14. - vorläufig 25. Juli 2013 - Russland III /

Kyahta-Ulan Ude-Irkutsk-Krasnoyarsk-Novosibirsk-Omsk

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Die russische Abfertigung durchlaufen wir heute, Sonntag 14. Juli 2013, zum dritten Mal im immer gleichen Schema. Abwarten bis eine kleine Gruppe Vehikel zur russischen Grenzstation von Kyartha via ein trübes Desinfektionsbad ins Land fahren darf. Wir fassen die Immigration Cards zum Ausfüllen und stehen damit bei Immigration an, wo eine freundliche Beamtin die Pässe einscannt und uns mit Stempel im Pass in Russland begrüsst. Dann füllen wir das von der ersten Einreise bekannte Zollformular für den Camper aus und warten, bis eine junge Dame, die fliessend Englisch spricht sich unserer annimmt. Kurz wird der Camper inspiziert, das Necessaire mit den Medikamenten dem Drogen-Schäferhund unter die Nase gehalten, ohne dass dieser darauf reagiert. Nach zusammengenommen zwei Stunden sind wir offiziell wieder in Russland und rollen ganz erstaunt auf einem neuen Autobahnstück nordwärts. Aber nach 10km sind wir zurück auf dem Boden der Realität, d.h. auf strapazierter Teerstrasse M165, auf der aber immerhin die aufgeworfenen Stellen und Löcher gut umfahren werden können. In herrlich nach Holz duftenden, lichten Föhrenwald machen wir Mittagsrast und geniessen nach der eher öden Landschaft der Mongolei die Blumenwiese um uns herum.
Am nördlichen Ende des özero Gusinoye schlucken wir noch einige Kilometer lang bei Baustellen etwas Staub, dann bessert sich die Asphaltstrecke. Am frühen Abend schieben wir einen Zwischenhalt beim Involginsky Datsan ein. 1946 erlaubte der Kreml unter Stalin den Bau dieses buddhistischen Klosters. Von einem damals einzigen bescheidenen Tempel hat sich die Anlage stetig vergrössert, umfasst inzwischen mehrere Tempel, buddhistische Ausbildungsstätte, administrative Gebäude und Wohnquartiere der Mönche, und ist heute ein viel besuchtes Ziel von Gläubigen wie von Touristen.
Eine kleine Anhöhe bei Involginsk haben wir als heutigen Uebernachtungsplatz erkoren. Ein paar Bäume voller Gebetsfahnen stehen am Fuss einer Felsformation. Da Fredy nach der nachmittäglichen Fahrt Velofahrt dem Camper voraus noch nicht genug Bewegung hatte, erklimmt er sie noch vor dem Nachtessen, um einen besseren Ausblick bis nach Ulan-Ude zu erhalten.

