1. August - 2. September 2007 / Belém (Pará) - Salvador (Bahia)

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Am 1. August 2007, dem Schweizer Nationalfeiertag, sind wir unterwegs von Belém nach dem kleinen, 23 km noerdlich gelegenen Icoaraci. Wir finden aber keine der Werkstaetten vor aus denen all die Imitationen von praehistorischen Marajoara Toepfereien stammen sollen sondern stossen nur an der Flusspromenade auf eine Gruppe Verkaufskiosken, die praktisch alle dieselben Produkte feilhalten. Leider ist der Camper zu hoch, als dass wir unter der Fussgaenger-Passerelle durchpassten um auf dem Parkplatz unterhalb der vielen Strassenrestaurants zu uebernachen. Am Ersatzplatz direkt am Ufer vis-à-vis vom Restaurant Maikai werden wir von Bia auf Franzoesisch angesprochen, die um unsere Sicherheit fuerchtet, da in Kuerze alle Geschaefte geschlossen und keine anstaendige Menschenseele mehr unterwegs sein werde. Ihr Mann Carl, ein seit 6 Jahren in Brasilien weilender CH, betreibt Holzhaendel und wir duerfen auf seinem bewachten Werkgelaende parken und bei herrlichem Wind zwischen den beiden Holzlagern uebernachten.
Vor Ananundeua kommen wir am naechsten Tag zurueck auf die BR 316, die als getrennte Autobahn mit je 2 Fahrspuren uns bis nach Castanhal bringt. Diese Hauptverbindung ist von vielen Fabrikationsstaetten und Handelshaeusern flankiert. Ab Capanema wechseln wir auf eine kleinere, aber immer noch geteerte Ueberlandstrasse. Wir machen einen Endspurt, damit wir die Nacht im laut Tip von einem Franzosen in Carl's Buero im netten Fischerstaedtchen Bragança verbringen koennen. Am fruehen Abend da eintreffend werden wir aber herb enttaeuschtund finden nur einen unansehnlichen kleinen Hafen am Inlet vor. Auch die Strassenszene der Stadt mit ueber 100'000 Einwohnern scheint fuer uns keine Rechtfertigung, extra hierher gefahren zu sein: Hunderte von Geschaeften mit den ueblichen Angeboten und ebenso viele Strassenstaende, von denen viele jedoch bereits am Zusammenraeumen sind. Viel Volk ist unterwegs und wir finden keinen ruhigen Standplatz, weshalb wir uns entschliessen, zum Posto Rodaterra SAT am Ortseingang zurueckzukehren. Auf diesem relativ sauberen Parkplatz mit blitzsauberer Tankstelle, wo kostenlos der Kundschaft kaltes Trinkwasser oder die hier typischen kleinen Becher mit starkem gesuessten schwarzen Kaffee serviert werden, schlafen wir in Gesellschaft von Chauffeurs in ihren LKWs und einiger herumstreunender magerer Hunde und Katzen.
Der neue Tag beginnt mit der Realisation, dass wir im Pneu vorne links Luft verlieren. Bei einer kleinen Borracharia koennen wir das Felgenband, das bei einer Reparatur noch in Australien nicht flach eingesetzt worden ist und den Schlauch beschaedigt hat, fuer 35.- R. ersetzen lassen. Dann machen wir uns wohlgemut auf, um nach der Enttaeuschung von gestern heute den uns verheissenen Strand bei Augusto Correo zu finden. 8 km ausserhalb dieses Ortes sind wir dem Meer immer noch nicht eine Spur naeher und wir brechen die Uebung ab, da die Umgebung nur sumpfige mangroven-bestandene Ufer verspricht.
Wegen unsere Nachfrage nach dem weiteren Weg geraten sich zwei Maenner fast in die Haare, da jeder eine andere Himmelrichtung, in der wir den Ort zu verlassen haetten, im Kopf hat und fuer die richtige haelt. Wir haben aber genug von Versuchen kehren die wenigen Kilometer auf demselben Weg zur Hauptstrasse zurueck. Danach fahren wir, nur von einem kurzen Halt zu Mittag unterbrochen, auf mehr oder weniger guter Naturstrasse und ueber unzaehlige, einfache Holzbruecken - links und rechts von uns nur Gruenzeug, vielfach Soja-Felder. Wo genau wir uns befinden ist Ermessenssache - wie so oft stimmen Karte des GPS/Cursor und der Road Atlas nicht ueberein. Eine neue geteerte Strasse sollte uns nach Auskunft von Einheimischen schliesslich wieder zur Route BR 316 bringen - bloss finden wir die nicht. Unsere Laune sinkt, als wir uns eingestehen muessen, dass wir hoffnungslos auf einer Sackgasse unterwegs sind, die in Viseu und am Meer endet, nach all diesen Leerlaeufen in den Keller. Ein einziger LKW-Chauffeur mit gleicher Route ist unsere Rettung. Also folgen wir ihm und verlassen ihn mit heissem Dank bei der so krampfhaft gesuchten, rettenden Abzweigung. Wie er uns vorgewarnt hat, gewaertigen wir eine ganze Menge, bis zu 50 cm tiefe Graeben und tiefe Geleise aus der Regenzeit, die wir jedoch gut umfahren und zwei wenig vertrauenswuerdig aussehende Holzbruecken, die wir aber problemslos hinter uns bringen koennen. Nach 440 gefahrenen Kilometern statt der noetigen 262 auf der direkten Route stehen wir am fruehen Abend geradezu gluecklich endlich wieder auf der Hauptverbindung. Fuer heute haben wir genug der Wenn und Aber und fahren nur noch bis zur Staatsgrenze nach Maranhão rein, wo wir am Posto Pombal I ausserhalb von Gurupi wenig romantisch uebernachten.

Fast langweilige Landschaft begleitet uns am Freitag bis nach St. Helena. Bei Turlãndia und Pinheiro faengt ein effektives Feuchtgebiet an. In den vielen stehenden Gewaessern auf Hoehe des Rio Parana stehen darin Wasserbueffel stoisch kauend in Gesellschaft ihrer weissen gefiederten Gesellen. Die Vegetation ist tropischer und die Palmen sind haeufiger geworden. An Cojupe vorbei fahren aber fast 50 km weiter noerdlich nach Alcãntara. Die Teerstrasse verschlechtert sich massiv und auf vielen Stuecken wurden die eingebrochenen Stellen nur noch mit Dreck gefuellt, bis schliesslich auf der letzten Etappe die erdigen Teilstuecke ueberwiegen. Im markanten Kontrast dazu stehen die frisch geteerten tadellosen Strassen, die zu militaerisch kontrollierten Zonen fuehren. In diesem abgeschiedenen Landzipfel um Alcãntara wird das brasilianische Raumprogramm verwirklicht - wenn auch mit maessigem Erfolg. 1997 verschwand eine Rakete kurz nach ihrem Start in den Fluten des nahen Ozeans, und 1999 musste ein Flugkoerper, der ausser Kurs geriet, nach wenigen Minuten Flug zerstoert werden. Als im August 2003 drei Tage vor Start eine 20 m hohe, 6 Mio. USD teure Rakete explodierte, wurden nicht nur 21 Ingenieure getoetet. Die immense Hitze schmolz auch die riesige Stahlbase, worauf die ganze Kontruktion zusammenkrachte. Mehr Erfolg verspricht man sich nun in Zukunft von der Zusammenarbeit mit der Ukrainischen Raumfahrtsbehoerde.
Alcãntara selbst, heute mit etwa 6000 Einwohnern, wurde in den fruehen 1600er-Jahren unter Einsatz von Sklaven erbaut, die aus Afrika wie von Guinea-Bisseau importiert und spaeter hier auf einem grossen Sklavenmarkt auch gehandelt wurden. Entsprungene Sklaven fluechteten sich in den Busch und lebten da versteckt in isolierten kleinen Siedlungen, Quilombos genannt, die heute noch exisitieren. Ihre Nachkommen sind, da unvermischter Rasse, von tiefschwarzer Hautfarbe entsprechend ihrer Herkunft, und heute noch trifft man im Ort auf viele extrem dunkelhaeutige Einwohner. Die Hafenstadt war Drehscheibe fuer den Zucker- und Baumwoll-Handel und war bevorzugter Wohnort reicher Kaufleute und Grossgrundbesitzer Maranhão's bevor in der zweiten Haelfte des 19. Jht. der wirtschaftliche Niedergang begann. Wegen seiner homogenen Gruppierung von kolonialen Gebaeuden aus dem 17. und 18. Jht. gilt die das Staedtchen als architektonischer Schatz.

