22. Sept.-7. Okt. 2007 / Rio de Janeiro - Chui (Rio Grande do Sul)

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Eine angenehme Abwechslung, wieder auf Achse zu sein. Vom Meer weg kaempfen wir uns auf bescheidenerer Landstrasse muehsam durch den Wirrwar von Santa Cruz zurueck auf die BR 101. Wir stoppen am Dorfstrand vom ruhigen, behaebigen Mangaratiba ueber Mittag. Ein Bad im klaren, hier ruhigen Meer ist sehr erfrischend, haben wir doch unterwegs bei zwar trockener, aber bis 35o C warmer Luft oefters geschwitzt. Wir folgen am Nachmittag der Costa Verde, wo der Regenwald praktisch bis zum Meer heran reicht. Die Kueste und somit die Strasse windet sich unaufhoerlich. Nach den feudalen Straenden um Rio herum befinden wir uns in einer total veraenderten Welt. In den einzelnen Buchten finden wir immer wieder kleine Staedtchen vor, die alle ihren sandigen Hausstrand haben und wir fuehlen uns an das suedliche Italien erinnert. Bei Angra dos Reis sind grosse Schiffswerften wichtige Arbeitgeber, waehrend das riesige Atomkraftwerk auf dem Weg nach Frade vermutlich fast vollstaendig automatisiert betrieben wird.
Erst nach 17.00h erreichen wir Paraty, das im fruehen 18. Jht. als Ausgangspunkt zu den Goldfeldern Minas Gerais wohlhabend geworden war. Wir entscheiden fuer den Jabaquara Camping, wo Markus sich niedergelassen hat, worauf Doris und René am naechsten Tag von ihrem Standplatz auf dem mit vielen Residenten vollgestopften, eher muffigen BBC Camping ebenfalls zu uns wechseln.
Das Staedtchen im Zentrum mit seinen Kopfsteinpflaster-Gassen (pesde-moleque genannt) ist am Samstagabend voll mit flanierenden Einheimischen wie auch Touristen. Wir (ausgenommen René, der sich ausser Form fuellte und bereits schlaeft) stoebern zu viert proforma in einigen der Gassen mit vielen Souvenirlaeden und Kleiderboutiquen herum - nach dem ausgiebigen Sightseeing erst vor Kurzem in Rio beschaemend wenig an der Entdeckung des netten kleinen Ferienortes selbst interessiert - und landen schliesslich in einem gemuetlichen kleinen Lokal an der Praça da Matriz.
Sonntag, der 23. September, bedeutet fuer uns den letzten Tag der lustigen Gesellschaft. Es wird an Autos und Laptop oder GPS gearbeitet, natuerlich nicht immer konzentriert und immer wieder von "Schwatzs" unterbrochen. Am Abend weihen wir gemeinsam unsern Miniatur-Grill von Carrefour ein und braten feinstes Rindsfilet und die schmackhaften einheimischen Schweinswuerste. Zusammen mit Teigwaren von Doris, Salat von mir und Wein von Markus essen und trinken wir, bis uns die Ohren wackeln.

