10. Juni-1. Juli 2006 / Perth - Broome (Western Australia)

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Flug SQ 215 landet am 10. Juni 2006 fast puenktlich um 23.55h in Perth. Meine Reisetasche kommt rasch auf dem Foerderband daher, so ist die Schlange bei der Einreisekontrolle noch nicht lang. Immigration ist nur eine Formsache. Die Dame schaut sich kurz meinen Computer-Ausdruck mit dem EDV-1-Jahresvisum an und klopft einen Stempel in den Pass. Nach Geld wird nicht gefragt, aber sie hofft fuer mich, dass ich auch wirklich vom Ehemann abgeholt werde, da sospaet nachts und ich ja keine Hotelunterkunft gebucht habe. Am Zoll wird das Gepaeck hier auch bei der Einreise gescannt auf der Suche nach verbotenen Fruechten, Gemuesen, Pflanzen und Samen. Da wird dann auf dem Bildschirm sogar die mitgebrachte Schokolade ersichtlich, deren Einfuhr zwar nicht verboten ist aber deklariert werden muss. Trotzdem winkt man mich ohne weiteres durch die Kontrolle. Die Sorge der Beamtin war unbegruendet - da steht ein strahlender Fredy und schliesst mich in die Arme. Und vor dem Airport steht der gute alte Camper, der uns in kurzer Fahrt zu Schoenslebens nach Waterford, wo wir grosszuegigerweise in ihrem Garten stehen duerfen, bringt. Schlaf kehrt noch einige Zeit nicht ein. Es wird morgens um 03.00h, bis wir uns gegenseitig à jour gebracht haben.

Den heutigen Sonntag, 11. Juni, beginnen wir mit einem gemeinsamen Brunch bei unsern Gastgebern, Susi und Ruedi. Bei schoenstem Wetter, allerdings eher kuehlen Temperaturen, machen wir uns dann auf, die 1,4 Mio. Hauptstadt vom Staat Western Australia zu erkunden. Erst werfen wir einen etwas laengeren Blick von South Perth aus ueber den blauen Swan River auf ihre moderne Skyline. Bei der offenen Stadt-Bauweise ist es Kinderspiel, sich zu orientieren. Der Kimwana Freeway fuehrt ueber die Narrows Bridge nach Central Perth, wo wir parken unten an der Esplanade.
Als Erstes fassen wir den 60 m hohen Swan Tower ins Auge. In kurzen Abstaenden toent immer wieder ein von Freiwilligen instrumentiertes manuelles Glockenspiel mit 12 historischen Glocken. Wir erklimmen ihn vor allem, um ueber die Umgebung sehen zu koennen.
Gestaerkt nach einem Capuccino wandern wir die Barrack Street bis zur Town Hall aus 1867 hinaus, deren Turm einst das hoechste Wahrzeichen von Central Perth war, um da ins Fussgaenger-Paradies von Hay und spaeter Murray Street abzubiegen. Die Geschaefte sind geschlossen weshalb es nur wenige bummelnde Leute hat. Es sind relativ viele alte Gebaeude noch erhalten, oft allerdings nur Fassaden davon. An sie angebaut hat man mit verblueffendem Effekt kontrastreiche moderne Glasbauten und Hochhaeuser.

Ennet dem Highway Nr. 2 gelangen wir endlich (da die Groessenverhaeltnisse in der Tourismus-Karte nicht den effektiven Distanzen entsprechen) in den grossen Kings Park und Botanischen Garten, ein wunderbar gepflegtes Gelaende von 4 km2 mit 2500 verschiedenen westaustralischen Pflanzenarten. Wir sehen ein herrliches Panorama in langsam aber sicher abnehmendem Sonnenlicht. Wir schnappen uns den letzten oeffentlichen Bus ins Zentrum hinunter, dessen burschikose Fahrerin jeden der wenigen Fahrgaeste interviewt und das jeweilige Fahrziel erfragt, um sie in der Folge dann auch prompt jedesmal an der entsprechenden Haltstelle ans Aussteigen zu erinnern. Weil wir uns in einem der vielen hier verkehrenden Gratisbusse (Red oder Blue Cat-Linien) waehnen, steigen wir ohne Bezahlen ein, und die Chauffeuse sieht grosszuegig darueber hinweg. Das ist noch Dienst am Kunden oder Touristen, der her ueberhaupt Koenig zu sein scheint.
Wochenanfang - heute muessen Naegel mit Koepfen gemacht werden. Susi eruiert mit einigen Telefonanrufen, wie wir vorzugehen haben, um die ueberfaellige Registrierung unseres Autos in Australien zu erhalten. Sie faehrt mit mir zum PIT, wo wir eine temporaere Bewilligung (AUD 14.85) erhalten, den Iveco auf australischem Boden zu bewegen - und dies nur, um auf direktem Wege zur Fahrzeug Inspektion zu fahren. Dass das Fahrzeug ja eigentlich in Adelaide ins Land gebracht wurde und bereits ueber 5'500 km auf diesem Kontinent hinter sich hat, wird hier wie auch spaeter bei der eigentlichen Motorfahrzeug-Pruefung gefliessentlich ignoriert. Um 13.00h entrichten wir die Pruefgebuehr und stellen uns vor einem der drei Pruefbahnen der Vehicle Inspection in der Stock Road an, wo dann ein nicht funktionierendes Standlicht auffaellt. Der Kontrolleur faehrt noch eine kurze Runde um den Block und erledigt anschliessend seine Hausaufgaben sprich "paperwork". Bis zu 6 cm lange Risse in der Frontscheibe koenne er tolerieren, aber die Risslandschaft auf unserer sei dann doch des Guten zuviel um eine Genehmigung zu erhalten, entschuldigt er sich.
Am folgenden Tag weiht Fredy das neu aus der Schweiz mitgebrachte Ueberkleid ein und trennt die aeussere Haelfte unserer doppelten und deshalb isolierten Frontscheibe ab. Einige Hundert Splitter spaeter steht dann der Iveco mit perfekter, intakter aber ungetoenter Scheibe bereit, um nochmals zur Inspection zu fahren. Verwundert, dass wir so rasch einen passenden Ersatz gefunden haben, hat der Inspector bei wenig Andrang Zeit zu plaudern. Waehrend dessen entlockt die Kassierin ihrem PC die unerlaessliche Fahrzeug-Registrierung und gleichzeitig Legal Liability/Haftpflicht-Versicherung-Police fuer 1 Jahr zu AUD 330.75 (deckt allerdings nur Personenschaeden). Da wir uns in einem zivilisierten Land befinden, entschliessen wir uns, bei Lumely's noch eine Third Party, die waehrend derselben Laufzeit fuer AUD 375.- von uns verursachte Fahrzeug-Schaeden deckt. Wir haben noch andere Pendenzen vor der Weiterfahrt zu erledigen: Erwerb eines Jahrespasses zu AUD 51.-, der uns kostenlosen Zugang in die Western Australian National Parks ermoeglicht, Besuch des RAA (Royal Automobile Association), um uns ueber vorhandene Karten und Reisefuehrer zu orientieren, Kauf eines einheimischen WiFi-PC-Karte, die uns unterwegs in Zonen, wo man Handy-Empfang hat, den muehelosen Zugang ins Internet im Camper ermoeglichen wird.

