurierung nicht zu besteigen)
  • die 350m lange mit der Elefanten-Terrasse mit den gut erhaltenen Figuren
  • den nie fertiggestellten 50 m hoch geplanten Ta Keo aus Sandstein
  • Preah Khan, einer der groessten Komplexe mit unzaehligen kreuzfoermigen Gaengen und feiner Steinhauerarbeit in gutem Zustand, dessen mit einer 1191 geweihten Stele als zentrales Heiligtum
  • Preah Neak Pean besteht aus einem grossen, viereckigen Pool mit einer Pferde-Statue auf der in der Mitte gelegenen Insel sowie vier weiteren quadratischen Pools in allen Himmelsrichtungen einstig verziert durch Wasserspeiern in Form von Koepfen von Elefant, Pferd, Löwe und Mensch. Leider praesentieren sie sich heute ausgetrocknet und dadurch wenig eindrucksvoll.

Der Sonntag waere eigentlich ein Ruhetag - also absolvieren wir ein kurzes Besichtigungsprogramm, damit wir am Abend noch ein letztes Mal den erfrischenden Pool vom Hotel geniessen koennen, da wir jedes Mal komplett verschwitzt von unseren Besichtigungen zurueckkehren:

  • Die Aussicht auf den Western Baray vom Phnom Bakheng aus müssen wir uns mit einem schweisstreibenden Aufstieg zu Fuss verdienen
  • Ta Som, einer der meist fotografierten Sehenwuerdigkeiten mit dem Riesen-Würgefeigen-Baum über der oestlichen Gopura, momentan in Restauration durch den World Monument Fund
  • Banteay Srei (= Zitadelle der Frauen), ein 21 km entfernter Hindu-Tempel aus 967, erbaut aus roetlichem Stein mit sehr feinen, delikaten Steinmetz-Arbeiten

Route 6 ausserhalb des Touristen-Hotspots Siem Reap praesentiert sich in einem unglaublich schlechten Zustand. Urspruenglich einmal geteert, wurde aufgrund eines 2005 ausgegebenen Kontrakts aufgerissen und angefangen, sie zu verbreitern. Bis heute ist noch kein anstaendiges Trassee vorhanden sondern eine Folge von Loechern, Wellblech und halb zusammengefallenen Bruecken. Wir brauchen ueber Kralanh, Preah Netr Preah 3 Stunden bis Sisophon. Da dann drehen wir nur gut 50km vor der thailaendischen Grenze suedwaerts. Wir wissen nun die Asphaltstrasse, wenn auch erst nicht im allerbesten Zustand, ab Battambang aber in den letzten beiden Jahren verbreitert und fertig geteert, wieder richtig zu schaetzen. Die Sonne brennt auf uns nieder, auch ueber Mittag, denn wir haben Muehe, einen Platz zum Ausstellen mit Schatten und erst noch etwas Wind zu finden, so dass es 14.ooh wird, bis wir unsere Sandwiches mampfen. Die gute Strassenqualitaet haelt an ueber Moung Ruesser und Pursat hinaus. Am spaeten Nachmittag zieht Bewoelkung auf und wir erleben doch wirklich einige dicke Tropfen Regen und vor allem den herrlichen erdigen Geruch des bis anhin ausgetrockneten Bodens.
