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Unmittelbar nach der Passhoehe des Paso
San Francisco auf 4'748m weicht die Teerstrasse einer
breiten untadeligen Naturstrasse.12km spaeter markiert
ein Gebaeude der Carabineros mit Flagge erstmals
chilenische Praesenz. Ein junger Grenzer begruesst uns
freundlich, uebergibt uns schon mal Einreiseformulare und
oeffnet die einfache Barriere fuer uns. Wir rollen an der
auf 4'325m liegenden, in unseren Augen heute eher blauen
als gruenen Laguna Verde vorbei und verzichteten auf den
Besuch der ungepflegten kleinen Terme direkt am See-Ufer.
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Auf dem Weg zum Salar de Maricunga
fahren wir durchs Gelaende des Nationalpark Nevado Tres
Cruces und werden, obwohl wenige Minuten vor Feierabend
um 19.ooh, von den chilenischen Grenzbeamten noch
abgefertigt. Wir fuellen die ueblichen Formulare aus und
lassen die damit verbundenen Formalitaeten ueber uns
ergehen. Die SAG aber will's diesmal genau wissen.
Fahrrad und Anhaenger von Alexander, dem welschen Biker,
den wir vor der Passhoehe noch auf der argentinischen
Seite eingeladen haben, muessen ausgeraeumt und gescannt
werden. Der schon lange um uns herumstollende Golden
Retriver, den sein beschriftetes Maentelchen ebenfalls
als "detective" kennzeichnet, springt - seinen
Meister im Schlepptau - in unsern Camper und voller Elan
ueber alle Polster. Er wedelt herum und bricht sich vor
Freude fast den Schwanz ab. Zur Drogenbekaempfung werde
er eingesetzt und 390 verschiedene Gerueche koenne er
unterscheiden, so stolz sein Chef - unsere illegalen
pflanzlichen Produkte, vakuumierten Kaese- oder
Wurstwaren wie das verborgene Frischfleisch auf jeden
Fall nicht.
Kaum ausser Sicht der Grenzstation nach der Weggabelung
von Ruta 31 und Nordroute stoppen wir. Die Maenner sind
beschaeftigt. Alexander stellt sein Zelt im Windschatten
unseres Campers auf. Fredy wechselt die Dieselpumpe der
Webasto-Heizung mit einem speziellen Modell fuer die
grosse Meereshoehe aus und erlebt frustrierende Momente,
bis endlich nach etlichen Anlaeufen uns ein beruhigendes
Summen und Warmwerden der Heizkoerper uns nach dem
gemeinsamen Nachtessen erfreut. |
Alexander nimmt gerne unsere Einladung
zum Abschieds-Fruehstueck im gemuetlich geheizten Camper
an. Noch morgens um 8.ooh ist es -5o C. Unsere
entsprechend vereiste Frontscheibe trieft mit zunehmenden
Temperaturen und dem Einsetzen der ersten willkommenen
Sonnenstrahlen. Wir verabschieden uns vom Velofahrer, der
nach Argentinien zurueckkehrt (der ganze Tuerk war vor
Allem dazu ausgerichtet, mit der vollzogenen Ausreise ein
erneutes 90-taegiges Visum fuer dieses Land zu erhalten).