Um uns fuer die vielen Annehmlichkeiten, die wir geniessen, etwas zu revanchieren, laden wir unsere Gastgeber zum Nachtessen ein. Wir fahren dazu nach Perth hinein ein feines italienisches Lokal, è Cucina. Sind Lebensmittel hier in AUS $ etwa was bei uns in CHF, abgesehen vom billigeren Fleisch und Kaese, ist das Auswaertsessen eher teuer. Die Menuekarte hier entspricht dann auch in etwa Schweizer Preisen, aber der Service ist sehr aufmerksam und freundlich.
Am Mittwoch, 14. Juni, nehmen wir Abschied von Perth. Ueber Highways Nr. 5 naehern wir uns dem nach seinem Gruender benannten Fremantle mit seinen heute 25'000 Einwohner. Da wir der Kueste entlang in die Stadt hineinfahren, landen wir auch gerade am Victoria Quay und somit beim WA Maritime Museum. Eigentlich wollen wir fuer morgen buchen, aber alle Termine bis in den Nachmittag hinein sind bereits ausgebucht. Wir fassen kurzerhand den weisen Entschluss, das Unterseeboot "Ovens", ein Veteran aus dem II. Weltkrieg und 1965 ausser Dienst gesetzt, deshalb noch mit der heutigen letzten Fuehrung zu besuchen. Der freiwillige Oldie-Guide John verpasst uns nur gerade vier Personen praktisch eine Privatbesichtigung, bei der denn auch das sonst uebliches bedrueckendes Gefuehl bei den herrschenden engen Platzverhaeltnissen ausbleibt.
Ein Ranger weckt uns am naechsten Morgen an unserem Uebernachtungsplatz an der South Beach beim Marine Club. Zu unserer Information sei freies Campieren verboten, aber als unwissende Touristen ermahne er uns nur und sehe von einer Busse ab. Im Zentrum hat es um 9.ooh noch Parkplaetze en masse. Noch keine Kaufwilligen unterwegs - kein Wunder, das Ladenpersonal ist erst zoegerlich am Oeffnen und Vorbereiten der Auslagen. Der Market findet zudem nicht statt - nur jeweils von Freitag bis Sonntag und an Festtagen - also ist auch da auch tote Hose. Um 9.3oh koennen wir kostenlos/Spende erwuenscht das Shipwreck Museum betreten. Wir verbringen mehr Zeit darin als geplant, denn die Vitrinen sind modern gestaltet, sehr informativ und enthalten neben Informationen ueber die Arbeits-Methoden der involvierten Historiker, Aercheologen und Restaurateure interessante Geschichten aus der Seefahrt. Sehr beeindruckend ist ein rekonstruierter Teil des Holzrumpfes des seinerzeit groessten Schiffes der East Asia Company, der auf dem Weg nach Java vor der australischen Westkueste 1629 gesunkenen "Batavia".
Das Old Fremantle Prisons wurde 1842 auf einem Huegel mitten in der Stadt erbaut und bis 1991 genutzt. Wir absolvieren eine einstuendige Besichtigungstour durch Zellen- Versorgungs- und Verwaltungs-Trakte, die aber nicht wegen vieler interessanter Details sondern eher wegen dem von der einstigen Bedeutung dieser Baute ueberwaeltigten Guide und seinen umstaendlichen, oft in kaum verstaendlichem Aussie-Englisch gehaltenen Erlaeuterungen so lange dauert. Da muessen wir erst eine kurze Mittagspause einschalten, bevor wir uns ins Maritime Museum wagen. Die moderne luftige Halle ist bestueckt mit unzaehligen Booten verschiedenster Zeitepochen und Herkunfts-Laender. Auch hier wird man von den vielen mit Seefahrt verbundenen Themen und Exponaten vollends in Bann gezogen und abwechslungsreich ueber die Geschichte des Fremantle Hafens wie auch einiger seiner fruehen Einwanderer, den Fisch- und Walfang, das Perlenfischen, den Handel im Indischen Ozean, die Entwicklung im Frachtverkehrs und den Einsatz der Royal Australian Navy waehrend des II. Weltkrieges informiert.
So spaet hierzulande am Morgen der Alltag und das Geschaeftsleben beginnt, so rasch ist auch wieder Ruhe am Abend. Ab 16.00h beginnt das Feierabend-Machen in Bueros, Banken und oeffentlichen Aemtern, um 18.ooh schliessen die Laeden. Wir kommen gerade noch recht zum farbenpraechtigen Sonnenuntergang an der Cottesloe Beach, wo wir wieder auf einem oeffentlichen Parkplatz uebernachten.
Ausserhalb der Grosstaedte benutzen wir wie immer nicht die groessten Highways, sondern bevorzugen eher Strassen durch Wohngebiete: dicht gedraengte kleine Haeuschen im Umfeld vom Stadtkern, grosszuegigere Siedlungen ausserhalb. Immer wieder werden diese unterbrochen von grossen Versorgungszentren mit Super Markets wie Coles, IGA oder Woolworths und in ihrem Umfeld viele kleinere Laeden, Tankstellen, Restaurants mit Fast Food, Cinemas. Auf unserem Weg in den Norden machen wir einen eigentlichen Umweg, da wir den Eindruck gewonnen haben, man sollte unbedingt das Swan River Valley, eines der aeltesten Weinanbaugebiete Australiens, gesehen haben. Ueber die Nr. 51 gelangen wir nach Guildford und waehlen anschliessend Route Nr. 52 noerdlich. Fuer uns eher ungewohnt findet man keine Rebberge sondern grosse Felder mit Traubenstoecken vor. Die Gegend scheint sehr fruchtbar und mit mildem Klima gesegnet zu sein. Gelb-braun-roten herbstliche Reben wechseln sich mit Palmen, abgeernten Felder, auf denen grosse Schafherden weiden, ab. Die Region ist auch bekannt fuer den Anbau an Gemuesen und Fruechten. Vor den vielen Wineries (Produzenten, die Weinproben anbieten und Restaurants und Laeden fuehren) sind die Parkplaetze gut gefuellt. Organisierte Visitor Tours besuchen diese in Kombination mit Zwischenhalten bei den hier ebenfalls angesiedelten vielen Breweries und Schokolade-Fabriken. Schoen angelegten Resorts, manche samt Golfplaetzen oder Reitgelegenheiten, vervollstaendigen das Angebot.
Via den Gnangara Highway durch den Whiteman Park erreichen wir wieder die Kueste. Ihr entlang befinden sich riesige Residential Areas, viele im Bau und mit erst wenigen Einheiten fertiggestellt als Vorzeigeobjekte fuer Kaufwillige. Viele Westaustralier, die wir unterwegs treffen, beklaten sich, dass die Immobilien-Preise enorm angezogen haben. Hier muss man sicher tief in die Tasche greifen, stehen doch die meist bungalow-maessig einstoeckig gebauten Wohnhaeuser auf grossen Grundstuecken. Ihre Bauweise erinnert uns an die Art und Weise, wie in den USA die Haeuser ohne Untergeschoss direkt auf den Boden gestellt werden. Backsteinmauern und auch Dach ohne Isolation, die Fenster alle nur mit Einfachverglasung. Heizen wird hier klein geschrieben, wichtiger ist eine zentrale Air Condition im Haus.
Ein Stueck weit koennen wir bei Mullaloo Beach direkt am Meer entlang fahren. Route 60 bringt uns dann in den kleinen Yanchep National Park, in dem uns weniger der botanische Garten oder die Kristallhoehlen sondern die dort ansaessige Kolonie von Koala-Baeren interessiert. Diese putzigen Tiere, die sich von Eucalyptus-Blaettern ernaehren, sind nachtaktiv und lassen sich denn auch am hellichten Tag nicht von uns wecken, sondern doesen in ihren Astwinkeln weiter vor sich hin.
Heute, 16. Juni, ist unser 33. Hochzeitstag. Wir wollen deshalb in Lancelin nicht nur die Nacht verbringen, sondern zur Feier des Tages auswaerts essen. Die Endavour Tavern ist eher eine Spelunke. Wir sitzen an den klobigen Holztischen auf zerschlissenen Sesseln und sind fuer die herrschende Temperatur zu wenig dick eingekleidet. Die Bar, an der einige Einheimische rumhaengen, ist gut ausgeruestet. Laute Musik und eine Praesentation auf einer grossen Leinwand vervollstaendigen das Angebot. Bedienung zeigt sich auf laengere Zeit keine, was es uns erleichtert, diesen ungastlichen Schopf wieder zu verlassen. Da sind wir im benachbarten Lancelin Inn besser aufgehoben und verzehren mit gutem Appetit je einen Crayfish mit Beilagen.
Erst kurz vor Mittag reissen wir uns von dem vor unserem Uebernachtungsplatz ausserhalb des Ortes liegenden herrlichen Strand und dem blauen sauberen Meer los. Es tut sich was jetzt am Wochenende. Bei den benachbarten Duenen kann man Motorraeder und Quads mieten, um ueber die steilen Haenge oder direkt am Strand unten zu "blochen". Jede Menge Allrad-Fahrzeuge faehrt an uns vorbei. Also werden wir nochmals den Versuch wagen, die in unsern Karten nur schemenhaft eingetragene 4x4-Verbindung nach Wedge Island zu finden. Erst sandig weich, dann hart und schliesslich reichlich mit Felsen und Steinen bestueckt wird die Piste. Mehrmals muessen wir uns bei entgegenkommenden Fahrzeugen vergewissern, ob wir uns auf der richtigen Route befinden. Ein Teil der Gegend ist Armee-Versuchsgelaende, wovon man mit Warntafeln wegen unexplodierter Bomben und Stacheldrahtzaeunen ferngehalten wird.