In Krakor zweigen wir auf eine Erdstrasse ab, die uns zum fuer heute vorgesehenen Uebernachtungsort beim Floating Village Kampong Luong am Tonlé Sab See bringen soll. Eigentlich handelt es sich nicht um schwimmende Doerfer, wie der englische Namen suggeriert, sondern in der Regenzeit stehen die auf Stelzen gebauten Haeuser im Wasser. Wir hatten uns keine Illusionen resp. Hoffnungen auf ein malerisches Dorf gemacht, sind dann aber doch nicht vorbereitet auf was uns hier erwartet: Aermliche Huetten, rundum ein Abfaelle, einerseits Verpackungen und Flaschen von der Verpflegung sowie saemtliche je gebrauchten und nun zerschliessenen Haushaltgegenstaende einfach nebens Haus geworfen, dazwischen Vieh, Rinder und Schweine, Hunde und natuerlich jede Menge Kinder allen Alters. Wir fahren jetzt in der Trockenzeit gute 5 km bis wir ans Seeufer und den kleinen noch unter Wasser stehenden Kanalanfang kommen. Die ganze Gegend ist staubig, trocken und uebersaet mit Plastikfetzen - da sind Regen und das Wegschwemmen des Guesels dringendst noetig. Aber die Leute, vielfach Vietnamesen, scheinen sich in dem unglaublichen Dreck wohlzufuellen und winken uns freundlich zu, selbst wenn wir photographieren. Wir verzichten auf die obligate Bootsfahrt auf dem See zu andern Huetten am weitlaeufigen Seeufer. Vielmehr beziehen wir auf einem nicht bebauten Zwischenstueck Nachtquartier und sitzen im letzten Licht des Tages noch eine ¾ Std. lesend und geruhsam vor dem Auto.

Die unerwartet gute Route 5 bringt uns ueber Ponley rasch nach Kampong Chnang, den Hauptort der gleichnamigen Provinz. Sie ist bekannt fuer Korbflechterei und Toepferwaren. Immer wieder begegnen uns meist von Ochsen gezogene Karren, die mit Reisstroh ausgepolstert mit einer Ladung der hier luftgetrockneten, roten Kruege und Toepfe bis nach Phnom Penh unterwegs sind. Die Flechtprodukte werden, da leicht, hochgetuermt mit Fahrraedern und Bikes spediert und unterwegs zum Verkauf angeboten. Das erste Teilstueck 51 von der Abzweigung ab Udong wurde erst kuerzlich erneuert und praesentiert sich in bestem Zustand. In Damnak Ampil verliert sich dann diese Verbindung, und wir haben nach dem Einkauf ihm eher unsauberen Markt die Wahl, auf Nr. 4 westlich oder oestlich zu fahren. So kommen wir fast bis auf 11 km an Phnom Penh heran, bis wir Nr. 3 fuer unsern Weg in den Sueden erreichen. Die Strasse ist zwar geteert aber recht wellig. Wenige LKW aber relativ viele Kleinbusse frequentieren sie.
In Souphi dann bahnt sich eine drastische Aenderung unserer Reise an. Wir passieren eine der vielen kleinen Bruecken und bevor wir uns versehen, fliegen wir durch die Luft. Erst ueber eine Schanze auf die Bruecke und schlimmer noch, kurz danach beim Abgang von derselben zum zweiten Male ungebremtst ueber einen unbemerkt hohen Absatz. Waehrend Fredy sich am Steuerrad halten kann, werde ich unkontrolliert, da ich gerade die Karte studiert und auf diesen Zwischenfall nicht gefasst bin, vom Sitz katapultiert, stosse mit dem Kopf an die Decke und fliege gleichdarauf beim harten Aufknallen des Autos ein zweites Mal in derselben Weise in die Luft resp. an die Bett-Unterseite. Ich kann gerade noch fragen, ist der Camper hin, dann uebermannt mich der Schmerz. Wie mit einem Hammer habe ich einen Schlag in den unteren Ruecken erhalten und ich haenge schliesslich halb ohnmaechtig hinten ueber die Sitzgruppe, was aber keine Erleichterung bringt. Guter Rat ist teuer - Ich kann kaum mehr aufstehen und bin sowieso keine Heldin was Schmerzen anbelangt. Also stoppen wir in unmittelbarer Naehe fuer die sowieso faellige Mittagspause, damit ich mich erholen kann. Nur muehsam komme ich hoch, aber nach zwei Spedifen 600 und langem Hin und Her, ob wir nach Phnom Penh zum SOS Medial Service oder weiterfahren sollen, entschliessen wir uns fuer das zweite. Fredy faehrt wie auf Eiern und ich klemme mich tunlichst tief in den Sitz, um Erschuetterungen abzublocken.