Ein kurzer Einkauf noch im Staedtchen und endlich die Postkarten noch mit Rio-Ansichten auf den Weg gebracht, sind wir nun endgueltig wieder alleine unterwegs. Liess das Wetter am Morgen vor Aufbruch noch Hoffnung auf Besserung aufkommen, so schliesst sich bald die Wolkendecke. Im Inland haengen graue Wolken ueber den gruenen, bewaldeten Huegeln, auch nachdem wir in den Bundesstaat São Paulo gewechselt haben, wo die BR 101 in BR 055 uebergeht. An der Kueste liegen verschiedene Ferienorte wie Ubatuba oder Caraguatabtuba, jeder mit unzaehligen kleinen Praias. Bei schoenen Wetter ergibt die satt gruene Landschaft sicher huebsche Fotos, wir aber muessen mit grau in grau und bald einmal Nieselregen vorlieb nehmen. An der Praia Tabalinga stoppen wir direkt am Wasser ueber Mittag. Aber bei diesem unfreundlichen Wetter mit heftigem kaltem Wind vergeht einem jeder Gedanke an ein Bad im unruhigen Meer. São Sebastião ist der Ausgangspunkt auf die vorgelagerte Ilha de São Sebastião, die wir trotz ihrer Naehe mehr erahnen als sehen koennen. Wir haben uns inzwischen in lange Hosen gestuerzt und halten die Fenster bei nur gut 22o C geschlossen.
Auf der kurvigen Strasse, die zudem staendig von Meereshoehe sich wieder auf 300m Hoehe windet, kommen wir viel langsamer vorwaerts als geplant. Nachdem wir Boracéia passiert haben, muessen wir anfangen, uns Gedanken ueber einen Uebernachtungsplatz zu machen. Auch auf dem letzten Teilstueck zwischen Bertioga und der Zufahrt zum Hafen von Santos, wo wieder Lastwagen verkehren, ist kein Autoposto vorhanden. Wir haben die Glanzidee, noch bis Guarujá zu fahren, um in der Naehe der Faehre rueber nach Santos auszustellen. Allerdings handelt es sich um keine grosszuegig organisierte Verladungstelle. Schon Kilometer vorher stauen sich die Fahrzeuge der von der Arbeit nach Santos zurueckkehrender Stadtbewohner.
Also waehlen wir trotz eingebrochener Dunkelheit und Regen das laengere Uebel und hoffen vergebens, auf der Umfahrung via Piaçaguara eine 24h-Tankstelle zu finden. Erst fuehrt die Autobahn durch verlassenes waldiges Gebiet. Daran anschliessend wird die Gegend links und rechts der Strasse durch unzaehlige Lampen und Scheinwerfer der vielen Industriebetriebe und Raffinerien gespenstig beleuchtet und neben den Schemen der Anlagen zeichnen sich Kamine mit Dampf- oder Abgas-Wolken und Flammen der Abfackelung der oelverarbeitenden Petrobras-Betriebe deutlich ab. Nur muehsam bewegen wir uns, eingeklemmt zwischen stinkenden Lastwagen, weiter im auch hier dichtesten Verkehr und rollen schliesslich von nordwestlicher Seite von Route 150 her endlich erneut auf Santos zu. Mit etwas Glueck finden wir eine Texaco-Tankstelle, wo wir uns freundlicherweise zwischen einige abgestellte Vehikel hineinquetschen duerfen. Immer wieder laermen Laster vorbei und sie - nicht etwa Erdbeben - sind die Ursache, dass unser Camper immer wieder bebt und schuettelt.

Vetelli heisst der hiesige Iveco-Konzessionaer an der Av. Visconte de São Leopoldo. Dank Garmin im Laptop und Brasilienkarte ex Markus koennen wir rasch dahinfinden, um den ersten ueblichen Kommentar zu hoeren bekommen: die brasilianischen Modelle sind komplett anders, daher keine Teile vorhanden. Fredy will nicht lange debattieren und sich veraergert davon machen, waehrend ich einem jungen Mann, der entschieden mehr Einsatzwillen zeigt als seine beiden Chefs nochmals klar mache, dass er die hiesigen Ersatzteilnummern verwenden kann, um nachzupruefen, ob die von uns (zum Glueck nicht dringend) benoetigten Ersatzteile an Lager habe. Irgendwann packt ihn und schliesslich auch seinen Vorgesetzten der Ehrgeiz und man beginnt mit dem brasilianischen Volkssport, dem Herumtelefonieren. Wir kriegen Oel- und Luftfilter, letzteren sogar eingebaut. Was die vorderen Brems-Belaege anbelangt, muessen sie passen. Weder brasilianische 4x4-Ausfuehrungen noch no-name-Ersatz ist verfuegbar. Zu guter Letzt ist auch Stanley, der Ersatzteil-Manager, ganz Einsatz und voller Bedauern, nicht besser dienen zu koennen. Dafuer darf uns der eifrige Leandro auf Kosten des Hauses einladen und mit Chef-Mechaniker und Sekretaerin zusammen zu einem Self-Service Restaurant mitnehmen, wo wir fuer 6.- R. pro Kopf einmal, aber à la Discretion, erstaunlich gut tafeln. Er macht uns noch auf einige Gassen mit alten Gebaeuden der Stadt aufmerksam, die wir uns fuer den anschliessenden Zeitvertreib vormerken.
Wir beschraenken uns auf den Besuch des schoenen historischen Gebaeudes der Prédio da Bolsa de Café, wo ab 1922 bis 1975 die Kaffeeboerse stattfand. Die edle Ausstattung mit teuersten Materialien macht deutlich, woher der Aufschwung und seinerzeitige Reichtum der Stadt kam. Nachdem die Sklaverei abgeschafft worden war, fehlten allerdings die Arbeitskraefte zum Pfluecken der kostbaren Bohnen. Man entschloss sich deshalb, dafuer Immigranten anzuwerben. 1908 lief das erste Schiff im Hafen von Santos ein, das nach 52-taegiger Fahrt von Kobe via Singapore und Cape Town die ersten 781 Japaner mitbrachte, die Kontrakte fuer Arbeitsplaetze auf den Kaffeefarmen unterzeichnet hatten. In der Folge wurden in wenigen Jahren 2,12 Mio. Einwanderer zugelassen, neben ueber 900'000 aus Italien der Hauptteil aus Japan.