Wir halten uns kurz am Salar de Maricunga, der
suedlichsten der zahlreichen Salzebenen, auf. Ein
Abstecher beim Paso de Codocedo bringt uns nochmals auf
ueber 4'700m Hoehe rauf und verschafft uns ein Auge voll
auf das vor uns liegende Gebiet inklusive einen
Ueberblick auf die terrassierte Mina la Coipa, ohne dass
wir darueber klar werden koennen, was auf dem riesigen
Gelaende ueberhaupt abgebaut wird. Wir verlieren
anschliessend rasch an Hoehe und die Schotterstrasse an
Qualitaet. Eingangs des San Andrés Tals erblickt
man in der Talsohle noch etwas Gruen, das aber bald
kompletter Trockenheit, wenig spektakulaeren, uns
einschliessenden Berghaengen Platz macht. Effektiv
verdient mit seiner Schroffheit aber nur ein kurzes
Stueck den Namen Quebrada/Schlucht. Danach wieder rollen
wir endlos durch Staub, Kies und Gestein. Paipote
ist ein ebenso deprimierender Ort wie dessen wuestenhafte
Umgebung. Einige schlecht unterhaltene industrielle
Anlagen, denen sicher keine umweltschuetzende
Vorschriften zusaetzliche Steine in den Weg legen,
aermliche Quartiere, viel Abfall vor und hinter dem Ort
in der ganzen Gegend verstreut oder verweht. |

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Dass einige Baeche mit dem Rio Copiapó
suedlich der Stadt zusammenfliessen und deshalb fuer
etwas Wasser in der Gegend gesorgt war, muss fuer die
Indianer in Vorzeiten ausschlagend gewesen sein fuer den
Standort einer Stadt, in ihrer Sprache als gruenes Land
d.h. Copiapó bezeichnet. Schon immer war die
Gemeinde vom Bergbau der Umgebung gepraegt.
Unglaublicherweise war der Ort mit heute ca. 125'000
Einwohnern in der zweiten Haelfte des 19. Jht. einer der
modernsten Staedte des Kontinents. Zwischen 1849 und 1852
wurde von hier aus gar eine der ersten Eisenbahn-Linien
zur Hafenstadt Caldera gebaut, es entstanden hier die
ersten Telegraphen- und Telephon-Anlagen, das erste
Gaswerk Chile's. Wir halten uns nur gerade so lange hier
auf, um von einer Errungenschaft der Moderne, dem
Einkaufszentrum mit dem Lebensmittel-Multi Jumbo und zur
Abwechslung der Kost seinem angegliederten
Selbstbedienungs-Restaurants Gebrauch zu machen. Es ist
Samstag-Abend und schon fast alle Geschaefte und Gomerias
geschlossen. Deshalb bekunden wir groesste Muehe, endlich
an der letzten Tankstelle vor Ortsausgang einen
Luftschlauch mit funktionierendem Kompressor zu finden,
der unsere Reifen auf Teerstrassen-Druck bringt. Danach
muessen wir uns sputen und rollen auf Ruta 5 meerwaerts. |

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Wir waehlen Puerto Viejo als
Ausgangspunkt und fahren auf dem Camino Costero mit der
Absicht, auf einem der kostenlosen Campingplaetze an der
Kueste zu halten. Im letzten Daemmerlicht entscheiden wir
uns, statt dessen mit der sandigen Bucht von Bahia
Cisne vorlieb zu nehmen. |
Sonntag und Ausschlafen. Danach bewegen
wir uns nur wenige Kilometer weiter der Kueste der Bahia
Inglese entlang und verbringen einen sonnigen Ruhetag
mutterseelen-allein inmitten von Felsen nur wenige Meter
ueber dem Meer. Auch am naechsten Morgen haben wir es
nicht weit bis nach Caldera. Der Ort hat zwar
ueber 10'000 Einwohner, war mal waehrend des Minen-Booms
waehrend des 19. Jht. der zweitgroesste Hafen, erscheint
aber auch heute Montag als Werktag komplett verschlafen.
