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Schon am Vortage hatten wir wie auch
unsere beiden Besucher, Sohn Michi und Freundin Corinne,
die Paesse und das Carnet de Passage in San Pedro de
Atacama/Chile ausstempeln lassen. Also koennen wir am
Freitag-Morgen, 18.4., frohgemut uns auf die gute
Teerstrasse huegelan und am Licancábur vorbei begeben.
Trotz speziellen Lastwagen-Bremsbecken sind die die
Seitenstreifen gut dotiert mit zerknautschten Wracks und
rostigen Autoteilen und dazwischen Erinnerungskreuze mit
kuenstlichem Blumenschmuck verunglueckter Wageninsassen.
Bei Erreichen der ersten Anhoehe verlassen wir Ruta 27
und biegen noerdlich auf eine Gravelroad ab.
Nach nur wenigen Hundert Metern erreichen wir den
bolivianischen Grenzposten Hito Cajónes. Waehrend
wir drei fleissig die kleinen Immigration-Zettel
ausfuellen, winkt einer der Grenzer unsern Chauffeur zum
Camper. Wenig spaeter erscheint Fredy empoert wieder im
kleinen Immigrations-Gebaeude und verkuendet, dass wir
die Einreise abblasen und einen andern Reiseweg uns
ueberlegen wuerden. Ganz verdutzt begeben wir andern drei
uns also wieder in den Camper und erfahren, was der Grund
der Aufregung ist: Wir sind mit vollem Kuehlschrank und
gefuellten Schubladen angefahren gekommen, aber wie schon
in Argentinien und Chile sei auch hier die Einfuhr von
Gemuese, Fruechten und Fleisch nicht erlaubt. Aber die
Landkarte praesentiert keine passable andere
Moeglichkeit, nach Bolivien zu gelangen - hoechstens mit
einem grossen Umweg ueber Argentinien. Also betrete ich
nochmals den kleinen Amtsraum und erkundige mich, ob man
wirklich mangels Versorgungsmoeglichkeiten so strikt sei.
Da stellt sich heraus, dass Fredy den guten Mann falsch
verstanden hatte. Dieser wollte ihm nur kundtun, dass
dann am 80km entfernten Zollposten diese Produkte nicht
toleriert wuerden, aber bis dahin koennten wir ja damit
kochen und sie aufessen (sprich verschwinden lassen).
Unsere ausgefuellten Formulare liegen immer noch auf dem
Tisch, und wir lassen nach ausdruecklicher Entschuldigung
nun unsere Paesse doch gegen die Gebuehr von Bs. 15.- pro
Kopf erleichtert abstempeln. |

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Wenig spaeter zuecken wir zum zweiten
Male in Bolivien unser Portemonnaie und bezahlen den
Eintritt fuer die Reserva Nacional de Eduardo Avaroa.
Nun steht dem Besuch der hinter der Lagune Blanca
liegenden bekannten Laguna Verde nichts mehr im
Wege. Wenn die Sonne am hoechsten steht, unser Timing mit
der hier geplanten Mittagspause also genau richtig,
wandelt sich der Anblick der auf 4'350m liegenden, 17 km2
grossen Lagune grundlegend. Die vorher klare Lagune
erscheint nun ploetzlich smaragdgruen aufgrund des
Einfallwinkels des Sonnenlichts sowie der Reaktion des
pflanzlichen Planktons auf den hohen Blei-, Kalzium- und
Schwefelgehalt. |

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Anschliessend fahren wir durch eine faszinierend
kahle Landschaft und naehern uns wenig spaeter einer
neuen Augenweide, den Piedras de Dali. Wie
willkuerlich in die Gegend geworfen liegen einzelne oder
kleine Gruppen von Felsbloecken auf einer kiesigen,
leicht abschuessigen Flaeche. Kreuz und quer fahren wir
zwischen ihnen hindurch und stoeren ein paar vereinzelte
Vicuñas auf. |

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Es ist bereits spaeter Nachmittag und wir fassen eine
Uebernachtung an den Termas de Chalviri ins Auge.
Leider herrscht in unmittelbarer umgebung des
Bade-Beckens mit 40o C heissen Wasser striktes
Parkverbot. Deshalb begnuegen wir uns mit einem langen
Bad, derart ausgiebig vor allem deswegen weil das
Verlassen des Pools bei nur noch gut 3o C
Umgebungstemperatur einiges an Ueberwindung braucht. |

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In Sichtweite der Chalviri Lagunen stellen wir
schliesslich auf einer leichten Anhoehe ab zur
Uebernachtung auf 4'425m Hoehe. Corinne und Michi nehmen
noch den Weg ans Ufer runter auf sich, um sich die
wenigen Flamingos von Nahem anzusehen, waehrend ich mich
ums Nachtessen kuemmere. |
Wir stehen nach einer eisig kalten Nacht
auf und verzeichnen morgens um 8.ooh immer noch -12oC.
Und nach dem behaglichen Fruehstueck im warmen Camper
folgt das dicke Ende: Der Iveco springt (auch mit
Zusatzmittel im Diesel) einfach nicht an. Auf das
"Oergeln" folgt kein Zuenden. Zum Glueck liegen
in relativ kurzer Distanz einige Huetten mit einer Anlage
fuer Salzgewinnung, wozu auch ein Laster gehoert, der
gestern Abend noch an uns vorbeigescheppert ist. Mit
Michi als Begleitung mache ich mich auf, dessen Chauffeur
ausfindig zu machen und ihn dazu zu bewegen, uns
anzuschleppen. Gutmuetig taucht er wenig spaeter wie
versprochen bei unserem Camp auf. Mit seinem klapprigen
Camion muess er einen Riesenkreis ziehen, bis aus den
dicken Rauch- und Staub-Wolken endlich das ersehnte und
befreiende Motorengeraeusch unseres Wagens ertoent. |

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Schon auf dem Hinweg zu unserem Retter
und erst recht auf dem leicht ansteigenden Rueckweg
fuehlte ich mich neben der allgemeinen Atemlosigkeit
schwindlig und unsicher auf den Beinen. Michi macht
Witze, ob ich betrunken sei. Kurz nachdem wir mit dem
Camper aufgebrochen sind, nimmt die Uebelkeit zu und
wenig spaeter setzt wuergendem Erbrechen ein. Es gelingt
mir auch mit Unterstuetzung kaum, den im Freien
aufgestellten Campingstuhl zu erreichen, und als ich
endlich darauf sitze, habe ich Angst, vom Sitz
herunterzufallen. In der Folge kann ich den ganzen Tag
lang keinen Schluck Wasser oder des als bestes Mittel
gegen Hoehenkrankheit betrachteten starken Mate de
Coca-Tees bei mir behalten. Ich reise hinten liegend auf
der Sitzbank und fuehle mich halb entrueckt. Ich
umklammere trotz laengst leerem Magen mein Notfall-Becken
und bewege mich hoechstens wegen des immer
wiederkehrenden schmerzenden Wuergens und der
Magenkraempfe. |

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Bei der Abzweigung zum auf 5'050 m hoch
liegenden Zollposten Apacheta, wo die
Einreiseformalitaeten fuer den Camper gemacht werden
muessen, wird gestoppt. Fredy und Michi hantieren mit der
Schaufel und vergraben die verbotenen Lebensmittel in
Plastiksaecken in einem Loch im Sand. Ein Zoellner steigt
auf der Weiterfahrt zu, den ich aber kaum wahrnehme. In
meinem Zustand interessiert mich die malerisch gelegene
und gefaerbte Laguna Colorado, die alle Reisenden
entzueckt, nicht im Mindesten.Die Zoellner sind, nicht
zuletzt wegen mir, gnaedig und die Formalitaeten
beschraenken sich auf ein Minimum. Wegen meines
schlechten Zustandes wird beschlossen, nicht weiter
parallel zur Grenze auf der Hochebene zu den weiteren
Lagunen zu fahren sondern die Route abzukuerzen und auf
das wenigstens unter 4'000m liegende Villa Mar
zuzuhalten. Es wird eine lange Fahrt ueber schlechte
Strasse und wir erreichen das Dorf erst kurz vor dem
Einnachten. Corinne uebernimmt an meiner Stelle wie schon
am Mittag das Szepter in der Kueche. |
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Von Villa Mar ueber Alota
fahren wir am naechsten Tag in den mitten in der Gran
Pampa Pelado liegenden Ort von San Cristobal.
Ausser einer markanten Kirche gruppieren sich nur einige
wenige einfache Haeuser um eine kleine Plaza. Naechstes
Etappenziel ist das auf 3'670m liegende Uyuni,
welches 1889 aus strategischen Gruenden gegruendet wurde
und waehrend des Chaco-Krieges mit Paraguay von Bedeutung
war. Der Ortsname stammt aus der Sprache der hier
heimischen Aymara und bedeutet "Platz der
Lasttiere". In dieser windigen und oft bitterkalten
Einoede leben heute an die 12'000 Personen. Heute Sonntag
ist Markt in den Strassen, den Fredy, Corinne und Michi
durchstreifen. Es laesst sich hier fast alles auftreiben,
allerdings muss man dazu verschiedenste Laeden
abklappern. Entgegen der Angaben in den Reisefuehrern hat
man touristisch aufgeruestet und es ist kein Problem, mit
der Maestro-Karte bei der BCP zu Bolivianos zu kommen,
die wir dann gleich teilweise wieder unter die Leute
bringen, hauptsaechlich als Bezahlung fuer Diesel.
Mir geht es inzwischen eine Spur besser. Ich raffe mich
nur zur Konsultation eines Arztes vom Hospidal General
auf, der einen immer noch viel zu hohen Blutdruck mit dem
hoeheren Wert von 178 feststellt. Er verschreibt
blutdrucksenkende Tabletten, die wir uns in der zweiten
der Farmacias, die heute "turno" haben,
besorgen.
Wir stehen fuer die Nacht in der Av. Ferrovia beim Hotel
Toñito und somit gleichzeitig direkt vor der
Militaerkaserne, wo die ganze Nacht Wache geschoben wird.
Drei aus unserem Camper ziehen los, um bei Minuteman eine
leckere Pizza zu verzehren, waerend die vierte Person
froh ist, allein ihre Ruhe zu haben. |

