Das Verladegelände bleibt am Morgen
früh des 21. Mai 2011 für uns Camper, die erst ab
12.00h nach den PWs einchecken können,vorläufig
verschlossen. Also üben wir uns in Geduld und
frühstücken an der nahen Uebernachtungsstelle, packen
danach ein paar Klamotten und die restlichen Lebensmittel
wie Fleisch, Milch und Früchte, die nicht nach Island
importiert werden dürfen, zusammen. Um uns herum sammeln
sich immer mehr Wohnautos aller Grössen, Marken und
Nationalitäten, bis schliesslich die Ampel am kleinen
roten Check-in Häuschen gegen 13.00h auf grün
umschaltet. Praktisch ohne weiteren Verzug können wir
über Bahn 4 direkt auch in Deck Nr. 4 einparken,
anschliessend unsere Kabine Nr. 8028 beziehen und unsere
Armbanduhren um eine Stunde auf Bordzeit zurückstellen. |
|
Bis die "Norröna" schliesslich
um 15.30h aus dem Hafen von Hirthals gleitet,
haben wir die Fähre erkundet und uns Stühle auf der
sonnigen Schiffsseite gesichert, wo wir bei Kaffee
entspannen, lesen und das vielleicht letzte schöne
Wetter mit 20oC geniessen. Einziger Nachteil
der Sky Bar auf dem 8. Deck: Einzig hier an Bord dürfen
Raucher sich ausleben, weshalb wir mit unseren Sitzen
ständig herumrutschen, um den Emissionen der vielen
Sargnägel und stinkenden Stumpen auszuweichen. Ab 20.00h
lassen wir nicht den Rubel sondern die DKK rollen und
verwöhnen uns zum Nachtessen mit dem reichhaltigen
Buffet à Discretion. Den Abend rund wir um 22.ooh mit
dem Besuch des kleinen Bordkinos ab. "The King's
Speech" läuft für uns zwei ganz alleine! |
Am Sonntag entspannen wir uns auf See und geniessen
die zum Glück ruhige Fahrt. Die "Norröna"
der Smyril Line ist ein gepflegtes Schiff mit sauberen
Aufenthaltsräumen und komfortablen Lounges. Einziges
störendes Problem für uns ist die fortwährende
laufende Belüftung. Für uns "Gfrörlinge"
sind Pulllis und Jacken ein Muss, aber nordische Sitz-
oder Tisch-Nachbarn scheinen in dieser Hinsicht weitaus
unempfinglicher oder gar immun zu sein. Die paar
isländischen Frauengruppen an Bord sind auch auf Reisen,
selbst abends in der Bar, unablässig am Stricken und
produzieren vermutlich Wärmendes für ihnen bekannte
weitaus kältere Zeiten. |
|
Insider wissen vor uns, an welchen Ecken oder
Sitzgruppen in der "Saga Bar" sich Strom
beziehen und somit bequem am LapTop arbeiten lässt.
Ansonsten ist Lesen Trumpf und als Tagesabschluss erneut
Warmes vom "Norröna" Buffet. Abends sind wir
gleichwohl geschafft Fredy wahrscheinlich zum Teil
auch von den Stugeron, die er vorsorglich sich gegen
Seekrankheit verschrieben hat. |
Am nächsten Morgen werden wir an aller
Hergottsfrühe von der Durchsage geweckt, dass die
"Norröna" im Hafen von Tórshavn
angelegt hat und Landgang möglich sei. Mit noch
nüchternen Mägen und nunmehr auf festem Boden gar
leicht schwankend stehen wir 8.00h in der Hauptstadt der Färöer
Inseln. Von den 20'000 Einwohner, etwa 40% der ganzen
Einwohnerschaft aller Inseln, zeigen sich zu dieser Zeit
nur ein paar wenige. Bis die Stadt nach 9.00h zu Leben
erwacht haben wir schon das historische Zentrum, den
Thingplatz, besichtigt. Dort verbinden noch die alten
Kopfsteinpflaster die rot lackierten oder schwarz
geteerten Holzbauten mit ihren auffallend weissen
Fensterrahmen und grasbewachsenen Dächern. Jetzt eine
Art Freiluft-Museum beherbergen die Gebäude nur noch
Regierungsämter. |
|
Aber auch heutzutage bewohnt Man(n)/Frau
praktisch ausschliesslich aus Holz erbaute