Wir finden nur unzuverlaessige Wifi-Netze, die stark
schwanken, so dass wir die noetigsten Anrufe in die CH
von einem Telefonbuero aus erledigen. Nach 9.30h wird in
den Werkstaetten langsam der Betrieb aufgenommen und wir
koennen unsern verdreckten Camper runterwaschen und den
faelligen Oelwechsel machen lassen. 10km ausserhalb des
Ortes stehen wir fuer eine weitereNacht wieder ungestoert
in einer breiten Bucht an der sandigen Playa Rodillo. |

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Morgens ist der Himmel bis ca. 10.ooh
bedeckt, dann hebt sich der Hochnebel und Sonne waermt
uns. Auf Ruta 5 fahren wir der Kueste entlang weiter
nordwaerts und passieren verschiedene kleine Badeorte mit
bescheidenen holzigen Ferienhaeusern und einsamen
Straenden. Auf Hoehe von Puerto Flamenco und dem Balneario
Portofino erscheint zwar das Meer nach wie vor blau,
aber parallel zur Kueste schwimmt ein an Groesse
zunehmender gelblich-grauer Schaumteppich - ein weiterer
Grund neben dem hier vorherrschenden kalten
Humboldtstrom, das Wasser zu meiden.
In Chañaral ist ebensowenig los wie in Caldera.
Wir brauchen nur ein paar Eier und frisches Brot, und
schon sind wir unterwegs direkt dem Meer entlang auf
Naturstrasse zum Pan Azucar Parque Nacional durch
eine komplett trockene Gegend. Die Buchten leuchten dank
weissem Muschelsand. Aber ueberall waren schon Besucher
von uns und haben selbst hier zur Erinnerung ihres
Besuches in allen moeglichen Spalten Abfall
zurueckgelassen. Wir verzehren unsere Sandwiches an der
Playa Blanca nachdem wir beim Administrationszentrum
unsere Eintrittsgebuehr entrichtet haben. Wo eigentlich
Camping vorgesehen ist, gefaellt es uns ueberhaupt nicht.
An der Playa Piqueros wurde die ganze Bucht mit
inzwischen schon wieder verdreckten Feuerstellen und
Sonnenschutzen aus Schilf verstellt, und in der Caleta
Pan Azucar stehen unzaehlige zusammengenagelte
Huetten, die den Eindruck eines Provisoriums und nicht
einer Ferienanlage erwecken. In der Saison wird da
Unterkunft angeboten, Getraenke und Essen verkauft und
der Camping dieser Bucht von da aus verwaltet. Wir ziehen
es vor, ein paar Kilometer zurueckzufahren und uns an der
Playa de Soldado zum Uebernachten niederzulassen. |

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Die "Camanchaca", welche
Feuchtigkeit in die kuestennahen Huegel bringt und dafuer
verantwortlich ist, dass wenigstens noch ein paar Sorten
Kaktusse wachsen, hebt sich heute im Pan Azucar Parque
Nacional bereits kurz nach 9.ooh. Darauf ist man so
frueh am Tage noch nicht vorbereitet und der Weg zum
Mirador noch nicht offen. Deshalb sind wir bald wieder
auf der Haupt-Ruta Nr. 5 zurueck und fahren alsbald den
ganzen Tag durch die Wueste ohne ein noch so duerres
Pflaenzchen zu sehen: Nichts als braune Huegel, Fels,
Steine, Sand und dadurch das Band der guten Teerstrasse,
die bis auf 1'800 m und wieder zurueck auf Meereshoehe
fuehrt. In Agua Verde, einer ueber und ueber
staubigen Tankstelle kaufen wir etwas Most zu erstaunlich
guenstigem Preis und lassen uns ueberraschen, dass sogar
die Maestro-Karte zur Bezahlung hier funktioniert. Beim
Mittagshalt sind wir noch gut 125 km von unserem
Tagesziel entfernt, muessen allerdings in der Folge
einige Dutzend Kilometer auf einem holprigen
Ausweichtrasse hinter uns bringen, da der Teerbelag der
Ruta 5 zur Zeit erneuert wird. |
Antofagasta ist mit 300'000
Einwohnern die zweitgroesste Stadt Chile's.
