11. Maerz - 6. April 2007 - Sydney/AUS

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Mindestens 40'000 Aboriginal Einwohner lebten in dieser Area, als 1770 Kapitaen James Cook an diesem Ort auf der Fahrt zu seinem Ziel, der Botany Bay, vorbeisegelte. Die Stadt Sydney wurde am 26. Januar 1788 gegruendet, als elf Schiffe der First Fleet von England mit 1'400 Personen - Straeflinge, Soldaten und eine Handvoll anderer Immigranten an Bord in Sydney Cove anlegten, um hier eine Kolonnie einzurichten. Aus dieser Zeit stammt auch der aelteste Stadtteil "The Rocks", so genannt wegen seiner felsigen Kueste, an der die ersten Zelte aufgeschlagen wurden. Ab 1793 folgten die ersten freien Settler, aber in die Hoehe schossen die Einwohnerzahlen erst, als 1851 in New South Wales Gold entdeckt wurde und erreichten 1925 erstmals eine Million.
Drei markante Landmale verbindet man automatisch mit dieser Stadt an der Muendung des Parramatta Rivers, die nur zu gerne auch Hauptstadt Australien geworden, aber von Canberra geschlagen wurde:
  • Die 1932 eingeweihte Harbour Bridge aus Stahl mit ihren vier maechtigen Pylons aus Granit, in deren suedoestlichen ein kleines Museum mit Informationen und Bildern aus der 7-jaehrigen Bauzeit untergebracht ist: Von seiner Plattform aus ueberblickt man ein 360o Panorama von Sydney Harbour und Umgebung.
    Anlaesslich des 75. Jahrestags sind wir ja bereits in der Stadt, erfahren aber aus dem Radio, dass die Registrierung fuer den Jubilaeums Bridge Walk bereits die moeglichen 200'000 erreicht habe und daher geschlossen wurde. Die vielen Leute in den fuer den Durchgangsverkehr geschlossenen Strassen Richtung Bruecke bringen uns aber am Sonntag, 18. Maerz, auf den Gedanken, entgegen den vorherigen Entschluss, uns von dieser Massenveranstaltung fernzuhalten, uns die Sache doch mal naeher anzusehen. Also marschieren wir mit unter den Hunderten und Tausenden, die groesstenteils der North Sydney Bahnstation entstroemen und rechnen damit, dass wir nur bis zur Kontrollstelle vordringen koennen, die dann aber gar nicht exisitert. Wir passieren die Reihen unzaehliger, absolut "letzter Toiletten" auf dem Nordufer und fassen wie alle Anderen auch jeder eine giftgruene Daechlikappe. Getreu der Aufforderungen "move on" aus den vielen Lautsprechern bewegen wir uns schliesslich an den riesigen viereckigen Tuermen aus Steinquadern vorbei auf die eigentliche Stahlbruecke. Die Atmosphaere ist sehr entspannt, musikalisch beschallt und ohne jegliches Gedraenge. Alles gutgelaunte Leute, die Mehrheit wie wir mit Fotoapparaten ausgeruestet, um den historischen Moment festzuhalten, spazieren locker dem Suedufer zu. Auf Hoehe von "The Rocks" loesen sich die Massen dann allmaehlich auf. Typisch australisch werden auf den Wiesen des Observatory Parks die Picnicks ausgepackt und mit derselben Feierlichkeit, mit der sich die Leute vorher den Marsch absovliert haben, widmen sie sich nun den mitgebrachten grillierten Pouletschenkel und Sandwiches.

  • Sydney Opera House: Diese Bezeichnung umfasst den ganzen traumhaft am Wasser gelegenen Komplex, der aus dem eigentlichen Opera Theater, der Concert Hall sowie drei kleinen Playhouses, einer Exhibition Hall und verschiedenen Nebenraeumen und Restaurants fuer gesellschaftliche Funktionen besteht. Der Entwurf dieser markanten und inzwischen weltberuemten Baute, der aus einem internationalen Wettbewerb siegreich hervorgegangen war, sollte nach Meinung des daenischen Architekten Jorn Uzon fuer £ 3,5 Mio. verwirklicht werden. Die Realisierung allerdings erforderte unerwartete Kosten von insgesamt ueber 100 Mio. und erforderte eine 14-jaehrigen Bauzeit, nach welcher Koenigign Elisabeth II 1973 das Sydney Opera House offiziell eroeffnete.