Nach etwa 33 km erreichen wir gluecklich Wedge Islands Settlement. Von weitem sieht man die Antennen der einfachsten Blechhaeuser, fast alle angerostet und wenig einladend aussehend. Neugierig fahren wir bis zum Strand runter, der sich makellos weiss und sauber vor uns ausbreitet. Auch hier sind wieder eine ganze Menge Einheimischer an ihrer anscheinend liebsten Freizeitbeschaeftigung, dem Umherbrausen mit allen Arten von motorisierten Vehikeln auf dem Sandstrand und durch die Duenen. Ein einheimischer Tourist vermacht uns eine Skizze mit der Fortsetzung des Weges, nach der man etwa 8 km direkt auf dem Sand dem Wasser entlang fahren kann. Wir haben Schwein, die Gezeiten meinen es gut mit uns. Wir koennen das erste Stueck in Angriff nehmen und muessen natuerlich mehrmals halten - aber nur um von der fantastischen Gegend Bilder zu machen. Mit einem Schnitt von 20 km/h schaukeln wir dann durch die Duenenlandschaft des inzwischen erreichten Nambung National Park. Wiederum haben wir viele steinige, rumplige Stuecke. Da wir unser geplantes Tagesziel sowieso nicht mehr erreichen koennen, parken wir an einer Ausweichstelle direkt ueber dem Meeresstrand. Gegen Abend verflacht der Wind. Die Sonne sinkt rot ins Meer. Die Abkuehlung treibt Bienen in unsern noch warmen Camper - ein Grund mehr, die Tuere endgueltig fuer den Abend zu schliessen. Wir muessen die vorhandene Waerme konservieren, denn ungluecklicherweise haben Fredy's improvisierte Dichtungen der Warmwasser-Umwaelzpumpe eben ihren Geist aufgegeben und wir koennen das Warmduschen und Heizen bis zu einer Reparatur vergessen.

Zur Sicherheit habe ich wie schon gestern wieder meine Rueckenstuetze montiert. Wir fahren weiter auf schmalstem Sandband nur gerade autobreit und beidseitig mit Buschwerk und Borden gesaeumt, dass unter scheusslichsten Geraeuschen unsere Seiten zerkratzt. Die Piste ist weich und wellig. Nur ein speziell steiles Sandstueck erfordert den Allrad-Einsatz. Einmal erblicken wir eine Gruppe Emus, sonst ab und zu kleine Gruppen von Wallabies, die uns aber nie den Gefallen tun, direkt vor uns resp. unserem Fotoapparat ueber den Weg zu huepfen.
Unmittelbar beim Grey Settlement, nur eine kleine Ansammlung von fast armseligen Huetten spazieren wir barfuss ueber einige der vielen blendend weissen Duenen bis wir kalte Fuesse haben. Im Morgenlicht kann man die vom Wind verursachten kleinen Furchen und Zeichnungen ueberdeutlich sehen.
Die zweite Haelfte dieser Etappe bringt steinige d.h. ehemals korallenhaltigen, ausgefahrenen Untergrund mit vielen scharf aufragenden Steinstuecken oder aber nur halb mit Sand gefuellten, vom Wasser ausgewaschenen Loechern. Wir brauchen heute morgen fuer die restlichen 13.5 km 1 Std. 10 Min. bis zur Einmuendung auf die geteerte Strasse des Nambung National Park.
Pflanzen mit ihren Wurzeln fuellten Spruenge in den Deckschichten. Anstelle der von Wasser weggewaschenen weichere Sandsteinschicht rutschte Quarzsand nach. Durch Wind und fortschreitende Erosion wurden die heute sichtbaren "Pinnacles (=Nadeln) von Miniaturgroesse bis zu 5 m Hoehe schliesslich freigelegt. Eine Rundfahrt auf Sandstrasse fuehrt durch dieses seltsames Gelaende und ein Lookout verschafft einen Blick ueber ein imposantes Panorama.

