4.-18. April 2008 / Paso San Francisco-Copiapó-Parque Nac. Pan de Azucar-Antofagasta-San Pedro de Atacama (Chile)

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Unmittelbar nach der Passhoehe des Paso San Francisco auf 4'748m weicht die Teerstrasse einer breiten untadeligen Naturstrasse.12km spaeter markiert ein Gebaeude der Carabineros mit Flagge erstmals chilenische Praesenz. Ein junger Grenzer begruesst uns freundlich, uebergibt uns schon mal Einreiseformulare und oeffnet die einfache Barriere fuer uns. Wir rollen an der auf 4'325m liegenden, in unseren Augen heute eher blauen als gruenen Laguna Verde vorbei und verzichteten auf den Besuch der ungepflegten kleinen Terme direkt am See-Ufer.
Auf dem Weg zum Salar de Maricunga fahren wir durchs Gelaende des Nationalpark Nevado Tres Cruces und werden, obwohl wenige Minuten vor Feierabend um 19.ooh, von den chilenischen Grenzbeamten noch abgefertigt. Wir fuellen die ueblichen Formulare aus und lassen die damit verbundenen Formalitaeten ueber uns ergehen. Die SAG aber will's diesmal genau wissen. Fahrrad und Anhaenger von Alexander, dem welschen Biker, den wir vor der Passhoehe noch auf der argentinischen Seite eingeladen haben, muessen ausgeraeumt und gescannt werden. Der schon lange um uns herumstollende Golden Retriver, den sein beschriftetes Maentelchen ebenfalls als "detective" kennzeichnet, springt - seinen Meister im Schlepptau - in unsern Camper und voller Elan ueber alle Polster. Er wedelt herum und bricht sich vor Freude fast den Schwanz ab. Zur Drogenbekaempfung werde er eingesetzt und 390 verschiedene Gerueche koenne er unterscheiden, so stolz sein Chef - unsere illegalen pflanzlichen Produkte, vakuumierten Kaese- oder Wurstwaren wie das verborgene Frischfleisch auf jeden Fall nicht.
Kaum ausser Sicht der Grenzstation nach der Weggabelung von Ruta 31 und Nordroute stoppen wir. Die Maenner sind beschaeftigt. Alexander stellt sein Zelt im Windschatten unseres Campers auf. Fredy wechselt die Dieselpumpe der Webasto-Heizung mit einem speziellen Modell fuer die grosse Meereshoehe aus und erlebt frustrierende Momente, bis endlich nach etlichen Anlaeufen uns ein beruhigendes Summen und Warmwerden der Heizkoerper uns nach dem gemeinsamen Nachtessen erfreut. 
Alexander nimmt gerne unsere Einladung zum Abschieds-Fruehstueck im gemuetlich geheizten Camper an. Noch morgens um 8.ooh ist es -5o C. Unsere entsprechend vereiste Frontscheibe trieft mit zunehmenden Temperaturen und dem Einsetzen der ersten willkommenen Sonnenstrahlen. Wir verabschieden uns vom Velofahrer, der nach Argentinien zurueckkehrt (der ganze Tuerk war vor Allem dazu ausgerichtet, mit der vollzogenen Ausreise ein erneutes 90-taegiges Visum fuer dieses Land zu erhalten).
Wir halten uns kurz am Salar de Maricunga, der suedlichsten der zahlreichen Salzebenen, auf. Ein Abstecher beim Paso de Codocedo bringt uns nochmals auf ueber 4'700m Hoehe rauf und verschafft uns ein Auge voll auf das vor uns liegende Gebiet inklusive einen Ueberblick auf die terrassierte Mina la Coipa, ohne dass wir darueber klar werden koennen, was auf dem riesigen Gelaende ueberhaupt abgebaut wird. Wir verlieren anschliessend rasch an Hoehe und die Schotterstrasse an Qualitaet. Eingangs des San Andrés Tals erblickt man in der Talsohle noch etwas Gruen, das aber bald kompletter Trockenheit, wenig spektakulaeren, uns einschliessenden Berghaengen Platz macht. Effektiv verdient mit seiner Schroffheit aber nur ein kurzes Stueck den Namen Quebrada/Schlucht. Danach wieder rollen wir endlos durch Staub, Kies und Gestein. Paipote ist ein ebenso deprimierender Ort wie dessen wuestenhafte Umgebung. Einige schlecht unterhaltene industrielle Anlagen, denen sicher keine umweltschuetzende Vorschriften zusaetzliche Steine in den Weg legen, aermliche Quartiere, viel Abfall vor und hinter dem Ort in der ganzen Gegend verstreut oder verweht.