Wir durchfahren die engen gewoelbten Kopfsteinpflaster-Strassen, und getreu dem Lonely Planet lassen wir uns zu Fuessen des ausrangierten Leuchtturms nieder. Von hier haben wir einen herrlichen Blick auf São Luís. Lange stehen wir allerdings nicht da, denn einmal mehr werden wir auch hier gewarnt, dass dieser Platz zu abgelegen und daher zu unsicher und von Diebesgesindel heimgesucht sei. Also verschieben wir uns noch vor Einbruch der Dunkelheit rauf an die Praça de Matriz direkt neben die Prefeitura, wo wir heute Freitagabend in Genuss einer ausserordentlichen Geraeuschkulisse kommen, da eine Band mit riesigen Lautsprechern in der alten Kirchenruine spielt und vom wegen der Kuehlung willkommenen Wind deren ohrenbetaeubende Rythmen bis zu uns getragen werden.
Am naechsten Tag spazieren wir kreuz und quer durch Alcãntara bis runter zur Anlegestelle der kleinen Passagierboote, mit denen die Touristen von São Luís her anzureisen pflegen. Die Laeden der Wohnhaeuser bleiben tagsueber geschlossen um die Hitze abzuhalten, was einen verlassenen Eindruck erwecken wuerde, oeffneten nicht die kleinen Geschaefte gegen 10.ooh ihre Tueren. Eigentlich wollten wir zur Mittagszeit weiterfahren, aber bis wir auch noch das Museu Histórico mit seiner bescheidenen Ausstellung hauptsaechlich an kolonialen Moebeln aber einiger interessanterer alter Fotos hinter uns haben, ist es schon nach 13.00h weswegen wir unsere Weiterreise auf Morgen schieben.
Das verschafft uns die Moeglichkeit, uns nach Praia de Baronesa durchzufragen. Wir haben das Glueck, dass die Ebbe gerade einsetzt und den lehmigen Strand freilegt. Dies nuetzen die roten Ibisse, die in andern Regionen Brasiliens rar geworden sind, aus um ihr aus kleinen Krabben bestehendes Futter, der Grund fuer die leuchtende Faerbung ihres Gefieders, zu suchen. Wir setzen uns ins kleine Strandlokal Pousada dos Guarás zu einem Drink und enden mit einem feinen Mittagessen aus lokalem Fisch mit Crevetten-Sauce, dazu ein kleiner Salat, den obligaten Arroz sowie Pirão (eine Art Griess aus Manioque) und gebratene Bananen. Vom Nebentisch aus werden wir auf Schweizerdeutsch von Heidi angesprochen. Sie ist mit ihrer Kollegin Tanja fuer einen Ferientrip aus Salvador-Bahia hierhergekommen.Mit den beiden Frauen lassen wir uns nach dem Lunch in einem kleinen Holzboot durch seichtes Wasser rudern und marschieren durch matschiges Mangroven-Gebiet zur aeussersten Sandbank zum Baden. Auf dem flachen Strand muessen wir weit hinausgehen. In der Ferne gruesst die Skyline von São Luis und in der Naehe picksen uns im seichten warmen und trueben Wasser kleine gallertartige Quallen, so dass wir bald wieder den Rueckweg antreten.

Am Sonntagmorgen fruehstuecken wir ausgiebig und merken dann zu spaet, dass wir die gut 50 km auf der mangelhaften Teerstrasse nicht bis zur letzten Morgenfaehre um 10.05h bewaeltigen koennen. Also nehmen wir's gemuetlich und machen uns am spaeten Morgen in der heute bruetenden Hitze auf den Weg. Die Anlegestelle in Cojupe liegt verlassen in der Mittagshitze da, aber wenigstens sind so als Trost in der Warteschlaufe noch Plaetze am Schatten unter Baeumen frei. Die 13.00h Faehre ist zwar schon gut vorgebucht, aber fuer uns findet sich noch Platz. Billig fuer hiesige Verhaeltnisse ist das Uebersetzen nicht: fuer Fahrer und Vehikel R. 63.- plus 11.- fuer mich als Passagier fuer 1 ¼ Std. Fahrt.
Als Erstes tanken wir in São Luís, damit wir ohne Probleme auch den Wassertank da gerade fuellen koennen. Die Texaco hat auch gerade noch ein Internet-Café integriert. Die Kaesten sind langsam - aergerlich, da unser Posteingang voll ist. Neben den ueblichen Spams mit pornographischen Ankuendigungen, den Vorschlaegen fuer vielversprechende Geldanlagen oder Einsatz in virtuellen Spielkasinos haben wir sage und schreibe 600 "mails" von Postmaster@.. und andere kuriose Delivery-Failure-Meldungen, die ich muehsam loeschen muss. Als ich dann ungeuebt einen Filter setzen will, um solche Spams in Zukunft zu verhindern, loesche ich aus Versehen alle noch unbeantworteten wie auch die neu eingegangenen Mitteilungen von Freunden und Bekannten und kann, da ausgerechnet zum Zeitpunkt, als ich den Fehler bemerke, die Benuetzungsdauer abgelaufen ist und ich aus dem Netz falle, dies nicht mehr rueckgaengig machen.

2 Stunden lang bis zum Einnachten kreuzen wir durch die Stadt, um einen geeigneten Standplatz zu finden. Sind wir sonst nicht so unbegabt, versagen hier alle unsere gesammelten Erfahrungen. Die Straende der Ilha de São Francisco sind am Wochenende bis spaet in die Nacht hinein ueberlaufen, alle Parkplaetze voll und mit lauter Musik gesegnet. Die Gassen des Centro sind mittelalterlich eng, als noch nicht jeder in einem Auto daherkam, und die Praças haben nur minimale Parkzonen, die fuer Taxis reserviert sind. Schliesslich ist uns das Glueck hold und wir landen an der Praça Dom Pedro II, wo sich viele offizielle Gebaeude befinden, die beleuchtet und vor allem die ganze Nacht mit Nachtwaechtern bestueckt sind. Als Bonus fegt sogar ein herrliches Windchen ueber den Platz. Das Base de Lenoca Restaurant, das wir uns fuer Nachtessen vorgemerkt hatten, liegt nur gerade um die Ecke - nur ist da nichts zu wollen, da heute offensichtlich Wirtesonntag ist. Vor dem Palaçio dos Leões uebernachten noch weitere Leute in kleinen Iglu-Zelten - Demonstranten gegen saeumige Minister. Ausgeruestet sind sie mit einer kraeftigen Lautsprecher- und Musik-Anlage, die uns mitberieselt.
Von der nahen Touristen-Info erhalten wir zwar kein grosses Info-Material (wie meist hat man nur je eine Kopie zum Vorzeigen und Erklaeren, aber keine weiteren Exemplare zum Abgeben), aber dafuer koennen sie uns Adressen von nahegelegenen Lavanderias in der Av. de Sol nennen. Der erste Versuch geht daneben - man kann keine Waesche annehmen, da die Waage defekt ist. Aber die zweite Adresse nimmt sich fuer R. 9.- Kilo unseres 8 kg schweren Waeschesacks an. Sie haben nur Probleme, den Gesamtpreis und das Wechselgeld auf 100.- R. zu ermitteln, wir hingegen damit, dass wir von nun an in den zu heiss gewaschenen oder "getumblerten" Kleidern wie bessere Clochards aussehen werden. Zudem duftet die saubere Waesche so stark im Camper, dass uns fast schwindlig wird, als wir gegen Abend raus auf die Ilha de São Francisco fahren.
Nachdem wir der ganzen grosszuegig angelegten Avenida Litorãnea mit ihren vielen Strandbars und dem flachen, bei Ebbe breiten Strand entlanggefahren sind, stehen wir schliesslich an der Praia Caolho und haben eine Pizza intus. Erst mit Abkuehlung und Eindunkeln ist das vorher waehrend des Werktages verlassene Geviert zu Leben erwacht und noch um 23.30h wird fleissig herumpromeniert und in den vielen Strandbars Drinks und Chops (kleine Glaeser Bier) konsumiert.
Da ohnehin schon auf der Ilha de São Luís fahren wir am Morgen als Erstes die nahezu 30 km auf die Inselspitze nach Raposa. Der Ort soll an und fuer sich fuer seine Haekelspitzen bekannt sein. Uns interessiert aber seine Bauart, denn die simplen Haeuser stehen im lehmigen Grund auf Stelzen - bei Ebbe deutlich sichtbar und im Trockenen, so dass wir zwischen den Holzhuetten durchspazieren koennen. Allerdings muss man sich konzentrieren, wohin man tritt, denn aller Abfall liegt unuebersehbar nicht nur unter den Haeusern sondern auch in allen Durchgaengen. Gerade haben einige der Boote ihren Fang eingefahren. In der Hauptgasse werden zwei Riesenfische erst sorgfaeltig geschuppt (die einzelnen Plaettchen mit einem Durchmesser von etwa 8cm gesammelt zur Anfertigung von Schmuck) und anschliessend kraftvoll mit einer Machete in Tranchen zerhackt. Wir unterstuetzen das oertliche Gewerbe und trinken eine Limonada in einem kleinen Lokal. Am obligaten Spieltisch, eine einfache Art Mini-Roulette mit ein paar Signeten von Fussballclubs und vier Wuerfeln in einem Becher, verliere ich zur Freude der Umstehenden meine 2 R. in Windeseile.