Cervantes hat nur gerade 500 Einwohner und wir fragen uns, wie sich die Leute in dieser Gegend ueberhaupt ihren Lebensunterhalt verdienen. Auch der Ausblick vom nahen Molah Hill bringt nichts Ueberraschendes und zeigt wenig mehr als buschige Landschaft und endlosen einsame Kueste. Ueber Jurian Bay gelangen wir nach Leeman, wo wir uns von Reklame zum Kauf von zwei der angeblich billigsten Crayfish Sandwiches, die aber doch stolze AUD 10.- pro Stueck kosten, als take-away Mittagessen verlocken lassen. 50 km spaeter muendet die Kuestenstrasse wieder in den Brand Highway Nr. 1 ein. Port Denison/Dongara sind zwei weitere kleine unbedeutende Ortschaften am Meer. Wir durchfahren sie nur wegen der grossen alten Fig Trees (Gummibaeume) und weil wir Diesel brauchen. Duenen und Buschwerk bleiben anschliessend hinter uns zurueck. Neu gewaertigen wir beiderseits der fast verkehrslosen Strasse weite Schafweiden und riesige Felder. Nach Greenough scheren wir aus uns an den Strand hinunter, ich am Feierabend wie ueblich am LapTop und Fredy an der ungeliebten Aufgabe, die Heizung aus- und einzubauen und die Dichtungen zu ersetzen.
Die Fisch- resp. Lobster-Industrie traegt mit zum Wohlstand von Geraldton bei. Auf einer Besichtigungstour durch die Geraldton Fisherman's Co-op machen wir uns mit der Handhabung der kostbaren Meeresbewohner, dem Western Rock Lobster (Panulirus Cygnus) vertraut, der vor allem in den warmen Wassern bei den 122 Abrolhos Inseln gefangen werden. Eine aufgestellte Fuehrerin nimmt eine Besuchergruppe von etwa einem Dutzend Personen, von denen mit Ausnahme von uns und einem ganz jungen Paerchen alle die Senior Citizenship-Card zuecken, als es darum geht, einen Unkostenbeitrag von 5.- $ resp. 3.- pro Kopf zu entrichten, auf der Mole im Hafen in Empfang. Wir werden mit Video vorinformiert und sehen dann in natura die Laufbaender, auf der die Viecher nach sortiert und entsprechend Groesse und Farbe in die verschiedensten Bassins kommen. Eine entsprechende Vorsortierung wird selbstverstaendlich schon auf den Fangbooten, die die ausgelegten Fangkoerbe mit Koeder taeglich ueberpruefen, vorgenommen. Nachdem durch den Gebrauch von schnellen Booten, ausgeruestet mit Echolot, Radar und GPS-Satelliten-Navigation die Bestaende abnahmen, stellt die Regierung seit 1963 keine zusaetzlichen Fanglizenzen mehr aus. Streng kontrolliert und geahndet werden Verstoesse gegen die Vorschriften in Bezug auf die erlaubte Groesse (gemessen wird die Laenge ueber den Kopf, die mind. 76 mm sein muss) und Alter der Lobster, Verschonung von Weibchen in der Fortpflanzungsphase und Einhaltung der Schonzeiten.
Die aktuelle Fangzeit begann am 15. November letzten Jahres und endet am 30. Juni 2006. Die gefangenen Tiere werden bis zu drei Wochen in hereingepumptem sauberem Meerwasser (um die 19o C) ohne Futter gehalten, damit sich Magen und Darm komplett entleeren. 98% des Fangs ihrer 500 Boote exportiert die Co-op in die U.S.A., ca. ½ kg schwere (4-5 Jahre alte) sind in Japan begehrt waehrend die Groessten (bis zu 15 Jahre alt) nach China geliefert werden - ganz individuell nach Kundenwunsch, gekocht, gefroren oder lebend. Jetzt um 9.30h hat es keine Fischerboote mehr zum Entladen, aber die Becken sind voll von sortierten Lobster, eingekauft zu AUD 30.- und im Endverkauf bis zu 250.- pro Kilo wert. Dieser Teilbetrieb ist auf den Lebendversand spezialisiert. In kaltem Wasser von nur 7o C fallen die Lobster in eine Art Tiefschlaf. In diesem Zustand werden sie zusammen mit Eisbloecken sorgfaeltig, damit sie unversehrt inkl. aller Fuehler und Beine den Transport ueberstehen, und Holzspaenen in Styropor-Kisten mit Luftloechern verpackt. Dank Luftfracht erreichen die Lieferungen in spaet. 30 Stunden, ein Zeitraum, den die Lobster ohne Wasser schadlos ueberleben, ihre Besteller.