Dass einige Baeche mit dem Rio Copiapó suedlich der Stadt zusammenfliessen und deshalb fuer etwas Wasser in der Gegend gesorgt war, muss fuer die Indianer in Vorzeiten ausschlagend gewesen sein fuer den Standort einer Stadt, in ihrer Sprache als gruenes Land d.h. Copiapó bezeichnet. Schon immer war die Gemeinde vom Bergbau der Umgebung gepraegt. Unglaublicherweise war der Ort mit heute ca. 125'000 Einwohnern in der zweiten Haelfte des 19. Jht. einer der modernsten Staedte des Kontinents. Zwischen 1849 und 1852 wurde von hier aus gar eine der ersten Eisenbahn-Linien zur Hafenstadt Caldera gebaut, es entstanden hier die ersten Telegraphen- und Telephon-Anlagen, das erste Gaswerk Chile's. Wir halten uns nur gerade so lange hier auf, um von einer Errungenschaft der Moderne, dem Einkaufszentrum mit dem Lebensmittel-Multi Jumbo und zur Abwechslung der Kost seinem angegliederten Selbstbedienungs-Restaurants Gebrauch zu machen. Es ist Samstag-Abend und schon fast alle Geschaefte und Gomerias geschlossen. Deshalb bekunden wir groesste Muehe, endlich an der letzten Tankstelle vor Ortsausgang einen Luftschlauch mit funktionierendem Kompressor zu finden, der unsere Reifen auf Teerstrassen-Druck bringt. Danach muessen wir uns sputen und rollen auf Ruta 5 meerwaerts.

Wir waehlen Puerto Viejo als Ausgangspunkt und fahren auf dem Camino Costero mit der Absicht, auf einem der kostenlosen Campingplaetze an der Kueste zu halten. Im letzten Daemmerlicht entscheiden wir uns, statt dessen mit der sandigen Bucht von Bahia Cisne vorlieb zu nehmen.
Sonntag und Ausschlafen. Danach bewegen wir uns nur wenige Kilometer weiter der Kueste der Bahia Inglese entlang und verbringen einen sonnigen Ruhetag mutterseelen-allein inmitten von Felsen nur wenige Meter ueber dem Meer. Auch am naechsten Morgen haben wir es nicht weit bis nach Caldera. Der Ort hat zwar ueber 10'000 Einwohner, war mal waehrend des Minen-Booms waehrend des 19. Jht. der zweitgroesste Hafen, erscheint aber auch heute Montag als Werktag komplett verschlafen. Wir finden nur unzuverlaessige Wifi-Netze, die stark schwanken, so dass wir die noetigsten Anrufe in die CH von einem Telefonbuero aus erledigen. Nach 9.30h wird in den Werkstaetten langsam der Betrieb aufgenommen und wir koennen unsern verdreckten Camper runterwaschen und den faelligen Oelwechsel machen lassen. 10km ausserhalb des Ortes stehen wir fuer eine weitereNacht wieder ungestoert in einer breiten Bucht an der sandigen Playa Rodillo.

