11. Februar - 11. März 2007 /

Melbourne (VIC)-Canberra (ACT)-Sydney (NSW)

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Melbourne hat uns wieder. Aus Tasmanien sind wir mit einem seltsamen Geraeusch aus oder bestenfalls um den neuen Motor herum zurueckgekehrt. Leider kann Fredy es nicht genau lokalisieren und die Iveco hier ist ebenfalls ratlos. Langsam haben wir die Nase voll von Werkstaetten, aber neue "Finken" fuer den Camper brauchen wir doch noch. Inzwischen haben wir den 13. - kein Wunder, dass sich herausstellt, dass die Spur sich wegen schlechter Radlager und ausgeleierten Kugellenk nicht mehr einstellen laesst. Also zurueck nach Dandenong diesmal zum Iveco Daily Service: "no problem" - nur schafft man es nicht mal, die lokal vorhandenen Ersatzteile termingerecht zu erhalten und von den Spurstangenkoepfen. gibt es landesweit nur 1 Stueck in Australien vorraetig, dass uns nachgeschickt wird. Eine letzte Einladung zum Nachtessen von Middletons, einen kurzen Besuch bei "deutschen" Australiern, die wir unterwegs seinerzeit auf dem Tanami Track getroffen haben und welche ebenfalls mit einem Iveco gesegnet sind, dann brechen wir unsere Zelte in dieser Stadt endgueltig ab.
Online habe ich fuer den Abend bereits eine Reservation vorgenommen, damit wir nicht vergeblich raus auf das 125 km von Melbourne entfernte Phillip Island fahren. Unterwegs koennen wir von Glueck reden: der PW vor uns verliert von der Doppelachse seines Anhaengers ein Rad, das zweimal quer ueber die Fahrbahn an uns vorbei springt. Wir holen unsere Ticket im Visitor Center ab und verleiben uns bei dieser Gelegenheit noch je eine Portion Calamari und Chips ein, da es an ein langer Abend werden wird. Die Zeit bis zum Eindunkeln benutzen wir aus fuer den Besuch des suedwestlichsten Zipfels dieser Ferien-Insel, wo wir aus kurzer Distanz die Gruppe von Felsen im Meer, genannt Nobbies, bestaunen. Fuer die weiter entfernteren Inseln benutzen wir die installierten Fernrohre. Der Strand von Seal Rocks draengen sie die glaenzenden Leiber von Hunderten von Robben, die das letzte Sonnenlicht geniessen. Unterhalb eines glaesernen neuen Visitor Centers, das im Maerz eroeffnet wird, fuehrt heutzutage ein Boardwalk den Haengen und Klippen entlang. Mit Infotafeln wird einem vor Augen gefuehrt, wie die Gegend noch vor wenigen Jahren wegen der vieler ueber die Vegetation latschenden Touristen kahl ausgesehen hatte und wie gut sich die Begruenung wieder erholt hat.
Die Penguin's Parade ist eigentlich eine richtige Massen-Veranstaltung (das gemauerte Amphitheater am Strand unten soll in der Hochsaison und zum Glueck nicht heute mit bis zu 3'800 Zuschauern gefuellt sein), aber trotzdem sehenswert. Pinguine gehoeren zur Gattung der Voegel und haben als Isolation gegen das kalte Wasser eine spezielle Art Federn. Nur gerade 15 Minuten koennen sie sich ohne Sauerstoff unter Wasser aufhalten, bewegen sich aber pfeilschnell wie Torpedos darin.

Bei Einbruch der Dunkelheit kommen Hunderte der hier lebenden nur gut 35 cm hohen Pinguine aus dem Meer an Land, um ihre in Hoehlen in den Uferboeschungen wartenden Jungen zu fuettern. Die hiesige Art traegt nicht den schwarzen sondern einen dunkelblauen Frack. Meist in Gruppen von an die 25 Stueck fuehlen sie sich sicher genug und trippeln im letzten Tageslicht ueber den Sandstrand, ohne die auf Tribuenen versammelten Touristen zu beachten. Sie watscheln in einem wiegenden Gang lange Strecken, entlang und/oder unter Boardwalks hindurch, bis sie aus der allgemein ansteigenden Geraeuschkulisse das Piepsen ihres Nachwuchs und somit ihre Hoehle in der Uferboeschung ausgemacht haben. Leider, aber verstaendlicherweise, ist es absolut verboten, diese lustigen Gesellen auf Foto oder Film zu bannen.
Entlang der M420 bis zur M 440 standen ueberall Tafeln, die wegen kritischem "Stage 4" (von 5) nach Wasser sparen schreien. Die huegelige Gegend um Korumburrai ist jedoch recht gruen. Bei Meeniyan verlassen wir die Hauptverbindung, um ueber Fish Creek, wo wir zur Vorsicht noch 25l Diesel nachfuellen, den Wilsons Promontory National Park anzupeilen. Eine Uebernachtung samt Eintritt kostet 21.- AUD fuer zwei Personen mit einem Fahrzeug. Der Schalter an seinem Gate ist bereits geschlossen bei unserer abendlichen Ankunftund wir beziehen 38 km spaeter in Tidal River einen Platz in der 1st Avenue des 480-plaetzigen Campings. Alle Sites sind unpowered und Generators duerfen nicht benutzt werden. Trotzdem soll er ueber Weihnachten/Neujahr sowie an Ostern und andern langen Wochenenden von Besuchern ueberrannt werden.
Wir haben noch nicht unsere Stuehle ausgepackt, tauchen neben uns Iris und Philipp, zwei Schweizer auf 3Mts-Urlaub in Australien in einem gemieteten Lancruiser auf, mit denen wir schon kurz auf Phillip Island uns unterhalten hatten. Da wird es natuerlich nichts mit Tagebuch schreiben sondern Plaudern ist angesagt. Der Park soll wimmeln von Tieren - ob damit wohl die bei Sonnenuntergang in Heerscharen ueber uns herfallenden Muecken gemeint sind? Dafuer frisst sich im Dunkeln etwas spaeter wenigstens noch ein Wombat seinen Weg unter unsern Tischen hindurch.
Es gibt im in diesem Park verschiedene Walks zu absolvieren. Zudem bietet er in der Saison im Tidal Camp neben dem Baden am flachen Sandstrand in der Norman Bay und im zufuehrenden Tidal River auch Unterhaltung. Nebst Ranger-Gespraechen, Bilder-Vortraegen und sogar abendlich Film in einem Freiluftkino, zu dem gestern die vielen der hier zeltenden Schuelergruppen ausrueckten.
Wir waehlen den Weg zum Tidal Lookout und machen dann noch zusaetzlich einen Abstecher zu den runden Felsen am Pillar Point. Die bildhaft schoene Sqaeaky Beach, so genannt, weil der trockene Sand mit alles gleich grossen Sandkoernern beim Begehen quietscht, sehen wir nur vom Aussichtspunkt aus. Zum Glueck fuehrt ein Teil der Wanderweg unter Baeumen oder zwischen hohen Straeuchern und somit im Schatten durch. Auf den sonnigen Stuecken kommen wir auch ohne grosse Hoehenunterschiede recht ins Schwitzen und wir gratulieren uns, dass wir vom Marsch auf den nahen 558 m hohen Mount Oberon abgesehen haben.
Wir verlegen die Mittagspause an die Whiskey Bay, von der aus man wie jetzt bei Ebbe auch am Sandstrand entlang die Picnic Bay und den Picnic Point erreichen kann. Das Wasser ist eher kuehl mit so betraechtlichen Wellen, dass Einige ihr Glueck auf Surfbrettern versuchen. Leute hat es nur wenige, dafuer aber Stech-Bremsen in Massen.