Wir buchen eine einstuendige gefuehrte Besichtigungs-Tour, da es wegen der bevorstehenden Saisoneroeffnung am 5. April unmoeglich ist, noch Billette fuer Auffuehrungen zu ergattern. Ausgerechnet aber an diesem Tag wird eine Auffuehrung im Opernhaus unprogrammmaessig verschoben und wir duerfen den Gebaeudeteil, der uns am meisten interessiert, nicht mal betreten sondern nur von aussen umrunden. Fredy protestiert wuetend beim Info-Center, wird aber nur mit einem in einer Nische versteckten Hinweisschild, dass eben dies durchaus passieren koenne, abgespiesen.
  • Sydney Olympic Park: Mit der Faehre fahren wir den Parramatta River hinauf bis zur Sydney Olympic Park Ferry Wharf. Der Busdriver scheint von der Bennenlong Road Haltestelle zum eigentlichen 640 ha umfassenden Olympic Park, Staette der "Best Games Ever" aus dem Jahre 2000, einen neuen Streckenrekord aufstellen zu wollen. Die meisten Stadien sind heutzutage nur gerade bei Anlaessen offen und die einst umfassende Besichtungstour wurde zu Gunsten einer Fahrradvermietung mitmoeglicher Audio-Tourinfo eingestellt. Ein Teil des Gelaendes um den Sydney Showground herum ist zudem abgesperrt fuer die Vorbereitung Sydney Royal Easter Show mit grossem Vergnuegungspark und allerhand Veranstaltungen.
    In einem halbstuendigen gefuehrten Rundgang besichtigen wir das Telstra Stadium, in welchem die Eroeffnungs- und Schlusszeremonien der olympischen Spiele stattfanden. Einmal ueber 100'000 Leute fassend, wurde es nach den olympischen Spielen auf ein Fassungsvermoegen von 80'000 Personen zurueckgebaut, imponiert aber immer noch mit seinen vielstufigen Tribuenen voller blauer und tuerkisfarbener Sitzreihen. Zwei grosse Sektionen der Laengsseite koennen bei Fussball- oder Rugby-Matches sogar naeher ans Spielfeld verschoben werden und ueber zwei zusaetzliche riesige Video-Bildschirme, jeder mit einem Gewicht von 36 t, kann der Spielverlauf noch besser mitverfolgt werden. In unterirdischen Tanks werden bis zu 3 Mio. Liter Regenwasser gespeichert, die zur Bewaesserung des Rasens dienen.
    Das Aquatic Center ist sieben Tage in der Woche geoeffnet. Waehrend ein Teil mit mit Wasserrutschen, Sprudel-Pools, Flussbad und wasserspeienden Plausch-Fontaenen ausgestattet ist, wird der andere mit Wettkampf und Trainingsbecken fuer Schwimm-Wettbewerbe abgetrennt. Erst von der Stattlichkeit der Anlagen beim Betreten beeindruckt, finden wir beim naeherem Hinsehen viele Zeichen, dass der Zahn der Zeit oder besser gesagt die stark chlorhaltige Luft in der Halle an den Bautelementen nagt. Die meisten Bauteile zeigen starke Abnutzungs- und ueberall Korrosions-Spuren - Hallenbad Uster laesst gruessen. Eine eigens angelegte Bahnstation Station verbindet dieses Gelaende via Lidcombe mit der Central Railway Station Sydney.
Sich im oeffentlichen Verkehr zu bewegen faellt leicht. Man hat die Wahl zwischen den Inner Harbour Faehren (die fast alle Buchten und am Wasser gelegenen Suburbs anfahren, so dass man sich eine eigentliche Cruise sparen kann), Bussen und Zuegen, sowohl in der Innenstadt wie auch als Verbindung in die vielen Vororte. Mit einem guenstigen Red Pass kann man fuer AUD 33.- pro Kopf eine Woche lang unbeschraenkt fahren. Zusaetzlich verkehren ein Light Rail (Tram) sowie ein Monorail in den Touristengefilden von Darling Harbour. Da bewegen sich denn auch die internationalen Besucher, uebernachten in den das Hafenbecken saeumenden Hotels, staerken sich in den vielen Restaurants an der Cockle Bay, kaempfen sich durch die vielen Boutiques und Einkaufszentren oder lassen ihr Geld im Casino liegen.