Einfamilienhäuser. Die zwar einwohnerzahl-mässig nur
bescheidene Stadt erstreckt sich deshalb trotzdem über
beträchtliche Distanzen. Die Strassen sind auch in den
neueren Wohnquartieren verwinkelt und führen ständig
hügel-an und ab. Im offenbar einzigen grossen Shopping
Center, dem SMS Komplex, finden wir endlich einen schon
geöffneten Coffee Shop, der sich unserer erbarmt und in
dem wir unser Frühstück nachholen können. In der
Fussgängerzone Niels Finsens Gøta schlendern wir an den
Geschäften vorei. Die Kleiderläden präsentieren einen
eigenwillig modischen Stil, der oft mit gestrickten
Teilen komplementiert wird. Das Wetter hat sich gut
gehalten. Zwar hängen immer drohend schwarze Wolken
über der Stadt und wir sind immer von starken Winden
begleitet. Mehr als ein paar nur sekundenlange
Sprühregen resultierten daraus nicht, und immer wieder
durchbrechen auch ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen die
Lücken. |
|
Als wir von der
Skansin-Festung aus dem 17. Jht. einen letzten Blick
über Stadt und Hafen werfen, hat unser Schiff, das
zwischendurch Autos und Fracht ent- und geladen hat, sich
bereits für die Weiterreise gedreht und kann wieder
"geentert" werden. Nach 15.00h löst sich die
Fähre vom Hafen, und wir erleben eine wegen der Untiefen
zwar langsame, aber beeindruckende Fahrt der einzelnen
Inseln entlang mit ihren felsigen, doch begrünten
steilen Ufer und seltenen, kleinen Siedlungen. Immer
wieder eröffnet sich mir ein noch spektakulärerer
Anblick, obwohl ich vom Bug aus dem kalten Wind längst
in den Windschatten resp. ins Innere zurückkehren wollte
und mit meinen klammen Fingern die Kamera fast nicht mehr
betätigen kann.
|
Um 19.00h sind wir wieder mit den
gewohnten 15Knoten/h unterwegs. Zur Abwechslung beehren
wir heute die Cafeteria und verzehren das Tagesmenue
Chicken Curry mit Reis. Erneut besuchen wir das Bordkino,
wo "True Grit" geboten wird. Bis zur Rückkehr
in unsere Kabine war uns gar nicht bewusst geworden, wie
unruhig das Schiff durchs Meer pflügt. Das Duschen
erfordert heute einen guten Gleichgewichts-Sinn. Im Bett
muss ich mich mental disziplinieren und ignorieren, dass
man ständig hin und her gerollt wird. Im Zuge der
Gesunderhaltung fällt meine abendliche Bett-Lekture für
heute aus. |
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Schon am Morgen des Dienstag, 24. Mai
herrscht Aufbruchsstimmungan Bord. An allen Ecken und
Enden steht Gepäck. Aber eine erste Durchsage belehrt
uns, dass die "Norröna" wegen des
schweren Seegangs beträchtliche Verspätung eingefahren
hat. Erst vor Mittag dann lenkt sie bei grau in grau in
einen verschneiten Seyðisfjörður Fjord ein, doch die
starken Winde hindern sie am Anlegen. Sicherheitshalber
kehrt sie deshalb zurück aufs offene Meer hinaus, wo
eine Wetterbesserung abgewartet werden muss. Die
isländischen Frauen packen ungerührt ihre
"Lismete" wieder aus. Sie lassen sich auch von
der Empfehlung im Lautsprecher nicht beeindrucken, dass
man künftiges Reüssieren beim Anlegen
vorbehalten - vom Verlassen des Schiffs mit Vehikeln
absehen solle, da die Route nach Egilstaðir zum
Erreichen der Insel-Ringstrasse geschlossen sei. die
weitere Fortsetzung in nördlicher Fahrtrichtung sei
zudem fraglich wegen des erneuten Wintereinfalls,
während die südliche Hauptverbindung wegen des
überraschend aktiv gewordenen und Asche ausstossenden
Vulkans Grimsvõtn teilweise gesperrt sei.