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Den Cementerio de Trenes finden
wir am Montag-Morgen erst im zweiten Anlauf, da die
richtige Interpretation der Weginstruktion nicht die
Strasse Richtung Potosi sondern die Avenida Potosi ist.
Schliesslich stehen wir dann doch im Eisenbahn-Friedhof
inmitten rostigen, nur teilweise ausgeschlachteten
Bahnmaterials wie alte Dampfloks und Wagen-Skelette. Die
Chinesen wuerden sich die Finger lecken bei so viel
Stahl, der sich da auf halbversunkenen Geleisen
angesammelt hat. |
Auf der Weiterfahrt begegnet uns wenig
ausserhalb Uyuni eine Salzkarawane mit Dutzenden mit
Salzziegeln beladenen Eseln. Ihr Besitzer ist alles
andere als erfreut, dass ich von den Tieren Fotos mache,
will Geld dafuer - droht erst mit Polizei, und als das
nichts bewirkt, mit seiner Peitsche. Der Einstieg in die
mit 10,582km2 groesste Salzwueste der Anden
erfolgt wenig spaeter in Colchani. Der Salar
von Uyuni (3'650m ue.Meer) ist ca.160km lang und
135km breit und liegt auf vulkanischem Untergrund. Wir
rollen fasziniert durch die riesige Salzpfanne und
vermeiden es, die "Ojos" (Augen des Salars),
bei denen die Salzquellen durch die Salzkruste an die
Oberflaeche gelangen, zu durchfahren. Bald bleiben die
zusammengeschobenen Kegel von losem Salz, bei denen wir
noch fuer den Mittagsimbiss gehalten hatten, hinter uns
zurueck. Naechste Attraktion ist das aus Salzziegeln
errichtete ehemalige Hotel Playa Blanca. Aus
Umweltschutz-Gruenden wird es aber nur noch als
Restaurant und eine Art Museum betrieben. |
Durch die Bahn der Sonne wandelt sich die
Ansicht der mal genoppten, mal mit kleinen Raendern in
unregelmaessig geformte Felder unterteilten Salzflaeche,
die zu Trickaufnahmen verfuehrt. Am spaeten Nachmittag
erreichen wir die 1km breite Isla Incahuasi mit
ihren vielen Kaktussen. Gerade rechtzeitig zum
Sonnenuntergang kommen wir nach einem anstrengenden
Anstieg von der oestlichen Seite her an ihrem hoechsten
Punkt, dem Mirador, an. Bei schwindenem Tageslicht finden
wir den Rueckweg leichter vorbei am Arco de Coral auf den
sorgfaeltig praeparierten und mit Wegweisern und
Abfallkuebeln aus Kaktursholz bestueckten Pfad runter zum
Parkbuero, wo ein freundlicher Hueter uns pro Person 15.-
B. abnimmt. Der Vollmond geht in voller Pracht auf, kaum
haben wir den Camper fuer die Nacht am
Ost-"Ufer" der Insel positioniert. |

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Fruehe Tagwache um den Sonnenaufgang
nicht zu verpassen. Die Kaelte haelt sich mit 0.3oC
in Grenzen. Aber anstatt danach gemuetlich fruehstuecken
zu koennen, muss erst die Ursache der nicht mehr
abstellenden Wasserpumpe gefunden werden. Fazit: Dasselbe
Problem wie vor bald einem Jahr in Peru - der
Alu-Boiler-Behaelter rinnt entweder an der
Reparatur-Schweissnaht oder an einer neuen
Korrosionsstelle - das heisst, von nun an wird kalt
geduscht!
Wir steigen, diesmal bei Sonnenschein, ueber den
offiziell bezeichneten Weg nochmals zum Aussichtspunkt
von Isla Incahuasi rauf und bewundern erneut die
riesigen Kakteen. Die benachbarten Inseln auf dem Salar
sind alle kahl, weshalb wir auf ihre Erkundung
verzichten. Dafuer verbringen wir einige Zeit damit, mit
der weissen Flaeche im Vordergrund und dem Iveco im
Hintergrund Trickaufnahmen zu machen. Dabei stellen wir
fest, dass die Anweisungen des jeweiligen Fotografs weit
ueber die Flaeche hallen und von den umliegenden Huegeln
als klares Echo zurueckgeworfen werden. |

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Corinne wagt sich heute zum ersten Mal
ans Steuer und kutschiert uns zum noerdlichen
Ausgangspunkt des Salars. Tahua ist ein kleines
Doerfchen mit verhaeltnismaessig vielen verlassen und zum
groessten Teil bereits verfallenen Huetten. Wir stoppen
kurz beim Hauptplatz, wo zur Mittagszeit sich wenigstens
einige weiss gepuderte junge Maenner, die von der harten
Arbeit der Salzgewinnung zurueckkehren, sowie
einigeSchueler auf ihrem Heimweg zeigen. Dann rattern wir
nordwaerts, nunmehr wegen der schwierigeren
Wegverhaeltnisse mit Fredy am Steuer, und umrunden den
Vulkan Cerro Tunapa (5'400m). Nach ein paar letzten
Blicken auf die unendliche Salzwueste im Hintergrund und
die vielen mit Maeuerchen aus aufgeschichteten Steinen
begrenzten Weiden und kargen Aecker um uns herum wird nun
Staub unser Begleiter. Auf unglaublich schlechter Piste
vorbei an kleinsten Siedlungen, wo Einheimische mit der
Hirse-Ernte beschaeftigt sind und nur ungern fotografiert
werden wollen, schaukelt der Iveco ueber steinigen Weg -
etappenweise einem Flussbett gleichzusetzen. Es will und
will kein Ende nehmen, und wir setzen alle Hoffnungen auf
das Erreichen einer laut Karte um eine Klasse bessere
Strasse ab Salinas de Garci-Mendoza. |
Wirklich duerfen wir nach demMittagsessen
erst auf relativ breiter Ruta 603 fahren. Aber das Glueck
haelt nicht lange an. Wir rattern auf einem Damm durch
erst braunes, ausgetrocknetes und aufgesprungenes
Gelaende. Abwechslung bietet der Anblick des Meteoriten-Kraters
Miguel y Alex Tejada mit einem kleinen runden See
darin, dessen leicht zu bewaessernde Ufer in Hirsefelder
verwandelt wurden. Die gewaehlte Strasse hat sich
inzwischen in eine fortwaehrende Baustelle verwandelt.
Wir fahren nun staendig, entweder auf parallelen lausigen
Ausweichspisten oder auf halb fertiggestelltem neuen
Strassenbett, vorbei an Lamaherden bis nach Quillacas,
und danach durch eine gruene weite Ebene, wo sich die
Strassenverhaeltnisse leicht bessern. kroenender
Tagesabschluss ist dann waehrend der Suche nach einem
Standplatz kurz vor dem Eindunkeln noch ein Plattfuss
hinten rechts und ein staubigster Radwechsel durch Fredy
und Michi - immer auf der Hut vor vorbeifahrenden Lastern
mit bestensfalls schlechtem wenn nicht ganz ohne Licht.
Bereits in voelliger Dunkelheit rollen wir anschliessend
nur noch wenige hundert Meter weiter und schlafen
notgedrungen in akzeptablem Abstand vom Verkehr am
Strassenrand. |
Ein kurzes Stueck Naturstrasse nur noch
von Huari nach Challapata, dann dirigiert
Michi den Camper auf geteerter Ruta 1 auf Ventilla
zu. Die Gegend mit den tiefen Schluchten ist
spektakulaer, aber uns ist kein reiner Genuss vergoennt.
Bald einmal laesst sich der 4. Gang nur mit Gekratze und
spaeter kaum noch einschieben. Fredy mit mehr
Iveco-Erfahrung uebernimmt das Steuer. Aber auch er muss
erkennen, dass sich mal wieder ein mechanisches Problem
anbahnt. Staendig springt im Normalantrieb der Gang raus.
Ohne Schwierigkeiten koennen wir in der Untersetzung
fahren sprich kriechen, so dass es vorteilhafter ist, die
Abwaerts-Stuecke mit Schuss im Freilauf zu absolvieren.
So steht uns der Sinn in Tarapaya nicht nach Baden
in den Termas, sondern nur noch nach Erreichen von Potosí.
Bei der Stadteinfahrt halten alle die Augen offen und
mustern die an der Durchgangsroute gelegenen kleinen
Handwerksbetriebe, derer wir voraussichtlich benoetigen
werden. Wir kriechen im Hof der Residencia Tarija unweit
des Zentrums in der Av. Cerruda unter. Unsere Kueche
bleibt fuer heute geschlossen - wir suchen uns ein
annehmbares Restaurant in der Stadt, wo wir die
bolivianische Hausmannskost Pique Macho verzehren. |