Am Nachmittag kehren wir nach São Luís, der einzigen von Franzosen gegruendeten Stadt in Brasilien, zurueck und widmen uns seiner historischen Innenstadt . Wir spazieren hauptsaechlich durch die Kopfsteingassen in der Umgebung von Praia Grande. Nachdem das Centro lange vernachlaessigt worden war, begann man hier mit einer bis 1990 dauernden teilweisen Sanierung. Die Aufnahme 1997 ins Unesco World Heritage brachte dem "Projecto Reviver" weitere Finanzen und ermoeglicht die Weiterfuehrung der Restaurierung. Inzwischen wurden ueber 200 Gebaeude instandgestellt worden, viele davon mit gekachelten Fronten. Die ueberwiegend blau-weissen "Azulejos", urspruenglich in Portugal hergestellt, eignen sich hervorragend als Schutz der Aussenwaende gegen Feuchtigkeit und Hitze.
In einigen der Casas sind kostenlose Museen untergebracht, die meist Gebrauchs- und Kultgegenstaende vor allem der ehemals aus Afrika verschleppten Schwarzen sowie Kostueme vom karnevalsartigen Bumba Meu Boi zeigen. Als effektiv sehenswert befinden wir die Ausstellung der Casa do Nhozinho, welche zusaetzlich aus Holz, Leder, Ton und Naturfasern in feinster Handarbeit hergestellte Alltagsgegenstaende und eine Sammlung von Spielzeug praesentiert. Erst fuer die Uebernachtung kehren wir zu unserem Standplatz auf die Ilha de São Francisco an die Praia Caolho zurueck und geniessen einen geruhsamen Abend.

Mittwoch, 8. August ist Arbeitstag. Fredy will endlich die zusammengedrueckten Silentbloecke der Aufhaengung der Kabine ersetzen. Leider stellt sich heraus, dass von den noetigen Puffern nur einer in der richtigen Groesse geliefert worden war, so dass er nur die linke Seite erledigen kann. Seine Laune ist deshalb nicht die Beste und ich als ungeschickter "Stift" beim Wiedereinbau des demontierten Frischwassertanks verschimmere sie noch. Als Kroenung ist dann noch der fuer teures Geld gekaufte Silikon fuer die Abdichtung in den Kartouchen eingetrocknet.
Immer mal wieder bleiben Strandbesucher bei uns stehen, lassen sich von uns die Weltkarte mit unserer Reise erlaeutern und machen Fotos von uns - Rollenspiel einmal umgekehrt!
Zum Nachtessen wechseln wir die Strassenseite und essen in der gegenueberliegenden Churrascaria die Hausspezialitaet, Pinhaña de Ouro - feine Rindsrollen vom Spiess, deren grillierten Oberflaechen immer wieder in Tranchen abgeschnitten werden - mit den ueblichen Beilagen. Rechtschaffen muede muessen wir heute dann im Bett noch bis fast gegen 02.00h laute Musik uns anhoeren, und das erst noch aus zwei Quellen. Die nahe Strandbar traegt den Sieg davon resp. hat dank Elektrizitaet mehr Ausdauer, waehrend dem CD-Karren, von dem man sich gegen Geld das Abspielen von Hits wuenschen kann, schon etwas frueher der Strom aus der mitgefuehrten Autobatterie ausgeht.
Nach den ueblichen Startvorbereitungen, wenn wir "aufs Land" hinaus fahren, verlassen wir die 1 Mio.-Stadt auf 25km Autobahn, die dann in eine normale Ueberlandstrasse uebergeht. Bei Barabeira koennen wir die Wegweiser zu unserem Ziel nicht verpassen, muessen spaeter in Axixá trotzdem nach der richtigen Abzweigung nach Morros fragen. Wegen der vielen feuchten oder gar unter Wasser stehenden Landstriche ist die Stasse auf einem Damm gefuehrt. Nach der Ueberquerung des Rio Preguiças nehmen die sandigen Zonen als Vorboten, was uns erwartet, ueberhand.
Barreirinhas
ist der Ausgangspunkt fuer den 1'550 km2 grossen Parque Nacional dos Lençois Maranenses direkt am Atlantischen Ozean. Wir peilen als Erstes den kleinen Flughafen an, werden ins oertliche Buero von Operatur verwiesen und sitzen eine halbe Stunde spaeter schon in einem kleinen Flugzeug zu einem halbstuendigen Rundflug noch bevor die Sonne untergeht. Wir ueberfliegen erst die nordoestlichen Pequenos Lençois (kleine Tuecher), drehen zur Landzunge bis nach Caburé, fliegen vorbei am Leuchtturm von Atins und schliesslich im letzten Tageslicht ueber die Grandes Lençois, ueber die Landschaft verteilte weisse Sandduenen mit vielen kleinen von Grund- und Regenwasser gespiesenen Lagunen dazwischen. Nachher durchforschen wir den zwischen Flusschlaufen gelegenen 13'000 Seelen-Ort, um ohne eine brauchbarere Alternative zum Stehen ueber Nacht zu finden als den Parkplatz des Aeroportos.

Da unsere Routenwahl sowieso noch einiges an Wasser und Sand verspricht, verzichten wir auf einen Land-Ausflug auf den hier verwendeten Toyotas mit Sitzen auf der Ladeflaeche und an Flussfahrten haben wir unsern Bedarf ja erst kuerzlich in Amazonien gesaettigt. Der Anfang der folgenden 4x4-Strecke mit seinen tiefen Sandfurchen, zu deren Ueberwindung wir bis aufs Minimum Luft aus den Pneus ablassen muessen, stimmt mich etwas bedenklich. Da angeblich Barreirinhas und der Nationalpark beliebte Urlaubsziele der Brasilianer geworden seien, und selbst im Lonely Planet diese Verbindung aufgefuehrt ist, hatten wir eine etwas ausgepraegtere Piste erwartet. Schon bald muessen wir uns wegen der Duerftigkeit der Strecke bei Anwohnern erkundigen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. So schaffen wir uns, sehr oft in 4Rad-Untersetzung, durch die Hitze und haben das Glueck, dass wir an den fraglichen Weggabelungen immer auf einen Einheimischen treffen, der uns weiterweist - so auch nach wenigen Kilometern von einer ersten zu tiefen und weichen Furt auf eine Ausweichstrecke, wo die Durchfahrt durch den vom denselben Bach gespiesenen Tuempel fuer uns moeglich ist. Die naechsten nassen Passagen sind zum Glueck unter unserem Limit - aber gedenk Laos wird jede zur Vorsicht erst durchschritten.
Das Mittagessen findet in nach schaetzungsweise 4/5 der Strecke statt zwischen Duenen und ausgetrockneten Tuempeln mit magerem Grasbewuchs, wo Ziegen, Brahman-Vieh und Esel weiden. Ein paar Buben treiben sich um unsern Camper herum und freuen sich ueber das ihnen gespendete Coca Cola. Sie sind dann unsere Rettung, als wir nach dem erneuten Start mehr Wasser als uns lieb ist vorfinden. Zu dritt, der Aelteste stolz im Beifahrer-Sitz als Hauptguide, reiten sie mit uns mit. Zu Beginn glauben wir unsern Augen nicht zu trauen, wo sie uns durchweisen. Praktisch von Insel zu Insel zeigen sie uns den "Weg". Fuer einen unueberhoerbaren Knall findet Fredy die Erklaerung erst, als wir uns von unsern entloehnten Fuehrern getrennt haben. Das Kuehlerwasser des Iveco wird immer heisser - kein Wunder, hat doch unser Ventilatorfluegel kein einziges Blatt mehr - eben erst vor Kurzem abgeknallt bei einem zu hastigen Reinfahren in eine Untiefe. Das alte abgeaenderte Jeep-Modell aus Lhasa kommt zu neuen Ehren und hilft uns weiter.

Paulino Neves mit dem aus politischer Umdistriktierung erfolgten Doppelname Rio Novo ist ein verschlafenes Kaff am Rio da Formiga. Von da aus ist eine neuere Sandpiste zwar mindestens doppelt so breit als noetig, eber leider auch doppelt so unerfreulich. Die neue Version verlaeuft mehr oder weniger schnurgerade parallel zu den elektrischen Masten (Projeto "Luz para Todos"). Da urspruenglich hoehere Tempi darauf moeglich, ist sie heute zum Teil voll Wellblech oder aber grauenhaft ausgefahren. Mehr schaukeln als rollen wir nach Tutóia.