Am spaeten Nachmittag brechen wir auf und verlassen das Parkgelaende. Wir bringen es ueber Foster auf die A440 zurueck, tanken in Yarram nochmals nach und suchen uns im Forstwirtschafts-Gebiet um Stadbroke herum einen Forstweg zum Uebernachten. Romantisch ist der Platz mit vielen grossen abgeholzten und wenigen nachgeforsteten Kiefern-Arealen nicht gerade. Aber wir stehen auf einer kleinen Kuppe und geniessen das letzte Tageslicht. In einiger Distanz hopsen zwei Eastern Grey Canguroos ueber den Weg. Von weitem hoeren wir Hundegebell - dies von einer Zucht mit 450 Tieren, wie uns sein Besitzer, der mit zwei Golden Retrievern im Schlepptau vorbeischlendert, stolz erzaehlt. Mutig fangen wir an,den Znacht im herrlich abkuehlenden Freien zu verzehren, um uns bald darauf wegen der Mueckenplage in den Camper zu fluechten.
Wir fahren nach Lakes Entrance, das - obwohl auf der suedlichen Erdhaelfte - etwa gleich weit vom Aequator entfernt liegt wie Kreta. Deshalb kann man hier mit sonnigerem Wetter als anderswo in Victoria (und mit ueberaus milden Wintern mit 16-18o C) rechnen. Wir waeren aber schon mit einem Camping direkt am Meer zufrieden, finden aber wider Erwarten und entgegen den Bezeichnungen Beachfront weder am Ort noch in Lake Tyers einen entsprechenden, da sie immer entweder an der grossen Lagune oder hinter Duenen und Gebuesch liegen und nur ueber sogenanntem Beach Access verfuegen. So kehren wir zum Schluss auf Bullock Island eingangs Lakes Entrance zurueck und stehen an der Einfahrt zum kleinen Hafen.

Eigentlich ist auf ganzem Ortsgelaende freies Campen nicht erlaubt, aber niemand stoert sich an unserer Anwesenheit. Fredy macht sich daran, von Tony verkehrt eingebaute Halterungen umzubauen in der (leider vergeblichen) Hoffnung, dass wir nun ab morgen ohne das seit Motorumbau stoerende Geraeusch reisen werden. Ich bringe das Tagebuch à jour. Wir haben herrliche Abendsonne bei immer noch 24o C, ab und zu einen Fischer zum Plaudern und sobald ich den Deckel vom LapTop schliessen und mich an den Herd stellen werde, auch bald Znacht.
The Ninety Mile Beach laesst uns nicht in Ruhe. Ein vorlaeufig letztes Wochenende am Strand kaeme uns gelegen. Die Sonne lockt uns, nochmals ein Stueck weit auf der A1 zurueckzukrebsen. Die Temperaturen steigen - erst recht fuer Fredy, der zwischen Bairnsdale und Sale den gerissenen Keilriemen vom heissen Motor ersetzen muss. Voller Erwartung erreichen wir schliesslich im Laufe des Samstag-Morgens, 17. Februar, Paradise Beach. Aber eine weitere herbe Enttaeuschung erwartet uns. Der schmale Sandstreifen vor dem Lake Reeve bietet zwar in den Honey Suckles zahlreiche Campingmoeglichkeiten - aber leider alle schattig und dadurch dunkel unter Gehoelz entlang der Strasse. Der zwar goldene aber nicht ueberwaeltigende Strand mit starker Brandung voll Sand und Algenfetzen liegt weit ausser Sichtweite hinter Gebuesch und bewachsenen Duenen. Einzig die von Fischern und ihren Booten stark frequentierte Rampe Delray Beach liegt im offenen Gelaende direkt am Meer und wird deshalb zur Uebernachtung auserkoren.
Zurueck in Bairnsdale am naechsten Tag schlagen wir die B500, die Great Alpine Road, ein. In der Umgebung von Bruthen sind die Waelder zu unserer linken Seite duerr und schwarz, gezeichnet vom kuerzlichen grossen Feuer vor 2 Wochen. Nicht nur die Baeume sondern die sonst schon mageren duerren Weiden haben zum Teil kilometerlang gebrannt. Die Strasse windet sich via Swift Creek dem immer weniger Wasser fuehrenden Tambo-River entlang zum ehemaligen Goldgraeber-Ort Omeo, der heute nur noch gerade 300 Einwohner hat. Wir benutzen den Lincoln Park wegen seiner paar hohen schattenspendenden Baeume fuer den Mittagshalt. Was man hier in der Freizeit anfangen soll, weiss ich auch nicht. Vermutlich gibt man sich mit demselben Tages-Highlight zufrieden wie wir, einen Drink im kleinen Coffee Shop.
Obwohl nicht weitlaeufig sondern sicher nicht nur am Sonntag wie ausgestorben schaffen wir es erst im zweiten Anlauf zur richtigen Visitor Information. Eine aufgestellte mittelalterliche Lady teilt uns uns mit, dass die Gegend, die wir zu durchfahren planen, nunmehr wieder gefahrlos passierbar und jegliches Feuer geloescht sei.

