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Am spaeten Abend des Sonntags, 14.
Septemer, sitzen wir mit Sack und Pack wie bestellt und
nicht abgeholt auf dem Pier des Cargo-Hafens Rio de la
Plata von Buenos Aires, bis wir auf Nachfrage die
Erlaubnis erhalten, an Bord der "Republica
Argentina" zu gehen. Der Filippino, der uns den Weg
auf das 8. Deck zeigt und pflichtbewusst eines unserer
Gepaeckstuecke tragen will, bereut seine
Hilfsbereitschaft umgehend, denn die mit Buechern fuer
die lange Ueberfahrt gefuellte Reisetasche zieht ihn fast
zu Boden. Noch vor dem Nachtessen wird Fredy dann
gerufen, um den Camper auf das 6. Deck zu fahren, wo er
neben Lastwagen, Hubschrauber und anderen Gefaehrten am
Boden festgezurrt wird.
Wir machen uns an Bord mit den Gegebenheiten an Bord
vertraut, verfolgen aus sicherer Distanz den Ent- und
Auflade-Vorgang ueber die Rampe und tun unser Bestes, den
geschaeftig hin und her eilenden Seeleuten nicht im Weg
zu stehen bis wir schliesslich - geschafft von nichts
weiter als der gespannten Erwartung - in die Betten
sinken und wie Steine schlafen. |
Morgens um 9.15h beginnt unsere grosse
Seereise. Wir stehen auf dem obersten Deck und
verabschieden uns von der argentinischen Hauptstadt und
halten ihre Skyline auf letzten Fotos fest. Langsam
schiebt sich die "Republica Argentina" durch
den Kanal zur Hafenausfahrt, einen einheimischen Lotsen
gemaess Sicherheitsvorschriften an Bord. Durch eine
Fahrrinne zwischen roten und gruenen Bojen gelangen wir
auf das offene Meer in sonnigeres Wetter hinaus, waehrend
Buenos Aires in drohend grauen Regenwolken verschwindet. |
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Unsere Kabine Nr. 828 mit
uebereinanderliegenden Betten ist groesser als erwartet.
Wir richten uns darin provisorisch ein, bringen auch
Campingtisch, Stuehle und Liegebett auf Empfehlung
frueherer Reisender aus dem Camper rauf und sind somit
fuer Arbeit am Laptop wie fuer zu erwartendes schoenes
Wetter geruestet. Das Schiff rollt nur leicht hin und
her, und wir fangen an, uns daran gewoehnen. Wir lernen
den Kabinensteward Robert, ein Filippino, kennen und
gleichzeitig die eisernen Regeln an Bord: Fruehstueck von
7.00-9.00h, Mittagessen punkt 12.00h und Nachtessen um
18.00h. Dieses Roro-Schiff laeuft zur Zeit unter einem
italienischen Kapitaen mit italienischen Offizieren und
einer ueberwiegend philippinischen Mannschaft. Der Koch
zum Glueck stammt ebenfalls aus unserem Nachbarland und
bringt reichliche, gut schmeckende 4-gaengige
Hauptmahlzeiten auf den Tisch.Wir haben nur eine einzige
Mit-Passagierin, die Belgierin Anita, die schon zum 4.
Male mit Grimaldi auf dieser Linie faehrt. |
Erster voller Tag auf See. Regnerisches
Wetter und windig draussen, aber nicht allzu kuehl - im
Gegensatz zum kalten steten Luftstrom in der Kabine. Wir
finden bald heraus, dass - welch Knoepfe auch immer man
am Kontrollpanel dreht - die Heizung (oder spaeter
noetige Air Condition) sich nicht mehr regulieren lassen.
Also hat man einfachste Abhilfe geschaffen und einfach
jeden Schlafraum mit einem Heizluefter ausgeruestet.
Trotzdem brauche ich eine zweite Wolldecke zum Schlafen.
Die Kabine wurde vor und waehrend unseres Bezugs im
Schnellzug-Tempo aber nur oeberflaechlich gereinigt.