Vom Denkmal zu Ehren des 1941 im II. Weltkrieg spurlos mit seinen 645 Mann Besatzung gesunkenen Kriegsschiffs HMAS Sydney II geniesst man einen herrlichen Ueberblick ueber die Stadt mit seinen 23'000 Einwohnern. Beim Auftanken gegenueber der imposanten St. Francis Xavier Kathedrale aus 1938 spricht uns ein hier lebender Schweizer Marc an und laedt uns zu einem Kaffee zusammen mit seiner neuseelaendische Frau Jeanine ein. Sie gehoeren zu den wenigen Gluecklichen, die ein Haus direkt am Meer bewohnen - hier eher eine Seltenheit, wo meist ausser dem oeffentlichen Strandstreifen auch noch eine Erschliessungsstrasse die Haeuser von der Beach trennen. Wir muessen danach Gas geben, um unser Tagesziel noch zu erreichen. Vorbei an grossen, im Bau begriffenen Residentials - es herrscht anscheinend hier in Western Australien ein richtiger Bauboom durch Weide- und Ackerland. In Northampton verlassen wir Route 1 und fahren via Gregory nach Kalbarri. Nicht dem eigenen Trieb sondern dem allgemeinen Campingverbot gehorchend begeben wir uns nach dem abendlichen Besuch mit Sonnenuntergang des Kuestenteils des Parks fuer einmal zum Chapman River Campingplatz zur Uebernachtung.
Der Murchison River schlaengelt sich durch eine buschige Landschaft und hat sich eine Schlucht ins rote Sandsteingebirge gefressen - die Attraktion des Kalbarri National Parks. Jetzt beim tiefen Wasserstand sieht man nur einen schmalen Wasserlauf und zum Teil helle Sandbaenke im Kontrast. Ganz spektakulaer ist am "Loop" nach einem 400m Spaziergang auf einen Aussichtspunkt die Sicht durch Nature's Windows, einem Guckloch durch vielschichtiges rotes Gestein mit dem tiefer liegenden Fluss im Hintergrund. Der leichte 500m Walk am Z-Bend wird mit einem spektulaeren Blick auf den sich durch die Schlucht windenden Fluss belohnt. Insgesamt legen wir auf den roten Naturstrassen, z. Teil mit Wellblech 111 km im Park selbst zurueck und treffen erst um 14.15h am letzten Outlook ein, wo wir Mittagshalt machen. Auf der Weiterreise gestatte ich mir eine Ruhepause, auf der Sitzgruppe liegend wie ein Kaefer auf dem Ruecken, den ich trotz Korsett spuere. Es ist bereits spaeter Nachmittag, als wir in Billabong Roadhaus auftanken. Beim Overlander Roadhouse verlassen wir Rte. 1 wieder und drehen westwaerts.
Von Strand am Hamelin Pool aus fuehrt ein Steg mit vielen Informationstafeln ueber eine weltbekannte Kolonie von Stromatoliten hinweg. Diese mikroskopisch kleinen Organismen sind praktisch identisch mit den fruehestens Formen von Leben auf der Erde ueberhaupt und schaffen aus Sedimenten und organischem Material bis zu 1,5 m hohe Formen, welche sehr fragil sind. Wir haben Glueck resp. Ebbe und koennen die Raritaet vom Steg aus sehr genau beobachten.
Einen nur kurzen Unterbruch der Fahrt legen wir bei der Shell Beach ein. In der seichten Bucht leben praktisch ausschliesslich kleine weisse Muscheln (Cardiid Cockles), wegen der hohen Salzkonzentration praktisch ohne Feinde. Von den vom Meeresboden am Ufer abgelagerten Sedimenten blaest der starke Wind den Sand weg, so dass bis zu 10 m hohe Muschelbaenke verbleiben. Eine spezielle Art "Steinbruch" zeigt, wie man in frueheren Zeiten mangels Holz und Stein das an den langen Straenden reichlich vorhandene, mit Regenwasser zusammenklebte Muschelmaterial in Quader geschnitten und als weisses Quader zum Bauen verwendet hat.
An meinem heutigen Geburtstag, 21. Juni, befinden wir uns nun auf dem Gelaende des World Heritage listed area von Shark Bay. Wir stoppen nur fuer einen ersten Eindruck an der kleinen Whalebone Beach. In Denham, einem kleinen Ort mit etwa 1'150 Einwohnern besorgen wir einige Frischwaren, besuchen die blendend weissen Ufer der wenig ausserhalb liebenden Little Lagoon, bevor wir das Terrian des Francois Peron National Parks erreichen, der nur mit 4x4D-Vehikeln mit grosser Bodenfreiheit zu befahren sei. Wir verzichten auf einen Besuch von Monkey Mia, wo am Strand jeden Tag eine Fuetterung von Delphinen zelebriert wird wie auch von Peron Homestead, wo es einen kleinen Tub mit heissem Thermalwasser zum Eintauchen geben soll. Uns draengt es nordwaerts durch eine unendliche, gruene buschige Landschaft. Sie wird nur zerschnitten von der roten Naturstrasse, die immer sandiger wird. 1995 hat man hier das Projekt "Eden" gestartet und versucht, die urspruenglichen hier lebenden Woylies, Bilbies, Hare Wallabies, Malleefowl u.a.hier wieder anzusiedeln. Dazu musste man vor allem der zugewanderten Tierarten Herr werden.und hat seitdem jaehrlich 50'000 Koeder ausgelegt wie auch neue Fangmethoden entwickelt, mit denen man ueber 3'200 Katzen, 38'000 Ziegen und 80% des Fuchsbestandes erfolgreich von dieser Halbinsel entfernen konnte.
Um die einsame sandige, mit Bruchstuecken der dort vorkommenden Abalone-Muscheln gesprenkelte Herald Bight, zu erreichen, muessen wir bereits etwas "muehlen" und auch mal den 4x4 Antrieb zuschalten. Nach diesem Abstecher fuehrt der Weg vorbei an riesigen Birridas, lehmige Flaechen saesonaler Seen mit verkrusteter Oberflaeche aber darunter vom Grundwasser feucht gehaltene Schichten. Vor dem Befahren der scheinbar problemlosen Ebenen mit schuetterem Bewuchs roetlicher kleinern Bueschchen wird wegen Einbruchgefahr gewarnt.

Einige der weichsten, sandigen Stuecke folgen und auch wir muessen uns der Natur beugen und den Luftdruck der Pneus vermindern, damit wir den Uebernachtungsplatz direkt am hellen Sandstrand in der Bottle Bay erreichen. Noch drei andere Partien stehen weit entfernt von einander in den Duenen an speziell bezeichneten Camping-Stellplaetzen zwischen den Gebueschen. Ein einfaches Drop-WC und praktisch immer eine Grillier-Stelle mit Gasgrill werden gestellt. Die Uebernachtungsgebuehr von 10.- AUD entrichtet man bei der Selbstregistrierung am Eingang des Parkes.
Tagsueber ist es angenehm warm. Wir marschieren frohen Mutes ans Wasser hinunter, aber beim Eintauchen der Fuesse kruemmen sich einem die Zehen vor Kaelte automatisch und keiner von uns beiden ist heldenhaft genug, weiter ins kuehle Nass vorzudringen. Nach Sonnenuntergang wird es immer kuehler, Jacken draengen sich auf und mit dem Einbruch der Dunkelheit verziehen wir uns bei nur noch 18o C und Wind gerne in den Camper.