Wir fahren durch eine immer suedlich anmutende Gegend, trockene Reisfelder, dazwischen Palmen und kleine Doerfer. Ab Tani befinden wir uns dann aus Versehen auf Route 31, deren Qualitaet aber der vorherigen nichts nachsteht. Wenige Kilometer ausserhalb Kampong Trach liegt die Halbinsel Krong Keab. Kep, heute eine Geisterstadt mit etwa 4'000 Einwohnern, war einst ein mondaener Badeort. 1908 von den Franzosen gegruendet, vergnuegten sie und wohlhabende Khmer sich hier mit Wassersport, obwohl der Strand nie herausragend schoen und der fehlende begehrte helle Sand dafuer von Sihanoukville herangekarrt werden musste. Die Soldaten des Pol Pots machten Kep dem Erdboden gleich und man sieht immer noch die Ruinen ehemaliger Villen, Kasinos und Strandanlagen. Wir stehen ganz allein an der ehemaligen Uferpromenade zum Uebernachten. Zwar ist der Sonnenuntergang herrlich, die Stimmung bei uns aber eher trueb, denn inzwischen haben sich meine Schmerzen wieder vervielfacht.
Schlafen konnte ich dank Schmerzmittel einigermassen. Ein Kampf gegen Steifheit und vor allem gegen den Schmerz ist es dann allerdings, meinen Koerper wieder in eine aufrechte Position zu bringen. Kein Wunder, habe ich keinen Appetit auf die gestrigen Baguettes, als ich endlich am Tisch sitze. Erneut mit Spedifen gedopt, geniesse ich das etwas entspanntere Vor-mich-hin-Doesen, waehrend sich Fredy vor dem Camper mit zwei netten franzoesischen Backpackern unterhaelt. Wir haben sonniges Wetter, so dass Fredy zwischendurch den Camper in den Schatten umstellen muss. War es bei diesem Anlassen kein Problem, so scheint beim spaetmorgendlichen Aufbruch zur Weiterfahrt dann etwas ernsthaft mit dem Motor nicht zu stimmen. Nicht nur dass er anders toent, er bringt keine Kraft auf und wir koennen mit Muehe und Not die leichte Steigung ab dem Platz und 2 km dann der Hauptstrasse entlang fahren. Unsere blaue Rauchwolke aus dem Auspuff schlaegt jedes noch so schlecht eingestellte lokale Vehikel bei Weitem. Also muss Fredy in den "Sack" und wenig spaeter haengt er bereits am Sat-Telefon, denn die Lage ist bedenklich (wieder hat sich die Einstellung der Stirnradkette verschoben) und die Beurteilungen von Iveco und Karl Graf ueber den jetztigen Motorenzustand vernichtend.

All seine Bemuehungen fruchten nichts, der Motor laesst sich manuell nicht mehr drehen. Mit Hilfe eines eifrigen jungen Mannes, der uns in gebrochenem Englisch anspricht, koennen wir einen kleinen Pickup organisieren, der uns in von der Halbinsel weg zum naechst groesseren Ort ziehen wird. Als Stange zum Abschleppen dient ein kleiner Baumstamm und wird behelfsmaessig mit Seilen und Spansets von uns befestigt. Das Glueck ist uns weiterhin nicht hold. Die Bruecke auf der direkten Route nach Kampot ist zusammengefallen, was bedeutet, dass die so im Schlepptau zurueckzulegende Distanz sich auf 40km verdoppelt und wir auf eine kleine Erdstrasse ausweichen muessen. Mit links und rechts nur 2-3 cm Zwischenraum bei eingeklappten Rueckspiegeln schaetzen wir uns glueclich, ueberhaupt durch die zufahrtsbeschraenkenden Steinsaeulen zu kommen. Der Fahrer unseres Zugfahrzeuges ist kein geuebter Lenker. Das Umfahren der groessten Loecher, die Passagen ueber unzaehlige kleine Bruecken und zweimal ueber Bahngeleise hinweg bringen immer wieder unkontrollierte Bremsmanoever mit sich, so dass es ein Wunder ist, dass das duerre Holz ueberhaupt eine Stunde lang haelt. Dann ersetzen wir die zersplitterte Verbindung mit unserem Abschlepptau und muessen neben den mangels Motor verstaerkten Radbremsen noch jeweils die Handbremse zu Hilfe nehmen.