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Fredy rotiert den ganzen Donnerstag. Er
laesst den Boilerkessel schweissen, die verdreckte Karre
von oben bis unten waschen und macht diverese Telefonate
in die Schweiz, um den mechanischen Problemen auf den
Grund zu gehen.
Waehrenddessen traben Michi, Corinne und ich auf dem im
Reisefuehrer empfohlenen Rundgang durch Potosí.
Die auf 4'065m hoechst gelegene Grosstadt der Welt mit
heute 165'000 Einwohner verdankt ihre Existenz den
reichen Silbervorkommen in dem hinter der Stadt
thronenden 4'829m hohen Bergkegel, dem Cerro Ricco. Als
im 18. Jht. die Ausbeutung von Silber einbrach, rettete
das vorher als wertlos betrachtete Zinnerz die Stadt aus
dem wirtschaftlichen Ruin. Ueber 36, heute zum Teil
verfallene Kirchen mit schoenen Steinmetz-Arbeiten sind
Zeugen der Zeiten des Wohlstandes. Das historische
Zentrum wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt.
Aber nur wenige koloniale Bauten haben Renovationen
hinter sich und praesentieren sich in gutem Zustand. Den
Besuch des schoensten davon, der Casa Real de Moneda,
verpassen wir wegen der speziellen Oeffnungszeiten. Von
der Compañia de Jesús/Museo Mirador Torre, in welcher
die Touristeninformation mit freundlichem Personal
untergebracht ist, erhaelt man einen Ueberblick ueber die
gesamte Stadt. Mittelpunkt ist die Plaza 10 de Noviembre
mit dem alten Rathaus, dem Cabildo, und der prunkvollen
Catedral de Potosí, welche zur Zeit wegen
Renovationsarbeiten nicht betreten werden kann. In der
Confitería Santa Clara serviert man uns zum Mittagessen
noch Empanadas, legt uns aber unmittelbar danach nahe, zu
bezahlen, da man fuer Siesta schliesse. Zusaetzliche
Staerkung finden wir im "4060", wo wir im
innenarchitektisch modern gestalteten Restaurant feine
Fruchtsaefte, Submarinos oder Capuccinos uns
einverleiben. Den dicht gedraengten Mercado Central an
der Bustillos muessen wir mangels Supermercados sowieso
aufsuchen, um unsere Vorraete aufzufuellen, wobei Corinne
dessen Fleischabteilung lieber meidet.
Ein noch nie erlebtes Chaos gewaertigen wir am Abend in
den Lavenderia, als wir unsere am Vortage abgegebenen
16kg Schmutzwaesche abholen wollen. Die Kleider werden
nicht pro Kunde gewaschen, sondern mit farbigen Faeden
versehen in riesigen gemischten Ladungen in die Maschinen
gesteckt. Zur erst vereinbarten Abholzeit ist noch kein
Fetzen bereit und beim zweiten Vorsprechen ebensowenig.
Doch wir lassen uns nicht weiter vertroesten, was
bedeutet, dass wir mithelfen und aus den immensen warmen
Haufen, die den Trocknern entnommen werden, unsere
Kleidungsstuecke herauszupicken und zusammenzufalten, bis
wir nach gut einer Stunde endlich erfolgreich den
Rueckweg antreten koennen. An eins der an und fuer sich
guenstigen Taxis ist dann aber um diese Zeit nicht zu
denken, da im Feierabendverkehr alle Strassen und Gassen,
durch die wir uns mit den unzaehhligen vollen
Plastiksaecken nun ebenfalls draengen muessen, verstopft
sind.
Das Nachtessen in einem kleinen Lokal an der am Abend mit
Flanierern vollen Calle Bolivar haben wir uns alle
wahrlich verdient. |
Um 8.15h stehen wir am 25.4. vor Koala
Tours auf dem Trottoir der Ayacucho, wo unser Besuch des Cerro
Ricco seinen Anfang nimmt. In einem klapprigen Bus
verfrachtet man uns bergwaerts in obere Quartier. In
einem kleinen Hinterhof werden wir ausgeruestet:
Gummistiefel, braune Pumphose, schwarze duenne
Gummijacke, Helm und Kopflampe. Wenn nicht selbst schon
mitgebracht, kann noch im letzten Moment ein Tuch
erstehen, dass zum Schutz gegen Staub und vor allem der
giftigen Daempfe (z.B. Arsengas, Schwefeldaempfe,
Grubengas) dienen und vor die Nase gebunden werden soll.
Einige Kurven weiter oben werden wir am Mercado de los
Mineros (Calvario) kurz abgesetzt, um die traditionellen
Geschenke fuer die Mineure anzukaufen wie Getraenke (u.a.
auch den 96%-igen, trinkbaren Alkohol Quempacho), frei
erwerbbares Dynamit mit verstaerkenden Zusaetzen, Lunte
und Zuender sowie die begehrten Coca-Blaetter, die Tuete
zu Bs. 5.-.
Was bei uns eine feudale Wohnlage mit Panoramablick
waere, ist hier Arbeitsplatz fuer 15'000 Personen unter
fuer uns unvorstellbar schlechten d.h.
gesundheitsschaedlichen Bedingungen. Die Lebenserwartung
der lokalen Arbeiter betraegt je nach Arbeitsplatz ueber
oder unter Tag zwischen 40 bis 50 Jahre! Im Freien,
sicher ohne diese Aussicht zu schaetzen, arbeiten nur
gerade die Maenner der Zerkleinerungs-Anlagen des Erzes,
das einen durchschnittlichen Gehalt von 15% an Mineralien
in unterschiedlichen Anteilen von Zinn, Zink, Blei und
Silber hat. Die Maschinen, Tanks der benoetigten
Chemikalien, Zu- und Ab-Leitungen und Ausscheidebecken
funktionieren zwar, sind aber in bedenklichem Zustand.
Die internationalen Firmen treten erst nach diesen
Prozessen, da nun die Qualitaet der Rohstoffe feststeht
und der Preis danach ausgerichtet werden kann, ins
Geschaeft.
1932-35 waren nach dem Chacokrieg die Minen verstaatlicht
worden. Doch nach dem Einbruch auch auf dem Zinnmarkt
versuchte man sie ab 1986 wieder zu re-privatisieren. Um
die Arbeitsplaetze aufrecht zu erhalten, sprangen von
Bergarbeitern gegruendete Cooperativas in die Bresche.
Sie tragen das ganze Risiko des unbeeinflussbaren un-
oder profitablen Abbaus. Schon 1990 sagten amerikanische
Fachleute voraus, dass die Vorkommen des Cerro Ricco
innert 10 Jahren erschoepft sein wuerden, aber heute noch
wird in ueber 300 Minenschaechten abgebaut. Dies
geschieht ohne generelle Ko-ordination, so dass der Cerro
Ricco inzwischen durchloechert wie ein Emmentaler ist und
Stolleneinbruechen ein reelles Risiko sind. |