Dort kaempfen wir uns durch einen halbwegs vernachlaessigtes, groesser als erwartetes Staedtchen nach einer Sackgasse und Touchierung eines hervorstehenden Wellblech-Dachrand bis zum Meer vor, wo wir auf weiter Flur alleine stehen, da die umliegenden Pousadas mangels Uebernachtungsgaesten dunkel bleiben.
Ebbe verleiht Tutóia einen weiteren Verkehrsweg. Auch wir benutzen diesen harten feuchten Sandstreifen, um den Strand zu erkunden wo die Fischer, eben erst mit ihren flachen Segelbooten zurueckgekehrt, damit beschaeftigt sind, den Fang hauptsaechlich gut sardinengrosser Fische aufzuteilen.
Von der guten Teerstrasse ausserhalb des Orts ueberrascht, freuen uns danach ueber das flotte Vorwaertskommen. Dieses findet aber ein abruptes Ende, als wir auf die Querverbindung und damit auf die letzten Kilometer im Bundesstaat Maranhão kommen. Die duenne Teerschicht hat selbst dem mickrigen Verkehrsaufkommen nicht standgehalten. Ein geschicktes Slalomfahren verbunden mit staendigem Bremsen erspart einem die schlimmsten Loecher und wenn selbst das nichts mehr hilft, faehrt man auf den kiesigen Seitenstreifen eindeutig besser. Eine geschwungene Betonbruecke von etwa 200 m Laenge bringt uns in den Staat Piauí, der, aus der mehrheitlich einwandfreien Teerstrasse zu Richtung Parnaíba zu schliessen, finanziell besser dasteht. Nur gut 100km lang beanspruchen wir das Gastrecht dieses Staates auf dem Ende des 19. Jhts. vom Nachbarstaat eingetauschten Kuestenstreifen.
Erstmals seit wir in Brasilien sind stossen wir im Grenzort Chaval auf so grosse runde und kahle Felsbrocken, dass man schon fast von kahlen Huegeln sprechen kann.
In Camocim herrscht am spaeten Nachmittag bei unserem Eintreffen schon Wochenende. Die Leute sitzen vor ihren Haeusern zusammen mit Nachbarn oder Besuchern, geniessen im Schatten den Feierabend, plaudern oder spielen mit Wuerfeln oder Karten. Wir folgen den Wegweisern nach Praia und Restaurantes, gelangen aber beim Leuchtturm draussen auf eine in Hinsicht auf erhoffte kuenftige Touristen mal angelegte Strasse direkt dem Meer entlang, die uns dann doch zu abgelegen ist. Direkt im Ort am Flussufer hingegen herrscht bereits frueher Trubel und die vielen angekarrten Lautsprecher-Anlagen versprechen uns nichts Angenehmes.

Wir fluechten uns ins Restaurant Mirador, wo wir einen feinen Fisch verzehren. Die Zahl der Gaeste ist eher bescheiden. Eine Hochzeitsgesellschaft sorgt wenigstens fuer einen anstaendigen Umsatz. Eine Zivilstandsbeamtin samt Sekretaerin warten mit den Geladenen auf die Braut, die schliesslich am Arm ihres Vaters hereingefuehrt wird. Waehrend der Braeutigam alles andere als gluecklich aussieht, strahlt die huebsche Braut. Nach einer kurzen Ansprache werden anscheinend die Ja-Woerter ausgetauscht und Brautleute und Zeugen signieren in einem grossen schwarzen Buch. Dann darf die Braut gekuesst werden, welche ihrerseits zu meinem Missfallen unterwuerfig ihrem neu Angetrauten die Hand kuesst. Hier scheinen noch andere Sitten und Gebraeuche zu herrschen! Wir ruehren uns nach dem Essen gar nicht mehr vom vorher sorgfaeltig ausgewaehlten windigen Parkplatz, sondern installieren uns gerade neben dem Restaurant fuer die Nacht.

Um 9.ooh treffen wir wie am Vortag vereinbart unsern Guide Vandir am Anlegeplatz der Autofaehren von Camocim ueber den Rio Coreaú. Wenig spaeter ist unsere Sonnenstore im Eimer, da trotz gegenteiliger Versicherung der Belader die Querstrebe fuer uns eine Nuance zu tief angebracht ist. Da Zurueckfahren eine noch groessere Beschaedigung verhiesse, wird mit Hilfe unseres Werkzeugs der stoerende Holzbalken demontiert. Der Iveco steht schliesslich komplett auf der hoelzernen Plattform. Fredy ist wuetend - am Meisten wahrscheinlich ueber sich selbst, weil er eigentlich mit der anderen Faehre hatte uebersetzen wollen, sich dann aber zu dieser hatte ueberreden lassen. Die Faehrenbetreiber halten sich gar nicht erst damit auf, die Rampe hochzuheben - "Estonia" laesst gruessen!
Als wir bald darauf auf dem dank Ebbe breiten Streifen und auf trockenen Stuecken weissen Sands rollen ist der unglueckliche Vorfall vergessen.Wir machen einen Abstecher zu den herrlichen Dunas do Funil (Trichter) und dort einen Versuch, gleich den leichten Sand-Buggies auf eine ihrer Kuppen zu gelangen - allerdings ohne Erfolg. An der Lagoa da Torta folgt im zur Ortschaft Tatajuba gehoerenden Strandbeizli ein Zwischenhalt, der uns teuer zu stehen kommt. Wir erstehen ein Souvenir - einen kuriosen "afro-brasileiro" Spazierstock, mehrheitlich aus kuenstlichen Ersatzmaterialien wie Expoxi gemacht, allerdings mit echten Keiler-Zaehnen und Stuecken von Schlangenhaut verziert, was hoffentlich bei einer Einfuhr in die Schweiz keine Probleme bereiten wird. Von den aufgespannten Haengematten in der Barraca Brisa da Lagoa machen wir keinen Gebrauch und fuer eine Mahlzeit mit den uns vom Bruder unseres Guides gezeigten Meerestiere ist es uns eindeutig noch zu frueh.

