19. März - 4. April 2008 / Cristo Redentor-Mendoza-Ischigualasto Parque Prov. -Cafayate-Salta-Cachi-Belén-Paseo San Francisco (AR)

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Erst nach unseren Besuch bei der bekannten Statue des Cristo Redentor wird in Las Cuevas in einer grossen Halle der offizielle Wechsel von Chile (Ausreise) nach Argentinien (Einreise) mit den entsprechenden Stempeln besiegelt. Wegen dem Ende der Sommerzeit entfaellt diesmal die einstuendige Zeitverschiebung. Puente del Inca ist nicht etwa ein Bauwerk der Inka sondern vielmehr ein natuerlich durch Erosion gebildeter Felsbogen. Das Wasser einer dort entspringenden schwefelhaltigen heissen Quelle hat den Sandstein spektakulaer rostrot-gelblich verfaerbt. Ein Erdrutsch hat dem einstigen Thermalbad ein Ende bereitet und die Felsformation darf man wegen Einsturzgefahr nicht mehr ueberqueren. Weiter vorbei an den los Penitentes (Skiort zu Fuessen einer Reihe von Pinnakeln, so genannt weil sie einer Reihe von Moenchen gleichen sollen - wenn man das Auge dafuer hat) fahren wir im letzten Abendlicht des 19. Maerz weiter. Wir uebernachten abseits der Hauptstrasse auf einem alten Strassenstueck von Ruta 7 vor Polvaredas.

Das breite Tal des Rio Mendoza wird erst von Auslaeufern der Hochkordilleren gesaeumt. Seinerzeit in der Schulstunde als Theorie behandelt, wie sich ein Fluss seinen Weg sucht und dabei das Tal veraendert, sehen wir hier in Natura. Von den Haengen rutscht staendig Material nach, angefangen mit grossen Brocken ueber Steine, Kies bis manchmal puderfeinen Sand. Wir fahren auf neuerer Version von Ruta 7 und sehen immer wieder Etappen der frueheren Strassenfuehrung. Eine noch groessere Investition an Geld und Arbeit muss einst der Bau des Eisenbahn-Trassees gewesen sein. Ueber markante Stahlbruecken wechselten die Bahngeleise mehrmals die Talseite. Heute ist sie auf etlichen Teilstuecken verschuettet und/oder abgerutscht und nicht mehr in Betrieb.
Die Region, die neben Mendoza auch San Juan umfasst, wurde eigentlich in der Sprache der Ureinwohner berechtigterweise mit "cuyo" genannt, was soviel wie sandige Erde bedeutet. Dank kuenstlicher Bewaesserung waechst jedoch heute in 300 Sonnentagen fast alles, so dass sie sich in der Werbung getrost "Land der Sonne und des Weins" nennen kann. Reben in und um Uspallata sorgen fuer sattes Gruen, produzieren fast ¾ des argentinischen Weins, den man in rund 1500 Bodegas kosten kann und der weltweit exportiert wird.
Ruta 15 nach Mendoza erweist sich als mit herrlichen alten Baeumen beschattete Anfahrt. Die Stadt Mendoza selbst mit gut 120'000 Einwohnern ist gut ueberschaubar. Die Strassen, typisch im Gitter angeordnet, sind meist breit und ebenfalls von Baeumen gesaeumt. Obwohl schon 1561 erstmals gegruendet und daher eine der aeltesten Staedte des Landes findet man wegen des schweren Erdbebens 1861 kaum historische Gebaeude. Bei den starken Erschuetterungen erneut in 1965 passierte nicht viel, da Hochhaeuser weitgehend fehlten.

Wir wollen erstmal Mittagshalt machen und waehlen dazu das Gelaende des westlich des Zentrums liegenden 420 ha grossen Parque San Martin. Verschiedene Freizeiteinrichtungen wie Zoo, einen See zum Rudern, Tennisplaetze, Reitgelaende, ein Amphitheater und ueber 50'000 Baeume ziehen Besucher und Benuetzer an. Hoehepunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist auf dem Ruhmeshuegel, dem Cerro de la Gloria, ein riesiges Denkmal mit Bronze-Statuen und Reliefs, welches an die Heldentaten des grossen Generals José San Martin erinnert. Auch die Plaza Indepencia in der Stadtmitte ist mit einer schoenen Brunnenanlage geschmueckt. Die Strassen darum herum sind am fruehen Nachmittag ruhig, die meisten Geschaefte noch geschlossen. Aber gegen 17.ooh erwachen die Laeden in der Fussgaengerzone Paseo Sarmiento und entlang der Av. San Martin zu Leben. Autos und Einkaufswillige mehren sich. Wir entfliehen dem zunemenden Verkehr und schlagen unser Lager unverschaemt direkt am Ufer des kleinen Sees im San Martin Park auf. Niemand nimmt daran Anstoss. Vielmehr wird unsere Karte am Wagen bewundert, diskutiert und wir oefters auf unsere Reise und Erfahrungen daraus angesprochen. Freie Ostertage bevorstehend, herrscht allerdings bis spaet nachts ein Hoellenbetrieb und ruhig wird es erst gegen 3.ooh am Morgen.
Auftanken in Mendoza. Momentan bestehen wegen Strassenblockaden von Bauern, die damit gegen eine Erhoehung der Abgaben an den Staat vm Verkauf landwirtschaftlicher Produkte protestieren, Probleme mit der Treibstoff-Anlieferung. Der Tankwart darf deswegen nur fuer 30.- P. Diesel pro Mal ausschenken. Freundlicherweise stellt er fuer uns jeweils nach diesem Betrag einfach die Tankuhr 7x auf Null zurueck, so dass wir schliesslich doch 120 l im Tank haben, die wir aber natuerlich dann nicht mit der Maestro-Karte sondern bar bezahlen muessen. Also aeuffnen wir am ATM im Einkaufszentrum oestlich der Stadt, wo wir bei Vea unsern Kuehlschrank fuellen, wegen eventuellen kuenftigen Wiederholungen noch vorsichtshalber unsere Reisekasse um einen groesseren Betrag.