Fredy hat deshalb zum Putzlappen und Reinigungsmittel aus
dem Camper gegriffen und WC/Dusche gleich zu Reisebeginn
auf unsern Sauberkeits-Standard gebracht. |
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Nach Mittag des 17. Septembers erreichen
wir mit Paranagúa den ersten brasilianischen
Hafen. Zwei Schlepper oder in unserem Falle Push-Boote
schieben die "Republica Argentina" in
gemeinschaftlichem Unternehmen von lokalem
"Pilote", Kapitaen und 1. Offizier an den
gebuchten Anlegeplatz im Puerto Rio de Plata.
Um 14.30h sind die Formalitaeten des Schffs mit dem
hiesigen Zoll beendet. Hier werden in der Folge Citroens
aus- und dafuer VWs zu-geladen. Wir Passagiere haben
Landurlaub bis 21.00h. Anita ist der Marsch durch den
Hafen zu lang und kehrt wieder um. Wir erfahren bei der
Ausgangskontrolle, dass ein kostenloser Pendelbus-Betrieb
existiert und schaukeln in einem klapprigen Exemplar
davon ins Stadt-Zentrum. |
Bei der dritten Anlaufstelle gelingt es
uns schliesslich, dem ATM der HSBC-Bank Reais zu
entlocken. Gestaerkt mit Café y Leite spazieren wir
durch die kleine Hafenstadt und entdecken nach einem
Bummel und kauflosen Streifzug durch verschiedene
Geschaefte an der Baia de Paranagúa unten den alten
Hafen mit historischen aber meist ungepflegten Gebaeuden.
Schoen gestaltet hat man dagegen die anschliessende
Strandpromade im Umkreis des Mercados, wo wir
schliesslich in einem der offenen Restaurants an der
grossen Plaza landen und uns Lula con Alho (Calamari an
Knoblauch) munden lassen.
Mit dem Taxi zusammen mit zwei der philippinischen
Offiziere, die ebenfalls am gleichen Ort gespeist haben,
kehren wir zum Hafen zurueck. Unsere Passkopien werden
mit den vom Schiff mit Namen aller Seeleute und
Passagieren enthaltenen Listen verglichen und uns Zutritt
gewaehrt. Fredy ueberzeugt sich zur Sicherheit, dass der
Camper weiterhin unbehelligt im 3. Deck steht. Irgendwann
mitten in der Nacht nimmt die "Republica
Argentina" ihre Weiterreise auf, ohne dass wir es
merken. |
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Wir lassen uns durch regnerisches Wetter
zum naechsten Hafen zu tragen. Entgegen unserer
Vorstellung peilen wir erst das weiter oestlich gelegene Rio
de Janeiro an. Wir sehen die Kuestenlinie mit dem
markanten Păo Azucar am spaeten Nachmittag, laufen aber
erst Donnerstag-Nacht im Dunkeln ein. Die klare
naechtliche Skyline ist herrlich, aber selbst bei der nur
langsamen Bewegung des Schiffes fotographisch leider
nicht festzuhalten. Im Mulitrio Terminal No. 1 warten
wieder Unmengen von Fahrzeugen auf ihre Verladung. |
Wir machen uns nach dem Fruehstueck auf
die Socken. Inzwischen haben wir gelernt, dass in den
weitlaeufigen Haefengelaende sich niemand zu Fuss bewegen
muss resp. sogar darf, sondern dass immer ein
Pendelbus-Service existiert. Wir schliessen uns einigen
Matrosen von unserem Schiff an und gelangen so muehelos
zu Salida No. 13/14. Zusammen mit der Meute erklimmen wir
denselben Bus Richtung Copacabańa in die Stadt. Der
Buschauffeur ist veraergert und ungeduldig, weil die
Mehrheit seiner neuen Fahrgaeste mangels einheimischer
Reais mit Euros bezahlen will, weshalb wir die Passage
fuer alle insgesamt zehn Personen, R. 21.-, uebernehmen.
