21. Mai - 2. Juni 2011 / "Norröna" von Hirtshals(DK)-Färöer-Inseln(FO)-Seyðisförður(IS)

-Egilsstaðir-Bakkgerði-Vopnafjörður-Raufarhöfn-Kópasker-Húsavík-Akureyri (IS)

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Das Verladegelände bleibt am Morgen früh des 21. Mai 2011 für uns Camper, die erst ab 12.00h nach den PWs einchecken können,vorläufig verschlossen. Also üben wir uns in Geduld und frühstücken an der nahen Uebernachtungsstelle, packen danach ein paar Klamotten und die restlichen Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Früchte, die nicht nach Island importiert werden dürfen, zusammen. Um uns herum sammeln sich immer mehr Wohnautos aller Grössen, Marken und Nationalitäten, bis schliesslich die Ampel am kleinen roten Check-in Häuschen gegen 13.00h auf grün umschaltet. Praktisch ohne weiteren Verzug können wir über Bahn 4 direkt auch in Deck Nr. 4 einparken, anschliessend unsere Kabine Nr. 8028 beziehen und unsere Armbanduhren um eine Stunde auf Bordzeit zurückstellen.

Bis die "Norröna" schliesslich um 15.30h aus dem Hafen von Hirthals gleitet, haben wir die Fähre erkundet und uns Stühle auf der sonnigen Schiffsseite gesichert, wo wir bei Kaffee entspannen, lesen und das vielleicht letzte schöne Wetter mit 20oC geniessen. Einziger Nachteil der Sky Bar auf dem 8. Deck: Einzig hier an Bord dürfen Raucher sich ausleben, weshalb wir mit unseren Sitzen ständig herumrutschen, um den Emissionen der vielen Sargnägel und stinkenden Stumpen auszuweichen. Ab 20.00h lassen wir nicht den Rubel sondern die DKK rollen und verwöhnen uns zum Nachtessen mit dem reichhaltigen Buffet à Discretion. Den Abend rund wir um 22.ooh mit dem Besuch des kleinen Bordkinos ab. "The King's Speech" läuft für uns zwei ganz alleine!
Am Sonntag entspannen wir uns auf See und geniessen die zum Glück ruhige Fahrt. Die "Norröna" der Smyril Line ist ein gepflegtes Schiff mit sauberen Aufenthaltsräumen und komfortablen Lounges. Einziges störendes Problem für uns ist die fortwährende laufende Belüftung. Für uns "Gfrörlinge" sind Pulllis und Jacken ein Muss, aber nordische Sitz- oder Tisch-Nachbarn scheinen in dieser Hinsicht weitaus unempfinglicher oder gar immun zu sein. Die paar isländischen Frauengruppen an Bord sind auch auf Reisen, selbst abends in der Bar, unablässig am Stricken und produzieren vermutlich Wärmendes für ihnen bekannte weitaus kältere Zeiten.

Insider wissen vor uns, an welchen Ecken oder Sitzgruppen in der "Saga Bar" sich Strom beziehen und somit bequem am LapTop arbeiten lässt. Ansonsten ist Lesen Trumpf und als Tagesabschluss erneut Warmes vom "Norröna" Buffet. Abends sind wir gleichwohl geschafft – Fredy wahrscheinlich zum Teil auch von den Stugeron, die er vorsorglich sich gegen Seekrankheit verschrieben hat.
Am nächsten Morgen werden wir an aller Hergottsfrühe von der Durchsage geweckt, dass die "Norröna" im Hafen von Tórshavn angelegt hat und Landgang möglich sei. Mit noch nüchternen Mägen und nunmehr auf festem Boden gar leicht schwankend stehen wir 8.00h in der Hauptstadt der Färöer Inseln. Von den 20'000 Einwohner, etwa 40% der ganzen Einwohnerschaft aller Inseln, zeigen sich zu dieser Zeit nur ein paar wenige. Bis die Stadt nach 9.00h zu Leben erwacht haben wir schon das historische Zentrum, den Thingplatz, besichtigt. Dort verbinden noch die alten Kopfsteinpflaster die rot lackierten oder schwarz geteerten Holzbauten mit ihren auffallend weissen Fensterrahmen und grasbewachsenen Dächern. Jetzt eine Art Freiluft-Museum beherbergen die Gebäude nur noch Regierungsämter.
Aber auch heutzutage bewohnt Man(n)/Frau praktisch ausschliesslich aus Holz erbaute Einfamilienhäuser. Die zwar einwohnerzahl-mässig nur bescheidene Stadt erstreckt sich deshalb trotzdem über beträchtliche Distanzen. Die Strassen sind auch in den neueren Wohnquartieren verwinkelt und führen ständig hügel-an und ab. Im offenbar einzigen grossen Shopping Center, dem SMS Komplex, finden wir endlich einen schon geöffneten Coffee Shop, der sich unserer erbarmt und in dem wir unser Frühstück nachholen können. In der Fussgängerzone Niels Finsens Gøta schlendern wir an den Geschäften vorei. Die Kleiderläden präsentieren einen eigenwillig modischen Stil, der oft mit gestrickten Teilen komplementiert wird. Das Wetter hat sich gut gehalten. Zwar hängen immer drohend schwarze Wolken über der Stadt und wir sind immer von starken Winden begleitet. Mehr als ein paar nur sekundenlange Sprühregen resultierten daraus nicht, und immer wieder durchbrechen auch ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen die Lücken.