Noerdlich des geruhsamen und im Allgemeinen wohlhabend erscheinenden Mendoza durchfahren wir dann noch einige aermere Quartiere. In trockenster Umgebung wurden aermliche Adobe-Huetten erstellt. Ihre Bewohner verdienen sich mehrheitlich ihren Lebensunterhalt mit Sammeln und Sortieren von Abfaellen und entsprechend sieht die unmittelbare Umgebung auch aus respektive stinkt sie.
Entlang Ruta 40 finden wir gar einen schattigen Platz unter Baeumen fuers Mittagessen, bevor wir weiterziehen. Die Gegend ist sandig trocken, aber den Spuren in den Seitenstreifen und teilweise auch auf den benachbarten Flaechen zu schliessen, bleibt in der Regenzeit weitum Wasser liegen, dass dann nach und nach verdunstet und eine weisse Schicht auf dem Boden hinterlaesst. Wir haben gestern die Reiseroute bis Mitte April ueberarbeitet und uns entschieden, bis nach Salta hochzufahren. Dafuer werden wir zwischendurch das Programm etwas raffen und uns oft an die Hauptverbindungen halten. In dem Sinne umfahren wir auch San Juan grossraeumig und stossen bei Cauceta auf Ruta 141.
Ploetzlich sind wir nicht mehr allein unterwegs. Der Gegenverkehr nimmt rasant zu und ganze Horden von Radfahrern kommen uns entgegen. Unuebersehbar naehern wir uns einem der populaersten Wallfahrtsziele in Argentinien, dem Schrein der Difunta Correa bei Vallecito, der an Weihnachten, am 1. Mai und vor allem an Ostern von Zehn- bis Hundertausenden besucht wird.
Eine Legende erzaehlt von Deolinda Correa, die waehrend des Buergerkriegs von 1840 sich aufmachte, um mit ihrem Baby-Sohn auf dem Ruecken, den Truppen, die ihren Mann gefangen hielten, zu folgen. Sie verlief sich in der Wueste von San Juan und starb schliesslich an Hunger und vor allem Durst. Maultiertreiber fanden einige Tage spaeter ihren Leichnam und den wundersamerweise noch lebenden Saeugling, der sich an der Brust seiner toten Mutter naehrte. An ihrem Fundort liegt heute der Wallfahrtsort der (von der katholischen Kirche offiziell nicht heilig gesprochenen) Difunta (=entschlafenen) Correa. Ihr werden eine ganze Serien von Wundern zugeschrieben, weshalb aus dem anfaenglich simplen Kreuz auf einer Anhoehe eine ganze Gruppe von Kapellen entstand, deren Waende mit Plaketten von Bittenden und Dankenden bedeckt und das Innere mit Opfergaben gefuellt sind. Da findet man Sportpokale, Familienfotos, Zeugnisse, Automodelle, da die LKW-Fahrer die Difunta Correa besonders verehren und sie als Beschuetzerin aller, die allein durch die grossen Weiten reisen, gilt. Auch Geld liegt da, Kerzen werden angezuendet. Eine Kapelle ist voller Hochzeitskleider. Am haeufigstens aber werden gefuellte Flaschen niedergelegt, da Wasser in vielen Regionen selten und daher wichtig ist. Durch Hunderte kleiner Schreine und eine Galerie voller Autonummer gelangt man auf den Huegel, wo in zwei Nischen Nachbildungen der Verehrten liegen, vor denen man sich bekreuzt, sie beruehrt und mit Kusshaenden bedenkt.
Im Umfeld davon fuehlt man sich wie an einer Chilbi. Die Besucher, eher aus aermeren Schichten stammend, picknicken oder verpflegen sich an den einfachen Essensstaenden. Bis weitherum campen die Besucher, erholen sich immer noch von Fest-Exessen sprich Alkohol und geniessen ihren Ausflug offensichtlich. Wer nicht ueber Unterkunft oder eigenen Transport verfuegt steht jetzt am spaeten Nachmittag in endlosen Schlangen an fuer die Heimfahrt mit den wenigen oeffentlichen Bussen. Wir fahren noch einige Kilometer weit aus Vallecito heraus und verkruemeln uns dann etwas abseits der Strasse im Busch. Hatten wir tagsueber ueber 35o C, so kuehlt es abends nun langsam ab. Um uns herum tuermen sich am Himmel Wolken auf. Lange Zeit bleibt es beim Wetterleuchten, bis dann die Blitze und Donner sich mehren und schliesslich heftiger Regen einsetzt, so dass wir uns in den Camper fluechten muessen.

