Kazachstan, ein riesiges Land von
2,7 Mio. m2, aber nur spärlicher Bevölkerung von 16.5
Mio. steht an. Die jüngere Bevölkerung hat in der
Schule englisch gelernt. Aber angewendet wird die Sprache
Fremden gegenüber nur zögerlich und mit Hemmungen,
Fragen nicht auf Anhieb zu verstehen oder beantworten zu
können - ausgerechnet uns gegenüber, die wir uns die
kazachischen Begriffe überhaupt nicht merken können.
Die Leute sind sehr stolz auf ihr Nation und zeigen sich
immer erfreut, dass wir von soweit her zu ihnen angereist
sind. Wir werden insgesamt gute 5'000km zurücklegen. Es gibt verschiedenste Methoden, um die vielfach erbärmlichen Strassenverhältnisse, die verständlicherweise unsere täglichen Erlebnisse prägen, zu bewältigen: 1. Fahrt mit den linken Rädern auf der Mittellinie (sofern erkennbar) oder 2. mit den rechten Reifen auf dem Seitenstreifen - beides geeignet, um den gröbsten Wellen - durch Terrainverschiebungen und LKWs verursacht - und dem damit verbundenen Schwingen und Wippen in erträglichem Rahmen zu halten. Beides ist mit einem steten Slalom verbunden, um den unglaublich tiefen Schlaglöchern auszuweichen. Gefahren wird generell mit eingeschaltenem Licht. So lassen sich die nächsten Hundert Meter besser planen, wenn das Vehikel vor einem in der gleichen Richtung unterwegs ist oder aber bereits zum Voraus erkennen, dass es allenfalls eine entgegenkommende Gefahr darstellt! 3. Stoisch gerade aus halten ungeachtet der Misere - Tempo minimal. 4. Hilft alles nichts, verlässt man kapitulierend das offizielle Trassee und weicht auf die parallel verlaufenden hoffentlich weicheren Dreckspuren aus - Staubschlucken ist ja sowieso meist schon gewährleistet. Wer unserer Ansicht nach noch nie in ähnlichen Verhältnissen gereist ist, wird vermutlich von diesem Land eher enttäuscht sein. Umso mehr als der Sehenswürdigkeiten wenige und deren Anfahrt mit beträchtlichem Aufwand oder gar Strapazen verbunden sind. Spontanität wird zudem nicht goutiert, man muss sich die Route gut überlegen und unabdingbar zum voraus (wie wir es erfahren haben) dafür um die nötigen Bewilligungen ersuchen. Aber wir wurden mit herrlichen Landstrichen entschädigt und die immense Weite, seien es Steppen oder zu bestellende Felder, haben uns unendlich beeindruckt. |
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Am Samstag, 18. Mai 2013, müssen wir von
Astrakhan her kommend am Gate von Kazachstan erst eine
Desinfektions-Mulde durchrollen. Eine einfache mit
englischer Uebersetzung ergänzte Immigration-Karte ist
auszu füllen und dann getrennt vorzurücken, Fredy mit
dem Fahrzeug vors Zollgebäude, ich zu Fuss zum Posten
fürs Fussvolk. ¾ Std. tut sich erst mal gar nichts. Die
Schalter bleiben geschlossen und von der Unterhaltung der
wartenden Leute kapiere ich nichts. Dann endlich kommt
Leben in die Bude, und was ich nicht verstanden hatte,
nach einem Blitzeinschlag wieder Strom in die PC. Eine
Beamte setzt sich in eins der Kabäuschen und bearbeitet
(Schwein muss man haben) zügig erst mal die Papiere der
Einreisenden. Für meinen Pass zieht sie eine
Extra-Tastatur hervor, um den Namen
"einzutöggelen", und knallt anschliessend ohne
Fragen den Einreise-Stempel ins rote Büchlein. Eine
sensationell unkomplizierte Abfertigung. Unsere Reise-Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt drastisch. Die Teerstrasse gewellt, gerillt, aufgeworfen und so voller tiefer Schlaglöcher, dass öfters der Seitenstreifen die bessere Wahl ist. Mit in die Büsche schlagen wird's hier nichts einem Feldweg uns aus Sichtweite von der Durchgangsstrasse uns begeben können. alles topfeben, baumlos und viele Feuchtzonen mit stehendem Wasser. Wir sind Ganyushkino auf schon froh, dass wir bei einem Feldweg uns aus Sichtweite von der Durchgangsstrasse uns begeben können. |
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Die Befahrung der A27/E40 erfordert vom Fahrer volle Konzentration. Sie entspricht einem Wegstück der alten Seitenstrasse. Wie zur Betonung dieses Fakts stehen links und rechts der Strasse immer wieder zottlige Dromedare und Kamele und beobachten den zwischen den tiefen Löchern und Rillen schaukelnden Verkehr. Nach und nach werden der Tiere weniger, dafür mehren sich die Erdöl-Förderstationen. Die Gegend ist merklich trockener sprich staubiger geworden. Das trostlose Akkystau dürfte sich allerdings in der nassen Jahreszeit in ein Schlamm-Paradies verwandeln. Unsere Mittags-Sandwiches östlich von Novobogatinskoye müssen wir rasch vertilgen bevor sie der starke Wind in Brettchen verwandelt. | ||
Im Laufe des Nachmittags erreichen wir den 160'000 Einwohner-Ort Atyrau, eine der beiden Städte, die vom Erdölboom profitiert hat. Der Fluss Zhajyk teilt ihn in einen westlichen/europäischen und östlichen/asiatischen Teil. Nach und nach werden die typischen kleinen Wohnhäuschen, oft aus Holz, weiter verschwinden. Die ausländischen Erdölfirmen haben ihren Hauptsitz hierher verlegt, grosse zentrale Areale aufgekauft, darauf riesige Bürohäuser errichtet und die grosszügigen Parkplätze und Grünflächen mit hohen Zäunen abgegrenzt. Nach einer Rekognoszierungs-Rundfahrt lesen wir uns die ul. Puschkina aus, wo wir uns an den Rand eines Parkes mit Springbrunnen hinstellen. Von hier aus können wir zu Fuss einen Spaziergang machen und haben in recht kurzer Zeit auch schon die wenigen Attraktionen der Stadt, die griechisch-orthodoxe Kirche und das Tajmanov-Utomisov-Denkmal wie die Iman-Moschee mit ihren blauen Kuppeln gesehen. Das Restaurant Noodles auf dem Heimweg verführt uns, statt selbst zu kochen, uns fernöstliche Gerichte einzuverleiben. | ||
Heute Montag, 20.5. ist Boxen-Stopp:
Fredy geht allen losen Schrauben nach, fixiert unser
Türschloss neu, dessen Schrauben sic neustens ständig
vom Vibrieren lösen und versucht, die
Frischwasser-Standanzeige zu reparieren. Ich sitze am
LapTop und hole meinen Tagebuch-Rückstand auf. Am