Im Sydney Aquarium sollen ueber 11'500 Meeresbewohner wohnen und zeigt uns vor allem endlich einmal den in Freiheit nie angetroffen, nur in Australien heimischen Playtypus. In Plexiglasroehren durch die schwimmenden Tanks spazieren wir trockenen Fusses durch die Unterwasserwelt zwischen Haien, Mantelrochen und Wasserschildkroeten hindurch. Als ob wir nicht genug Fisch gehabt haetten, kreuzen wir zum Abschluss dieses Tages noch im Blue Fish Café auf und degoustieren einen feinen Lobster Mornay zum Nachtessen.
Morgens und abends ergiesst sich ein Strom von Pendlern in die Innenstadt, wo die meisten Geschaefte nur ab 9.ooh bis 17.ooh geoeffnet sind. Der Standard des Services in Restaurants, Banken und Verkaufsstellen haengt immer von der jeweiligen Person ab. Vielfach ist man generell misstrauisch, dass das Auftauchen von Kundschaft in Arbeit ausarten koennte, und man muss durchaus in Kauf nehmen, dass einem ins Gesicht gegaehnt wird. Im Gegensatz dazu koennen wir uns bei naechsten Kontakten dann wieder kaum retten vor Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, was einem wieder versoehnt. Selbst die schoenen Laeden in den Shopping Arcades wie The Strand (aus 1892) zwischen George und Pitt Street Mall oder im traditionellen Queen Victoria Building machen bereits um 18.ooh dicht. Da koennen wir uns nur noch auf den Sydney Tower fluechten, der von 250 m ueber Grund bis tief in die Nacht hinein einen atemberaubenden Rundblick ueber die schoene Hafenstadt bietet und in der OZ-Trek Show auf den zu Film und Geraeuschkulisse sich bewegenden Sitzen einen kurzen Rueckblick auf die Highlights von New South Wales vermittelt.

Mitten in dieser Grosstadt liegen auch verschiedene Gruenflaechen wie Tumbalong Park in Darling Harbour, Hyde Park mit Anzac War Memorial oder der Royal Botanic Garden, die wir aber nur am Rande durchstreifen oder mal bei einem Zwischenhalt mit einem Sandwich in der Hand von der Parkbank aus betrachten. Wir schenken uns die verschiedenen lokalen Museen, da wir uns nach 10-monatigem Aufenthalt auf diesem Kontinent und Besuch verschiedenster Ausstellungen uns inzwischen als informiert genug ueber Land und Leute glauben. Nicht verpassen wollen wir allerdings zwei der bekanntesten Beaches von Sydney:
  • Manly Beach - beruehmt fuer seine Surfer Straende und die legere Atmosphaere. Es gibt im huegeligen Terrain des Ortes Manly viele schoene Wohnsitze mit Ausblick auf die See und bis rueber zu downtown Sydney. Wir finden sogar einen Parkplatz direkt an der Esplanade. Aber oha laetz! Die maximale Parkzeit betraegt zwei Stunden und die anfallende Parkgebuehr stolze 6.- AUD pro Stunde. Was liegt da naeher als einfach einige Muenzen in den Parkometer zu werfen, nur damit wir ueberhaupt ein Parkticket erhalten und dieses dann so gekonnt in die Seitenscheibe zu stecken, dass man nur das gueltige Datum sieht. Gemaess unserer Erfahrung prueft bei uns Touristen mit auslaendisch registrierten Vehikel sowieso nie jemand nach und die angekuendigte Busse in Form eines Eintrags von 5 Strafpunkten ins australische Verkehrssuenden-Register braucht uns schon gar nicht zu schrecken!
    Wir spazieren von der Manly zur North Steyne Beach bis rueber nach Queenscliff. Auf der Strandpromenade tummelt sich Volk en masse, mit und ohne Kinderwagen, zu Fuss oder auf per Bike auf dem separaten Fahrradstreifen. Am Sandstrand unten wird fleissig Volley Ball gespielt waehrend in der Brandung die Surfer haengen und auf die ideale Welle warten.