Am Samstag-Morgen unterwegs auf Route 141 sehen wir, was die dem Gewitter folgenden heftigen Regenfaelle angerichtet haben. Links und rechts der Strasse liegt in der sonst "furz"trockenen Gegend Wasser bis weit ins Gelaende hinein. Wir haben heute nur mal mehr 18o C und den Himmel voller drohenden Regenwolken, gewaertigen aber daraus nur ab und zu einige Regentropfen. Bei Marayes biegen wir auf Nr. 510 ab und sind von der meist guten Strasse via San Agustín del Valle Fértil ueberrascht. Man hat sich auf dieser Verbindung die Entwaesserungsrohre unter dem Teer gespart. Das Trassee weist alle paar hundert Meter verschieden breite Baldenes/Mulden wie Furten auf, durch die man, vorausgesetzt es hat sich keine stoerende Dreckschicht abgesetzt, mit vollem Tempo durchschaukeln kann. Wie wir biegen die meisten Vehikel in Los Baldecitas in die Zufahrt zum Parque Provinicial Ischigualasto ein. Und wirklich sind wir trotz des regnerischen Wetters auch beim Valle de la Luna nicht alleine. Voruebergehend wegen zuviel Wasser in den Bachbetten am Morgen geschlossen, stauen sich die Autos vor der Barriere des derzeitig trueben Parks. Das veranlasst uns, neben dem Visitor Center um 14.ooh erst mal unser Mittagessen nachzuholen und anschliessend fuer heute unser Lager da aufzuschlagen mit der Hoffnung, dass sich bis morgen das Wetter bessert sowie am Morgen frueh nicht so ein Besucherandrang herrscht. Vor dem Centro de Servicios finde ich sogar einen Funken Wifi und kann immerhinetwa die Haelfte der ueber 55 Mails, die ich gestern Nacht noch am Thunderbird vorbereitet hatte, wegschicken.

Forscher haben nachgewiesen, dass schon vor 190-230 Mio. Jahren hier in und um einen 800km langen und 15km breiten See tierisches und pflanzliches Leben herrschte. Die aeltesten Saurierskelette der Welt wurden hier im Parque Provinicial Ischigualasto gefunden. In Jahrmillionen hat der maeandernde Rio Ischigualasto und die Erosion diese bizarre Landschaft mit dem passenden Namen "Valle de la Luna" mit herrlichen Sandsteinformationen geschaffen.
Erst gegen Mittag nehmen nicht nur die Besucher zu, sondern auch Sonne lockt. Wir reihen uns zur von einem Guide gefuehrten 40km langen Rundfahrt ein. Um 12.20h starten wir mit 20 andern Fahrzeugen im Konvoi. Gut drei Stunden lang werden wir ueber einen Teil des 63'000ha grossen Patrimonio's Natural de la Humanidad gelotst.
Bei fuenf Zwischenhalten verlassen wir die Fahrzeuge und besichtigen die Formation El Gusano (Wurm) mit kleinen Fossilien und versteinerte Pflanzen im Gestein, das gescheckte Valle Pintado (bunte Tal) und Cancha de Bochas (Sportplatz mit Kugeln) - effektiv aber nur halb so gross als wie wir ihn uns aufgrund der Aufnahmen in den Reklameschriften vorgestellt hatten. Vom Submarino hat man einen schoenen Ueberblick ueber ein arides, hoechstens mit dornigen Straeuchern und grossen Kakteen bestandenen Tals. Der etwa 17m hohe Hongo (Pilz) bildet der glorreiche Schlusspunkt des Trips. Sonne laesst die erodierten ockerfarbenen Haenge gluehen, als wir ueber Naturstrassen, die Ueberschwemmungs-Spuren und -Schaeden von den vorgaengigen starken Regenfaellen aufweisen, zum Visitor-Center zurueckkehren. Wir werfen einen abschliessenden Blick ins Parkmuseum, wo ueber die weltweite Bedeutung der hiesigen Funde informiert und die mittels aus gefunden Skeletten rekonstruierten Sauriern der gewonnene Eindruck vertieft wird.
Auch Ruta 150 von Los Baldecitas via Paganzo weist ebenfalls deutliche Spuren der kuerzlichen Niederschlaege und mit Schwemm-Material bedeckte Strassenmulden beim Rio Paganzo und bei andern Wasserlaeufen auf. Wir uebernachten neben der Strasse im Busch vor Patquia.
Ab Patquia fahren wir auf Hauptstrasse 38. La Rioja, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ist im Westen von den Gipfeln der Sierra de Velasco umgeben und zaehlt an die 150'000 Einwohner. In der normalerweise schon ruhigen Stadt laeuft heute Oster-Montag ueberhaupt nichts. Nicht laufen tut auch mein Thunderbird Stick, als ich in der Stadt an einem Strassenrand mit Netzverbindung die restlichen Mails unter die Leute bringen will. Die laengste Zeit muss ich ueben, bis endlich ich den blockierten Stick oeffnen kann. Dafuer ist es dann in der Schweiz bereits Abend (bei Hudelwetter und Schneefall) als ich endlich fertig bin, so dass wir auch gerade noch unsere Telefonrunde absolvieren koennen.
Zur Feier des letzten Oster-Tages sind alle Dieselpreise kurzfristig um 0.15-0.20 P. pro Liter erhoeht worden, so dass wir aufs Auffuellen verzichten und es auf die naechste groessere Stadt verschieben. Wir brauchen nur noch frisches Brot und Wasser in den Tank, so dass wir schliesslich erst am spaeten Nachmittag endlich auf die Piste kommen. Die Gegend ist gruengefaerbt, aber von dornigen Bueschen und Kaktussen. Wegen der immer praesenten Zaeune links und rechts ist es gar nicht so einfach, von der Hauptstrasse wegzukommen. Aber schliesslich finden wir gegen 19.ooh eine Abzweigung, die nicht ausschliesslich zum Deponieren von Abfall dient. Wir stehen laengs der kaum befahrenen Naturstrasse und wollen uns bereits beim Einnachten ans Nachtessen setzen, als neben uns ein Polizeiauto mit Blaulicht stoppt. Korrekt und sehr freundlich erkundigt sich der Beamte, ob alles in Ordnung sei und was wir hier in der verlassenen Gegend suchten. Nachdem er unsere Passkopien studiert und sich unsere Namen notiert hat, verabschiedet er sich beruhigt wieder. Auch vor und nach den groesseren Staedten muessen wir immer wieder bei Kontrollposten stoppen. Da nehmen wir aber inzwischen weder Ausweise noch Kopien davon in die Haende, sondern Fredy erklaert freundlich, dass wir nicht spanisch sprechen und als Turistos aus la Suiza unterwegs seien. Um dem Sprachproblem aus dem Weg zu gehen, werden wir in der Folge unbehelligt durchgewinkt.