An der Av. Pres. Vargas erkenne ich die Umgebung wieder
und erinnere mich von unserem frueheren Aufenthalt her,
dass hier die Tourist-Info liegt. Wir besorgen uns bei
einer freundlichen Dame im 9. Stock einen Stadtplan und
lassen sie fuer uns telefonisch nach einer
nachmittaeglichen Favela-Tour erkundigen. Diese dauert
jedoch fuer uns zu lange, denn wir muessen bereits um
17.00h wieder draussen im Hafen an Bord sein und wagen es
nicht, uns zu verspaeten, obwohl die eigentlichen
Abfahrtszeiten nie definitivsind und auch in der Folge
kaum je eingehalten werden. |
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Stattdessen bummeln wir im Zentrum herum
und lassen Rio de Janeiro mit seinen
gegensaetzlichen Bauten, alt und neu, historisch und
modern, zwischen hektisch verkehrsreichen Strassen und
verwinkelten Gassen gelegen, nochmals auf uns einwirken.
Das Internet Café an der Plaza Carioca ist supermodern,
aber ungewohnt sackteuer. In der Rua Urugayana finden wir
eine belebte Fussgaenger-Zone, die uns beim letzten
Besuch dieser Stadt entgangen ist. Da werden wir einige
Reais fuer letzte Garderobe-Einkaeufe los. Nach dem
einfachen Mittagessen in einem der kleinen
schlauchartigen Restaurants, wo sich die Berufstaetigen
wie auch wir zu bescheidenen Preisen aber freundlicher
Bedienung fuer gerade mal R. 11.80 verkoestigen, schlaegt
dann unser abschliessender Besuch in der beruehmten
Confiteria Colombo mit R. 27.00 fuer nur gerade zwei
Kaffees und Gebaecken weitaus kraeftiger zu Buche.
Auf mehr oder weniger selben Wegen mit Bus Nr. 127 lassen
wir uns zur Baia de Guanabara zurueckbringen und boarden
im Schatten der Ponte Rio-Niteroi den internen klapprigen
Hafenbus zum Terminal 1. |
Die "Grande Hamburgo" liegt mit
bei Kollision beschaedigtem Ruder schon seit Mitte August
ohne Ladung am Pier vertaeut und wartet darauf, dass sie
zur Reparatur des Schadens voraussichtlich nach Europa
geschleppt wird. Die "Republica Argentina"
hingegen wurde inzwischen geradezu fieberhaft geladen, da
moeglichst bald ausgelaufen und noch vor dem Wochenende
der naechste und letzte Hafen in Brasilien erreicht
werden will.
Am spaeten Abend dann kommt der Lotse an Bord. Die
Schleppboote machen sich bereit, um der "Republica
Argentina" behilflich zu sein, ein Stueck weit
rueckwaerts durch das Hafenbecken bis zur Wendestelle zu
gelangen, bevor sie dann ruhig aus eigener Kraft durch
die naechtlichen Wasser an der Landepiste unter den den
Aeroporto Santos Dummont anfliegenden Flugzeugen hindurch
gleitet. Wir machen die Lichter der Praia Vermehlha aus,
wo wir bei unserem letzten Aufenthalt "gewohnt"
haben, und koennen die hellerleuchtete Meeresfront der
Praia de Copocabana nicht uebersehen. Bis nach 22.00h
bleiben wir auf dem Oberdeck und verabschieden uns vom
hell erleuchteten Cristo auf dem Corcovado ueber dieser
schoenen Stadt. |
Nach wiederum ruhiger Fahrt liegen wir
bereits am 20.9. nach 9.30h vor Santos und muessen
auf den Lotsen warten. Es wird 13.00h, bis sich die
"Republica Argentina" langsam durch die lange
Einfahrt an Stadtstrand mit den daran gelegenen schiefen
Hochhaeusern und Zentrum vorbei in den grossen Hafen
schiebt. Wir legen schliesslich auf der der Stadt
gegenueber liegenden Seite bei truebem Wetter an, wo
diesmal auf dem Pier Mercedes, weitere Volvo Lastwagen
und Caterpillar Baumaschinen und Raupenbagger auf die
Verladung warten. Ausgeladen wird nichts mehr, sondern in
relativer Eile der restliche Stauraum gefuellt und
hoechstens noch einige wenige Container rasch abgeladen
und durch andere ersetzt.