Als wir von der Skansin-Festung aus dem 17. Jht. einen letzten Blick über Stadt und Hafen werfen, hat unser Schiff, das zwischendurch Autos und Fracht ent- und geladen hat, sich bereits für die Weiterreise gedreht und kann wieder "geentert" werden. Nach 15.00h löst sich die Fähre vom Hafen, und wir erleben eine wegen der Untiefen zwar langsame, aber beeindruckende Fahrt der einzelnen Inseln entlang mit ihren felsigen, doch begrünten steilen Ufer und seltenen, kleinen Siedlungen. Immer wieder eröffnet sich mir ein noch spektakulärerer Anblick, obwohl ich vom Bug aus dem kalten Wind längst in den Windschatten resp. ins Innere zurückkehren wollte und mit meinen klammen Fingern die Kamera fast nicht mehr betätigen kann.

Um 19.00h sind wir wieder mit den gewohnten 15Knoten/h unterwegs. Zur Abwechslung beehren wir heute die Cafeteria und verzehren das Tagesmenue Chicken Curry mit Reis. Erneut besuchen wir das Bordkino, wo "True Grit" geboten wird. Bis zur Rückkehr in unsere Kabine war uns gar nicht bewusst geworden, wie unruhig das Schiff durchs Meer pflügt. Das Duschen erfordert heute einen guten Gleichgewichts-Sinn. Im Bett muss ich mich mental disziplinieren und ignorieren, dass man ständig hin und her gerollt wird. Im Zuge der Gesunderhaltung fällt meine abendliche Bett-Lekture für heute aus.