Bis (San Fernando del Valle de) Catamarca begleiten uns staendig zu beiden Seiten der Strasse Olivenhaine. Wir stoppen nur gerade zum Tanken und durchfahren den wenig wohlhabend scheinenden Hauptort der Provinz Catamarca am Rande. Mit der in unserer Karte bezeichneten Cuesta del Portezuelo duerften wohl die vielen mit Bueschen und Kaktussen bestandenen Huegel im Norden des Ortes gemeint sein, durch die sich Ruta 38 schlaengelt. Nach La Merced wird die Gegend dann flacher. Bis nach La Cocha folgt ein gruenes Feld dem andern, alle praktisch ausschliesslich mit Tabakpflanzen bestanden. Die hier kleinblaettrige Sorte ist jetzt etwa 70-80 cm hoch und beginnt jetzt langsam gelb zu werden. Noch stehen die vielen skelettartigen Holzschuppen, in denen nachher die geschnittenen Stauden getrocknet werden, noch leer. Bauern haben eben die Blockade der Strasse durch Traktoren und Feldmaschinen wieder geoeffnet und lassen uns passieren. Um Aguilares herum herrscht dann eine neue Monokultur vor: Zuckerrohr, so weit das Auge reicht.
Ruta 307 bringt uns durch die Schlucht des Rio de los Sosas mit subtropischer Vegetation. Jetzt am Nachmittag hat sich das Wetter verschlechtert. Wir umfahren "el Indio" und klettern bergan, immer naeher an die ueber den Huegel haengenden Nebelschwaden. Schliesslich oeffnet sich die Schlucht auf etwa 2'000m ue.M. in ein weites Hochtal benannt nach der Volksgruppe der Tafí, die einst hier siedelten und auf Terrassen Weizen anbauten. Heute gibt es hier einen 10 km langen Stausee, ueber dem zu unserer Freude die Sonne scheint und an dessen suedlichen Ende Molnar liegt. Hier befinden sich "Los Menhires", ueber 100 aufrechtstehende, vor etwa 2000 Jahren geschaffene Steinsaeulen - wenige mit, die meisten ohne Reliefs -, die aus verschiedenen Fundstellen zusammen getragen und als Notloesung auf einer als Parque bezeichneten Wiese deponiert wurden.

Tafí de Valle selbst liegt auf 2'100m und schwillt in den Sommermonaten bei angenehmem Klima als Sommerfrische von seiner lokalen 3000koepfigen Bevoelkerung auf das fuenffache an. Waehrend wir weiter bergauf fahren, kommen wir an den vielen, wegen der Aussicht am Hang gelegenen schoenen Ferienhaeusern vorbei. Die Strassenqualitaet ueber den 3'050m hohen Abra del Infiernillo (kleine Hoelle) hat sich in dem Masse verschlechtert als die Aussicht erst zurueck auf das Valle de Tafí und nach der Passhoehe runter auch Amaichá del Valle im Rio St. Maria-Tal verschoenert hat. Wir schaffen es bis zum Abend noch bis vor die Ruinen von Quilmes.
Zu Beginn des 11. Jht. schufen die Quilmes Indianer ihre Siedlung am Osthang der Sierra de Quilmes. Ihre Befestigung widerstand den Eroberungsversuchen anderer Indianer-Voelker wie die der Inka, nach 35-jaehriger Gegenwehr 1665 aber nicht mehr denen der Spanier. Die letzten 270 Familien der urspruenglich 5'000 Einwohner wurden von ihnen auf einen Fussmarsch zur Umsiedlung nach Buenos Aires gezwungen. Die Wenigen, die diese Strapaze ueberlebten, starben dafuer nach Erreichen der Ostkueste an Krankheiten.
Wir verbringen mehr Zeit als vorgesehen in den alten Ruinen. Erst steigen wir auf der Nordflanke bis unter die Bergkuppe rauf, queren den Hang und steigen ueber die andere Seite wieder hinunter. Nicht zuletzt dank den vielen Kandelaber-Kaktussen zwischen den Mauerresten und in der breiten Tal-Ebene ergeben sich immer wieder neue herrliche Ausblicke von oben.

Cafayete ist ein kleines Landstaedtchen und lebt davon, dass die Busse auf ihren Rundfahrten durch die Weingegend hier die Touristen zum Zwischenhalt ueber Mittag aussteigen und um die Plaza San Martin herum sich die Fuesse vertreten lassen. Wir tun es ihnen gleich und vertilgen Humilidas und Empanadas, bevor wir uns aufmachen, die restlichen 200km nach Salta hinter uns zu bringen. Vor uns liegt ein schoenes Wegstueck, das mit los Medanos (Duenen) inmitten der dank Bewaesserung fruchtbaren Landschaft, beginnt. Auch hier sieht man Beweise, dass es in den letzten paar Tagen geregnet haben muss. Wir wagen es nicht, den Camper durch all die vielen Tuempel zu fahren, sondern suchen uns unsern Weg nur ein Stueck weit um durch die matschigen Stellen herum, um zu Fuss bis zu den Sandduenen, auf denen es mit Aussicht nicht weit her ist und ueber die ein kraeftiger Wind weht, zu spazieren.