Es lohnt sich nicht mehr, die Taxifahrt mit dem Boot zu
machen, da es frueh zu dunkeln beginnt. Wir bleiben an
Bord und "ueberwachen" die Ladetaetigkeiten. |
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Beim Erwachen am Sonntag-Morgen merken
wir aufgrund des Gewieges, dass wir uns bereits wieder
unterwegs befinden. Das Schiff hat von uns unbemerkt am
frueh um 5.00h von Santos abgelegt.
Es folgt ein verregneter, grauer Tag an Bord. Erstmals
stellen wir unsere Uhren um eine Stunde vor. Am Abend
gibt's eine Einladung vom Kapitaen, der Fleisch
grillieren laesst, das er aus Argentinien besorgt hat
sowie feine Rahmtorte, dies eine aus Montevideo stammende
Spezialitaet, auftischen laesst. |
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Wir muessen uns sputen, um am naechsten
Morgen noch bevor um 9.00h das Fruehstueck abgeraeumt
wird, etwas Brot in den Bauch zu kriegen. Punkt 10.30h
findet der Welcome Apéro mit dem Commandante und den
Offizieren statt, und es empfiehlt sich nicht, zum
offerierten Caipirińa mit hohlem Magen anzutreten. Die
Unterhaltung ist lebhaft vor allem innerhalb des
Schiffteams. Ich kann der in napolitanischem Dialekt
gefuehrten Unterhaltung nur mit Muehe folgen und muss mir
mehr zusammenreimen als ich wirklich von der Diskussion
verstehe. Sie dreht sich um als ungerecht empfundene
einheitliche Euro-Entloehnung der Mannschaft, die kaum
die Lebenskosten in Italien decken soll, waehrend die
Filippinos und Rumaenen auf Grund des viel tieferen
Preisniveaus in ihren Heimatlaendern damit spielend ueber
die Runden kommen.
Das morgendliche Grau macht nach dem Mittagessen dank des
starken Windes einer leichteren Bewoelkung Platz, zum
Glueck ohne in mehr Wellen zu resultieren. Fredy liest
sich durch ein weiteres Buch, waehrend ich am PC arbeite.
Erreignislos geht auch der anschliessende, leicht
bewoelkte sonnige Tag mit ruhiger Fahrt bei einer
Durchschnitts-Geschwindigkeit von 34 km/h vorueber. |
Der Deckkadett holt uns am
Mittwoch-Morgen um 10.ooh ab und zeigt uns den
Motorenraum. Der Laerm des urspruenglich mit Druckluft
gestarteteten aber anschliessend mit Schweroel betrieben
8-Zylinder-Motor laesst unsere Ohren fast taub werden. Es
herrscht eine betraechtliche Hitze in dieser Unterwelt,
die in afrikanischen heissen Regionen auf 40oC
steigen wird, und kaum vom zur Kuehlung verwendeten
Meerwassers, dieses selbst hier schon ueberraschend 27,9
oC warm, reduziert werden kann.
Jedes Aggregat kann zwar auch von Hand zu- und
abgeschalten werden, wird aber in der Hauptsache vom
modernen, computerisierten Kontrollraum aus bedient und
ueberwacht. Mit wenigen Tastendrucken erscheinen auf den
vielen Monitoren verschiedenste Schemen mit fortlaufend
aktualisierten Daten und informieren fuer mich verwirrend
detailliert ueber Geschwindigkeit, Umdrehungszahlen und
Leistungen, Betriebstemperaturen, Bestand der
Treibstoff-Vorraete in den einzelnen Tanks und Inhalte
der dazu ausgleichend mit Wasser zu fuellenden
Ballasttanks.
Heute bewegen wir uns von der brasilianischen Kueste weg
und nehmen Kurs auf Afrika. Erstmals werden in der
kommenden Nacht die Uhren um eine Stunde vorgestellt. |
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Ruhiges blaues Meer und herrlich warmes
Wetzter. Erst im Nachherein realisiere ich, dass
wir am 25.9. morgens um 11.51h den Aequator,
diesmal in noerdlicher Richtung, ueberquert haben.