Wir wollen auch noch mit dem alten hiesigen "Bonde" die 15-Minuten-Runde absolvieren, haben jedoch Pech auf der ganzen Linie. Beim ersten Versuch steht das Traemli nur wenige Meter vom Abfahrtsort an der Praça Visc. Maua durch seinen aus den Schienen gesprungenen Anhaenger blockiert und wartet auf Depannage. Eine gute Stunde spaeter fahren wir dann doch mit dem gruenen, restaurierten Baehnli, aber bei der Igreja Santuario Santo António de Valongo ist das Glueck zu Ende - ein parkiertes Auto hindert das Tram an der Durchfahrt. Also steigen wir aus und brechen die Uebung endgueltig ab, um noch vor dem Abendverkehr aus der Stadt zu kommen.
Wir umrunden die staedtische Halbinsel und schaffen es an die suedlich gelegene Baia de Santos. Zwischen Canal 3 und 4 sehen wir mit eigenen Augen, was mit den in den Reisefuehrern erwaehnten "leaning houses" gemeint ist: Riesige Wohnblocks aus der Bauzeit zwischen 1940 und 1960 haben sich wegen ihres schlechten Fundaments wie der schiefe Turm zu Pisa zur Seite geneigt, weshalb viele der Wohnungen in den ueber 20-stoeckigen Gebaueden inzwischen leerstehen.

Ueber São Vicente und die Ponte Pénsil verlassen wir schliesslich Santos. Einmal mehr laesst sich entlang Route BR 055 kein Autoposto finden. So wollen wir ausserhalb von Itanhaém einen in frueheren Reiseberichten erwaehnten Campingplatz anpeilen, der aber an den genannten Koordinaten nicht (mehr) exisitert. Daher stehen wir direkt am Strand gegenueber der grossen, aber fast unbesetzten Colônia de Ferias von Itaú und hoeren, im Gegensatz zur vorherigen Nacht wieder Rauschen, nur diesmal viel romantischer das Meer. Die Brandung leuchtet silbern im heutigen Vollmond.

Grau in grau der Morgen - gerade mal 16oC draussen waehrend des Fruehstuecks. Wir fahren an Peruibe vorbei, drehen landeinwaerts und erreichen bei Pedro Barros die BR 101. Es feuchtet, der Scheibenwischer ist schon ab und zu mal gefragt waehrend wir an den grossen Feldern voller Bananenstauden der Serra do Mar vorbeifahren. In Registro oder Cajati haetten wir eigentlich tanken sollen, denn die vor uns liegende Gegend ist kaum noch besiedelt. Obwohl viel Lastwagen-Verkehr unterwegs auf der manchmal je 3-spurigen, aber stueckweise in schlechtestem Zustand sich befindenden Autobahn, fehlen bald jegliche Autopostos. Eine einzelne Tankstelle auf der Gegenseite offeriert noch ausserordentlich guenstigen Diesel zu 1.729, aber wir verpassen die einzige inoffizielle Moeglichkeit durchs Gras auf die sonst abgetrennte Gegenseite zu kommen. So bleibt uns nichts anderes uebrig, als schliesslich die Tanks umzuhaengen und unsere 30l-Notreserve anzugreifen, um aus dem verregneten Gebiet und den 900m Hoehe des Estaçao Ecológica de Guaraqueçaba zu kommen. Auch im neuen Bundesstaat Paraná zeichnet sich keine Wetterbesserung ab. Wir umfahren weitraeumig Curitiba ebenso wie gut 100km suedlichere Hauptstadt von Santa Catarina, Joinville.
Wir beschliessen, einen Endspurt zu machen, um zum auswaerts Nachtessen im deutschstaemmigen Tagesziel zu sein. Bis Guaramincim kommen wir auf der kleineren Landstrasse gut vorwaerts, aber in Jaraqua do Sul bekunden wir Muehe, die Wegweiser richtig zu deuten und geraten so unnoetigerweise ins Zentrum und durch dichten Feierabendverkehr. Es dunkelt bereits, als wir endlich Pomerode erreichen. Obwohl bereits Mitte des 19. Jht. gegruendet, sollen hier immer noch 80 % der Bevoelkerung deutsch sprechen. Davon koennen wir uns aber nicht ueberzeugen, denn die Strassen sind um 19.ooh schon ausgestorben. Wir haben die Rechnung ohne den/die Wirt/e gemacht. Zwei einschlaegige Lokale haben entweder Wirtesonntag oder bereits Feierabend, und der einzige Lichtblick "Schroeder" ins Ortsmitte macht gerade den Laden dicht, als wir auf unserer Erkundungstour umstaendlich durch Einbahnverkehr zu ihm zurueck gefunden haben. Also stehen wir resigniert auf dem dunklen Parkplatz des Siedlertal und versorgen uns aus eigenen Pfannen.
Auch bei Tageslicht finden wir nur am naechsten Tag nur ein paar wenige andeutungsweise original alte Haeuser, welche seinerzeit durch ihre deutsche Bauart, Stein mit Holz oder zu gut deutsch Fachwerk, und mit ihren 45o steilen Daechern in einer Gegend ohne Schnee, erstaunten, welche durch eine evanglisch-lutheranische Kirche ergaenzt werden.