Zur Bestaetigung fallen dann gerade noch ein paar Tropfen Regen, als wir den McMillans-Lookout mit Sicht ueber eine komplett duerre Landschaft ansteuern. Nach Benambra hoert fuer uns der Teerbelag der C545 auf. Wir rollen auf noch guter Naturstrasse, der Limestone Road. Zum Limestone Creek geht's steil hinunter mit unspektakulaerer Ueberquerung des kleinen Fluesschen. Bald hat der Weg nur noch Fahrzeugbreite und ist mehr als eine Klasse schlechter. Die Limestone Creek Camping Area, eine grosse baumfreie Flaeche, teilen wir mit einigen ueberraschten Hereford Rindern.
Nach zwei Runden "Triomino" nehmen die sich zusammenballenden Wolken ein bedenkliches Ausmass und vor allem dunkelgraue Faerbung an und wir muessen uns in den Camper fluechten. Wir sitzen alsbald am Znacht, horchen auf die klopfenden Geraeusche der Tropfen und des einsetzenden leichten Regens auf unser Dach. Wir sind unwillkuerlich sensibilisiert und gedenken unserer einschlaegigen Erfahrungen mit dem Nass in Laos. Sollte sich der Regen verstaerken und gar weiter anhalten, werden wir relativ rasch unser "Waerli" zusammenpacken und ueber den Limestone Creek zurueck fahren. Noch einmal sitzen wir nicht wie Greenhorns im Camper bis es zu spaet zum Reagieren ist!
Am Montag-Morgen setzen wir, da sich die Niederschlaege im Rahmen gehalten haben, bei immer noch regnerischem Wetter unsern Weg fort. Ueber Mittag sitzen wir im Sonnenschein bei der Davies Plain Area und als wir am Abend zum Uebernachten bei der Tom Groggin Camping Area stoppen, geht ein Gewitter verbunden mit einigem Regen nieder.
Dazwischen hatten wir alles, was ein richtiger 4x4WD Track so bieten kann. Den ganzen Tag sind wir erst ueber den Limestone-, spaeter den McCarthy's- und zum Schluss auf dem Davies Plain Track die Huegel rauf und runter mit nur seltenen Ueberblicken ueber diese Gegend. Wir bewegen uns zwischen 500 und 1'750 m Meereshoehe. Meist haben wir roetsche Erdstrasse mit Steinen durchsetzt. Einige Stuecke aber sind lehmig, zu unserem Glueck praktisch trocken und deshalb nicht glitschig. Die Steigungen sind betraechtlich, deren Abhaenge so steil, dass wir beim Runterfahren von den Sitzen rutschen. Wir durchfahren ein Gebiet, dass bei den grossen Braenden Ende 2002/Anfang 2003 betraechtlich gelitten hat. Mehrheitlich hat sich die Vegetation erholt und weite Strecken fuehren wieder durch lichten Wald durchsetzt mit verkohlten Staemmen als Mahnmalen. Ausgeruestet fuer alle Eventualitaeten sind wir froh, nur die Saege aus dem Stauraum ziehen zu koennen, um einen erst kuerzlich ueber den Weg gefallenen Baumstamm, an dem anderweitig kein Vorbeikommen ist, zu Leibe zu ruecken.

Ab und zu sichten wir ein Kaenguruh, hoeren vor allem bei den Zwischenhalten den Laerm von Kakadus und anderen gefiederten Gesellen. Beim Buckwong Creek werden wir endlich mit der Ansicht von 6 Brumbies (Wildpferden) belohnt, deren Spuren d.h. Pferdeaepfel wir seit Anbeginn der Strecke mal aelter, mal frischer ohne die dazugehoerenden Tiere gesehen hatten.
Gegen 16.ooh erreichen wir die Tom Groggin Station, ein grosses Stueck Land im Privatbesitz. Schon seit der Mittagspause sind wir auf frisch prepariertem Terrain gefahren. Hier ist man gerade daran, mit Trax und Baggern eine neue Strasse zu ziehen, die wir erst irrtuemlich befahren. Einer der Fahrer klaert uns auf, was uns auf dem Weg weiter nach Mt. Pinnibar erwarten wird. Sollten wir den ersten, als "very steep" bezeichneten ersten Aufstieg bewaeltigen koennen, duerften wir daran denken, weiter auf unser Ziel, mit 1'773m Meereshoehe und schoener Aussicht, zuzuhalten und die weiteren sehr steilen Anstiege gar schaffen koennen. Das kritische vor uns liegende Wegstueck sollte wegen seiner lehmigen Beschaffenheit nur bei absolut trockenem Wetter befahren werden. Der Himmel ist inzwischen allerdings wieder gewittrig dunkel mit Regenwolken bestueckt. Doch wir muessen uns gar nicht weiter den Kopf darueber zerbrechen, denn auch das nunmehr zu ueberwindende Trassee ist erst vor Kurzem bearbeitet und mit den typischen Schanzen fuer die Ableitung des Regenwassers neu bestueckt worden. Auf dem noch lockeren ungefestigtem Untergrund bleiben wir schon an der ersten Querrinne haengen und koennen sie auch mit mehreren Versuchen nicht hinter uns bringen und der riesigen Staubwolke entrinnen. Also brechen wir zu meiner Erleichterung die Uebung ab, kehrem zum Tom Groggin Terrain und zum suedlich davon liegenden Crossing des Murray Rivers zurueck. Erst auf dem Weg zur benachbarten Camping Area realisiert Fredy zu meinem Glueck, dass er als letztes Hilfsmittel in der Schiefe oben noch die improvisierte Seilwinde via einen kraeftigen Baum und um den speziellen Felgen-Aussenring haette ausprobieren koennen!
Wir legen einen Raststag ein, entstauben und erfrischen uns mit Baedern im Murray Fluss. Wir wohnen ansonsten friedlich zwischen den vielen Kaenguruhs um uns herum, die sich einen Leckerbissen von uns erhoffen. Wir haben nur einen Nachbar, der ebenfalls hier uebernachtet und wir "gespraecheln" mit den urspruenglich aus Melbourne stammenden semi-retired Leuten, die eben ihr Heim verkauft und von nun an (solange das Geld reicht) mit 4x4WD und Camper-Zeltanhaenger unterwegs sein werden.