Parallel Ruta 28, der Abzweigung ans Meer runter rumpelt
sogar mal ein Zug vorbei, wenn auch nur beladen mit
Guetern und Material aus den Salpeter- und Kupfer-Minen
von der Atacama, welche im Hafen umgeladen werden. Wir
rollen erst mal hin und her auf den
Sued-Nord-Hauptstrassen und erkunden die Gefilde. Zum
Uebernachten stehen wir vom 9.-12. April direkt am Meer,
wieder mal auf einem Liebes-Treffpunkt hinter einem alten
Kran beim Parque de Croacia an der Ejercito. Abends
nehmen die motorisierten Besucher zu und einige Stunden
lang geht es hoch und nicht zu leise zu und her. Aber wir
werden nie belaestigt.
Tagsueber erledigen wir unsere Pendenzen-Liste. Dank dem
Tip vom Copec-Tankwart finden wirdie Lipigas und koennen
mit dem muehelosen Auffuellen unseres Gastankes unseren
ersten Punkt abhaken. Bei einer grossen Reifenfirma
verbringen wir einen halben Tag und lassen, nach
teilweisem Ummontieren der Pneus sowie Auswuchten der
Felgen, die Raeder rotieren und die Spur ueberpruefen. In
der modernen Mall Plaza findet man dann alles, was das
Herz begehrt. Wir leisten uns zur Abwechslung den Luxus
eines "ungesunden Nachtessens" mal wieder bei
McDonald. Im Sodimac kaufen wir die noch fehlenden
Kleinigkeiten fuer Unterhalt und Adaption des Ivecos auf
vier Schlaefer. In einer kleinen Lavanderia entschmutzt
man Kilos unserer Waesche - so viele, dass wir bei der
Abholung die Uebersicht verlieren und vor Feierabend
nochmals dahin zurueckbrausen muessen, um zu guter Letzt
auch die Unterhosen und Jeans wieder in Empfang zu
nehmen.
Fredy putzt wie ein Verrueckter, raeumt unsere Ware um
und schafft Platz. Derweil plage ich das Laptop und hole
den Rueckstand in Fotos und Reiseberichten auf, damit wir
am Sonntag nach Mittag mit gutem Gewissen den erwarteten
Schweizer-Besuch in Empfang nehmen koennen. |
Am Sonntag-Morgen, 13.4., landet
puenktlich um14.10h der LAN-Flug LA 338/12.10h ab
Santiago, und wenige Minuten spaeter koennen wir Michi
und Corinne in die Arme schliessen. Auf dem Rueckweg
zeigen wir unsern Gaesten beim Aussichtspunkt 15km vor
der Stadt die schoene Kueste. Auf vulkanischer Basis
liegen Schichten von Meeres-Sedimenten, die von Erosion
bearbeitet wurden, und in sehenswerten Formen sowie einem
dem Strand vorgelagerten natuerlichen Bogen, La
Portada genannt, resultierten. |

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Naechster Punkt sind die Pelikane
eingangs Antofagasta, die uns recht nah fuer Fotos
ans sich ranlassen, bevor sie wegfliegen. Weniger
freundlich ist einer der Wasservoegel auf einer der
Laternen der Strandanlage, welcher Michi als Ziel fuer
seine Darmentleerung auswaehlt. Wir fahren kreuz und quer
durch die verschiedenen Viertel der Stadt und zeigen, wie
"man" hier wohnt bevor wir kurz in der
Fussgaengerzone aussteigen. Aber heute Sonntag sind die
Geschaefte zu, daher wenig Betrieb. Deshalb landen wir
bald in einer Cafeteria, wo wir vom geplanten Kuchen auf
Pollo mit Papas Fritas umschwenken und danach an unserem
Stammplatz, wo Michi und Corinne sich im Camper
installieren und ihr Hab' und Gut einraeumen. Zur Feier
des Tages taucht dann heute eine Polizeipatrouille auf.
