3.-22. September 2007 /

Salvador-Lençois (Bahia) - Brasília (D.F.) - Belo Horizone-Ouro Preto (Minas Gerais) - Petrópolis-Rio de Janeiro (Rio de Janeiro)

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Von Salvador her kommend wenden wir uns heute Montag, 3. September, ausserhalb von Feira de Santana von der BR 242 ab und erwaehlen die Estrada Feijão. Wir geniessen die Fahrt ueber Ipirá und Baixa Grande. Leider aber geht die Super-Qualitaet der Teerstrasse etwa auf Hoehe von Tapiramuta zu Ende und altbekannter Schlagloch-Slalom wird noetig. In huegeligen Gelaende haben wir von einem Hang hinunter einen letzten Rueckblick ueber die zurueckgelegte Strecke. Morro do Chapeú ueberrascht uns. Wir haben keinen so grosses Ort erwartet und durchfahren erstaunt seine sauberen Strassen. Dank Zita's Wegbeschreibung finden wir muehelos zur 5km ausserhalb liegenden Fazenda Kanimambu. Kaum das einfache Tor durchfahren, werden wir schon von Pedro herzlich in Empfang genommen. Als alleinlebender Jungeselle freut er sich ueber unseren Besuch und die zusaetzliche Gelegenheit zu Gespraechen in schweizerdeutsch. Der Einfachheit halber gondeln wir nach Einnachten ins Dorf zurueck und lassen uns im angeblich einzigen guten Restaurant, der Pizzeria Eusebio, das gemeinsame Nachtessen schmecken.

Wir erhalten am naechsten Tag eine Privatfuehrung durch die 60 ha grosse Kaffeefarm sowie die Verarbeitungsstufen und Probleme des Kaffeeanbaus erklaert. Nur ueber 1'000m Meereshoehe erzielt man eine annehmbare Qualitaet. Allerdings ist Regen in dieser Gegend rar geworden - das letzte Mal fiel im Februar das begehrte Nass vom Himmel - und Bewaesserung ist unerlaesslich. Ab dem 3. Altersjahr ueber einen Zeitraum von 10 Jahren bringen die Kaffeestauden guten Ertrag. Von der Bluete und bis zur Reife der Kaffeebohnen ist der Arbeitsaufwand relativ bescheiden, hauptsaechlich beschraenkt auf Duengen und einmonatliches Maehen des Gelaendes.
Fuer das Pfluecken muessen dann zusaetzliche Arbeitskraefte angeheuert werden. Aber selbst hier "auf dem Lande" wird es immer schwieriger, Leute zu finden, die gewillt sind zum seit April von 380.- auf R. 402.- gestiegenen Mindestlohn zu arbeiten. Guter Kaffee wird von Hand in 3-4 Durchgaengen bei optimalem Reifegrad abgelesen. Wird er im Inland verkauft, werden die roten Fruechte nur auf dem Boden getrocknet und oft sogar unverarbeitet weiterverkauft.

Fuer den Export muessen zur Qualitaetssicherung die ganzen Beeren gewaschen (was eine zu kontrollierende Gaerung verursacht), anschliessend unter staendigem Wenden auf Gestellen an- und maschinell fertig getrocknet werden. Das Dreschen entfernt die Fruchtschalen und bringt die eigentlichen Bohnen zum Vorschein, welche nach Groessen und Gewicht sortiert und ungeroestet exportiert werden. Brasilien unterbietet generell den Exportpreis mit USD 1.60 anstelle der fuer die kolumbischen Exporte geloesten USD 4.50 pro Kilo. Obwohl Peter fuer seine Exporte in die Schweiz mit fast USD 7.00 sogar einen ueber 50% besseren Erloes erzielt, wird er nicht reich und kann kaum seine Produktionskosten decken, da sich der Wechselkurs Dollar/Real erheblich verschlechtert hat. Wir erhalten so viele Saecke herrlich duftenden, frisch geroesteten und gemahlenen Kaffee als grosszuegiges Geschenk mit auf die Weiterreise, dass wir bis Ende Jahr eingedeckt sein werden.
Wie von Peter vorhergesagt ist die Strecke von Morro do Chapeú (wie anscheinend alle Nord-Sued-Verbindungen) ueber Bonita nach Utinga in miserablem Zustand - eine Kette umteerter Schlagloecher. Nach Wagner dann atmen wir auf, erreichen ueber die BR 242 problemlos die Abzweigung und 12 km spaeter Lençois. Ueber eine kleine Bruecke ueber den Rio Lençois fuehrt auf die Kopfsteinstrassen des Ortes, wo wir nach einigem Werweissen und Suchen der Strassennamen schliesslich durch ein hoeheres Nebentor auf das Gelaende der Pousada Lumiar an der Praça Rósario rollen. Ein ehemaliges Kolonialanwesen ist in eine stattliche Pousada mit franzoesischem Restaurant und der Park in einen schoenen Campingplatz unter grossen alten Baeumen umgewandelt worden. Nicht dass wir den Schatten noetig gehabt haetten. Kaum installiert fallen die ersten Regentropfen und nach einem etwas spaeten Nachtessen, weil wir noch mit den Motorrad-Reisenden mit Luzerner Nummer, Khim und Kathri schwatzen, gar reichlich Regen.
Im 18. und 19. Jht. war Lençois belebtes Minen-Zentrum. Garimperos versuchten ihr Glueck und hofften die Diamanten zu finden, die nicht nur zu gleichen Zeit sondern auch oertlich nahe derjenigen von Namibia entstanden waren als Afrika und Suedamerika auf Hoehe der Bahia vor dem Kontinentalen Drift noch miteinander verbunden waren. Heutigen Touristen hingegen dient der Ort als Ausgangspunkt fuer Touren zu Fuss, Kletter- oder Boots-Trips im 1520km2 grossen Parque Nacional da Chapada Diamantina. In tagelangen Wanderungen kann man in diesem entlegenen Gebiet unzaehlige Wasserfaelle (der beruehmteste der 420 m hohe Cachoeiro da Fumaça), tolle Aussichten von den markanten Felsformationen, dazwischen Hoehlen und kleine Flusstaeler mit einsamen Badepools zu Fuss erreichen.
Wir verlassen Lençois am Nachmittag nach einem kleinen Ortsbummel, Internet-Besuch und Mittagessen und brauchen nur 22 km Fahrt auf der BR 242 zur rechts abzweigenden, unbezeichneten roten Erdstrasse. Sie fuehrt zum einem Berg-Sattel hinauf, wo neben einem grossen Sendeturn improvisierte mit Tisch und Stuhl eine Station vom Nationalpark-Buero ist. Ein obligatorischer Fuehrer bringt uns ueber einen felsigen Pfad in etwa einem halbstuendigen Anstieg auf den 1'120 m hohen Morro do Pai Inácio hinauf. Ein spektakulaeres 360o Panorama tut sich uns als Belohnung auf. Wir fahren anschliessend beschwingt im warmen Sonnenlicht. Dass wir den Autoposto vor Seabra als zu fruehen Halt abtun, muessen wir nachher buessen und bis in die Dunkelheit hinein fahren, um erst bei Queimada Nova den naechsten annehmbaren Nachtplatz zu finden.