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Wir besuchen die "Calendaria"
Mine, in welcher ca. 300 Mann beschaeftigt werden, die in
25-30er Teams arbeiten. Innerhalb dieser Arbeitsgruppen
werden in einem festen Turnus alle 14 Tage die
verschiedenen Arbeitsstellen gewechselt. Vier Jahre lang
muss ein Anwaerter erst unter Tag gearbeitet haben, bevor
er unter Bezahlung einer Einkaufssumme von 4'000.- Bs.
ueberhaupt Mitglied der Cooperativa werden kann. Erst ab
diesem Zeitpunkt profitiert der Mineur von deren
Uebernahme der medizinischen Kosten bei Unfall und
Krankheit und vor allem vom geradzu makaberen
Rentensystem. Nicht von einer Altersrente wird
ausgegangen (die scheint ueberhaupt niemand zu erleben).
Viel wichtiger ist die Entrichtung einer Invaliden-Rente,
welche beansprucht werden kann, wenn in den alle 4 Jahre
vorgenommenen medizinischen Untersuchs eine Staublunge
(Silikose) von mindestens 51% festgestellt wird. Uns
wundert's - aber mangels Alternativen auf dem
Arbeitsmarkt und dank des fuer hier ungewoehnlich
moeglichen hohen Monatsverdienstes bis zu 2'000.- (bei
Mindestloehnen von ueblichen 400-600.- Bs.) finden sich
doch immer genuegend Arbeitskraefte. Auch Buben arbeiten,
obwohl eigentlich ungesetzlich, als "Gangos"
schon im Alter von 10-16 Jahren in diesen Minen. |
Zwar hatten wir ein Formular
unterschrieben, dass wir uns der Risiken unter Tag
waehrend der Besichtigung bewusst sind und davon Kenntnis
genommen haetten, dass die 2-3 stuendige Tour nichts fuer
Asthmatiker, Uebergewichtige oder Leute, die an
Klaustrophobie-Aengsten leiden, sei. Aber die reellen
Verhaeltnisse nach dem Einstieg in die Mine versetzen uns
allen einen rechten Schock. Gebueckt bis kriechend
bewegen wir uns (und die Bergleute jeden Tag) entlang von
Karren-Geleisen und Leitungen durch den Staub oder
Schlamm der nur wenig abgestuetzten Gaenge. Wir
besichtigen ein kleines Museum mit kleinen Altaren und
geschmueckten Figuren von Conquistadores, schwarzen
Sklaven, den Mitayos, und vom "Tio", dem Gott
des kostbaren Silbers sowie Informationstafeln, die ich
bei schlechtem Licht mangels Brille nicht entziffern
kann. Wir wechseln ueber prekaere Abstiege jeweils die
Schachtsohle. Bis aufs dritte Level hinunter bringt man
uns, wo die Luft - sowieso schon knapp und voller Staub -
nun stellenweise auch noch stinkig ist. Die Temperaturen
steigen dabei stetig bis auf 35o C.
Wir glauben uns ins Mittelalter zurueckversetzt.
Grundsaetzlich wird mit einfachsten Werkzeugen von Hand
gearbeitet, da jede Mechanisierung oder Automatisation
einen Verlust von Arbeitsplaetzen bedeutet. Im vierten
Level wird gesprengt und effektiv das Erz aus dem Berg
geschlagen. Dieses wird in Loren verladen und
anschliessend die 2-t-Ladungen von je 2 keuchenden Mann
an Seilen gezogen respektive gestossen und muehsam ins
dritte Level hinauf bugsiert. Da wird der Inhalt der
Karre auf den Boden gekippt, worauf zwei weitere Arbeiter
das Material in grosse Gummibaelge schaufeln, welche
immerhin seit zwei Jahren als praktisch einzige
Modernisierung von einer hydraulischen Winde an die
Oberflaeche gehievt werden. Durchgehalten werden diese
strengsten Arbeiten an 12 Std./Tag und 6 Tagen pro Woche
nur mit Fluessigkeitskonsum und ohne Ernaehrung
zwischendurch, aber dank dem unablaessigen Kauen und
Aussaugen von Coca-Blaettern, von denen jeder Mann eine
ganz dicke Backe hat.
Was sind wir froh, als wir - komplett geschafft von dem
nur einen Gang in den Berg - wieder Tageslicht erblicken.
29 Touristen in kleinen Gruppen mit zwei Guides,
ehemaligen Bergarbeitern, haben heute mit eigenen Augen
gesehen und erlebt, unter welch traurigen Zustaenden hier
die Einheimischen ihr Brot verdienen, und werden es
hoffentlich nicht so schnell vergessen! |
Die Verbindung von Potosí nach Sucre ist
geteert und fuehrt erst viele Kilometer lang durch eine
puna-aehnliche Hochflaeche. Nach Chiclani gelangt
man ueber einige Serpentinen fast 1'000m tiefer in ein
fruchtbares Flusstal, in dem man nach Millares den
Rio Pilcomayo ueberquert. Danach fuehrt die Route wieder
huegel-an ueber einen Pass von ueber 2'850m, um wenig
spaeter runter nach Yotala abzufallen - und dies
alles mit unserem Getriebe-Handicap. Wir benoetigen
deshalb den ganzen Nachmittag fuer die Strecke und kommen
erst am fruehen Abend nach einem erneuten Anstieg rauf in
die Stadt in Sucre an. Dank lieber Reisegenossen
wissen wir, wo man nahe dem Zentrum, durch das wir im
abendlichen Trubel recht lange benoetigen, uebernachten
kann. Im Pachamama Gasthaus oeffnet man uns nur zoegernd
das Holztor zu einen schoenen Innenhof. Der Besitzer
ueberprueft x-mal die lichten Weiten seines Tors und
vergleicht sie mit unseren Angaben. Erst als die
resolutere Besitzerin auftaucht, geht es vorwaerts. Zur
Vorsicht steht Michi waehrend der Durchfahrt hinten auf
der Stoss-Stange und vergewissert sich, ob die Hoehe auch
wirklich ausreicht. Pech, es fehlt nur 1cm und wir sehen
alle unsere Felle davonschwimmen. Wenigstens weiss man
uns und beschreibt eine andere Moeglichkeit, von der wir
ebenfalls schon von anderen Travellern gehoert hatten,
deren Standort aber auf unserem beschraenkten Stadtplan
nicht hatten ausmachen koennen. Einmal im Garten des
Austria Hotels eingerichtet - wo wir pro Person den
billigsten Zimmerpreis bezahlen muessen, weshalb Michi
und Corinne eines der Doppelzimmer beziehen (und dann
erst noch entgegen der Zusicherung kein heisses Wasser
zum Duschen haben) - fahren wir mit den Taxi nochmals
zurueck ins naechtliche Stadtzentrum zu einem feinen
Nachtessen ins Bibliocafé. |

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Das mit inbegriffene Fruehstuecks-Buffet
im Austria-Hotel ist in Anbetracht des Preises
ueberraschend reichlich. So gestaerkt bringt uns ein
klappriges Taxi ins Centro. Sucre, Kapitale nicht
nur des Departementes Chuquisaca sondern auch nominelle
Hauptstadt, liegt mit angenehmem Klima auf der Hoehe von
2'790m und hat um die 225'000 Einwohner. Die weisse
Stadt, wie sie auch genannt wird, ist ein mitt
stattlichen Gebaeuden ein grosser Kontrast zu den beiden
vorherig besuchten Orten. Um die Plaza 25 de Mayo sind
all die wichtigen Gebaeude positioniert wie die Catedral
de Sucre oder die Casa de la Libertad, in dessen Salón
de la Indepencia am 6. August 1825 die Urkunde Bolivien's
Unabhaengigkeit unterzeichnet wurde. Gut gefaellt uns das
Museo Textil Etnográfico/Arte Indigena. Es vermittelt
eine Uebersicht ueber die rund um Sucre heimischen
Staemme und zeigt eine ausfuehrlich dokumentierte
Sammlung ihrer Textilkunst und Trachten. Wir decken uns
mangels Supermarket im lokalen Mercado ein, der von
Fruechten nur so ueberquellt. Fuer's Mittagessen erstehen
wir gleichzeitig Empanadas, frittierte Yukkas und Bananen
ein, die wir in einem kleinen Park auf den aufgestellten
Baenken im sommrig warmen Wetter uns einverleiben.
Noch im Lauf des Samstag-Nachmittags brechen wir nach Tarabuco
auf. Es geht spuerbar bergauf, einmal mehr entlang einer
vergammelten Eisenbahnlinie. Die Schwierigkeiten mit dem
Verteilergetriebe zeigen sich deutlich, wenn den
Steigungen auch immer wieder Talfahrten folgen. Wir sind
froh, am spaeten Nachmittag den heute noch ruhigen Ort zu
erreichen, wo sich noch keine Anzeichen des morgigen
Wochenmarktes erkennen lassen. |