Fredy faehrt den Camper ueber dieselbe Spur zurueck, auf der wir dahingelangt sind, hoechstens mit weniger Schwung - und da passiert es. Der Hinterteil des Wagens sackt ab, der Iveco sitzt fest. Erst betrachten wir den Vorfall als kleine Abwechslung des bis anhin geradezu beunruhigend ruhigen Fahralltags. Bald aber realisieren wir, dass wir da vor einer echten Herausforderung stehen. Die Differentialsperre scheint nicht komplett zu greifen und drei Raeder drehen durch. Aber wozu haben wir denn all die Jahre einen speziellen Felgenaufsatz mitgefuehrt, wenn nicht um ihn heute an dieser voellig ungefaehrlichen Stelle zu testen. Ein Seil wird darauf gewickelt, um einen nahen Baumstamm geschlungen und danach vorne am Abschlepphaken befestigt. Der Theorie zufolge sollte sich so der Wagen selbst aus dem Dreck ziehen. Aber der erwartete Erfolg bleibt aus, auch nachdem wir die voraussichtliche Fahrspur ideal praepariert haben. Auch weitere Versuche, diesmal unter zusaetzlichem Einbezug von Umlenkrolle und Abschleppgurte aendern nichts an der ungluecklichen Position des Campers - abgesehen davon, dass es knallt, der Aufsatz verbogen und das Seil gerissen ist. Fredy spuckt in die Haende, schaufelt, flucht (so was passiert sonst nur andern Leuten), hebt den Wagen mit dem HiCrack an, damit er die Sandbleche unter die Hinterreifen schieben kann. - Zwar stoesst er nicht auf Oel, dafuer aber sammelt sich Wasser in den bald unergruendlichen Tiefen, in denen die Raeder malmten.

Eduardo und Adriana, mit denen wir am Morgen uns bei den Quilmes Ruinen unterhalten haben, erblicken uns von der Strasse aus und stossen als freundlicher Helfer zu uns. Ihr alterschwacher Peugeot wird vorgespannt, aber vermag - Kunststueck, schon bei seinem normalen Wegfahren glaubt man einen Helikopterstart unter voller Kraft beizuwohnen - nichts auszurichten. Wir muessen es uns eingestehen: Der Camper hockt komplett fest, ist bis zu den Tanks, Getriebe und Unterfahrschutz eingesoffen und klebt geradezu auf dem feuchten Untergrund. Weitere fremde Assistenz ist angebracht. Eduardo gabelt auf der Fahrt zurueck nach Cafayete einen leichten Truck mit einem Trupp Strassenarbeitern auf, die hilfsbereit in die Bresche springen. Aber ihr Vehikel ist nicht schwer genug und vermag nichts auszurichten, weshalb sie mit einer "maquina" (Bagger) zurueckzukehren versprechen, aber nie mehr gesehen werden!
Duestere Regenwolken am immer dunkler werdenden Himmel beschleunigen uns. Ich fahre erneut mit Eduardo und Adriana in ihrem Auto mit. Wir fragen uns in Cafayete von Haus zu Haus weiter und gabeln am vierten Stopp bei einer Eisenwarenhandlung unsere Rettung auf. Innerhalb einer halben Stunde steht der LKW mit einer zusaetzlichen Tonne auszuliefernden Zements auf der Bruecke am "Tatort" und startet das Unterfangen. Erst als Fredy ihn dazu ueberreden kann, direkt vor den Iveco zurueckzusetzen und Anlauf zu nehmen, tut sich was. Der dritte Versuch reisst den Camper nach 7-stuendiger Geduldsprobe nachts um 22.ooh (fuer laeppische P. 100.-) endlich aus der sumpfigen Mulde. Allerdings koennen wir unser Versprechen, Eduardo und Adriana zum Nachtessen im Ort einzuladen, nicht einloesen. Die Lenkung und/oder das Lenkgetriebe scheinen bei der Befreiung gelitten zu haben. Wir uebernachten deshalb an Ort und Stelle, um morgen bei Tageslicht den Schaden abzuschaetzen.
Wir sind noch einmal glimpflich davongekommen. Die Spurstange vorne links ist verbogen und die Raeder koennen nicht mehr eingeschlagen werden. Aber Fredy schafft es, sie mit Einsatz des grossen Wagenhebers wieder in fahrbare Form zurueckzubiegen. Befluegelt von der wiedererlangten Mobilitaet starten wir nach der Entschlammung und Entstaubung des Campers auf die fuer gestern geplante Fahrt durch die Quebrada de Cafayete. Eine herrliche Schlucht durchfahren wir und koennen uns kaum satt sehen an den beeindruckenden ockerfarbenen Sandstein-Gebilden des vom Rio de las Conchas erodierten Canyon wie Los Castillos oder el Obelisco. El Anfitheatro ist ein Felsenkessel von etwa 50 m Durchmesser und ist ebenso attraktiv wie la Garganta del Diablo (Teufel's Schlund). Am Stausee Embalse Cabra Corral mit seinen steilen Ufern muessen wir mit einem Mittags-Platz hoch ueber dem Wasser, dafuer wenigstens am Schatten unter einem Baum, vorlieb nehmen. Am spaeten Nachmittag rollen wir in die suedlichen Quartiere der vielgeruehmten Halbmillionen-Hauptstadt Salta ein. Unser GPS bringt uns auf direktem Weg zum Camping Municipal, wo wir uns von den Reisestrapazen erholen wollen. Das riesige Schwimmbad in seiner Mitte der Anlage ist jetzt ausser Saison leer und der Platz nur wenig belegt. Aber wir treffen trotzdem alte Bekannte, die Franzosen Valérie und Daniel, mit denen wir letzten anfangs September letzten Jahres zusammen bei der Jugendherberge von Brasilía gestanden sind. Wie schon damals veranstalten wir ein gemeinsames Nachtessen und haben uns viel zu erzaehlen.