    Wir verbringen da drei Tage ueber ein Wochende. Das Nachtessen kochen wir noch direkt an der Esplanade, zum Schlafen verziehen wir uns jeweils in eine Nebenstrasse. In der nahen Fussgaengerzone in der Innenstadt, The Corso, laesst sich in den auf dem Mittelstreifen gelegenen Restaurants gemuetlich das Nachtleben und speziell am Freitag-Abend das flanierende, herausgeputzten Publikum beobachten. Sie verbindet Manly Beach mit Manly Cove oder Wharf, wo die Faehre von Sydney her anlegen. Da befinden sich einige gemuetliche europaeische Restaurants wie das spanische "Alhambra", wo wir uns eine Sea Food Paella schmecken lassen.

Nicht weit davon entfernt liegt uebrigens North Head als Eingang zu Sydney's Hafen und heute ein Nationalpark-Gelaende. Vom Aussichtspunkt sieht man Fracht- und Militaerschiffe die steilen Klippen passieren und in der Ferne gruesst uns das Geschaeftsviertel von Sydney mit seinen Wolkenkratzer, waehrend von der Harbour Bridge hinter Middle Head nur gerade der oberste Bogenteil der Stahlkonstruktion zu sehen ist.
Nachdem wir uns schon gegen einen Besuch entschieden hatten, lassen wir uns von der Schwaermerei von hier ansaessigen Schweizern ueber die sehr interessante Fuehrung durch die bis 1984 in Gebrauch stehende Quarantine Station umstimmen. Wir scheinen Glueck zu haben. Entgegen der Angabe in einschlaegigen Prospekten warten auch an einem Freitag drei Personen am Gate auf den Beginn einer Fuehrung. Wir buchen uns kurzerhand - Wireless am LapTop und Mobile gedankt - noch in die um 15.ooh beginnende 2-stuendige Fuehrung ein.
Nachdem immer wieder Krankheiten und Seuchen durch infiszierte und nach 3montiger Seereise geschwaechte Immigranten eingeschleppt wurden, wurde 1832 diese Q-Station erbaut. Ein Amtsarzt untersuchte von da an die Passagiere vor dem Landgang noch an Bord und beurteilte deren Gesundheitszustand. Wurden Kranke entdeckt, mussten unerbittlich alle sich auf diesem Schiff befindenden Einwanderer 2-3 Monate in Quarantaene verbringen: strikte getrennt die bereits erkrankten Leute in einem eigentlichen Spitaltrakt, den nur die wenigstens ueberlebten, oder die Gluecklicheren in der gesunden Abteilung, bis die Inkubationszeit vorbei war. Die Unterbringung und Verpflegung ging auf Kosten der Schiffahrtsgesellschaften und entsprach der gebuchten Reisekategorie, so dass speziell die gesunden Erstklass-Passagiere sich damals dank bester Versorgung und 24-Std. Betrieb in der Bar wie in einem Erholungsurlaub fuehlten
Unsere Fuehrerin Carole ist Feuer und Flamme und spricht unaufhoerlich und in stetem Refrain. Wir sind vom Gelaende und der langweiligen Tour eher enttaeuscht. Man ist daran, die historischen Gebaeude "sanft" zu sanieren, um sie fuer spezielle Anlaesse wieder gebrauchen zu koennen. Im Grossen und Ganzen aber praesentieren sie sich als altmodische Holzhaueser und selbst der kurze Videofilm zeigt wenige Bilder aus vergangenen Zeiten, obwohl damals genau dokumentiert und noch viel Info-Material und sogar Fotos vorhanden sein muessten.
  • Mit Bus Nr. 324 lassen wir uns vom Sydney Circular Quay erst raus zur Watsons Bay schaukeln und nach einem kurzen Zwischenhalt auf dem South Head mit seiner tollen Aussicht auf die Kueste mit Nr. 380 weiter nach Bondi Beach, deren Abbild alle Reise-Prospekte und -Fuehrer ziert. Zu Fuss spazieren wir dem trotz windigen und eher kuehlen Wetter gut besuchten halbmondfoermigen Strand entlang und koennen uns das Baden gut verkneifen. Vorbei am Gebaeude eines der aeltesten Surf Life Saving Clubs aus 1906 ist die Verlockung eines Strandcafés dafuer umso groesser. Auf der nur gut 8km-Rueckfahrt geraten wir in feierabendlichen Verkehr, koennen uns aber getrost in den Bussitzen zuruecklehnen und entspannt den Trubel der Oxford Street ueber uns ergehen lassen.