Zwei junge Beamte, ueberaus freundlich, erkundigen sich
nach unserem Wohlergehen, machen Konversation, uebergeben
uns ein Kaertchen mit Telefonnummern fuer einen Notfall
sowie ein Plakat als Souvenir. |
Am Montagmorgen sind das Zentrum und die
Fussgaengerzone wochentaeglich belebt. Wir machen einige
Versuche, fuer Michi die vergessenen Gummisandalen zu
kaufen, muessen aber froh sein, ein paar Slippers zu
finden, da hier bereits alle Laeden ihr Angebot auf
Herbst und den kommenden Winter umgeruestet haben. Die
Sehenswuerdigkeiten von Antofagasta hat man
relativ rasch besichtigt. Sie bestehen in der Hauptsache
in der im Zentrum gelegenen Plaza Colon mit dem Torre
Reloj, einer stark verkleinerten Nachbildung des Londoner
Big Ben Uhrenturms, sowie einem Musikpavillon. Darum
herum stehen einige historische Gebaeude wie die
neogotische Kathedrale erbaut 1906-17 oder das
Stadttheater. Das Barrio Historicó beschraenkt sich auf
einige wenige alte Bauten in den drei Blocks zwischen der
Plaza und dem alten Hafen mit dem alten, fuer die
Oeffentlichkeit nicht zugaenglichenm auffaellig
flaschengruenen Bahnhof aus 1887 und das zweistoeckige
Holzhaus, das frueher als Zollamt diente.
Wer mehr Ausdauer hat wie wir, findet am Suedende der Av.
Argentina am steilen Abhang Mauerreste (Ruinas de
Huanchaca) von den Britisch-Bolvianischen Minas de Plata
aus dem 19. Jht. Vom obersten Level der ehemaligen
Silber-Raffinerie geniesst man eine schoene Aussicht auf
Meer und Stadt. |

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Nach dem Mittagsessen direkt am Meer bei
den Pelikanen starten wir unsere Rundreise. Ueber Baquedano
immer entlang der Bahnlinie gewinnen wir an Hoehe. Aber
je mehr wir steigen, desto schlechter fuehlt sich Corinne
und muss ein paar Mal tief in die Plastiktuete schauen.
Da nur auf 2'250m ueber Meer hoffen wir, dass nur die
Aufregungen der Hinreise und nicht die Hoehe Ursache fuer
Ihr Unwohlsein sind. Wir sind froh, die Koordinaten des
Camping Extraccion von Calama zu kennen, damit wir
uns nicht lange mit der Suche nach einem
Uebernachtungsplatz herumschlagen muessen. |
Dienstags stehen wir vor den Toren der
Kupfermine von Chuquicamata, aber der Zutritt
bleibt uns verwehrt. Die heutige Tour ist bereits um
10.ooh gestartet und haette zudem in der Codelco in
Calama und nicht hier gebucht werden muessen. Wir koennen
uns nur die riesigen Abraumhalden der angeblich groessten
offenen Kupfermine der Welt aus der Ferne ansehen. In den
Himmel steigt Rauch der Verhuettungsanlagen, und zusammen
mit dem von Abbau und Wind aufgwirbeltem Staub macht die
ganze sowieso schon wuestenhafte Gegend einen komplett
staubigen, ja dreckigen Eindruck. Also suchen wir uns den
Weg direkt von da aus nach Lasana - gar nicht so
einfach wie es toent, denn im Umfeld der grossen Anlagen
der Mine bleiben viele Wege gesperrt und andererseits
wurden neue durch die Gegend gezogen, die man einfach
kennt und deshalb keiner Beschriftung beduerfen. |

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Auf Umwegen schaffen wir es schliesslich
doch in die kleine Flussoase Chiu Chiu und