Mittwoch, 21. Februar: Zeit, uns auf den Weg zu machen. Wieder auf geteerter Strasse, die im Winter bei Schnee geschlossen wird, rollen wir weiter durch wieder nachgewachsenen Wald.Wir stoppen kurz beim Pilot Lookout und haben nachher noch einige so happige Steigungen vor uns, dass Fredy froh ist, dass er von seinem urspruenglichen Plan, mit dem Fahrrad vorauszufahren, abgekommen ist.Das Thredbo Valley ist eng und der bekannte Skiort Thredbo klebt an seinen Haengen. Er hat ausser Saison nicht mal 3'000 Einwohner und ist halb verwaist. Im Winter muessen ueber ein 5-faches der Leute da in den vielen modernen Ferienhaeusern und kleinen Hotels versorgt werden. Jetzt laeuft nur der Crackenback Sessellift fuer ein paar wenige eher Spaziergaenger als Wanderer und einige Tages-Biker, die down-hill bikes fuer die Absolvierung des steilen Canon Trail Ride gemietet haben Schliesslich oeffnet sich das Tal und wir fahren durch vegetationsmaessig voralpines mit viel Vieh bestuecktes Gebiet.

Wir sind natuerlich gespannt auf Jindabyne am gleichnamigen Stausee. Unser GPS findet die Adresse von unseren Freunden nicht, weshalb wir uns bei der Visitor Information danach erkundigen und diese mit unserer Nachfrage direkt in Verlegenheit bringen. Schliesslich dann kristallisiert sich nach einigen erst erfolglosen Umfragen heraus, dass die gesuchte Adresse gerade vis-à-vis ueber dem See im Tyrolean Village liegt, wofuer wir den Staudamm hinter uns bringen muessen. Gross ist das Hallo von Uschi und Kurt bei unserem Auftauchen und noch groesser unser Erstaunen, als wir ihr riesiges Haus mit Blick ueber den See betreten. So viel Raum fuer zwei Personen - da wohnen wir zuhause ja geradezu beengt!
In der kommenden Woche werden wir nach Strich und Faden verwoehnt und wir geniessen es, einfach wieder mal im festen Haus zu wohnen samt grosszuegigen Familien- und PC-Anschluss. Die Unterhaltsarbeiten am Camper muss Fredy bald frustiert aufgeben. Melbourne konnte entweder nicht alle noetigen Ersatzteile beschaffen oder es stellt sich nun heraus, dass sie wie das Verbindungsstueck der Kardanwelle nicht passen, weshalb wir unsern Weg von hier aus vorlaeufig mit 2-Rad-Vorderantrieb fortsetzen werden.
Leider haben wir mehrheitlich kuehle Temperaturen, staendig Regen und Aufhellungen nur so kurz, dass sich einige der Ausfluege nur planen aber nicht ausfuehren lassen und das Boot in der Garage bleibt. Dafuer lernen wir einige ihrer Freunde und deren Wohnsitz kennen. Kurt und Fredy sind per Fahrrad und zu Fuss bis rauf auf die Plattform von Ronny mit Sicht auf den Jindabyne Lake unterwegs, waehrend Uschi und ich einige der Laeden im Ort unsicher machen.
Kurt ist unter der Woche beruflich sehr in Anspruch genommen. Er hat eine Firma gegruendet, laesst in Suedafrika programmieren und steht kurz davor, sein EDV-Projekt zu lancieren und online aufzuschalten. Deshalb begleitet uns Uschi allein, als sich am Montag die Sonne mal zeigt, und faehrt uns erst nach Perisher. Das Skigebiet Perisher Blue liegt unter 2'000 m und umfasst ueber 53 Lifte. Wintersport ist auch hierzulande nicht billig. Ein Tages-Skipass kostet fast 90.- AUD, dazu kommt noch der Eintritt in den Kosciuszko National Park von 18.- AUD. Unser Ziel Charlotte Pass auf 1'780 m Meereshoehe als Ausgangspunkt fuer unsern Marsch auf Australien's hoechsten Berg, den Mount Kosciuszko mit seinen 2'229 m. Zum Einstimmen machen wir am Ende der Teerstrasse den 500 m Boardwalk durch die Snow Gums (Eukalyptus-Baeume, deren Staemme im Winter in der Kaelte sich ganz orange verfaerben) zum Lookout. Auf dem kleinen Straesschen pilgern wir anschliessend zur 6 km entfernten Seaman's Hut, wo wir eine kurze Rast einlegen. 2 km spaeter erreichen wir den Rawson's Pass, den Punkt, wo auch die Biker vom Rad steigen muessen. Da werden gerade, wie mit riesigen Schautafeln bekanntgegeben wird, Australien's hoechst gelegene Toiletten in einem sicher kostenintensiven unterirdischen Gebaeude erstellt. Das letzte 1,5 km -Stueck geht es staerker bergan und wir marschieren ueber eingelegt Gummigitter, die das Kies am Wegrutschen in heftigem Regen hindern sollen. Schliesslich stehen wir in kraeftigem Wind auf dem Gipfel und geniessen ein 360o Panorama. Wir muessen uns in den Windschatten der grossen Felsbrocken verkriechen, um einigermassen geschuetzt unsere staerkenden Muesli-Riegel verzehren zu koennen.