Nun sind wir ja aber nicht nur fuers Vergnuegen nach Sydney gekommen, sondern vielmehr, um:
  • unseren Camper auf Vordermann zu bringen.
    Hatten wir geglaubt, mit dem Austausch des Motors bei in Melbourne aller Sorgen enthoben zu sein, so haben wir uns gewaltig getaeuscht. Seit Tasmanien beunruhigt uns ein Geraeusch im Motor, immer jeweils unter Last im Bereich von 2300-2500 Touren. In mehreren Anlaeufen haben wir ja seither versucht, den Grund dafuer rausfinden zu (lassen) koennen. Zutage gekommen sind dabei immer nur verschiedene andere Abnutzungserscheinungen, mit deren Behebung sich rein gar nichts am Grundproblem aenderte.
    So unternehmen wir hier in Sydney letzte Versuche zur Behebung, bevor wir Australien verlassen und die darauf beschraenkte Garantie erlischt. Sydney Truck Sales in Arndell Park kristallisiert sich als die erfolgversprechendste Iveco-Vertretung heraus, nachdem alle andern Garagen abgewinkt und uns auf sie verwiesen hatten. In zwei Anlaeufen verbringen wir zwei mal 2 Tage in deren Werkstaette inkl. eines Ausflugs zu einem sog. Dynatester zur Lokalisierung des Geraeusches. Und obwohl wir inzwischen (auf unsere Kosten) bei Mr.Racks das Lenkgetriebe ueberholt und bei Pro Axle die Spur eingestellt erhalten und bei Iveco (auf Garantie) erst Abdeckung entfernt und Stirnradkette ueberprueft und als Verursacher ausgeschlossen, im zweiten Anlauf die 1. Einspritzduese welche als nicht dicht und wegen der Verbrennungs-Rueckstaende als verrusst befunden und gereinigt wurde, sind wir nicht klueger als zuvor. Voller Erwartung starteten zu einer Testfahrt und kehrten mit langen Gesichtern zurueck. Noch immer sind wir mit dem unerklaerlichen Geraeusch gesegnet. Nur zu gerne haette man bei Iveco den Motor auseinandernehmen wollen, doch uns fehlte dafuer der Mut. Sollten wir -wenn ueberhaupt- unser Geraeusch loswerden, wuerden wir aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen mit grosser Wahrscheinlichkeit wegen schlampigen oder unsachgemaessen Zusammenbauens resp. Einstellens nur ein neues Uebel mit auf den Weg bekommen wuerden. Mit dem jetzigen Zustand aber koennen (oder ehrlich gesagt muessen) wir uns abfinden.
  • die Verschiffung unseres Iveco zu organisieren.
    Schon von unterwegs hatten wir per e-mail verschiedenste Schiffslinien und Agenten angefragt, um uns ueber Wege und Kosten nach Suedamerika schlau zu machen. Konnten wir, falls Anfragen ueberhaupt beantwortet wurde, noch mit Glueck vage Preisangabe erfahren, versandete die Korrespondenz, sobald es um detaillierte Auskuenfte und Konkretisierung ging mit nur einer Ausnahme. Steve von CargoOnline organisierte zuverlaessig die Verschiffung unseres Campers und war auch flexibel genug, unsere Buchung nach Caracas wieder rueckgaengig zu machen, als wir im letzten Moment kalte Fuesse bekamen wegen der offenbar bedenklichen Sicherheitslage in Venezuela und dem bei dieser Version ebenfalls zu durchreisenden Nachbarstaat Kolumbien.