Nach einer weiteren Passage direkt am Meer durch einen zum Schluss mit Resten von verkuemmerten Mangroven durchsetzten Stueck folgt die zweite Faehre des Tages. Auf eine einfache hoelzerne Plattform, eigentlich fuer die leichten Offroad-Fahrzeuge gedacht, in denen man die ohne eigenen fahrbaren Untersatz angereisten Touristen herumschaukelt, schaffen wir es zu meinem Erstaunen, ohne dass die einfachen Planken brechen. Anstelle eines Motors staksen drei Maenner die schwer beladene Balsa fuer R. 20.- ueber einen flachen Inlet. Ich bin erleichtert, als der Camper wieder heil auf festem Boden steht.
Nach insgesamt knapp 2 ½ Stunden Fahrt verabschieden wir uns an unserem Ziel von unserem angenehmen jungen Fuehrer. Mit nur etwa 2'000 Einwohner besteht das "in"-Dorf Jericoacoaca scheinbar nur aus Pousadas und Restaurants, die die Unterbringung und Versorgung der wegen des starken Windes angereisten Windsurfer und Kiter sicherstellen. Der Ort liegt auf einer Landspitze umgeben vom gleichnamigen National Park, der den Schutz der Duenenlandschaft gewaehrleisten soll, was wir zu spueren bekommen, als wir neben dem alten Friedhof hinter dem Ort auf einer sandigen Kuppe uns fuer die Nacht hinstellen wollen. Toleriert wird unser Stehen aber unweit der Pôr-do Sol -Duene, auf der sich zum Sonnenuntergang die Besucher versammeln, um die Sonne blutrot im Meer untergehen zu sehen. Am naechsten Morgen ist es auch ohne Fuehrer kein Problem, die Piste am Strand entlang nach Préa zu finden. Nur 10km vom touristischen Jericoacoaca entfernt treffen wir auf ein halbverschlafenes Dorf. An der Haeuserfront direkt am Meer wurden zwar hie und da An- und Ausbauten vorgenommen, und es gibt einige Pousadas, aber von Touristen oder Surfern weit und breit keine Spur. Am Strand liegen nur einfache Fischerboote.
Wir haben uns entschlossen, wieder mal ein Stueck rascher suedwaerts zu streben, weshalb wir die Reifen wieder auf Hartstrasse aufpumpen lassen. Entnervt gebe ich wenig spaeter an diesem 13. das Steuer nach einem gluecklicherweise ohne schlimme Folgen verlaufenen Schlingern wegen zu schneller Fahrt ueber Wellblech wieder ab. Schliesslich hat uns der Teer wieder. Nach Cruz ueberqueren wir den Rio Acaraú und durchfahren Morrinhos, Amontada und das groessere Itapipoca. Nach dem Mittagshalt im Schatten eines riesigen Baumes vor Umirim erreichen wir BR 222, welche die Huegelzuege zur noerdlichen Seite umfaehrt. Gewundene Nebenstrassen bringen uns weg von der Hauptverbindung durch seltsames Gelaende, in dem riesige Palmenhaine in ueberschwemmtem Terrain stehen und zum Teil bereits abgestorben sind, nach Cumbuco. Langgezogen am Atlantik praesentiert sich der Ort, ebenfalls ein Mekka fuer Kiter. Auch hier wartet alles auf Besucher. Praktisch alle Pousada stehen leer. Fuer einmal sehen wir auch stattlichere private, offenbar Ferien-Haeuser. Aber nicht wenige ziert ein Verkaufsschild, wie auch jedes zweite unbebaute Grundstueck einen neuen Besitzer sucht. Die Baubranche widmet sich vor allem weiteren neuen Gemeinschaftsanlagen mit Condominios, obwohl erstaunlich viele bereits angefangene Projekte schon nach kurzer Bauzeit und unvollendet aufgegeben worden sind. Es ist ein Leichtes, einen Standplatz direkt am Meer wie wir direkt neben dem High Life Kiter Center zu finden. Ich nutze den fruehen Feierabend, mich am sonnigen Sandstrand niederzulassen, aber bereits nach kurzer Zeit bin ich sandgestrahlt vom starken Wind, zu dieser Tageszeit parallel zur Kueste, welcher die Freaks in rasantem Tempo ueber die Wellen flitzen und mich in den Camper fliehen laesst.
Wir informieren uns immer mal wieder an der Homepage mit Reiseberichten samt Standorten von Esther und Petr. Aufgrund ihrer Angaben sind wir ueberhaupt nach Cumbuco gelangt. Sie haben vor drei Jahren sich hier aufgehalten und dabei auch andere Schweizer hier getroffen. Und genau dieselben - Simone und Mark, erneut fuer 4 Wochen an Brasilien's Kueste zum Kiten - sprechen uns waehrend dem Fruehstueck an!
Fuer uns ist heute die Suche nach Campmoeglichkeit fuer mehrere Tage angesagt, wo man unbeschwert die Stuehle aufstellen und nicht immer darauf aufpassen muss - kurz gesagt, nach einem Campingplatz. Dem Campingfuehrer ex Laurent, von René fotographiert und uns ins Laptop kopiert, sowie dem "Webcamping" haben wir verschiedene Varianten entnommen, aber am Abend sind wir so klug wie zuvor: Bei Cucaia/SESC - ein seelenloser, riesiger und eingehagter Ferienkomplex ohne Zugang zur ohnehin scheusslichen Praia Iparana; denjenigen von Fortaleza im Parque Manibura da 10 km vom Strand entfernt haben wir gar nicht aufgesucht; die Pousada dos Pinheiros an der Praia de Futuro ein besserer eingehagter Hinterhof in oedem Wohngebiet; Barra Encantada, der sich entgegen der Eintragung nicht in Aquiraz selbst sondern im ueber 20 km entfernten Iguape an der Praia do Barro Preto befindet, rein als Camping nicht schlecht mit Restaurant und Swimming Pool aber komplett leer mit untertriebener 80m-Distanz zum ungepflegten Strand. Wir haben vermutlich sowieso falsche Vorstellungen von "Strand", denn zumindest zu dieser Jahreszeit ist die See rauh mit starker Brandung, das Wasser trueb. Die Beach ist zwar sandig, aber meist sehr flach, so dass man bei Ebbe, wenn sich das Wasser etwas beruhigt hat, elend lange durch niederes Wasser rausstapfen muss, bis man mal untertauchen kann.
Wir uebernachten leicht frustiert ausserhalb von Iguape ueber dem Strand in einem schon mit Strassen versehenen, aber noch unbebauten kuenftigen Siedlungsgebiet mit vergebens vorsorglich gefuelltem Frischwassertank und den Kuehlschrank voller Vorraete. Um zu diesen Frischwaren zu kommen, waren wir in Fortaleza einige Zeit erst erfolglos herumgekurvt, da sich die Wegweisern zum Carrefour Supermarkt immer wieder verloren und die Angaben von Passanten zu vage waren. Fortaleza selbst ist eine ansehnliche 2,2 Mio. Stadt, mit modernem Zentrum und vielen Hochhaeusern. An der Meeresfront liegen viele Praias à la Rimini (zum Teil ebenso mit bedenklicher Wasserqualitaet), mit Liegestuehlen und Sonnenschirmen bestueckt, Bars, Snackstaende und Restaurants zur Verpflegung, die generell einladend aussehen aber nicht unserem Zweck dienten.
Wir beschliessen, die weitere Suche nach einem Camping fuer einen Badeaufenthalt einzuschraenken und nicht mehr staendig von der BR 040 auf die Stichstrassen abzuweichen. Wir setzen alles auf eine Karte und halten erst nach Cascavel bei Arcati wieder auf den Strand zu. Gespannt fahren wir durch die den Ort mit knapp 3'000 Einwohnern umgebenden Duenen. Canoa Quebrada soll eine der populaersten Beach-Destinationen von Ceará sein. Ockerfarbene Sandklippen saeumen einen langen, eher flachen Strand, von dem man nach Moeglichkeit Autos fernzuhalten versucht. Er wird von den obligaten "barracas" gesaeumt, die ihre Plastikstuehle und Tischchen und teilweise sogar hoelzerne Liegebetten auf dem Sand aufgereiht haben. Wir finden den beschriebenen Camping und lassen uns fuer einige Tage bei der Via Lactea Pousadanieder, in deren Garten im Schatten von Palmen wir uns vor dem Haus einrichten. Im Uebrigen erinnert uns dieser Ort fast an eines der kleinen italienischen Ferien-Doerfer. Er besteht mehrheitlich aus Pousadas, von denen aber anscheinend auch hier nur wenige gut besetzt sind. In der Rua Principal hat man eine kleine Fussgaenger-Zone eingerichtet, wo man in Bars seine Caipirinahs trinkt und in den kleinen Restaurants zum Nachtessen einkehrt. In der einfachen Dom Papas Pizzeria tafeln wir unerwartet und versuchen die lokale Spezialitaet Moqueca - ein Stew mit Fisch und Crevetten. Zusaetzlich tauchen gegen Abend mobile Souvenir-Haendler auf, die versuchen, die selbst geknuepften Armbaendli, die in Handarbeit geformten Anhaenger und Ohrringe sowie die Ketten meist aus Kernen oder Samen, abzusetzen.

Die Zeit verfliegt nur zu schnell. Bei sonnigem Wetter herrschen gute 35o C und den ganzen Tag ueber kraeftiger Wind, weshalb die Beach von zahlreichen Kitern aufgesucht wird. Sie flitzen wie wild mit ihren kleinen Brettern und gezogen von den farbigen Luftmatratzen durch die Wellen, waehrend wir jeweils am spaeten Nachmittag faul am Strand liegen, nachdem vorher Fredy den Iveco auf Vordermann gebracht hat und ich pflichtbewusst das Laptop maltraetiert habe. Wir haben herausgefunden habe, dass wir im Camping uns auf ein ungeschuetztes Canoa 2 Netz einloggen und so gequem vom Camper aus mailen und die Homepage aufladen koennen. Wir verschaffen bei dieser Gelegenheit endlich unserem steten Aerger Luft, reklamieren bei unserem Lieferanten per Mail und erreichen, dass wir nach unserer Rueckkehr in die Schweiz Ende Jahr das bei tropischem Klima und auf schlechten Strassen nicht brauchbare GPS - Garmin iQueM4 gegen ein besser geeignetes Ersatzgeraet eintauschen koennen).
Im Lauf des Nachmittags des 15. August klettern singende Leute aus Bussen, formieren sich um kleine Statuen. Die Frauen sind in satinartige, pastellfarbene lange Roecken gekleidet, die involvierten Maenner tragen weisse Kleider. Dies ist der Tag, an dem mit dem Iemanja Festival mittels Gesang und Musik der Meeresgoettin gehuldigt wird.
Dienstag, 21. August: Wir muessen uns endlich wieder mal vorwaerts bewegen. Auf eher schlechter, unruhiger Teerstrasse legen wir die restlichen Kilometer im Bundesstaat Ceará zurueck und kommen anschliessend nach Rio Grande do Norte. Mossoró dient nur zum Auftanken, ansonst rauschen wir ueber die BR 304 durch eine aeusserst trockene Gegend, die schwer unter Trockenheit leidet und von vielen Bewohnern verlassen wurde. Zwar ist links und rechts der Strasse das Land eingezaeunt. Aber wir sehen nur Akazien, Kaktusse und genuegsame Buesche, nicht einen gruener Halm und keine Kuehe - hoechstens einmal ein paar wenige Ziegen auf fast hoffnungsloser Futtersuche. In Lajes, einem der wenigen Orte an der Route, machen wir Mittagshalt und umfahren anschliessend Natal grossraeumig. Wir kommen auf Parmamirim zu auf eine bereits ausgebautes doppelspurigen Autobahnstueck, nachher zurueck auf normale Ueberlandstrasse, die aber meist schon von einem vorbereiteten Trassee fuer denselben Ausbau begleitet wird. Wir entscheiden uns aus Zeitgruenden gegen den eigentlich geplanten erneuten Stop in Praia Pipa. Wieder naeher der Kueste wird die Gegend feuchter, also auch gruener. Zuckerrohr wird in Monokultur angebaut - nicht fuer das moegliche suesse weisse Endprodukt sondern als Grundstoff fuer Naturgas, mit dem hier anstelle von LPG gefahren wird. Praktisch den ganzen Tag rollen wir unter bewoelktem Himmel dahin. Um 17.ooh, bereits im Staat Paraíba, wird es wegen drohender schwarzer Gewitterwolken fast dunkel. Wir beruehren das Unwetter aber nur am Rande und erhalten nur einige wenige Spritzer. In Mamanguape beenden wir auf einem Rastplatz bei einer Tankstelle die Tagesfahrt.