Kampot ist eine weitere typische Kleinstadt mit 30'000 Einwohnern, die einmal bessere Zeiten gesehen hat. Das in beiden Reisefuehrern hochgelobte "Marco Polo" Hotel mit seinem italienischen Inhaber, der mit Umgebung und Verhaeltnissen bestens vertraut sein soll, ist eingegangen. Entnervt suchen wir nicht mehr lange sondern lassen uns in den abschliessbaren Hof des Borey Bokor Hotels schleppen. 15.- $ kostet das Doppelzimmer "fine" class, d.h. man hat ein eigenes WC und Dusche (Warmwasser war da mal, verraten die Anschluesse), Air Condition, Fridge und TV. Es ist nuechtern, aber wenigstens sauber. Mir ist inzwischen sowieso alles egal, Hauptsache, wir sind an diesem 22. Maerz fuers Erste mal untergebracht.
Wir ueberlegen hin und her und suchen einen Ausweg aus unserem Dilemma. Mein Rueckenproblem hat sich verschaerft. Aber wir entschliessen uns, nicht die kuerzere Strecke nach Phnom Penh zu waehlen, sondern direkt uns nach Bangkok, von wo aus wir weiterverschiffen wollen und wo sicher gute aerztliche Versorgung vorhanden ist, zu wenden. Die Empfangsdame vom Hotel kann gar etwas English und arrangiert, dass ein Bekannter noch an diesem Abend vorbei kommt, mit dem wir den Weitertransport absprechen koennen. Fuer 600.- $ organisiert er einen Truck, der uns aufladen und an die thailaendische Grenze bei Krong Koh Kong fahren. Die Strasse dahin soll neu saniert worden sein, aber vier Faehren, deren Fahrmoeglichkeiten nach seiner Angabe von Wasserstand resp. Ebbe oder Flut abhaengen, liegen dazwischen, so dass wir diesen Journey in 24 Std.hinter uns bringen koennten.
Es ist schon 21.00h, als wir endlich an unser leibliches Wohl denken. Aber nur noch einheimische "Snack" Bars sind offen, deren Angebote in Saumagen in Bouillons, gebratene Leber, getrocknetem Fisch und aehnlichen lokalen Delikatessen gipfeln und uns gar nicht begeistern koennen. Im einzigen Restaurant der Umgebung sind Stuehle und Tische bereits im Essraum gestappelt, Fahrraeder und Motorraeder darin eingestellt und die Matten zum Schlafen ausgerollt. Also trollen wir uns in den guten alten Camper, der wenigstens inzwischen etwas abgekuehlt hat und verzehren ohne grossen Appetit eines der chinesischen Nudel-Fertiggerichte aus unserem Vorrat.
Morgens um 4.00h habe ich mein absolutes Tief. Ich schaffe es allein nicht, vom Bett hoch- und zur Toilette zu kommen. Fredy schleppt mich schliesslich ueber seinen Ruecken gehaengt aufs WC. Koerperbeherrschung dabei ist alles - nur ja keine Bewegung oder Ruck zu viel. Die Schmerzen sind so stark, dass ich staendig zwischen gegen eine Ohnmacht ankaempfen muss. Waehrend ich mich unter starken Schmerzmitteln am Morgen etwas erhole, nimmt Fredy sich nochmals den Camper vor. Dank Karl Grafs Tips findet er die Moeglichkeit, die Einstellungen der Stirnradkette zu korrigieren und den Camper in praktisch normalem Zustand zum Laufen zu bringen. Eine Viertelstunde lang kurvt er herum, bevor er mir die gute Kunde bringt. Wir blasen den gebuchten LKW-Transport gegen ein Reuegeld ab. Ich bin gar nicht traurig, dass ich im trauten Camper sitzen und sicher viel angenehemer auf den eigenen vier Raedern als schaukelnd auf einem LKW zu reisen.