    So schippert unser Camper inzwischen wohlversichert in einem Open Top Container am 6.4. auf der Maersk Josephine nach Panama, wo er am 5.5. auf die Rotterdam umgeladen und hoffentlich am 9.5. in Callao/Peru ankommen soll. Allerdings zehrte der 2. April schon etwas an unseren Nerven, als wir zur Bestueckung des vorbestellten Open Top Containers bei der ANJ Container & Bond Stores in Sydenham aufkreuzten:
    Auf die Minute genau um 10.ooh rollt der im vorbestellte Beamte vom Zoll aufs Areal, macht etwas small talk, laesst sich ein paar Kaestchen im Autoinnern oeffnen und proforma von Fredy Motoren- sowie Chassis-Nummern vorlesen und verpasst unserem Carnet de Passage ohne grosses Theater den wichtigen Ausreisestempel.
    Ein einziger Open Top Container ohne stoerende Eck- und Tor-Verstrebungen steht auf dem Vorplatz, aber das ist leider der Abfallcontainer. Das blaue P+O Stahlgehauese mit der Nr. POCU 22U1 - 402 829 2 verspricht eine Repetition unserer indisch/malayischen Erfahrungen. Der Verladechef steht konsterniert vor der Oeffnung, durch die unser Camper halt beim besten Willen nicht reinpasst. Fredy muss einen Vortrag betreffend technische Spezifikationen und Sicherheits-Aspekte ueber sich ergehen lassen, als er zum ersten Male die Moeglichkeit das Auseinanderziehen der Seitenwaende fuer die Einfahrt erwaehnt. Waendespreizen ist absolut tabu, bis der Boss realisiert, dass nicht nur kein Flat Rack vorhanden sondern auch eben dieser Container zum Versand registriert und eingeplant wie die damit verbunden Zollformalitaeten auch bereits erledigt sind. Da ueberwindet er sich und setzt sich selbst auf den Gabelstapler, um die Sache in die Hand zu nehmen und das noetige Wunder zu vollbringen. Dank der von Fredy bereits im voraus auf dem Container-Boden angebrachte Markierung mit Abdeckband und Schnur kann er auch mit eingeklappten Rueckspiegeln den Iveco im Nu in den Container fahren. Ausgerechnet jetzt beim Anziehen der Handbremse reisst deren Kabel, so dass er sich ins Ueberkleid stuerzen, um mit einem Spannset, von den einige aufgeschnitten von Entladungen herumliegen, eine Ersatz-Fixierung zu machen. Gleichzeitig vertaeut der den Wagen selbst und bringt an den hintern Ecken mittels Holzkeilen und Gummistuecken einen hoffentlich wirksamen Schutz bei den Verstrebungen an. Als Kroenung bricht dann auch noch die Schraube ab, die das massive Brett (anstelle der normalen Plastikhaube) ueber der Dachluke nach seinen Ausstieg sichern soll. Meine Neugier hilft uns fuer einmal aus der Patsche. In der Werkhalle liegt einiges Material herum und ich finde zum Glueck in einer Ecke in einem vergammelten Schraubenbehaelter einen passenden Ersatz.

Um 14.oo h schliesslich ist das Werk vollbracht. Der Camper steht satt im Container. Links und rechts wie auch hinten bleiben nur knapp 10cm Luft. Die Tuere vorne schliesst so knapp, dass wir nicht mal einen Gummi"blaetz" zwischen Stosstange und Tor einklemmen koennen.
Wir schliessen eine "full cover" insurance ab. Das entsprechende Antrags-Formular hat Fredy selbst mit den vorhandenen Beschaedigungen ausgefuellt, aber der bequeme Buerogummi von ANJ hatte nie Zeit gefunden bis es zu spaet ist, den Zustand des Wagens zu ueberpruefen. Der Einfachkeit halber bestaetigt er schliesslich einfach einen unfallfreien Zustand unseres Campers. Dann folgt der Tanz ums Zudecken, worauf wir bestehen, da ja der Camper-Container in Panama umgeladen werden und einige Tage im dortigen Hafen stehen bleiben und offen wie eine Einladung zu Einbruch wirken wird. Auch fuerchten wir, dass der Container unterwegs mit Meer- oder Regenwasser sich fuellen koennte. Also macht der Verlader sich schliesslich resigniert auf, eine genuegend grosse Deckplane zu besorgen.
  • unsere persoenliche Weiterreise zu arrangieren.