Auf Freitag-Nachmittag 16.00h wird eine Rettungs-Uebung
angesetzt, deren Durchfuehrung dann aber stillschweigend
vergessen wird. Wir haben ja sowieso schon am 2. Tag
unserer Ueberfahrt das entsprechende Formulare fuer die
Akten zur Unterzeichnung vorgelegt bekommen, dass uns der
zustaendige Sicherheits-Offizier bekannt sei, wir ueber
Verwendung von Schwimmwesten instruiert und genaustens
ueber moegliche Alarme sowie den Sammelpunkt im
Seenotfalle informiert wurden.
In der Nacht auf den Samstag wird uns erneut 1 Std.
Schlaf gestohlen. An diesem Tag naehern wir uns der
afrikanischen Kueste. Um 22.ooh wird dann in Sichtweite
der Lichter von Dakar in Warteposition Anker geworfen. Es
ist heiss und schwuel, langsam wegen nicht
funktionierender Ventilation auch in den
Aufenthaltsraeumen und Kabinen des Schiffes. |
Um 7.00h laufen wir in Dakar ein.
Es dauert eine ganze afrikanische Weile, bevor wir die
Erlaubnis erhalten, das Schiff zu verlassen. Am Ausgang
vom Hafen werden wir dann mit der Wirklichkeit
konfrontiert. Mangels anderer Opfer stuerzt man sich
gerade zu auf uns.
Unter einer ganzen Traube der hier
tiefschwarzen und hochgewachsenen Einheimischen bewegen
wir uns vorwaerts. Unser Empfangskomitee laesst sich
durch nichts dazu zu bewegen, uns alleine zu lassen. Die
einzelnen Teilnehmer streiten sich um uns herum, wer uns
als Erster entdeckt und "Anspruch" auf uns hat.
Jeder bezeichnet den andern als Gauner oder Vertreter der
oertlichen Mafia.
Der uns gebotene Wechselkurs USD-CFA ist oberlausig. Der
Taxifahrer, mit dem wir dem Kluengel zu entkommen
verhoffen, muss verschiedene Provisionen unserer
unerwuenschten Begleiter mit einrechnen und verlangt
einen so horrenden Preis fuer eine 2-stuendige Rundfahrt,
als ob wir seine Kiste kaufen wollten. Wir koennen uns
nicht dazu motivieren, uns weiter in der bruetenden Hitze
mit den Unannehmlichkeiten herumzuschlagen. Nach einem
nur kurzen Rundgang "fluechten" wir uns zurueck
auf die Oase Schiff.
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Nach 18.ooh wird die Laderampe eingezogen und die
"Republica Argentina" lichtet Anker. In
schoenster, alles vergoldender Abendstimmung schiebt sie
sich langsam aus dem schmutzigen Wasser des Hafenbeckens
aufs offene Meer hinaus und rauscht an der kleinen
vorgelagerten Insel, auf der frueher der Sklavenhandel
abgewickelt wurde, vorbei.
In der kommenden Nacht erfolgt die dritte
Zeitverschiebung um eine Stunde. |
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Den ganzen Montag ueber folgt das Schiff
der mauretanischen Kueste. Das Wetter ist veraenderlicher
geworden.
Am Dienstag-Abend vor 19.00h naehern wir uns Fuerteventura.
Wie der Name der Insel or nahelegt, verzeichnen wir
inzwischen staerkeren Wind und rauhere See. Die Matrosen
stuermen bei nur noch etwa 10km Distanz zum Land an Deck
und die Handy's laufen in der Folge heiss. Es folgt
Barbeque und Nachtessen um 19.ooh am Kapitaens-Tisch nach
einem schoenen Tag. Nachts fahren wir an Lanzarote
vorbei und unfreiwillig ist eine weitere Stunde unseres
Lebens futsch.
Vom naechsten Tag an man am Nachmittag nur noch im
Windschatten am "Strand" liegen kann wenn sich
die Sonne zeigt. |
Das Meer ist entlang der portugiesischen
Kueste um einiges rauher geworden. Die" Republica
Argentina" rollt und "pitched", wie der
Kapitaen uns bei einem Besuch auf der Bruecke erklaert.