Fuer den Rueckweg waehlen wir den Kosciuszko Walk, der am Lake Cootapatamba vorbei entlang des Etheridge Range zum Schutz der Landschaft komplett ueber einen eisernen Gittersteg fuehrt. Wir haben Glueck und erreichen die Bergstation des Sessellifts nach Thredbo runter noch gerade rechtzeitig vor dem abendlichen Betriebsschluss um 16.30h. 20.- AUD sollte eine Einzelfahrt kosten, aber hier oben nimmt man es nicht so genau und winkt uns einfach auf die Sessel. Bequem lassen wir uns den steilen Abhang hinuntertragen und geniessen waehrend dessen die Aussicht ueber das vor uns liegende Tal und verfolgen den Lauf des Thredbo Rivers bis runter zum Jindabyne Lake. Fredy hatte uns Frauen eigentlich einen Imbiss spendieren wollen, aber das erweist sich im ausgestorbenen Skiort als gar nicht so einfach. Um diese Zeit ist keines der Lokale mehr geoeffnet, so dass wir uns schliesslich im kleinen oertlichen Supermarket mit Crackers, Kaese und Getraenken eindecken, um etwas zwischen die Zaehne zu kriegen.
Am 1. Maerz verabschieden wir uns von unsern grosszuegigen Gastgebern. Im 60 km entfernten Cooma, etwas groesser als Affoltern aber einiges geruhsamer, fuellen wir unseren Kuehlschrank wieder auf. Wir naehern uns auf einer wenig abwechslungsreichen Fahrt, wegen der kuerzlichen Regenfaelle aber immerhin gruenen Gegend, ueber den Monaro Highway Nr. 23 dem Australian Capital Territory, worin die australische Hauptstadt Canberra liegt. Die Lage der 3,2 Mio. Hauptstadt wurde 1908 ausgewaehlt - diplomatisch zwischen den Bewerbern und Erzrivalen Sydney und Melbourne und zudem nicht zu weit von der Kueste entfernt gelegen.
Das neue, im Jahr 1988 von Queen Elisabeth II eingeweihte Parliament Building gehoert zu den Sehenswuerdigkeiten der Hauptstadt. Jedes Jahr bestaunen ueber 1 Mio. Besucher seine moderne und grosszuegige Baute mit Kilometern an Korridoren umgeben von 23 ha Gartenanlagen und gekroent von einem weither sichtbaren 81 m hohen Chromstahl-Fahnenmast, an dem allerdings heute mangels Wind die australische Flagge wie ein Sack haengt. Ueber den marmornen Eingangssaeulen glaenzt im Sonnenlicht das australische Emblem gehalten von den zwei heimischen Tieren, die symbolhaft sich nicht rueckwaerts sondern nur vorwaerts bewegen koennen: dem Kaenguruh und dem Emu. Wir schliessen uns einer der Gratis-Touren an und besichtigen das ganz in eukalyptus-gruener Farbe gehaltene Parliament, in dem die 152 Vertreter der 6 Bundesstaaten (New South Wales, Queensland, Southern Australia, Tasmania und Western Australia) in Relation zu ihrer jeweiligen Einwohnerzahl sowie je 2 Vertreter der beiden Territories (Northern Territory und Australian Capital Territory) sitzen und ueber die neu eingebrachten Gesetzesvorlagen befinden. Der Senat ist ganz einem einem fahlen Rot gehalten und beherbergt je 12 Vertreter der Bundesstaaten und je 2 der Territories. Hier wird ueber die vom Parliament eingereichten Gesetzesentwuerfe in letzter Instanz abgestimmt. In beiden Kammern sitzen waehrend den Besprechungen und Erlaeuterungen die Angehoerigen der regierenden Partei zur Rechten des Vorsirtzenden, die Opposition zur Linken. Schreitet man zur Abstimmung, begeben sich die Mitglieder bei Zustimmung auf die rechte, bei Ablehnung auf die linke Seite und druecken so das Resultat aus. Mit dem Lift fahren wir hinauf aufs Dach. Entgegen aller anderen Blumen- und Parkanlagen wird auch dieses Jahr hier trotz Wasserknappheit der Rasen gruen gehalten, damit diese natuerliche Deckschicht nicht austrocknet und reisst. In Gesellschaft hungriger, frechter Magpies verzehren wir heisse Pies im Café und lassen einige Postkarten, die hier spezielle Absender-Stempel erhalten, vom Stapel.
Unser naechstes Ziel ist die Royal Australien Mint. Seit Ihrer Eroeffnung im Februar 1965 im Hinblick auf die Einfuehrung der Dezimal-Waehrung am 14. Februar 1966 produzierte sie ueber 14 Mrd. Dollar- und Cent-Muenzen - die neue Bezeichnung, welche den andern vorgeschlagenen Namen wie Royal, Merino oder Austral vorgezogen wurde. Ihre 13 Pressen sind in der Lage, bis zu 750 Muenzen pro Minute herzustellen, was einer Kapazitaet von 2 Mio. Muenzen pro Tag und 600 Mio. pro Jahr entspricht. Daneben werden Sammlermuenzen aller Art gepraegt, die Auszeichnungen der Commonwealth Games hergestellt und die Medaillen der Olympischen Spiele von Melbourne im Jahre 2000 stammten selbstverstaendlich ebenfallls von hier. Wir unterstuetzen den Betrieb, indem wir gegen ein Entgeld von 2.50 AUD an einer speziellen Maschine unsern ureigenen australischen Dollar praegen.
In der Shopping Mall von Canberra ist man ueberall dabei, die Verwuestungen und Schaeden des schweren Hagelsturms vom Dienstag-Abend zu beseitigen. Nicht nur viele Laeden sondern selbst die beiden Kinokomplexe sind voruebergehend geschlossen. Also kein Film an diesem Abend und deshalb eine abendliche Fahrt auf den Black Mountain, wo wir uns mit dem Lift von 812 auf 870 m auf das Aussichtsdeck des Telstra Tower hinauftragen lassen. Ganz Canberra liegt uns zu Fuessen und im immer mehr schwindenden Tageslicht sehen wir gar zurueck bis zur Gegend von Jindabyne und zum Gipfel des Kosciuszko, auf dem wir noch vor wenigen Tagen gestanden sind.