frühen Nachmittag packen wir zusammen. Seit wir unterwegs sind haben wir noch keine Bank betreten. Bargeld beziehen wir einfachst mit der EC von den 24h-Geldautomaten wie zuhause. So wird unser Gang zur Obl Gai der erste zu einer Institution. Die Polizeistation liegt abgeschottet und von einer hohen Mauer umgeben. Eine kleine Blechtür spuckt immer wieder Leute aus und erweist sich als der Eingang. Uns fehlt, da mit dem Auto auf dem Landweg eingereist, der zweite wichtige Stempel, den man bei der Einreise mit dem Flugzeug automatisch am Flughafen erhält. Der Beamte braucht gar keine Fremdsprachen-Kenntnisse, denn in dem kleinen nüchternen Raum verkehren ausschliesslich Ausländer oder kazachstanische Angestellte in deren Auftrag. So haut er bei Leuten wie uns, die nur Bahnhof verstehen, ganz einfach den nächsten in der Warteschlange an, der uns auf Englisch instruieren muss. Ein junger Mann übersetzt, dass wir je eine Kopie von Pass, Immigration Card und Visa brauchen und deren zwei vom Fahrzeugausweis. Eine junge Lady, die perfekt englisch spricht, nimmt sich dann unserer an und findet uns in Gehdistanz ein Kleinst-Büro mit Scanner und Drucker. Als wir mangels Kleingeld eine 500-Tenge-Note hinlegen ist sie geschockt ab unserem lockeren Umgang mit Geld. Lieber legt sie für uns die geforderten 150.- T. (CHF -.90) in exakten Münzen selbst aus (aber akzeptiert unseren Schein für ihre Bemühungen und Auslagen auf gar keinen Fall). In der Warteschlange dann erneut bis zum Beamten vorgerückt ein nächstes Problem. Aber die junge Dame vor uns erhält unsere zwei Formulare in die Hand gedrückt, die sie will sie sich nicht den Goodwill des Officers, auf den auch sie angewiesen ist, verscherzen gehorsamst für uns ausfüllt. Dann ist es soweit: Wir haben uns ordnungsgemäss innerhalb der gesetzlichen 5 Tagen nach Einreise erfolgreich registrieren lassen und erhalten als Beweis einer gewährten Aufenthaltsdauer von 1 Monat kostenlos den vermaledeiten zweiten Stempel in unsere Papiere geklopft. Einkaufen für die Weiterfahrt ist ein Klacks, Diesel gibt's fast an jeder Ecke aber diese verflixte Suche nach Wasser. Schliesslich klopfen wir bei einer Automoika (Autowaschanlage) an, stossen auf einen aufgestellten jungen Mann, der uns das kostbare Nass ab seinem privaten Hahn verschafft. Im warmen abendlichen Licht rollen wir um 17.30h aus Atyrau hinaus. (Unsere Uhren mussten wir übrigens in Kazachstan um eine weitere Stunde vorstellen, so dass wir nunmehr 3 Std. Unterschied zur CH Sommerzeit haben.) Auf unerwartet toller Strasse bringen wir noch gut 125km hinter uns, bevor wir in der windigen Steppe unser Nachtessen grillen. |
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Um Kazachstan wissen viele, aber nur wenige gehen hin. Und Strassen hat Kazachstan ebenfalls viele, aber nur wenige benutzen sie. Wir tun beides, bloss wie! Fredy ist schon in aller Frühe auf den Beinen und pumpt die vorsorglich druckreduzierten Reifen wieder auf. Das ist meiner Meinung nach doch etwas viel Mühe für nur gerade 4km. Dann wir haben den Strassenbonus verspielt. Uebelste Strasse steht an. Irgendwann sind dann sogar nur noch die riesigen Löcher erhalten geblieben, der Teerbelag hat sich längst aufgelöst. Unser Vorwärtsbewegen ist ein Stop and Go und resultiert in etwa einem Schnitt von etwa 25km/h. Es bleibt uns nur, es den einheimischen Fahrer gleichzutun. Links und rechts der Trasse sind kahl gefahrene Spuren, ja ganze Naturstrassen, nicht immer von viel besserer Qualität, aber die Schläge sind weniger hart. Bestenfalls können wir der Staubwolke, die wir auslösen, vorausfahren. Inzwischen sind wir für wenig schon dankbar! So gurken wir heute 7 1/4 Std. lang mehr neben als auf der A27 durch die trockene Steppe und legen ganze 245km mit einem Schnitt von 33,1 km/h zurück. Jetzt glauben wir zu verstehen, wieso uns der Beamte der Immigration erklären liess, dass wir nach 1 Monat bei Bedarf nochmals eine Visum-Erstreckung einholen könnten! absolut realistisch, wenn es so weitergeht. | ||
Die paar Kilometer Teerstrasse um Bayghanin lassen uns vergeblich hoffen. Nachts hat es geregnet und wir haben am Morgen nur noch 12oC. Die Nässe hat die parallelen Ausweichroten unbrauchbar gemacht. Beim ersten Herunterstechen rutschen wir gefährlich seitwärts. Die Reifen füllen sich im Nu halt doch mit lehmigem Dreck nichts von dem Sand, den Fredy immer propagierte. Wir brauchen den 4x4-Antrieb, um uns aus der Senke und bei der nächsten Auffahrt wieder auf die "Strasse" zu bringen. Wir müssen kapitulieren und von nun an um oder durch all die Löcher fahren. Ich weiss jetzt auch, wieso uns die Kazachen immer so entgeistert ansehen, wenn wir ihnen die geplante Reiseroute in ihrem Land erklären. Vertraut mit den hiesigen Strassenverhältnissen denken sie wohl, wir seien nicht ganz richtig im Kopf. Ab km670, welch ein Luxus, endlich einigermassen bis gute Teerstrasse, manchmal auch nur ein besserer Flickenteppich. Wir tanken nach Shubarqudyg nochmals in Qandyaghash genügend Most, um über Shalqar nach Aralsk zu kommen. Aber an der zweiten Tankstelle spricht uns ein Autofahrer an und warnt vor dieser Nebenstrecke. Seit dem Krieg (bloss welchem?) entspreche ihr Zustand der Beschaffenheit des gestrigen Teilstücks, hingegen sei Diesel für die Mehrkilometer über Aktöbe mehr als gut investiert, da die direkte M32 südwärts nach Almaty in tadellosem Zustand sei sein Wort in Gottes Ohr! Wir schaukeln erst über ein welliges Trassee weiter nordwärts. Mehr als 70 km/h verträgt der Iveco bei diesem Strassenzustand nicht, sonst fängt er an zu schwingen und setzt zum Tief-Fliegen an. Wir erreichen Aqtöbe, um da so quasi rechts um kehrt zu machen auf eine überraschend gute Hauptstrasse. Die Landschaft hat von ihrer unwirtlichen Kargheit verloren. Erstmals in Kasachstan rollen wir an Feldern und grün bewachsenen Hügeln, auch wenn deren Kuppen von Wind und Wetter kahl erodiert sind, vorbei. Jetzt stehen wir ausserhalb Khromtau im Abseits. | ||
Wir sind etwa gleichlang unterwegs wie
vorgestern, nur machen wir über das Doppelte an
Kilometern. Die durchschnittliche Geschwindigkeit
beträgt sagenhafte 75 km/h - wir können unser
Glück kaum fassen und fliegen gerade zu über die M32.