Die neue Strasse als Reststueck von Route 3 entpuppt sich dann als noch in Bearbeitung. Immerhin ist das Trassee groesstenteils fertiggestellt, so dass wir wie auf einer guten Naturstrasse fahren. Wir rollen parallel zur Kueste durch eine recht friedliche Gegend. Waehrend wir mehr oder weniger sonniges Wetter haben, liegt die Hill Station von Bokor National Park dicht in Regenwolken - in dieser Beziehung verpassen wir also nichts. Wir tanken mit unserem praktisch letzten kambodschianischen Geld in Veal Renh auf, fuellen zur Vorsicht auch noch etwas Wasser auf, falls wir nicht so flott wie wir es uns vorstellen vorwaertskommen. Auf einen Besuch von Sihanoukville verzichten wir der Umstaende halber und rollen auf der von den Amerikanern finanzierten Route 4, die den grossen Hafen im Sueden des Landes mit der Hauptstadt verbindet, nordwaerts. Hier ist die Oelpalme Trumpf. Viele der reifen Bueschel liegen am Strassenrand zur Abholung in die Oelpresse bereit.

Knapp 40 km dauert der Luxus dieser einwandfreien Teerstrasse. Auch die Strasse 48 ist neu oder ehrlicher gesagt, noch nicht fertig, doch zu unserer Erleichterung sind die meisten Stuecke fast bis zum Endbelag bereit mit Ausnahme von kritischen Steigungen oder kleineren Bruecken, die jeweils umfahren oder auf schlechten Teilstuecken zu ueberwinden sind. Nicht selten laesst aber Wellblech unsern Camper vibrieren, was fuer mich fast leichter zu ertragen als generelle Unebenheiten und Loecher. Der Strassenbau wird hier mit japanischer Hilfe forciert und stellt ein riesiges Projekt durch praktisch unbewohnte bewaldete Gegend dar.

In Srae Ambel wartet die erste Faehre auf uns. Pro mal 4-5 Fahrzeuge je nach Groesse koennen uebergesetzt werden. Da der Wasserstand bei der Auf- und Abfahrt bei diesem eigentlichen Meeresarm immer differiert, hat man sich gar nicht die Muehe einer Befestigung gemacht. Die Klappen der Faehre werden auch hier gar nie geschlossen. Man schiebt sie einfach am Ufer in den Dreck hinein und ueberbrueckt mit hingeworfenen Brettern und Balken den Terrain-Unterschied. Manch einer hat so seine Muehe, an Bord zu kommen und muss ausser dem Fahrpreis in bar auch noch mit dem Verlust von Auspuffrohren oder Spoilern bezahlen. Noch zweimal wiederholt sich dieses Spielchen bei Andoung Tuek und Trapeang Rung. Am spaeten Nachmittag erreichen wir in Peam Krasoap die 4. Faehre auf dieser Strecke, die wir uns aber auf den kommenden Tag aufsparen, da wir beide von der Fahrt geschafft sind.
Nachts habe ich wieder eine Krise und Fredy hilft, wo er nur kann. Das Aufsitzen und Aufstehen am Morgen ist jeweils eine so schmerzhafte Sache, dass ich mir immer vornehme, die naechste Nacht im Sitzen zu verbringen.