Nach 16.00h startet die Fähre dann zum nächsten,
diesmal erfolgreichen Versuch. Nicht nur haben die Winde
sich gelegt, einzelne Sonnenstrahlen dringen durch die
Wolken und verringern meine Zweifel, wie ich überhaupt
für einen Sommer nach Island reisen konnte. Wie immer
herrscht dann ein kleineres Chaos, weil alle gleichzeitig
mit Sack und Pack in die Fahrzeugdecks runter wollen. Um
18.ooh Lokalzeit dann rollen wir schliesslich aus dem
Bauch des Schiffs und sind am Ziel unserer Ueberfahrt
erleichtert im 700-Seelen-Ort Seyðisfjörður auf
isländischem Boden. Keine Beamten-Seele schaut sich
unsere Personalausweise an. Niemand interessiert sich
auch nur im Geringsten, ob wir von den verbotenen
Produkten wie Milch, Fleisch oder Käse und schon gar
nicht, ob wir nur die erlaubten 3kg Lebensmittel pro
Person dabei haben. Wir werden freundlich willkommen
geheissen, erhalten nach Vorweisen des Fahrzeugausweises
einen Kontrollkleber auf die Frontscheibe verpasst, und
damit hat's sich. Gerade noch vor Ladenschluss können
wir im örtlichen Samkaup uns mit etwas Frischwaren
eindecken. |
Wir verschmähen den Camping an Ort, wo
die meisten der Camper ab der Fähre in Reih' und Glied
in Sicherheit einerseits und am Strom andererseits
stehen. Auf der Nordseite des Fjords fahren wir ostwärts
und richten uns nahe am Wasser in Gesellschaft einiger
Schafe und Pferde für die erste Nacht auf Island ein.
Herrlich, diese Ruhe ohne das ständige Vibrieren der
Motoren der vergangenen Tagen und die wohlige Wärme nach
dem steten frisch erhaltenden Durchzug an Bord.
Geruhsames Frühstück nach herrlich erholsamem Schlaf.
Allerdings mussten wir uns am Abend zwingen, ins Bett zu
gehen. Bisher ist es uns trotz spätem Feierabend gegen
Mitternacht und nächtlichen Pinkel-Pausen nicht
gelungen, nur irgend eine Spur von Nacht zu entdecken.
Wir kaufen Brot und Fleisch, tauschen das fade Wasser von
Kontinental-Europa im Tank gegen frisches isländisches
aus, auf welches die Einheimischen so stolz sind. |
Am südlichen Ufer des Seyðisfjörður
Inlets fahren wir bis zum Vogelparadies Skálanes
raus. Am Parkplatz sind wir nicht die einzigen Säuli
(-Aemtler). Glückliche Schweine bewegen sich in freier
Natur und beschnuppern uns neugierig, als wir nach dem
Zmittag aus dem Camper klettern. Nach einem
halbstündigen Spaziergang erreichen wir die Plattform
bei den Klippen, von wo aus man die vielen brütenden
Dreizehen-Möwen beobachten kann. Auf dem Weg dahin und
zurück schrecken wir ständig Vögel auf, die wir
zwischen den vielen violett blühenden Lupinen-Büschen
hockend gar nicht bemerkt hatten. Ab und zu flüchtet gar
mit schweren Flügelschlägen ein Graugänsepaar vor uns.
Vor der Küste wiegen sich unzählige Viecher in den
Wellen. Ein Teil davon, die schwarzweissen Exemplare
sollen -wie uns der junge Mann vom Gästehaus erklärt,
der uns freundlicherweis zum Aufwärmen nach der frischen
Brise einen feinen Espresso aufsetzt - die berühmten
Papageitaucher sein. |
Die Sonne hat sich nach unserem
gelungenen Ausflug hinter Wolken geflüchtet. Ueber den
620m hohen Bergpass Fjarðdarheiði führt die
apere Route 93 vorbei an Schneefeldern und dem
bescheidenen Stafir-Skigebiet. Wir blicken nach der
Passhöhe ins weite graue Tal des langezogenen
Lagarfijót und Egilsstaðir unter uns. Wir fahren
durch den etwa 5mal grösseren Ort am eigenen Flughafen
vorbei und verziehen uns über die Brücke rüber nach Fellabær
zwischen ein paar der auffallenden kleinen
Ferienbungalows mit den typisch nordischen Spitzdächern. |
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Wir nutzen die gute Infrastruktur von Egilsstaðir
und füllen unsern Kühlschrank. Immer wurde uns
berichtet, was für ein teures Pflaster Island sei. Aber
als Schweizer mit hohem Preisniveau hat man wenigstens
den Vorteil, dass im Ausland etwas nur selten mehr kostet
als zuhause, und hier scheint unser Wocheneinkauf in etwa
den Kosten daheim zu entsprechen. Auf der gut
assortierten Touristen-Info beeilt man sich, uns zu
versichern, dass es sich um einen absolut untypischen
Wintereinbruch, wie er kaum je vorkomme, handle. Und
wären nicht die schneebedeckten Hügelzüge rundum,
hätte man es beim erneut schönsten Wetter kaum
geglaubt.