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Die auf 6.ooh angesetzte Tagewache
schieben wir am naechsten Morgen infolge der noch
herrschenden Dunkelheit um eine Stunde auf. Selbst danach
tut sich um die Plaza noch praktisch nichts, aber
immerhin treffen die ersten Busse und Transpoertler ein.
In den Gassen werden gemaehlich einfache Staende mit
blauen Plastikblachen errichtet und die Auslagen
arrangiert. Bei einem der Souvenirhaendler erwerbe ich
seinen ersten Verkauf des Tages, einen kleinen
Wandteppich, der traditionsgemaess, um das Glueck des
heutigen Tages hold zu stimmen, besonders guenstig sein
sollte.
Wir waren aufgrund der Beschreibung in einschlaegiger
Literatur auf Horden von Touristen vorbereitet, die dann
jedoch erfreulicherweise ausbleiben. Bemerkbar machen
sich die Fremden erst, als wir nach dem ausgedehnten
Bummel durch den Sonntagsmarkt uns zum Abschluss an der
Plaza mit Cocis staerken. Dafuer treffen wir auf wirklich
viele Tarabuquenos beiderlei Geschlechter mit
ihren speziellen, helmartigen Kopfbedeckungen und
handgewobenen Ponchos. Da die Herren der Schoepfung
darunter ebenso nur knielange Hosen wie die Frauen Roecke
tragen, muss man immer zweimal hinsehen, ob Mann oder
Frau vor einem steht. |
Um 11.30h nehmen wir die heutige Fahrt
auf - die ersten 40km bei noch kaltem Getriebeoel recht
flott und fast ohne Beeintraechtigung, danach mit
Schwierigkeiten wie gehabt. Wir beruehren Sucre nurmehr
am Randgebiet und kommen durch aermliche Viertel. Die
Tankstellen da sind dann auch relativ abgewrackt und
fliessend Wasser zum Fuellen des Tanks ein Fremdwort.
Kein Wunder vollzieht sich waehrend des Mittagshalts.
Durch Haarnadelkurven, auf und ab, selten mehr im
Normalantrieb, da dieser bei jeder Bodenwelle rausfaellt,
entweder aufwaerts in der Untersetzung und runter im
Freilauf im Vertrauen darauf, dass die Bremsen wenigstens
bis zur Erhitzung ihre Pflicht tun und anschliessend mit
Unterstuetzung der Handbremse, kommen wir langsamer als
sonst im Durchschnitt vorwaerts ueber Mojotores
rauf und runter auf jeweils nur noch 1'600m. Wir werden
von einer guten Betonstrasse bis kurz vor Puente Arce
ueberrascht, welche aber schwer unter Hangrutschen
leidet. Danach kennen wir nur noch Staubwolken hinter und
manchmal bei entsprechendem Wind oder Strassenkehren auch
um oder in unsern Camper. Wir uebernachten im Busch und
sehen in der Ferne Lichter glaenzen - wir stehen kurz vor
Aquiles. |
Aquiles ist groesser als erwartet
und sogar mit Locatorio ausgestattet, wo Fredy sich bei
seinen mechanischen Quellen nochmals bezueglich unseres
Problems schlau machen und anschliessend bei Iveco schon
mal die Ersatzteile bestellen kann, welche man bei
unserem Falle zur Reparatur fuer noetig befindet. Erst
als er den Anruf bezahlen will, merkt er, dass ihm sein
Portemonnaie fehlt.
Eine juengere Frau hatte bereits an unsern Camper
geklopft und mir eine von unseren Visitenkarten gezeigt.
Als ich bestaetigte, dass diese unsere sei, kam sie in
Begleitung einer aelteren Frau zurueck, die uns als
ehrliche Haut Fredy's Portemonnaie, das sie auf der
Strasse gefunden hatte, zurueckbrachte und fuer diesen
Dienst kaum unsern Finderlohn annehmen wollte.
Anschliessend setzen wir unsern Weg fort auf relativ gut
erhaltener Kopfsteinpflaster-Strasse durch eine Gegend
bestueckt mit vielen Kaktussen und oefters schoenem
Ausblick auf die unter uns liegenden Flusstaelern bis
nach Totora. Diese Verbindung geht dann noch vor
der Einmuendung in die Hauptroute bei Epizana in
Teerstrasse ueber. Nach gut 150 km auf Ruta 4 tauchen wir
bei Cochabamba in das Strassengewirr um den gut
besuchten Mercado ein und finden schliesslich ins moderne
Zentrum sprich sogar zu einem der gut dotierten
Supermarkets - eine willkommende Abwechslung von
muehelosem Einkaufen gegenueber dem Suchen und Handeln in
den kleinen Geschaeften. Wir rollen noch 10km westwaerts
aus der Stadt, da wir einen Standplatz bei einem von
einem Deutschen gefuehrten Hotel kennen. Die Casa
Campestre hat zudem den Vorteil, dass wir Frauen abends
unsere Pfannen im Kasten lassen und dafuer bequem an
einem feinen Buffet tafeln koennen. Die vier Sterne
dieser Adresse haben dann allerdings auch ihren Preis
fuer die Uebernachtung im Camper im Hof - pro Kopf Bs.
47.- exkl./62.- inkl. Fruehstueck. |

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Auf guter Teerstrasse Nr. 4 klettern wir
einmal mehr in die Hoehe. Der Iveco tut ganz recht. Fredy
hat gelernt, ihn so zu fahren, dass wir lange Distanzen
ohne Rausfallen des Normalantriebs fahren koennen und nur
ausnahmsweise auf 4R oder in besonders langen Stuecken
auf den Freilauf angewiesen sind. Ab Parotani
nehmen die Anstiege zu, wobei immer wieder die Hangseite
gewechselt wird. Nach Pongo erreichen wir die
maximale Hoehe von 4'350m und stoppen vor einer
Maut-Station. Da in diesem Ort, Confital, ist
Wochenmarkt. Die Kleidung der Frauen besteht nicht in
bunt sondern meist schwarz gewobenen, dafuer farbig
bestickten, weiten Jupes, die je nach Dekor Bs.
120.-/150.- kosten. Die Maenner tragen kurze Jaeckchen
mit denselben Stickereien und extrem fein, selbst
gestrickte und daher steife Zipfelmuetzen unter
zusaetzlichen Hueten. Huete werden von Maenner wie Frauen
getragen, sind ecru-farben mit breitem Rand und schwarzem
Band plus individuell noch mit bunten selbst gewobenen
Baendern verziert. |
Wieder tiefer, bei Belen lassen
wir uns dazu verleiten, die geteerte Abzweigung von Ruta
109 zu den Yungas einzuschlagen. Nach Puchini geht
die Asphaltstrasse in zig Kilometer von Baustelle und
schliesslich in Staubstrasse ueber. Es wird uns auf
unserer Fahrt ueber Caxata und Quime (wo
wir zur vorsicht noch 40l Diesel kaufen) bald klar, dass
wir mit dieser Wahl nicht auf eine Abkuerzung gelangt
sind. Ein stetes Winden der Strasse auf und ab in
Flusstaeler verhindert ein speditives Vorwaertskommen und
abends stehen wir zum Uebernachten erst kurz vor
Inquisivi in einer Strassenkehre neben einer kleinen
Bruecke. |

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Wir starten bereits morgens um 7.15h und
schleichen bestensfalls den Berghaengen entlang, muessen
aber immer wieder runter auf Flussebenen. Wir schaffen
es, fuer die in der Karte mit 22km veranschlagter Strecke
nach Licoma statt dessen deren 50km zu brauchen.
Was ich mangels Details als einfache Strecke uebers
Hochland interpretiert hatte, beinhaltet staendige
Bewaeltigung von Hoehenunterschieden zwischen 800-1'000m.
Am zuverlaessigsten ist noch unsere Karte im GPS, nach
der immerhin die wenigen Weggabelungen stimmen.
Mittlerweise befinden wir uns auf dem Weg via Circuata,
welches wir erst nach dem Mittagshalt passieren. Es
handelt sich um einen weiteren dieser kleinen, halb
vergessenen Orte, mit einer in guter Absicht erstellter,
jedoch laengst vernachlaessigter Plaza in der Dorfmitte,
Bewohner unterwegs mit ihren Buendeln, die sich bei
unserer Durchfahrt durch die Gassen den Hauswaenden
entlang druecken. Der zeitweise leicht nebligen
Naturstrasse ringen wir Kilometer um Kilometer ab. Wir
waehnen uns bereits viel weiter als wir in Realitaet
sind, und finden uns, als wir erleichtert in einen
groesseren Ort einfahren doch erst in Irupana. |
Dann folgt das schwierigste Wegstueck.
Letzte Nacht hatte es, das erste Mal seit wir in Bolivien
sind ueberhaupt, noch geregnet. In der Folge muessen wir
uns auf glitschigster lehmiger Strasse bewegen, auf der
wir manchmal im Stand schon rutschen. Das Staedtchen Chulumani
sehen wir schon lange vorher, doch es liegt noch zwei
Talengen entfernt. Dann passiert es beim Kreuzen mit
einem Bus kurz vor dem gelobten Ort. Fredy kann nicht
verhindern, dass der Iveco in den seitlichen Wassergraben
rutscht. Haben wir uns vorher immer noch wieder zurueck
auf die Fahrbahn retten koennen, sitzen wir diesmal fest.
Ein entgegenkommender Truck hat kein Musikgehoer, uns -
auch nicht mit bereits ausgelegtem Abschleppseil-
rauszuziehen. Fredy muss notgedrungen unter den Camper
kriechen, da die hintere Differenzial-Sperre nicht
einrastet und erst dieses Problem in Dreck und Naesse
beheben. Zum Glueck ist das Seitenbord weich und mit viel
Gruenzeug bewachsen. Da kann Fredy Versuche wagen und
bringt es schliesslich nach mehreren Anlaeufen vor- und
rueckwaerts durch den matschigen Graben fertig, den
Camper sozusagen mit dem letzten Zwick aufs Fahrtrassee
zurueckzuretten. Es ist dadurch bereits Abend und
daemmerig geworden. Also benutzen wir nur wenig spaeter
die willkommene Moeglichkeit, uns auf eine ebene und erst
noch betonnierte Flaeche fuer die Nacht auszustellen. |