Wir sind das einzige Fahrzeug auf der Faehre so frueh am Morgen vom 24. März und die restlichen 38 km auf kambodschianischen Terrain bringen wir anschliessend bis nach Koh Kong relativ rasch hinter uns. Wir kommen in zivilisiertere Gegend, ueber eine riesige neue Bruecke ein letztes Mal ueber einen Meeresinlet. Vor den Grenzposten saeumen riesige Hotelkaesten mit integrierten Spielcasinos die Strasse. Die Ausreise aus Cambodia in Cham Yean an diesem Freitag, den 24. Maerz, erfolgt neuzeitlich: Unsere Pass- und Visum-Details werden per PC erfasst. Als Abschiedsgruss werden wir der Vollstaendigkeit halber noch mit einer Webcam abgelichtet, bevor man uns freundlich schoene Weiterreise wuenscht. Auf der thailaendischen Seite in Hat Lek geht es dann nicht ganz so speditiv zu. Rasch ist die Immigration erledigt, Customs akzeptiert das Carnet de Passage ohne weiteres (und merkt nicht, dass wir der Einfachheit halber ihnen schon das neue, eigentliche erst ab 6.4.06 gueltige hinstrecken). Aber dann muessen wir aus unerklaerlichen Gruenden noch ein Zusatzpapier, ein Dokument betreffend "Conveyance", in einem dritten Buero besorgen. Es ist kostenlos, die freundliche Beamtin fuellt es aus fuer uns, also fragen wir nicht weiter nach, was das soll. Eine Haftpflichtversicherung verlangt niemand. Einmal mehr kontrolliert niemand zu beiden Seiten Auto- oder Chassis-Nr. Hauptsache, man oeffnet uns anschliessend die Barriere, der Sinn der umstaendlichen Verlaufs uns erst beim ersten Kreuzen mit einem entgegenkommenden Auto klar wird: Es herrscht zur Abwechslung mal wieder Links-Verkehr!
Wir fahren ausser einem Mittagshalt via Chantaburi, Klaeng und Chon Buri zuegig auf Bangkok zu. Die Vororte erstrecken sich ueber fast 30 km. Schon lange hat man das Gefuehl, in der Stadt zu sein, aber in der City ist man erst, wenn man wie wir schliesslich im Stau feststeckt. Bis wir endlich in der Sol 2 Sumkhuvit sind und das "Atlanta" finden, das uns von Pierre empfohlen wurde, ist es schon dunkel und das Hotel zur Kroenung noch ausgebucht. Bevor wir nun uns irgendwo einchecken, fahren wir auf unzaehligen Umwegen, da immer wieder rechts Abbiegen verboten oder Einbahnsystem ist, zum uns von der CH-Botschaft geratenen Bumrungrad Hospital. Wir parken etwas abseits von der Emergency Aufnahme und sprechen da vor. Im Moment geht es mir dank Tabletten eher mal wieder gut, weshalb Fredy verlangt, dass ich mehr Nachdruck in meine Worte lege, damit ich auch wirklich untersucht werde. Die Notaufnahme ist zwar gut beschaeftigt, aber nicht ueberlaufen. Profimaessig komme ich auf eine Bahre, die ersten Formalitaeten werden erledigt. Ich habe Glueck. Ein MRI Raum ist frei und nach der Anzahlung von B. 13'000.- steht einer Kontroll-Aufnahme des Rueckgrats nichts mehr im Wege. Ich weiss nicht, was fuer einen Bescheid wir eigentlich realistischerweise erwartet hatten, wollten wir doch nach dem Check in einem der vielen 24h-Restaurants zur Feier des Tages "schlemmen" gehen. Aber daraus wird nichts, zumindestens nicht fuer mich. Um mittlerweile 23.ooh verkuendet man uns, dass mein T12 Wirbel zu 50 % gestaucht, gluecklicherweise keine Nerv eingeklemmt und schon gar nicht abgetrennt, das Risiko dazu aber noch immer existent sei. Man bestehe darauf, mich stationaer aufzunehmen. Ich werde durch das riesige 1'200 Betten-Spital gerollt und auf Zimmer 871 etabliert.