Schon am Morgen des Dienstag, 24. Mai herrscht Aufbruchsstimmungan Bord. An allen Ecken und Enden steht Gepäck. Aber eine erste Durchsage belehrt uns, dass die "Norröna" wegen des schweren Seegangs beträchtliche Verspätung eingefahren hat. Erst vor Mittag dann lenkt sie bei grau in grau in einen verschneiten Seyðisfjörður Fjord ein, doch die starken Winde hindern sie am Anlegen. Sicherheitshalber kehrt sie deshalb zurück aufs offene Meer hinaus, wo eine Wetterbesserung abgewartet werden muss. Die isländischen Frauen packen ungerührt ihre "Lismete" wieder aus. Sie lassen sich auch von der Empfehlung im Lautsprecher nicht beeindrucken, dass man – künftiges Reüssieren beim Anlegen vorbehalten - vom Verlassen des Schiffs mit Vehikeln absehen solle, da die Route nach Egilstaðir zum Erreichen der Insel-Ringstrasse geschlossen sei. die weitere Fortsetzung in nördlicher Fahrtrichtung sei zudem fraglich wegen des erneuten Wintereinfalls, während die südliche Hauptverbindung wegen des überraschend aktiv gewordenen und Asche ausstossenden Vulkans Grimsvõtn teilweise gesperrt sei.
Nach 16.00h startet die Fähre dann zum nächsten, diesmal erfolgreichen Versuch. Nicht nur haben die Winde sich gelegt, einzelne Sonnenstrahlen dringen durch die Wolken und verringern meine Zweifel, wie ich überhaupt für einen Sommer nach Island reisen konnte. Wie immer herrscht dann ein kleineres Chaos, weil alle gleichzeitig mit Sack und Pack in die Fahrzeugdecks runter wollen. Um 18.ooh Lokalzeit dann rollen wir schliesslich aus dem Bauch des Schiffs und sind am Ziel unserer Ueberfahrt erleichtert im 700-Seelen-Ort Seyðisfjörður auf isländischem Boden. Keine Beamten-Seele schaut sich unsere Personalausweise an. Niemand interessiert sich auch nur im Geringsten, ob wir von den verbotenen Produkten wie Milch, Fleisch oder Käse und schon gar nicht, ob wir nur die erlaubten 3kg Lebensmittel pro Person dabei haben. Wir werden freundlich willkommen geheissen, erhalten nach Vorweisen des Fahrzeugausweises einen Kontrollkleber auf die Frontscheibe verpasst, und damit hat's sich. Gerade noch vor Ladenschluss können wir im örtlichen Samkaup uns mit etwas Frischwaren eindecken.
Wir verschmähen den Camping an Ort, wo die meisten der Camper ab der Fähre in Reih' und Glied in Sicherheit einerseits und am Strom andererseits stehen. Auf der Nordseite des Fjords fahren wir ostwärts und richten uns nahe am Wasser in Gesellschaft einiger Schafe und Pferde für die erste Nacht auf Island ein. Herrlich, diese Ruhe ohne das ständige Vibrieren der Motoren der vergangenen Tagen und die wohlige Wärme nach dem steten frisch erhaltenden Durchzug an Bord.
Geruhsames Frühstück nach herrlich erholsamem Schlaf. Allerdings mussten wir uns am Abend zwingen, ins Bett zu gehen. Bisher ist es uns trotz spätem Feierabend gegen Mitternacht und nächtlichen Pinkel-Pausen nicht gelungen, nur irgend eine Spur von Nacht zu entdecken. Wir kaufen Brot und Fleisch, tauschen das fade Wasser von Kontinental-Europa im Tank gegen frisches isländisches aus, auf welches die Einheimischen so stolz sind.
Am südlichen Ufer des Seyðisfjörður Inlets fahren wir bis zum Vogelparadies Skálanes raus. Am Parkplatz sind wir nicht die einzigen Säuli (-Aemtler). Glückliche Schweine bewegen sich in freier Natur und beschnuppern uns neugierig, als wir nach dem Zmittag aus dem Camper klettern. Nach einem halbstündigen Spaziergang erreichen wir die Plattform bei den Klippen, von wo aus man die vielen brütenden Dreizehen-Möwen beobachten kann. Auf dem Weg dahin und zurück schrecken wir ständig Vögel auf, die wir zwischen den vielen violett blühenden Lupinen-Büschen hockend gar nicht bemerkt hatten. Ab und zu flüchtet gar mit schweren Flügelschlägen ein Graugänsepaar vor uns. Vor der Küste wiegen sich unzählige Viecher in den Wellen. Ein Teil davon, die schwarzweissen Exemplare sollen -wie uns der junge Mann vom Gästehaus erklärt, der uns freundlicherweis zum Aufwärmen nach der frischen Brise einen feinen Espresso aufsetzt - die berühmten Papageitaucher sein.
Die Sonne hat sich nach unserem gelungenen Ausflug hinter Wolken geflüchtet. Ueber den 620m hohen Bergpass Fjarðdarheiði führt die apere Route 93 vorbei an Schneefeldern und dem bescheidenen Stafir-Skigebiet. Wir blicken nach der Passhöhe ins weite graue Tal des langezogenen Lagarfijót und Egilsstaðir unter uns. Wir fahren durch den etwa 5mal grösseren Ort am eigenen Flughafen vorbei und verziehen uns über die Brücke rüber nach Fellabær zwischen ein paar der auffallenden kleinen Ferienbungalows mit den typisch nordischen Spitzdächern.