Mit zusätzlichen Karten und Führern, dem
Siminn-Wireless Adapter fürs Laptop im Sack setzten wir
uns erst südlich mal zu einer Umrundung des Sees ab.
Auch Lögurinn genannt, soll er gemäss den
Volkssagen einen Lindwurm mit dem unaussprechlichen Namen
"Lagarflijótsormurinn" beherbergen. Aber der
ist wohl zu beschäftigt mit seiner Aufgabe, in der Tiefe
den angeblichen Goldschatz zu bewachen, als dass er sich
bei uns blicken liesse. |
Das vormals kahle Ostufer Hallormsstaður
wurde ab 1938 kontinuierlich neu aufgeforstet, so dass
man heutzutage an inzwischen an wahrnehmbaren
Lärchenwälder entlang rollt. Aus einiger Distanz
betrachten wir unweit des Seeendes das Kárahnjukúm
Wasser-Kraftwerk, das komplett im Berginnern
erstellt wurde und von dem man nur die Kopfbauten sieht,
so dass man die Erläuterungstafeln braucht, um sich den
Energieproduktions-Prozess überhaupt vorstellen zu
können.
Für die Nacht lassen wir uns am Ufer des Hjaðarbol
nieder. Leider liegen zwischen unserm Standplatz und der
Stelle unweit, wo wir heute einige Rentiere gesichtet
haben, mehrere Viehgitter wie auch eine kleine Brücke,
so dass wir kaum darauf bauen können, diese dem
verschneiten Hochland entflohenen Viecher noch einmal aus
der Nähe zu sehen. |
Zu Füssen des Fljótsdalur in ValÞjófsstaður
liegt ein historischer Bauernhof. Ihre kleine Kirche ist
berühmt für ihre kunstvoll geschnitzte Holztüre, von
welcher wir mit einer Kopie vorlieb nehmen müssen da das
Original aus 1200 heute im Nationalmuseum präsentiert
wird. Das Vérgaður Visitor Center des
Kárahnjukúm Kraftwerk ist leider nur nachmittags offen
und eine Besichtigung der Anlage ist erst in der Saison
ab Juni möglich. Der Bessastaðaá entlang Route 931 ist
nur ein kleiner Fluss mit aber tiefer Schlucht und
unserer Ansicht nach schon beträchtlichem Wasserfall.
Unser nächstes Ziel verspricht eine Steigerung davon zu
sein. Auf dem Parkplatz davor warten wir erst einmal
wegen der drohenden schwarzen Wolken während ¾-Std. auf
eine Wetterbesserung. Doch gegen 13.00h kapitulieren wir
und packen halt die Regenhosen mit ein. Eine Stunde lang
geht es bergauf, am Litlanesfoss mit seinen
beeindruckenden Basaltsäulen-Formationen vorbei. Wider
Erwarten trocken erreichen wir den mit 118m
dritthöchsten Wasserfall des Landes. Tosend fällt der Hengifoss
über dunkle Lavaschichten, die sich mit rostroten
Sediment-Streifen abwechseln, über die Kante. Der
imposante Anblick ist den fast stündigen Aufstieg wert,
und runter sind wir flotten Schrittes sowieso sogar in 45
Minuten. |
|
Da schmeckt nach diesem Ausflug der
Zmittag gerade doppelt so gut. Auf nunmehr Gravelroad
folgen wir mehr oder weniger dem westlichen Ufer des
Lagarfljót und rollen bei Fellabær über die
Brücke zurück nach Egilsstaðir. Wir gönnen uns
Kaffee und Kuchen im Vàlny Café mit dem Nebengedanken,
zum Schlüssel für dessen Gratis-Wireless zu kommen. Im
Lokal selbst benutzen wir unser altes Skype-Telefon für
Anrufe in die Schweiz, die Verbindung super, als würden
wir fast neben den Angerufenen stehen. Im vor dem
Restaurant geparkten Camper starte ich dann den LapTop
auf und erledige Mail, administrative Pendenzen und
istalliere auch das isländische Siminn 3G Netfrelsi, mit
dem wir unterwegs dann Zugriff zum Internet haben
sollten. Den Tag beschliessen wir mit einer Pizza und
Coke im N1 bevor wir zusammenpacken und anfangs Route 925
am Urriðavatn Stausee, der die umliegenden Orte
mit Trink- und vor allem aus einer unterirdischen Quelle
mit Heisswasser versorgt, die Nacht verbringen. |
Bei regnerischem Wetter folgen wir am
28.5. der Naturstrasse 925 und erhalten bei einem kurzen
seitlichen Abstecher einen Eindruck, wie hoffnungslos es
in Sumpf und Schneeund deshalb zur Zeit im Hochland auf
den noch gesperrten F-Verbindungen aussehen dürfte.