Der ewige Fruehling soll die Spanier 1582 zur Gruendung von Salta veranlasst haben. Wir lernen die Stadt hingegen zwischen dem 27. bis 31. Maerz grau in grau bei immer wieder einsetzendem leichtem Spruehregen und an einigen Tagen gar mit heftigen Guessen kennen. Wir machen Internetbesuche, verspeisen feine Empanadas an der Plaza, geniessen Cortados Dobles (Milchkaffee ab der Kolben-Kaffeemaschine) im "News Time" wegen des Nieselns und nicht wegen der Sonne unter den schuetzenden aufgespannten Schirmen sitzend und machen "halbpatzige" Rundgaenge. Es herrscht nicht viel Betrieb im Zentrum, umsomehr als nachmittags praktisch die meisten Laeden in der Fussgaenger-Zone Alberdi bis zum Abend geschlossen sind. Erst nachdem freiwillige Heerscharen, ausgestattet mit Eimern, Wischern und Lumpen die heilige Staette wieder auf Hochglanz gebracht haben, duerfen wir einen Blick in die Iglesia Catedral werfen.Den Ausflug auf den Cerro San Bernardo koennen wir uns bei diesen scheusslichen Wetterverhaeltnissen abschminken.
Dafuer hat der Ort den Vorteil eines gut assortierten Iveco-Ersatzteillagers, wo wir sogar neue Spurstangen und Luftfilter-Elemente ab Lager kaufen koennen.Fredy eruiert zudem die Ursache des klickenden Geraeusches der letzen zweihundert Kilometer und entdeckt zwei gebrochene Blaetter an der hintern rechten Feder. Der von der Iveco uns genannte Spezialist fuer Elasticos ist ebenfalls ein Volltreffer. Hingefahren, um eigentlich nur erst einen Termin zu vereinbaren, wird nicht lange gefackelt, unser Auto in die gut ausgestattete Werkhalle gewiesen und zwei Stunden spaeter ist das Problem aus der Welt geschaffen. Dafuer ist die Bridgestone Firma in der Av. Chile ein Reinfall. Anstatt das Vermessgeraet zu benutzen, wird der Radabstand vorne mit einer Latte kontrolliert und auf gut Glueck herumgeschraubt mit dem Resultat, dass danach der Wagen merkbar nach rechts zieht und die Spureinstellung verschlimmbessert wurde.
Am Morgen des 1. April durchfahren wir auf unerer Weiterfahrt die Quebrada del Toro auf Ruta 51. Eine Teerstrasse fuehrt durch die landschaftlich abwechslungsreiche Schlucht. Erodierte vielfarbige Sandsteingebilde und immer wieder ganze Haenge voller Kakteen faszinieren uns. Unzaehlige Male kreuzen wir die Schmalspurgeleiste des Tren a las Nubes oder sehen in den Haengen Verbauungen und Bruecken dazu. 1921 wurden weder Kosten noch Anstrengungen gescheut, um eine Verbindung zwischen Salta und den Minen im Hochland Argentiniens zum Pazifikhafen Antofogasta im Nachbarland zu schaffen. 1929 hatte man San Antonio de los Cobres auf 3'775 m, aber erst 1948 die Grenze zu Chile, den 3'852m hohen Socompa-Pass erreicht. Dazwischen liegt etwa 20 km ausserhalb des staubigen Bergarbeiterstaedtchen San Antonio de los Cobres das beruehmte Viaducto La Povorilla. Wir lassen uns die Gelegenheit nicht entgehen, diese 224m lange Bruecke aus Stahl, die in 63m Hoehe eines der Taeler in der kahlen Gebirgswueste ueberspannt, in Natura zu sehen. Von ihrem Fuss klettern wir einen steilen Pfad hinauf, und ich ignoriere Atemnot und den leichten Schwindel um der Aussicht vom Geleise oben auf 4200 m Meereshoehe Willen. Auch diese ganze Linie wurde laengst stillgelegt. Aber noch bis vor etwa 2-3 Jahren verkehrte auf dem Teilstueck bis zu diesem Viadukt ein mit allem Komfort ausgestatteter "Zug in die Wolken" fuer Touristen.

Als Fortsetzung unserer Fahrt haben wir die Naturstrasse 40n gewaehlt. Eine Bautafel mit dem Vermerk Carretera clausurada liegt nach wenigen Kilometer am Boden. Eine Naechste verkuendet "Transito 10 km - Ruta cortada" und wir raetseln, ob das nun heisse, dass diese Verbingung nach 10 km unterbrochen sei oder nur nur auf eine Laenge von 10km gerillt/zerschnitten sei. Da die Alternative ein Zurueckkrebsen bis fast nach Salta und somit ein grosser Umweg bedeuten wuerde, entscheiden wir uns zur Weiterfahrt und erhoffen das Beste. Und wirklich bringt uns eine fast zu schoene Strasse um wahr zu sein bis ganz auf den 4'875 m hohen Abra el Acay, von dem aus wir eine herrliche Aussicht auf die Strecke und Talschaft, die wir soeben durchfahren wie auch auf den nahen Nevado de Aroy haben.