Wir nutzen die gute Infrastruktur von Egilsstaðir und füllen unsern Kühlschrank. Immer wurde uns berichtet, was für ein teures Pflaster Island sei. Aber als Schweizer mit hohem Preisniveau hat man wenigstens den Vorteil, dass im Ausland etwas nur selten mehr kostet als zuhause, und hier scheint unser Wocheneinkauf in etwa den Kosten daheim zu entsprechen. Auf der gut assortierten Touristen-Info beeilt man sich, uns zu versichern, dass es sich um einen absolut untypischen Wintereinbruch, wie er kaum je vorkomme, handle. Und wären nicht die schneebedeckten Hügelzüge rundum, hätte man es beim erneut schönsten Wetter kaum geglaubt.
Mit zusätzlichen Karten und Führern, dem Siminn-Wireless Adapter fürs Laptop im Sack setzten wir uns erst südlich mal zu einer Umrundung des Sees ab. Auch Lögurinn genannt, soll er gemäss den Volkssagen einen Lindwurm mit dem unaussprechlichen Namen "Lagarflijótsormurinn" beherbergen. Aber der ist wohl zu beschäftigt mit seiner Aufgabe, in der Tiefe den angeblichen Goldschatz zu bewachen, als dass er sich bei uns blicken liesse.
Das vormals kahle Ostufer Hallormsstaður wurde ab 1938 kontinuierlich neu aufgeforstet, so dass man heutzutage an inzwischen an wahrnehmbaren Lärchenwälder entlang rollt. Aus einiger Distanz betrachten wir unweit des Seeendes das Kárahnjukúm Wasser-Kraftwerk, das komplett im Berginnern erstellt wurde und von dem man nur die Kopfbauten sieht, so dass man die Erläuterungstafeln braucht, um sich den Energieproduktions-Prozess überhaupt vorstellen zu können.
Für die Nacht lassen wir uns am Ufer des Hjaðarbol nieder. Leider liegen zwischen unserm Standplatz und der Stelle unweit, wo wir heute einige Rentiere gesichtet haben, mehrere Viehgitter wie auch eine kleine Brücke, so dass wir kaum darauf bauen können, diese dem verschneiten Hochland entflohenen Viecher noch einmal aus der Nähe zu sehen.
Zu Füssen des Fljótsdalur in ValÞjófsstaður liegt ein historischer Bauernhof. Ihre kleine Kirche ist berühmt für ihre kunstvoll geschnitzte Holztüre, von welcher wir mit einer Kopie vorlieb nehmen müssen da das Original aus 1200 heute im Nationalmuseum präsentiert wird. Das Vérgaður Visitor Center des Kárahnjukúm Kraftwerk ist leider nur nachmittags offen und eine Besichtigung der Anlage ist erst in der Saison ab Juni möglich. Der Bessastaðaá entlang Route 931 ist nur ein kleiner Fluss mit aber tiefer Schlucht und unserer Ansicht nach schon beträchtlichem Wasserfall. Unser nächstes Ziel verspricht eine Steigerung davon zu sein. Auf dem Parkplatz davor warten wir erst einmal wegen der drohenden schwarzen Wolken während ¾-Std. auf eine Wetterbesserung. Doch gegen 13.00h kapitulieren wir und packen halt die Regenhosen mit ein. Eine Stunde lang geht es bergauf, am Litlanesfoss mit seinen beeindruckenden Basaltsäulen-Formationen vorbei. Wider Erwarten trocken erreichen wir den mit 118m dritthöchsten Wasserfall des Landes. Tosend fällt der Hengifoss über dunkle Lavaschichten, die sich mit rostroten Sediment-Streifen abwechseln, über die Kante. Der imposante Anblick ist den fast stündigen Aufstieg wert, und runter sind wir flotten Schrittes sowieso sogar in 45 Minuten.