Ulan-Ude hat eine halbe Million Einwohner – eine Stadt zu gross, als dass wir –wenn nicht der Zufall uns hilft- auf Anhieb einen Reparatur-Betrieb für die am Camper nötigen Schweissarbeiten finden. Also heuern wir beim Bahnhof den Taxifahrer an, der unsere Unterhaltung resp. Austausch von Wort-Brocken in Englisch-Russisch mit einem netten Polizisten interessiert mitverfolgt hat. Er fährt uns voraus zu einer Werkstatt, die erstaunlich gut ausgerüstet ist und vor allem über eine Schweissanlage verfügt. Unser Camper passt gerade durch das äusserste Tor über eine Schmiergrube, und was erst laut Fredy wenig vielversprechend, da nicht für LKW ausgestattet, ausgesehen hat, erweist sich schliesslich als Glückstreffer. Das Betriebsinhaber-Ehepaar, Elena und Aleksandre, gibt sich sehr Mühe, gabelt telefonisch noch eine Bekannte auf, die sich die auszuführenden Arbeiten in Englisch anhört und zur Sicherheit dem Chef noch russisch übersetzt. Nicht nur wird am hintern Querträger beim das gerissene Mittelstück eine Verstärkung eingepasst und vorne rechts im Radkasten eine Reparaturstück über die Risse geschweisst – wir erhalten auch gleich "Familien"-Anschluss. Der Betrieb ist von 8.30-20.00h geöffnet und die Belegschaft wird über Mittag mit Lagman und Pilav warm verpflegt – wir gleich mit. Getrunken wird warmer, milchiger Schwarztee und dazu trockene Kekse als Nachttisch verdrückt.
Am späten Nachmittag verlassen wir die Werkstatt um 5'500.- RUB ärmer, aber dafür mit neuem Fahrgefühl. Wir statten dem mit 7,7m Höhe weltgrössten Lenin-Kopf an der pl Sovetov einen kurzen Besuch ab und spazieren durch die gepflegten Anlagen und sauberen Strassen. Ein Besuch in einem Kaffeehaus liegt zeitlich auch noch drin und stellt uns richtig auf. Uns war gar nicht bewusst, wie wir geordnete Verhältnisse und so kleine Annehmlichkeiten in der Mongolei vermisst haben und fühlen uns wieder in Russland so richtig wohl. Wir übernachten in einem lichten Föhrenwald in den letzten Strahlen eines sonnigen Tages wenige Kilometer ausserhalb Ulan Ude.
Fredy überlässt es mir, den Camper wieder aus dem Abseits auf die Hauptstrasse zu bringen und radelt am Morgen eine Stunde lang voraus. Das Tal des aus der Mongolei stammenden Selenga ist landschaftlich sehr schön mit grünen blumigen Sommer-Wiesen. Im 35km breit gefächerten Selenga-Delta entlädt der Fluss nach langer Reise sein Geschiebe und vor allem das aus der Mngolei stammende verunreinigte Wasser in den Baikal-See. Wir machen einen Abstecher ins Gewirr von kleinen Kanälen durch ein unübersichtliches Riedgebiet mit einfachen, kleinen Oertchen mit ein paar Dutzend teils verwitterter, teils bunt gestrichener Holzhäuschen. In Posolskoye machen wir am tiefsten See (bis 1'637m) der Welt Mittagshalt. Fredy muss unbedingt die Badehose montieren und in den See steigen, der ihn mit viel angenehmeren Temperaturen überrascht als gefürchtet.

Eine zweite Ruhepause gibt es gezwungenermassen unmittelbar nach dieser Ortschaft, stehen wir doch geschlagene 30 Minuten vor einer geschlossenen Barriere, bis zwei Güterzüge vorbeigekeucht sind. Heute hängen Regenwolken am Himmel, weshalb wir uns bis zum Abend gedulden müssen, bis wir das vielgerühmte Blau des Baikal-Sees erleben. 636km lang soll er fast einen Fünftel des (ungefrorenen) Frischwasser-Vorrats der Erde enthalten. Entlang seines Südufers führt eine weniger bekannte Trans-Sib Bahnverbindung, die BAM Baikal-Amur Magistrale (von 4'500km westlich Moskau bis an die Tatar Straight im Osten), die den Seezugang auf lange Strecken jeweils verunmöglicht. Müde vom Gerüttel der schlechten Teertrasse M55, an der man öfters Baustellen auf noch schlechteren, staubigen Ausweichpisten umfahren muss, versuchen wir mehrmals umsonst, für die Uebernachtung ans Wasser zu gelangen. Der Geheimtyp einer Reisenden in Utulik erweist sich als grosses, jetzt im Juli bereits gut besetztes Feriencamp. Deshalb fahren wir ein Stück zurück und lassen uns mangels Alternativen an der nicht gerade einsamen kurzen Strandpromenade von Baykalsk nieder. Sommerfrischler (eigentlich ist diese Stadt und Umgebung als Skigebiet bekannt) erleben mit uns einen schönen Sommerabend.
Slyudyanka steht ganz im Zeichen des Schienenverkehrs. Unzählige Geleise voller rangierender Güterzüge liegen zwischen der kleinen Stadt und seines kleinen Bahnhofes, zu dem wir fahren, weil er als Kuriosität aus weissem, allerdings inzwischen vergrautem, Marmor ist. Wir durchfahren die kleine Ebene bei Kultuk und müssen uns mit einem letzten Panorama-Blick vom berühmten Baikal-See verabschieden. Die nächsten 100km geht es ständig bergauf-bergab durch waldiges Gebiet. Zu guter Letzt überqueren wir den Angara-Fluss und stehen bereits mitten in Irkurtsk. 1661 von den Kosaken als Garnison gegründet, hat die eigentliche Hauptstadt von Ost-Sibirien heute 600'000 Einwohner und erweckt einen wohlhabenden, sauberen Eindruck mit unzähligen Bus- und Tramlinien kreuz und quer durch Stadtzentrum und umliegende Wohngebiete. Für eine Stadtbesichtigung muss man diese jedoch nicht mal in Anspruch nehmen – die Sehenswürdigkeiten lassen sich leicht zu Fuss absolvieren. Ganz ungewohnt finden wir die Tourist Information an der aufgeführten Adresse im House of Europe, der Komplex ein tolles Beispiel der hiesigen Holzbauten mit feinen Verzierungen an Dachkanten und Fenstern, die man auch "wooden laces" (hölzerne Spitzen) nennt. Aufmerksam werden wir bedient und erhalten super Broschüren und kleine Faltplänchen, welche einen Rundgang und Details zu den einzelnen Gebäuden vermitteln. Anlaufpunkt für Camper in dieser Stadt ist das Hotel Irkutsk, wo aber nur ein einziges deutsches Fahrzeug steht. Für 500.- RUB pro Nacht kann man auf dem bewachten Parkplatz stehen, Toiletten + Dusche benutzen und nicht zu vergessen sich ins hoteleigene Wifi einloggen. Für uns erledigt man an der Reception gratis und franko auch die zusätzliche Registrierung unserer Ankunft in Russland (von der wir aber nicht wissen, ob sie wirklich nötig ist.) Unser Nachtessen finden wir zur Feier des Tages in einem Sushi-Restaurant.