rechtzeitig zum Mittagshalt an die kleine kreisrunde Laguna
Inca Coya, die uns mit ihrer blauen Farbe aber auch
mit zunehmend kraeftigerem Wind ueberrascht. |
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Die Naturstrasse nach Ayquina ist
"ameliorada", d.h. sie weist eine verdichtete
teerartige Oberflaeche auf. Das Aymara-Dorf, eine saubere
an den Hang geklebte Gemeinde ist aber wegen des
herannahenden Winters praktisch verlassen. Ihre Bewohner,
die vom Terrassenfeldbau und der Lamazucht leben, haben
sich bereits in waermere Gefilde verzogen. Die Gassen
sind aufgeraeumt, die Fenster verhaengt und die Tueren
mit Vorhaenge-Schloessern versperrt. Nur ein paar Lamas
bieten sich neben den einfachen Behausungen als
Fotosujets an. Toconce bietet dasselbe Bild. Auch
die Baños de Turi etwas abseits der Hauptstrasse
sind leer. Mangels Thermalwasser wurde ihr Betrieb
laengst eingestellt. |
Wir sind froh, einen klaerenden Wegweiser
zu entdecken, der uns auf den richtigen Weg nach Linzor
schickt. Wir rollen auf eher Track als Weg huegelan und
in der Folge unendlich an Haengen entlang. Bereits
kuendet sich der Abend an, und noch immer ist keine
Ortschaft in Sicht. Radspuren sind zwar vorhanden, aber
unsere Zuversicht droht zu schwinden. Irgendwohin muessen
ja schliesslich die heute ohne Leitungen noch krumm in
der Gegend stehenden Strommasten ja gefuehrt haben!
Endlich kommen wir zu einem kleinen Fluesschen und bald
darauf, bereits im Dunkeln aber immer noch auf ueber
4'100m Hoehe, zu einem Wegkreuz mit Zeichen von
Zivilisation.
Die Temperatur faellt stetig, im Laufe der Nacht dann gar
auf -6o C. Zwar funktioniert die
Webasto-Heizung mit der speziellen Pumpe fuer die Hoehe
perfekt, dafuer ist heute Kochen resp. die Gaszufuhr ein
Problem. Damit wir eine warme Mahlzeit erhalten, muss
Fredy einen Lappen um das Manometer wickeln. |

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Heute Mittwoch haben wir ein volles und
strenges Programm. Im Stockdunkeln stehen wir vor 5.ooh
auf und starten ohne Fruehstueck auf die letzten 25km bis
zum hoechstgelegenen Geysir-Feld der Welt. Allerdings
stossen wir auf missliche Wegverhaeltnisse, koennen zum
Teil ueber von den Haengen heruntergewaschenen Kies- und
Stein-Haufen auf dem schmalem Weg nur in fuer mich
bedenklicher Schraeglage und nur im Schritt-Tempo fahren.
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Es faengt bereits an zu tagen, als wir
endlich das Tal auf 4'320m Hoehe erreichen, wo die Erde
zu leben scheint. Nicht sehr hoch sind die
Wasserfontaenen der El Tatio Geysire selbst, aber
bis zu 10m Hoehe erreichen die Dampfsaeulen des mit 85o
C an die Oberflaeche dringenden, erwaermt von Gestein,
das seinerseits von heissem unterirdischen Magma erhitzt
wurde. Teilweise ist die Erdoberflaeche vereist. Aber wir
sind warm angezogen bei einer Temperatur von nur -6oC
noch um 6.30h, die nur langsam mit den aufkommenden
Sonnenstrahlen sich erhoeht. Dafuer nehmen die
Dampfschwaden zu und mit im Gegenlicht der aufgehenden
Sonne steht unser Camper neben einem geradezu mystischen
Gelaende voller zischender und gurgelnder Geraeusche.