Heute Donnerstag fahren wir am nördlichen Ende des
Aral-See, an dessen südlichen einstigen Ufer wir 2004
gestanden haben, vorbei. Seine ökologische Katastrophe
ist inzwischen weltweit bekannt. Der eigentliche Aral-See
ist tot. Uebrig geblieben sind nur noch zwei Rest-Seen.
Da man eingesehen hat, dass man der riesigen
Verdunstungsfläche nicht Meister wird, versucht man nur
noch den kleinen Aral zu retten. Die Weltbank finanzierte
einen 13km langen Abfluss-Sperrdeich, worauf seit 2006
das Wasser wieder langsam steigt. Parallel dazu
verringert sich der Salzgehalt des Wassers und ab 2009
konnte wieder Fisch gefangen werden. Der Ort Aral liegt mittlerweile an die 25km Luftdistanz vom Wasser entfernt. Das Fehlen der einstigen riesigen Wasseroberfläche verursachte eine drastische Klimaveränderung. Die trockner gewordene Gegend ist verwüstet, die Winter sind kälter und die Sommer heisser. Noch an die 35'000 Einwohner leben trotzdem noch in dieser von Sandstürmen und Niedergang geprägten Stadt. Geblieben ist dem einst blühenden Fischerort nur noch eine Art Katastrophen-Tourismus, obwohl nicht nur das Wasser sondern auch die gespenstischen Schiffwracks auf dem Trockenen des früheren Friedhofs der Schiffe sind verschwunden verkauft an chinesische Schrotthändler. Ich spaziere durch diesen Ort ohne jegliche Perspektive und wundere mich, wie man hier überhaupt seinen Lebensunterhalt finanzieren und überleben kann, umso mehr als in dieser Gegend die sowjetische Armee ihr Versuchsgelände für Biowaffen hatte (und angeblich jedes 10. Kind immer noch vor seinem ersten Geburtstag stirbt). |
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Wegen meines Bummels gestern und einer
Umleitung ab der neuen Strasse über staubige Piste über
mehrere Kilometer sind wir nicht so weit gekommen und
haben einmal mehr im Kraut campiert. Heute morgen können
wir es nicht lassen, noch schnell an die
Ersatz-"Beach" des 60km von Aral entfernten Qamystybas
köly (See) zu fahren. Sauberes, eher kühles Wasser
schwappt an den flachen, zum Teil mit Schilfbüscheln
bewachsenen Strand wäre ein
schöner Uebernachtungsplatz gewesen! Flott mit 95km/h auf der M32 weiter südwärts unterwegs stechen wir vor Maylybbas einer Polizei-Kontrolle ins Auge, denn hier gelte nur ein Höchsttempo von 70km/h. Die entsprechende Tafel dazu, die Fredy sehen will, soll an die 10km vorher am Strassenrand stehen und der eine Beamte startet schon sein Fahrzeug, angeblich um den Beweis aufzusuchen. Als die beiden dann hören, dass wir für unsere "Organisation" auch noch eine Quittung für eine allfällige Busse brauchen würden, bekommen sie den Verleider und geben auf. Dafür müssen sie zum Abschluss pro forma oder besser gesagt aus Neugier mal in unseren Camper sehen, lassen sich alles genau erklären und amüsieren sich. In Baikonur befindet sich der dem russischen Staat verpachtete Raketen-Abschussplatz. 1957 wurde von hier der erste sowjetische Sputnik und 1961 der erste bemannte Weltraumflug mit Juri Gagarin an Bord gestartet. Das Gelände wird hermetisch abgeriegelt, und dass wir bei einer Grösse des Kosmodroms von 85x125km selbst mit dem Feldstecher keine Startrampen erblicken können, versteht sich von selbst. Die Stadt selbst ist immer noch eine russische Enklave. Wir fahren zwar an die Schranke der Kontrollstelle, werden aber erwartungsgemäss abgewiesen. Der Zutritt erfordert eine besondere Aufenthalts-Erlaubnis, um welche Wochen zuvor per Internet ersucht werden muss. Die 20km östlich dieses Gebiets legten wir in der Hoffnung, dass es sich nur um einen im Bau befindlichen Abschnitts handle, auf einer Ausweichpiste zurück. Zuerst wechseln sich noch längere Asphalt-Teilstücke mit diesen staubigen Nebenpisten ab, da alle kritischen Uebergänge und Brücken über Wasserläufe noch nicht erstellt wurden. Dann aber zuckeln wir fast nur noch über schlechtes Trassee, bis wir es einigen Einheimischen gleichtun, die provisorisch eingefahrenen Zu- und Abgänge benutzen und immer wieder auf der neuen, aber noch nicht offiziell im Gebrauch stehenden Teerstrasse rollen. Unser geplantes Tagessoll erreichen wir nicht. Wir werfen bei Zhosaly einen Blick auf das Denkmal für Khorkhyt Ata, den Erfinder des Kohyz. Aber ausgerechnet jetzt windet es zu wenig, als dass man eine Art Musik, durch den in den vier Halbröhren und den 40 Metallröhren als Klangkörper sich fangenden Wind entstanden, hören könnte. Vor Aqqum eröffnet sich die rare Möglichkeit, ins Gelände auszuscheren und wir können Nachtquartier an einem kleinen Kanal beziehen. |
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25. Mai 13 - ein weiterer Fahrtag. Qyzylorda
überrascht uns erstens mit seinem grossen Memorial zu
Ehren des Präsidenten bei der Ortseinfahrt. Wie fast
überall in den Ortschaften wird auch hier extrem viel,
wenn auch nicht unbedingt ästhetisch gebaut. Wir kaufen
das wenige das wir brauchen in einem kleinen Basar, da
wir nicht in die Stadtmitte hinein wollen. Ein Polizist
pfeift uns wieder an den Strassenrand, verliert aber, als
er die fremden Köpfe sieht, rasch sein Interesse an uns.