Von der Passhoehe aus verlieren wir auf der entgegengesetzten Seite nur relativ langsam an Hoehe. Immer mal wieder bemerken wir, dass die Strasse von Erd- und Kiesrutschen befreit werden musste. Im grossen Ganzen ist die Gegend trocken, nur einzelne Herden von Guanacos begegnen uns. Als wir endlich tiefer gelangen, muessen immer oefter Wasserlaeufe durchquert werden und der Weg wird immer schlechter. Die Sonne hat sich laengst hinter die abendlichen Wolken verzogen. Das Licht laesst nach. Schade, dass wir diese bergige Gegend kaum mehr wahrnehmen koennen - aber vielleicht ebenso gut, dass ich nicht mehr so genau sehe, ueber was fuer zerklueftete Stuecke nunmehr einem kleinen Fluss entlang wir holpern und immer oefter wegen abgerutschtem Terrain einfach ueber schraege Haenge parallel zur urspruenglichen Strecke ausweichen muessen. Ganz bestimmt ist dies keine Route um sie waehrend eines Regenfalls zu befahren, wenn schon jetzt die unter- oder halb weggespuelten Etappen nur noch eine knappe, fuer den Iveco gerade noch genuegende breite Spur aufweisen. Da kommt uns schon mal wieder der Gedanke, ob wohl die Verbindung letzten Ende doch nicht durchgehend sei. Wohl hatten wir immer ein/zwei Reifenspuren auf dem Track gesehen. Aber vielleicht hatte ebenso Unglaeubige wie wir wollen hin- aber wieder zureck-fahren muessen!!
Der GPS-Cursor bewegt sich kaum vom Fleck. Wir drehen uns bei den vielen Kehren und kritischen Stelle fast an Ort und verlieren nur wenig an Hoehe, dabei wollen wir auf keinen Fall ueber 4'000 oder vorzugsweise wegen der fehlenden Akklimatisation unter 3'000 m Hoehe uebernachten. Esquina Colorada und El Saladillo, erste kleine, nur aus ein paar Huetten bestehende Orte naehren meinen schwankenden und Fredy's unerschuetterlichen Optimismus. Endlich tauchen auf 3'500 m Hoehe wieder die ersten Kaktusse und groesseren Buesche auf. Langsam aber sicher wird die Spur wieder erfolgversprechend breiter. Im Stockdunklen passieren wir La Pome auf 3'015 m Hoehe und schlagen uns um 21.ooh wenig ausserhalb davon endlich in die Buesche. Warmes Nachtessen gibt es natuerlich, aber keine warme Dusche. Die Webasto-Heizung funktioniert auf dieser Hoehe nicht, also erhitzen wir uns zwei Toepfe voll Wasser zum uns vor dem Schlafengehen von Hand abzuseifen.
Am naechsten Tag wird das Tal immer breiter, des Wassers im Flussbett mehr. Wir fahren auf angenehm breiter Naturstrasse weiter talwaerts. In der Talsohle bieten Pflanzen und die vielen Aecker einen unerhoerten Kontrast zu den kargen gebirgigen Hoehen. Ziegen weiden, aus deren Milch Kaese sowie von den Feldern Tomaten, Zwiebeln und oft getrocknete Paprikas im Unterland von den immer zahlreicher ansessigen Kleinbauern verkauft werden. Cachi wird in der Saison von vielen Touristenbussen angefahren. Jetzt liegt das Staedtchen, dessen koloniale Atmosphaere sich praktisch auf die an der Plaza liegenden Gebaeude beschraenkt, verschlafen da. Wir verschaffen uns etwas Bewegung auf einem kleinen Bummel, besuchen das kleine, aber ueberraschend modern gestaltete kleine Ortsmuseum, werfen einen Blick in die kleine Kirche, deren Decke mit dem Holz der hiesigen Cardones (Kaktusse) verkleidet wurde und selbst (ohne Stacheln natuerlich) fuer den Beichtstuhl Verwendung fand. Erst folgt dann in verkehrter Reihenfolge der Cortado an der Plaza, dann der Mittagsimbiss ausserhalb des Ortes bei einer kleinen Haengebruecke ueber einen kleinen Fluss.

Wir sind fast alleine unterwegs auf der mehrheitlich sandigen und kurvenreichen Strecke via Seclantás nach Molinos, das den Namen einer ehemals dort betriebenen Muehle verdankt. Angostura und Angastaco liegen bereits im Valle Calchaquí. Die Strasse windet sich nun erneut durch trockenes Gebiet und muendet schliesslich in die Quebrade de la Flecha. Da bietet sich uns wieder eine unglaubliche farben- und formen-praechtige Felslandschaft. Verstaerkt werden die vielen Toene durch das warme abendliche Sonnenlicht und die Formenationen dramatisiert durch den Hintergrund von Gewitterwolken.
Cafayate, seine Weinfelder und weitere (feuchte) Umgebung kennen wir ja schon. (Der deformierte weggeschmissene Radaufsatz, mit dessen Hilfe wir uns erfolglos auf der Hinfahrt hatten aus dem Schlamm befreien wollen und den Fredy fuer eine ev. Verwendung an der Hinterachse wieder mitnehmen will, hat in der Zwischenzeit bereits einen neuen Abnehmer gefunden.) Wir unsererseits finden rasch zur Plaza 9 Julio und stossen auf dem Weg zu den Restaurants auf alte Bekannte aus Salta, Irmgard und Gerhard. Gemeinsam suchen wir uns ein Lokal, muessen uns aber auch nach mehreren Anlaeufen im "Macacha" anstelle eines grossen, zarten Stueck Rindfleisch mit Lamm zufrieden geben, da auch hier die Wirte und Geschaefte unter den durch die Strassensperren der Bauern verursachten Verzoegerungen der Camions und dadurch Ausbleibens von Nachschub leiden. Waehrend die beiden sich auf dem Campingplatz Huasi stationiert haben, uebernachten wir mitten im Ort am Strassenrand unter Baeumen vis-à-vis der Schule.