Da schmeckt nach diesem Ausflug der Zmittag gerade doppelt so gut. Auf nunmehr Gravelroad folgen wir mehr oder weniger dem westlichen Ufer des Lagarfljót und rollen bei Fellabær über die Brücke zurück nach Egilsstaðir. Wir gönnen uns Kaffee und Kuchen im Vàlny Café mit dem Nebengedanken, zum Schlüssel für dessen Gratis-Wireless zu kommen. Im Lokal selbst benutzen wir unser altes Skype-Telefon für Anrufe in die Schweiz, die Verbindung super, als würden wir fast neben den Angerufenen stehen. Im vor dem Restaurant geparkten Camper starte ich dann den LapTop auf und erledige Mail, administrative Pendenzen und istalliere auch das isländische Siminn 3G Netfrelsi, mit dem wir unterwegs dann Zugriff zum Internet haben sollten. Den Tag beschliessen wir mit einer Pizza und Coke im N1 bevor wir zusammenpacken und anfangs Route 925 am Urriðavatn Stausee, der die umliegenden Orte mit Trink- und vor allem aus einer unterirdischen Quelle mit Heisswasser versorgt, die Nacht verbringen.
Bei regnerischem Wetter folgen wir am 28.5. der Naturstrasse 925 und erhalten bei einem kurzen seitlichen Abstecher einen Eindruck, wie hoffnungslos es in Sumpf und Schneeund deshalb zur Zeit im Hochland auf den noch gesperrten F-Verbindungen aussehen dürfte. Einsame Gehöfte, deren Landmaschinerie trostlos in der Gegend rumsteht, passieren wir. Zu ihnen gehören keine Aecker, höchstens ein paar von Büschen gerodete grüne Weideflächen, auf denen sich Schafe en masse, jetzt fast alle mit ein oder zwei Jungtieren, genügsam tummeln. Bei Lagarfossvirkjun umfahren wir ein kleines Wasserkraftwerk und wechseln auf Route 944. Die Gegend wird sumpfiger. Weisse Singschwäne stolzieren herum, und ständig flattern Graugänse und vielerlei Vögel von uns gestört auf. Die Nässe verdichtet sich zu Schneeregen während wir hügelan auf den 431 m hohen Pass Vatnsskarð vorbei an seinen dreckigen Schneemaden fahren. Während all dieser Stunden unterwegs haben uns gerade mal mit zwei einheimische Fahrzeuge und ein holländischer Camper gekreuzt. Bei der verschneiten Bucht von Njarðvik und entlang der schwarzen Geröllhalden von Njarðvikurskriður sind wieder wieder ganz allein.

Nach Mittag erreichen wir schliesslich unser Tagesziel Bakkagerði am Borgarfjörður eystri. Einige bunte Holzhäuser, am auffallenden das ursprünglich aus 1889 stammende rote Lindarbakki-Haus mit dem grasbewachsenen Dach, eine einfache grau-weisse Kirche aus Wellblech, ein kleiner Samkaup-Laden, eine Landesbankinn-Filiale, ein Café – all das für gerademal gut 100 Einwohner.
Wir fahren dem Fjord-Ufer entlang raus bis zum Hafnarhólmi , dem kleinen Hafen an der nördlichsten Bucht der Insel-Ostseite. Da stehen wir in Wind und Wetter und geniessen den warmen Camper im unablässigen Regen. Am nächsten Morgen müssen wir feststellen, dass die Papageientaucher, welche auf der kleinen Insel hier am Hafnarhólmi in den Erdhöhlen brüten, genau so zögerlich ihre Heimen verlassen wie wir (und dies eigentlich sowieso vorwiegend nur am frühen Morgen und gegen Abend). Es "chutet" grässlich auf der hölzernen Aussichts-Plattform oben, und der Wind zerrt nur so an unserer Regenkleidung. Ständig ist das Objektiv voller Regentropfen, so dass die Kamera nicht mehr richtig fokussieren kann und ich mit meinen - trotz isländischer Neuerwerbung, Fingerhandschuhe ohne Kuppen dafür mit einer Kappe zum gesamthaft über die Spitzen zu kippen – klammen "Chlüppli", unablässig die Linse trockenzureiben versuchen muss. Ein paar der putzigen Kerle mit ihren orange-rot-blauen Schnäbeln, denen sie ihren Namen verdienen, kriegen wir doch zu sehen, währenddem sich die Möwen im Wind gekonnt und praktisch ohne Flügelschlag uns nur so um die Ohren zischen.