Einsame Gehöfte, deren Landmaschinerie trostlos in der
Gegend rumsteht, passieren wir. Zu ihnen gehören keine
Aecker, höchstens ein paar von Büschen gerodete grüne
Weideflächen, auf denen sich Schafe en masse, jetzt fast
alle mit ein oder zwei Jungtieren, genügsam tummeln. Bei
Lagarfossvirkjun umfahren wir ein kleines Wasserkraftwerk
und wechseln auf Route 944. Die Gegend wird sumpfiger.
Weisse Singschwäne stolzieren herum, und ständig
flattern Graugänse und vielerlei Vögel von uns gestört
auf. Die Nässe verdichtet sich zu Schneeregen während
wir hügelan auf den 431 m hohen Pass Vatnsskarð
vorbei an seinen dreckigen Schneemaden fahren. Während
all dieser Stunden unterwegs haben uns gerade mal mit
zwei einheimische Fahrzeuge und ein holländischer Camper
gekreuzt. Bei der verschneiten Bucht von Njarðvik
und entlang der schwarzen Geröllhalden von Njarðvikurskriður
sind wieder wieder ganz allein. |
|
Nach Mittag erreichen wir schliesslich
unser Tagesziel Bakkagerði am Borgarfjörður
eystri. Einige bunte Holzhäuser, am auffallenden das
ursprünglich aus 1889 stammende rote Lindarbakki-Haus
mit dem grasbewachsenen Dach, eine einfache grau-weisse
Kirche aus Wellblech, ein kleiner Samkaup-Laden, eine
Landesbankinn-Filiale, ein Café all das für
gerademal gut 100 Einwohner. |
Wir fahren dem Fjord-Ufer entlang raus
bis zum Hafnarhólmi , dem kleinen Hafen an der
nördlichsten Bucht der Insel-Ostseite. Da stehen wir in
Wind und Wetter und geniessen den warmen Camper im
unablässigen Regen. Am nächsten Morgen müssen wir
feststellen, dass die Papageientaucher, welche auf der
kleinen Insel hier am Hafnarhólmi in den
Erdhöhlen brüten, genau so zögerlich ihre Heimen
verlassen wie wir (und dies eigentlich sowieso vorwiegend
nur am frühen Morgen und gegen Abend). Es
"chutet" grässlich auf der hölzernen
Aussichts-Plattform oben, und der Wind zerrt nur so an
unserer Regenkleidung. Ständig ist das Objektiv voller
Regentropfen, so dass die Kamera nicht mehr richtig
fokussieren kann und ich mit meinen - trotz isländischer
Neuerwerbung, Fingerhandschuhe ohne Kuppen dafür mit
einer Kappe zum gesamthaft über die Spitzen zu kippen
klammen "Chlüppli", unablässig die
Linse trockenzureiben versuchen muss. Ein paar der
putzigen Kerle mit ihren orange-rot-blauen Schnäbeln,
denen sie ihren Namen verdienen, kriegen wir doch zu
sehen, währenddem sich die Möwen im Wind gekonnt und
praktisch ohne Flügelschlag uns nur so um die Ohren
zischen. |
|
|
Wir verlassen Bakkagerði mit
seinem ungastlichen Wetter, kommen ungeschoren am
Naddakross, ein Kreuz genannt nach einem vormaligen
Ungeheuer, dass die Reisenden bedrohte, vorbei und
eigentlich vom Regen in die Traufe. Die obere Sektion der
Vatnsskarð-Passtrasse ist verschneit. Die Ebene
des Lagarfljót versinkt im Grau. Nicht einmal der Besuch
der kleinen Kirche von Kirkjubær bringt Abhilfe.