Beim Fruehstueck haben wir Besuch von drei Delphinen. Leider aber tummeln sie sich nur im Wasser und fangen keine Nahrung. Mullets, ihre bevorzugte Fischart, pflegen sie bis auf den Sandstrand zu verfolgen und sie erst dort an Land zu schnappen. Wir fahren zum Skipjack Point, wo man von Plattformen aus den Kuestenstreifen mit roten Sandsteinklippen und weissem Sandstrand ueberblicken kann, sehen aber ausser Moewen und Kormoranen keinen Schwanz. an deren Kuesten.Weder am hellen seichten Sandstreifen entlang dem Ufer noch ueber dem weiter draussen liegenden duenkleren Seegrasgrund koennen wir weder wie gehofft weitere Buckelnasen-Delphine noch Exemplare von gefaehrdeten oder migrierenden Arten wie Dugongs (Seekuehe), Seeschildkroeten, Humpback Wale oder Sharkwhales entdecken. An dieser Tatsache aendert auch unser Marsch durch Duenen und Gebuesch hoch ueber dem Meer bis zum eigentlichen Cape Peron nichts. Fuer die Uebernachtung peilen wir die herrlich im Prospekt anzusehende Big Lagoon an, sind aber von dieser unspektakulaen "spezial purpose zone" enttaeuscht.
Am Freitag-Morgen kommen wir beim Overlander Roadhouse zurueck auf den North West Coastal Highway Nr. 1 und fahren mit einem Schnitt von praktisch 90 km/h nordwaerts. Eine Abwechslung in der eher eintoenigen Landschaft zeigt sich nur auf Hoehe von Carnarvon, wo Gemuese angebaut und in grossen Plantagen vor allem Bananen gezuechtet werden. Minilay Roadhouse besteht nur aus einem kleinen Snack-Restaurant und der Tankstelle, die wir benoetigen. Es dunkelt schon, als wir schliesslich nach einer langen Tagesetappe in Coral Bay einrollen. Der Ort ist ganz dem Tourismus unterworfen und liegt an einer schoenen Bucht. Vor der Haustuere liegt in nur gut 100m Distanz das Hausreef, wo die Feriengaeste sich mit goggeln, tauchen oder Glasboden-Bootsfahrten beschaeftigen. In der Saison erhoeht sich seine Einwohnerschaft von nur 120 Koepfen um ein Vielfaches und auch jetzt sind die beiden Campingplatze gut belegt. Wir holen hier im Ningaloo Reef Resort mein Geburtstagessen nach. Der oertliche Mango-Fisch auf Gemuesebett erweist sich als unerwartet delikat und fein zubereitet. Die meisten Tische sind mit jungen Leuten besetzt, die die Happy Hour ausnuetzen und ganze Batterien Bierglaeser vor sich stehen haben. Als wir nach dem Essen vorschriftsmaessig im Camping einchecken wollen, hat dieser schon dicht gemacht. Deshalb wagen wir es, direkt unten am Strand uns niederzulassen und glauben unter den parkierten andern Fahrzeugen nicht gross aufzufallen. Weit gefehlt - am naechsten Morgen stehen wir als einziges Auto weit und breit allein auf dem grossen Platz und sind beim besten Willen nicht zu uebersehen. Auch hier erlaeutert uns der freundliche Ranger nur die strikt gehandhabten Vorschriften, erlaesst uns aber die fuer Australier sonst uebliche Busse von AUD 100.-.
Den Einstieg auf die 4x4-Strecke entlang dem Meer von Coral Bay nach Ningaloo finden wir nicht dort, wo in der Karte eingezeichnet. Zu unserer Enttaeuschung liegen dann aber mindestens immer 300m Wildnis und Duenen zwischen uns und der See, von der man deshalb nur ab und zu ein Zipfel erblickt. Auf der oft wellblechigen Naturstrasse ist kein Vorwaertskommen und erst gegen 15.ooh erreichen wir endlich Ningaloo. Als wir feststellen, dass Wellblech-Piste sich von da aus weiter fortsetzt und wir zudem keine zuverlaessige Information betreffend der Passage durch den Yardie Creek in den National Park hinein haben , verzichten wir dankend darauf und kehren wohl oder uebel zur Nr. 1 zurueck. Auf Teerstrasse rauschen wir nur so durch die Gegend und streben an Exmouth und dem North West Cape vorbei dem Cape Ranges National Park zu. An der Eingangskontrolle sitzt bereits niemand mehr. Eine Tafel lehnt am Haeuschen mit "no campsites available", was wir auf das umliegende Gelaende beziehen. Beim Neds Camp stellt sich dann heraus, dass diese Ankuendigung fuer das gesamte Park-Territorium zutrifft. Jedes Camp hat einen "host", der die Einhaltung der Maximal-Belegung der wenigen verfuegbaren Plaetze kontrolliert. Ausnahmen werden keine gemacht, auch nicht fuer uns overseas Besucher. Voll ist voll, erklaert man uns und wir haetten den Park zu verlassen. Im ganzen Park gibt es weder Trinkwasser noch einen Laden und schon gar kein Restaurant. Einige der Bays sind nur fuer den Tagesaufenthalt zum Baden, Snorkeln+Tauchen oder Voegel beobachten zugelassen. Nur zwischen 4 - 19 Standplaetze haben die Camps zum Uebernachten. So regulieren sich dank strikter Handhabung des Camping-Verbots die Besucherzahlen.
Wir machen einen zweiten Versuch im Mesa Camp und der Host Don erteilt uns denselben Bescheid, als wir ihn bei der abendlichen fuer alle Camper freiwillig obligatorischen Gesangsrunde stoeren. Da tauchen am Fenster zwei schon mal getroffene Gesichter auf: Heidi und Urban, die wir auf ihrer Velofahrt in Perth kennengelernt hatten. Sie erklaeren dem Platzwart, dass wir Freunde und sie gewillt seien, ihren Platz, auf dem nur ihr kleiner Mietcamper fast verloren steht, mit uns zu teilen. Das ist zwar auch nicht ganz stubenrein, wie wir erfahren, aber wird GottseiDank bewilligt. Bis wir uns warm angezogen, Stuehle und eine Tasse voll Getraenk bereit gemacht haben, loest sich zu unserer Erleichterung auch schon zu so spaeter Stunde wie 19.3oh die Camperrunde auf und wir koennen nach einem schnellen Nachtessen uns in unserem Camper mit den beiden Schweizern bei Kaffee und Guetzli uns unterhalten.