Joâo Pessoa ist die Hauptstadt von Paraiba und gilt als drittaelteste Stadt von Brasilien. Wir durchfahren sie und zirkeln um ihre baumbestandene Lagoa. Von da aus finden wir leicht in die Altstadt, wo wir den alten Fassaden und dem renovierten Hotel Globo unsere Referenz erweisen. In einem Strassencafé staerken wir uns mit den angebotenen Teigtaschen, salzig und gesuesst, gleichen den Fluessigkeits-Haushalt aus mit zwei Flaeschchen Mineralwasser und schliessen den Imbiss mit je zwei der typischen suessen schwarzen Kaffees ab. Diese Schlemmerei kommt uns gerademal auf R. 7.80 zu stehen.
Auf dem Weg zum Strand Tambaú runter und dem damit verbundenen Versuch, den Carrefour von Bessa zu erreichen kreisen, wir wegen des Einbahn-Systemsdie laengste Zeit um ihn herum. Kurz vor unserem Glueck erweist sich zu guter Letzt seine Einfahrt als hoehenbeschraenkt, so dass wir grollend mit dem naechsten Hyper Bompreços vorlieb nehmen. Die beiden Haelften der Strandpromenade sind gegengleich Einbahn, so dauert es ebenfalls seine Zeit, bis wir am Standort des kreisrunden Tropical Tambaú Hotels sind, das dann entgegen der Werbeaufnahmen komplett unspektakulaer und vom Klima (durchgerostete Armiereisen, welche die Elemente rostrot faerben, und zusaetzlich gesprungene Betonelemente) schwer gezeichnet ist. Der Farol de Cabo Branco ist ebenso nur muehsam zu erreichen, da um ihn herum die Verbindungsstrassen ausgebaut und er deshalb zur Zeit vom Durchgangs-Verkehr abgeschnitten liegt. Wir verlassen die Stadt gegen Abend und planen, an einen der Beaches wie Ponta de Seixas, dem oestlichsten Punkt von Suedamerika, zu uebernachten. Jede dieser vielen Praias muss man aber einzeln anfahren, aber der direkte Zugang zum Meer bleibt einem wegen Strandlokalitaeten oder aber erhoehtem Terrain praktisch immer verwehrt. Kurzentschlossen kehren wir um und lassen uns nochmals an der Praia de Cabo Branco von Joâo Pessoa nieder. Da stehen wir nicht nur direkt im Wind vom Meer her, sondern koennen auch noch die mit einbrechender Dunkelheit und Abkuehlung sich zu sportlicher Betaetigung an den Strand wagenden Einheimischen beobachten.
Wir setzen unsern Weg erst direkt der Kueste entlang fort. Die Strasse hat ueber 30 km lang getrennte Fahrbahnen und grossartig vorbereitete, aber bislang ungenutzte Zufahrten runter ans Meer. Einen kurzen Blick werfen wir auf den ebenfalls verlassenen Nacktbade-Strand von Praia Tambala. Zu unserer Enttaeuschung bewegen wir uns fast immer ausser Sichtweite des Meeres weshalb wir nach Pitimbu auf die Hauptverbindung BR 101 zurueckschwenken, auf der wir in den naechsten Bundesstaat, Pernambuco, gelangen.
Zur Mittagszeit erreichen wir Olinda, dessen alter Stadtkern als einer der aeltesten und umfangreichsten von Brasilien bezeichnet wird. In seinen gewundenen Kopfsteinpflaster-Gassen finden sich viele sehenswerte Gebaeude, welche die von den Hollaendern 1631 niedergebrannten Originalbauten ersetzen, und unzaehlige Kirchen. Von den Wohnhaeusern sind allerdings sind nur wenige restauriert worden und viele befinden sich in einem bedenklichen Zustand. Gut ausgestattet dagegen sind die vielen Souvenir-Verkaufsstaende mit Grossangebot an Tonarbeiten, Haekelspitzen (kaum Handarbeit, da oft synthetisch), moderne Kunst in Form von schreienden Bildern und anderes mehr - das Meiste meiner Ansicht mehr als scheusslich, aber es scheint Abnehmer zu finden. An allen Ecken warten Guides auf Kundschaft, aber sie koennen uns von eintraeglichen Opfern unterscheiden und lassen uns nach kurzen Anbiederungsversuchen relativ rasch in Ruhe. Unterwegs wie "Hans guck in die Luft" verlaeuft mein Sturz bei einem abfallenden Trottoirrand glimpflich und ich kann mich so abrollen, dass die Fotoausruestung im Gegensatz zu meinem linken Bein keine Abschuerfungen erleidet und ich die Sehenswuerdigkeiten auch in Zukunft ablichten kann.