Beim Mittagshalt an der Kaldá an Route 917 sind wir
trotz anhaltendem Regen guter Dinge und überzeugt, den
vor uns liegenden Hellisheiði- Pass mit seinen
730m Höhe problemlos absolvieren zu können. Aber nicht
der Schneefall auf der Naturstrasse sondern die starken
Schnee-Verwehungen erweisen sich schon ab der zweiten
Kurve erst wenig höher als Meeresniveau als
unüberwindbar. Also Rückzug und nach 35-kilometrigem
Zurückkrebsen Fortsetzung der Fahrt über eine
langweilige Ringstrasse Nr. 1 vorbei an statt satt
grünen Frühlingswiesen noch immer gelben, dürren
Grasbüscheln und verschneiten Hügelzügen. |
Wenige Kilometer nach Abzweigung auf
Route 85 in nördlicher Richtung endet der Teerbelag und
wir rollen auch hier, inzwischen auf 485m Höhe, durch
wenn auch bescheidene so doch matschige Schicht von
angewehtem Schnee. Nichts mit Bewundern von Landschaft.
Unser Ausblick bleibt wegen Nebel und Niederschlag auf
gerademal auf 50-100m beschränkt!
Vopnafjörður ehrt den Sonntag - keine
Menschenseele von seinen 540 unterwegs. Und unser
geplantes Wochenend-Bad im angepriesenen Hot Pool 13km
ausserhalb an der Selá fällt auch noch ins Wasser
noch ist das Becken da ausser Saison trocken!
Wir hatten uns entschlossen uns, zum Uebernachten zu
einem historischen Bauernhof aus der Sagazeit,
zurückzufahren. Da drücken wir unsere Nasen platt an
den Scheiben eines der angeblich schönsten Torfhöfe.
Das Innere bleibt uns verwehrt, denn auch das Bustarfell
Museum wird erst ab 10. Juni wieder regelmässig
geöffnet sein. Aber die Aussenansicht der
grasbewachsenen roten Holzhäuser mit den
kontrastierenden weissen Fensterrahmen ist allein schon
den Abstecher wert. |
|
Ein Kurzeinkauf von Brot und Milch vor
der Weiterfahrt in Vopnafjörður. Danach bleiben
wir auf Route 85, entfernen uns zeitweilig vom Meer und
seinen unberührten Buchten mit viel Schwemmholz,
durchfahren die Bakkaheiði und erhaschen einen
ersten Blick auf Bakkafjörður mit der
verschneiten Halbinsel Langanes im Hintergrund. Der Ort
zählt an die 85 Einwohner uns besteht aus einer
überschaubaren Anzahl einfachster Holzhäuser sowie
einer kleinen fischverarbeitenden Fabrik, von der wir
Teile ihrer Materie, aufgefädelte Fischköpfe, etwas
ausserhalb in verwitterten Holzgestellen zum Trocknen
aufgefädelt antreffen.
Immer wieder Gehöfte in beträchtlichem Abstand
voneinander, einige mit eigener Kirche wie Skeggjastaðir,
zu betrachten bei ganz vereinzelten Sonnenstrahlen,
mehrheitlich aber durch leichtes Schneetreiben. |
Þørshöfn wird unser
Mittagsstop. Fredy kommt billig weg. Es existiert nur
gerade ein Tankstellen-Convenience Store, dessen Kaffee
aus Pumpkrügen keine Verlockung für uns darstellt. Im
Westen weiter nichts Neues, bis dann nach Svalbarð
und dem Störa-Viðarvatn das GPS zu reklamieren
beginnt. Ungeachtet sind wir auf eine völlig neue, noch
in keiner Karte verzeichnete Teerstrasse gekommen. Diese
führt an der anderen Seite des Fajllgarõur Hügelzuges
westwärts, so dass wir anschliessend nordwärts auf
einen ebenfalls neuen Zubringer abbiegen müssen. Sie
führt durch eher langweilige, mal mehr, mal weniger
sumpfige Gegend vergleichbar mit Tundra. |
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Schliesslich erlöst uns Raufahöfn
mit seinen 225 Einwohner vom Einerlei und bietet als
idealen Uebernachtungsplatz auf Höfði eine ebene
Fläche neben dem exotisch orange-gelb bemalten
Leuchtturm (sofern kein Nebel aufzieht und das Horn in
Funktion tritt) auf. Der geplante Arctic Henge mit 54m
Durchmesser und 7m hohen Tore als Symbole für die vier
Jahreszeiten, als Sonnenuhr zur Anzeige der Sonnenwenden
gedacht, liegt immer noch unvollendet und von untätigen
Baumaschinen umgeben auf dem Hügel nördlich des Ortes.