Der Donnerstag, 6.9., ist ein Fahrtag heute mit ueber 600 km. Fuerchteten wir erst, aus dem Sommer gekommen zu sein, wurden wir bald eines besseren belehrt. Nach Ibotirama und Ueberquerung des breiten Rio São Francisco kommen wir in wieder trockenere, waermere Gegend. Auf Hoehe von Wanderley gewaertigen wir anstelle von Gebuesch und magerem Weideland bereits Getreidefelder zu beiden Seiten. In Barreiras koennen wir unter grossen Baeumen uns in den wieder noetigen Schatten fuer den Mittagshalt stellen. Wir bleiben weiterhin von Schlagloechern verschont und muessen nur ab und zu vom Schwerverkehr leicht gerillte Strasse in Kauf nehmen.

Luis Eduardo Magalhães zeigt als eine der grossen Ausnahmen nirgendwo Anzeichen von Verfall sondern praesentiert sich als Stadt des Aufschwungs ganz im Zeichen der Agrikultur. Die Geschaefte und Betriebe sind modern, voller Landwirtschafts-Geraete und -Maschinen. Nunmehr auf Route BR 020 ist praktisch nichts mehr von der Cerrado mit seiner urspruenglich savannen-artigen Vegetation zu sehen. Das Land ist topfeben, und wir fahren auf den naechsten 200km durch immense Felder, soweit das Auge blickt. Neben Getreide wird Soya, aber in der Hauptsache Baumwolle angebaut. Die weissen Bueschel sind erst kuerzlich gepflueckt worden und lagern in riesigen Haufen entlang der Felder, welche - sofern nicht bereits umgepfluegt - wie die Strassenraender noch mit weissen Flocken uebersaet sind. Wir kommen selten durch Ortschaften sondern nur an einigen Autopostos und Tankstellen vorbei. Die Sonne geht am Horizont blutrot hinter den ockerfarbenen Feldern nieder und taucht die ganze Umgebung in kitschiges Licht. Als Tagesziel fuer uns haben wir den Autoposto Rosarió bestimmt, den wir beim Eindunkeln erreichen. Er ist gut besucht mit entsprechend viel Betrieb, wenn die riesigen Lastwagen einparkieren, die Chauffeure auftanken, sich duschen und verpflegen, bevor ein Teil in die Nacht hinein weiterfaehrt. Wir benutzen die Gelegenheit und verpflegen uns im grossen, modernen Restaurant Rosarió, das ab 19.ooh ein kleines Buffet mit Essen nach Gewicht offeriert.
Bald nach Abfahrt fahren wir neu statt im Staat Bahia nun in Goiás auf der BR 020. Die Strasse fuehrt durch die trockene Hochebene Cerrado. Wir bewegen uns innert 500-1'000 m Meereshoehe zwischen Huegelzuegen immer leicht bergauf und bergab. Mehrheitlich haben wir sonniges Wetter mit fotogenen Wolken. Ab und zu verschlechtert Rauch von brennenden duerrem Gras die Sicht, oder kleine Windhosen wirbeln Staub auf. Eine Art hoher Baobab- Baeume stehen zwischen einzelnen Weinpalmen, Gestruepp und einzelner auffallender Baumkronen voller grell gelber oder violetter Blueten.
Gespannt rollen wir auf die brasilianische Hauptstadt mit ihren 2,2 Mio. Einwohnern zu. Wie schon unterwegs gewaertigen wir auch bei der Einfahrt von Brasília keinerlei Anzeichen von Festlichkeiten zum heutigen Unabhaengigkeitstag (7.September) ausser dass Buero und Geschaefte, abgesehen von grossen Shopping Centers offensichtlich geschlossen bleiben. Andere Reisende haben freundlicherweise in Ihren Reiseberichten die Koordinaten ihres Standortes erwaehnt, wonach wir ohne Probleme aufs Gelaende der "Albergue da Juventude" von Brasília finden, da der einstige Campingplatz laengst seinen Betrieb eingestellt hat. Fuer R. 14.50 pro Person ist in der Uebernachtungsgebuehr nicht nur die Benuetzung von WC, Dusche oder Waschkueche sondern auch noch das Fruehstueck inbegriffen.