Wir sind daher gespannt, wie sich das 30km entfernte Blumenau praesentiert. Der Ort gilt als einer der heissesten und feuchtesten in ganz Brasilien, so dass es als ein Wunder erschien, dass die 1850 sich hier niederlassenden deutschen Siedler den ersten Sommer ueberhaupt ueberlebten. Heute sind es ueber 240'000 Einwohner in einer modernen brasilianischen Stadt, von denen nicht wenige in zweiter und dritter Generation noch Deutsch mit Akzent sprechen. Im Moment fiebert alles auf "das" Ereignis des Jahres, das 24. Oktoberfest vom 4.-21. hin. Im historischen Zentrum sind es auch nur gerade in der Rua 15 de Novembre selbst und deren naeheren Umgebung ein paar wenige Gebauede wie das Castelinho do Turismo, welche alten Riegel zeigen. Mehrere Haeuser wie die Prefeitura erscheinen nachtraeglich erbaut und eher kitschig.
Wir holen die gestrige auswaertige Mahlzeit nach, muessen aber feststellen, dass die vielgepriesene Spezialitaet Eisbein mit Sauerkraut mehr schlecht als recht ist . Eine Baeckerei mit richtig kraeftigem Brot mit knuspriger Rinde, wie wir uns das so vorgestellt hatten, finden wir zu unserer Enttaeuschung ueberhaupt nicht. Also haelt uns da - nach einem Kaffee, da die vielgelobte Confeiteria Colonial vom Gloria ungemuetlich menschenleer war, halt im Biergarten konsumiert - nichts mehr.
Auf Landstrasse parallell zum Rio Itajaí Açu rollen wir oestlich zurueck in Kuestennaehe und stehen auf dem riesigen Autoposto Santa Rosa von Itajaí. An diesem Tag haben wir frueher als sonst angehalten und entspannen uns bei Kerosene-Geruch, mit dem in der hiesigen Waschstation der Motor abgedampft worden war, in einem ebenso blitz-blankem Camper.

BR 101 ist das Motto des Tages von Freitag, 28. September. Immer mal wieder erhalten wir Ausblick auf schoene Buchten waehrend wir zwischen gefluteten Reisfeldern hindurch fahren. Da prangt an der noerdlichen Peripherie von São José, wo wir tanken, eine Iveco-Tafel. Nicht nur haben sie hier Ersatz fuer den abgebrochenen Schmiernippel an Lager, ein geschickter Arbeiter schweisst uns im Nu den erneuten Bruch der indischen Schweissstelle am Armaturenbrett sowie einen Riss am hintern Chassisholm. Bei einem Stundenansatz von R. 40.- koenne wir uns die Reparatur allemal leisten, welche sich inkl. Material auf R. 71.- belaeuft.