Ist man einmal in einem Camp, kann man morgens frueh um 7.30h sich beim Platzwart melden und den naechsten gewuenschten Uebernachtungssort angeben. Er fragt dann per Funk an und eine Stunde lang bleibt ein dort freier Platz reserviert. So verschieben wir noch vor dem Fruehstueck ann den neuen Standort. Heute wollen wir's leger nehmen. Als erstes besuchen wir das Milyering Info Center und die nahe gelegene herrlich tuerkisfarbene T-Bone Bay. Varanus und Traella Bay haben steinige Ufer, dafuer ist die Turquoise Bay ideal zum Baden am flachen Strand - abgesehen von einer ungemein starken Stroemung, die selbst einen Erwachsenen mit sich zieht. Also stiefeln die Goggler alle zuerst dem Strand entlang suedlich, steigen dort ins Wasser und lassen sich dann von dort aus mitziehen bis zurueck an den Ausgangspunkt. Wir begnuegen uns mit Baden - das Wasser ist zu dieser Jahreszeit immer noch recht kuehl. Fuer ein laengeres Verweilen im Meer braucht man einen Surfanzug.
Beim Yardie Creek schauen wir uns dann die angeblich kritische Stelle an, die sich als bei Ebbe problemlos zu durchquerender Sandstreifen entpuppt. Im warm werdenden Licht spazieren wir ueber den felsigen Weg dem Creek entlang, um die herrlich rot gefaerbten steilen Felswaende von nahem zu sehen und auf Bild zu bannen (was sich als gar nicht so einfach erweist wegen der grossen Kontrasts- und Helligkeits-Unterschiede). Im letzten Licht des Tages machen wir uns schliesslich auf zum heutigen Uebernachtungscamp Osprey. Nicht nur wir schaetzen das warme Abendlicht. Jede Menge Wallabies sind unterwegs, huepfen vor uns ueber die Strasse oder hocken links und rechts des Trassees mit gespitzten Ohren wie Osterhasen zwischen den niedrigen Bueschen und schauen in leider fotografisch unattraktiven zu weitem Abstand uns kritisch an.
Eigentlich am Montagmorgen, 26.6., frueh gestartet, versaeumen wir Zeit im Norden des Cape beim Vlamingh Lighthouse, wo man weit suedlich ueber die Halbinsel und noerdlich bis zum North West Cape und natuerlich die umliegenden Straende sehen kann. Am Vlamingh Head direkt am Strand unten herrscht starke Brandung. Die weisse Gischt spritzt dekorativ ueber das nasse dunkle Corallen-Gestein. In Exmouth, einem aufstrebenden Ferienort mit riesiger sich im Bau befindlicher Marina Zone von neu eingezonten Grundstuecken mit Wasser-Anstoss, decken wir uns im Shopping Center ausreichend an Lebensmitteln fuer den Abstecher in den naechsten National Park ein, tanken auf und goennen uns einen Capuccino.
Per Satellit-SMS haben wir uns mit alten Reisebekannten, Ineke und Pierre (kennengelernt in Goa, wiedergetroffen in Cheannai/Indien, Kualu Lumpur/Malaysia und das letzte Mal in Saigon/Vietnam) verabredet und freuen uns darauf, sie morgen Abend im Dales Camp des Karijini Nat.P. treffen. Dazwischen liegen aber noch Hunderte von Kilometern. Erst vorbei an den vielen auffaelligen Termitenhaufen aus roter Erde bis runter nach Tullara. Dort muenden wir ins Uebergangsstueck zu Rte 1 ein, passieren Barradale. Die Landschaft wandelt sich. Je spaeter der Tag, desto waermer die Farben und reicher die Kontraste zwischen gruenen Buescheln, hellem strohfarbenen Graesern und immer oefter auftauchenden roten Felshuegeln. In Nanutarra tanken wir erneut auf und verkriechen uns wenig spaeter in den letzten Sonnenstrahlen abseits der Landstrasse 136 ins Gebuesch. Bald darauf sind wir von der hier fast obligatorischen abendlichen Roete umgeben, die einem irren Sternenhimmel, wie ich ihn noch nicht gerade erlebt habe, weicht. Wir sitzen wegen der kuehlen Temperaturen im Auto drin und stellen einmal mehr fest, dass unsere Fensternetze absolut nicht fuer solche Gegenden geeignet sind. Wie oft in den letzten Tagen finden Dutzende von hellen, mehligen Nachtfaltern irgendwie den Weg um die Netze herum ins Wageninnere und umschwirren Lampen, Laptop-Bildschirm und unsere Koepfe.
Die spaerliche Vegetation scheint in kurzer Vergangenheit Regen bekommen zu haben und einzelne Straeucher bluehen. Auf guter Teerstrasse brausen wir durch eine Gegend. Zack - und von einem der wenigen entgegenkommenden Fahrzeuge spickt uns ein kleiner Stein in die Frontscheibe und verursacht den ersten Hick darin. Um 11.30 haben wir die Wahl zwischen 121 km Teerstrasse via Paraburdoo oder 78 km Naturstrasse via Tom Price, die einstimmig zu Gunsten der zweiten Route entschieden wird. Auch da koennen wir mit bis zu 80 km/h zumindest im ersten Teil fahren. Spaeter dann queren vermehrt Wasserlaeufe die Naturstrasse, auf die hin Fredy mit Ruecksicht auf mich resp. meinen Ruecken abbremst, um das unangenehme Wippen zu mildern. Schliesslich drehen wir suedwaerts dem Mount Nameless entlang durchs gleichnamige Valley. Erstaunlich guenstig ist der Diesel im gut 4'000 Seelen-Ort Tom Price - nur 1.579 im Gegensatz zur Umgebung von Exmouth, wo einem stolze 1.879 fuer einen Liter aus der Tasche gezogen werden. Wir machen einen kurzen Mittagshalt. Wasser scheint genuegend vorhanden zu sein, ueberall werden Parkanlagen und Gruenflaechen bewaessert. Groesste Arbeitgeber hier sind die vielen Eisenerz-Minen oder aber der Tourismus.
Wir halten es fuer besser, direkt auf den Karijini National Park zuzuhalten und dort direkt das vereinbarte Dales Camp anzusteuern, falls die Verhaeltnisse in Bezug auf Uebernachtungsplaetze aehnlich prekaer wie im Cape Ranges sein sollten. Am Eingang des Camps sind wir schon vorgemerkt durch unsere Freunde. Aber natuerlich ging die australische Koordinations-Faehigkeit nicht so weit, dass man uns einen der drei sich in der Naehe von Loop Euro 87 befindlichen Bays, die im Laufe dieses Tages freigeworden waren, haette reservieren koennen. Es gibt ein grosses Hallo und natuerlich haben wir uns unendlich viel zu erzaehlen. Wir koennen gerade unser Fleisch auf ihren Grill mitauflegen, sie spendieren Gemuese, wir Salat. Dann folgt die Kaffeerunde - laengst ist es dunkel geworden und um uns herum still, da ja die australischen Camper frueh in die Federn kriechen. Also wollen wir sie nicht in ihrer Nachtruhe stoeren und bleiben gerade da stehen anstatt am offiziellen Standplatz in Loop Bungarra Nr. 26, was ohnehin hier niemand nachkontrolliert.