Ul Karl Marx ist die Nord-Süd-Einkaufsstrasse, die von der zweiten grossen Ost-West-Achse, ul Lenina, gekreuzt wird. Wir schuhen durch die Stadt und sehen uns die schönen bunt verzierten Kirchen an: die Erlöser-Kirche und die Bogoyavlensky (oder auch Epiphanien-) Kathedrale genannt nahe des Moskau Torsam Angara-Fluss, welches früher alle Ankömmlinge passierten, und am andern Ende der Stadt die mit ihren ocker-farbenen Backsteinverzierungen auf leuchtend weissen Mauern einmalige Kreuzerhöhungs-Kirche. Dazwischen gibt es viele Parks mit Monumenten von Kaiser Alexanders des III, natürlich Lenin und sogar des Astronauten Gagarin zu besuchen und imposante Stadthäuser früherer reicher Händler aus dem 18. Jht., heute allesamt in öffentlichem Besitz, aber relativ schlecht unterhalten, zu bestaunen. Holzhäuser in Dzerhinskogo und Dzerhinskogo ul finden wir nur wenige und erst noch halb verfallene, und die historischen steinernen Handelshäuser in der Urizkogo ul kommen vor lauter Geschäften und ihren Reklame-Schildern gar nicht mehr zu Geltung.
Ueber Mittag lassen wir uns im italienischen Prego Ristorante mit Pizza und Salat verwöhnen, so dass wir bei unserer Rückkehr in den Camper nur noch die Füsse hochlegen, zum Znacht etwas Kleines picken und die morgige Weiterfahrt planen können.
Aufs Geratewohl habe ich mich heute zwischendurch übrigens wieder einmal in einen Coiffeur-Salon gewagt. Eine missmutige Tanja hat zur Schere gegriffen und entgegen meinen Einwänden den Schnitt verwirklicht, der ihr vorschwebte. Immerhin habe ich was für mein Geld (RUB450.-) bekommen, sie schnitt lang und viel ab!
Es wird heute 19. Juli 12.ooh bis wir Irkurtsk verlassen. Vorgehend haben wir im Fortuna Shopping Center, das zwar keinen Supermarkt umschliesst sondern eine Ansammlung kleiner properen Ladenhäuschen alles Nötige eingekauft. So war es inzwischen spät genug geworden, als auch die Telefonläden ihre Rolläden aufgezogen haben, und ich von Beeline eine SIM-Card fürs Internet erstehen kann. Allerdings was vor dem Laden in der Karl Marx Strasse funktionierte und später auf dem Smartphone ok ist, lässt mich heute abend auf dem Lande trotz Handy-Empfang am Laptop im Stich!
Wir haben bis zur Erdölstadt Angarsk in dichtem Verkehr, aber doppelspuriger Autobahn die ersten Kilometer der 1'050 bis nach Krasnoyarsk hinter uns gebracht. Danach reduziert sich die M53 auf normale Ueberlandstrasse, hauptsächlich von besserer Qualität mit einigen rumpligen Stücken dazwischen und ständig LKWs zum Ueberholen. Kurz vor dem abendlichen Halt zieht ein kurzes Gewitter über uns hinweg. Die Temperaturen halten sich jedoch bei immer noch 20°C. Beim Fondue (das so lange überlebt war, weil es einfach nie kalt wurde auf unserer Reise, um es aufzustellen) mit Ciapatta-Brot und Schwarztee kommen wir richtig ins Schwitzen.
Mit Ausnahme von etwa 50km wegen Strassen-Neubau nach dem Tanken in Tulun und einigen wenigen Kilometern zwischendurch sind wir fast nur in Genuss von relativ neuer Strasse gekommen. Wir haben ideales Reisewetter. Wie schon gestern ziehen nach leichter Bewölkung, aber Sonnenschein am späten Nachmittag wieder dunkle Wolken auf und wir gewärtigen ein paar Regengüsse. Die Szenerie wiederholt sich stetig: Lichte gemischte Birken- und Föhrenwälder, riesige Felder und vor allem Sommerwiesen voller Blumen. Die doppelspurigen Bahngeleise werden rege von Güterzügen befahren. Ab und zu wechseln sie die Strassenseite, wobei bei geschlossenen Barrieren in der Regel mit mind. einer Viertel- wenn nicht halben Stunde Wartezeit gerechnet werden muss. Die durchfahrenen kleinen Dörfern haben neben einigermassen unterhaltenen Häusern eine zunehmende Anzahl schiefer oder gar zerfallener, verlassener Holzbauten. Schmalhans ist hier ganz sicher Küchenmeister, der kaum in den grösseren dazwischen liegenden Städten mit mehr Geschäften und grösserem Angebot einkauft. Wie so oft wird das Gebrauchs- und Trinkwasser an öffentlichen Hahnen gefasst und nach Hause geschleppt. Mühsam fürs Volk, aber ein Vorteil für uns, der wir mal wieder ohne grosses Suchen den Tank füllen können. 7 ¾ Std. waren wir heute unterwegs und haben 505km hinter uns gebracht.