Die zweite, für uns wichtigere Ueberraschung: Ab hier
brausen wir über doppelspurige Autobahn bei fast null
Verkehr. Immer mal wieder ist eine Fahrseite noch nicht
ganz fertiggestellt, da wird dann ohne grosse
Vorankündigung auf die Gegenfahrbahn gewechselt und zur
Abwechslung kommen einem einfach eine Zeitlang Autos
entgegen. Bau- oder Unterhalts-Arbeiten werden ohne
jegliche Abschrankungen neben oder mitten im rollenden
Verkehr durchgeführt. Hier sieht man sowieso vieles
nicht so eng. Will man in einen Ort abbiegen oder tanken,
zieht man bei der nächsten Lücke der Mittelplanke, so
denn überhaupt eine existiert, über die Gegen-Fahrbahn.
Ziegen, Schafe, auch mal Rindviecher hier in Kazachstan
werden in grösseren Herden zwar von einem Hirten
begleitet. Der jedoch kauert in der Regel irgendwo in der
Gegend, verständlicherweise möglichst in einem der
karten Busch- oder Baum-Schatten, und döst vor sich hin.
Kleine Gruppen von Kamelen, Kühen, Pferden oder Esel
sind meist alleine unterwegs und, da überhaupt keine
Zäune vorhanden, stehen auch immer mal seelenruhig ihre
mageres Futter wiederkäuend mitten auf der Autobahn. Für uns steht heute wieder einmal das Thema Wasser an. In Turkistan fahren wir wie so oft erfolglos kreuz und quer durch die Strassen bis Fredy bei einem Einfamilienhaus einen Autobesitzer am Waschen seines Mercedes entdeckt, der seinen Wasserschlauch bei offenem Hahn achtlos neben sich liegen hat. Entgegenkommenderweise dürfen wir bei ihm andocken und haben so unser Problemchen wieder für ca. 5-6 Tage gelöst. Jetzt stehen wir wieder mal am Rande eines Feldes, diesmal kurz vor Törtköl. Wegen der einsetzenden Kühle, vor allem aber auch wegen der Mücken, haben wir uns ins Auto verzogen. |
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Seit Turkistan ist der
Strassenbonus dahin. Je weiter südöstlich wir kommen,
desto mehr im Hintertreffen ist der Strassenbau und desto
länger werden Umfahrungen und somit die Staub-Etappen.
Ueber Shymkent hängen schwarze Regenwolken, aber
nur wenige Tropfen entfallen ihnen. Deshalb lassenden wir
den Camper in einer der heute Sonntag wenigen geöffneten
"Automoika" entdrecken. Allerdings müssen wir
den Chef bitter enttäuschen. Wir sind nicht gewillt,
für hierzulande astronomische T. 5'000.- dafür zu
bezahlen und er muss sich schliesslich mit 2'000.-
zufrieden geben. Wir halten auf das Zentrum dieser Stadt mit 700'000 Einwohnern zu. Wir fühlen uns Ihr an Bishkek oder an usbekische Orte erinnert mit demselben eher islamisch geprägten Erscheinungsbild. Da wir keinerlei Angaben haben, wo wir uns niederlassen können, durchfahren wir einfach mal die Strassenzüge. Auf diesem Streifzug geraten wir zum Park Nezavisimoti. Diese 2011 eröffnete Parkanlage hat eine tolle Springbrunnen-Anlage, deren Wasserspiel mit Musik koordiniert ist. Im Scheine der langsam sinkenden Sonne halten sich viele Leute da zur Entspannung auf. Zwei Hochzeitspaare, die Stretch-Limousinen entstiegen sind, lassen sich von allen Seiten fotographieren. Das im letzten Tageslicht leuchtende zentrale Memorial sowie die kasachstanischen Obelisken, nationalistisch beschrifteten Tafeln und flatternden Fahnen ergeben herrliche Fotomotive. In der utilisa Aibergenova sowie der nahen Umgebung liegen viele kleine Restaurants so ergibt sich unser Standplatz praktischerweise in derselben Strasse. Die Gegend wird erst noch von auffallend vielen Militär- oder Polizei-Patrouillen abgeschritten. Unser Znacht besteht aus Shashliks und einer Portion Pilov. Wir verzehren ihn bei Nuba, einer aus Aserbeidschan stammenden Wirtin, die gerne ihre bescheidenen Deutschkenntnissen an uns ausprobiert. |
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Einkaufen und noch rasch die Reifen
aufpumpen für gute Teerstrasse. Nur liess sich der
zweite Punkt nicht so zügig durchziehen, wie wir es uns
gedacht hatten. Die Männer (es lässt sich jeweils nicht
unterscheiden, wer überhaupt da angestellt ist oder nur
sonst da rum steht - sicher ist nur, wer die 100.- T.
einsteckt, ist der Chef) von der Reifenbude sind ob uns
als Kunden begeistert, wollen unbedingt den Camper innen
und aussen beaugapfeln. Monika heisse ich, ja aber nicht
Lewinsky die nachfolgende Bemerkung das hatten wir
doch schon mal 2004 in Kirgistan!! Zwischendurch müssen
wir über die Strasse dislozieren. Da spricht man wieder
mal ein paar Brocken deutsch und verschafft Fredy den
vielerorts gesuchten grossen Kreuz-Aufsatz für die
Rätsche gratis und franko, einfach so als
Freundschaftsgeschenk. Da wollen wir uns dann nicht
lumpen lassen, haben wir im Stauraum doch noch die
Dächlikappen, die Sven uns zum Verteilen mitgegeben
hatte. Die finden reissend Absatz und bedingen noch ein
zweites Foto-Shooting, diesmal mit "Deckel".