Nach ueber 150 Jahren Debattierens schlug der damalige Praesident Juscelino Kubitschek 1955 vor, dass aus dem Bundesstaat Gobiás ein Distrito Federal ausgesondert werden und die neue Hauptstadt Brasiliens beherbergen solle. Der "Plano piloto" sah vor, dass die Stadt in Form eines Flugzeugs (oder eines Bogens mit Pfeil) dem riesigen kuenstlichen Lago do Paranoá gegenueberliege. Im Rumpf (oder Pfeil) befinden sich alle Regierungsgebaeude und Monumente. In nur 3 Jahren Bauzeit wurde diese einzigartige Hauptstadt, eines der Architektur-Wunders aus dem 20. Jht.'s (und seit 1987 in der entsprechenden Liste von World Heritage Plaetzen) nach Plaenen von drei beruehmten Brasilianern (Lúcio Costa als Stadtplaner, Oscar Niemeyer als Architekt und Roberto Burle Marx als Landschaftsarchitekt) aus dem Boden gestampft. Am 21. April 1960 wurde die Hauptstadt offiziell von Rio nach Brasília verlegt.

Ebenso futuristisch wie ihre Architektur ist ihr Adress-System, ausgehend von der zentralen Eixo Monumental ausgedrueckt in Buchstaben und Ziffern, welche dem Eingeweihten verraten, wo sich SQS 704 Bloco (=Gebaeude) Q, Casa (=Haus) 19 befindet, naemlich: in der Super Quadra - South/Sued - 704 (7= ungerade, deshalb westlich der Nord-Sued-Hauptachsel Eixo Rodoviários Sul (oder gegebenenfalls Norte) / 04 entspricht Distanz noerdlich-suedlich von der Eixo Monumental - generell je hoeher die Ziffer, desto weiter entfernt vom Ausgangspunkt.
Wir machen uns auf, diese beruehmte Hauptstadt zu erkunden und fahren von der Umfahrungsstrasse (resp. vom Carrefour) her kommend in die Eixo Monumental ein. So stossen wir erst auf das

  • Memorial JK zu Ehren des Stadtgruenders Juscelino Kubitschek. Sein Abbild steht in luftigen 28 m Hoehe vor dem pyramiden-foermigen Gebaeude aus weissem Marmor. 1981 eingeweiht enthaelt es persoenliche Gegenstaende des 1976 bei einem Autounfall toedlich verunglueckten Staatspraesident und seiner Frau, Bilder aus seinem Leben und im ersten Stock seine Grabkammer. Aufgrund ihrer Form uebersieht man die
  • Catedral Metropolitana nicht, aber wegen ihres in unseren Augen vernachlaessigten Zustandes mit vielen zerbrochenen Scheiben in den staubbedeckten Glasfenstern sind wir vom Besuch enttaeuscht. Ebenfalls faellt die
  • weisse Halbkugel des Museu Nacional da Republicá auf. Mit der avantgardistischen Ausstellung koennen wir nicht viel anfangen - wir betreten es vielmehr, um auf die aussen vorgelagerte Terrasse mit Ausblick auf die Umgebung zu gelangen.
  • Palácio de Itamaraty (Ministry for Foreign Affairs), das via eine Bruecke ueber Pools mit Inseln von tropischen Pflanzen aus der Amazonas Region betreten wird und von der aus einem einzigen 4t schweren Carrara Marmorblock geschaffene Meteoro Sculptur, welche die fuenf Erdteile darstellen soll, gekennzeichnet ist. Beruehmt ist die 220m2 grosse saeulenfreie Halle und die 2,3 m breite Spiral-Treppe ohne Gelaender ins Obergeschoss. Wir haben Glueck und koennen uns der gefuehrten Tour einer franzoesischen Reisegruppe anschliessen, damit wir ueberhaupt das Gebaeude-Innere zu Gesicht bekommen. Er ist nur ein Element der vielen links und rechts der zentralen Eixo Monumental, an der
  • Esplanada dos Ministerios erstellten gleichfoermigen und schnoerkellosen Gebauede, jedes ein anderes Ministerium beherbergend. Der
  • Congresso Nacional ist Brasília's auffallendes Kennzeichen. Die Administration ist in zwei 28 Stockwerke hohen eckigen Gebaeuden untergebracht, welche von zwei weissen Domen flankiert werden. In demjenigen, anzusehen wie eine riesige Schuessel, versammeln sich in der Cãmera 513 Deputados, um Gesetzesvorlagen zu pruefen, waehrend sich die 81 Senadores, 3 pro Federação-Einheit, im "umgestuelpten" Dom beraten. Abgestimmt wird mit modernsten Vorrichtungen - jeder Sitz verfuegt ueber eine elektronische Einrichtung, in welcher die Anwesenheit codiert eingegeben und mit optischem Auge anhand des Zeigefingers die Autorisation ueberprueft wird, bevor eine Stimmeingabe ueberhaupt akzeptiert wird.
    Mit den Wasserbecken davor und dahinter und der nach unserer Besichtigungstour schon untergehenden Sonne werden die Fotos toll.