    Das vielgeruehmte Flight Center ist nicht auf so komplizierte Faelle wie wir eingerichtet und bleibt auf der Strecke. Wir finden bei Harvey Travel World eine kompetente Thelma, die es schafft, alle unsere Wuensche unter einen Hut zu bringen: von Sydney ueber Tahiti-Easter Island-(Santiago di Chile-Quito)-Galapagos Inseln-(Quito) nach Lima/Peru. Wie sich herausstellt, ist es noch das kleinste Problem, die Fluege zu buchen. Wir muessen nach deren Fixierung nicht nur unzaehlige Stunden am Internet zubringen, um die wegen der Osterfeiertage knappen Unterkuenfte auf Tahiti, ein Kurzaufenthalt auf den Osterinseln und Plaetze auf einer der begehrten Kreuzfahrten in den Galapagos nach Vakanzen abzuklopfen, sondern auch noch die grossen Spendier-Hosen anziehen!
Waehrend unseres Aufenthalts in Sydney "bewohnten" wir einen irren Standplatz. Nur knapp 1 km von der Zugstation Waverton/North Shore standen wir auf einem der wenigen Parkplaetze ohne Beschraenkung bei einem von ehemaligem Tanklager als freies Gelaende umgewandelten kleinen Park mit Aussichtsplattform. Wir geniessen von da aus einen unbezahlbaren freien Blick auf die prachtvolle Skyline der Innenstadt inklusive nachts beleuchteter Harbour Bridge und Opera House. Unsere sesshaften Nachbarn kennen uns allmaehlich und gruessen freundlich, wenn wir von Ausfluegen tagsueber abends wieder unser Logis beziehen.
Waehrend dieser letzten Wochen oder Tage auf dem australischen Kontinent lernen wir wieder verschiedenstartige Leute kennen, die ein fuer uns typisches Bild der einheimischen Bevoelkerung und ihrer ganz gross geschriebenen australischen Gastfreundlichkeit bestaetigen:

- Mit Graeme und Virgina, die jeweils am geparkten Camper vorbeispazieren kommen wir ins Gespraech. Sie sind begeistert von unserem Reiseuntersatz, den sie nur zu gerne inspizieren. Aber selbstverstaendlich sollen wir auch ihre Lebensverhaeltnisse kennen lernen und eine Einladung zu einem feinen Abendessen folgt;
- Zu Wolfgang und Jane machen wir einen Fahrt noerdlich der Stadt nach Church Point. Wir werden herzlich willkommen geheissen und verbringen ein Wochenende bei ihnen obwohl wir ihre Adresse eigentlich nur indirekt erhalten und alten deutschen Reisebekannten aus Bremen verdanken. Wir ergreifen die Gelegenheit, mt einer Rundfahrt auch die Peninsula von Palm Beach kennen zu lernen, eine Wohnlage entweder an Bay oder Kueste mit tollen Villen und irrem Ausblick, die sich nur Wohlbetuchte leisten koennen;
- Auf eben diesem Abstecher gabelt uns an unserem Uebernachtungsplatz direkt am Wasser von Mc Carr's Creek Area Rolf auf. Spontan vergisst er die geplanten Unterhaltsarbeiten am Boot und laedt uns zu einem unvergesslichen Segelausflug durch Pittwater ein;

Ungewollt geraten wir immer mal wieder in komische Situationen:
- Auf unseren Irrwegen und Fahrten zu all den Arbeiten am Camper in den vielen Werkstaetten legen wir unheimlich viele Kilometer zurueck und geraten dabei in eine stichprobbenhafte Kontrolle der Polizei zur Ermittlung alkoholisierter Fahrer. Gewohnheitsmaessig und unerschuettert auch nach erster Rueckfrage streckt der Beamte mir als Beifahrerin den Apparat zum Hineinblasen hin. Nach wiederholtem Hinweis koennen wir seine Aufmerksamkeit auf das ungewohnt links gelenkte Fahrzeug lenken, worauf er endlich die Situation erfasst und beschaemt gerade ganz auf die Stichprobe verzichtet ;
- Nicht besser ergeht es einem der Mechaniker - der nicht fassen kann, wie das Auto in seine Garage gefahren wurde, da doch das Lenkrad verschwunden ist, als er zu einer Probefahrt starten will.