Wer zuhause Nachwuchs hat, erfreut sich zusätzlich an
den kleinen Kinder-Portemonnaies. Unglaublich, wie Kinder
können sich die Burschen und Männer freuen, umarmen
Fredy und verabschieden uns wie alte Freunde. Gute Hauptstrasse, ja gar Autobahn führt uns aus Shymkent. Bei Tülkibas machen wir bei einem Denkmal inmitten eines Rosengartens Mittagsrast. Zu unserer Rechten sehen wir die verschneiten Gipfel des Tien Schan. Die Gegend ist frühlingshaft grün geworden. Die Dörfer um Turar Rysqulov haben auffallend viele Bäume entlang der Strassen und in ihren Höfen. Der Stausee Ascirybulaq leuchtet herrlich blau in einiger Distanz. Wir flitzen über die neue Umfahrungsstrasse, was unser Navi-Gerät fast zur Verzweiflung bringt, da ihr Trassee nicht mit dem alten mübereinstimmt und deshalb entweder sein Sprecher uns am Laufmeter auffordert, auf die richtigen Route zurückzukehren oder aber ständig versucht, eine neue Route zu berechnen. Das schön gepflegte Mausoleum von Aysha Bibi liegt an unserem Weg, und wir vertreten uns da kurz die Beine. Wenige Kilometer später umfahren wir Taraz, einst eines der wichtigen Zentren der alten Seidenstrasse. An unserem heutigen Standplatz abseits der Hauptstrasse an einem kleinen Kanal haben wir noch Besuch vom Hirten der vorbeiziehenden Ziegenherde erhalten. Auch er erinnerte sich erstaunlicherweise an ein paar deutsche Worte und gibt keine Ruhe, bis sich Fredy auf sein Reitpferd setzte und eine kleine Runde reitet. |
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Fredy startet mit dem Bike, ich mache den morgendlichen Camper-Haushalt fertig und hole ihn danach ein. Zu unserer Rechten haben wir ein herrliches Panorama verschneiter Berghänge und Pässe, die auf der kyrgisischen Grenze liegen. M39 ist mit nur ein paar wenigen kurzen Ausweichstücken von bester Qualität. Die kürzeste und beste Verbindung nach Almaty würde über Bishkek/Kirgistan (wofür wir Schweizer kein Visa mehr brauchen) führen, doch wir scheuen die damit verbundenen doppelten Grenzabfertigungen und die erneute Registrierung wieder zurück in Kazachstan. Deshalb drehen wir bei Merke nordwärts. Die saftigen Wiesen und Felder sind mit Blumen durchzogen und präsentieren sich je nach Pflanzenart gelb überhaucht oder rot gefärbt von Mohnblumen mit blauvioletten Abschnitten mit Kornblumen dazwischen. Weissliche Büschel von Schleienkraut setzen zusätzliche Akzente. Diese phantastische Landschaft mit der Kamera festzuhalten gelingt mir aber nur mangelhaft, nie erscheinen diese farbenprächtigen Weiten so wie sie mein Auge wahrnimmt. Für den Mittagshalt finden wir östlich von Shu sogar ein schattiges Plätzchen unter Bäumen, doch das müssten wir mit zu vielen herumschwirrenden Insekten teilen. Da ziehen wir es vor, mit dem Camper mit dem Hinterteil gegen die pralle Sonne zu stehen, drin im Schatten mit Wind durch die offenen Fenster hinter schützenden Moskitonetzen zu essen. Der Abfluss des Tasötkel-Stausees weist eine recht starke Strömung auf. Trotzdem schliessen wir uns ein paar LKW-Chauffeuren an und genehmigen uns ein erfrischendes Bad darin. Route A359 nah der Grenze, aber doch komplett auf kazachstanischem Territorium ist zwar zeitweilig wellig, aber zu unserer Ueberraschung viel besser als gefürchtet. | ||
Fredy raisoniert gerade kurz vor Korday, dass wir eigentlich es sogar heute noch nach Almaty schaffen könnten, als in voller Fahrt der Traum zerplatzt wie der Schlauch des Reifen hinten links. Da von mieseren Strassenverhältnissen ausgegangen, hatte Fredy die Reifen für dieses Teilstück nicht voll aufgepumpt, welche extrem heiss wurden da wir unerwartet rassig unterwegs waren. Im herrlich warmen Abendlicht legen wir nach dem Räderwechsel noch weitere 70km zurück. Wieder auf der M32 klettert die Route unaufhörlich in die Höhe bis über 1200m, um dann wieder auf 750m Meereshöhe herunter zu führen. Heute Dienstag hatten wir unterwegs drei Geschwindigkeits-Kontrollen. Wir haben eine neue Taktik entwickelt wenn wir angehalten werden. Wir verstehen das Zeichen mit dem Stock nicht und bleiben fragend mitten in der Fahrbahn stehen. Wenn der Officer dann uns als Sprachunkundige ausmacht, überlegt er es sich nochmals, beschränkt sich auf kurze Konversation und winkt uns dann gnädigst weiter (denn scheren wir weisungsgemäss zur Seite aus, gerät er in Vollzugs-Zwang und muss tunlichst die Ausweise, die er sowieso nicht versteht, kontrollieren und sich mit uns herumschlagen.) Kazachstan hat eine überaus reiche Vogelwelt. Aber was hier in den Chaussee-Bäumen haust respektive nestet sind Heerscharen von Krähen, und ihr Gezetere ist ohrenbetäubend. Wir stehen deshalb heute Abend mitten in der Landschaft draussen in respektvollem Abstand von ihnen. | ||
Nach Almaty ist es nur noch ein
Katzensprung. Aber dann verlieren wir uns in der 2
Mio.Stadt indem wir wider besseres Wissen in einer
Gross-Stadt nach der Iveco-Vertretung für den fälligen
Oelwechsel und Abschmieren suchen. Bei einer Tankstelle
können wir den Wassertank auffüllen und erhalten als
Willkommens-Gruss eine Tafel Kazachstan-Schokolade und
eine touristische Karte des Landes übergeben. Mit der
Markierung der Iveco allerdings vertut sich der gute
Mann, weshalb das Navi das Zentrum weiträumig umfährt
und uns unnötige Kilometer in hektischem Verkehr machen
lässt. Zu guter Letzt stehen wir dann bei Allur Motors.
Es findet sich ein Mechaniker, der fliessend Englisch
spricht und für uns die Sache anbahnt. Alles kostet
unendlich viel Zeit und im Endeffekt beenden wir den
Leerlauf,denn man hat zwar zufällig noch einen Oelfilter
Lager, aber nur einen Arbeitsplatz für unser so grosses
Vehikel zur Verfügung, der frühestens morgen frei wird.