Morgens ist der Himmel bis ca. 10.ooh bedeckt, dann hebt sich der Hochnebel und Sonne waermt uns. Auf Ruta 5 fahren wir der Kueste entlang weiter nordwaerts und passieren verschiedene kleine Badeorte mit bescheidenen holzigen Ferienhaeusern und einsamen Straenden. Auf Hoehe von Puerto Flamenco und dem Balneario Portofino erscheint zwar das Meer nach wie vor blau, aber parallel zur Kueste schwimmt ein an Groesse zunehmender gelblich-grauer Schaumteppich - ein weiterer Grund neben dem hier vorherrschenden kalten Humboldtstrom, das Wasser zu meiden.
In Chañaral ist ebensowenig los wie in Caldera. Wir brauchen nur ein paar Eier und frisches Brot, und schon sind wir unterwegs direkt dem Meer entlang auf Naturstrasse zum Pan Azucar Parque Nacional durch eine komplett trockene Gegend. Die Buchten leuchten dank weissem Muschelsand. Aber ueberall waren schon Besucher von uns und haben selbst hier zur Erinnerung ihres Besuches in allen moeglichen Spalten Abfall zurueckgelassen. Wir verzehren unsere Sandwiches an der Playa Blanca nachdem wir beim Administrationszentrum unsere Eintrittsgebuehr entrichtet haben. Wo eigentlich Camping vorgesehen ist, gefaellt es uns ueberhaupt nicht. An der Playa Piqueros wurde die ganze Bucht mit inzwischen schon wieder verdreckten Feuerstellen und Sonnenschutzen aus Schilf verstellt, und in der Caleta Pan Azucar stehen unzaehlige zusammengenagelte Huetten, die den Eindruck eines Provisoriums und nicht einer Ferienanlage erwecken. In der Saison wird da Unterkunft angeboten, Getraenke und Essen verkauft und der Camping dieser Bucht von da aus verwaltet. Wir ziehen es vor, ein paar Kilometer zurueckzufahren und uns an der Playa de Soldado zum Uebernachten niederzulassen.

Die "Camanchaca", welche Feuchtigkeit in die kuestennahen Huegel bringt und dafuer verantwortlich ist, dass wenigstens noch ein paar Sorten Kaktusse wachsen, hebt sich heute im Pan Azucar Parque Nacional bereits kurz nach 9.ooh. Darauf ist man so frueh am Tage noch nicht vorbereitet und der Weg zum Mirador noch nicht offen. Deshalb sind wir bald wieder auf der Haupt-Ruta Nr. 5 zurueck und fahren alsbald den ganzen Tag durch die Wueste ohne ein noch so duerres Pflaenzchen zu sehen: Nichts als braune Huegel, Fels, Steine, Sand und dadurch das Band der guten Teerstrasse, die bis auf 1'800 m und wieder zurueck auf Meereshoehe fuehrt. In Agua Verde, einer ueber und ueber staubigen Tankstelle kaufen wir etwas Most zu erstaunlich guenstigem Preis und lassen uns ueberraschen, dass sogar die Maestro-Karte zur Bezahlung hier funktioniert. Beim Mittagshalt sind wir noch gut 125 km von unserem Tagesziel entfernt, muessen allerdings in der Folge einige Dutzend Kilometer auf einem holprigen Ausweichtrasse hinter uns bringen, da der Teerbelag der Ruta 5 zur Zeit erneuert wird.
Antofagasta ist mit 300'000 Einwohnern die zweitgroesste Stadt Chile's.  Parallel Ruta 28, der Abzweigung ans Meer runter rumpelt sogar mal ein Zug vorbei, wenn auch nur beladen mit Guetern und Material aus den Salpeter- und Kupfer-Minen von der Atacama, welche im Hafen umgeladen werden. Wir rollen erst mal hin und her auf den Sued-Nord-Hauptstrassen und erkunden die Gefilde. Zum Uebernachten stehen wir vom 9.-12. April direkt am Meer, wieder mal auf einem Liebes-Treffpunkt hinter einem alten Kran beim Parque de Croacia an der Ejercito. Abends nehmen die motorisierten Besucher zu und einige Stunden lang geht es hoch und nicht zu leise zu und her. Aber wir werden nie belaestigt.
Tagsueber erledigen wir unsere Pendenzen-Liste. Dank dem Tip vom Copec-Tankwart finden wirdie Lipigas und koennen mit dem muehelosen Auffuellen unseres Gastankes unseren ersten Punkt abhaken. Bei einer grossen Reifenfirma verbringen wir einen halben Tag und lassen, nach teilweisem Ummontieren der Pneus sowie Auswuchten der Felgen, die Raeder rotieren und die Spur ueberpruefen. In der modernen Mall Plaza findet man dann alles, was das Herz begehrt. Wir leisten uns zur Abwechslung den Luxus eines "ungesunden Nachtessens" mal wieder bei McDonald. Im Sodimac kaufen wir die noch fehlenden Kleinigkeiten fuer Unterhalt und Adaption des Ivecos auf vier Schlaefer. In einer kleinen Lavanderia entschmutzt man Kilos unserer Waesche - so viele, dass wir bei der Abholung die Uebersicht verlieren und vor Feierabend nochmals dahin zurueckbrausen muessen, um zu guter Letzt auch die Unterhosen und Jeans wieder in Empfang zu nehmen.
Fredy putzt wie ein Verrueckter, raeumt unsere Ware um und schafft Platz. Derweil plage ich das Laptop und hole den Rueckstand in Fotos und Reiseberichten auf, damit wir am Sonntag nach Mittag mit gutem Gewissen den erwarteten Schweizer-Besuch in Empfang nehmen koennen.
Am Sonntag-Morgen, 13.4., landet puenktlich um14.10h der LAN-Flug LA 338/12.10h ab Santiago, und wenige Minuten spaeter koennen wir Michi und Corinne in die Arme schliessen. Auf dem Rueckweg zeigen wir unsern Gaesten beim Aussichtspunkt 15km vor der Stadt die schoene Kueste. Auf vulkanischer Basis liegen Schichten von Meeres-Sedimenten, die von Erosion bearbeitet wurden, und in sehenswerten Formen sowie einem dem Strand vorgelagerten natuerlichen Bogen, La Portada genannt, resultierten.