Heute morgen rollen wir vom Standplatz schnurstracks zum Australian War Memorial. Natuerlich bewundern wir auf dem Weg dahin die Anzac (Australian and New Zealand Army Corps) Parade, die eigentliche Achse der Stadt Canberra. Das blendend weisse alte Government Building aus 1901 soll allerdings nicht wie das neue Parliament Gebaeude in schnurgerader Ausrichtung auf dieser Verbindung sondern 5 m zu weit oestlich liegen, aber aus Vernunftsgruenden habe man von einer Anpassung abgesehen. Eigentlich wollten wir uns nur die Aussicht vom Denkmal noch in der Morgensonne von 10.ooh zu Gemuete fuehren. Keinesfalls waren wir uns bewusst, was neben der fast nebensaechlichen Commemorative Area mit der Hall of Memory und den Kreuzgaengen mit Roll of Honor da noch fuer interessante Ausstellungen bei erst noch freiem Eintritt auf uns warten. Es wird ueber saemtliche Konflikte seit dem 1. Weltkrieg berichtet, in denen die australische Nation als Commonwealth Staat verwickelt war, in denen ihre Soldaten kaempften und deren 102'000 ihr Leben liessen. Ein Reichtum an modernen Schaukaesten mit Fotos, informativen Berichten und Landkarten, Ausruestungen aller Art, Original-Filme, Augenzeugenberichten und restaurierte Flugzeuge und Kriegsfahrzeuge vor allem aus dem I. aber auch aus dem II. Weltkrieg fesseln uns. Um 14.ooh machten wir kurz Pause im Camper. Sie ist bitter noetig, sind wir wegen der ueberall auf Hochtouren laufenden Aircondition geradezu durchgefroren. Sehenswert ist auch "focous - photography & war", eine zusaetzliche temporaere Ausstellung von Schwarz-Weiss-Bildern bekannter Kriegsphotographen. Um 17.ooh schliesst das Memorial mit der allabendlichen Closing Ceremony. Heute blaest ein Dudelsack-Pfeifer ein einem in dieser Umgebung geradezu an die Nieren gehendes "Lament".
Den Rest des Tages nutzen wir fuer einen Spaziergang zum 50 m hohen National Carillon mit seinem zu dieser Zeit allerdings stummen Spiel mit 55 Bronzeglocken und einer abschliessenden Fahrt durch das Botschaftsviertel. Die Vertretungen der verschiedenen Nationen sollten in typischer Bauart ihrer Heimat erstellt sein. Doch wir sind etwas enttaeuscht, dass nur gerade ein paar wenige am Aussehen erkennen lassen, woher ihre Bewohner stammen.
Dem National Museum of Australia gilt unser letzter Besuch. Das Sonnenlicht streicht die farbigen Elemente der ultramordernen Architektur heraus. Das Museum feiert als Leitthese Land, Nation und Leute von Australien. In fuenf staendigen Ausstellungen werden die entscheidenden Grundzuege, Vorkommnisse und Leute aufgezeigt, die ausschlaggebend waren fuer den Staat Australien mit seinen Eigentuemlichkeiten, wie er sich heute praesentiert. Auch hier ist der Zutritt kostenlos, das Interesse der Besuchern aller Altersklassen an Fotos, Erlaeuterungen, Filmausschnitte, Darstellungen und interaktiven Elementen gross.
Danach sind wir reif fuer die (Halb-)Insel. Nachdem wir eine erste Nacht auf der Black Mountain Pensinsula verbracht haben, stehen wir seither frech direkt am Wasser des Lake Burley Griffiin auf der Halbinsel Acton neben dem Natinal-Museum. Waehrend an uns sich niemand stoert, irritieren uns hingegen die vielen kleinen Mueckchen, die sich auch vom leichten Windchen nicht davon abhalten lassen, unaufhoerlich um Lampe und Bildschirm vom Laptop zu schwirren.