Unsere Uhren müssen nochmals um 1 Stunde vorgestellt werden also was fangen wir mit dem Rest des verkürzten Tages an? Wir parken zwischen Kino Arman und dem Hotel Kazachstan bei der Seilbahnstation und lassen uns für 2'000.- T. pro Person von der kleinen Gondel auf den 1'070m hohen, von Weitem am Fernsehturm erkennbaren Hausberg Köktöbe bringen. Da oben steht das Apfel-Denkmal für die inzwischen verschwundene Apfelsorte Aport, deren jede Frucht um ein Pfund schwer gewesen sein soll, die der Stadt ihren Namen (Amaty=die Apfelreiche) verliehen hat. Die Apfelplantagen am Südrand der Stadt sind nach dem Zerfall der Sowjetunion mangels kundigen Betreibern verschwunden und an ihrer Stelle liegen nun in diesen bevorzugten Lagen, über dem heutigen Smog, Villenviertel. Vor uns liegt heute Abend im Gegenlicht das moderne Zentrum und im Süden der Stadt klaren die sich aufstauenden Wolken langsam auf und enthüllen das herrliche Panorama des Tien Schan. All das geniessen wir bei einem gepflegten Nachtessen auf der Terrasse der Grill-Bar. Selbst um 19.ooh haben wir in der Sonne immer noch 26°C. Bei der Talfahrt spricht uns eine junge Kazachin an, die unbedingt ihr Englisch praktizieren will. In sorgfältig formulierten Phrasen fragt sie eifrig nach unseren Erlebnissen. Natürlich interessiert sie sich auch ganz speziell dafür, wie uns ihr Land gefalle, auf das die Leute hier sehr stolz sind. Nach 22.30h nimmt um uns herum auf den Parkfeldern Verkehr und Betrieb langsam ab und wir können ans Schlafen denken. |
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Unser heutiger Versuch, zu einem neuen
Schlauch und Felgenband zu kommen, ist gescheitert.
Obwohl normalerweise jeder ständig am Handy hängt,
bevorzugt die Angestellte des Reparateurs stattdessen,
mit einem Privattaxi die ihr bekannten kleinen Händler
und Flickbetriebe abzuklappern. Es müsste schon ein
Wunder geschehen, dass einer von ihnen die von uns
benötigten Dimension vorrätig hätte! Wir kehren in die
Innenstadt zurück und parken im raren Schatten von
Bäumen unweit des Astana Platzes und gedenken, da auch
zu übernachten. Später müssen wir dann feststellen,
dieser grosse, am Abend relativ leere Platz der
Treffpunkt der motorisierten Jugend Almaty's ist. Da wird
mit getunten Fahrzeugen auf und ab gerast, man lässt
hören, was unter der Haube ist, brilliert im Sliding und
lässt den Gummi der Reifen nur so rauchen. Die Polizei
taucht wohl gegen 22.00h mal auf, wodurch sich die Szene,
aber nur kurzfristig, beruhigt. Wir entschliessen uns mitten in der Nacht, zu unserem gestrigen, erprobten Parkplatz an der Köktöbe-Seilbahn zurückzukehren, wo aber der abendliche Ausflugsverkehr noch im Gange ist und wir uns erst mal für einen freien Parkplatz anstellen müssen.Dabei sind wir eigentlich "auf den Felgen", sind wir doch ab Mittag kreuz und quer durch die Stadt gepilgert. Die Plätze Astana und Republik wie auch das Bankenviertel Nurlytau haben wir uns angesehen. Dank der vielen Bäume und grünen Oasen mit Brunnen wandelt man fast immer im Schatten. Obwohl noch nicht Sommer, aber doch schon beachtliche 30°C heiss, dieser mehr als willkommen für uns bei diesen weitläufigen Verhältnissen. Abschluss unserer Besichtigung bildet der Park der 28 Panfilov-Gardesoldaten mit seiner hübschen renovierten Holzkathedrale, die sogar das starke Erdbeben von 1911 überstanden hatte. Zu diesem Zeitpunkt tun uns die Füsse schon recht weh, so dass wir dankbar eines der vielen (Schwarz-)Taxis besteigen. Es ist hier auch für Private "gang und gäbe", gegen entsprechende Entschädigung Passagiere mitfahren zu lassen oder an ihr Ziel hinzuführen. T. 500.- kostete uns dieser Luxus quer durch das Zentrum. Noch zufriedener streckten wir danach die Beine unter den Tisch des Dharezhany Restaurant und lassen uns mit lokalen Speisen verwöhnen. |
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Von Ost nach West durch die halbleere
Stadt Almaty am Morgendes 31.5. zum
Lebensmittel-Einkauf im Metro, dann bei beachtlich und
zunehmendem Verkehr auf die westliche Ringstrasse mit
Ziel pr. Ryskulova, wo Autogewerbe gut vertreten ist.
Aber schon vorher stossen wir auf Reklameschilder und
dadurch auf den Kazachstan OffraodClub. Hier spricht
wieder mal jemand ein bisschen Englisch und eine gute
Seele fährt uns zu einer kleinen Flickbude, erklärt da
unser Anliegen, worauf der Chef sich das Material
auswärts besorgt, auch zum Auswuchten
"fremdgehen" muss. Aber pünktlich um 14.ooh
ist unser Reserverad glücklich gefixt und wir auf dem
Weg nordwärts zum Qapshagay bögeni. Dieser
Stausee des Flusses Ile misst 25x100km und ist ein
beliebtes Ausflugziel der Almatiner. An seinem westlichen
Ende nahe der Staumauer ist das Ufer in eine grosse
Erholungszone mit unzähligen Hotel- und Strand-Anlagen
verwandelt worden und unzählige Spielkasinos wurden
gebaut, um Glückspieler aus China anzulocken. Uns lässt
dies ungerührt. Wir fahren dem Nordufer entlang vorbei
an Feldern von alten, aber nicht mehr in Gebrauch
stehenden Aquadukten. Diese bleiben nach Sarybulaq
dann hinter uns zurück und wir bewegen uns neu auf
Erdstrasse. Linkerhand begleitet uns ein geschecktes
kleines Bergmassiv, zu unserer Rechten lockt ein
tiefblauer See vor dem Tien Schan. Und dann stehen wir
plötzlich an einer rot-weissen Schranke, dem offiziellen
Eingang zum Altyn-Emel Nationalpark. Wollen wir gemäss
Wachhabenden wirklich wie von uns geplant die
"singing Sand Dunes", die Attraktion des Parks
sehen, benötigen wir eine Genehmigung entweder aus
Almaty oder vom Hauptquartier in ca. 85km Entfernung.
Auch unser Anerbieten, hier vor Ort "Eintritt"
zu bezahlen, bringt ihn von dieser Haltung ab. Wir drehen
deshalb ans Seeufer runter, wo wir uns für die Nacht und
einen Ruhetag zur eine Entscheidungsfindung einrichten. Fredy macht eine Velotour und erkundet mögliche Schleichwege, trotz fehlender Bewilligung dem Ufer nach zu fahren. Ich schlafe aus und arbeite dananch am LapTop. Zwischendurch haben wir Besuch von Tima, einem jungen Kazachen, der mit seinem Vater fürs Wochenende hierher zum Fischen gekommen ist und ebenfalls mit uns sein Englisch praktizieren will. Zwischendurch folgt für Fredy noch eine Vodka-Session mit einem schon recht angetrunkenen Sergej. Gegen Abend, vor aufgezogener gewittriger Front, nehmen wir uns letztes Bad des Tages im See, der nicht wie von uns angenommen der idyllische Süsswasser-See sein soll, sondern laut Tima das Abwasserbecken von Almaty). |
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Obwohl Sonntag starten wir früh gemäss
unserem Entschluss, auf die Hauptstrasse nach Shenggeldi
zurückzukehren, da wir die Scherereien fürchten,
wenn man uns ohne Bewilligung im National Park erwischt.