Draussen ist es noch 18oC. Fuer die Mannschaft
findet eine Notfall-Uebung unter dem Motto "Brand in
der Waescherei" statt. Was wir da an Herumstolpern
und Aktion praesentiert erhalten, stimmt uns fuer einen
Seenot-Fall nicht gerade optimistisch! Am fruehen Abend
erwacht der Bordfernseher aus seinem Dornroeschen-Schlaf
und ist nach dem gemeinsamen Nachtessen mit den
Offizieren um 20.ooh auf volle Lautstaerke gestell.
Zusaetzlicher Nachteil - trotz grossen Rauchverbots
verweilen alle Suechtigen jeweils da, um die
Nachtischs-Zigarette zu paffen und uns somit den
Kartenspielraum zu verstaenkern.
Nachts nimmt das Wiegen des Schiffes so stark zu, dass
sogar ich erwache. Zur Vorsicht, falls sich das in diesem
Rahmen sich weiter steigern wird, transloziere ich den
Laptop vom Campingtisch zwischen die Decke aufs stabilere
Bett.
Um Mitternacht lassen wir die iberische Halbinsel,
erst Portugal, dann Spanien, hinter uns zurueck. |
Wegen der (letzten) naechtlichen
Zeitverschiebung um eine weitere Stunde verschlafen wir
am Freitag-Morgen das Fruehstueck. Ich beschliesse, mich
gleich bis vors Mittagessen im Bett zu suhlen. Wir
koennen uns langsam aber sicher an europaeisches
Herbstwetter gewoehnen. Inzwischen sitzen wir in den
Windjacken und warmen langen Hosen an Deck. Abends
spielen wir wie so oft Karten oder Triomino - zum Glueck
nur zum Plausch. Ich troeste mich mit dem Sprichwort
"Glueck in der Liebe, Pech im Spiel".
Mitten in der Nacht umrunden wir Frankreich's westlichen
Aussenpunkt mit Brest und die Einfahrt in den Englischen
Kanal folgt. |
Erst glauben wir am 4.10. beim Erwachen,
das Schiff liege still, so ruhig gleitet es zwischen
England und Frankreich durch die stillen Wasser. Wir
passieren nicht nur die engste Stelle des Aermelkanals,
sondern fahren ebenso ueber den
Unterwasser-Verbindungstunnel zwischen Calais und Dover.
Immer grauer wird das Wetter, und gegen Abend faengt es
an zu regnen. Bei wieder staerkerem Seegang reduziert die
"Republica Argentina" ihre
Rekordgeschwindigkeit von ueber 40km wieder auf bisher
gewohntes Tempo von gegen 35km/h.
Aus dem Schutz von Grossbritannien heraus verspueren wir
heftigeren Seitenwind, in dem das Schiff anfaengt, immer
staerker seitlich zu rollen. In den Ess- und
Aufenthalts-Raeumen tut sich was. Unter entsprechender
Geraeuschkulisse faellt alles, was nicht niet- und
nagelfest ist, runter - erstaunlich viel Geschirr, das
entgegen vorauszusetzender frueherer Erfahrung nur
nachlaessig auf der Anrichte gestapelt war.
Sonntags-Morgens kurz nach 10.00h erreichen wir die
Position, an welcher der Bremerhaven Lotse per Helikopter
"angeliefert" wird. Allerdings sind wir zu
spaet fuer das vorgesehene Zeitfenster fuer die Einfahrt
in die Weser und die Schleuse vor dem eigentlichen Hafen.
Wir verbringen den ganzen Tag wartend in regnerisch
kaltem Wetter bei gerade mal 8oC vor der
Kueste. Bereits haben wir Handy-Kontakt und werden von
einem Willkommenstelefon von Adi und Katja ueberrascht.