Am 5. Maerz rollen wir am voellig ausgetrockneten Lake George entlang durch eine eher langweilige Gegend. Der 20'000 Seelen-Ort Goulbourn ist das Zentrum des umliegenden Distrikts mit seinen fuer feine Merino-Wolle bekannten Tausenden von Schafen. Wir legen eine Kaffeepause ein und schlendern durch die Auburn Street, die Hauptachse des geruhsamen Landstaedtchens, an welcher sich unzaehlige vor allem kleinere Laeden und Buero draengen. Die Bewoelkung nimmt im Laufe des Nachmittags stetig zu. Moss Vale praesentiert sich bereits verregnet. Auf den restlichen Kilometern am Buderoo National Park vorbei ueber Jamboree koennen wir wegen dichten Nebels die ueberaus gruene Landschaft mit Regenwald und vielen Farnen mehr erahnen als sehen. Bis Kiama bessern sich die Verhaeltnisse voruebergehend wieder. Zurueck am Meer fahren zur Abwechslung mal wieder an Palmen und mittelmeermaessiger Vegetation vorbei. Vom erhoehten Lighthouse aus haben wir einen schoenen Ueberblick ueber den Ort und die City Beach. Es zieht bald schweres Geschuetz auf und es schuettelt unseren Camper nur so im stuermischen Wind. Nur gut, dass selber kochen heute nicht eingeplant ist. Allerdings Restaurants, die abends noch offen haben, sind auch in Kiama zu dieser Jahreszeit duenn gesaet. Also begnuegen wir uns mit dem Mango Moon und essen fein thailandisch.
Am Dienstag bringen wir nur gerade gute 70 km hinter uns. Erst verweilen wir uns im neuen Viertel Shell Cove von Shellharbour. Im grossen Stil werden hier riesige neue Wohnviertel, Haus an Haus, geschaffen. Da der Strand in Australien jedoch fast ueberall public ist, liegen fast keine und schon gar keine neu erstellten Haeuser direkt an der Beach sondern zwischen grossen Wind- und Sicht-Schutzwaenden. Bei der Einfahrt in Wollongong fahren wir zufaellig an der Iveco-Vertretung vorbei. Sie sieht nach Kleinbetrieb aus, was uns zum Stoppen bringt. Bevor wir uns auf den Flag Hill zur Uebernachtung verziehen koennen wir veranlassen, dass sie die fehlenden Radlager besorgen und am kommenden Tag eingebauen werden.
Um 8.ooh liefern wir den Iveco bei der Wollongong Truck Co. ab und tippeln die 3km zum Visitor Center der Port Kembla Steelworks. Wir muessen lange Hosen und geschlossene Schuhe tragen und erhalten zudem Helm, Schutzbrille, kombinierte Audio- und Laermschutz-Kopfhoerer sowie einen Uebermantel ausgehaendigt, den wir immer ausserhalb des Tourbusses tragen muessen. Die riesigen Werke von Bluescope Steel liegen verteilt an der Kueste von Wollongong. Das Eisenerz wird grossenteils von Port Hedland her aus Western Australia angeschifft und hier zu Pellets reduziert. Die Kohle fuer die Stahlverarbeitung stammt aus dem nahen Illawarra Bergzug und wird im Werk selbst in den benoetigten Koks verwandelt, waehrend Limestone von den suedlicheren Gefilden oder aber aus Japan kommt. Waren einmal ueber 23'500 Leute hier beschaeftigt, arbeiten heutzutage nur noch etwa 3'500 Personen hier. Von denen sind ueber 2'000 jedoch sogenannte Contractors, die nur bei Bedarf zugezogen werden und kostenguenstig nicht auf der staendigen Lohnliste stehen. Die Fuehrung dauert gute 2 ½ Stunden - ein Videofilm zu Anfang mit eingeschlossen - und ist sehr interessant. Wer sehen von speziell abgedunktelten Kommando-Schutzraeumen aus, wie die riesigen vorgeheizten Schmelzpots geneigt, unter grandiosem Funkenflug teilweise mit Ladungen von Schrott bestueckt und mit neu geschmolzenem fluessigen Stahl aufgefuellt werden. Die drei riesigen BOS (BasicOxigen Steelmaking) Schmelzoefen enthalten je 280 t Material, welches bei 1'700oC in die vom kuenftigen Abnehmer gewuenschte Stahlqualitaet geschmolzen werden. Mit einer wassergekuehlten Lanze wird 99% reiner Sauerstoff in die wieder aufgerichteten Behaelter eingeblasen, was in einer gleissenden Helle resultiert. Dank speziell beigefuegter Flussmittel trennen sich beim Schmelzprozess die Unreinheiten und sammeln sich auf der Oberflaeche.
Der reine Stahl wird schliesslich nach ca. 25 Min. Schmelzprozess abgezapft. Zur besseren Handhabung wird er in meist 23cm dicke Bloecke gegossen, die im Anschluss daran abgekuehlt auf 1'200oC in separaten Walzwerken in unzaehligen Durchlaeufen in bis nur noch 1,5m dicke Bleche ausgerollt werden. Nach dem heissen Rollen werden einzelne Typen noch kalt, d.h. bei Umgebungstemperatur unter Einsatz von Schmiermitteln gewalzt, was duennere, aber dennoch staerkere Bleche mit glaetterer Oberflaeche hervorbringt. Diese werden anschliessend entweder mit einer Mischung von 45% Zink und 55% Aluminium fuer rost-resistenten Zincalume oder mit Farbe fuer Colorbond beschichtet.
Das Schicksal ist uns gnaedig und beschert uns fuer den Rueckweg einen oeffentlichen Bus. Zwar liegt unser Ziel weitab jeder Haltestelle, aber der Chauffeur hat kein Problem damit, uns zwei "concession tickets" fuer Senioren fuer nur mal gerade 2.80 AUD zusammen zu verkaufen und unkonventionell direkt vor der Garage zu halten und uns aussteigen zu lassen. Noch den ganzen Nachmittag wird am Camper gearbeitet, aber wie schon befuerchtet ist unser Vehikel, als um punkt 16.ooh Feierabend angesagt ist und die Werkzeuge fallen gelassen werden - noch immer bewegungsunfaehig. Der Inhaber will nichts davon wissen, dass wir in der Werkstaette im Wagen uebernachten und nimmt uns kurzerhand mit zu sich nach Hause. Wir enden im lebhaften Familienleben von Keith und Ann, lernen ihre Tochter Margareth und deren drei Kinder, die sich im Hause tummeln, kennen, werden verpflegt und haben viel Gespraechsstoff bis es Zeit ist, im Gaestezimmer in die Federn zu huepfen.
Wir fahren mit Annam naechsten Tag ins Geschaeft zurueck. Ich sitze am Schreiben im Auto, waehrend Fredy sich um und am Auto sich beschaeftigt. Hier in diesem Kleinbetrieb wird unkonventionell gearbeitet - keine Spur der sonst vor allem in Grosswerkstaetten verbreiteten Verbottafeln, welche einem Kunden den Zutritt verbieten und andern Vorsichts-Massnahmen. Gegen Mittag dann ist das Werk getan. Wir fahren zur Pro Axle um dort nun endlich die Spureinstellung vorzunehmen, nur um zu vernehmen, dass dies leider immer noch nicht moeglich ist und jetzt das ausgeschlagene Lenkgetriebe schuld sein soll. Auf einfachem Wege ist dem nicht beizukommen, wie ein anschliessender Versuch bei der Iveco beweist. Also werden wir wohl oder uebel eine Spezialfirma in Sydney aufsuchen muessen, die das Uebel eventuell beheben koennte, ohne Ersatzteile zu benoetigen, die hieisigen natuerlich seitenverkehr fuer rechtsgelenkte Fahrzeuge ausgelegt sind.
Keith will uns noch nicht gehen lassen und moechte uns nochmals zu sich nach Hause mitnehmen. Aber wird lehnen freundlichst ab und einigen uns auf einen Kompromiss: Wir fahren noch zum Einkaufen und treffen uns anschliessend nach seinem Feierabend mit ihm und Ann im "Il Nido" unweit ihres Hauses, wo wir sie zu einem italienischen Nachtessen einladen. Das Lokal hat keine "licence", deshalb bringt Keith den Wein selbst mit. Es ist herrlich unkompliziert, mit den beiden vor dreissig Jahren aus Wales/GB Eingewanderten zu plaudern und wir amuesieren uns bestens zwischen Pizza zur Vorspeise und Sea Food Platters gefolgt von italienischen Desserts und Cappuccinos. Allerdings ist der Wirt seinen grosszuegigen australischen Stammgaesten hoerig - wir schaffen es nicht, die Rechnung bezahlen zu koennen.
Waehrend es oft gegen Abend regnerisch wird, weckt uns am Morgen meist die Sonne. So auch hier, wo wir am Freitag und Samstag am Sea Water Pool von Bellambi stehen. Wir stellen das Auto quer ueber zwei Parkplaetze, um ideal im (staendigen) Wind zu stehen. Der Platz hier wird von Wellenreitern fast jeden Tag aufgesucht, die vom geteerten Parkplatz sowie WC und Frischwasserdusche profitieren.