Naechster Punkt sind die Pelikane eingangs Antofagasta, die uns recht nah fuer Fotos ans sich ranlassen, bevor sie wegfliegen. Weniger freundlich ist einer der Wasservoegel auf einer der Laternen der Strandanlage, welcher Michi als Ziel fuer seine Darmentleerung auswaehlt. Wir fahren kreuz und quer durch die verschiedenen Viertel der Stadt und zeigen, wie "man" hier wohnt bevor wir kurz in der Fussgaengerzone aussteigen. Aber heute Sonntag sind die Geschaefte zu, daher wenig Betrieb. Deshalb landen wir bald in einer Cafeteria, wo wir vom geplanten Kuchen auf Pollo mit Papas Fritas umschwenken und danach an unserem Stammplatz, wo Michi und Corinne sich im Camper installieren und ihr Hab' und Gut einraeumen. Zur Feier des Tages taucht dann heute eine Polizeipatrouille auf. Zwei junge Beamte, ueberaus freundlich, erkundigen sich nach unserem Wohlergehen, machen Konversation, uebergeben uns ein Kaertchen mit Telefonnummern fuer einen Notfall sowie ein Plakat als Souvenir.
Am Montagmorgen sind das Zentrum und die Fussgaengerzone wochentaeglich belebt. Wir machen einige Versuche, fuer Michi die vergessenen Gummisandalen zu kaufen, muessen aber froh sein, ein paar Slippers zu finden, da hier bereits alle Laeden ihr Angebot auf Herbst und den kommenden Winter umgeruestet haben. Die Sehenswuerdigkeiten von Antofagasta hat man relativ rasch besichtigt. Sie bestehen in der Hauptsache in der im Zentrum gelegenen Plaza Colon mit dem Torre Reloj, einer stark verkleinerten Nachbildung des Londoner Big Ben Uhrenturms, sowie einem Musikpavillon. Darum herum stehen einige historische Gebaeude wie die neogotische Kathedrale erbaut 1906-17 oder das Stadttheater. Das Barrio Historicó beschraenkt sich auf einige wenige alte Bauten in den drei Blocks zwischen der Plaza und dem alten Hafen mit dem alten, fuer die Oeffentlichkeit nicht zugaenglichenm auffaellig flaschengruenen Bahnhof aus 1887 und das zweistoeckige Holzhaus, das frueher als Zollamt diente.
Wer mehr Ausdauer hat wie wir, findet am Suedende der Av. Argentina am steilen Abhang Mauerreste (Ruinas de Huanchaca) von den Britisch-Bolvianischen Minas de Plata aus dem 19. Jht. Vom obersten Level der ehemaligen Silber-Raffinerie geniesst man eine schoene Aussicht auf Meer und Stadt.