Am 21.7. erreichen wir kurz vor Mittag das Zentrum von Krasnoyarsk. Zwar sind die meisten Geschäfte geöffnet, aber es ist tote Hose in der Karl Marx und der Mira Ut. Kaum jemand ist am shoppen, spazieren oder flanieren – mit Ausnahme von uns eben. So hat es denn im Traveller Coffee auch genügend freie Plätze, wo wir uns einen feinen Cappuccino gönnen. Eingekauft und gewohnt wird vor allem in den Stadtteilen südlich des Yenisei-Flusses.
Als wir am späten Nachmittag die Stadt wieder verlassen, erkennen wir, wo das gemeine Volk den Tag verbracht hat. Entweder in ihren Datschas auf dem Lande oder aber im Erholungsgebiet entlang des Flusses bis hinauf zum 35km entfernten Stausee Krasnoyarskoye Reservoir. Ueber 12km Stau von Wochenend-Fahrern auf dem Heimweg gewärtigen wir auf der Gegenfahrbahn, während wir in unserer Richtung fast die Einzigen sind unterwegs zum schrägen Schiffshebewerk (vom Fluss herauf in den Stausee). Schliesslich stehen wir auf der Brücke parallel zum Staudamm und sehen auch die Anlage zur Ueberwindung des Höhenunterschiedes. Natürlich ist kein Schiff weit und breit zu sehen, keine Vorrichtung ausser blutten Schienen, die uns näher Aufschluss über die Funktion dieser Anlage geben würde und wir zweifeln, ob es überhaupt noch in Betrieb ist. Unser Plan, uns oben am Ufer des Stausees ein Plätzchen zu suchen, fällt flach. Nur wenige Wege führen ans Wasser. Doch die anstossenden Terrains werden im grossen Rahmen mit Feriensiedlungen verbaut, und noch immer sind am späten Nachmittag Heerscharen von Ausflüglern vor Ort und ihre Vehikel entlang des einzigen Fussgänger-Zugang parkiert Wir schrauben unsere Erwartungen zurück und lassen uns bescheidener tiefer unten am nördlichen Ufer des Yenisei-Flusses nieder. Inzwischen haben wir nur noch 6 Stunden Zeitunterschied zur Schweiz.