Auf der Hochebene des Arkharly Pass sind zur
Abwechslung die umliegenden Wiesen blau, mal rosa.
Allerdings kommt dies heute nicht so zur Geltung, da wir
bei bei bedecktem Himmel reisen. Es herrscht
Gewitterstimmung, und den ganzen Tag zeigt sich die Sonne
nicht. Dafür erwischen wir immer mal wieder ein paar
Tropfen. Nach Saryözek und einem kurzen Intermezzo mit einem Polizisten haben wir extrem wellige Strasse und ab der Abzweigung nach Qoghaly ist dann mal wieder Slalomfahren auf beschädigter Strasse Trumpf. Wir spassen noch darüber, dass der Köksü-Fluss einiges bieten muss, um uns für die beschwerliche Anreise zu entschädigen. Bei Rudnichnyy überqueren wir den im Reiseführer gepriesenen Fluss. In der Regensaison dürfte er die angeschlagene Brücke schon mal überspülen. Er führt auch jetzt beträchtlich Wasser, aber von wilden Wassern kann zumindest heute keine Rede sein. Eine Naturstrasse führt an seinem nördlichen Ufer ins sein enger werdendes Tal, aber nach kurzem Glück erblicken wir eine Barriere mit Militärbewachung, was uns umkehren und direkt nach der Abzweigung ein Plätzchen für die Mittagspause suchen lässt. Aber soweit kommen wir gar nicht mehr. Anscheinend haben wir uns verdächtig benommen und müssen zur Abwechslung nicht nur die ID sondern sogar die Pässe herauskramen, worauf der Mann im Tarnanzug sich unser Visum ganz genau ansieht und sich telefonisch mit seinem Vorgesetzten berät. Als wir dann endlich unsere Papiere wieder in der Hand haben, verziehen wir uns schleunigst. |
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Die durch grüne Hügel und Blumenwiesen
nach Zhalgyzhazat führende Strasse ist ganz neu
gebaut, aber mit so einem dünnen Teerbelag versehen
worden, dass sie kaum in Gebrauch schon wieder bei jeder
Wasserstelle beschädigt und an Senken und Hängen
bereits verschoben und aufgebrochen ist. Während unseres
aufgeschobenen Mittagshalts geht ein Gewitter nieder. Zur
Sicherheit unterbrechen wir die Rast und kehren von
der schon nach kurzem Regen glitschige, steile
Feldstrasse auf die Hauptverbindung zurück. Die kleinen Ortschaften hier haben noch keine zentrale Wasserversorgung. Die Einwohner sind mit Karren und Kannen zu den entlang der Hauptstrasse verteilten Wasserpumpen unterwegs. Wir nutzen die Gelegenheit und füllen so für einmal unkompliziert unsern Wassertank auf. Ueber Qarabulaq erreichen wir die Hauptroute A350 wieder und füllen in Taldyqorghan auch noch Diesel auf. Jetzt stehen wir abseits im Grünen. Den Znacht haben wir intus, mussten ihn aber im Auto drinnen verzehren, da erneut ein Gewitter sich und Regenwolken entladen haben. |
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Auf Schlotter-Strasse fahren wir parallel zum Alatau Gebirge über Zhansügirov nach Sarqan. Die Brücke der Umfahrungsstrasse scheint unpassierbar zu sein, ws uns mitten durch den Ort zwingt. Wir beschliessen, dem kleinen Basar einen Besuch abzustatten. Mit ein paar Fotos von zum Teil freiwilligen Sujets sowie Erdbeeren und knackigen Kirschen kehren wir in den Camper zurück. Gestartet schon bei bedecktem Himmel braut sich bis zum Mittagshalt am Lepsy Fluss erneut ein rechtes Gewitter zusammen. Mir bleibt gerade genug Zeit, trockenen Fusses von der Brücke aus das Auto unten am Wasser zu photographieren und dahin zurück zu galoppieren, bevor der Himmel seine Schleusen öffnet. | ||
In Qabanay verlassen wir vorübergehen die A350 und erhalten von Einheimischen die Bestätigung, dass es, über eine Nebenstrasse via Dzerzhinskoe und Ushbulaq möglich ist, auf direktem Wege an den Alaköl-See zu gelangen. Das GPS-Gerät hat mangels Strasse seinen Dienst quittiert. Eine anfangs geteerte schmale Strasse führt uns über unzählige Windungen durch schönste grüne Hügel. Wir verlieren immer mehr an Meereshöhe und die Strasse immer mehr an Teer. Aber die Landschaft ist einmalig, voller satter Farben obwohl heute das Sonnenlicht fehlt, und das die Fahrt abschliessende Panorama mit dem riesigen Alaköl (104km lang und 54km breit) fantastisch. Wir verschieben das Bad in seinem klaren Wasser, das wegen seiner speziellen chemischen Zusammensetzung und hohen ph-Wert heilend bei Schuppenfechten und Neurodermitis wirken soll. Erneute Gewitterstimmung verleiht der Aussicht von unserem Standplatz direkt am See einen drastischen Anstrich. Ein nur kleiner Spaziergang auf dem dunklen Uferkies ist uns vergönnt. Fast schwarze Wolken nähern sich in Windeseile, Donner grollt, Blitze zucken und kaum zurück im Camper, beginnt es mal wieder aus allen Kübeln zu giessen. | ||
Wir statten amnächsten Morgen Köktuma
einen kurzen Besuch ab. Wir treffen auf ein Dorf wie
Dutzende andere, mit nur gut 200m Teerstrasse vor dem
Haus der Obrigkeit, ansonsten Erdstrasse mit offenen
Abwasserkanälen beidseits. Als aufstrebender
Kurort beschrieben, bemüht man sich um die Erstellung
zusätzlicher Uebernachtungs-Möglichkeiten. Fast
bei jedem zweiten Haus wird ein zusätzliches
Gebäude dafür zu errichten. Als Schweizer können wir
uns nicht vorstellen, dass wir je das Bedürfnis haben
sollten, hierher zur Erholung zu fahren umso mehr
als auch am Strand, wo wir übernachtet haben, jede