Bis wir noch im Setor de Embaixadas Sul aus "Gwunder" bei der Schweizer Botschaft vorbeigefahren sind, dunkelt es und wir sind froh, den Weg zu unserem Standplatz zu kennen, denn die Bezeichnungen der Strassen und Quadras, oft von Baeumen oder Lichtsignalen verdeckt, wollen immer erst erspaeht werden.Am naechsten Morgen stehen wir kurz vor 9.ooh beim
  • Torre TV. Die Buden des grossen Souvenir-Marktes zu seinen Fuessen oeffnen eben erst ihre Klappen. Nur noch einer der beiden Aufzuege funktioniert, aber zu dieser Tageszeit stehen nur wenige Touristen an. Wir koennen uns daher mit der ersten Liftfuhre in die Hoehe katapulieren lassen, um uns von der Aussichtsplattform einen Ueberblick ueber die noch schlafene Stadt zu verschaffen. Heute ist Sonntag - deshalb offen ist der
  • Palácio do Planalto, das Regierungsgebaeude. Nach dem Wache-Wechsel wird unsere Gruppe durch das moderne Gebaeude gefuehrt, die Eingangshalle gepraegt von ihrem Ausmass und einer frei schwingenden Treppe. Die Einheimischen bestaunen geradezu ehrfuerchtig die Amtsraeume ihres Praesidenten Lula. Auf der

  • Praça dos Três Poderes bewundern wir moderne Kunst-Elemente und den
  • den 72 m hohen Fahnenkandelaber, den Pavilhão Nacional, bestehend aus 24 Stahlrohren (die damalige Anzahl der integrierten Bundesstaaten). Er traegt die groesste Flagge des Landes, ein Banner von 286 m2, welche wegen des heftigen Windes zerschliessen jeden 1. Sonntag im Monat mit einem speziellen Prozedere ausgewechselt wird. Wir lassen uns durch den
  • wenig erhabenen Superior Tribunal de Justiça schleusen und sehen uns im
  • eigenartig geformten Panteão da Pátria Tancredo Neves das grosse bunte Glasfenster an. Wir erweisen der
  • attraktiven Ponte JK ueber den Lago do Paranõa unsere Referenz und aus gebuehrender Distanz dem am selben See herrlich gelegenen
  • Wohnsitz des Praesidenten, dem Palácio da Alvorada.
Ich dirigiere als Ko-Pilot Fredy anschliessend durch den Setor de Clubes Esportivos Norte mit seinen unzaehligen, am Wochenende gut besuchten Tennis- und Bade-Anlagen. Mein Plan, einmal auf der Eixo Rodovario Notre und Sul durch die ganze Stadt zu rollen, faellt flach, da sie heute gesperrt und den Fussgaengern und Velofahrern vorbehalten ist.
Wir stehen hinter der Jugendherberge neben dem Camper von Valérie und Daniel aus Frankreich. Die Unterhaltung mit den Frenchies, trotz meines holprigen Franzoesisch und ihres ungeuebten Englisch wird immer lebhafter.
Alle geniessen wir das schoene Wetter vom Montagmorgen. Das Waschen mit einem Basis-Modell von Waschmaschine, die mit einer sich ruckartigig bewegenden Mittelkonsole die groebste Arbeit des Rubbelns ersetzt, ist schon fast eine Herausforderung fuer Fredy. Die Wasch- und Spuelzeiten muessen ueberwacht werden, da der Wasseraustausch nicht automatisch erfolgt. Zudem kann die Kiste auch nicht auswringen, was dann zu guter Letzt noch von Hand gemacht werden muss. Doch selbst im Schatten unter dem Baeumen im Hintergrund des grossen Areals trocknet die Waesche beim extrem trockenen Klima in Rekordzeit. Seinen Feierabend muss er auch noch mit kleinen Wartungsarbeiten und Niveaukkontrollen verdienen. Ich brenne, da via Avard's Camper von der einzigen Steckdose an der Hausfront mit Elektrizitaet versorgt, den ganzen Tag endlich mal wieder Sicherungs-CD's mit Fotos, eine Pendenz, die schon lange auf dem Magen gelegen hatte, und erstelle den Reisebericht Brasilien II.
Nachdem Valérie gestern zum Nachtessen ein Kartoffel-Omelett, das wir mit einem gemischten Salat vervollstaendigten, kreiert hatte, grilliert sie heute Poulet und feine Schweinswuerste und ich steure Teigwaren und Zucchini-/Karotten-Gemuese bei. Valérie hat beschlossen, zur Feier des Tages "comme un cochon" zu essen, was uebersetzt "viel" und nicht wie ich annehme, "wie ein Schwein" (=comme un salaud) heisst. Zum Dessert verzehren wir in Schale grillierte Bananen, muessen uns jedoch den Grand Marnier und das Vanille-Glacé dazu denken. Abends kuehlt es merklich ab, aber mit Pullis und Socken koennen wir gut draussen sitzen, umsomehr als wir die beiden Kaffee-Fans jeweils noch mit frischgebruehtem Cattleya-Filterkaffee erfreuen.