Die beeindruckende Skyline der Hauptstadt von Pernambuco, Recife, erblickt man bereits von hier von der Igreja da Sé aus. Wir haben beschlossen, diese moderne Stadt an der Einmuendung des Rio Capibaribe mit ihren unzaehligen Hochhaeusern zu umfahren. Wir wollen unbedingt im Laufe des Freitags-Morgen Maceio erreichen, um die dortige Iveco aufzusuchen. Aus diesem Grunde fahren wir fast bis zum Einnachten - in Kuestennaehe durch weite Zuckerrohrfeldern, weiter im Land drinnen an Weiden vorbei via Escada, Ribeirâo und Palmares. Xexéu ist der letzte Ort von Pernambuco, danach befinden wir uns im Bundesstaat Alagoas. Die laendlichen Gebiete sind mit Gruppen armseliger Huetten der Landarbeiter bestueckt. Die Teerstrasse laesst mehr als oft zu wuenschen uebrig. Der starke Lastwagen-Verkehr hat fuer gesprungenen und loechrigen Belag gesorgt. Anscheinend wird praktisch kein Unterhalt mehr vorgenommen, sieht man doch ueberall bereits freigerodete kuenftige neue Fahrspuren.
Wir naehern uns in Riesenschritten Maceio, wollen aber noch ausserhalb davon abstellen. Der Pilchau Autoposto scheint uns noch zu weit entfernt, aber was folgt sind mit einer Ausnahme schmutzige Tankstellen oder solche mit offenem Areal. Deshalb kriechen wir zum Schluss gar einige Kilometer zurueck, bis wir unterkommen. In dieser Zwischenzeit hat sich der Autoposto Flecha wenige Kilometer nach Messias praktisch ganz aufgefuellt. Wir muessen uns in den Hintergrund durchschlaengeln, um eine Amazonas-Faehren-Situation zu vermeiden und nicht direkt neben laermigen Kuehlgeraeten zu landen.
Voller Hoffnung starten wir am naechsten Morgen nach Anweisungen vom Tankwart und Umstehenden, um die Iveco in Serraria, einem Vorort von Maceió aufzusuchen. Auf Anhieb rollen wir vor eine grossartige Firma mit riesiger Ausstellungshalle mit mehr Fahnen als Fahrzeugen bestueckt. Hinten angeschlossen ist eine, da mehr oder weniger leere saubere Werkstatt. Der Chef vom Verkauf uebergibt uns Stoerenfriede erleichtert seinem Kollegen fuer Service und Reparaturen. Bereits haben wir seinen Einsatzwillen negative eingeschaetzt und seine Antwort - impossivel - ueberrascht uns ueberhaupt nicht. Oelwechsel kann man mangels neuen Filters nicht vornehmen. Als Fredy einen dazu zu ihrer allgemeinen Ueberraschung aus seinem Vorrat zieht, hat man auch kein Oel an Lager. Da brauchen wir gar nicht darauf zu hoffen, dass er uns eine Offerte fuer die Versicherung von der Verschiffung von Australien her machen wird, was das Ersetzen der Frontscheibe kostet (obwohl ein Daily mit derselben Front gleich neben unserem steht!) und von einer ueber das Reparieren der Ecken ganz zu schweigen. Aber die Vertretung in Salvador sei grossartig - dort koenne man all unsere Wuensche erfuellen, schwaermt er zum Abschluss freudig, als er uns zu seiner Erleichterung resignieren und zusammenpacken sieht.
In Maceió selbst sehen wir uns die langen Beachfronten Praia de Pajuçara und Ponta Verde an und finden uns ein Internet-Café zum mailen. Noch waehrend der Mittagspause verschlechtert sich das bis anhin schon nicht beste Wetter und beschert uns Nieselregen. Die Bootsfuehrer der "jangadas" (flache Holzboote, mit denen zum Fischen hinaus oder Besucher, die bei Ebbe entlang der entstandenen natuerlichen Pools entlang des 2km ausserhalb liegenden Riffs schnorcheln wollen, gesegelt werden). Wir relaxen und fahren dann irgendwann noch ins Zentrum zum Hyper und besuchen einen C+A, aufgemacht wie diejenigen in der Schweiz und mit vergleichbarem Angebot, nur mit Kleidern zu einem Bruchteil unserer Preise. Ersatz fuer einige meiner ausgewaschenen, verblichenen T-Shirts muss ich in der Herren-Abteilung kaufen, denn die Brasilianerin generell zeigt Haut, Fleisch und Mammutbusen und ebenso ungeniert Speckwellen, zumindest bei denen ich wenigstens mithalten kann aber nicht will.
Im "Pier Massagueira" lassen wir uns oertliche Spezialitaeten schmecken: Sururu (Gericht aus kleinen Muscheln) und eine kleine Portion zum Versuchen von Maçunim (mit zusaetzlich Shell Fish bereichert). Fuer R. 14.- fuer 2 Personen erscheint eine so grosse Portion flankiert von Reis und Pirão, dass wir uns die Haelfte einpacken lassen muessen. Wir schlafen vis-à-vis vom vorher besuchten Internet Café auf einem Strandparkplatz an der Praja dos sete Coqueiros. Im Pavillon daneben befand sich einst die offizielle Touristen-Informationsstelle, die aber wieder wie vielerorts aufgegeben wurde. Neu residiert darin die Policia Civil, die uns (hier allerdings unnoetigerweise) sicher wohl behueten wuerde, waere sie nicht gerade im Streik.
Wird an einigen der schoenen Straende vor allem in der Stadtnaehe vom Baden wegen der Wasserverschmutzung abgeraten, so trifft das sicher auch fuer die suedlichen Beaches, mit rauher Duenung und von verschiedensten Indstrie-Betrieben gesaeumt, zu. Ausgewichen wird mit Ausfluegen an die seichten Stellen der nahen Flussmuendung und auf die Lagoa Mundau. Praia do Gunga sehen wir von einem Aussichtsturm aus. Unser Blick schweift ueber das wogenden Gruen der grossen privaten Kokospalmen-Haine, die aber den als schneeweiss beschriebenen Sandstreifen verdecken.
Auf der naechsten Etappe nehmen wieder mal die Zuckerrohr-Felder ueberhand, denen wir nur kurz bei einem Abstecher nach Pontal de Coruripe entfliehen. Wir parken direkt im Dorf neben dem Leuchtturm. Vorgelagert ist eine Felsplatte, die die grossen Wellen, leider auch den Wasseraustausch, wie der Schaum an der Wasseroberflaeche vermuten laesst, und deshalb uns vom Baden abhaelt. Die beiden Kaffees, die wir im benachbarten "Peixada de Madalena" nach dem Zmittag im Camper uns genehmigen sind zu unserer grossen Ueberraschung fuer uns als auslaendische Besucher gratis!
Auf einer schmalen Landstrasse drehen wir der Kueste anschliessend den Ruecken zu und schlaengeln uns zwischen den Zuckerrohrfeldern hindurch auf die Hauptverbindung BR 101, wo wir unaufhoerlich mit dem Ueberholen der langsameren Lastwagen zu tun haben. Wir verlassen den Staat Alagoas und erreichen kurz vor Propria dem Bundesstaat Sergipe. Mit Einbruch der Dunkelheit lassen wir uns zweckmaessig anfangs Marucim an einem eher laermigen Autoposto nieder.
Wir umfahren Aracaju. Waehrend ich mir Tagebuch-Notizen mache, erwischt Fredy bei Estancia die falsche Gabelung- Wir verlassen deshalb auf falscher Route 50km spaeter den Bundesstaat Sergipe. Die ersten Kilometer in Bahia absolvieren wir mal wieder auf loechriger Teerstrasse durch gruenes, huegeliges Gebiet. Nach Entre Rios bewegen wir uns Imbé zu, um zurueck an die Kueste zu gelangen. Erst rollen wir auf neuerer, tadelloser Teerstrasse und freuen uns ueber die angenehme Fahrt ueber Land. Das Glueck dauert aber nur bis zu einem Petrobras-Werk, danach liegt katastrophale rotbraune Erdstrasse vor uns. Die Verbindung fuehrt durch Nutzwaelder fuer Pulp und die schweren Holztransporter haben ihre Spuren und nur noch kaergliche Asphaltreste hinterlassen. Man muss schon gute Augen haben, um noch ab und zu ein paar kleine Teerflecken zu erblicken oder zu unserer Beruhigung, dass wir immer noch auf der richtigen Querstrasse sind, ein paar wenige Meter eines Stuecks mit etwas Mittellinie zu erspaehen. Mehr Loecher als Strasse gestatten uns nur ein Tempo von 20-30km/h im Maximum. Oft ist der Randstreifen, von Vorgaengern geplaettet und als Ersatzpiste dienend, von weitaus von besserer Qualitaet. An unserem Camper scheinen sind nicht nur die alten Schweissstellen wieder gerissen, wir haben ein neues Aechzen, dass unsere muehsame Slalom-Fahrt begleitet.
2 ½ Std. spaeter muenden wir bei Subaúma in BR 099 ein und glauben darauf zu fliegen. Im Nu sind wir an unserem Tagesziel. Zwar irren wir erst noch vor (nach Itacimirim) und zurueck und entschliessend uns, auf dem jetzt am Sonntagabend sich leerenden allgemeinen Parkplatz von Praia do Forte zu uebernachten. Wir spazieren durch die Fussgaengerzone Alameda do Sol mit hier schon viel respektableren Laeden und teureren Auslagen und lassen uns im Point da Ivan nieder, um ein fast chinesisch anmutendes, einheimisches Gericht mit Spaghettis, Gemuesestreifen und Crevetten uns munden zu lassen. Es fehlt uns etwas an Orientierung. Doch unmittelbar neben der Miniatur-Kirche São Francisco stossen wir doch noch zu Fuss ans Meer, behalten uns aber eine genauere Besichtigung des Strands fuer den folgenden Tag vor.

Die neue Woche beginnen wir am 27. August mit dem Besuch des 1980 gegruendeten "Tamar" Projekts, mit dem Brasilien sich fuer die Erhaltung der Meeresschildkroeten einsetzt. Von 18 Stationen entlang der Atlantikkueste aus werden die Gelege der fuenf hier heimischen und vom Aussterben bedrohten Arten am Strand geschuetzt oder die Eier in Aufzuchtstationen ausgebruetet. Zudem werden Fischer, die frueher vom Verdienst aus Fang und Verkauf der Schildkroeten lebten, heute fuer deren Schutz, sei es der Nester oder der Rettung von unbeabsichtigt in Fischernetzen gefangenen Tiere, angestellt und bezahlt. Von jeder Spezie leben ein paar Exemplare in den Pools der Station. Wir unterstuetzen ihre Bemuehungen, indem wir im angeschlossenen Souvenirgeschaeft Shorts und T-Shirts fuer uns erstehen. Der Strand selbst vor Praia do Forte enttaeuscht uns. Er ist relativ schmal und der dem Ort vorgelagerte felsige Meeresgrund bei unserem Spaziergang daran entlang bei Ebbe unattraktiv und mit Seegras bestueckt, dessen abgestorbenes Material die Beach verunstaltet. Also machen wir uns wieder auf die Raeder und ruecken weiter suedlich vor. Den Mittagshalt koennen wir dann in Sichtweite vom Farol von Itapau einlegen.
Der erst kuerzlich erstandene einheimische Brazil 2007 Fuehrer ist uns mit seinen Kartenausschnitten und Vergroesserungen von Salvador eine grosse Hilfe. Wir halten uns direkt ans Meer und rollen bis zum Farol von Barra zur suedlichen Landspitze. Wenig spaeter sehen wir uns beim Yachtclub um, wo wir vermuten, dass andere Camper da uebernachtet haben. Aber die Verhaeltnisse sind so beengt, dass wir weiterziehen. In relativ kurzer Distanz, praktisch zu Fuessen der Altstadt, stossen wir dann auf die Bahia Marina, weitaus geeigneter fuer unsere Absicht. In gesicherter, gepflegter Umgebung, von Wachmaennern patrouilliert, lassen wir uns direkt am Wasser nieder mit Blick auf einen roten Sonnenball, der hinter Privatyachten untergeht.