Nun ist in asiatischer Manier die Katze aus dem Sack - nicht unbedingt, aber eventuell ein ein Fall zum Operieren (wobei hier vor Ort nur ein Versteifen des Rueckens an der schadhaften Stelle moeglich waere), auf jeden Fall aber fuer die kommenden 10 Tage komplette Bettruhe, in denen sich der Wirbelknochen erholen soll. Ich darf mich nur hin und her rollen, hoechstens mit dem Bett leicht schraeg stellen, vorausgesetzt, ich liege richtig darin. Nicht mal fuers WCdarf ich aufstehen und anstelle einer Dusche erhalte ich von den Schwestern 2x taeglich liegend einen manuellen "body wash". Fortwaehrend werde ich nun mit ihren Schmerzmitteln versorgt und im Laufe des Tages paradieren die verschiedensten Aerzte, alle mit unaussprechlichen Namen, vorbei. Personal hat man hier im Ueberfluss. Fuer fast jede Verrichtung ist eine andere Pflegerin zustaendig, die noch ergaenzt werden vom Putzpersonal und dem Mahlzeiten-Dienst. Ich liege in einem Einzelzimmer mit bequemer Couche, die Fredy nun fuer die kommenden Tage bezieht, denn hier findet niemand etwas dabei, wenn Angehoerige zur Uebernachtung bleiben. Mein Ruecken soll mit Zusatzphysio stabiliert werden und ich erhalte ein Korsett angepasst. Dieses muss ich waehrend drei Monaten, zuerst auch nachts, tragen und Autofahren sei in den kommenden drei Monaten "out".

Fredy ist voll am Rotieren und es gelingt ihm, in kurzer Zeit fuer das Auto eine gute Loesung zu finden. Mit einem Ro-Ro-Schiff verlaesst es am 2. resp. dank Verspaetung des Schiffes am 4. April vom 100 km von Bangkok entfernten Laem Chabang-Hafen, Thailand mit dem Ziel Adelaide/Australien. Er ist staendig mit dem Camper unterwegs. Fuers Autowaschen mit Hochdruck (abgesehen von der kompletten gruendlichen Innenreinigung) und der Besorgung der Sperrholzplatte, die wir bei der Verschiffung auf jeden Falls fuers Absperren des Wohnraums von der Fahrerkabine brauchen, benoetigt er viel Zeit. Der Stadtkern ist erschwerenderweise gesperrt wegen der Anti-Thaksin-Demonstrationen vor den kommenden Wahlen am 2. April, und so ist das Verkehrschaos noch groesser als sonst. Viele Geschaefte in der Innenstadt bleiben die Banken und ihre Schalter, so dass es kompliziert wird, funktionierende ATM und Banken zu finden, um fuer die Verschiffung genuegend Bargeld zu beschaffen.
Die Information der Krankenkasse verlaeuft recht kompliziert, da der Unfall im Ausland und seine medizinischen Folgen von der Medical bearbeitet wird. Da jeder Arzt eine andere Meinung hat betreffend Behandlung, Heilungs-Aussichten und die damit verbundene Zeitdauer nimmt er Kontakt auf einem uns bekannten Rueckenspezialisten in Winterthur. Dieser empfiehlt eine Repatriierung in die Schweiz. Auf seine Intervention hin bucht Helsana unverzueglich auf fuer uns zwei Erstklass-Sitze, damit ich unterwegs liegen kann. Stilvoll werden wir erst in Bangkok fuer einmal mit leichtem Gepaeck per Krankenwagen zum Flug LX 183 vom 2.4. mit Abflug um 23.30h nachts gebracht und nach Ankunft in Zuerich-Kloten am Montagmorgen, 3.4. um 06.15h. wieder mit einer Ambulanz direkt nachhause vor unsere Haustuer gefahren.
Unser "Zwangsurlaub" wird fuer Fredy einen guten Monat, für mich bis Anfang Juni 2006 dauern - unser Camper wartet in "Down under" auf uns.

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