Das Touristenbuero vor der neueren Ponte Colombo Machado Salles Bruecke ist sogar noch in Funktion. Die junge Dame hockt allerdings wie eine Glucke auf ihren Prospekten, so das ihr freundlicherer Kollege einspringt und wir mit detaillierterem Plaenchen versehen ueber die Bruecke zwischen Baia Norte und Sul ins auf der Insel gelegene Centro der Bundeshauptstadt Florianópolis fahren. Internet-Kontakt und "Futter" einkaufen sind unsere Stationen, bevor wir uns auf die Suche nach einem Platz fuer einen Aufenthalt von 2-3 Tagen machen.
Ilha de Santa Catarina ist ein Ferienparadies und entsprechend mit vielen Pousadas, Hotels und Ferienhaeusern bestueckt. Die riesige Lagoa da Conceição ueberqueren wir und entscheiden uns, in die suedliche Inselhaelfte zu fahren, da wir die aufgrund des groesseren Besucheransturms im noerdlicheren Teils besser entwickelte Infrastruktur gar nicht benoetigen. Jetzt ist es allerdings ausser Saison. Feste Einwohner und wir haben die gruene Insel mit ruhigen Straenden an der westlichen Baia-Seite der Insel sowie die Sandstraende am Atlantik fast fuer uns allein. Foehren der bewaldeten Huegelkette ueber die ganze Insellaenge hinweg vermitteln einen nahezu europaeisch alpenlaendischen Eindruck. Bei Campeche haben wir echte Zweifel, ob wir ueberhaupt eine Moeglichkeit, direkt ans Meeresufer zu kommen finden werden, da alle Bauten konsequent hinter bewachsenen Duenen liegen. Armação ist ein kleiner einfacher, speziell von Surfern aufgesuchter Ort. Der oertliche entpuppt sich Camping als feuchter, dunkel unter Baeumen und hinter einer Riesenduene liegender Platz, der absolut nicht unserem Geschmack entspricht. Rua Ennio Carallazzi ist unsere Rettung. In deren Ende stehen wir direkt am Meer am kleinen Ortstrand und haben eine wunderschoene Rundsicht. Der kleine gruene Flecken, der in der Saison Estacionamente mit WC gegen Gebuehr verspricht, sowie die kleine Strandbar daneben sind (und bleiben) geschlossen. Auch die Ferienhaeuser in unmittelbarer Umgebung sind alle unbesetzt, also bleiben wir von klaeffenden Schosshunden, wie sie hier haeufig gehalten werden, verschont.
Wir bleiben drei Tage lang ungestoert da stehen. Fredy macht zu Fuss und mit dem Fahrrad seine Erkundigungstouren. Das Wetter bessert sich nur langsam, so dass ich es erst nicht bereuen muss, wenig Zeit fuers Strandleben zu haben und mich voll dem Bearbeiten von Reisebericht Brasilien III und den Fotos aus Teil II und III von Brasilien widmen kann. Ein paar der wenigen Passanten bleiben ab und zu stehen, um uns zu gruessen oder die Karte mit der Reiseroute zu studieren. Empfohlen wird uns das in 200m Entfernung liegende Restaurant da Jake, wo wir dessen Mittagsbuffet ausprobieren. Wir bedienen uns à Discretion und bestellen noch extra Fisch, der in zweifacher Manier zubereitet, einmal paniert und fritiert als Filet und weiters in ex getrockneter, gesalzener Form nun grilliert, serviert wird. Obwohl dieser Extraservice verstaendlicherweise auch zusaetzlich kostet, erhalten wir nur eine Rechnung ueber bescheidene R. 18.-, die wir sogar mit Kreditkarte haetten bezahlen koennen, praesentiert!