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Nochmals fruehe Tagwache am 1. Mai.
Erneut sind wir um 7.15h bereits auf der Piste. Von Chulumani
geht es runter auf 1100m und nach der Flussueberquerung
in Villa Puente an der entgegengesetzten Talseite
wieder steil rauf. Ich ziehe es vor, auf der dem Abgrund
abgewandten Seite des Autos zu sitzen, so eng und nur mit
wenigen Ausweichs-Moeglichkeiten bestueckt ist unser Weg.
Immer noch koennen wir uns nicht auf die Strassenkarte
verlassen. Bis nach Coroíco, durch das wir einen
kurzen Bummel machen, benoetigen wir wieder einiges an
Kilometern mehr. Dort staerken wir uns mit feinen
Fruchtsaeften und den Iveco mit Diesel, bevor wir auf der
Kopfsteinstrasse runter nach Yoloso rattern. |

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Wovor sich Corinne leicht gefuerchtet
hatte, erweist sich in der Folge als gar nicht so
schlimm: Einst galt die Yungas-Route von La Paz
nach Coroíco als gefaehrlichste Strecke der Welt und
wird immer noch Todesstrasse genannt. Heute rollt
der allgemeine und vor allem der Lastwagen-Verkehr ueber
eine neue geteerte Strasse auf der anderen Bergseite. Nur
noch wenige Vehikel waehlen die alte Naturstrasse, wo
Bergwaerts-Fahrende Vortritt haben, aber entgegen den uns
vertrauten Regeln nach links an die Bergseite ausweichen
(was wir bei unserer Planung mitberuecksichtigt haben),
waehrend die Talwaertsfahrenden dem Abgrund entlang
zirkeln muessen. Spektakulaer ist vor allem der unterste
Abschnitt, wo Wasser, manchmals ganze Wasserfaelle, ueber
die fast senkrecht abfallenden Felsen entweder direkt in
den Abgrund oder aber auf die Strasse herunterfaellt.
Dichter, tropisch gruener Bewuchs und am Morgen
haengender Nebel vermitteln eine fast mystische
Atmosphaere und kaschieren verdankenswerterweise die
rechts von uns liegenden Schluende.
Eine Gefahr stellen nicht mehr die LKW's sondern die in
unbeherrschtem Fahrstil talwaerts rasenden unzaehligen
Radfahrer der vielen Tour-Operators dar. Ganze Horden,
mit je einem meist ueberforderten Guide vorne und hinten
sind unterwegs, gefolgt von einem
"Besen"-Wagen. Wir haben noch nicht 1/3 der von
den Bikern befahrenen Etappe hinter uns, als wir in eine
Kollision verwickelt werden, weil nach einer Kurve ein
ueberraschter Pedaler instinktiv nach rechts statt wie
hier gehandhabt nach links ausweicht, unsere Seite
streift und im Strassengraben entlang der Felswand landet
- gluecklicherweise ohne Verletzung. |
Nach dem Mittagshalt bewegen wir uns
ueber die gute Teerstrasse Ruta 3 noch
"schnell" ueber den Abra La Cumbre mit
4'725m und stuerzen uns schliesslich rein ins
unuebersichtliche Strassennetz der groessten und
wichtigsten Stadt Bolivien's, La Paz. Im
Regierungssitz wohnen ca. 1,1 Mio. Einwohner in
Quartieren verschiedenster Hoehenlagen. Wir fahren am
Zentrum auf um die 3'600m vorbei und muessen eine riesige
Schleife auf der Umfahrungsstrasse machen, um El Alto auf
4'100m zu erreichen. Der internationale Flughafen da oben
liegt am spaeten Nachmittag mit geschlossenen Schaltern
wie ausgestorben da. Ein schlaue Seele kann uns immerhin
eine 800er-Kundennummer von LAN angeben, damit wir die
baldigen Rueckfluege fuer Michi und Corinne bestaetigen
koennen. |

|
Danach geraten wir in dichten abendlichen
Verkehr. Dutzende wenn nicht Hunderte von Micro-Busen
huepfen wie Floehe herum und laden an der rechten Seite
ohne eigentliche Haltstellen staendig aufgrund der
entsprechenden Handzeichen weitere Fahrgaeste auf, bis
sie vor Leuten und Gepaeck auf dem Dach fast platzen.
Obwohl grosszuegig breit und gar mit getrennten
Fahrspuren versehen, ist die Ausfahrtsstrasse fast
vollstaendig verstopft, die Luft blau und stinkend vor
Abgasen. Unzaehlige Schwellen (sinnigerweise
"Rompe-Muelle" gleich Federnbrecher genannt)
und Lichtsignale tun ein Uebriges, den Verkehrsfluss zu
hemmen. Unsere Plaene gehen deshalb nicht auf. Nachdem
uns ausserhalb der Vororte im schwindenen Tageslicht und
einsetzender Dunkelheit die Fahrzeuge ohne Licht und auf
unserer Spur am Ueberholen entgegenkommen, schlagen wir
uns bei Buesche zum Uebernachten. Morgens Patamante
parallel zur Strasse in die niederen um 02.ooh werden wir
aufgestoert und geweckt, da uns die Scheinwerfer eines
Vehikels anstrahlen. Ohne sie verstehen zu koennen hoeren
wir Bruchstuecke von Worten und Unterhaltungen, bis
schliesslich ans Auto geklopft wird. Eine Gruppe von
Einwohnern eines nicht weit entfernten Dorfes steht vor
dem Camper und bittet um Auskunft, was wir hier suchen.
Ihnen ist unser Iveco als verdaechtiges Fahrzeug im
Abseits gemeldet worden, aber nachdem sie sich von
unserer Harmlosigkeit ueberzeugt haben, verabschiedenen
sie sich unter guten Wuenschen wieder. |

|
Puerto Pérez am untern Teil des
Titicaca-Sees, an der Laguna Wiñaymarca, ist
unser Ziel. Aber kein einziges geeignetes Boot zeigt sich
da am Landesteg. Doch wir koennen im Hotel Las Balsas ein
Ausflugsschiffchen chartern, dass uns vier in gut
einstuendiger Fahrt zur Isla Suriqui bringt. Ihr
Ruhm begruendet sich darin, dass die Bootsbauer der
bekannten Ra II, mit welcher Thor Heyerdahl ueber den
Pazifik nach Tahiti segelte, von hier stammten. Im
kleinen Museum, das extra fuer uns geoeffnet wird, zeigt
man uns dann eine verkleinerte Nachbildung. |
Danach spielt der Bootsfuehrer
Reisefuehrer und marschiert mit uns durch den einfachen,
kleinen Ort. Aber auch die vorbeimarschierende, mehr laut
als schoen spielende Blasmusik haette uns den Weg zur
Kirche hinauf gezeigt. Auf dem gemauerten Platz davor
wird Halt gemacht und getanzt, in der Hauptsache Maenner,
die dabei kleine Modelle von Autos, Haeusern oder andern
erstrebenswerten Sachen umgehaengt haben. Morgen ist
Fiesta de la Cruz oder Fest des Kreuzes, das vor allem in
laendlichen Gegenden gefeiert wird. Hier hat man zur
Vorsicht bereits heute damit begonnen, wie auch eine
Gruppe schon leicht beschwipster Musikanten, die
farbenfroh kostuemiert nach unserer Rueckkehr vor der
Kirche in Puerto Pérez aufspielen. |

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Den Weg zurueck nach El Alto
kennen wir, obwohl er bei Tageslicht ganz anders
erscheint. Wir verfranseln uns erst noch in den Gassen
dieser Oberstadt, geraten unfreiwillig ins Gewuehl des
Markts, bevor wir auf die Autopista runter ins Zentrum
und nach einigen weiteren Wirren raus nach Mallasa
zum Hotel Oberland finden, wo wir im geschlossenen Hof zu
fuenft stehen. Kaum da installiert, besteigen wir ein
Taxi, das uns zur abendlich belebten Avenida 16 de Juli
von La Paz, auch Prado genannt, bringt. Auf den
Gehsteigen entlang dieser Shopping Strasse herrscht viel
Betrieb und selbst in den parkaehnlichen Mittelstreifen
wird trotz schlechter Luft flaniert. Mit etwas Muehe
gelingt es uns, ein etwas gediegeneres Restaurant zum
gemuetlich Sitzen zu finden, wo welchem aus wir vom 1.
Stock aus auf den Trubel hinunterblicken koennen. |
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Letzter ganzer Tag in Bolivien respektive
in La Paz fuer Michi und Corinne. Mit den
Fotoapparaten bewaffnet machen wir die Stadt auf den in
den Reisefuehrern empfohlenen Pfaden unsicher. Eigentlich
bin ich eher enttaeuscht, denn nur wenige Gebaeude sind
in wirklich gutem und/oder renoviertem Zustand. Wir
fangen bei der Plaza Pedro Domingo Murillo mit der eher
unscheinbaren Catedral, dem Palacio de Gobierno
(Praesidenten-Palast) mit der Ehrengarte und dem
Congresso Nacional (Parlamentsgebaeude) an. Durch
verschiedene belebte Einkaufststrassen stadt-aufwaerts
kommen wir am Teatro Municipal vorbei und erreicen
schliesslich die von mir aus schoenste Gasse der Stadt,
die Calle Jaén. Gut erhaltenes, gemustertes
Kopfsteinplaster und zu beiden Seiten einheitliche, aus
dem 18. Jht. stammende Fassaden begeistern neben uns
viele andere Besucher, die am oberen Ende den Bussen der
gefuehrten Stadtbesichtigung entsteigen. |