Nach dem Abschied von Daniel und Valérie und ebenso von Brasília beschraenkt sich der Dienstag, 11. 9. auf Fahren. Ueber 500 km vom haben wir am Abend, als wir beim Autoposto Planalto zwischen Três Marias und Felixlãndia stoppen, hinter uns gebracht. Relativ rasch hatten wir auf rumpliger Peripherie-Strasse den Distrito Federal verlassen. Nach einem Stueck mit Feldern empfing uns ab Cristalino wieder die typische Cerrado. Vom Bundesstaat Goiás nach Minas Gerais gekommen, fiel uns vor Paracatu ein ernormes, freigescharrtes Minen-Gelaende auf, ohne dass wir herausfinden konnten, was hier abgebaut wird. Den weitverzweigten Stausee Represa Três Marias zu unserer Rechten sahen wir, bevor die Sonne glutrot am Horizont unterging, nur in der Ferne glaenzen.
Vorbei ist am naechsten Tag auf der BR 040 die gute Strasse mit dem angenehmen 3-Bahnen-System (2 Spuren huegelan zum geschaetzten Ueberholen der langsamen LKWs, 1 Bahn talwaerts). Selbst der kuehne Fahrer Fredy ist auf dem welligen Trassee gezwungen, den Tempomat auszuschalten und das Tempo statt der im Idealfall fast 100 km/h auf 60 zu maessigen. Von den normalerweise hoch mit Holzkohle-Saecken beladenen Transportern sieht man ab und zu einen Ungluecklichen, dem auf der schlechten Strasse die Ladeseile gerissen sind, inmitten eines Sees aus schwarzem Kohle-Staub und -Stueckchen stehen. All diese Laster bringen ihre Fracht als Energiequelle zum grossen Stahl- und Huettenwerk von Sete Lagoas. Ab diesem Ort ist die Strasse dann lange Zeit auf Autobahn-Groesse ausgebaut, doch wir haben leider das Pech, in unserer Fahrtrichtung auf dem alten schlottrigen Teil suedwaerts fahren zu muessen.
Zum Sitz der Minas Brasil Versicherungs-Gesellschaft schaffen wir es ring, nicht aber ihr eine Versicherungs-Police fuer Autohaftpflicht fuer den Mercur-Sul zu entlocken. Wir werden fuer eine angeblich guenstigere Loesung zur Banco Mercanil im selben Gebaeude verwiesen, wo man, da nicht Kunde resp. Kontoinhaber bei der Bank gar nichts von uns weissen will und uns zur international taetigen Banco do Brasil weiterschickt. Bevorzugt von der Dame am Auskunftsschalter koennen wir die vielen Wartenden ueberspringen und sitzen bald am Pult eines ehrlich bemuehten Herrn. Aber ohne Residenz in Brasilien kann er uns zu seinem Bedauern nicht weiterhelfen. Also traben wir zur ersten Adresse zurueck und stossen da anstelle des vorherigen uninteressierten Mitarbeiters auf eine engagierte junge Dame. Das Problem der Residenz koennen wir mit einer ausgeborgten Anschrifts in Brasilien zwar gluecklich umgehen, aber der Haken an der Sache ist, dass diese Autohaftpflicht nach Abschluss vorerst nur im Land Brasilien selbst und erst nach Ablauf eines Jahres auch in den Nachbarlaendern gilt. Von einer speziellen Loesung fuer Touristen weiss man nichts, obwohl die Homepage der argentinischen San Cristobal Versicherung uns ausdruecklich hierher verwies.

Wir geben auf, verpflegen uns in einem nahen Restaurant unter freundlichster Bedienung, um anschliessend noch einen kurzen Spazierung durch die Avenida Alfonso Pena zum Parque Municipal zu machen. Dieser soll ein Juewell und eine Quelle der Entspannung sein. Ich aber, sensibilisiert vom Vorfall in Salvador, kann angesichts der vielen herumlungernden oder auf den Wiesen schlafenden dubiosen Gestalten mich hier nicht entspannen. Auch in den belebten und sogar Haupt-Strassen der Stadt fallen uns die verhaeltnismaessig vielen schlecht oder gar zerlumpt gekleideten Typen auf.
Quer durch die Stadt auf der Avenida Bahia suchen wir uns den Weg zurueck auf die suedliche Fortsetzung der BR 040. Wir realisieren, dass wir bis zum Einnachten noch bis nach Ouro Preto schaffen koennen. Dort allerdings gibt es den in einem Reisebericht erwaehnten CCB Camping nicht mehr. Der BBC Campingplatz soll nach Angabe von Doris und René gar 40.- R. pro Nacht kosten und liegt vor allem ausserhalb und abseits. Deshalb werden wir schwach, als wir die tolle Aussicht des unterhalb der Igreja SF de Paulo gelegenen Hostels Brumas (Jugendherberge) sehen und nehmen in Kauf, den Preis eines Doppelzimmers zahlen zu muessen (R. 60.- inkl. Fruehstueck). So koennen wir neben Dusche und WC dafuer den Internet-Anschluss benutzen.

Auf einen Auslaeufer der Serra do Espinhaço wurde 1711 Vila Rica erbaut, dieselbe 1721 durch kaiserliches Dekret von Dom Pedro I. in "Imperial City of Ouro Preto" (schwarzes Gold) umgetauft und als Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais ausgerufen. Ueber 110'000 Einwohner (hauptsaechlich Sklaven) zaehlte die Stadt Mitte des 18. Jht. auf ihrem Hoehepunkt dank reicher Goldvorkommen. Der Verlust des Hauptstadt-Status, der 1897 auf Belo Horizonte uebertragen wurde, trug dafuer wesentlich dazu bei, den Aufschwung der Stadt zu bremsen, dafuer aber ihren kolonialen Stil zu erhalten. Seit 1933 nationales Brasilianisches Monument wurde sie schliesslich 1981 World Heritage Site.
Am Donnerstag-Morgen blicken wir auf einen eher tristen, mit grauen Wolken verhangenen Ort. Nachts hatten wir Regen auf das Camperdach klopfen hoeren. Wir holen nach den waermeren Bettdecken auch mal wieder unsere Regenjacken aus dem Kasten. Trotzdem steifen wir den ganzen Tag begeistert huegel-auf und -ab durch die vielen schmalen Kopfsteinpflaster-Gassen der nach unserer Ansicht schoensten der bisher besuchten historischen Staedte, welche mit 23 reich ausgestatteten Kirchen gesegnet ist. Aus allen Winkeln und von allen Kuppen bieten sich spektakulaere An- und Aussichten, und man erblickt kein das Bild stoerendes Gebaeude aus dem 20. Jht.'s. Wir sehen uns Largo Rosario und Praça Tiradentes an und besichtigen dazwischen mit Matriz NS de Pilar, Igreja de São Francisco de Assis und Igreja de NS de Carmo einige der bekanntesten Gotteshaeuser, halten uns aber von den Museen fern. Petrus ist uns hold, im Laufe des Tages klart es auf und wir koennen in der Rua Direita die geschlossenen alten Fronten bei bestem Licht knipsen. In der Rua São José holt uns der Hunger ein, und wir schlemmen am Buffet des Restaurante Chafariz am spaeten Nachmittag, so dass wir uns ein Nachtessen in Anbetracht der vereinnahmten Kalorien sparen koennen resp. muessen. An insgesamt zwei Abenden sitzen wir im Camper, geniessen seine Waerme und den irren Ausblick auf das naechtliche Ouro Preto. Zum Glueck spielen die Jazz-Gruppen auf dem Largo Rosario, die am Jazz-Festival von 13.-16. September teilnehmen, in annehmbarer Lautstaerke, so dass ihre Musik, in unseren Ohren "Geduddel", uns nicht stoert.