Erst abends um 21.15h wird der Anker wieder gelichtet und
nach langsamer Fahrt durch die Weser und Passage der
Ausgleichsschleuse vor Mitternacht im grossen Europort
angelegt. |
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Schoenes Herbstwetter vom 6. Oktober
beleuchtet einen riesigen und modernen Hafen. Wir stehen
im Container Port, wo mindestens noch fuenf weitere so
Riesenkaesten von Roro-Schiffen daran sind, die
hergebrachten Autos zu entladen und andere Modelle an
deren Stelle zu laden. Ein Grossteil der Neuwagen wird
ueber weitgeschwungene Rampen in riesige Parkhaeusern
gefahren. |
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Wir haben Landgang in Bremerhaven
bis 13.ooh. Die kurze Distanz von kaum 500m vom Schiff
bis zum Kontrolltor duerfen wir nicht zu Fuss
zuruecklegen, sondern muessen auf den kleinen Shuttle-Bus
warten. Dessen Chauffeur kann per Fernsteuerung dann auch
die gesicherte Gittertuere oeffen und uns aus dem
Hafenraum lassen. Die Buslinie zum 6,7km entfernten
Stadtzentrum wurde leider wieder eingestellt. Aber auch
nicht ein einziges Taxi verkommt uns, waehrend wir vom
Container-Hafen aus zu Fuss starten. Nach einer guten
halben Stunde Marsch dann finden wir bei der Abzweigung
in den Kreuzfahrten-Hafen endich ein angeschriebenes
Gefaehrt, das uns die restliche Strecke erleichtert und
uns gerade vor einem Internet-Café absetzt. Die
naechsten 2 ˝ Std. bin ich am Aufladen der auf der
Ueberfahrt verfassten fuenf letzten Reiseberichte unserer
letzten Wochen in Suedamerika. Zum Uebertragen aller
Fotos in die Galerie reicht dann allerdings die Zeit
nicht mehr, obwohl ich pausenlos vor dem Bildschirm
sitze. Nicht mal in eines der einladenden Restaurants in
der nahen Fussgaenger-Zone haben wir es geschafft. Einzig
aus der benachbarten Baeckerei tragen wir feine krustige
Broetchen zum Schiff zurueck, da wir das Mittagessen an
Bord verpasst haben. |
Frisch gestaerkt verfolgen wir nachher
ein letztes Mal die puenktlich um 15.ooh beginnenden
Auslauf-Vorbereitungen. Mit Schleppbooten und zwei Lotsen
an Bord verschiebt sich die "Republica
Argentina" in die grosse Schleuse und faehrt wenige
spaeter an den grossen Windmuehlen an den Ufern vorbei
Richtung Nordsee.
Wir packen noch vor dem Nachtessen den Grossteil unserer
Baggage und verstauen sie wieder am altgewohnten Platz im
Camper. Auch der Koch scheint das Ende der Reise
herbeizusehnen. Praktisch alles, was auf den Tisch kommt
ist heute angebrannt und/oder versalzen. |
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Ohne unser Zutun hat die "Republica
Argentina" morgens um 03.ooh des Dienstags, 7.10.08
ihren Liegeplatz im Hamburger Hafen gefunden. Um
7.ooh fruehstuecken wir ein letztes Mal an Bord. Von
unserer Mitpassagierin haben wir uns bereits gestern
Abend verabschiedet. Unserem Steward Robert sagen wir
heute Morgen Adieu und ueberraschend ihn mit einem
unerwarteten Trinkgeld. Ein "Salve" vom
Kapitaen und die Aushaendigung der bei ihm deponierten
Paesse folgt. |
Danach klappt alles wie am Schnuerchen.