Am Mittwochmorgen machen wir uns auf, in die Dales Gorge runter zum Circular Pool zu steigen. Auf halbem Weg ueber die vielen Felsstufen hinunter gebe ich allerdings trotz Korsett und von Duboux geliehenen Wander-Stuetzstock auf und kehre an den Rim zurueck. Tief unter mir, noch im Schatten morgens um 10.00h hoere ich in der Stille sogar ihre Stimmen und sehe sie spaeter am runden Pool, der allerdings zu dieser Jahreszeit zu kalt zum Baden sein soll. Da ich auf dem Hinweg nicht aufgepasst und nur schwatzend hintennach getrampelt bin, habe ich dann einige Muehe, allein ueberhaupt wieder in die von Baeumen und Bueschen gut getarnte Camp Aera zurueckzufinden. Es hat unzaehlige Trampelpfade, alles sieht gleich aus und ich muss dazu meine ganze Gruetze zusammennehmen, mir im Geist die Landkarte vorstellen und den momentanten Sonnenstand zu Hilfe nehmen.
Am Nachmittag machen wir uns um 13.30h auf, auch den westlichen Teil des Parkes zu erkunden. Pierre, der seinem Ducato-Camper die Naturstrasse nicht zumuten will, begleitet uns. 56 km einen Weg ueber rote, recht gute Naturstrasse brausen wir dahin und stehen dann ueberwaeltigt am schoensten Aussichtspunkt des Karijini Nat. Park, am Oxer Lookout. Hier treffen die vier Schluchten, Weano-, Red-, Hancock- und Joffre-Gorge, aufeinander. Die roten schroffen Felswaende sind zum Teil mit kitschig gruenen Grasbuescheln bewachsen. Gute 100 m tiefer unter der Aussichtsplattform liegt zu dieser Jahreszeit nur relativ wenig Wasser, in dem sich der makellose blaue Himmel spiegelt. Diese Ansichten in praesentablen Fotos festzuhalten ist auch hier ein Problem, da immer eine Seite der Schluchten im Schatten liegt. Dasselbe gilt fuer den eher mageren Wasserfall am Ende der Joffre-Schlucht waehrend wir am Knox Lookout in die gleichnamige Gorge mehr Glueck haben. Abends wird es draussen mit 12o C wieder empfindlich kalt und am naechsten Morgen stehen wir mit 3o C auf.
Wir verlassen Park und fahren auf dem Great Northern Highway Nr. 95 nordwaerds. Tagesziel ist der Black Rock Camping in South Hedland, wo Ineke und Pierre, die mit ihrem schnelleren Ducato uns schon einen Standplatz direkt neben ihnen reserviert haben. Angesagt ist mal wieder die Bereinigung der Infrastruktur - Waschen hier mit wenn auch einfachen Maschinen und grossen Waeschehaengen, an denen die Kleidungsstuecke bei der niederen Luftfeuchtigkeit und in der Sonne im Nu trocken sind. Ich habe Empfang mit meiner BigPond Karte und kann bequem Mails abfragen und beantworten. Es ist dunkelt wie immer zacking und wir muessen uns beeilen, wenn wir wie geplant in Port Hedland noch etwas zwischen die Zaehne kriegen wollen in Anbetracht des fruehen Feierabend in den Lokalen hier. Wir landen im offenen Pub/Restaurant des Esplanade Hotels und lassen uns ein super Menue, Barramundi Fisch mit Riesencrevetten, Pommes Frites und Salat schmecken.
Vor der Weiterfahrt inspizieren wir noch bei Tageslicht den fast nur aus Hafenanlagen bestehenden Ort Port Hedland. Prompt bleiben wir da noch haengen und buchen eine 1 ½-stuendige Besichtung der riesigen industriellen Anlagen von BHP Billiton Iron Ore. Abgebaut wird das Eisenerz in sieben offenen Minen der Region Philbara. Die Mt. Whaleback Mine bei Newman soll mit 5km Laenge und 1,5km Breite die groesste offene Einzelgrube sein, deren hochwertiges Erz einen aussergewoehnlich hohen Eisengehalt von bis zu 68% hat und noch ueber Vorraete fuer weitere 20 Jahre verfuegen soll. Vor Ort wird das Erz nur gerade mit riesigen, 240 t fassenden Spezialtrucks zu Crushern transportiert, wo es in grapefruit-grosse Stuecke gebrochen wird. Ueber die groesste sich im Firmenbesitz befindliche Eisenbahnlinie von 426 km wird es anschliessend in bis zu 3.75 km langen Zuegen mit 6 Diesel-Elektro-Lokomotiven, die in 300 Wagen 24'000 Tonnen Material bewegen, in 8-stuendiger nach Port Hedland gebracht. Die zweite Bahnline von der Yarrie Mine her erreicht "nur" gerade eine Laenge von 205km. Das Eisenerz wird dann von den Zuegen ueber fuer den Laien wirre erscheinende Foerderbaender zu von Staub und/oder Rost rot gefaerbten Anlagen transportiert, hier auf Sandkorn-Groesse zerkleinert und im anstossenden Hafen direkt auf Schiffe aller Nationen verladen. Groesste Abnehmer mit 37 resp. 35% sind Japan und China. Zweites wichtiges Gut ist Salz, das in riesigen Salinen um Port Hedland herum gewonnen wird, und dessen von weither sichtbaren, auf Verladung wartenden weissen Haufen einen auffaelligen Kontrast bilden.
An diesem Tage kommen wir gerade noch mal gute 180 km weit bis auf Hoehe von Pardoo Roadhouse. Da liegt ein ueber 11 km Wellblech zu erreichender einfacher Camping direkt am Meer in der Conservation Zone von Cape Keraudren. Als wir bei hereinbrechender Nacht von unserem Bummel am Strand zurueckkommen, trifft uns fast der Schlag. Mit dem Eindunkeln haben rund um uns herum x Generatoren ihre Arbeit aufgenommen, dass wir uns ueber einen Track auf eine etwas hoeher gelegene, einsame Stelle, wo wir herrlich das Meer ueberblicken koennen, fluechten.
Die restliche Strecke nach dem noch 480 km entfernten Broome fuehrt zwar parallel dem Meeresufer entlang, da allerdings in einem Abstand von 20-30 km sieht man nichts davon sondern bekommt nur die australische "Unendlichkeit" mit. Nur ab und zu ein Fahrzeug, das uns ueberholt oder entgegenkommt - fast immer ein Vierrad-Antieb, zu 75% ein Toyota, meist mit Camp-Anhaenger oder Wohnwagen im Schlepptau. Die Roadtrains sind in dieser Region nur max. 43 m lang - die gewaltige Zugmaschine und drei Auflieger/Anhaenger inkl. Der Eintoenigkeit ueberdruessig, sitze ich hinten im Camper und ordne endlich einmal wieder unseren Papierkram, der mit den verschiedenen Fahrzeug-Papieren und -Versicherungen, den Dokumenten zu unserem hiesigen Bankkonto und der von der Schweiz mitgebrachten Kopien wichtiger Unterlagen betraechtlich zugenommen hat. Fuer den Mittagshalt stellen wir uns der Einfachheit halber quer zur Strasse, die Rueckseite zur Sonne, da keine Spur von Wind oder Schatten vorhanden ist, und wir draussen 30o C haben.
Broome, eine Kleinstadt mit normalerweise 15'000 Einwohnern, schwillt in der Saison durch die zahlreichen Touristen auf 50'000 an. Um sie alle in Schach zu halten sieht man an jeder Ecke und Ende eine "no camping" Tafel - so natuerlich vor allem auch am "Muss" dieses Ortes, der Cable Beach. Der suedliche Teil davon unmittelbar bei der Stadt ist ein herrlicher breiter Sandstreifen. Der noerdlichere Teil ist ebenso flach aber teilweise mit Untergrund von Korallengestein und zum Befahren freigegeben.

Da Wochenende ist er heute am 1. Juli sowieso gut besucht, voller Autos und Leute, die eigens jetzt zur besten Zeit des Tages hierhergekommen sind, um auszukuehlen, mit einem Drink auf den herrlichen Sonnenuntergang anzustossen und natuerlich wie wir auch Fotos zu schiessen. Die Kamelkolonne fuer einen Ausritt sowie das zweimastige grosse Segelschiff, die man als Reklame in jedem Fremdenverkehrs-Prospekt abgebildet sieht, als Fotosujet vor dem feurigen Schauspiel am Horizont fehlen nicht.
In der gutbesuchten nahen Sunset-Bar finden wir einen Tisch zum Nachtessen. Die Bedienungsweise ist ueblich effizient. Man bestellt und bezahlt das Ausgewaehlte an der Bar. Die Drinks nimmt man gleich mit, das Essen wird aufgrund der Tischnummer nachher vom Personal gebracht. Alle sind mit diesem System zufrieden: die Durstigen kommen rasch zu ihren Getraenken und das Restaurant muss sich bei der rasch wechselnden Kundschaft keine Sorgen um die Bezahlung der Konsumation machen. Wir bleiben nicht lange allein. Schon im Karijini Nat. Park haette man ihnen von den "Swiss with the Butterfly Camper" erzaehlt. Jetzt haben sie uns hier eingeholt suchen die Umgebung nach uns ab: Urban und Heidi ex Cape Ranges National Park!
Zum Uebernachten verziehen wir uns anschliessend hinter den Woolworth im Boulevard Einkaufscenter, wo wir ungestoert bleiben. Wir muessen dringend unser Reiseprogramm ueberarbeiten. In Praxis und Theorie ist das Zuruecklegen der immensen Distanzen hierzulande nicht dasselbe. Wir moechten ja nicht nur hinter dem Steuer hocken, sondern bei den einzelnen Sehenswuerdigkeiten auch etwas Zeit verbringen und uns ab und zu mal ausruhen koennen.
 
Weitere Fotos: siehe Galerie / Australien / Western Australia - Nr. 0165-0838

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