Natuerlich sind wir nicht alleine. Unzaehlige
Touren-Kleinbusse haben sich eingefunden, deren Insassen
dick eingemummelt, teilweise halb verschlagen auf der
Suche nach dem ideaqlen Foto- oder Filmstandpunkt uebers
Terrain stolpern. Waehrend wir uns schliesslich nach dem
Abklingen der Aktivitaeten in den gemuetlich warmen
Camper zum Fruehstueck verziehen, erhalten sie im Freien
als Staerkung heissen Mate de Coca-Tee und Sandwiches. |
Um 9.30h ist der ganze Spuk vorbei. An
den etwas abseits gelegenen Badepools kleiden sich die
letzten paar Unentwegten wieder an und entschwinden
ebenfalls. In unserer kleinen Reisegruppe finden sich
keine Freiwilligen fuer ein Eintauchen ins leicht
schweflig riechende Wasser. Wir ziehen es vor, erst die
holprige Naturstrasse und die Cuesta de Diabolo hinter
uns zu bringen und erst gute 30 km vor unserem naechsten
Etappenziel bei den Baños de Puritama auf 3'535m
zu stoppen. In einem engen Canyon, in den ein felsiger
Weg steil hinunterfuehrt, liegen acht herrlich angelegte
Pools eingerahmt von Felsen und wogenden Schilfbueschen.
Wir baden uns durch sie von unten nach oben, treffen aber
auch im obersten Becken nur 33o C warmes
Thermalwasser an, das einem hoechstens durch den Umstand,
dass man auf einem Holzsteg in zuegigem Wind von einem
Pool in den andern wechselt, beim Eintauchen waermer
vorkommt. |

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Gegen 15.30h rollen wir in San Pedro
de Atacama (2'436m) ein. Das Zentrum der
2000-Seelen-Siedlung, wohl Chiles bekanntester
Wuestenort, besteht aus gerademal vier Strassen in
Nord-Sued und drei in Ost-West-Richtung mit einer
Fussgaengerzone um die Plaza herum im Einbahn-System.
Unsere Ankunft faellt in die grosse Siesta. Deshalb sind
praktisch alle Fenster und Tueren der kleinen
Adobe-Haeuser mit Holzlaeden verschlossen und kaum jemand
ist unterwegs. Dieser verschlafene Ort soll der grosse
Ausgangspunkt und Versorgungszentrum fuer die vielen
Touristen sein, wo wir auf Anhieb nicht einmal einen
Lebensmittelladen erblicken! |

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Fuer jeden Besucher dieser Region ist der
Sonnenuntergang im 12km entfernten Valle de la Luna
ein Muss. Wir entrichten am Eingang unsern Tribut und
erhalten gute Ratschlaege, erst zu Fuss noch bei vollem
Sonnenlicht die Circuits durch die Cavernas und den
Canyon zu absolvieren, wobei sich ersteres als Sackgasse
und zweiteres als Wanderung ohne bezeichnetes Ende
erweist. Also dringen wir motorisiert weiter ins Tal vor,
das vor Urzeiten ein See war, dessen Boden bei
seismischen Erschuetterungen aufgefaltet und in der Folge
von der Witterung in bizarre Formen aus Sand, Salz und
Lehm verwandelt wurde. Bekannt aus Bildern vieler
Reisefuehrer und Prospekte sind die Figuren Los
Vigilantes oder auch Tres Marias genannt oder das
markante Amfiteatro. Von der hoechsten Duene aus sollte
man nicht den eigentlichen Untergang der Sonne verfolgen
sondern vielmehr dessen Auswirkung, d.h. des sich von
geblich-orange, rot ueber violett bis blau wandelnden
Lichts auf den oestlich gelegenen, 5'916m hohen Vulkan
Licancabur.
Im Tal selbst ist das Campen nicht erlaubt. Aber
unmittelbar nach dem Verlassen des Parkgelaendes finden
wir eine Moeglichkeit, uns fuer die Nacht zu verkriechen
und von der Strasse her unsichtbar zu machen. |
Zurueck in der Caracoles von San Pedro
de Atacama entdecken wir erleichtert, dass sich da
doch eine stattliche Anzahl Restaurants,
Souvenirgeschaefte und Tourorganisatoren nebeneinander
reihen sowie kleine Supermercados, die zwar nur ein
beschraenktes, aber dennoch erstaunliches Sortiment
aufweisen. An der huebschen Plaza des Armas mit seiner
blendend weissen Iglesia San Pedro finden sich gar einige
Internet-Cafés.