Da all die vor unserem Camper parkierten Volvo-Lastwagen
bereits herausgefahren worden waren steht der Iveco schon
um 9.ooh auf dem Quai auf europaeischem Boden. Eine Jagd
nach den hierher gesandten Schweizer Nummernschilder und
Ausweisen eruebrigt sich, denn Grimaldi-Deutschland
laesst sie per Hafenangestellten gleich zu uns an Bord
bringen. Keinerlei Formalitaeten seien notwendig, um den
Hafen zu verlassen, teilt man uns faelschlicherweise mit,
aber auf dem Weg zur Ausfahrt holt uns dann doch ein
Fahrzeug mit den extra fuer die Zoll-Abfertigung
bestellten Beamten ein. Unkompliziert gleich da an Ort
und Stelle besichtigen sie unser Auto und geleiten uns
dann freundlicherweise ohne weitere Halte durch die
letzten beiden Kontrollstellen. |
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Nur noch gute 2'000km trennen uns von
unserer Heimat. Ueber die A1 an Bremen, Osnabrueck
und Greven vorbei peilen wir Muenster an,
wo uns die Reisebekannten Gisela und Jörg willkommen
heissen. Auch in Deutschland ist Womo-Reisen nicht zu
verachten, und zwar wegen der vielen Staus. Dreimal
werden wir wegen Baustellen damit beglueckt, der letzte
mit ueber 12km Laenge. Wir geniessen die herbstliche
Gegend mit weiten Feldern, uns nun auffallend sauberen,
geordneten Ortschaften, aufgrund des lokalen Baugesetzes
ohne Ausnahme mit Klinker-Fassaden und bemerken die
vielen Windpropeller zur Stromerzeugung.
In gut 35km Distanz haben wir ein weiteres Rendez-Vous.
Und damit wir dieses erreichen, muessen unsere bisherigen
Gastgeber uns helfen, den Camper anzustossen, um dessen
Batterie es nicht mehr zum Besten zu stehen scheint.
Maite und Werner verwoehnen uns mit einheimischer Kost
und zeigen uns nebenbei ihre Heimatstadt Havisbeck,
eine ruhige Kleinstadt mit 15'000 Einwohnern. Obwohl der
Camper ueber Nacht am Strom gehangen hat, koennen wir ihn
zur Schluss-Etappe wieder nicht starten. Wir atmen aber
auf, dass sich das Problem relativ rasch beheben laesst
mit Reinigen des von Korrosion bedeckten Pols, von dem
ein deutliches Raeuchlein aufsteigt.. |
Wir fahren erneut bei herrlichem
Sonnenschein, diesmal nicht auf Autobahn, durch die
Lande. Die Gegend ist nicht mehr so topfeben, die Huegel
oefters von Burgruinen gekroent. Route 54 saeumen
herbstlich bunte Baeume und Straeucher in allen
Farbtoenen von gruen ueber gelb, rot bis braun. In Rennerode
stoppen wir fuer Kaffee und naehern uns dann ueber Limburg
auf den fruehen Abend Wiesbaden. Auf der A5 rollen
wir ohne nennenswerte Stockungen an Darmstadt,
Heidelberg, Karlsruhe und Offenburg vorbei. Wir
verlassen die Autobahn auf Hoehe von Freiburg i.B. Immer
mal wieder ueberrascht uns das Navigationsgeraet bei der
Fülle der Verbindungs-Möglichkeiten hier in Europa mit
seiner Wahl der kuerzesten Strecke. Auch heute lernen wir
deswegen Hinterzarten kennen und erblicken von
Route 317+500 aus erst den ruhigen, von herbstlich
gefaerbten Baeumen umrahmten Titisee und
anschliessend den Schluchsee. Stetig naehern wir
uns der Schweiz. Um 15.30h erreichen wir schliesslich
Waldshut/Tiengen und blinzeln schon mal ein bisschen in
die Schweiz hinueber, hoeren nach langer Zeit wieder mal
Radio DRS 1, halten uns fuer den letzten Abend unserer
Reise aber noch im "Ausland", auf der deutschen
Seite des Rheins auf. |
Am Samstag, den 11. Oktober 2008, faehrt
unser - je nach persönlicher Ansicht - mehr oder weniger
ramponierte Camper nach ueber 4 1/2 Jahren wieder durch Affoltern
am Albis. Unsere gut 4 1/2-jaehrige Reise findet um
14.ooh an diesem sonnigen Herbsttag ein durchaus nicht
selbstverstaendliches gutes Ende. Was so lange Erlebnis
und Abenteuer ist somit endgueltig zur Erinnerung
geworden. |
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Weitere Fotos in Galerie
Schiffsreise Buenos Aires-Hamburg/A0007-A0429 |