Wir verlassen Bakkagerði mit seinem ungastlichen Wetter, kommen ungeschoren am Naddakross, ein Kreuz genannt nach einem vormaligen Ungeheuer, dass die Reisenden bedrohte, vorbei und eigentlich vom Regen in die Traufe. Die obere Sektion der Vatnsskarð-Passtrasse ist verschneit. Die Ebene des Lagarfljót versinkt im Grau. Nicht einmal der Besuch der kleinen Kirche von Kirkjubær bringt Abhilfe. Beim Mittagshalt an der Kaldá an Route 917 sind wir trotz anhaltendem Regen guter Dinge und überzeugt, den vor uns liegenden Hellisheiði- Pass mit seinen 730m Höhe problemlos absolvieren zu können. Aber nicht der Schneefall auf der Naturstrasse sondern die starken Schnee-Verwehungen erweisen sich schon ab der zweiten Kurve erst wenig höher als Meeresniveau als unüberwindbar. Also Rückzug und nach 35-kilometrigem Zurückkrebsen Fortsetzung der Fahrt über eine langweilige Ringstrasse Nr. 1 vorbei an statt satt grünen Frühlingswiesen noch immer gelben, dürren Grasbüscheln und verschneiten Hügelzügen.
Wenige Kilometer nach Abzweigung auf Route 85 in nördlicher Richtung endet der Teerbelag und wir rollen auch hier, inzwischen auf 485m Höhe, durch wenn auch bescheidene so doch matschige Schicht von angewehtem Schnee. Nichts mit Bewundern von Landschaft. Unser Ausblick bleibt wegen Nebel und Niederschlag auf gerademal auf 50-100m beschränkt!
Vopnafjörður ehrt den Sonntag - keine Menschenseele von seinen 540 unterwegs. Und unser geplantes Wochenend-Bad im angepriesenen Hot Pool 13km ausserhalb an der Selá fällt auch noch ins Wasser – noch ist das Becken da ausser Saison trocken!
Wir hatten uns entschlossen uns, zum Uebernachten zu einem historischen Bauernhof aus der Sagazeit, zurückzufahren. Da drücken wir unsere Nasen platt an den Scheiben eines der angeblich schönsten Torfhöfe. Das Innere bleibt uns verwehrt, denn auch das Bustarfell Museum wird erst ab 10. Juni wieder regelmässig geöffnet sein. Aber die Aussenansicht der grasbewachsenen roten Holzhäuser mit den kontrastierenden weissen Fensterrahmen ist allein schon den Abstecher wert.

Ein Kurzeinkauf von Brot und Milch vor der Weiterfahrt in Vopnafjörður. Danach bleiben wir auf Route 85, entfernen uns zeitweilig vom Meer und seinen unberührten Buchten mit viel Schwemmholz, durchfahren die Bakkaheiði und erhaschen einen ersten Blick auf Bakkafjörður mit der verschneiten Halbinsel Langanes im Hintergrund. Der Ort zählt an die 85 Einwohner uns besteht aus einer überschaubaren Anzahl einfachster Holzhäuser sowie einer kleinen fischverarbeitenden Fabrik, von der wir Teile ihrer Materie, aufgefädelte Fischköpfe, etwas ausserhalb in verwitterten Holzgestellen zum Trocknen aufgefädelt antreffen.

Immer wieder Gehöfte in beträchtlichem Abstand voneinander, einige mit eigener Kirche wie Skeggjastaðir, zu betrachten bei ganz vereinzelten Sonnenstrahlen, mehrheitlich aber durch leichtes Schneetreiben.
Þørshöfn wird unser Mittagsstop. Fredy kommt billig weg. Es existiert nur gerade ein Tankstellen-Convenience Store, dessen Kaffee aus Pumpkrügen keine Verlockung für uns darstellt. Im Westen weiter nichts Neues, bis dann nach Svalbarð und dem Störa-Viðarvatn das GPS zu reklamieren beginnt. Ungeachtet sind wir auf eine völlig neue, noch in keiner Karte verzeichnete Teerstrasse gekommen. Diese führt an der anderen Seite des Fajllgarõur Hügelzuges westwärts, so dass wir anschliessend nordwärts auf einen ebenfalls neuen Zubringer abbiegen müssen. Sie führt durch eher langweilige, mal mehr, mal weniger sumpfige Gegend vergleichbar mit Tundra.