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Nach feinen Milchshakes und Capuccinos in
einem modernen Bistro finden wir unsern Weg zur Plaza San
Francisco mit der gleichnamigen barocken Basilica. Die
indigenen Steinmetze haben eine reich verzierte Fassade
mit Voegeln, Blumen und Fruechten geschaffen. Dafuer ist
der viereckige Glockenturm ganz schmucklos. Ringsum
herrscht auf den Plaetzen und in den Gassen ein
geschaeftiges Treiben an Hunderten, wegen des Umbaus des
Mercado's Lanza teilweise provisorischen
Verkaufsstaenden. In der Calle Sagámaga warten fast
ausschliesslich die Souvenirhaendler auf Kundschaft.
Unweit davon liegt in und um die Calle Linares der
Mercado de Hechicería (Zaubermarkt). Das Angebot da
bewegt sich von Zauber- oder Liebestraenken in allen
Farben, kleinen Rauchopfern in Schachteln, Federn,
Steinen, Gewuerzen, Kraeutern und Nuessen bis zu
ausgetrockneten Lamafoeten, die beim Hausbau als
Gluecksbringer eingemauert werden. Interessenten und
Kaeufer werden von den in der Mehrheit alten Frauen mit
ihren von Wind und Sonne gegerbten Gesichtern
ausfuehrlich beraten. Den Rundgang schliessen wir mit
einem Besuch des kleinen, aber informativen Museo de la
Coca ab.
Zurueck im Camper heisst es fuer unsere beiden Besucher,
ihre Habseligkeiten aus allen Kaestchen und Schraenken zu
sammeln und in Reisetaschen und Handgepaeck zu verstauen.
Die verschiedenen Fotodateien auf Speicherkarten und auf
dem Laptop werden kopiert und fuer die spaetere
Bearbeitung gesichert. Dann haben wir Zeit, gemuetlich im
Restaurant des Oberland zum Nachtessen einzukehren, bevor
wir fuer eine letzte Nacht zu viert die Betten
einrichten. |
Am Sonntag-Morgen, 4. Mai, verlassen wir
um 10.ooh mit Sack und Pack im vorbestellten Taxi das
Oberland. Bei noch nur maessigen Andrang ist das
Einchecken am Flughafen relativ rasch erledigt und das
Gepaeck bis direkt nach Zuerich aufgegeben worden. Wir
setzen uns zu einem letzten Imbiss zusammen bis es Zeit
wird fuer den Abschied von Michi und Corinne. Sie haben
in den vergangenen drei Wochen, die wie im Fluge
vergangen sind, unsere Art des Reisens kennengelernt, die
sich von ihrer bisherigen Art, Ferien zu machen,
grundlegend unterscheidet und ihnen deshalb auch andere
Erlebnisse und Erfahrungen vermittelt hat. Nicht immer
verlief alles so glatt wie geplant, aber
gluecklicherweise immer fand sich wieder ein (Aus-)Weg.
Wir kehren auf direktem Wege mit demselben Taxi, dessen
Fahrer es vorzog, fast drei Stunden auf uns zu warten und
so eine sichere Fuhre zu haben, nach Mallasa zurueck. Der
Camper, nun nurmehr von zwei Personen belegt, erscheint
uns geradezu riesig gross. Was eigentlich nur eine
einfacher Imbiss vom Selbstbedienungs-Salatbuffet
gedacht, endet schliesslich als komplette Mahlzeit samt
grilliertem Lomo. Danach lagern wir die Beine im Iveco
hoch und verbringen den Rest des Tages mit Lesen und
Ausspannen. |
Heute Montag muss organisiert werden. Wir
fahren ein letztes Mal fuer die kommenden Tage mit dem
Camper stadtwaerts. Wir sprechen beim Schweizer
Mechaniker Ernesto in seiner blitzsauberen Werkstatt in
Sopocachi vor, der Fredy gestattet, in seinem Betrieb
selbst am Verteiler-Getriebe zu arbeiten, ihm aber falls
noetig mit Rat zur Seite stehen wird. Er weist uns den
Weg in eine Seitenstrasse zu einer Firma, die wir ohne
ihn nie gefunden haetten, wo am Laufmeter Autos gewaschen
werden. Man hat zwar nicht ueberaus Freude, unser grosses
Vehikel entschmutzen und ohne Rampe auch noch die
Unterseite abspritzen zu muessen. Am gleichen Ort koennen
wir auch gleich unseren Wassertank fuellen, waehrend fuer
die Aufstockung der Frischwaren wir nach Calacoto zum
Ketal-Supermarket fahren. Bei unserer Rueckkehr nach
Mallasa koennen wir im DHL-Internet-Tracking verifizieren
und mit Freude feststellen, dass um 15.11h das fuer uns
bestimmte Paket von DHL bei Iveco abgeholt wurde.
Fredy baut das Verteilergetriebe am naechsten Morgen ab.
Mit den von Iveco in Hendschikon erhaltenen
Explosions-Zeichnungen und den Angaben, welche
Ersatzteile fuer noetig befunden wurden, faehrt er erneut
zum Mechaniker. Eine abgenutzte Schaltgabel, wovon eine
neue sich gluecklicherweise unter den uns an uns
abgeschickten Teilen befindet, stellt sich als Ursache
unseres Problems heraus. Eine zudem ausgeschlagene Buchse
kann Fredy drehen lassen.
Auch am Mittwoch widmet sich Fredy unserer fahrbaren
Base. Er macht sich auf und findet im Sopocachi-Quartier
einen modern ausgeruesteten Betrieb, wo er das rinnende
Heisswasser-Element von einem Fachmann schweissen lassen
kann. Ich verdopple derweil meine Bemuehungen, das
Tagebuch mit Eintraegen ueber die vergangenen drei Wochen
zu vervollstaendigen. |

|
Am Donnerstag-Morgen haben wir
Hochstimmung. Um 10.23h ist unser Ersatzteil-Paket in
Rekordzeit in der DHL-Niederlassung in La Paz angekommen.
Die telefonischnen Abklaerungen, die wir an verschiedenen
Fronten starten, vertiefen jedoch bald unsere
Befuerchtungen und die Erkenntnis, dass der Weg von
Europa nach Suedamerika verhaeltnismaessig einfach war.
Ein voraussichtlich weitaus groesserer Zeitaufwand wird
erforderlich sein, all die Probleme um die Ausloesung
dieser Lieferung aus dem Zoll zu loesen. Als um 16.ooh
die Schweizer Botschaft, wohin das Paket gerichtet worden
war, ihre Bueros schliesst, hat man sich bei den
Behoerden noch nicht dazu durchringen und festlegen
koennen, ob man die Sendung ohne grosses Prozedere
durchlassen oder auf einer Deklaration und offiziellen
Verzollung bestehen koenne. |