Am Freitag, 14.9. steht vor der Weiterfahrt noch ein Besuch des Internet-Cafés auf dem Programm. Papi Baumann hat ja heute seinen 86. Geburtstag und Fredy will in der Schweiz anrufen. Gestern hatten wir auch schon Urs Rueegg telefonisch zu seinem Geburtstag gratuliert, und da wir morgens unterwegs sein werden, schicke ich vorsichtshalber eine virtuelle Happy Birthday Karte an Adi ab, der am 16. ebenfalls ein Jahr aelter wird. Wir haben ein modernes Lokal gefunden, koennen da auch unsern Versicherungsantrag an Nowag fuer eine AIU-Police einscannen lassen, da wir uns entschlossen haben, mit den suedamerikanischen Versuchen, zu einer vor allem fuer Argentinien obligatorischen Autohaftpflicht-Versicherung zu kommen, aufzuhoeren und dieselbe nunmehr in Deutschland per mail zu beantragen.
Fredy spart sich den Eintritt zur Igreja de Santa Efigénia dos Pretos, welche fuer die schwarze Sklaven-Bevoelkerung gebaut worden war. Die Schutzpatronin Sta. Efigénia ist sinnigerweise schwarz und sollte vor Unfaellen in den Minen beschuetzen und stellt, uebertragen vom von den Afro-Staemmigen praktizierten Candomblé, die Koenigin von Nubia dar. Finanziert wurde der Kirchenbau mit aus den Minen in Form von Staub im Haar, unter den Fingernaegeln oder in Zahnloechern geschmuggeltem Gold. Unweit davon steht die zwischen 1701 und 1704 errichtete Capela do Padre Faria. Ihr Standort ist gekennzeichnet mit einem Steinkreuz mit drei Querbalken als Symbol fuer die dreifache, die weltliche, geistige und materielle Macht des Papstes.

Zur Abwechslung und als Abkehr vom kulturellen Zeitvertreib fahren wir 11 km bis kurz vor Mariana, um die Minas de Passagem zu besuchen. Eroeffnet 1719, wurden anfaenglich 33 Gramm Gold pro Tonne Gestein realisiert. Nach insgesamt ueber 35t gefoerdertem Gold wurde sie aber 1985 stillgelegt, als pro Tonne nur noch gerade unprofitable 3 g pro 1'000kg abgebauten Materials gefunden wurden.
Am Seil werden wir auf einem der alten Karren ueber schmales Geleise die 315m lange Strecke auf 120 m Tiefe hinuntergelassen - der Antrieb aus England mit Pressluft betrieben. Unser Guide gibt sich redlich Mühe und vereint in beiderseitigem Kauderwelsch Englisch von ihm/eine Art Portugiesisch von mir, verstehen wir seine Erklaerungen. Am Endpunkt der fuer Besucher zugaengigen Abbau-Galerien liegt ein klarer unterirdischer See, in dem man auch baden koennte. Die tieferen Gaenge sind, da nicht mehr leergepumpt, heute geflutet und bieten Mutigen Gelegenheit fuer ein organisiertes Tauch-Abenteuer.
Wir kehren durch huegeliges, bis 1'200m hohes Gebiet auf der sogennanten Estrada Réal via Conselheiros Lafaiete zurueck auf die Hauptverbindung BR 040. Ruheplatz wird schliesslich ein Autoposto ausserhalb Juiz de Fora.
Fredy's 60. Geburtstag am 15. September 2007. Seit Tagen und Wochen hatte ich versucht, mir fuer ihn, den Genuegsamen, eine Ueberraschung einfallen zu lassen und zu besorgen. Trotzdem stehe ich heute mit leeren Haenden da und muss ihm nur mit einem schaebigen Ruehrei-Herz gratulieren.
Petrópolis, das bereits im Bundesstaat Rio de Janeiro liegt, wird in den Reisefuehrer lobend erwaehnt. In diesem Ort pflegte der kaiserliche Hof den in Rio zu stickigen Sommer zu verbringen. Heute ist der auf 800m Meereshoehe liegende Ort mit seinen ueber 270'000 Einwohnern nicht mehr geruh- oder gar erholsam. Pferde-Droschken sind fuer Stadtrundfahrten immer noch in Gebrauch, aber sie kaempfen sich wie wir durch betraechtlichen motorisierten Verkehr. Vom Trono de Fátima laesst sich keine Uebersicht mehr ueber die Stadt gewinnen, da hohe Baeume und Gebuesche laengst den Ausblick verdecken. Gerade vor der Schliessung ueber Mittag koennen wir noch in den fuer eine spaetere Hochzeit herrlich mit weissen Rosen und Lilien geschmueckten Innenraum der Catedral São Pedro de Alcãntra schluepfen.