Ueber Quilmes nach Amaichá del Valle fahren wir in uns bekannten Gefilden durch die vielen zwar trockenen, aber oft mit Kies bedeckten Badenes. Die Gegend ab Santa Maria wird langsam trockener, der Felder werden es weniger. Vor Los Nacimientos findet dann der Teerbelag sein Ende, und wir lassen einmal mehr Luft ab. Kaum wieder die Fahrt fortgesetzt, naht sich ein uns bekanntes senfgelbes Vehikel - darin Bruno+Renate, letztmals vergangenen Oktober auf der Peninsula Valdés in Punta Pardelas getroffen. Am Strassenrand ein kurzer Info-Austausch ueber die zuletzt befahrenen und die bevorstehenden Routen, wer von den gemeinsamen Bekannten sich zur Zeit wo befindet, dann faehrt jede Partie wieder seines Weges. Beim Mittagshalt an Ruta 40 schauen wir auf das breite, steinige Bett des praktisch ausgetrockneten Rio Belén hinunter. Den gleichnamigen Ort erreichen wir wenige Kilometer spaeter, nunmehr wieder auf Asphalt. Ein Lastwagenfahrer raet uns bei Londres ab, die beabsichtigte Abkuerzung ueber einen kleinen Nebenweg zu waehlen, da es in diesem Gebiet bereits geregnet habe und erste Haenge abgerutscht seien. Also kurven wir um den dunklen Cerro Negro herum auf Ruta 60 und erreichen via Salado Tinogasta im Tal des des Rio Abaucán, wo wir, den Empfehlungen unseres Reisefuehrers Folge leistend, genuegend Diesel auffuellen fuer die bevorstehende Durststrecke bis weit nach Chile hinein. Im 48km entfernten Fiambalá gibt es dann doch noch eine Tankstelle, dafuer werden die Grenzformalitaeten heutzutage nicht mehr in diesem Ort sondern etwa 20km vor der eigentlichen Grenze abgewickelt.
Die Auswahl der Standplaetze ist beschraenkt. Wir haben die Wahl zwischen einem Halt entweder im Ort mit Volk um uns herum oder aber in der staubigen Landschaft entlang der Hauptverbindung.
Deshalb nehmen wir spontan 15km mehr in Kauf und fahren zu den Termas de Fiambalá - eine lohnenswerte Entscheidung. Um 19.ooh liegen wir im obersten und waermsten der in eine schmale Schlucht gemauerten Anzahl Badebecken im entspannenden, angeblich 41o C warmen Thermalwasser. Bis um 22.ooh ist die einfache Badeanlage mit Picknick-Tischen unter Baeumen geoeffnet und gut besucht. Die Temperatur des Wassers verringert sich stetig mit dem Herunterplaetschern vom hoeher gelegenen ins naechst tiefere der etwa 10 Bassins, so dass es den Argentiniern moeglich ist, ohne Gefahr von Ueberhitzung mitsamt ihrem nicht wegzudenkenden Becher voller Maté-Tee darin zu sitzen. Es wird empfohlen, insgesamt etwa 30x einzutauchen und sich zwischendurch immer wieder abzukuehlen - leicht moeglich im Abendwind unter klarem Sternenhimmel. Als es endlich gegen 22.ooh Nachtessen im Camper gibt, fuehlen wir uns wie nach einem Saunagang, sind nudelfertig und bald reif fuers Bett.

Die Anfahrt zum Pass erfolgt von der Flussoase Fiambalá, ausgenommen ein Teilstueck mit Umleitung auf Schotter wegen Instandstellung, auf bester Teerstrasse. Nach dem anfaenglich breiten, trockenen Tal des Guanchin fahren wir unter stetem Anstieg erst mal wieder staunend durch attraktive Felsformationen aller Form-und Farb-Variationen. Anschliessend begeistern uns die immensen Hochebenen des Valle de Chaschuil. Zwar erblicken wir Tafeln mit Ortsnamen wie Chaschuil, Pastos Lagos und Cortaderas. Aber besiedelt ist diese Region spaerlich und vermutlich immer in der Naehe der wenigen weidenden Esel. In regelmaessigen Abstaenden befinden sich dreieckige Schutzhuetten, Refugios fuer Schutz bei, im heutigen herrlichen Sonnenschein und bei in dieser Hoehe immer noch 13oC kaum vorstellbaren, schlechten Wetter-Bedingungen. Wir rollen auf dem Corredor Bioceanicó, welcher als direkteste Verbindung vom Pazifik zu verschiedensten Provinzen Argentiniens und vor allem mit andern Laendern wie Paraguay, Uruguay sowie Brasilien und demnach dem Atlantik, propagiert wird. An der argentinischen Zollstation Las Grutas drueckt man uns stolz eine Hochglanzbroschuere in die Hand ueber das hochtrabende Projekt einer grossen ueberdachten Grenzabfertigung, dabei sind uns auf dieser Route, der gestrige Tag miteinbezogen, gerade mal vier Lastwagen (und erst noch alle von derselben Firma) mit chilenischen Nummernschildern entgegengekommen.
Dafuer mehren sich die beeindruckenden Gipfel um uns herum, alle vulkanischen Ursprungs. Der Cerro Incahuasi (6'638m) liegt noch auf argentinischem Boden. Der Nevado Ojos del Saldao gilt mit seinen 6'879m als hoechster Gipfel Chile's und vor allem als hoechster, allerdings erloschener Vulkan der Erde. Aufgrund unterschiedlicher Hoehenmessungen liegt er mit dem Aconcagua von Argentinien (6'959m) gar im Wettstreit um den Titel des hoechsten Berges Amerika's. Vor der Passhoehe des Paseo San Francisco lesen wir den welschen Biker Alexander, ebenfalls uns aus Valdés bekannt, auf und laden ihn samt Rad und Anhaenger ein. Er ist froh, diesen landschaftlich herrlichen, aber mit 4'748m einer der hoechsten Anden-Paesse nicht in den Pedalen stehend sondern gemuetlich im Camper sitzend erreichen zu koennen.

 
Weitere Fotos: siehe
Galerie / Argentinien III - Nr.1561-2201

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