Heute muss ich freudig einige der gestrigen Fotos
wiederholen, denn schliesslich beglücken uns einige
erste Sonnenstrahlen nach dem Frühstück bevor wir um
9.30h an der markant weiss-roten Kirche vorbei uns wieder
zurück auf Route 85 uns begeben. |
Nach einer halben Stunde halten wir schon
das erste Mal. Hoher Seegang hat eine unheimliche Auswahl
an Treibgut, Fischernetze, Bojen und vor allem Treibholz
an die nördlichen Kiesstrände geschwemmt. Algen und
abgestorbenem Seegras bieten je nach Trocknungsgrad ein
richtiges Farbenspiel dazwischen und sind Futterplatz
für unzählige Wasservögel und Eiderenten. Kurz darauf
stehen wir schon von Neuem, um in einer Stunde zu Fuss im
wahrsten Sinne über Stock und Stein zum nördlichsten
Landzipfel Islands, dem Leuchtturm zu Hraunhavnartangi
zu gelangen. Nur 2,5 km trennen uns da noch vom
nördlichen Polarkreis. Auch hier ist die Gegend wild und
sturmgeprägt. Ich bin auf dem Rückweg so mit meinem
Fotoapparat, dessen Autofokus streikt (nur wegen
schlechtem Batteriekontakt, wie ich später herausfinde)
beschäftigt, dass ich fast auf eine der vielen
brütenden Eiderenten-Weibchen trete, die sich
beschützend über ihr Nest duckt. Ich bin gefordert, mit
Handeinstellung brauchbare Bilder von dieser
einzigartigen Situation zu produzieren.
Einen weiteren einsamen Leuchtturm von Melrakkaslétta
neben dem 73m hohen, erloschen Vulkan Rauðinúpur
vergessen wir, da vom letzten mit dem Auto zu
erreichenden und doch schon fast am Schmiernippel der
Erdachse liegenden Gehöft Grjótnes nochmals ein fast
zweistündiger Marsch uns zu viel Zeit gekostet hätte.
Kópasker und seine 135 Einwohner an der Ostküse des
Oxarfjörður haben 1976 ein starkes Erdbeben,
wenn auch mit Schäden an Häusern und Hafen
überstanden. Wegen des schlechten Wetters und der immer
noch gesperrten F-Strasse östlich des Jökúlsá á
Fjöllum verschieben wir den Besuch des ihn umgebenden
Naturparks auf später und machen uns über die bekannte,
oft abgebildete weisse Brücke über den Fluss weiter auf
der Küstenstrasse davon. Auch die 3,8 km lange, von 90m
hohen Felswänden umgebene Schlucht von Asbyrgi
ist beim noch trüben Wetter unattraktiv. Langsam aber
sicher nähern wir uns einer geologisch
"warmen" Gegend. Tundra und Moore weichen
stellenweise kahlen Flächen mit vulkanischem Material. |
|
Um eine vorläufig letzte Halbinsel, Tjörnes,
herum erreichen wir den Handelsort Húsavík. Von
seinem Hafen laufen Boote zu Wal-Sichtungen oder zu
Besuchen der Vogel-Inseln Lundey und Grimsey aus. Wir
nützen die touristische Infrastruktur, nicht um wie
ursprünglich geplant den vereinsamten Campingplatz,
dessen erhoffte Waschmaschine, da erst im Juni sprich
morgen "Saison", noch nicht angeschlossen ist,
aufzusuchen, sondern zum Fischessen im Gamli Baukur
Restaurant. Wir übernachten unbehelligt im kleinen
Hafen. Da es ja nachts nicht dunkel wird, benutzt Fredy
die paar trockenen Stunden bis nach Mitternacht, um den
aus der Halterung gerissenen Klimakompressoren abzubauen
während ich Fotos und Tagebuch bearbeite. |
|
Am Mittwoch, 1. Juni stromern wir den
ganzen Tag in Húsavík herum. Das Whale Museum
(und gleichzeitig Touristen-Info) hat eine äusserst
interessante Ausstellung zum Thema "Wal" mit
fastmehr Informationen als wir aufzunehmen imstande sind.
Wir müssen zudem die Holzkirche aus 1907 besuchen, auch
wenn uns dann das vielgerühmte Altarbild nicht umhaut.