An einem der Nachbarhaeuser arbeitet Daniel als Renovateur und nachts, wenn das Innere des kleinen mit Dachfenstern und Dachbalkon versehenen Hauses fuer Ueberstunden beleuchtet ist, sieht es toll aus. Er hatte uns bereits offeriert, dass wir in seinem Garten stehen, bei ihm Wasser beziehen oder duschen koennten und winkt immer mal wieder rueber. So kann ich denn ungeniert, als das Ladegeraet ab 12V seinen Geist aufgibt und ich nach einigem Proebeln den Laptop unerklaerlicherweise auch via Ladegeraet ab 220V kann nicht mehr in Schwung bringen kann, bei ihm um Elektrizitaet ab Steckdose nachfragen. Er hat inzwischen Besuch erhalten von seiner Frau mit beiden Soehnen sowie der Familie seines Schwagers Hamilton aus Caprivari de Baixo. Dieser arbeitet bei einer belgischen Firma und kann einigermassen Englisch, so dass sich rasch eine Unterhaltung in Gang kommt und es in Sprach-Mischmasch lustig zu und her geht. Sie resultiert in einer Einladung zum Mittagessen ab Grill, wofuer die beiden Frauen geben sich jegliche Muehe, um uns ihre einheimische Kost schmackhaft zuzubreiten.
Waehrend der Laptop geladen wird, habe ich anschliessend guten Grund, mich am Strand in die nachmittaegliche Sonne zu legen. Am Sonntag haben auch andere Leute den Strand hier, eher fuer einen Plausch an der Sonne und seltener fuer ein Bad, aufgesucht. Das in allen Reisefuehrern als beissend kalt beschriebene Wasser ueberrascht uns mit seiner akzeptablen Temperatur.
Da sowieso relativ grosser Andrang auf der Hauptstrasse Richtung Festland herrscht, fahren wir am Montag erst noch in den noerdlichen Teil der Ilha de Santa Catarina. In Barra da Lagoa, einem relativ kleinen Ort, vor allem fuer Surfer optimal, haetten wir ebenfalls gut am Strand stehen koennen. Da ist dann Igleses als groesserer Ort weniger geeignet, ausser man wuerde die umliegenden Beaches abklopfen. Zurueck ueber die 401 nach Florianópolis finden wir uns im selben modernen Internet-Café in der Avenida Hercílio Luiz wieder, wo ich die erarbeiteten Fotos und Brasilien III auflade, waehrend Fredy neben mir am Kasten staendig stoehnt, da er Muehe mit den Homepages der verschiedenen Fluggesellschaften zum Herausfinden geeigneter Rueckfluege im November in die Schweiz zu finden. Auf BR 101, deren doppelte Spuren leider noch nicht fertig sind, verlassen wir anschliessend São José. Wir erfreuen uns an der schoenen Kueste. Auf dem Abstecher nach Garopapa passieren wir den schoenen Parque Estadual da Serra do Tabuleiro mit seinen Sandduenen.
Die Anfahrt zur Bucht von Praia Rosa ist kompliziert, da gerade Pflaesterarbeiten an der Hauptstrasse im Gang sind und wir mit der Kirche ums Dorf fahren muessen. Herrliche Ruhe herrschte an unserem Schlafplatz. Nur einige Fischer sind zu zu ihren nahen Holzhuetten, in welchen ihre Fischerboote untergebracht sind, unterwegs, und gruessen freundlich. Ebenso freundlich ist auch das Wetter, allerdings windet es fast den ganzen Tag wie immer in Meeresnaehe stark. Der Anblick eines nur einzigen Wals, der sich in einiger Distanz in der oertlichen Bucht vergnuegt, ist uns vergoennt.

Um Imbituaba herum verlocken uns grosse Werbetafeln entlang der BR 101 zum Halten bei einem der vielen Outlet Stores. Scheint das Angebot erst guenstig, merken wir bei naeherem Hinschauen, dass es damit nicht so weit her ist sondern sich Tiefstpreise hauptsaechlich auf Lockvoegel beziehen. Auch wenn oft die naechste Groesse fehlt, wenn uns was gefaellt, finden wir doch einige Leibchen und je ein Paar lange Hosen, um etwas Geld los zu werden. Ich habe dann die glorreiche Idee, dass wir die nur gut 4 km laengere Strecke via Laguna waehlen koennten. Aber allein nur mit dem Unterschied in der Distanz ist es nicht getan. Der Ausfluss der grossen Lagoa Mirim will erst mit einer Faehre ueberwunden werden, danach folgt Naturstrasse und nicht immer die Beste.