Der Fluss schält sich am Montagmorgen langsam aus dem morgendlichen Nebel. Es soll ein schöner Tag werden mit Temperaturen bis 29°C und teilweise fast schwülem Wetter. M54 bringt uns zurück nach Krasnoyarsk und anschliessend den ganzen lieben Tag lang M53 über Achinsk bis über Mariinsk hinaus westwärts. Am Uebernachtungsplatz nehmen beim Einnachten die Autogeräusche ab und die Anzahl der stechfreudigen Bremsen jedoch zu.
Kemerovo liegt auf unserem Weg, dient uns aber nur zum Auftanken. Nach dem Mittagshalt "laufe" ich der Polizei in die Arme. Nach Fredy's kleinem Scharmützel gestern, dass wie immer bisher ohne Folgen blieb, wurde ich heute aus demselben Grund aufgehalten: Ueberholen bei Verbot, aber als Steigerung noch Uebertretung der gebotenen Geschwindigkeit von 70km/h. Als die beiden uniformierten Herren realisieren, dass wir Ausländer und des Russisch unkundig sind, ziehen sie sich erst mal zur Beratung in ihr Fahrzeug zurück. Dann muss ich ebenfalls bei ihnen mit einsteigen und eine Skizze meiner Verkehrssünde wird mir präsentiert. Da sie vermutlich die Situation fotografiert haben, kann ich den Fakt schlecht abstreiten. Mein Fahrerausweis marschiert im Austausch mit einem Bon, mit dem ich ihn wieder auslösen könne, in die Hemdentasche des Jüngeren. Der Aeltere hält mir ein Regelwerk unter die Nase, wo alle möglichen Vergehen und deren Folgen aufgeführt sind. Dass ich kein Kyrillisch lesen kann, verstehen die Herren und lesen mir den zutreffenden Passus vor, den ich gefliessentlich auch nicht kapieren kann. Immerhin verstehen sie, dass Fredy keinen Ausweis habe und nur ich fahren könne, weshalb wir schon so lange unterwegs seien. Nach einigem Hin und Her und Abwägen von Für und Wider von Seiten der beiden Eifrigen erhalte ich schliesslich Fahrzeug- und Fahrer-Ausweis zurück und zusätzlich ein Beutelchen Süsses als Energiespender, damit ich nicht am Steuer einschlafen würde bei dem weiten noch vor mir liegenden Weg nach Svizzaria.
Umgekehrt komme ich von der Traufe in den Regen. Bis fast nach Novosibirsk rein giesst es dann aus allen Kübeln. Aber wichtig, als wir den Metro Supermarkt verlassen und den Krasny Prospekt durchfahren, hat sich das Wetter wieder gefangen. Wir trinken am Karinina Ploshad im Traveller Caffee mal wieder einen feinen Cappuccino (und marschieren, da wir die irreführende Metro-Unterführung benutzen, erst in die falsche Richtung statt zum Auto zurück. Viel zu sehen gibt es in der 1,5 Mio. Stadt nicht. Uns genügt der kurze Ueberblick und wir reihen uns in den zunehmenden Verkehr stadtauswärts in westlicher Richtung ein. Vor Kochenevo schlagen wir uns in die Büsche, haben jedoch in unmittelbarer Nähe des Flughafens weder Handy- noch Satelliten-Telefonempfang.

Die Weiten Russlands werden uns so richtig bewusst, so wir den ganzen Tag (heute gut 600km) auf bester Teerstrasse (Tagesschnitt 80,2 km/h) fräsen und die Uhren erneut eine Stunde zurückstellen können. Einziger Unterbruch ein Mittagessen in einem der vielen Kafes, dem Kamina, an der Strasse, wo Hinz und Kunz im Schnellverfahren sich am einfachen, aber tadellos sauberen Buffet die Teller füllen und Speis und Trank in Rekordzeit verschlingen. Vorteil – ich muss am Abend nicht kochen, Nachteil – wir müssen all die vielen LKWs, die wir bis zum Zwischenhalt schon überholt hatten, wieder passieren.
Jetzt stehen wir mitten in Omsk am Ufer des Om direkt neben dem Hotel Mayak (haben öffentliches Wifi), wo am Abend im zunehmenden frischen Lüftchen promeniert wird. Unser kleiner Stadtbummel wird von einem Platzregen unterbrochen. Die Löcher und tiefer liegenden Stellen in den Strassen füllen sich im Nu und aus den Gullys sprudelt braune Brühe nur so heraus. Wir kehren mit durchnässten Sandalen und schwarzen Füssen, die sich kaum von der ölhaltigen Sosse reinigen lassen, ins Auto zurück.
 
Weitere Fotos in Galerie:
2013 Russland III / IMG_8153-....

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