In den Australiern erwacht, wenn auch nur langsam, ein Umweltbewusstsein. Auch damit machen wir so unsere Erfahrung:
- Wir leeren ueber einem Gulli an der Strassenseite in einem Vorort unseren Abwassertank und prompt haben wir eine protestierende Anwohnerin auf dem Hals, die glaubt, dass wir "black water" (=WC-Inhalt) ablassen. Mit unserem Abbrechen und Wegfahren ist es nicht getan. Einen Tag spaeter haben uns die von ihr informierten Ranger an unserm Standplatz aufgetan und erscheinen zu dritt zu unserer Befragung zu diesem schmaehlichen Unterfangen. Sie lassen sich gruendlich Wasser- und WC-System unseres Campers erklaren und wir koennen sie mehr oder weniger von unserer Unschuld ueberzeugen - so etwa "in pro rea" fuer den Angeklagten. Es folgt am naechsten Tage sogar nochmals eine telefonische Rueckfrage vom ungewoehnlich gruendlichen Beamten Jacob wegen einiger Details, bis wir wieder unsere Ruhe haben.
Die letzten Tage nach Einschiffung des Camper verbringen wir im Pacific International Hotel. Beim ersten Bezug des an und fuer sich sauberen Zimmers schlaegt uns der Mief fast um. Fenster koennen aus Sicherheitsgruenden nicht geoeffnet werden, also bitten wir um Deospray und lassen die vorher ausgeschaltete AirCondition auf Hochtouren laufen, was aber, wie sich bald herausstellt, keine Abhilfe schafft. Der herbeigerufene Hotelmanager stellt nichts Aussergewoehnliches fest, wo er doch jeden Tag in diesem Hotel verbringe (eben!) und versteht uns Beanstandung ueberhaupt nicht. Immerhin bietet er Hand und laesst uns nach naechsten Tag ohne Mehrreis in einen besseren Raum mit kleinem Balkon umziehen.
Das Hotel befindet sich einerseits praktischerweise an der George Street unten in Hay Market gerade bei der Central Rail Station und ist zudem noch fast Teil von Chinatown. So haben wir eine gute Auswahl von kleinen Imbiss-Stuben, Strassencafés plus den grossen Food Court von Market City. Da schlemmen wir dann in unseren letzten Tagen im vielfaeltigen, aber preisguenstigen Angebot und gestatten uns bei dieser Gelegenheit auch gerade mal wieder einen Kinobesuch.

Karfreitag, 6. April: 40.- AUD werden wir fuers Taxi los, das wir uns leisten, um unsere schweren Taschen nicht morgens um 6.ooh zum und am Flughaven vom Bahnhof schleppen zu muessen. Die Schlange am Schalter fuer den Flug QF 327 ist noch klein und wir haben im Nu eingecheckt. Der Airbus 340-300 startet im Regen von Sydney's Kingsford Smith Airport statt um 9.o5h bereits eine Viertelstunde zu spaet und dieser Rueckstand wird sich bis zum Ziel auf eine Stunde erhoehen. Bei gelockerter Bewoelkung ueberfliegen den noerdlichsen Inselzipfel von New Zealand nach bei Tageslicht. Auf geographischer Hoehe der Fidji-Inseln dann passieren wir die Internationale Datumsgrenze und haben damit einen Tag auf unserer Reise gewonnen.
Waehrend des fast 7-stuendigen Flugs haben wir Zeit, uns fuer diesmal von Australien zu verabschieden und uns nochmals die Erlebnisse waehrend unseres 9-monatigen Aufenthalts durch den Kopf gehen zu lassen. Dank der vielfaeltigen Klima- und Vegetationszonen war es uns moeglich, praktisch immer in der idealen Saison zu reisen. Die dabei zurueckgelegten 35'200 km kreuz und quer durch den Kontinent waren weniger von Abenteuer sondern vielmehr von komfortablem Reisen gepraegt. Wir waren voraussichtlich nicht das letzte Mal an diesem Ende der Welt - bloss stehen einer Rueckkehr noch viele andere uns unbekannte und verlockende Ziele im Weg!
 
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Australien / New South Wales - Nr. 6240-6658

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