Da wir auch noch einkehren, reichen zu guter Letzt die
Argentinischen Pesos nicht aus. Mangels grosser Bank am
Ort suchen wir Money Changers auf (zwei ATMs entdecken
wir erst viel spaeter), wo wir uns Nachschub und
gleichzeitig zum Voraus auch einen Notgroschen in
Bolivanos verschaffen koennen. |

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Zu loesen gilt es noch das Problem mit
dem im Tiefland in Antofagasta eingefuellten und fuer
diese und noch hoehere Lagen und Kaelte ungeeignete Gas.
Rasch ist ausserhalb der Wohnzone der Tankhahn geoeffnet
und dessen Fuellung verpufft. Aber von der beim
oertlichen Haendler organisierten lokalen Flasche das
neue Gas in den Tank stroemen zu lassen, ist dann ein
echtes Problem. Erstens hat Fredy sich geirrt und muss
improvisieren, da er in seiner Ausruestung nicht einen
chilenischen sondern nur einen argentinischen Adapter
mitfuehrt, und zweitens hat die hiesige Flasche
zusaetzlich eine Ausfluss-Sicherung, die immer nur ein
beschraenktes minimales Quantum entweichen laesst. Also
essen wir im Schatten von Gehoelz unsere Sandwiches ueber
Mittag und verbringen Zeit mit Yazzi-Spielen in der
Hoffnung, dass die komplizierte Umfuellung bald beendet
sei. Da dem bei weitem nicht so ist, zeichnet sich eine
weitere Nacht hier im Umfeld von San Pedro de Atacama ab.
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Waehrend Fredy sich knurrend seinem
inzwischen fuer die Nacht umparkierten Iveco und der
gelben Gasflasche widmet, benutzen Corinne, Michi und ich
die Gelegenheit, die einst an einem Abhang der Cordillera
de la Sal auf Terrassen errichtete Pukara of Quitor
zu erforschen. Diese Inka-Festung aus dem 12. Jht., heute
Monumento Nacional, hatte nicht nur strategischen und
defensiven Zweck wie zur Sicherung der alten Handelswege.
Aus den Ueberresten seiner ueber 200 steineren Haeuser
laesst sich schliessen, dass sie stetig bewohnt wurden.
1540 allerdings eroberten die Spanier diesen letzten
Rueckzugsort der damals hier herrschenden Inkas.
Wir lassen es nicht dabei bewenden, den ersten Huegel zu
erklimmen. Vielmehr stellen wir fest, dass es noch die
Moeglichkeit gibt, einen hoeher gelegenene Mirador zu
erreichen. Zwar geht uns auf dem gewundenen Weg manchmal
fast die Puste aus, aber wir schaffen es, zeitgerecht zum
Sonnenuntergang das Denkmal da oben zu erreichen und erst
noch vorgaengig unsere Fotos vom Licancábur-Vulkan samt
aufgehendem Vollmond zu schiessen. |

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Schon am Vortage hatten wir ja
optimistisch unsere Paesse und das Carnet de Passage
ausstempeln lassen. Also koennen wir am Morgen des 18.
April mit vollen Frischwasser- und Dieseltanks frohgemut
uns auf die gute Teerstrasse huegelan und am Licancábur
vorbei begeben. Trotz speziellen Lastwagen-Bremsbecken
sind die die Seitenstreifen gut dotiert mit
zerknautschten Wracks und rostigen Autoteilen und
dazwischen Erinnerungskreuze mit kuenstlichem
Blumenschmuck verunglueckter Wageninsassen. Bei Erreichen
der ersten Anhoehe verlassen wir Ruta 27 und biegen
noerdlich auf eine Gravelroad ab, die uns nach Bolivien
fuehren wird. |
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Weitere Fotos: siehe
Galerie / Chile III - Nr. 1349-2303
Galerie / Chile IV - Nr. 2305-2634 |