Der Palácio Cristal, eine Eisen- und Glaskonstruktion 1879 aus Paris importiert und als Treibhaus fuer Orchideen verwendet, steht dafuer komplett leer in einem kleinen Park. Um seine Wasserfoentaenen scharen sich ganze Heerscharen von weithergereisten Schueler/inne/n und Student/inn/en, um Erinnerungsfotos zu schiessen. Er liegt am Rio Piabanha, der wie der sich ebenfalls durch Petrópolis schlaengelnde Rio Quilandinha nur totes, stinkendes Wasser mit sich fuehrt und nach unserem Empfinden anscheinend die Funktion der Kanalisation uebernommen hat.
Hauptattraktion des Ortes ist das Museu Imperial, der perfekt erhaltene und unterhaltene Palast von Dom Pedro II. Ausgeruestet mit Filzschlappen zur Schonung des auf Hochglanz polierten Original-Holzbodens und mit einem Audio-Geraet mit Erklaerungen zu den einzelnen Raeumen, Ausstattungen und persoenlichen Gegenstaenden verweilen wir bei der Besichtigung viel laenger als gedacht, bis wir an allem, inklusive der kaiserlichen 1,7 kg schweren Krone mit ihren 639 Diamanten und 77 Perlen sowie dem goldenen Szepter, vorbeipromeniert sind. Da muessen wir im Anschluss daran zur Erholung und Staerkung fuer die Weiterfahrt mit Kaffee und Kuchen in die bekannte Patisserie "Chocolates Katz".
Erst am spaeten Nachmittag desselben Tages erreichen wir die Agglomeration von Rio de Janeiro. Wider Erwarten sehen wir auf der gewaehlten Zufahrt keinen grossen Supermercado fuer den Lebensmittel-Einkauf, und erst recht Muehe haben wir, einen Uebernachtungsplatz zu finden. Auf BR 116 schliesslich fahren wir ein kurzes Stueck Richtung São Paulo, kehren mangels Ritorno muehsam via ein nicht sehr vertrauenserweckend aussehendes Wohnquartier auf die Gegenfahrbahn zurueck, um schliesslich doch noch bei einem eher schaebigen, aber immerhin 24-stuendigen Autoposto zu landen. Die wenigen LKW-Chauffeure bestaetigen uns, dass sie auch hier uebernachten und empfehlen, um sicher zu sein, direkt unter den Lampen bei den Tanksaeulen zu parken, was uns anfaenglich widerstrebt. Als dann beim Einnachten sich auch die letzten Lastenzuege da positioniert oder gar nachtraeglich dahin umparkiert haben, geben wir klein bei um nicht ganz allein draussen auf dem grossen Platz zu stehen.
Am Sonntag sind die Schnellverkehrsstrassen, die uns muehelos durchs Centro und in die suedlichen Bereiche von Rio de Janeiro - sprich in Reichweite von Copacabana - bringen koennten, alle geschlossen. Unseren Weg muessen wir uns muehsam durch den zum Glueck spaerlichen Verkehr suchen, verwerfen den 24-Std.-Abstellplatz vis-à-vis Hotel Gloria zwischen zwei mehrsspurigen Schnellstrassen wegen des Verkehrslaerm bestensfalls als Notloesung und landen schliesslich auf dem Parkplatz des Pão Açucar, einem unter Travellern bekannten Uebernachtungsplatz. Natuerlich ist er heute dicht belegt mit Fahrzeugen, der Insassen entweder den beruehmten Zuckerhut besuchen oder aber an der Praia Vermelha liegen. Ein eifriger Parkwaechter verweist uns an die Av. Portugal, wo wir neben einem kleinen Wasserbecken mit Booten Wind haben und fuer den Rest des Tages mal stehen koennen. Von Anwohnern werden wir sogar eingeladen, an der Geburtstagsfeier ihres einjaehrigen Sohnes, zu dem sich die ganze weitverzweigte Familie mit unzaehligen Kindern versammelt, teilzunehmen. Im gesicherten Wohnblock oeffnet uns der Portier die Gittertuer und laesst uns in den Innenbereich, um mit dem Lift auf ein offenes gemeinschaftliches Geschoss zu gelangen. Neben unserem Gastgeber Paulo, der ueber einige Monate lang bei der UBS in der Schweiz einen Stagiaire absolvierte, koennen ueberraschend viele dieser sicher nicht armen Leute englisch, ein paar haben sogar Privatschulen im Welschland besucht.

Abends dislozieren wir tiefer ins Urca-Quartier an die Av. São Cãndido Gaffré, denn Fredy hat bei einer Erkundung mit dem Velo einen anderen Camper aufgegabelt. Markus aus Luzern uebernachtet in seinem Mitsubishi-Bus ebenfalls mit uns. Der Standplatz liegt zwar an einer vielbefahrenen Einbahnstrasse und unsere Fahrzeuge werden geschuettelt, wenn die oeffentlichen Busse vorbeirasen, haben aber den Vorteil von WiFi -Anschluss via ein ungeschuetztes Netz in der nahen Umgebung. Die Temperaturen sind mittlerweile abends so "tief" gesunken (20o C), dass wir uns im Iveco zu dritt um Gaskocher+Pfanne sammeln und uns ein Kaesefondue schmecken lassen!
Beim naechsten Einloggen ins fremde Netz erwartet uns eine freudige Ueberraschung. Doris und René, kennengelernt in Cusco, sind ebenfalls in der Stadt eingetroffen und stehen an der Praia Vermelha. Also packen wir spaet nachts zusammen und dislozieren zu ihnen rueber, wo sich der Parkplatz der Bahn zum Zuckerhut laengst gelichtet hat. Da stehen von nun auf drei Schweizerfahrzeuge auf den hinteresten drei Parkplaetzen, und fuehlen sich direkt neben dem vom Tag und Nacht vom Militaer aus der benachbarten Escuela Naval bewachten Gelaende sicher. Wohl nicht uns zu Ehren wird jeden Morgen um 8.ooh wird von einem Trompeter begleitet uns gegenueber bei der Escola de Comando e Estado-Maior do Exército die Landesfahne aufgezogen.