Wir treiben wir uns in den Gassen von Cidade Alta herum. An der Praça da Sé, am Terreiro de Jesus mit der alten Faculdade de Medicina, am Cruzeiro de São Francisco mit dem grossen Kreuz und der gleichnamiger Igreja und Convento im Hintergrund, flanieren viele Touristen herum, immer begleitet von bettelnden Jungen, Burschen, die sich als Fuehrer anbieten. Wir spazieren bis zum Largo de Pelourinho, dem Zentrum des 1985 von der Unesco als World Heritage deklarierten Viertels. Daher stammt das meiste Geld zur Sanierung der an und fuer sich schoenen, aber total verlotterten Altbauten, welches aber nur Tropfen auf heissen Stein zu sein scheint. Gegen Abend setzen wir uns gerne in die Baenke der Catedral Basilica. Ein Chor macht sich bereit und begleitet einen speziellen Gottesdienst fuer eine Besammlung von weissgewandeten Seelsorgern aus der ganzen Region Nordeste. Eine langwierige Predigt treibt uns dann ins Freie, wo wir uns lieber zu von schwarzen Frauen in ihren typsichen, weiten Roecken verkauften gegrilltem Fleisch und Salat bei einem der Essenstaende niederlassen.
Bewusst der Risiken in dieser Stadt halten wir uns auf dem Rueckweg zum Camper an belebte, beleuchtete Strassen. Als wir das letzte Stueck zur Ladeira de Indepencia erreichen, hat sich die uns am Tage serioes erscheinende Gasse gewandelt und ich bemerke zu Fredy, dass diese etwa das Aeusserste sei, was ich in der Nacht zu durchmarschieren gewillt sei. Fast gleichzeitig bemerke ich, wie vier junge Burschen zu uns aufschliessen, was mich meine Tasche fester halten laesst. Bereits in Sichtweite des Campers sehe ich als Naechstes dann zwei davonspurten, einer mit Fredy's Rucksack in den Haenden. Obwohl noch viele Einheimische unterwegs, kann man keinerlei Hilfe von ihnen erwarten, weshalb Widerstand oder eine ohnehin erfolglose Verfolgung jeweils vergebens oder gefaehrlich waere. Wir aergern uns erstmals richtig wegen des Verlusts und dass wir nicht wie naheliegend ein Taxi genommen haben. Wir machen eine geistige Bestandesaufnahme ueber den verlorenen Inhalt und beeilen uns, dem Haeusergewirr zu entkommen. Es dauert ueber eine Viertelstunde, bis wir im Dunkeln und im verwirrenden Einbahn-System runter in die Cidade Baixa finden, wo wir Empfang mit dem Satelliten-Telefon haben. Zu guter Letzt ist dann auch noch dessen Akku leer, so dass ich zur teuren, aber vermutlich im Endeffekt immer noch guenstigeren Variante des Natels greifen muss, um in der Schweiz den Verlust der Kreditkarte zu melden und sie sperren zu lassen. Unser Gemuet hat schon etwas einen Daempfer erhalten und Salvador gefaellt uns im Moment gar nicht mehr so gut!
Trotzdem wollen in den folgenden beiden Tagen noch einige Quartiere sowie weitere Winkel und Sehenswuerdigkeiten von Pelourinho besucht sein. Von unserem Standplatz aus koennen wir zu Fuss dazu von der Cidade Baixa aus den Elevador Lacerda erreichen. 1610 erstellten die Jesuiten an dieser Stelle die erste Version davon, eine manuelle Seilzug-Einrichtung, um Gueter und Personen vom Hafen zur damaligen Siedlung hinaufzutransportieren. Ab 1928 ueberwand eine Ersatz-Stahlkonstruktion diese 72 m Hoehenunterschied. Heutzutage sausen vier Lifte in 20 Sekunden muehelos durch Betonschaefte in die Hoehe zur Cidade Alta und bringen einem direkt zur Praça Municipal vor einen imposanten Bau, den nach Bombenanschlag und Feuerausbruch 1919 neu errichteten Palácio Rio Branco.
Bei einem gesellschaftlichen Anlass in der Casa Suiça treffen wir Heidi, die wir in Alcãntara kennengelernt hatten, wieder. Sie nimmt sich einen Nachmittag frei und zeigt uns eine andere Seite ihrer Stadt. Wir staerken uns unterwegs mit Eiscreme in einer fuer feine fruchtige Aromen beruehmte Sorveteria in Ribeira, fahren dem Meer entlang mit Ausblick auf die Ilha de Maré und Ilha do Frade, der allerdings wetterbedingt immer trueber wird, vorbei an der Igreja NS do Bonfim. Als wir uns in einem kleinen Restaurant ueber den Klippen zu Muscheln als Vorspeise und einer Moqueça mit Tintenfisch niederlassen, hat Regen eingesetzt. Beim Leuchtturm von Monte Serrat und dem Stop beim alten Castell schont es, aber kaum hat uns Heidi "zuhause", d.h. in der Bahia Marina beim Camper abgesetzt, schifft es in Stroemen und es hat merklich abgekuehlt bis auf 18o C.
Neu kennengelert haben wir Zita und von ihr eine Einladung erhalten. Am Freitag fahren durch starke Regenguesse zu ihrem Wohnort, und koennen es uns nicht verkneifen, auf dem Weg dahin im relativ neu erstellten Salvador Shopping Komplex einen Zwischenhalt einzulegen. Hier findet man alles, was das Herz begehrt, aber es hat seinen Preis. So auch mein Haarbehandlung bei Via Paris de Beleza (der Name laesst es ja vermuten) wo ich fuer R. 60.- endlich mal wieder einen gestuften Schnitt erhalte. Wider Erwarten steht im Savaria Buecherladen sogar ein Ersatz-Exemplar fuer den geklauten Lonely Planet Brazil im Gestell. Im Parque Costa Verde sind wir vorgemeldet, sonst haetten wir gar keinen Zugang zum abgeschotteten Wohnviertel erhalten. Der Pfoertner haendigt uns eine Visitor Plakette aus und erklaert uns den Weg zu unserer Gastgeberin. Aufgewachsen in der Schweiz, lebte sie frueher in Mocambique und seit Langem nun in Brasilien. Nunmehr verwitwet lebt sie gutsituiert in einem Haus mit Swimming Pool und serviert uns ein Mittagessen, dass so reichlich aufgetragen wird, dass doppelt soviele Personen davon satt geworden waeren. Da wir auch noch den Abend mit Plaudern verbringen parken wir um Mitternacht nur noch den Camper zum Schlafen auf ein ebenes Strassenstueck um. Am naechsten Morgen warten schon frische Broetchen und feiner Kaffee aus der Eigenproduktion Cattleya auf uns. Zita nimmt uns unter ihre Fittiche und zeigt uns ihre naehere Umgebung, der Strand von Piatá, wo sie frueher direkt am Meer wohnte in einer aber heute wegen des offenen Zugangs eher unsicheren Lage, und die Lagoa Abaeté zwischen weissen Duenen, wo aber der einstige Plaetz der Waescherinnen direkt am Wasser inzwischen in ein gemauertes Waschhaus verlegt wurde.

Nach dem vorgezeichneten Plan suchen wir uns den Weg zu unserer letzten Station in dieser Gegend, zum Wochenendhaus in Arembepe von Heidi's Schwester Vreni. Zum Glueck ist darauf das Embasa vermerkt, das anscheinend jedem hier wegen der staendigen Probleme mit der Wasserversorung bekannt ist. Wie wir schon vermutet hatten aufgrund von Heidi's Schilderung passt unser Camper nicht durchs Tor, weshalb wir vor dem Grundstueck parallel zur Dreckstrasse parken und spaeter da schlafen werden. Kaffee und feiner Kuchen von Mutter T. werden aufgetischt und zum spaeteren Nachtessen gibt es ein uns noch unbekanntes Gericht mit Trockenfisch, das sehr gut schmeckt.
Alle drei geben sich sehr Muehe, uns mit hiesigen Braeuchen und Speisen vertraut zu machen. Aber leider gehen die meisten portugiesischen Namen und Ausdruecke wegen unserer schlechten Merkfaehigkeit den Wege beider Ohren: bei einem rein, beim andern raus. Nach dem Fruehstueck am Sonntagmorgen packen wir die Badehose ein. In Aldea Hippy, einer aus den 60er-Jahren stammenden Siedlung direkt am Meer und nur zu Fuss erreichbar, stehen einfachste Wohnhuetten aus Naturmaterialien malerisch unter Palmen. Das Meer ist auch hier rauh, weshalb man hinter den Duenen in Windungen eines kleinen Flusses angenehmer in Suesswasser badet. Naechste Station danach ist ein kurzer Besuch am vor allem von Einheimischen aufgesuchten Badeort am Meer, mit einer durch ein vorliegendes Riff geschuetzte Lagune - die Praia Pirui. Danach hat sich das Fruehstueck genuegend gesetzt, so dass wir daran denken koennen, in Arembepe selbst beim vorherigen Fischerhafen die lokale Kueche zu testen: Acarajé, gefuellte Kugeln aus Maniokmehl, paniert und frittiert und serviert mit scharfer Sauce und Salat als Vorspeise, gegrillten Fisch im Anschluss.
Alles hat ein Ende - auch unser Aufenthalt in Salvador und Umgebung. Noch vor dem grossen Verkehrsaufkommen starten wir am Sonntag-Abend, 2. September, um via die Vororte der Stadt auf die gutausgebaute, nordwestlich ins Landesinnere fuehrende BR 324 zu gelangen.
 
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Brasilien II - Nr. 0750-x1606

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