Nach dem Mittagsessen direkt am Meer bei den Pelikanen starten wir unsere Rundreise. Ueber Baquedano immer entlang der Bahnlinie gewinnen wir an Hoehe. Aber je mehr wir steigen, desto schlechter fuehlt sich Corinne und muss ein paar Mal tief in die Plastiktuete schauen. Da nur auf 2'250m ueber Meer hoffen wir, dass nur die Aufregungen der Hinreise und nicht die Hoehe Ursache fuer Ihr Unwohlsein sind. Wir sind froh, die Koordinaten des Camping Extraccion von Calama zu kennen, damit wir uns nicht lange mit der Suche nach einem Uebernachtungsplatz herumschlagen muessen.
Dienstags stehen wir vor den Toren der Kupfermine von Chuquicamata, aber der Zutritt bleibt uns verwehrt. Die heutige Tour ist bereits um 10.ooh gestartet und haette zudem in der Codelco in Calama und nicht hier gebucht werden muessen. Wir koennen uns nur die riesigen Abraumhalden der angeblich groessten offenen Kupfermine der Welt aus der Ferne ansehen. In den Himmel steigt Rauch der Verhuettungsanlagen, und zusammen mit dem von Abbau und Wind aufgwirbeltem Staub macht die ganze sowieso schon wuestenhafte Gegend einen komplett staubigen, ja dreckigen Eindruck. Also suchen wir uns den Weg direkt von da aus nach Lasana - gar nicht so einfach wie es toent, denn im Umfeld der grossen Anlagen der Mine bleiben viele Wege gesperrt und andererseits wurden neue durch die Gegend gezogen, die man einfach kennt und deshalb keiner Beschriftung beduerfen.

Auf Umwegen schaffen wir es schliesslich doch in die kleine Flussoase Chiu Chiu und rechtzeitig zum Mittagshalt an die kleine kreisrunde Laguna Inca Coya, die uns mit ihrer blauen Farbe aber auch mit zunehmend kraeftigerem Wind ueberrascht.

Die Naturstrasse nach Ayquina ist "ameliorada", d.h. sie weist eine verdichtete teerartige Oberflaeche auf. Das Aymara-Dorf, eine saubere an den Hang geklebte Gemeinde ist aber wegen des herannahenden Winters praktisch verlassen. Ihre Bewohner, die vom Terrassenfeldbau und der Lamazucht leben, haben sich bereits in waermere Gefilde verzogen. Die Gassen sind aufgeraeumt, die Fenster verhaengt und die Tueren mit Vorhaenge-Schloessern versperrt. Nur ein paar Lamas bieten sich neben den einfachen Behausungen als Fotosujets an. Toconce bietet dasselbe Bild. Auch die Baños de Turi etwas abseits der Hauptstrasse sind leer. Mangels Thermalwasser wurde ihr Betrieb laengst eingestellt.
Wir sind froh, einen klaerenden Wegweiser zu entdecken, der uns auf den richtigen Weg nach Linzor schickt. Wir rollen auf eher Track als Weg huegelan und in der Folge unendlich an Haengen entlang. Bereits kuendet sich der Abend an, und noch immer ist keine Ortschaft in Sicht. Radspuren sind zwar vorhanden, aber unsere Zuversicht droht zu schwinden. Irgendwohin muessen ja schliesslich die heute ohne Leitungen noch krumm in der Gegend stehenden Strommasten ja gefuehrt haben! Endlich kommen wir zu einem kleinen Fluesschen und bald darauf, bereits im Dunkeln aber immer noch auf ueber 4'100m Hoehe, zu einem Wegkreuz mit Zeichen von Zivilisation.
Die Temperatur faellt stetig, im Laufe der Nacht dann gar auf -6o C. Zwar funktioniert die Webasto-Heizung mit der speziellen Pumpe fuer die Hoehe perfekt, dafuer ist heute Kochen resp. die Gaszufuhr ein Problem. Damit wir eine warme Mahlzeit erhalten, muss Fredy einen Lappen um das Manometer wickeln.

Heute Mittwoch haben wir ein volles und strenges Programm. Im Stockdunkeln stehen wir vor 5.ooh auf und starten ohne Fruehstueck auf die letzten 25km bis zum hoechstgelegenen Geysir-Feld der Welt. Allerdings stossen wir auf missliche Wegverhaeltnisse, koennen zum Teil ueber von den Haengen heruntergewaschenen Kies- und Stein-Haufen auf dem schmalem Weg nur in fuer mich bedenklicher Schraeglage und nur im Schritt-Tempo fahren.