Im Bakka Kaffeehaus stärken wir uns nach dem Mittagessen
mit schwarzem Gebräu. Mit ihrem Wireless Code können
wir einerseits damit hinten auf dem Parkplatz des Kasko
Supermarkts via Skype Telefon nach Hause anrufen,
andererseits uns in mit dem Laptop in ein anderes Netz
zum Mailen einloggen. Da unsere Kreditkarten vom
Upload-System vom 3GNetfrelsi von Siminn nicht akzeptiert
werden, laden wir in der örtlichen Vertretung noch
zusätzlichen Kredit auf, so dass wir auch für die
nächsten 30 Tage für eigenen Internetzugriff gerüstet
sein sollten. |
Um einen Blick über die Region und als
Nebenwirkung Batteriestrom zu produzieren fahren wir auf
den 417m hohen Hausberg Húsavíkurfjall. Petrus
tut uns einen Gefallen, reisst etwas die graue
Wolkendecke auf und schickt einige Sonnenstrahlen für
bessere Bilder. Der Hafen, wo wir uns danach erneut für
die Nacht niederlassen, hat im Sonnenlicht mit den vielen
sich malerisch spiegelnden Booten einen fast mediteraneen
Genre. |
|
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Wir verlassen die für uns bis anhin
lebhafteste Stadt Island's in auf Route 85 in südlicher
Richtung und überqueren einer der längsten
Wasserläufe, den Skjálfandafljót. Den
Wasserfall, den ich im Kopf hatte, finden wir bei einem
Abstecher von der Hauptstrasse nicht, dafür einige erste
Anzeichen von Frühling, Weidenkätzchen und Birken mit
erstem Ansatz von Frühlingsgrün. Wir rollen dem
Hügelzug Kaldakinn entlang, wo jedes Gehöft in der
Talsohle über einen privaten Wasserfall zur
Wasserversorgung zu verfügen scheint. Vom Goðafoss
(Götterfälle) fühlen nicht nur wir uns angezogen. Von
der West- wie Ostseite widmen wir uns dem 12m hohen
Wasserfall in Hufeisenform in wechselnder Gesellschaft
internationaler Besucher, die unablässig PWs, Campern
oder gar Touristenbussen entsteigen. |
Da alles hier in Island auf kleinem Raum
stattfindet, ist es also nur noch ein Katzensprung an den
Eyjafjörðür. Ein herrliches Panorama bietet sich uns
über den Fjord hinweg auf schneebedeckte Berge und das
im Vordergrund liegende Tagesziel, Akureyri. Im
neuen, modernen Kulturzentrum "Hof" am Hafen
können wir, obwohl heute Auffahrt und auch hierzulande
Feiertag, uns einmal mehr reichlich mit Broschüren und
Karten für die spätere Reise-Fortsetzung und natürlich
in erster Linie über diese heimliche Hauptstadt des
Landes mit über 17'000 Einwohnern eindecken. Wir kurven
einmal zur Orientierung durch den sauberen, modernen Ort.
Der erste Versuch, uns auf einem Camping,
praktischerweise den im Zentrum niederzulassen, geht
schief. Da wir volle Wäschesäcke haben, müssen wir auf
durchaus realisierbares Wildstehen verzichten und uns auf
den 2,5km ausserhalb gelegenen Hamar Campingplatz
verziehen. |
|
Da wir nun am Strom hängen, können wir
am Abend beruhigt den Laptop aufstarten und uns einen
Film ab CD einziehen. Auf der riesigen Grünfläche
stehen ausser uns nur zwei andere Camper, von denen uns
jedoch keiner die kurz vor dem Abliegen stehenden
Waschmaschine und Tumbler streitig macht. Houseman Fredy
also voll im Einsatz und tief im Wäschesortieren mit
delikaten Entscheidungen, was denn nun heiss oder kalt
gewaschen, getumblert oder versuchsweise im Freien zum
eventuell Trocknen zwischen einzelnen Schauern in
absehbarer Zeit aufgehängt werden muss. Kein Wunder,
dass er heute Freitag-Nachmittag, 3. Juni, diesem Stress
entflieht um mit dem Fahrrad in der nahen Stadt uns
ausgegangenes Brot zu besorgen! Das gibt mir Zeit und
Ruhe, um unsere Homepage mal wieder zu aktualisieren. |
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Weitere Fotos in Galerie |
Färöer-Inseln / A 0696-A0922 |
Island I / IMG0976-IMG2276 |