Schliesslich erblicken wir auf einem vorgelagerten Huegel den Faro de Santa Maria, der uns als Mittagshalt dienen soll. Ueber eine halbversandete Zufahrt kommen wir ins gleichnamige Dorf, das sich zwischen Huegel rundherum duckt, um vor der Unbill der See und vor allem des staendigen staubaufwirbelnden Windes geschuetzt zu sein. Zum Leuchtturm selbst koennen wir nicht zufahren, sondern uns die Aussicht zu Fuss verschaffen. Da an der Verbindung zur Hauptstrasse am Belag gearbeitet wird, muessen wir noch eine Zusatzstrecke zwischen Meer und Lagune in Kauf nehmen, bis wird endlich nach der Lagoa Garopaba vor Jaguaruna wieder Asphalt sehen. Danach gibt es, waehrend wir auf schlechter Teerstrasse suedwaerts streben, nur einen kurzen Halt bei Ararangua zum Tanken und einen Kaffee uns einzuverleiben, damit wir es doch noch bis in den Bundesstaat Rio Grande do Sul schaffen, wo wir nun bei Dom Pedro de Alcãntara bei einem Autoposto stehen.
Vorbei an verschieden grossen Lagoas und an unzaehligen Reisfeldern setzen wir unsere Fahrt fort. Nach den immer wechselnden Spuren und provisorischer Strassenfuehrung praesentiert sich die BR ab Osório als doppelspurige Autobahnbis in die 1,5 Mio. Stadt Porto Alegre, wo wir uns jedoch nicht lange aufhalten wollen. Es ist viel Volk unterwegs oder in Bars und Restaurants in Gesellschaft Gleichgesinnter. In der Rua 7 de Setembro finden wir nur kleine Restauraentchen, so dass wir uns schliesslich bei Rossi's mit einer Art Pizza, gemuetlich an einem Tisch auf dem Trottoir verzehrt, zufrieden geben. Zwischen den parkierten Autos hindurch stossen Abfallsammler ihre Einkaufswagen, Fahrraeder oder eine Stufe besser Situierte ihre Gespanne mit einem kleinen wendigen Pferd und Karren, an denen unzaehlige Saecke angebracht sind, in denen sie Plastik, Papier, Glas und anderes mehr aus den sich an Strassenraendern anhaeufenden Kehrrichtsack-Haufen sammeln. Einer dieser Suchenden nimmt von uns dankbar die restlichen Stuecke des zuviel bestellten Znachts an.
Im Dunkeln fahren wir anschliessend am Mercado Publico vorbei aus dem Centro raus. Wir uebernachten an einer Tankstelle nur gut 200m entfernt von der Reifenfirma in Canoas, damit wir morgen frueh nur rueberzurutschen brauchen.
Der Raederwechsel verbunden mit Auswuchten der Felgen in der sauberen und gut organisierten Werkstatt von Dsch geht so zuegig voran, dass wir im Laufe des Morgens uns bereits wieder auf Fahrt befinden vorbei an den aermlichen Huetten der vielen Abfallsammler, die an der Peripherie von Porto Alegre wohnen. Wir fahren durch gruene Landschaft. Linkerhand sehen wir nach wie vor viele Seen oder Lagunen. Auf der westlichen Strassenseite liegen waldige Huegel, so dass man sich manchmal fast in Europa glaubt. Obwohl die Strasse nicht von bester Qualitaet ist, muessen wir bald wahrhaben, dass vor dem Auswuchten in Ausnahmefaellen das Auto vibriert hat. Jetzt ist das Gegenteil der Fall resp. eine Ausnahme, wenn bei einem Tempo von knapp 90 km/h wir nicht durchgeschuettelt werden. Als wir in Pelotas einrollen und dabei eine weitere Filiale von Dpaschoal sehen, ist der Fall klar. Ohne weiteres erklaert man sich einverstanden, nochmals die vorderen Raeder zu pruefen, die dann auf dem Auswuchtapparat, obwohl angeblich bereits korrigiert, auch wirklich noch viel mehr Blei verlangen. Als der Mechaniker am vordern rechten Rad immer wieder dreht und ein ungewohntes Geraeusch ertoent, ist Fredy alarmiert. Von Santos, wo man in der Iveco diese Bremse demontiert, dann aber unverrichteterweise wieder zusammengesetzt hatte, haben wir ein boeses Souvenir mitgebracht. Die Bremsbelaege wurden schief eingesetzt, haben dadurch die Bremsscheibe gerillt und weitaus schlimmer weist ein Klotz keinerlei Belag mehr auf. Die aeusserst freundlichen Angestellten geben sich grosse Mühe mit uns. Einer der Mitarbeiter kann deutsch, so dass wir uns besser unterhalten koennen und verstehen, dass sie uns zu Brake Car, einem Spezialisten fuer Bremsen lotsen wuerden. Wie ein Wunder steht da ein Mopedfahrer, der bruchstueckhaft Englisch kann, und einmal mehr sind die Erlaeuterungen einfacher zu verstehen. Der Inhaber durchforstet seinen Katalog markenloser Bremsbelaegen und erfreut uns noch am selben Abend mit der Nachricht, dass er fuer den Iveco Ersatz telefonisch in Forianópolis bestellen konnte. Glueck im Unglueck, wir duerfen auf seinem hintern Hof parken und campen.