Schliesslich erlöst uns Raufahöfn mit seinen 225 Einwohner vom Einerlei und bietet als idealen Uebernachtungsplatz auf Höfði eine ebene Fläche neben dem exotisch orange-gelb bemalten Leuchtturm (sofern kein Nebel aufzieht und das Horn in Funktion tritt) auf. Der geplante Arctic Henge mit 54m Durchmesser und 7m hohen Tore als Symbole für die vier Jahreszeiten, als Sonnenuhr zur Anzeige der Sonnenwenden gedacht, liegt immer noch unvollendet und von untätigen Baumaschinen umgeben auf dem Hügel nördlich des Ortes.
Heute muss ich freudig einige der gestrigen Fotos wiederholen, denn schliesslich beglücken uns einige erste Sonnenstrahlen nach dem Frühstück bevor wir um 9.30h an der markant weiss-roten Kirche vorbei uns wieder zurück auf Route 85 uns begeben.
Nach einer halben Stunde halten wir schon das erste Mal. Hoher Seegang hat eine unheimliche Auswahl an Treibgut, Fischernetze, Bojen und vor allem Treibholz an die nördlichen Kiesstrände geschwemmt. Algen und abgestorbenem Seegras bieten je nach Trocknungsgrad ein richtiges Farbenspiel dazwischen und sind Futterplatz für unzählige Wasservögel und Eiderenten. Kurz darauf stehen wir schon von Neuem, um in einer Stunde zu Fuss im wahrsten Sinne über Stock und Stein zum nördlichsten Landzipfel Islands, dem Leuchtturm zu Hraunhavnartangi zu gelangen. Nur 2,5 km trennen uns da noch vom nördlichen Polarkreis. Auch hier ist die Gegend wild und sturmgeprägt. Ich bin auf dem Rückweg so mit meinem Fotoapparat, dessen Autofokus streikt (nur wegen schlechtem Batteriekontakt, wie ich später herausfinde) beschäftigt, dass ich fast auf eine der vielen brütenden Eiderenten-Weibchen trete, die sich beschützend über ihr Nest duckt. Ich bin gefordert, mit Handeinstellung brauchbare Bilder von dieser einzigartigen Situation zu produzieren.
Einen weiteren einsamen Leuchtturm von Melrakkaslétta neben dem 73m hohen, erloschen Vulkan Rauðinúpur vergessen wir, da vom letzten mit dem Auto zu erreichenden und doch schon fast am Schmiernippel der Erdachse liegenden Gehöft Grjótnes nochmals ein fast zweistündiger Marsch uns zu viel Zeit gekostet hätte.
Kópasker
und seine 135 Einwohner an der Ostküse des Oxarfjörður haben 1976 ein starkes Erdbeben, wenn auch mit Schäden an Häusern und Hafen überstanden. Wegen des schlechten Wetters und der immer noch gesperrten F-Strasse östlich des Jökúlsá á Fjöllum verschieben wir den Besuch des ihn umgebenden Naturparks auf später und machen uns über die bekannte, oft abgebildete weisse Brücke über den Fluss weiter auf der Küstenstrasse davon. Auch die 3,8 km lange, von 90m hohen Felswänden umgebene Schlucht von Asbyrgi ist beim noch trüben Wetter unattraktiv. Langsam aber sicher nähern wir uns einer geologisch "warmen" Gegend. Tundra und Moore weichen stellenweise kahlen Flächen mit vulkanischem Material.

Um eine vorläufig letzte Halbinsel, Tjörnes, herum erreichen wir den Handelsort Húsavík. Von seinem Hafen laufen Boote zu Wal-Sichtungen oder zu Besuchen der Vogel-Inseln Lundey und Grimsey aus. Wir nützen die touristische Infrastruktur, nicht um wie ursprünglich geplant den vereinsamten Campingplatz, dessen erhoffte Waschmaschine, da erst im Juni sprich morgen "Saison", noch nicht angeschlossen ist, aufzusuchen, sondern zum Fischessen im Gamli Baukur Restaurant. Wir übernachten unbehelligt im kleinen Hafen. Da es ja nachts nicht dunkel wird, benutzt Fredy die paar trockenen Stunden bis nach Mitternacht, um den aus der Halterung gerissenen Klimakompressoren abzubauen während ich Fotos und Tagebuch bearbeite.