Wir lassen die Fahrzeuge an Ort stehen und machen uns auf zur Erkundung der 6 Mio. Stadt Rio de Janeiro und einiger ihrer 159 Bairros. Ein Einstieg in den Bus (fuer uns Nr. 107 direkt ins Centro) kostet den Einheitstarif von R. 2.- pro Person, unabhaengig davon, wie weit man auf dieser Linie faehrt. Umsteigen ist allerdings nicht moeglich ohne erneute Bezahlung. Obwohl ohne festen Fahrplan kesseln die Busse in Hoellentempo ueber ihre Route - bremsen, beschleunigen, "schletzen" gnadenlos die Gaenge rein oder raus und stoppen fuer einmal nur an bezeichneten Haltestellen. Mal zu viert, mal zu Fuenft widmen wir uns dem Sightseeing in dieser lebhaften Stadt mit ihrer bilderbuchhaften Lage. Wohlweislich tragen wir nur wenig Bargeld (ohne Portemonnaie in koerpernahen resp. kontrollierbaren vordern Hosentaschen), keine Armbanduhren und Halsketten und hoechstens den unauffaelligen Miniatur-Fotoapparat mit uns. Je nach Lust und Laune picken uns einzelne Ziele heraus, die wir bei sonnigem, leider of "diesigen" Wetter besuchen:

  • die nach 12-jaehriger Bauzeit 1976 eingeweihte kegelfoermige Catedral Metropolitana. Ihre vier farbigen Glasfenster messen vom Boden bis zur Decke mit lichtdurchflutetem transparentem Glaskreuz 60m
  • das 1905 im Stile der Pariser Oper erstellte Teatro Municipal mit herrlichem Eingangsbereich mit geschwungenen Marmortreppen, farbigen Glasfenstern aus Deutschland, Kristall-Spiegel und Luester aus Belgien (der allgemeinen Eintrittsgebuher enthoben, da man uns ohne grosses Nachfragen als 60+ Rentner einstufte!)
  • das Real Gabinette Poruguès de Leitura aus 1837 mit ueber 350'000 Buechern, die zum Teil bis ins 16. Jht. zurueckdatieren
  • mit dem alten, klapprigen "bonde" (Tram) vom Centro ueber die "Arcos do Lapa" ins bohemian-hafte Santa Tereza bis zum Largo das Neves und zurueck zu Carne de Sol und Carne Secada in der Bar da Arnaudo in der Naehe des Largo do Guimarães
  • zum Parque das Ruinas zur tollen Rundsicht ueber die ganze Stadt hinauf ins oberste Stockwerk der mit modernen Elementen restaurierten ehemaligen Villa der brasilianischen Erbin Laurinda Santos Lobo, in deren Park heute Freilicht-Auffuehrungen veranstaltet werden
  • fuer einen Blick (nur) in die tradtionelle Confeitaria Colombo im Centro
  • durch unzaehlige Gassen, Strassen und Praças mit gemischter, leider oft vernachlaessigter Architektur allen Alters
  • zum unter der Woche geradezu einsamen beruehmten Strand von Copacabana

  • als Vorgeschmack auf den 363m hohen Morro und Mirante Dona Marta und anschliessend auf den Corcovado zum beruehmten 38 m hohen und 1'145 Tonnen schweren Cristo Redentor, der auf 710m Hoehe seine Arme ueber Rio ausbreitet und nicht zu vergessen
  • zu Fuss zur 220m ue.M. gelegenen ersten Station der Seilbahn auf dem Morro da Urca und mit der glaesernen Kabine rauf auf den 396m hoch gelegenen weltberuehmten Pão de Açucar mit atemberaubendem Panorama sowohl bei Tage als auch in der Nacht der landschaftlich wohl schoensten Stadt der Welt.

Am Freitag-Morgen knirscht es wegen des starken Windes fast zwischen den Zaehnen beim Fruehstueck. Unser letzter Tag hier wandelt sich aber danach in eitel Sonnenschein. Markus ist heute weitergefahren, waehrend wir vier von den andern beiden Fahrzeugen noch einen Tag mit Pflege von Koerper, Geist, Homepage und Fahrzeug einlegen. Am Abend wandern wir mit Doris und René rueber ins Urca Quartier und essen ganz gepflegt im Gariota Urca. Fuer R. 51. - zu zweit wird eine so unglaubliche Menge Picanah Brasileira serviert, dass wir praktisch gezwungen sind, die Beilagen ausser Acht zu lassen und uns auf den Verzehr vom Fleisch zu konzentrieren.

Waehrend die Copacabana am Samstag, 22. September, in unserer d.h. der suedlichen Fahrtrichtung bereits wieder fuers Wochenende gesperrt ist, koennen wir noch der Praia Ipanema und Lébon, die sich gerade anfangen zu beleben und mit Campingstuehlen und Sonnenschirmen zu fuellen, entlang fahren. Nach São Conrado vermeiden wir tunlichst die Abzweigung nach Rocinha, mit ueber 127'000 Einwohnern Rio's groesste Favela, die man hoechstens mit einer organisierten Tour und nicht auf eigene Faust besuchen sollte. Barra da Tijuca passiert man entweder auf der auf 4 Spuren ausgebauten und beiderseitig zusaetzlich noch mit Service-Strassen versehenen Avenida das Americas oder ennet Canal und Lagoa Marapensi auf der Avenida Sernambetiba mit weniger Shopping Centers aber noch stattlicheren Appartments-Hochhaeusern direkt am wiederum kilometerlangen Sandstrand. Wenig spaeter hat uns die BR 101 fuer die Fortsetzung unserer Reise wieder.
 
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Brasilien III - Nr. 1608-2255

 

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