Wir werden sehr oft angesprochen, waehrend wir es uns wohlsein lassen, um am zweiten Tag gehoeren wir schon zum Inventar hier. Zwischen Bike-Ausfluegen steigt Fredy mit Verachtung ins Ueberkleid und schafft es, den alten Stecker zum Tourzaehler wieder zu montieren (was Tony in Melbourne mangels Ersatzstecker, als es beim Motorenwechsel viel einfacher gegangen waere, nicht fertigbrachte). Ich serviere ihm als Belohnung dafuer das schon seit langem gewuenschte (Erdbeer-) Birchermus. Gegen Abend bin ich endlich mit meinen Fotos einigermassen à jour und ich kann Feierabend. Nicht gut schwimmen aber ein Bad im Meer geniessen kann man. Die Unterstroemung in der Bucht ist sehr stark und macht fast mir guter Schwimmerin Angst - kein Wunder, wurden ueberall an dieser Kueste sicherheitshalber Rock Pools angelegt.
Wir nehmens am Sonntag-Morgen gemuetlich und verlassen erst gegen Mittag unsern Standplatz. In Bulli sehen wir uns ein komplett neu erstelltes "besseres" Einfamilienhaus-Quartier an. Viele der Haeuser scheinen schon laenger her erbaut zu sein, denn ihr Holzwerk hat schon sehr gelitten. Eine ganze Auswahl erscheint noch unbewohnt, erfordert aber vermutlich finanzkraeftige Kaeufer. Allerdings kommen nur wenige Lot in Genuss einer wirklich freien Aussicht aufs Meer. Die Bewohner der hinteren Reihen muessen zwischen den Haeusern hindurch luchsen, wenn sie ueberhaupt so gluecklich sind, noch aufs Wasser zu sehen. Beim schoenen Wetter sind generell viele Radfahrer und Spaziergaenger unterwegs. Die kleine Stadt-Beach bei Austinmer ist komplett besetzt mit Gruppen beim Picknick oder an den BBQ Station beschaeftigt. Beim Coledale Lookout Point stoppen auch wir nochmals und werden beim Abkuehlen im Meer von jeder zweiten kraeftigen Wellen ueberspuelt.

Zwischen Clifton und Coalcliff faehrt man ueber die Sea Bridge: Die Strasse fuehrt hoch ueber dem Meer neben steilen Klippen auf Betonstuetzen. Wie wir spazieren viele Leute auf dem Trottoir auf diesem Teilstueck mit schoener Sicht (wenn man gross genug gewachsen ist und ueber die kraeftigen Gelaender hinweggucken kann) auf die Kueste. Nach Stanley Park steigt die Strecke an zum Bald Hill Lookout. Von hier aus sehen wir suedlich bis zurueck nach Wollongong, das durch die Dampfwolken der BSC Steelworks gekennzeichnet ist.
Kurz vor Otford folgt, was ich schon lange befuerchte. Ich sitze am Steuer. Fredy steht auf der vordern Stosstange und lehnt ueber die halboffene Motorhaube, unter der ein Schlauch aus dem Motorenraum ragt, mit dem er das seltsame Geraeusch, das uns seit Melbourne beunruhigt, eruieren will. Doch ich habe Angst, dass er runterrutscht und den Halt verliert. Ich sollte bei diesem Manoever ganz speziell und untertourig fahren, doch ich schaffe es nicht, dem Motor eben den unheimlichen Laerm zu entlocken. Auf dem Highway Nr. 1 geraten wir vor Heathcote kurz in stockenden Verkehr der vom Wochenende heimkehrenden Ausfluegler und mit ihnen zusammen erreichen wir am 11. März 2007 unser Endziel in Australien - Sydney.
 
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Australien / Victoria - Nr. 5710 - 5834
Galerie / Australien / Australian Capital Territory - Nr. 5901-6059
Galerie / Australien / New South Wales - Nr. 5841 - 6222

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