Es faengt bereits an zu tagen, als wir endlich das Tal auf 4'320m Hoehe erreichen, wo die Erde zu leben scheint. Nicht sehr hoch sind die Wasserfontaenen der El Tatio Geysire selbst, aber bis zu 10m Hoehe erreichen die Dampfsaeulen des mit 85o C an die Oberflaeche dringenden, erwaermt von Gestein, das seinerseits von heissem unterirdischen Magma erhitzt wurde. Teilweise ist die Erdoberflaeche vereist. Aber wir sind warm angezogen bei einer Temperatur von nur -6oC noch um 6.30h, die nur langsam mit den aufkommenden Sonnenstrahlen sich erhoeht. Dafuer nehmen die Dampfschwaden zu und mit im Gegenlicht der aufgehenden Sonne steht unser Camper neben einem geradezu mystischen Gelaende voller zischender und gurgelnder Geraeusche. Natuerlich sind wir nicht alleine. Unzaehlige Touren-Kleinbusse haben sich eingefunden, deren Insassen dick eingemummelt, teilweise halb verschlagen auf der Suche nach dem ideaqlen Foto- oder Filmstandpunkt uebers Terrain stolpern. Waehrend wir uns schliesslich nach dem Abklingen der Aktivitaeten in den gemuetlich warmen Camper zum Fruehstueck verziehen, erhalten sie im Freien als Staerkung heissen Mate de Coca-Tee und Sandwiches.
Um 9.30h ist der ganze Spuk vorbei. An den etwas abseits gelegenen Badepools kleiden sich die letzten paar Unentwegten wieder an und entschwinden ebenfalls. In unserer kleinen Reisegruppe finden sich keine Freiwilligen fuer ein Eintauchen ins leicht schweflig riechende Wasser. Wir ziehen es vor, erst die holprige Naturstrasse und die Cuesta de Diabolo hinter uns zu bringen und erst gute 30 km vor unserem naechsten Etappenziel bei den Baños de Puritama auf 3'535m zu stoppen. In einem engen Canyon, in den ein felsiger Weg steil hinunterfuehrt, liegen acht herrlich angelegte Pools eingerahmt von Felsen und wogenden Schilfbueschen. Wir baden uns durch sie von unten nach oben, treffen aber auch im obersten Becken nur 33o C warmes Thermalwasser an, das einem hoechstens durch den Umstand, dass man auf einem Holzsteg in zuegigem Wind von einem Pool in den andern wechselt, beim Eintauchen waermer vorkommt.

Gegen 15.30h rollen wir in San Pedro de Atacama (2'436m) ein. Das Zentrum der 2000-Seelen-Siedlung, wohl Chiles bekanntester Wuestenort, besteht aus gerademal vier Strassen in Nord-Sued und drei in Ost-West-Richtung mit einer Fussgaengerzone um die Plaza herum im Einbahn-System. Unsere Ankunft faellt in die grosse Siesta. Deshalb sind praktisch alle Fenster und Tueren der kleinen Adobe-Haeuser mit Holzlaeden verschlossen und kaum jemand ist unterwegs. Dieser verschlafene Ort soll der grosse Ausgangspunkt und Versorgungszentrum fuer die vielen Touristen sein, wo wir auf Anhieb nicht einmal einen Lebensmittelladen erblicken!

Fuer jeden Besucher dieser Region ist der Sonnenuntergang im 12km entfernten Valle de la Luna ein Muss. Wir entrichten am Eingang unsern Tribut und erhalten gute Ratschlaege, erst zu Fuss noch bei vollem Sonnenlicht die Circuits durch die Cavernas und den Canyon zu absolvieren, wobei sich ersteres als Sackgasse und zweiteres als Wanderung ohne bezeichnetes Ende erweist. Also dringen wir motorisiert weiter ins Tal vor, das vor Urzeiten ein See war, dessen Boden bei seismischen Erschuetterungen aufgefaltet und in der Folge von der Witterung in bizarre Formen aus Sand, Salz und Lehm verwandelt wurde. Bekannt aus Bildern vieler Reisefuehrer und Prospekte sind die Figuren Los Vigilantes oder auch Tres Marias genannt oder das markante Amfiteatro. Von der hoechsten Duene aus sollte man nicht den eigentlichen Untergang der Sonne verfolgen sondern vielmehr dessen Auswirkung, d.h. des sich von geblich-orange, rot ueber violett bis blau wandelnden Lichts auf den oestlich gelegenen, 5'916m hohen Vulkan Licancabur.
Im Tal selbst ist das Campen nicht erlaubt. Aber unmittelbar nach dem Verlassen des Parkgelaendes finden wir eine Moeglichkeit, uns fuer die Nacht zu verkriechen und von der Strasse her unsichtbar zu machen.
Zurueck in der Caracoles von San Pedro de Atacama entdecken wir erleichtert, dass sich da doch eine stattliche Anzahl Restaurants, Souvenirgeschaefte und Tourorganisatoren nebeneinander reihen sowie kleine Supermercados, die zwar nur ein beschraenktes, aber dennoch erstaunliches Sortiment aufweisen. An der huebschen Plaza des Armas mit seiner blendend weissen Iglesia San Pedro finden sich gar einige Internet-Cafés.
Da wir auch noch einkehren, reichen zu guter Letzt die Argentinischen Pesos nicht aus. Mangels grosser Bank am Ort suchen wir Money Changers auf (zwei ATMs entdecken wir erst viel spaeter), wo wir uns Nachschub und gleichzeitig zum Voraus auch einen Notgroschen in Bolivanos verschaffen koennen.