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Freitag und somit unsere letzte Chance,
das Paket noch diese Woche aus dem Zoll zu kriegen. Wir
lassen uns mit dem Taxi zur Schweizer Botschaft
kutschieren und stehen schon um 8.45h dort im 4. Stock am
Schalter. Sofort werden die Telefone in unserem Interesse
in Gang gesetzt mit dem Resultat, dass ein ihnen
bekannter Spediteur sich der Sache annehmen wird . Wir
lesen derweil, da die aktuellsten Zeitungen 2 Monate alt
sind, die verschiedenen Schweizer Illustrierten in
Deutsch und Franzoesisch. Um 11.ooh erfahren wir, dass
die Kosten fuer Zoll, Umsatzsteuer und die Bemuehungen
des Agenten fast Bs. 4'500.- betragen. Wir wollen schon
das Portemonnaie zuecken, als erneut ein Palaver am
Telefon losgeht. Inzwischen ist es gerade 12.ooh
geworden, und uns wird eroeffnet, dass nun leider der
Zoll bereits fuers Wochenende geschlossen sei. Uns
"deckt" es fast zu. Fredy aeussert sich nicht
allzu nett ueber die Zustaende in Drittwelt-Laendern,
waehrend ich an den Botschafts-Beamten appelliere, ob es
nicht noch einen anderen Weg zur Freigabe gebe, umsomehr,
als am Montag = Pfingstmontag diese Bueros auch
geschlossen bleiben. Und oh Wunder, es gibt eine Loesung,
die nebenbei erst noch nur die Haelfte an Kosten
verursacht. Ploetzlich ist es moeglich, dass das Paket
doch noch heute aus dem Zoll und via DHL-El Alto in die
Obrajes-Filiale transferiert wird, wo wir es um 19.ooh
abholen koennten. Waehrend ich mich schon mal freue, ist
Fredy mehr als pessimistisch. Deshalb dislozieren wir zur
DHL und pruefen nach, ob in dieser Firma auch wirklich
abends solange gearbeitet wird. Die Schalterbeamtin
erkundigt sich auf unsere Bitte hin telefonisch ebenfalls
nach unserer Sendung und bestaetigt den uns schon
mitgeteilten Ablauf.
Also holen wir bei Ernesto Hug das von Fredy zerlegte und
von seinen Arbeitern gereinigte Verteilergetriebe, da am
Samstag bei ihm nicht gearbeitet wird. Nach einem Imbiss
bei den Esskiosken bei La Florida kehren wir zum
Campplatz in Mallasa zurueck. Da kann ich gerade mal ein
paar Abschnitte Tagebuch schreiben, bevor wir wieder
ausruecken muessen. Aber der Trip hat ein gefreutes
Resultat: DHL-Sendung Nr. 454 7058 574 erreicht
schliesslich ihren Empfaenger. |
Zur Feier dieses Ergebnis tafeln wir
gemeinsam mit Norbert und Ursula aus Friedrichshafen, die
uns fuer die kommenden beiden Tage Gesellschaft im
Oberland leisten werden, im Oberland. Die abendliche
Staerkung zeigt ihre Wirkung noch am folgenden Morgen.
Muehelos setzt Fredy das Verteilergetriebe mit den
Ersatzteilen und neuen Dichtungen zusammen. Unser Camper
ist ab heute Samstag-Nachmittag, 10. Mai, nach knapp
einer Woche wieder mobil! |
Begleichen unserer Schlemmereien und
Abrechnung ueber den Standplatz im Oberland von Mallasa.
Abschied von Heisnos und den Frenchies und dann sind wir
wieder unterwegs. In Calacota beehren wir diesmal den
grossen Hipermarket von Ketal an der Ballivan mit unseren
Einkaeufen, schaffen es schliesslich auf die Costanera
und finden auf Anhieb die moderne Tankstelle in der Naehe
der James Freire, die auch einen Wasserhahn mit
Trinkwasser zum Wassertank-Auffuellen anbietet. Dann
kaempfen wir uns huegelan mit einem schoenen Rueckblick
auf das ueber die Haenge verteilte La Paz, muessen
uns ein paar Mal unserern Weg rauf nach El Alto erfragen,
landen aber schliesslich oben auf der Krete. Auf bereits
bekannter Route Nr. 2 fahren wir nordwestlich aus der
Stadt durch eine Unmasse der kleinen Colectivos, die hier
am Stadtrand ihre Kundschaft auf- und abladen. Ab Huarina
fahren wir direkt dem Titicaca-See entlang, der uns
diesmal ein ganz anderes Gesicht zeigt. Der Himmel ist
stark bewoelkt. In einiger Ferne gehen Regenschauer
wieder, doch wir erhalten nur einige wenige Tropfen. Der
See praesentiert sich als eine tuerkis- bis
petrol-farbene Flaeche. Die gelblichen Schilfbueschel am
Ufer und die hellen Kornfelder sind ein starker Kontrast
dazu. Wir durchfahren Huatajata, wo Ausflugsboote
sowie ein paar der Totoro-Schilfboote am Strand duempeln.
In einem der Orte wird ein lokales Fest gefeiert. Links
und rechts der Plaza spielen in Konkurrenz zwei
Blasmusiken auf und festlich gekleidete Indios drehen
sich mehr oder weniger im Takt dazu. Es ist mittlerweile
spaeter Nachmittag, deshalb zeigen sich bei den meisten,
Taenzern oder Zuschauern/innen die Auswirkung von
allzuviel Bier. |

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Von der Landspitze von San Pabloe de
Tiquina aus muessen wir mit einer der an die 90
einfachsten Faehre ueber die gut 1km breite Verbindung
zwischen der suedlicheren Laguna Wiñaymarca nach San
Pedro de Tiquina uebersetzen. Danach steigt die
Strasse von Seehoehe von 3'850 auf gut 4'200m an und
faellt dann ueber ein kurvenreiches Stueck nach Copacabana
ab. Es ist schon dunkel, als wir durch die Einfahrt des
Hotel Gloria fahren und fuer 30.- Bs. In dessen Hof
parkieren. |
Nach einer Legende war auf der Isla
del Sol der Geburtsort des hellhaeutigen
Schoepfergottes Wiracocha, des ersten Inca namens Manco
Capac sowie dessen Frau. Dadurch wurde fuer die Quechua
wie auch fuer die Aymara nicht nur die Sonneninsel
sondern auch der Lago de Titicaca heilig. Die 20km
entfernte Insel selbst mit den vielen terrassierten
Haengen sowie der noch vorhandenen Inca-Ruinen sollte man
besucht haben, doch keiner von uns Beiden hatte so
richtig "Bock" auf eine Bootsfahrt von 2x2
Std., um auf diese Isla Sagrada zu gelangen. Dass am
Montag-Morgen schlechtes Wetter herrscht mit leichtem
Regen und kleinsten Schneeflocken bei nur 6o
C, loest das Dilemma elegant.
Dafuer widmen wir uns Copacabana. 3'000 Einwohner
verzeichnet der Ort, welcher praktisch ausschliesslich
vom Tourismus lebt. Die Einheimischen decken sich im
Mercado und in den Staenden der umliegenden Gassen ein.
Fuer die Touristen sind die vielen Souvenir-Geschaefte
und fliegenden Haendler, die Touren-Verkaufsstellen,
unzaehlige Restaurants, Alojamentos und Hotels gedacht.
Und obwohl der Ort von Unterkunfts-Moeglichkeiten nur so
strotzt, wird immer noch weiter ausgebaut und
aufgestockt.
An der Hauptplaza 2 de Febraio liegt die schoene Basilica
Virgen de la Candelaria (Maria Lichtmess). Aerchologen
vermuten, dass sie, deren Bau schon 1605 begann, aber
erst 1820 endete, auf den Resten eines praekolumbischen
Ruinen steht. Die Augustiner nutzten geschickt den
"Ruf" von Cocacabana, und aus der einstigen
Kultstaette der Colla oder Aymara entwickelte sich ein
heute wichtiger Wallfahrtsort. (Der beruehmte
gleichnamige Strand von Rio de Janeira verdankt uebrigens
seinen Namen dem Umstand, dass dort eben zu Ehren dieser
Stadt eine Kapelle errichtet wurde.) 1925 wurde das
Bildnis der wundertaetigen Schwarzen Madonna vom Vatikan
heiliggesprochen. |

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Ihrer Gunst wollen sich Chauffeure und
ihre Angehoerigen versichern, die sich jeweils mit
herausgeputzten und blumengeschmuecken Autos morgens um
10.3oh vor der Basilica aufreihen. Ein Franziskaner-Pater
in schwarzer Kutte (und New-York-Kaeppi) mit einem
weissen (Putz-?)Eimer am Arm tritt auf, schwingt einen
Wedel und segnet die Fahrzeuge rundherum, aussen und
innen. Bluetenblaetter werden ueber die Vehikel gestreut,
die Karrosse je nach Portemonnaie mit Sekt oder Bier
bespritzt, Schwaermer oder Boeller krachen gelassen und
das ganze in Form eines Gruppenbildes aller Beteiligten
fotographisch dokumentiert. |
Nur 8 km entfernt liegt der Grenzort Kasani.
Die bolivianische Immigration und der Zoll haben unsere
heutige Ausreise vom 11. Mai 2008 rasch besiegelt.
Lediglich der Beamte der Policia meint, dass ihm fuer
seinen Eintrag in ein grosses schwarzes Buch eine
Entschaedigung zustehe. Bedauerlicherweise kann er keine
Quittung fuer unsere "organizácion" (dabei
verweisen wir immer auf unser Schweizer Wappen am Wagen,
dass auch diesmal wieder einmal hilfreich, ohne dass wir
es aussprechen, als Rotes Kreuz interpretiert wird)
ausstellen, weshalb wir leider, leider von einem Beitrag
absehen muessen.
Die Grenzbarriere hebt sich fuer uns. Wir rollen nach
2'600km Fahrt in Bolivien nach diesem praktisch einzigen
unerfreulichen Zwischenfall aus einem Land
vielfaeltigster Landschaften, relativ duenn mit ueberaus
liebenswuerdigen Einwohnern besiedelt. |
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Weitere Fotos: siehe
Galerie / Bolivien I - Nr. 2642-3329
Galerie / Bolivien II - Nr. 3340-3716 |