Zufahrt und die Seeanstösse von Abfall nur so strotzen. Der heutige Tag gehört ansonsten dem Fahren. Aber wir kommen bei Weitem nicht so vorwärts, wie wir uns das gewünscht haben. Sieben Stunden sind wir unterwegs und haben doch nur 400km hinter uns gebracht. Die Teerstrasse am westlichen Alaköl-Ufer wie auch ab Usharal die A350 ist von schlechtester Qualität. Schlaglöcher sind noch das kleinste Uebel. Vielmehr sind die Strassen-Grundelemente abgesunken verschieden stark abgesunken, so dass man bei den ständigen Querrinnen kaum über 50km/h fahren kann, damit das Wippen des Campers nicht in Abheben übergeht. Wir fahren gerade beim trostlosen Ayagöz vorbei, als uns neben der alltäglichen Geräuschkulisse ein neues befremdendes Geräusch auffällt. Fredy's abendliche Inspektion lässt uns fast aufatmen nichts "Mechanisches" - Reise 2004-2008 lässt grüssen: Der inzwischen ersetzte Querträger ist neben der zusätzlich angebrachten Verstärkung mal wieder gerissen! Ueber die letzten zwei Tage hat es merklich abgekühlt. 11°C zeigt das Thermometer heute Abend, und was wir erst als Gewitter empfunden haben, hat sich als Regen eingelassen. |
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Die restlichen Kilometer der Etappe nach Semey/Semiplalatinsk
haben wir uns entschieden anders vorgestellt. Nach der
Kreuzung Kalbatau hofften wir auf gute
Durchgangsverbindung. Na ja, immerhin zwei od. drei
Dutzend Kilometer lang sind wir in Genuss neuster
Doppelfahrbahn gekommen, aber mehrheitlich kämpfen
wir uns mühsam weiter auf uralter, zerfallener
Teerstrasse, Rohplanie oder staubige, rumplige
Ausweichs-Strecken, die unsere
Durchschnitt-Geschwindigkeit auf ganze 40km/h drückten. Die Halb-Millionenstadt dann, in der wir unsere letzten Pendenzen zu erledigen planten, hat uns bis anhin enttäuscht. Die Infrastruktur scheint uns äusserst bescheiden. Erst haben wir Mühe und konnten einfach nicht die ansonsten an Ausfallstrassen gelegenen Auto-Reparaturwerkstätten finden. Der Zufall hilft uns als wir schon resigniert haben und führt uns zu einem kleinen Universal-Reparaturbetrieb, wo man den Riss im Querträger unter dem Armaturenbrett schweissen kann. Mit Anatoly, der vier Jahre in Berlin gearbeitet hat, können wir uns bestens verständigen. Ganze USD 10.- soll die Arbeit dann kosten, was Fredy unbedingt auf 20.- aufrunden will. Dann fahren wir ins Zentrum, stellen das Auto in der Momysch-Uly k. ab und suchen uns ein Lokal für Nachtessen. Wir finden Plätze an der Sonne auf der Terrasse des Park City und kommen erst noch in Genuss von Wifi, damit wir uns mit zuhause per Whatsup unterhalten und unsere Mails abrufen können. Der Einfachheit halber haben wir nach der Rückkehr zum Parkplatz ganz einfach unsere Vorhänge montiert, die Holzklötze zum Ausebnen unterstellt und schlafen nun mitten in der Stadt an der Momysch-Uly am Strassenrand. |
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Heute fahren wir kreuz und quer durch Semipalatinsk:
Die modernste, breite Schakarim d. die belebten Lenin und
Momysch-Uly k, die Najambajev k. mit den alten kleinen,
vielfach hölzernen und bunten Wohnhäuschen und zum
Schluss durch die International'naja k. Auf der Pl.
Tchentral' Naya herrscht reger Betrieb. Ganze
Unterstufen-Schulklassen sind mit ihren Lehrerinnen auf
Exkursion und machen Pause um die Brunnen mit ihren
Figuren, die sich gut zum Herumklettern eignen. Auf der Polkovnitschij-Insel des Flusses Jertis besuchen wir das beeindruckende Denkmal "Stärker als der Tod". Errichtet wurde es zum Gedenken der Opfer der während über 40 Jahren bis 1991 in nur 150km Entfernung in der kazachischen Steppe durchgeführten Atomversuche. Die grosszügige Anlage wird gehegt und gepflegt. Dutzende von Gärtner/innen sind darin, die verblühten Frühlingsblumen in den Rabatten durch Sommerflor zu ersetzen und die Grünflächen zu wässern. Wir lernen bei unserer Besichtigung die amtierende "Miss Semey" und einige ihrer Mitbewerberinnen kennen, die sich für ein Fotoshooting hier versammeln. Stolz posieren sie auch für und lassen sie sich in ihren phantasievollen Kostümen und auffälligen Hüten nur zu gerne ablichten. Das Park City liefert uns neben einem sauberen Supermarket im Untergeschoss das Mittagessen nochmals Wifi, diesmal fürs Aktualisieren der Homepage. Gegen 15.00h rollen wir schliesslich mit dem immer noch schmutzigen Camper, da wir es nicht geschafft haben, eine grosse Waschanlage für unser Vehikel zu finden, aus der Stadt. Auch der langsam fällige und hier geplante Oelwechsel muss notgedrungen warten, da wir ebenfalls nirgends in die Dutzenden von kleinsten Garagen und Autowerkstätten passten. Unsere Tanks sind platschvoll mit dem hier günstigen Diesel. Deshalb fahren wir vorsichtig über die zum Glück nur vereinzelten schlechten Passagen bei unserem Abstecher nach Borodulikha. Wir hatten uns vorgestellt, einen gemütlichen letzten Abend in Kazachstan am kleinen Oz. Bol-Shoe See zu verbringen. Aber dieser ist stark verlandet und es gibt keine Möglichkeit, durch die feuchten Uferstreifen ans Wasser zu gelangen. Deshalb stehen wir nun etwas nördlich von Dimitrievka mal wieder im Sichtschutz von Bäumen an Rande eines Feldes. |
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Anständig gewandet in langen Hosen stehen wir am Freitag, 7. Juni 2013 um 09.15h am kazachischen Zoll. Das Ablaufschema der Ausreise-Formalitäten sind auf einer Tafel inkl. englischer Erklärungen angeschlagen. Die Atmosphäre ist entspannt. Die Beamten versuchen Konversation zu machen, gucken neugierig in den Camper, lachen gerne und stellen keine unangenehmen Fragen nach der in gewissen Berichten erwähnten Zolldeklaration (die wir sowieso nicht haben). Bei der Immigration verweigt uns die Kamera nochmals, dann wird der Ausreisestempel in die Pässe geklopft. Nach insgesamt nur 30 Minuten sind wir mit gut 5'000 km in Kazachstan auf dem Buckel verabschiedet. | ||
Weitere Fotos in Galerie: | ||
Kazachstan / IMG2278-3989 |