Zu loesen gilt es noch das Problem mit dem im Tiefland in Antofagasta eingefuellten und fuer diese und noch hoehere Lagen und Kaelte ungeeignete Gas. Rasch ist ausserhalb der Wohnzone der Tankhahn geoeffnet und dessen Fuellung verpufft. Aber von der beim oertlichen Haendler organisierten lokalen Flasche das neue Gas in den Tank stroemen zu lassen, ist dann ein echtes Problem. Erstens hat Fredy sich geirrt und muss improvisieren, da er in seiner Ausruestung nicht einen chilenischen sondern nur einen argentinischen Adapter mitfuehrt, und zweitens hat die hiesige Flasche zusaetzlich eine Ausfluss-Sicherung, die immer nur ein beschraenktes minimales Quantum entweichen laesst. Also essen wir im Schatten von Gehoelz unsere Sandwiches ueber Mittag und verbringen Zeit mit Yazzi-Spielen in der Hoffnung, dass die komplizierte Umfuellung bald beendet sei. Da dem bei weitem nicht so ist, zeichnet sich eine weitere Nacht hier im Umfeld von San Pedro de Atacama ab.
Waehrend Fredy sich knurrend seinem inzwischen fuer die Nacht umparkierten Iveco und der gelben Gasflasche widmet, benutzen Corinne, Michi und ich die Gelegenheit, die einst an einem Abhang der Cordillera de la Sal auf Terrassen errichtete Pukara of Quitor zu erforschen. Diese Inka-Festung aus dem 12. Jht., heute Monumento Nacional, hatte nicht nur strategischen und defensiven Zweck wie zur Sicherung der alten Handelswege. Aus den Ueberresten seiner ueber 200 steineren Haeuser laesst sich schliessen, dass sie stetig bewohnt wurden. 1540 allerdings eroberten die Spanier diesen letzten Rueckzugsort der damals hier herrschenden Inkas.
Wir lassen es nicht dabei bewenden, den ersten Huegel zu erklimmen. Vielmehr stellen wir fest, dass es noch die Moeglichkeit gibt, einen hoeher gelegenene Mirador zu erreichen. Zwar geht uns auf dem gewundenen Weg manchmal fast die Puste aus, aber wir schaffen es, zeitgerecht zum Sonnenuntergang das Denkmal da oben zu erreichen und erst noch vorgaengig unsere Fotos vom Licancábur-Vulkan samt aufgehendem Vollmond zu schiessen.

Schon am Vortage hatten wir ja optimistisch unsere Paesse und das Carnet de Passage ausstempeln lassen. Also koennen wir am Morgen des 18. April mit vollen Frischwasser- und Dieseltanks frohgemut uns auf die gute Teerstrasse huegelan und am Licancábur vorbei begeben. Trotz speziellen Lastwagen-Bremsbecken sind die die Seitenstreifen gut dotiert mit zerknautschten Wracks und rostigen Autoteilen und dazwischen Erinnerungskreuze mit kuenstlichem Blumenschmuck verunglueckter Wageninsassen. Bei Erreichen der ersten Anhoehe verlassen wir Ruta 27 und biegen noerdlich auf eine Gravelroad ab, die uns nach Bolivien fuehren wird.
 
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Chile III - Nr. 1349-2303
Galerie / Chile IV - Nr. 2305-2634

 

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