Am Mittwoch, 1. Juni stromern wir den ganzen Tag in Húsavík herum. Das Whale Museum (und gleichzeitig Touristen-Info) hat eine äusserst interessante Ausstellung zum Thema "Wal" mit fastmehr Informationen als wir aufzunehmen imstande sind. Wir müssen zudem die Holzkirche aus 1907 besuchen, auch wenn uns dann das vielgerühmte Altarbild nicht umhaut. Im Bakka Kaffeehaus stärken wir uns nach dem Mittagessen mit schwarzem Gebräu. Mit ihrem Wireless Code können wir einerseits damit hinten auf dem Parkplatz des Kasko Supermarkts via Skype Telefon nach Hause anrufen, andererseits uns in mit dem Laptop in ein anderes Netz zum Mailen einloggen. Da unsere Kreditkarten vom Upload-System vom 3GNetfrelsi von Siminn nicht akzeptiert werden, laden wir in der örtlichen Vertretung noch zusätzlichen Kredit auf, so dass wir auch für die nächsten 30 Tage für eigenen Internetzugriff gerüstet sein sollten.
Um einen Blick über die Region und als Nebenwirkung Batteriestrom zu produzieren fahren wir auf den 417m hohen Hausberg Húsavíkurfjall. Petrus tut uns einen Gefallen, reisst etwas die graue Wolkendecke auf und schickt einige Sonnenstrahlen für bessere Bilder. Der Hafen, wo wir uns danach erneut für die Nacht niederlassen, hat im Sonnenlicht mit den vielen sich malerisch spiegelnden Booten einen fast mediteraneen Genre.

Wir verlassen die für uns bis anhin lebhafteste Stadt Island's in auf Route 85 in südlicher Richtung und überqueren einer der längsten Wasserläufe, den Skjálfandafljót. Den Wasserfall, den ich im Kopf hatte, finden wir bei einem Abstecher von der Hauptstrasse nicht, dafür einige erste Anzeichen von Frühling, Weidenkätzchen und Birken mit erstem Ansatz von Frühlingsgrün. Wir rollen dem Hügelzug Kaldakinn entlang, wo jedes Gehöft in der Talsohle über einen privaten Wasserfall zur Wasserversorgung zu verfügen scheint. Vom Goðafoss (Götterfälle) fühlen nicht nur wir uns angezogen. Von der West- wie Ostseite widmen wir uns dem 12m hohen Wasserfall in Hufeisenform in wechselnder Gesellschaft internationaler Besucher, die unablässig PWs, Campern oder gar Touristenbussen entsteigen.
Da alles hier in Island auf kleinem Raum stattfindet, ist es also nur noch ein Katzensprung an den Eyjafjörðür. Ein herrliches Panorama bietet sich uns über den Fjord hinweg auf schneebedeckte Berge und das im Vordergrund liegende Tagesziel, Akureyri. Im neuen, modernen Kulturzentrum "Hof" am Hafen können wir, obwohl heute Auffahrt und auch hierzulande Feiertag, uns einmal mehr reichlich mit Broschüren und Karten für die spätere Reise-Fortsetzung und natürlich in erster Linie über diese heimliche Hauptstadt des Landes mit über 17'000 Einwohnern eindecken. Wir kurven einmal zur Orientierung durch den sauberen, modernen Ort. Der erste Versuch, uns auf einem Camping, praktischerweise den im Zentrum niederzulassen, geht schief. Da wir volle Wäschesäcke haben, müssen wir auf durchaus realisierbares Wildstehen verzichten und uns auf den 2,5km ausserhalb gelegenen Hamar Campingplatz verziehen.

Da wir nun am Strom hängen, können wir am Abend beruhigt den Laptop aufstarten und uns einen Film ab CD einziehen. Auf der riesigen Grünfläche stehen ausser uns nur zwei andere Camper, von denen uns jedoch keiner die kurz vor dem Abliegen stehenden Waschmaschine und Tumbler streitig macht. Houseman Fredy also voll im Einsatz und tief im Wäschesortieren mit delikaten Entscheidungen, was denn nun heiss oder kalt gewaschen, getumblert oder versuchsweise im Freien zum eventuell Trocknen zwischen einzelnen Schauern in absehbarer Zeit aufgehängt werden muss. Kein Wunder, dass er heute Freitag-Nachmittag, 3. Juni, diesem Stress entflieht um mit dem Fahrrad in der nahen Stadt uns ausgegangenes Brot zu besorgen! Das gibt mir Zeit und Ruhe, um unsere Homepage mal wieder zu aktualisieren.
 
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