Am Freitag fahren wir mit dem Taxi ins Centro rein und geben mal wieder 8,5 kg Schmutzwaesche in der Lavanderia ab. Im Internet haben wir eine Unmenge Mails zu beantworten, stellen aber fest, dass keine neueren Nachrichten uns mehr erreichen und unsere Anschrift blockiert ist. Natuerlich ist es uns ein Anliegen, unseren baldigen 2-monatigen Heimaturlaub in der Schweiz zu organisieren. Ueber Suchmaschinen finden wir wohl guenstige Flugangebote, aber das Buchen scheitert immer wieder aus verschiedensten Gruenden, sei es, dass nicht mit Kreditkarte bezahlt werden kann oder dass darauf bestanden wird, nicht ein Elektronic Ticket auszustellen sondern eine Papierbillet an ein festesDomizil zu verschicken. Die Preise werden nicht nur durch den Zeitpunkt sondern auch durch die Anzahl Zwischenstops beeinflusst. Wir ziehen die "Spendierhosen" an und entscheiden uns fuer einen kurzen direkten Flug am 30. November ab Buenos Aires via Frankfurt nach Zuerich mit nur 15 Std. reiner Flugzeit und bezahlen dafuer freiwillig etwas mehr, als wenn wir 28 Std. kreuz und quer ueber die beiden amerikanischen Kontinente und Europa geflogen wuerden.
Um 19.ooh, gerade haben wir nach unserer Rueckkehr im Camper nach dem Nachtessen unsere Beine hochgelegt und angefangen, uns mit Lektuere und administrativem Aufraeumen zu beschaeftigen, klopft ein stolzer Mechaniker an unsere Tuer und haelt triumphierend die bestellten Bremsbelaege hoch. Ungeachtet der spaeten Stunde und des Nieselregens moechte er sie gerade noch montieren, und da wir gestern darauf hingewiesen hatten, dass wir nicht lange Zeit versaeumen koennten, kann Fredy ihm dies nicht abschlagen und hilft mit. Kaum zu glauben, dass sich alles in dieser Rekordzeit abwickelt, gerade mal R. 160.- kostet und sogar mit VISA bezahlt werden kann.
Wir verabschieden uns am Samstagmorgen von unserem freundlichen Gastgeber und gelangen nach einem nervigem Intermezzo, weil ich nicht direkt aus der Stadt finde, am Schluss doch auf die BR 471. Wir fahren an der Abzweigung nach Rio Grand vorbei und merken, dass wir durch ein fast menschenleeres Landstueck fahren. Das stete Grau der letzten beiden Tage hat sich erneut in Regen verwandelt. Und heute weint Brasilien den ganzen Tag lang, da wir es verlassen wollen.
Wir fahren auf einer Landzunge vorbei am Estação Ecológica do Taim. Die riesigen leeren Felder stehen alle unter Wasser. Die weidenden Kuehe und Pferde sehen beinlos aus, weil sie bis zum Bauch im Wasser stehen und aber unverdrossen Wasser-Pflanzen oder -Kresse fressen. Eine reiche Vogelwelt ist hier vertreten, sogar Stoerche, Raubvoegel, Pelikane wie auch riesige schwerfaellige Voegel oder Gaense, ganze migrierende Vogelzuege ueber unsern Koepfen. Links und rechts der Strasse hocken kleine schwanzlose Viecher wie dunkelbraune Meerschweinchen und rotieren ab und zu mit ihren kurzen Beinen noch vor unserem Wagen ueber die Strasse. Der erste Capybara (oder Capivara) taucht direkt am Strassnrand auf und ueberrascht mich so mit seinem Auftauchen, dass ich das Fotographieren vergesse. Von der auf einem Damm gebauten Strasse sehen wir ganze Familien davon durchs Wasser waten oder im Gruenen grasen und eine stattliche Anzahl der bis zu 1 m langen und 70 kg schweren Tiere ueberfahren am Strassenrand liegen.

In Santa Vitória do Palmar finden wir eine der wenigen Tankstellen und fuellen unsere Tanks auf, da der Diesel in Uruguay teurer sein wird. Knappe 20 km spaeter stehen wir fast unverhofft an der brasilianischen Grenzkontrolle von Chui. Wir lassen wir die temporaere Import-Bewilligung fuer den Iveco sowie unsere Paesse heute 6. Oktober 2007 schon ausstempeln, obwohl wir heute noch in einer Art Zollfreigebiet bei einer Esso-Tankstelle neben Lastern zum Uebernachten stehen erst morgen nach Uruguay einreisen wollen.

 
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Brasilien IV - Nr. 2181-2396

 

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